EVANGELiScHES bERAtUNGSZENtRUM - EBZ München
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konnten, die Kurse. Das Elterntraining beinhaltete sechs Trainingseinheiten<br />
zu je drei Stunden in einem Zeitraum von<br />
etwa drei Monaten. Jeder Kurs wurde von einem Trainerpaar<br />
(Frau/Mann bzw. Frau/Frau) der EB und EFL geleitet. Kinderbetreuung<br />
wurde nicht angefordert und daher nicht angeboten.<br />
Drei Monate nach Beendigung des Kurses gab es für<br />
die Teilnehmer/innen Nachtreffen. Der erste Kursdurchlauf<br />
setzte sich hauptsächlich aus Klient/innen der eigenen Abteilungen<br />
zusammen, im zweiten Kurs kam die Mehrheit der<br />
Teilnehmer/innen aufgrund von Empfehlungen von Anwälten<br />
oder des Familiengerichtes.<br />
Unsere Erfahrungen aus diesen beiden Kursen<br />
In den Kursen trafen Menschen aufeinander, die sich in einer<br />
ähnlichen Lebenssituation befanden, bislang aber mit kaum<br />
jemandem über ihre Probleme reden konnten oder wollten.<br />
Die Teilnehmer/innen waren sehr interessiert am Austausch<br />
mit Gleichgesinnten und fühlten sich schon dadurch in<br />
manchem entlastet. Die eigenen Probleme von anderen mit<br />
ähnlichen Erfahrungen ausgesprochen zu hören, ermöglichte<br />
oft erst die tiefere Auseinandersetzung, weil man selber<br />
nicht gleich so tief in die Krisendynamik involviert war. Dies<br />
galt insbesondere, wenn Männer von Frauen Themen hörten,<br />
die sie von ihren Ex-Partnerinnen kannten – aber abwehren<br />
mussten – und umgekehrt.<br />
Ein ganz spezieller Vorteil der KIB-Kurse war die Teilnahme<br />
beider Eltern in getrennten Gruppen. Die Teilnehmer/innen<br />
verstrickten sich nicht in die alten Beziehungskonflikte, wussten<br />
aber, dass der Partner, die Partnerin die gleichen Themen<br />
besprach und mit ähnlichen Erfahrungen konfrontiert war.<br />
Beide mussten getrennt die gleichen „Hausaufgaben“ bearbeiten,<br />
was im guten Sinn Bewegung in Gang brachte und<br />
Fortschritte auf der Elternebene förderte.<br />
In der Krise fühlt man sich oft alleingelassen, nicht verstanden<br />
oder nicht akzeptiert. Insofern gab es in den Kursen ein<br />
großes Bedürfnis, von der eigenen aktuellen Situation zu<br />
erzählen. Dafür bekamen die Teilnehmer/innen viel Raum.<br />
Der gegenseitige Austausch wurde von Sitzung zu Sitzung<br />
offener und vertrauensvoller. Die Atmosphäre erlebten wir<br />
zunehmend persönlicher, was sich auch im Humor und dem<br />
gemeinsamen Lachen über sonst schwierige Themen und<br />
Verhaltensweisen zeigte.<br />
Personenorientierte Arbeit in der Gruppe kennt eigene, vielfältige<br />
Möglichkeiten, die wir als ausgezeichnete Ergänzung<br />
zu Einzelgesprächen erlebten. Live-Rollenspiele, Wissensvermittlung<br />
mit Erfahrungsberichten aus der unterschiedlichen<br />
Sicht der Betroffenen, Gruppendiskussionen, in denen sich<br />
Teilnehmer/innen gegenseitig ergänzten und unterstützten,<br />
boten einen reichhaltigen Schatz an praktischen Hilfen<br />
und weckten die Bereitschaft, sich mit leidvollen oder verdrängten<br />
Themen auseinander zu setzen. Gleichzeitig bot die<br />
Gruppe die Chance, manches in der Praxis auszuprobieren<br />
und die Reaktionen des Gegenübers unmittelbar kennen zu<br />
lernen. Neue Kompetenzen und nächste Schritte wurden im<br />
besten Sinne trainiert und die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung<br />
wuchs.<br />
Insbesondere mit der Methode „Rollenspiel“ machten wir<br />
sehr gute Erfahrungen. Die Teilnehmer/innen übten z. B. eigene<br />
Kommunikationsmuster und Verhaltensweisen in realitätsnahen<br />
Gesprächs- und Konfliktsituationen und erhielten<br />
unmittelbares Feedback. Sie konnten durch Rollenwechsel<br />
die Perspektiven der anderen einfühlen und es entwickelte<br />
sich ein größeres Verständnis für die Kinder und Expartner.<br />
Dabei wurden in kleinen Schritten neue Möglichkeiten und<br />
Lösungen gesucht und ausprobiert. Die Trainer/innen unterstützten<br />
diesen Entwicklungsprozess als Coaches, auch durch<br />
vorgespielte positive wie negative Lehrbeispiele. Durch diese<br />
Möglichkeit der Einfühlung konnten die Klient/innen über<br />
ihre „Schattenseiten“ sprechen. Zudem gelang es ihnen zunehmend<br />
besser, sich für eigene Gefühle zu öffnen.<br />
Nicole Müller / pixelio<br />
©<br />
Im Rahmen dieses Gruppenkonzeptes konnte grundsätzliches<br />
Wissen über Erziehungsfragen und die Trennungssituation<br />
gegeben werden. Emotionscoaching, Kommunikationsregeln<br />
und Konflikteskalationsmuster waren spezifische Inhalte. Wir<br />
stellten fest, dass es hier große Wissensdefizite gab, und die<br />
Teilnehmer/innen nahmen diese gebotenen Orientierungshilfen<br />
dankbar auf.<br />
Systemisches Denken, die Wechselwirkungen zwischen dem<br />
Einzelnen, den Eltern und den Kindern, waren den Teilnehmer/innen<br />
nicht vertraut. Im praktischen Erleben kam es hier