Abteilung Radiopharmazeutische Chemie (E030) - Dkfz.de
Abteilung Radiopharmazeutische Chemie (E030) - Dkfz.de
Abteilung Radiopharmazeutische Chemie (E030) - Dkfz.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Radiopharmazie (<strong>E030</strong>1)<br />
Forschungsschwerpunkt E<br />
Innovative Krebsdiagnostik und -therapie<br />
J. Eisenbarth, K. Weber, H. Marx, A. Runz,<br />
U. Wagner-Utermann<br />
Kooperationen: U. Haberkorn, L. Strauss, J. Debus, alle DKFZ<br />
Der Schwerpunkt <strong>de</strong>r Arbeiten liegt in <strong>de</strong>r Versorgung <strong>de</strong>r<br />
Nuklearmedizin mit Tracersubstanzen für die Positronenemissionstomographie<br />
(PET). Im onkologischen Bereich ist<br />
PET von hohem Informationsgehalt bezüglich <strong>de</strong>r Tumorbzw.<br />
Metastasenfindung, Tumorstaging, Therapieverlaufskontrolle<br />
und Rezidiv- bzw. Narbenbeurteilung nach operativen<br />
und strahlentherapeutischen Eingriffen. Auch außerhalb<br />
<strong>de</strong>s onkologischen Bereichs hat PET ein breites Anwendungsspektrum,<br />
z.B. in <strong>de</strong>r Kardiologie, Neurologie und<br />
Psychiatrie.<br />
Je nach klinischer Fragestellung kommen unterschiedliche<br />
Tracer zum Einsatz. Hierbei muss zwischen sogenannten<br />
zugelassenen Arzneimitteln und Studienpräparaten unterschie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Allen Herstellungsverfahren unterliegen<br />
„GMP und GLP“-Richtlinien, wie sie z. B. in <strong>de</strong>r Betriebsverordnung<br />
für pharmazeutische Unternehmen vorgeschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n. Zur Erfüllung dieser Richtlinien sind extrem<br />
hohe Anfor<strong>de</strong>rungen bezüglich <strong>de</strong>r mikrobiologischen Überwachung<br />
sowohl <strong>de</strong>r Produktionsstätte als auch <strong>de</strong>s Herstellungsprozesses,<br />
<strong>de</strong>s Endproduktes und <strong>de</strong>s Herstellungspersonals<br />
zu erfüllen.<br />
Die Qualitätskontrolle und Prozessdokumentation wer<strong>de</strong>n<br />
ebenfalls nach gesetzlichen Vorgaben durchgeführt<br />
(Betriebsverordnung, AMG). Die Einhaltung dieser Qualitätsstandards<br />
wird von <strong>de</strong>m zuständigen Regierungspräsidium<br />
überwacht. Es kommt bei <strong>de</strong>n von uns hergestellten<br />
Radiopharmaka erschwerend hinzu, dass die Haltbarkeit<br />
bzw. Verwendbarkeit <strong>de</strong>r Arzneimittel durch die Nuklid-Halbwertszeiten<br />
von 3 bis 108 Minuten stark eingeschränkt<br />
ist. Außer<strong>de</strong>m sind Richtlinien für <strong>de</strong>n Strahlenschutz<br />
zu beachten, welche die Strahlenbelastung <strong>de</strong>s<br />
Herstellungspersonals so gering wie möglich halten soll. Um<br />
alle Auflagen erfüllen zu können, wur<strong>de</strong> unter hohem Kosten-<br />
und Personalaufwand ein Produktionsreinraum und<br />
ein Abfüllraum <strong>de</strong>r Klasse C gebaut, <strong>de</strong>r mit pharmazeutischen<br />
Isolatoren <strong>de</strong>r Klasse A ausgestattet ist. In diesem<br />
Reinraum wer<strong>de</strong>n die PET-Radiopharmaka 2´-[ 18 F]-fluoro-<br />
2´-<strong>de</strong>oxy-D-glucose ([ 18 F]FDG) und 3´-<strong>de</strong>oxy-3´-[ 18 F]-<br />
fluoro-thymidin ([ 18 F]FLT) hergestellt.<br />
Ein Großteil <strong>de</strong>r Arbeiten dieser Gruppe bestand in <strong>de</strong>r<br />
Antragstellung für eine Zulassung von [ 18 F]FDG beim Bun<strong>de</strong>sinstitut<br />
für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM,<br />
Bonn). Dieser Aufwand war nötig gewor<strong>de</strong>n, weil die Abgabe<br />
von [ 18 F]FDG nicht mehr für Studienzwecke genehmigt<br />
wur<strong>de</strong>. Obwohl eine Herstellungsgenehmigung vorhan<strong>de</strong>n<br />
war, mussten neben <strong>de</strong>r Aufstellung umfangreicher<br />
Dokumentationen über das Produkt, eine Vielzahl<br />
experimentell nachzuweisen<strong>de</strong>r Validierungen von Herstellungs-<br />
und Qualitätskontroll-Verfahren durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n. Das Volumen <strong>de</strong>s Antrags belief sich auf 20 Ordner.<br />
Hier wird <strong>de</strong>utlich, dass <strong>de</strong>r Gesetzgeber zur Vereinfachung<br />
<strong>de</strong>r Zulassung von Radiopharmaka für ausschließlich<br />
eigene Anwendung aktiv wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Die Forschungsaktivitäten konzentrierten sich auf die Synthese<br />
von Vorläufersubstanzen, <strong>de</strong>ren stereoselektive Markierung<br />
mit [ 18 F]F - das 3´-<strong>de</strong>oxy-3´-[ 18 F]fluoro-thymidin<br />
([ 18 F]FLT), einen viel versprechen<strong>de</strong>n neuen Proliferationsmarker<br />
ergibt [1]. Im Zuge dieser Arbeiten wur<strong>de</strong>n<br />
eine große Anzahl von Vorläufermolekülen synthetisiert,<br />
bspw. 5´-O-Dimethoxytrityl-O 2 ,3´-cyclothymidin, 3-N-Boc–<br />
<strong>Abteilung</strong> <strong>E030</strong><br />
Radiochemie und Radiopharmakologie<br />
1-(5-O-(4,4´-dimethoxytrityl)-3-O-nosyl-2-<strong>de</strong>oxy-b-Dlyxofuranosyl)thymin<br />
und 1-(3´-O-mesyl-2,5´-anhydro-b-Dlyxofuranosyl)thymin<br />
[2]. Bisher konnte [ 18 F]-FLT mit diesen<br />
Precursoren in einer radiochemischen Ausbeute von<br />
18% (EOB) erhalten wer<strong>de</strong>n. Das Verfahren wur<strong>de</strong> für die<br />
anstehen<strong>de</strong>n klinischen Studien auf einen automatisierten<br />
Syntheseprozess umgestellt.<br />
Die Reinigung von bestrahltem [ 18 O]Wasser wird routinemäßig<br />
durch Destillation in Anwesenheit von KMnO 4<br />
/NaOH<br />
durchgeführt. Diese Metho<strong>de</strong> beseitigt die organisch chemischen<br />
Verunreinigungen nicht vollständig, so dass Probleme<br />
bei <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rverwendung <strong>de</strong>s wertvollen [ 18 O]H 2<br />
O<br />
auftreten. Es wur<strong>de</strong> eine elektrolytische Reinigungsmetho<strong>de</strong><br />
entwickelt, die eindrucksvolle Ergebnisse zeigte. Nach<br />
Bau einer automatisierten Anlage wur<strong>de</strong> die Apparatur für<br />
die Routine in Betrieb genommen [3].<br />
Ein weitereThema war die Darstellung von markierungsfähigen<br />
Nucleosi<strong>de</strong>n wie <strong>de</strong>n 5-(2-radiohaloethyl)- und <strong>de</strong>n 5-<br />
(2-radiohalovinyl)-2´-<strong>de</strong>oxyuridinen bzw. <strong>de</strong>n in vivo metabolisch<br />
stabileren 2´-fluoro-2´-<strong>de</strong>oxyanaloga. Diese Substanzklasse<br />
sollten als Reportertracer in <strong>de</strong>r Gen-Therapie<br />
mit <strong>de</strong>m Herpes-Simplex-Virus Thymidinkinase Suizidsytem<br />
(HSV-Tk) eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Dabei wird als „Prodrug“ eine<br />
Pyrimidinbase, die mit einer funktionellen Gruppe modifiziert<br />
ist (z.B. Ganciclovir), durch HSV-Tk und zelluläre Kinasen<br />
zum antimetabolisch-wirken<strong>de</strong>n Agens aktiviert. Dieser Vorgang<br />
führt dann zum Absterben <strong>de</strong>r Zelle. Dasselbe geschieht<br />
mit <strong>de</strong>m Reportertracer, <strong>de</strong>r, metabolisch eingefangen,<br />
Informationen über <strong>de</strong>n Transfektionsgrad <strong>de</strong>r Gentherapie<br />
liefert [4-6].<br />
Publikationen (*= externer Koautor)<br />
[1] W. Mier*, U. Haberkorn, M. Eisenhut. Editorial: [ 18 F]FLT; Portrait<br />
of a Proliferation Marker. Eur J Nucl Med. 2002; 29: 165-9<br />
[2] S.J. Martin, J.A. Eisenbarth, U. Wagner-Utermann, W. Mier*,<br />
M. Henze, H. Pritzkow*, U. Haberkorn, M. Eisenhut. A new precursor<br />
for the radiosynthesis of [ 18 F]FLT.Nucl Med Biol, 2002; 29:<br />
263-273<br />
[3] K. Weber , H. Marx , J. Vierling , U. Wittstadt*, M. Eisenhut.<br />
Electrolytic purification of [ 18 O]water. J. labelled Comp.<br />
Radiopharm. 46: S279, 2003.<br />
[4] Na<strong>de</strong>r MW, Oberdorfer F. Syntheses of [carbonyl- 11 C]2-(2-<br />
benzoylphenoxy)-N-phenylacetami<strong>de</strong> from [ 11 C]carbon monoxi<strong>de</strong><br />
by the Suzuki and the Stille reactions. Appl Radiat Isot. 2002<br />
Nov;57(5):681-5.<br />
[5] Yu CS, Oberdorfer F. Synthesis of a novel al<strong>de</strong>hy<strong>de</strong>: 4-O-methyl-5-formylmethyl-2'-<strong>de</strong>oxyuridine.<br />
Nucleosi<strong>de</strong>s Nucleoti<strong>de</strong>s<br />
Nucleic Acids. 2003;22(1):71-84.<br />
[6] Yu CS, Eisenbarth J, Runz A, Weber K, Zeisler S., Oberdorfer<br />
F. Syntheses of 5-(2-radiohaloethyl)- and 5-(2-radiohalovinyl)-2’-<br />
<strong>de</strong>oxyuridines. Novel types of radiotracer for monitoring cancer<br />
gene therapy with PET. J. labelled Comp. Radiopharm. 46: 421,<br />
2003.<br />
Gallium-68 Peptiddiagnostika (<strong>E030</strong>2)<br />
J. Schuhmacher, H. Hauser, R. Matys<br />
Kooperationen: Priv.-Doz. Dr. S. Kaul, Prof. Dr. G. Bastert, Universitäts-Frauenklinik;<br />
Prof. Dr. H. Mäcke, Abt. für Nuklearmedizin,<br />
Kantonsspital Basel; Dr. S. Froi<strong>de</strong>vaux, Prof. Dr. A. Eberle,<br />
Abt. für Endokrinologie, Kantonsspital Basel; Dr. M. Henze, Prof.<br />
Dr. U. Haberkorn, Klinische Kooperationseinheit Nuklearmedizin<br />
(E060), Dr. P. Peschke (E050).<br />
Von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung für eine effektive nuklearmedizinische<br />
Tumordiagnostik und Therapie ist die Anwendung<br />
spezifischer, radioaktiv markierter Tracer mit hoher<br />
Anreicherung im Zielgewebe bei gleichzeitig schneller<br />
289<br />
DKFZ 2004: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2002 - 2003