EVANGELiScHES bERAtUNGSZENtRUM - EBZ München
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3<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
was würden Sie antworten auf die Frage „Was ist das Leben?“<br />
Wie verändert sich Ihre Antwort auf diese Frage je nachdem,<br />
in welchen Lebensumständen und welcher Lebensphase Sie<br />
sich gerade befinden, wie Ihre Tagesform gerade ist? Und<br />
welche Antworten würden unsere Klient/innen auf diese Frage<br />
geben?<br />
In einem schwedischen Märchen geht es um diese schwierige<br />
Frage: „Was ist denn eigentlich das Leben?“. Alle Bewohner<br />
des Waldes sind betroffen über diese Frage. Die Rose entfaltet<br />
gerade eine Knospe und schiebt behutsam ein Blatt ums<br />
andere heraus. „Das Leben ist eine Entwicklung.“ sagt sie. Der<br />
Schmetterling, von einer Blüte zur anderen schwebend, sagt<br />
„Das Leben ist lauter Freude und Sonnenschein.“, während<br />
die Ameise sich am Boden mit einem Strohhalm abschleppt<br />
und ächzt: „Das Leben ist nichts als Mühe uns Arbeit.“ Da<br />
kommt eine Biene von einer honighaltigen Blüte zurück und<br />
meint: „Das Leben ist ein Wechsel von Arbeit und Vergnügen.“<br />
Wo so weise Reden geführt werden streckt auch der<br />
Maulwurf seinen Kopf aus der Erde und sagt: „Das Leben ist<br />
ein Kampf im Dunkel.“<br />
Sie halten unseren Jahresbericht für das Jahr 2009 in den<br />
Händen. Viele Facetten des Lebens haben uns in diesem Jahr<br />
bewegt. Neue Arbeitsschwerpunkte waren aufzubauen und<br />
sind noch im Aufbau, wie z. B. die Erziehungs- und Ehe-, Familien-<br />
und Lebensberatung für gehörlose und hörgeschädigte<br />
Menschen, die Beratung nach pränataldiagnostischer<br />
Diagnose in der Schwangerschaftsberatung oder die Chatberatung<br />
in der TelefonSeelsorge. Die Zusammenarbeit der Abteilungen<br />
war einer der Punkte, der uns beschäftigte. In der<br />
Fortbildung für die Ehrenamtlichen in der TelefonSeelsorge<br />
konnten die Arbeitsschwerpunkte der einzelnen Abteilungen<br />
zum Thema „Frühe Hilfen“ deutlich werden.<br />
Im Herbst beherbergten wir in unseren Gängen nachdenkliche<br />
Fotografien. Wolfgang Noack hat Momente des Lebens<br />
von „Kindern dieser Welt“ eingefangen. Bilder, die Geschichten<br />
erzählen von Kindern dieser Welt aus unterschiedlichen<br />
Kulturen, mit unterschiedlichen Lebenschancen aber viel-<br />
leicht mit ähnlichen Träumen und Hoffnungen für ihr Leben.<br />
Die Bilder brachten noch einmal einen anderen Aspekt von<br />
Leben in unsere Räume. (Vgl. 1.11.)<br />
Um Leben, Spiritualität und Heil ging es auch bei dem Betriebsausflug<br />
des ebz. „Die Kunst ist eine unverzichtbare Brücke,<br />
auch als Mithilfe zur Heilung von Körper und Seele.“ so<br />
formuliert es Werner Meiler aus Steinebach/Wöthsee. Wir<br />
besuchten ihn und ließen uns inspirieren von seinen Bildern<br />
und Objekten – einige davon sehen Sie in diesem Jahresbericht.<br />
Einen Raum zu haben, der Lebens- und Schutzraum ist, ein<br />
Dach für Leib und Seele – das ist für uns wichtig, um mit den<br />
Widrigkeiten des Lebens umgehen zu können. Menschen, die<br />
zu uns kommen fühlen oft Unbehaustheit, Enge –aber auch<br />
Sehnsucht, Raum zum Leben zu haben, im Inneren wie im<br />
Äußeren.<br />
An Ende des oben genannten schwedischen Märchens kommt<br />
ein Mensch nachts, wie es heißt, „nach einer Lustbarkeit“ des<br />
Wegs, auf dem Heimweg. „Das Leben ist ein ständiges Suchen<br />
nach Glück und eine Kette von Enttäuschungen.“ Und auf<br />
einmal geht die Morgenröte in ihrer vollen Pracht auf und<br />
spricht: „Wie ich, die Morgenröte, der Beginn des kommenden<br />
Tages bin, so ist das Leben der Anbruch der Ewigkeit.“<br />
Eine Ahnung dieser Ewigkeit, Momente, in denen für uns der<br />
Himmel offen scheint und ist, das wünsche ich Ihnen und<br />
uns im ebz.<br />
In diesem Sinne Ihnen viel Freude bei der Lektüre unseres<br />
Jahresberichts und viele Entdeckungen auf den Spuren des<br />
Lebens!<br />
Ihre<br />
Gerborg Drescher<br />
Vorstand