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EVANGELiScHES bERAtUNGSZENtRUM - EBZ München

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26<br />

2.3 „?FRAUENFRAGEN – FRAUENWISSEN!“<br />

Ein Angebot der Schwangerschaftsberatung des Evangelischen Beratungszentrums e.V.<br />

für Frauenintegrationskurse und Migrantinnengruppen<br />

Ein Klassenraum in einer Münchner Grundschule. An einem<br />

Tisch sitzen drei Frauen aus dem Irak, zwei Christinnen, eine<br />

Muslima. Sie unterhalten sich auf Deutsch über die Vor und<br />

Nachteile einer Kupferspirale zur Empfängnisverhütung.<br />

Zwei Tische weiter berichtet eine peruanische Großmutter<br />

einer jungen Vietnamesin wie sie das Thema Menstruation<br />

an ihre Töchter weitergegeben hat. In einer weiteren Ecke<br />

tauschen türkische und albanische Frauen ihre Erfahrungen<br />

mit Schwangerschaft in Deutschland aus.<br />

Internationale Konflikte? Religiöse Unterschiede? Kulturelle<br />

Barrieren? Sprachliche Probleme? Tabuthema Sexualität? All<br />

das scheint hier zurückzustehen hinter dem gemeinsamkeitsstiftenden<br />

Aspekt „Frau sein“.<br />

Diese Momentaufnahme stammt aus einer Gruppenarbeit<br />

der Veranstaltung „?FRAUENFRAGEN – FRAUENWISSEN!“ –<br />

einem Angebot für Frauenintegrationskurse und Migrantinnengruppen<br />

der Schwangerschaftsberatung im ebz, die im<br />

Dezember 2009 in Neuperlach stattgefunden hat.<br />

Die Idee<br />

In den letzten Jahren nahm die Zahl der Frauen mit Migrationshintergrund,<br />

die eine Schwangerschaftskonfliktberatung<br />

bzw. eine Schwangerschaftsberatung im ebz in Anspruch<br />

genommen haben, stetig zu. In den Beratungsgesprächen<br />

tauchten sehr häufig Fragen zum weiblichen Körper, über<br />

Möglichkeiten der Familienplanung, rund um die Schwangerschaft<br />

und das deutsche Gesundheitssystem auf. Es wurde<br />

deutlich, dass kulturelle Unterschiede, fehlende Sprachkenntnisse<br />

und mangelndes Wissen über das deutsche Versorgungssystem<br />

häufig den Zugang zu Informationsquellen und<br />

das Verständnis für unterschiedliche Frauenbilder und Familienmodelle<br />

erschweren. Aufgrund dieses augenscheinlichen<br />

Bedarfes entstand in der SSB die Idee, ein gezieltes Gruppenangebot<br />

für Migrantinnen zu diesem Themenkomplex anzubieten,<br />

in dem kulturelle und geschlechtsspezifische Besonderheiten<br />

ihre Berücksichtigung finden.<br />

Das Projekt Interkulturelle Qualitätsentwicklung<br />

Der auslösende Impuls zur Konkretisierung des Angebots kam<br />

durch die Teilnahme der Schwangerschaftsberatung am Projekt<br />

„Interkulturelle Qualitätsentwicklung in Münchner Sozialregionen“<br />

(im Folgenden kurz IQE genannt). Das Projekt<br />

IQE wird von der Stelle für Interkulturelle Arbeit der Landes<br />

hauptstadt München geleitet und mit den Beratungsdiensten<br />

der Arbeiterwohlfahrt München und der InitiativGruppe in<br />

den Sozialregionen Süd, Mitte und Sendling/Sendling-Westpark<br />

als weitere Projektträger durchgeführt.<br />

Von 2008 bis Ende 2010 arbeitet die Schwangerschaftsberatung<br />

des ebz als eine von 50 teilnehmenden Einrichtungen<br />

intensiv an ihrer interkulturellen Orientierung und Öffnung.<br />

Sie setzte sich zum Ziel, ein Gruppenangebot für Frauen mit<br />

Migrationshintergrund im Bereich Sexualpädagogik in Kooperation<br />

mit einer migrationsspezifischen Einrichtung bis<br />

Frühjahr 2010 zu entwickeln und durchzuführen. Sie wurde<br />

dabei unterstützt durch das Projekt IQE, dessen Moderatorinnen<br />

und die Qualitätszirkel bestehend aus den teilnehmenden<br />

Einrichtungen. So entstand das Angebot „?FRAUENFRAGEN -<br />

FRAUENWISSEN!“, das im Dezember 2009 in Kooperation mit<br />

einem Integrationskursträger erstmalig in einem Sprachkurs<br />

für Migrantinnen angeboten wurde.<br />

?FRAUENFRAGEN - FRAUENWISSEN!<br />

Das Angebot ist für Frauenintegrationskurse konzipiert, um<br />

Frauen aus unterschiedlichen sprachlichen, kulturellen und<br />

religiösen Zusammenhängen niedrigschwellig zu erreichen.<br />

Idealerweise ist die Veranstaltung in der letzten Phase des<br />

Sprachkurses angesiedelt. Die Erfahrung zeigt, dass die bereits<br />

erworbenen Sprachkenntnisse der Teilnehmerinnen und<br />

das Vertrauensverhältnis in der Gruppe eine gute Basis für<br />

einen erfolgreichen Veranstaltungsverlauf bilden.<br />

Mit dem Angebot „?FRAUENFRAGEN - FRAUENWISSEN!“ soll<br />

- das Wissen über den weiblichen Körper, Möglichkeiten der<br />

Familienplanung und Schwangerschaft gefördert,<br />

- die sprachlichen Fähigkeiten im Umgang mit den Themen<br />

gestärkt,<br />

- der Zugang zu Angeboten im Bereich Gesundheitsförde<br />

rung und Familienunterstützung erleichtert und<br />

- zur offenen Auseinandersetzung mit kulturell, persönlich,<br />

etc. unterschiedlichen Sichtweisen ermutigt werden.<br />

Das gemeinsame Interesse an spezifisch weiblichen Themen,<br />

trotz unterschiedlicher Frauenrollen, Familienbilder und Traditionen<br />

bildet dabei das Verbindungsglied zwischen allen<br />

Frauen und den Ausgangspunkt unseres Angebots. Wie der<br />

Titel bereits beinhaltet, werden die Teilnehmerinnen dabei als<br />

Expertinnen in eigener Sache gesehen. So gelingt der Zugang<br />

zu den Frauen und öffnet sie für eher fremde Sichtweisen<br />

und Möglichkeiten in unserem Land.

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