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Pressespiegel<br />
4 Sonntagsblatt TITELTHEMA<br />
Nr. 28 • 12.<br />
35<br />
Juli 2009<br />
Schlafbörse für Väter<br />
»Mein Papa kommt« vermittelt Gastgeber für getrennt lebende Väter und Mütter<br />
Von Susanne Petersen<br />
»Papa wohnt am Bodensee. Er besucht<br />
mich jedes Wochenende. Aber das geht<br />
nur im Sommer, denn da kann er im Auto<br />
schlafen. Kannst du da was machen?«<br />
Was der neunjährige Sven letzten Sommer<br />
seiner Religionslehrerin Annette Habert<br />
als Wunsch mit auf den Weg gegeben hat,<br />
geht nun in Erfüllung. Die Beauftragte für<br />
Alleinerziehendenarbeit im Kirchenkreis<br />
München und Oberbayern hat das Projekt<br />
»Mein Papa kommt« ins Leben gerufen,<br />
das ab sofort alleinlebenden Vätern einen<br />
kostenlosen Schlafplatz am Wohnort ihres<br />
Kindes vermittelt.<br />
ie Idee ist bestechend einfach: Auf einer<br />
D Internetseite registrieren sich Menschen,<br />
die ihr Gästezimmer ein Wochenende lang als<br />
Schlafplatz zur Verfügung stellen. Väter (oder<br />
im selteneren Fall auch Mütter), die ihr Kind<br />
besuchen wollen, tragen sich ebenfalls ein.<br />
Annette Habert und ihr Team bringen schließlich<br />
beide zusammen: Gastgeber und Gast.<br />
»Mich hat die Geschichte des kleinen Jungen<br />
sehr erschüttert«, sagt Habert, Mitarbeiterin<br />
im Büro der Beauftragten für Alleinerziehende<br />
in München. »Ich habe mir überlegt,<br />
wie es wohl für ihn ist, wenn er nach einem<br />
schönen Besuchstag mit dem Vater ins eigene<br />
Bett geht und weiß, dass der Papa jetzt auf irgendeinem<br />
Parkplatz im Auto schläft.«<br />
Im Gespräch mit Beratungsstellen und Väterinitiativen<br />
erfuhr die Religionspädagogin,<br />
dass Svens Beispiel kein Einzelfall ist. »Viele<br />
Väter können sich nach Abzug der Unterhaltszahlungen<br />
die Fahrtkosten und ein Hotelzimmer<br />
einfach nicht leisten«, sagt die 48-Jährige.<br />
Für die Zeit des Besuchs bei der Mutter der<br />
Kinder zu wohnen sei für alle Beteiligten sehr<br />
belastend (siehe Interviewkasten) und nähre<br />
bei den Kindern oft die Hoffnung, »dass die<br />
vielleicht doch wieder zusammenkommen«.<br />
Da Frauen nach einer Trennung häufig in ihren<br />
Heimatort zurückkehrten, gebe es für die<br />
Väter dort oft kein Netz von Freunden oder<br />
Verwandten, auf das sie zurückgreifen könnten.<br />
Viele Väter pendeln laut Habert deswegen<br />
oft endlose Strecken im Auto hin und her<br />
– oder lassen im schlimmsten Fall den Kontakt<br />
zum Kind einschlafen.<br />
»Mein Papa kommt« soll Abhilfe schaffen.<br />
15 Gastgeber fand Annette Habert auf die<br />
Schnelle, die bereit waren, für alleinlebende<br />
Väter ihre Tür zu öffnen. Um sie vor zu hohen<br />
Erwartungen zu schützen, gibt es bei dem Projekt<br />
ein paar Regeln: Der Vater hinterlegt bei<br />
der Koordinationsstelle eine amtlich beglau-<br />
• Kinder lassen sich nicht scheiden: Die Initiative »Mein Papa kommt« will mit kostenlosen Übernachtungsplätzen dafür sorgen, dass alleinlebende Eltern ihr Kind<br />
regelmäßig besuchen können.<br />
Fotos: OlgaLIS – Fotolia.com