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Leseprobe Rosegarden Inn - Ein Hotel zum Verlieben, Staffel 1, Folge 1

Nach dem Tod ihres Vaters ziehen die beiden Schwestern Amber und Lynn nach Hollow Moon, einem netten Hafenstädtchen an der Ostküste der USA. Amber soll die Geschäftsleitung des "Rosegarden Inn" übernehmen, des schönsten Hotels der Gegend. Was wie ein Traumjob aussieht, entpuppt sich schon bald als abenteuerliches Unterfangen. Schwierigkeiten tauchen auf, die Amber an ihre Grenzen bringen. Auch Lynn findet sich in ihrer neuen Schule alles andere als gut zurecht. Glücklicherweise gibt es in Hollow Moon nicht nur ein schönes Hotel und einen traumhaften Strand, sondern auch attraktive Männer. Als Amber den geheimnisvollen Jaden trifft und Lynn den gutaussehenden Noel liegt Liebe in der Luft ... --- Band 1 der ersten Staffel --- Zur Information für unsere Leser: "Rosegarden Inn - Ein Hotel zum Verlieben" ist ein Fortsetzungsroman, bestehend aus zehn Teilen, die fortlaufend gelesen werden sollten. Jeder Band enthält ca. 80 Seiten. Wir wünschen gute Unterhaltung!

Nach dem Tod ihres Vaters ziehen die beiden Schwestern Amber und Lynn nach Hollow Moon, einem netten Hafenstädtchen an der Ostküste der USA. Amber soll die Geschäftsleitung des "Rosegarden Inn" übernehmen, des schönsten Hotels der Gegend. Was wie ein Traumjob aussieht, entpuppt sich schon bald als abenteuerliches Unterfangen. Schwierigkeiten tauchen auf, die Amber an ihre Grenzen bringen. Auch Lynn findet sich in ihrer neuen Schule alles andere als gut zurecht. Glücklicherweise gibt es in Hollow Moon nicht nur ein schönes Hotel und einen traumhaften Strand, sondern auch attraktive Männer. Als Amber den geheimnisvollen Jaden trifft und Lynn den gutaussehenden Noel liegt Liebe in der Luft ...

--- Band 1 der ersten Staffel ---

Zur Information für unsere Leser:
"Rosegarden Inn - Ein Hotel zum Verlieben" ist ein Fortsetzungsroman, bestehend aus zehn Teilen, die fortlaufend gelesen werden sollten. Jeder Band enthält ca. 80 Seiten.
Wir wünschen gute Unterhaltung!

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AMY SUMMERFIELD <br />

<strong>Rosegarden</strong> <strong>Inn</strong> <br />

<strong>Ein</strong> <strong>Hotel</strong> <strong>zum</strong> <strong>Verlieben</strong> <br />

-­‐ <strong>Staffel</strong> 1 -­‐ <br />

<strong>Folge</strong> 1 <br />

2


Originalausgabe 2015 <br />

Copyright © 2015, my digital garden UG (haftungsbeschränkt), <br />

Potsdam <br />

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit <br />

Genehmigung des Verlages und der Autorin wiedergegeben und <br />

verbreitet werden. <br />

Titelabbildung: <br />

Ola-­‐la (Rosentapete) www.shutterstock.com <br />

Kelly Sorenson (Lace Frame Vector), <br />

https://creativemarket.com/kellyjsorenson <br />

ISBN: 978-­‐3-­‐945690-­‐05-­‐5 <br />

Mehr gute Bücher finden Sie unter: <br />

www.my-­‐digital-­‐garden.de <br />

Immer auf dem Laufenden unter: <br />

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3


Liebe Leserin, lieber Leser, <br />

vielen Dank, dass Sie den ersten Teil von »<strong>Rosegarden</strong> <strong>Inn</strong> – <strong>Ein</strong> <br />

<strong>Hotel</strong> <strong>zum</strong> <strong>Verlieben</strong>« gekauft haben. <br />

Inspiriert von Fernsehserien haben wir dieses Projekt entwickelt, <br />

einen Serienroman, der Sie auf dem Heimweg in Bus und Bahn <br />

begleiten und Ihnen den Feierabend auf dem Sofa versüßen möchte. <br />

Der Roman sollte fortlaufend gelesen werden, Band für Band, wie <br />

man eine Fernsehserie schaut. Die Handlungen der Bände sind dabei <br />

nicht abgeschlossen, sondern werden im folgenden Band fortgesetzt. <br />

Derzeit sind von »<strong>Rosegarden</strong> <strong>Inn</strong>« drei <strong>Staffel</strong>n geplant. Neben der <br />

Pilotfolge, die Sie in den Händen halten, enthält jede <strong>Staffel</strong> sechs <br />

weitere <strong>Folge</strong>n, in denen Sie die Schwestern Amber und Lynn bei <br />

Ihren Abenteuern in Hollow Moon und im <strong>Rosegarden</strong> <strong>Inn</strong> begleiten <br />

können. <br />

Wir wünschen Ihnen gute Unterhaltung! <br />

Ihre Amy Summerfield <br />

& das Team von my digital garden – Wo gute Geschichten <br />

wachsen. <br />

4


1 <br />

»Lynn?« Amber lauschte die Treppe hinauf. <br />

Keine Antwort. Ihre Schwester war nicht mehr im Haus, das <br />

spürte sie. <br />

Amber hob die letzte Umzugskiste auf den Arm und trug sie <br />

nach draußen zu dem blauen Ford Pick-­‐up, der in der <strong>Ein</strong>fahrt <br />

parkte. <br />

Der Wagen hatte zweifellos die besten Tage hinter sich. Die <br />

Roststellen an der Karosserie waren so zahlreich wie die <br />

Sommersprossen auf ihrer Nase – aber der Motor würde <br />

zuverlässig seinen Dienst versehen, das hatte ihr der Verkäufer <br />

versichert. <br />

Auf der Ladefläche stapelten sich zahlreiche Kisten, gefüllt mit <br />

allem, was sie aus dem Haus mitnehmen wollten: Kleider, Bücher, <br />

Andenken und Bilder. <strong>Ein</strong>e alte Stehlampe und die Standuhr ihres <br />

Vaters lagen dick in Folie und Schaumstoff verpackt daneben. <br />

Da ihre neue Bleibe möbliert sein würde, verzichteten sie <br />

darauf, die alten Möbel mitzunehmen. Nur einen Schaukelstuhl <br />

würde sie behalten. Der Familiengeschichte zufolge hatte er ihrer <br />

Urgroßmutter gehört. Sein Holzrahmen war mit Schnitzereien <br />

verziert, den mit Rosen bestickten Stoff der Sitzfläche und der <br />

Rückenlehne hatte ihr Vater liebevoll restauriert. Da der Stuhl zu <br />

viel Platz auf dem Pick-­‐Up eingenommen hätte, musste Amber ihn <br />

per Kurier vorausschicken. Sie hoffte inständig, dass er heil <br />

angekommen war. <br />

5


Amber schob die Kiste zu den anderen und klappte die <br />

Ladefläche hoch. Dann bog sie den Rücken durch und sog tief die <br />

erdig duftende Luft ein, die ab Mal mit dem Duft der umstehenden <br />

Fliederbüsche durchsetzt sein würde. Diese würde sie wohl am <br />

meisten vermissen. <br />

Obwohl sie schon seit zehn Jahren nicht mehr hier wohnte, fiel <br />

es ihr auf einmal schwer, das Haus aufzugeben. Sie war hier <br />

ebenso wie Lynn aufgewachsen, hatte im Garten auf der Schaukel <br />

gesessen, sich zwischen den Büschen versteckt, auf der alten Bank <br />

gelesen. Damals hätte sie nicht gedacht, dass sie jemals von hier <br />

fortgehen würde. Jedenfalls nicht ganz. Solange ihr Vater noch <br />

lebte, war dieses Haus immer ihre Anlaufstelle gewesen, der Ort <br />

der Ruhe, des Rückzugs. <br />

Aber jetzt gab es für sie keine andere Möglichkeit mehr. Der <br />

Makler hatte es bereits verkauft, die neuen Besitzer würden in <br />

einer Woche anrücken. <br />

»Lynn?«, rief Amber noch einmal. Doch auch dieses Mal <br />

antwortete sie nicht. <br />

Amber schritt über den Hof, schaute dann im Garten nach. <br />

Nichts. Auch im Geräteschuppen war sie nicht. Mit sechzehn war <br />

sie auch schon ein wenig zu alt für Versteckspiele. <br />

Dann fiel ihr plötzlich ein, wo sie sein könnte. <br />

Amber schloss die Haustür ab, stieg in den Pick-­‐up und fuhr los. <br />

Das Raunen der hohen Bäume empfing sie, als sie vor dem <br />

Friedhof der Stadt aus dem Wagen stieg. Irgendwie war es hier <br />

immer windig – und kühler als sonst im Ort. Amber raffte sich die <br />

Sweatjacke vor der Brust zusammen und schob sich mit der freien <br />

6


Hand ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Dann ging sie <strong>zum</strong> <br />

Tor. Die Angeln quietschten leise, als sie es aufstieß. Mr Grady, der <br />

Friedhofsgärtner, weigerte sich inständig, sie zu ölen, weil er der <br />

Meinung war, dass die Toten hören mussten, wenn sie Besuch <br />

bekamen. <br />

Amber ließ ihren Blick über die Grabreihen schweifen. Seit der <br />

Ort gegründet worden war, hatte man hier sämtliche Bewohner <br />

bestattet. Gräber aus dem 18. Jahrhundert fanden sich hier ebenso <br />

wie Gräber aus der Neuzeit. <br />

Sie fand Lynn beim Grab ihres Vaters. Vor zwei Wochen war er <br />

hier begraben worden, wie er es sich gewünscht hatte, neben <br />

seiner Frau. <br />

Amber erinnerte sich gut an ihre Mutter, ihre Schwester war <br />

allerdings zu jung, um sie zu kennen. Als Lynn drei Jahre alt war, <br />

erlitt Megan Harris plötzlich einen Herzinfarkt. Obwohl der <br />

Notarzt alles getan hatte, starb sie, bevor man sie ins Krankenhaus <br />

bringen konnte. <br />

Ihr Tod hatte ihren Vater vollkommen aus der Bahn geworfen. <br />

Stundenlang hatte er ohne sich zu rühren im Garten gesessen und <br />

auf die Rosenbeete gestarrt, die Megan angelegt hatte. <br />

Als Ältere der beiden Schwestern hatte Amber den Haushalt <br />

übernehmen müssen, weil ihr Vater vollkommen überfordert war. <br />

Er war es gewohnt, zur Arbeit zu gehen, heimzukommen, dann an <br />

Haus und Garten herumzuwerkeln oder sich auszuruhen. Er <br />

verstand nichts davon, für zwei Töchter zu sorgen, von denen eine <br />

ein Kleinkind war. <br />

Amber verstand davon ebenso wenig, doch sie hatte die <br />

fürsorgliche Ader ihrer Mutter geerbt. Als Fünfzehnjährige, die <br />

7


sich für Jungs zu interessieren begann und lieber Musik hörte und <br />

ausgehen wollte, war es natürlich nicht einfach, doch irgendwie <br />

hatte sie es auf die Reihe bekommen. <br />

Dann, nach zwei Jahren, fing sich Jeff Harris wieder und <br />

ermöglichte es Amber, ihren eigenen Weg zu gehen. Dafür und für <br />

vieles andere war sie ihm unendlich dankbar. <br />

Vor zwei Jahren, noch bevor er, wie er es sich gewünscht hatte, <br />

seine beiden Töchter vor den Altar führen konnte, wurde bei ihm <br />

Krebs diagnostiziert. <br />

Er hatte seine ältere Tochter, die in ihrem Job mittlerweile <br />

erfolgreich war, nicht belasten wollen. Aber schließlich war sie <br />

doch gezwungen gewesen, ihren Job aufzugeben, damit sie sich <br />

um ihn kümmern konnte. Wieder war es eine harte Zeit, und noch <br />

härter hatte die beiden Schwestern der Tod des Vaters getroffen. <br />

Aber jetzt bekamen sie die Chance <strong>zum</strong> Neuanfang. <strong>Ein</strong>en <br />

Neuanfang, über den sich ihr Vater sicher gefreut hätte. <br />

»Hier bist du!« , sagte Amber, als sie hinter ihre Schwester trat, <br />

die auf einem umgedrehten Blecheimer saß und auf den Stein <br />

starrte, in den ein Bild ihres Vaters eingelassen war. <br />

Sie hatten das schönste Foto genommen, das sie in den Alben <br />

finden konnten, weil sie wollten, dass alle Welt sah, was für einen <br />

freundlichen und gutaussehenden Vater sie gehabt hatten. Je <br />

mehr Zeit seit seinem Tod verging, desto mehr fiel es Amber auf, <br />

wie ähnlich Lynn ihm war. Sie hatte seine blonden Haare, die <br />

strahlend grünen Augen und die Grübchen in den Wangen, die <br />

tiefer wurden, wenn sie breit lächelte. <br />

Amber hingegen sah keinem ihrer Eltern ähnlich. Wenn man <br />

den Weisheiten alter Leute glaubte, konnte bei der Verbindung <br />

8


zwischen einer dunkelhaarigen Frau und einem blonden Mann <br />

nur ein rothaariges Kind herauskommen. Sie war dieses <br />

rothaarige Kind, mit Sommersprossen und immerhin grünen <br />

Augen, groß, langgliedrig, aber alles andere als grazil oder zart. <br />

»Lynn?« <br />

Das Mädchen reagierte nicht. Amber unterdrückte ein Seufzen. <br />

In ihrem <strong>Inn</strong>ern rumorte es. <br />

Sie wusste, wie ungern ihre Schwester von hier wegging. <br />

Beinahe jeden Abend hatten sie darüber diskutiert, beinahe jeden <br />

Abend hatte Lynn sie angefleht, nicht von hier fortzugehen. Doch <br />

es ging nicht anders. Und Amber hatte das Sagen. <br />

Kurz nach dem Tod ihres Vaters hatte sie sich um das <br />

Sorgerecht für ihre Schwester bemüht. Dass sie in ein Waisenhaus <br />

gehen würde, stand für Amber nie zur Debatte. Glücklicherweise <br />

hatte sie einen Anwalt gefunden, der die Sache mit den Behörden <br />

schnell über die Bühne bringen konnte. <br />

»Ich weiß«, sagte Amber mit gedämpfter Stimme. »Du willst <br />

nicht von hier weg. Aber glaube mir, Dad würde es so wollen. <br />

Wenn du achtzehn bist, kannst du deiner Wege gehen, wenn du <br />

das willst. Aber jetzt musst du mit mir kommen, eine andere <br />

Alternative gibt es nicht.« <br />

Noch immer saß Amber ein wenig der Streit in den Knochen, <br />

den sie wegen des Umzuges ausgetragen haben. Lynn hatte ihr <br />

vorgeworfen, sie von allem, was sie liebte, wegzureißen, und zwar <br />

nur, weil sie auf ihren eigenen Vorteil bedacht sei. Das hatte sie <br />

tief getroffen, denn ein anderes Jobangebot war nicht in Sicht. In <br />

dieser Gegend riss man sich nicht um eine <strong>Hotel</strong>fachfrau, denn die <br />

einzige Unterkunft, die es hier gab, war ein schäbiges Motel, das <br />

9


estenfalls Trucker anlockte – oder Leute, die den Kick einer <br />

echten Horrornacht haben wollten. <br />

»Warum mussten wir Dads Haus verkaufen?«, fragte Lynn <br />

vorwurfsvoll, ohne den Blick von dem Foto ihres Vaters <br />

abzuwenden. <br />

In Amber zog sich etwas zusammen. Das Haus. Natürlich. In der <br />

ersten Phase nach dem Tod ihres Vaters hatte sich Lynn noch <br />

eingeredet, allein im Haus wohnen zu bleiben. Doch das war nicht <br />

in Frage gekommen. Lynn konnte nicht allein für das Haus <br />

aufkommen und Amber brauchte einen Job. <br />

Wohl oder übel hatte sich die ältere der Schwestern in das <br />

Monster verwandeln müssen, das die jüngere von hier wegriss. <br />

»Weil wir ein Haus in einer anderen Stadt brauchen«, <br />

antwortete Amber seufzend, während sie gegen den Drang <br />

ankämpfte, ihre Schwester einfach in ihre Arme zu ziehen. »Und <br />

weil es uns vielleicht gut tut, von all dem wegzukommen und neu <br />

anzufangen.« <br />

Als Lynn nichts darauf erwiderte, fügte Amber hinzu: »Dad <br />

würde nie wollen, dass wir unglücklich sind, das weißt du. Er <br />

würde wollen, dass wir unseren Weg gehen. Damals, als ich an <br />

diese <strong>Hotel</strong>schule gegangen bin, hat er mich gehen lassen, auch <br />

wenn es sein Traum war, dass ich eines Tages ein College besuche. <br />

Wir haben noch nie viel über deine Ziele geredet, aber ich bin <br />

sicher, wenn Dad noch leben würde, würde er es bei dir genauso <br />

halten. Er würde nicht wollen, dass du hier bleibst. Er würde es <br />

begrüßen, dass du in die Welt ziehst.« <br />

10


Lynn sah immer noch wie gebannt nach vorn. <strong>Ein</strong>e Träne <br />

kullerte über ihre Wange und landete auf ihrem schwarzen <br />

Metallica-­‐Shirt. Dann erhob sie sich. <br />

»Okay, gehen wir. Es ändert ja doch nichts.« <br />

Sie schob die Hände in die Taschen ihrer Jeans und trottete <strong>zum</strong> <br />

Friedhofstor. <br />

Amber blieb noch einen Moment vor dem Grabstein stehen. <br />

»Ich versuche, das Richtige zu tun, Dad«, sagte sie leise. »Wir <br />

werden in Hollow Moon neu anfangen. Du wirst auf uns stolz sein, <br />

das verspreche ich dir!« <br />

Damit wandte sie sich um. Der Wind ließ die Baumkronen über <br />

ihr rauschen. Es war, als würden die Geister dieses Ortes Good bye <br />

zu ihnen sagen. <br />

11


2 <br />

Die Tankstelle wirkte ein wenig verkommen und einsam, doch <br />

da die Nadel der Tankanzeige schon bedenklich gen Null rückte, <br />

beschloss Amber, hier zu halten. <br />

Umgeben wurde die Anlage, die aus einem kleinen Ladenraum <br />

und einer Zapfsäule bestand, von dichtem Gebüsch, sodass man <br />

sie, wenn man nicht genau hinschaute, leicht übersehen konnte. <br />

Das alte »Gasoline«-­‐Schild, das an dem Laden angebracht war, gab <br />

ein schönes Postkartenmotiv ab für die Liebhaber amerikanischer <br />

Klischees. <br />

»Soll ich dir irgendwas mitbringen?«, fragte sie Lynn, die auf <br />

dem Rücksitz des Pick-­‐ups döste. Da sie die Kopfhörer ihres IPod <br />

in den Ohren hatte, hörte sie sie natürlich nicht. Erst, als Amber <br />

ihr Bein berührte, zuckte sie zusammen. <br />

»Sind wir da?«, fragte sie lustlos und zog einen Stöpsel aus dem <br />

Ohr. <br />

»Nein, wir müssen tanken. Soll ich dir was aus dem Laden <br />

mitbringen? <strong>Ein</strong>en Schokoriegel, Kekse oder ein Eis?« <br />

»Nein«, knurrte Lynn und drehte sich zur Seite. »Ich bin keine <br />

fünf mehr, dass ich sowas brauche.« <br />

»Okay, wie wär‘s dann mit Zigaretten?«, entgegnete Amber <br />

bissig. Mittlerweile müsste sie eigentlich die Ablehnung ihrer <br />

Schwester gewöhnt sein, aber es traf sie jedes Mal, wenn Lynn <br />

ihren guten Willen abschmetterte. <br />

»Ich rauche nicht, danke.« <br />

12


»Okay«, entgegnete Amber seufzend und stieg aus dem Wagen. <br />

Sie hatte wirklich keine Ahnung, wann sich das Verhältnis <br />

zwischen ihr und Lynn wieder normalisieren würde. <br />

Sie schraubte den Tankdeckel ab und steckte den Zapfhahn in <br />

den Tankstutzen. Ihr Blick richtete sich auf das große <br />

Sprossenfenster, in dem ein altes Werbeschild für eine Diät-­‐Cola <br />

hing. War dieser schäbige Look vielleicht gewollt? <br />

Als sie mit dem Tanken fertig war, hängte sie den Zapfhahn <br />

wieder ein. <br />

»Warte!«, rief es aus dem <strong>Inn</strong>ern des Pick-­‐ups, als sie sich <br />

umwandte. Lynn rappelte sich auf und kurbelte die Scheibe <br />

herunter. »Was zu Essen wäre doch gut. Wenn du ...« <br />

»Klar. Ich hol ein paar Sachen und dann können wir uns ein <br />

wenig die Beine vertreten.« <br />

Amber lächelte in sich hinein, als sie <strong>zum</strong> Laden ging. Lynn hatte <br />

sie um etwas gebeten. Das war ein gutes Zeichen. Nicht, dass es <br />

ein Friedensschluss war, aber sie hatte mal nicht bockig auf ihrem <br />

Nein beharrt und dann lieber gehungert. <br />

Unter Glockengebimmel trat sie ein. Der Laden war leer. Im <br />

ersten Moment fühlte sich Amber in die sechziger Jahre versetzt. <br />

Sie war für diese Epoche zu jung, kannte aber Bilder aus der Zeit. <br />

Hier sah es genauso aus wie damals, als ihr Vater durch die <br />

Gegend fuhr. <br />

Überraschenderweise hatte der Laden alles, was sie brauchten. <br />

Soda, Cola, Kaffee und neben den üblichen Schokoriegeln auch <br />

frischen Apfelkuchen. Amber lief das Wasser im Mund zusammen. <br />

Das Rascheln des Perlenvorhanges riss sie aus ihrer <br />

Betrachtung. <br />

13


»Oh, hi!«, sagte sie zu der älteren Dame, die hinter dem Tresen <br />

erschien. Sie war recht klein, hatte ihr beinahe weißes Haar im <br />

Nacken zu einem Knoten geschlungen und trug ein altmodisches <br />

auberginefarbenes Kleid. <br />

Amber hätte mit einem älteren, rundlichen Tankwart gerechnet; <br />

die alte Dame passte eher in eine nette kleine Konditorei mit <br />

bunten Törtchen. Was würde sie wohl tun, wenn hier <br />

irgendwelche Rowdys ankamen und versuchten, sie auszurauben? <br />

»Hallo, was kann ich für Sie tun, Liebes?«, fragte sie mit einem <br />

liebenswürdigen Lächeln. <br />

»Ähm, ich habe getankt und dann hätte ich gern noch zwei Soda <br />

und vier Stücke Apfelkuchen.« <br />

»Vier Stücke!«, rief die Frau aus. »Oh, wie schön! Ich habe ihn <br />

heute morgen frisch gebacken. Meist muss ich ihn selbst essen <br />

oder verschenken, weil er übrig bleibt, aber heute ist wohl mein <br />

Glückstag.« <br />

Sie eilte zur Kuchentheke, packte die Stücke ein und stellte dann <br />

die Soda-­‐Flaschen auf den Tresen. <br />

»Hier kommen nicht viele Leute vorbei, oder?«, fragte Amber, <br />

die sich irgendwie Sorgen um die alte Frau zu machen begann. Sie <br />

konnte hier draußen doch nicht völlig allein wohnen! <br />

»Wie man es nimmt«, antwortete sie. »Es reicht, um ein <br />

Auskommen zu haben. Leider sind die Menschen heutzutage so <br />

hektisch, sie haben nicht mal Zeit, um den Kuchen zu bemerken. <br />

Sie kommen rein, bezahlen ihr Benzin, dann fahren sie wieder. <br />

Niemand hat Zeit, sich zu unterhalten.« <br />

Normalerweise machte es Amber auch so. Mit ihrem <br />

bevorzugten Tankwart in Raleigh, wo sie früher angestellt war, <br />

14


hatte sie jedes Mal auch nur zwei oder drei Sätze gewechselt. Und <br />

das, obwohl sie wöchentlich dort war und sich manchmal auch <br />

einen Kaffee geholt hatte. <br />

»Wohin fahren Sie denn, wenn ich fragen darf?«, fragte die Frau, <br />

sie das Wechselgeld heraussuchte. <br />

»An die Küste. Nach Hollow Moon«, antwortete Amber. »Ich <br />

habe dort eine neue Stelle bekommen.« <br />

»Oh, das ist ein ganz entzückender Ort!«, rief die alte Frau <br />

begeistert aus. »Mein Archie und ich waren dort auf <br />

Hochzeitsreise. Leider ist er vor fünf Jahren gestorben, deshalb <br />

betreibe ich die Tankstelle allein.« <br />

»Ist das nicht ein wenig gefährlich?« <br />

»Nein, bisher ist mir noch nie was passiert.« <br />

»Und wenn bei Ihnen mal eine Rockerbande anrückt? Oder <br />

irgendwelche Gangster auf der Flucht? Wenn man sie ausrauben <br />

will?« <br />

Die alte Dame zuckte mit den Schultern. <br />

»Und wenn schon. Dann gebe ich den Leuten das Geld, das ich in <br />

der Kasse habe. Viel ist sowieso nicht da. Und was die Rocker <br />

angeht, da habe ich ein paar ganz entzückende Leute <br />

kennengelernt. Sie waren zu zehnt und haben viel Apfelkuchen <br />

gegessen. Nette Jungs, auch wenn sie so getan haben, als wären sie <br />

harte Kerle.« <br />

Und was ist mit den Gangstern?, fragte sich Amber, beschloss <br />

dann aber, das Thema ruhen zu lassen. <br />

»Wo wir uns gerade so nett unterhalten, darf ich fragen, als was <br />

Sie arbeiten werden? Doch wohl hoffentlich nicht am Hafen?« <br />

15


»Nein, in einem <strong>Hotel</strong>, dem <strong>Rosegarden</strong> <strong>Inn</strong>. Sie kennen es <br />

vielleicht, wenn Sie dort Urlaub gemacht haben.« <br />

Die alte Dame lächelte wissend. Natürlich kannte sie das <strong>Hotel</strong>. <br />

Und wahrscheinlich erinnerte sie sich auch wieder daran, was sie <br />

mit ihrem Archie dort alles angestellt hatte. <br />

»Es ist ein wirklich schönes <strong>Hotel</strong> – und ein schöner Ort. <br />

Allerdings sollten Sie auf Ihr Herz aufpassen. Hollow Moon steht <br />

in dem Ruf, dass dort die schönsten Männer der gesamten <br />

Ostküste leben. Für Ihren Mann ist das vielleicht nicht ganz so <br />

angenehm.« <br />

»Ich habe keinen Mann«, entgegnete Amber und überspielte <br />

ihre Enttäuschung mit einem Lächeln. <br />

»Dann sollten Sie sich erst recht vorsehen.« <br />

Das Brummen eines Motorrades tönte von draußen herein. <strong>Ein</strong> <br />

Motorradfahrer mit einer dunkelroten Maschine machte hinter <br />

ihrem Pick-­‐up halt. <br />

»Vielen Dank für Ihren Rat – und den Apfelkuchen«, sagte <br />

Amber, nahm das Kuchenpäckchen und verabschiedete sich. <br />

Der Motorradfahrer zog seinen Helm vom Kopf und blickte zu <br />

ihr herüber, als sie den Laden wieder verließ. Amber erwiderte <br />

seinen Blick kurz, ging dann aber wieder zu ihrem Wagen. <br />

»Apfelkuchen«, verkündete sie und reichte Lynn die Tüte <br />

durchs Fenster. <br />

»Richtig amerikanisch«, antwortete sie und legte es neben sich <br />

auf den Sitz. Amber stieg ein und ließ den Motor an. Sie fuhr den <br />

Pick-­‐up ein Stück von der Tankstelle weg zu einer Haltebucht. <br />

Dort kletterte sie nach hinten auf den Rücksitz. <br />

16


»Was hast du eigentlich so lange da drin gemacht?«, fragte Lynn, <br />

während sie die Papiertüte öffnete. <br />

»Ich habe mit der Besitzerin der Tankstelle geredet. <strong>Ein</strong>e ganz <br />

süße alte Dame, die keine Angst vor Rockern hat.« <br />

»Hat sie dir das erzählt?« <br />

»Ich habe sie gefragt, ob sie keine Angst hätte. Da meinte sie, <br />

hier wäre eine ganz liebenswürdige Rockerbande <br />

vorbeigekommen. Ich hoffe nur, dass sie gute Schutzengel hat.« <br />

»Hat sie«, entgegnete Lynn und holte ein Stück Kuchen hervor. <br />

Während ihre Schwester den Kuchen in sich hineinstopfte, als <br />

hätte sie tagelang nichts mehr zu essen bekommen, zog Amber <br />

den Brief aus dem Handschuhfach, den sie vor ein paar Tagen <br />

erhalten hatte. Versonnen strich sie mit dem Daumen über den <br />

Absender. <br />

<strong>Rosegarden</strong> <strong>Inn</strong> <br />

Mrs Victoria Callahan <br />

45 Peacock Street <br />

Hollow Moon, North Carolina <br />

Sie konnte immer noch nicht glauben, dass Sie dieses Angebot <br />

bekommen hatte. Geschäftsführerin eines <strong>Hotel</strong>s an der Ostküste <br />

zu werden gehörte vor einigen Wochen zu den Ereignissen, mit <br />

denen sie niemals gerechnet hätte. Doch dann hatte sie die Mail <br />

erhalten, genau eine Woche nach der Beerdigung ihres Vaters. Es <br />

war, als hätte er aus dem Himmel ein Wunder gewirkt. <br />

17


Die Besitzerin eines <strong>Hotel</strong>s an der Ostküste fragte nach, ob sie <br />

noch zur Verfügung stünde und Interesse an der Leitung des <br />

Hauses habe. <br />

Amber war zunächst verwirrt und misstrauisch gewesen. Wer <br />

fragte denn bei jemandem in einer Online-­‐Jobbörse so direkt an? <br />

Dann hatte sie sich die Homepage des Hauses angesehen – und <br />

war noch verwirrter, denn das Haus war wunderschön. <strong>Ein</strong>e alte, <br />

dreistöckige Villa, die dreißig Zimmer anbot. Unvorstellbar, dass <br />

die Bewerber nicht Schlange standen. Früher einmal hatte das <br />

Haus einer reichen Familie gehört, die allerdings den <br />

Sezessionskriegen <strong>zum</strong> Opfer gefallen war. Der neue Besitzer <br />

hatte aus dem Haus zunächst ein Lazarett gemacht, später wurde <br />

es ein <strong>Hotel</strong>. Berühmte Persönlichkeiten machten hier inkognito <br />

Urlaub oder versteckten sich einfach vor der Presse, Schauspieler <br />

wurden entdeckt und Musiker dröhnten sich zu Zeiten des <br />

Flowerpower am Strand mit Drogen zu. <br />

<strong>Rosegarden</strong> <strong>Inn</strong> klang nicht nach Drogenexzessen, eher nach <br />

einem romantischen Honeymoon-­‐<strong>Hotel</strong>, aber das war Amber nur <br />

Recht. Sie wollte ihre Seele streicheln lassen, sie brauchte nach all <br />

der Zeit einen Ort, der sie heilen würde. Und der ihr vielleicht <br />

auch eine neue Liebe schenkte. <br />

Das Hupen des Motorrades riss sie aus ihren Gedanken. Der <br />

Fahrer hielt neben ihnen, klappte sein Visier hoch und fragte: »He, <br />

Miss, kann ich Ihnen helfen?« <br />

»Nein, vielen Dank.« <br />

»Passen Sie auf die Schlaglöcher in zwanzig Meilen auf, die <br />

könnten Ihnen die Ladung vom Wagen holen. Nur ein kleiner <br />

Tipp!« <br />

18


»Danke!«, entgegnete Amber, worauf der Mann Gas gab und <br />

verschwand. <br />

»Hey, der stand voll auf dich!«, bemerkte Lynn spöttisch vom <br />

Rücksitz. <br />

»Er wollte nett sein und uns warnen. Offenbar hat die alte Dame <br />

Recht, dass die Rocker hier nett sind. Oder wir sind in ein <br />

Paralleluniversum gefahren, in dem alles anders ist.« <br />

Lynn rollte mit den Augen, aß dann aber weiter. Amber blickte <br />

lächelnd auf den Brief in ihrer Hand. Vielleicht wird ja wirklich <br />

alles anders, dachte sie. <br />

19


3 <br />

Am späten Nachmittag tauchte die Stadt vor ihnen auf. Sie war <br />

recht klein, laut der Informationen im Internet hatte sie gerade <br />

mal 999 <strong>Ein</strong>wohner. Dafür warb man damit, dass Hollow Moon <br />

der schönste Flecken an der Ostküste sei. <br />

Als Lynn die <strong>Ein</strong>wohnerzahl auf der Website gesehen hatte, <br />

konnte sie sich die spitze Bemerkung nicht verkneifen, dass dies <br />

wohl ein Witz sei – oder ein Werbegag, denn keine Stadt könnte <br />

ihre <strong>Ein</strong>wohnerzahl konstant auf 999 halten, es sei denn, die Leute <br />

wären unsterblich, hatten keinen Sex und mochten keine <br />

Zugezogenen. <br />

Dennoch gefiel Amber die Vorstellung, in einer Stadt zu leben, <br />

die nicht mal 1000 <strong>Ein</strong>wohner hatte, sehr. Alles würde <br />

überschaubar sein und einfach – Komplikationen hatte sie in den <br />

vergangenen Jahren genug gehabt. <br />

Die meisten Häuser am Orteingang von Hollow Moon waren alt <br />

und bestanden größtenteils aus Holz. Mit ihren bunten Anstrichen <br />

wirkten sie wie überdimensionale Cupcakes. In den <strong>Ein</strong>fahrten <br />

standen meist Mittelklassewagen, hier und da auch mal ein Pick-­up.<br />

<br />

Als Amber die Seitenscheibe herunterkurbelte, strömte eine <br />

salzige Brise in den <strong>Inn</strong>enraum. Das Meer. Amber atmete tief ein. <br />

Genau das war es, was sie jetzt brauchte. Gute Luft und Sonne. <br />

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»Und wo ist nun dein <strong>Hotel</strong>?«, fragte Lynn, die darauf verzichtet <br />

hatte, sich wieder die Stöpsel in die Ohren zu stecken. Auch schien <br />

sie der Apfelkuchen etwas milder gestimmt zu haben. <br />

»Keine Ahnung«, antwortete Amber, denn sie wusste es wirklich <br />

nicht. Irgendwie schien es hier keine Straßenschilder zu geben. <br />

»Fragen wir den ersten, der uns über den Weg läuft.« <br />

»So tot, wie es hier aussieht, wirst du eine Weile brauchen, bis <br />

du jemanden findest.« <br />

»Abwarten.« <br />

Langsam fuhr Amber die Straße hinauf. Das Brummen des <br />

Motors ließ keine anderen Geräusche zu, aber sie stellte sich vor, <br />

wie Möwenrufe durch die Luft hallten. <br />

Nach einer Weile tauchte vor ihnen ein Mann auf. Mit seiner <br />

dreiviertellangen schwarzen Cargohose und seiner blauen <br />

Wetterjacke sah er wie ein Surfer aus, der sich zu früh hierher <br />

verirrt hatte. Außerdem hatte er eine sexy Figur – breite <br />

Schultern, schmale Hüften, Knackarsch. Sicher verbarg sich unter <br />

seiner Jacke auch ein interessantes Sixpack. <br />

Amber hielt neben ihm an und rutschte rüber auf die <br />

Beifahrerseite. <br />

»Entschuldigen Sie bitte, wo geht es hier zur Peacock Street?«, <br />

fragte sie. <br />

Der Surfertyp, der anscheinend nichts dabei fand, dass riesige <br />

Wagen einfach so neben ihm anhielten, drehte sich um. Amber <br />

blickte in das strahlendste Lächeln, das sie je auf einem <br />

Männergesicht gesehen hatte. Seine kurzen schwarzen Locken <br />

standen ihm wild vom Kopf ab, der Blick seiner goldbraunen <br />

Augen traf sie wie ein Pfeil. Die alte Dame hat Recht, ging es ihr <br />

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durch den Kopf. Wenn alle Männer so sind wie dieser, kann die <br />

Stadt durchaus für sich beanspruchen, dass hier die schönsten <br />

Männer der Ostküste leben. <br />

»Wollen Sie ins <strong>Hotel</strong>?«, fragte er zurück. <br />

»Ja ... ja ins <strong>Rosegarden</strong> <strong>Inn</strong>.« Ambers Wangen wurden <br />

schlagartig heiß. Verdammt, du bist doch keine vierzehn mehr, <br />

sagte sie sich, doch angesichts dieses Mannes konnte ihr Herz <br />

nicht anders als wie wild pochen. <br />

»Urlaub?«, fragte er erneut zurück. <br />

Amber schüttelte den Kopf. »Nein, Arbeit. Ich bin mit Mrs <br />

Callahan verabredet.« Dass sie die neue Geschäftsführerin werden <br />

würde, fügte sie nicht hinzu. <br />

Der Mann nahm diese Information mit einem Nicken zur <br />

Kenntnis und streckte dann den Arm aus. »Fahren Sie immer <br />

geradeaus die Tree Lane entlang. Irgendwann wird sie zur <br />

Peacock Street. Die Straße ist dort zuende, wo das <strong>Hotel</strong>gelände <br />

beginnt. Sie können es nicht verfehlen.« <br />

»Vielen Dank.« <br />

»Dann werden Sie hier auch wohnen?« Der Fremde lächelte <br />

noch immer. Gleichzeitig studierte er ihr Gesicht, als wollte er sich <br />

jede einzelne Linie einprägen. <br />

»Ja, wir haben ein kleines Häuschen am Strand.« <br />

Er sah sie an, als wollte er fragen, ob Lynn ihre Tochter sei, doch <br />

dann schien ihm wohl aufzufallen, dass Amber noch nicht alt <br />

genug war, um so eine große Tochter zu haben. <br />

»Sehr gute Gegend. Also, dann herzlich willkommen in Hollow <br />

Moon! Man sieht sich.« <br />

So, wie er das sagte, klang es wie: Man sieht sich bestimmt. <br />

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»Ich hoffe doch!«, entgegnete Amber und setzte den Fuß wieder <br />

aufs Gaspedal. <br />

Was für ein netter Kerl. Und heiß obendrein. <br />

Amber lächelte eine Weile versonnen vor sich hin, bis sie <br />

bemerkte, dass ihre Schwester sie ansah. <br />

»Was?« <br />

»Krieg dich wieder ein«, brummte Lynn und legte den <br />

Ellenbogen wieder auf das geöffnete Fenster. <br />

»Wieso? Er war doch nett?« <br />

»Ja, und du hast ihn angesehen, als wolltest du ihm die <br />

Klamotten vom Leib reißen.« <br />

»Darunter hätte es sicher gut ausgesehen«, entgegnete Amber <br />

mit einem verschmitzten Grinsen, worauf Lynn mit den Augen <br />

rollte. <br />

»Fahr bloß, ich bin müde und will mich ein Weilchen ausruhen.« <br />

»Was ist denn dabei?«, fragte Amber und überging Lynns <br />

Bemerkung. »Die Dame an der Tankstelle hatte gemeint, dass hier <br />

die schönsten Männer der Ostküste leben würden. Das wirst du <br />

sicher bald überprüfen können.« <br />

»Also ob ich darauf scharf wäre.« <br />

»Okay, hier gibt es sicher auch hübsche Frauen, wenn Männer <br />

dich nicht interessieren.« <br />

»Mich interessiert gar nichts«, maulte Lynn, während Amber <br />

den Pick-­‐up die Straße hinaufrollen ließ. »Und jetzt sieh zu, dass <br />

du <strong>zum</strong> <strong>Hotel</strong> kommst!« <br />

Ende der <strong>Leseprobe</strong>. <strong>Folge</strong> 1 der ersten <strong>Staffel</strong> von „<strong>Rosegarden</strong> <strong>Inn</strong> <br />

– <strong>Ein</strong> <strong>Hotel</strong> <strong>zum</strong> <strong>Verlieben</strong>“ erhalten Sie überall, wo es E-­‐Books gibt. <br />

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Über die Autorin <br />

Amy Summerfield ist das Pseudonym einer bekannten deutschen <br />

Autorin, die bereits zahlreiche Romane verfasst und veröffentlicht <br />

hat. Mit »<strong>Rosegarden</strong> <strong>Inn</strong> – <strong>Ein</strong> <strong>Hotel</strong> <strong>zum</strong> <strong>Verlieben</strong>« wagt sie das <br />

Experiment einer Geschichte mit Seriencharakter, einer <br />

Fernsehserie <strong>zum</strong> Lesen – exklusiv im E-­‐Book. <br />

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