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ENTWURF (3 - Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt

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April/Mai 2009<br />

Sozialethischer Arbeitskreis Kirche - Gewerkschaften Hamburg<br />

Die Wirtschaft muss dem Menschen dienen<br />

FÜR EINE SOZIALETHISCHE WENDE IN<br />

UNSERER GESELLSCHAFT<br />

F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise s<strong>in</strong>d Ergebnis und gleichzeitig Ausdruck e<strong>in</strong>er tief<br />

gehenden moralischen Krise <strong>in</strong> Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> letzten drei Jahrzehnte hat sich die Debatte um Gerechtigkeit immer<br />

weiter von den Gleichheitsvorstellungen entfernt, mit denen sie vorher eng<br />

verbunden war. Gleichheit wurde auf e<strong>in</strong>e rudimentäre Idee von Chancengleichheit<br />

reduziert.<br />

Während die Vergrößerung <strong>der</strong> Unterschiede zum leistungsför<strong>der</strong>nden Pr<strong>in</strong>zip<br />

erklärt wurde, öffnete grenzenlose Deregulierung das Spielfeld für die Entstehung<br />

von Niedrig- und Armutslöhnen auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite und e<strong>in</strong>er geradezu obszönen<br />

Bereicherung an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommenspyramide auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en.<br />

Diese Entwicklung, die <strong>in</strong> den USA begann, wurde <strong>in</strong> den europäischen und vielen<br />

außereuropäischen Län<strong>der</strong>n mit vollzogen. Sie führte zu e<strong>in</strong>er beispiellosen, von<br />

<strong>der</strong> persönlichen Leistung abgekoppelten Polarisierung von E<strong>in</strong>kommen und<br />

Lebenslagen.<br />

Wachsende Gier nach immer höherer Rendite, vermengt mit Arroganz,<br />

Inkompetenz und krim<strong>in</strong>eller Energie, und <strong>der</strong> aus heutiger Sicht unbegreifbare<br />

Verzicht auf öffentliche Regulierung waren maßgebliche Ursachen für die<br />

tiefgreifende Krise <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzwirtschaft. Deren wahres Ausmaß ist bis heute nicht<br />

erkennbar. Offensichtlich ist aber, dass ihre verstärkende Wirkung auf die ohneh<strong>in</strong><br />

vorhandenen Abschwungtendenzen Millionen von Menschen bedrängt und <strong>in</strong> ihrer<br />

Existenz bedroht. Schon heute s<strong>in</strong>d dadurch <strong>in</strong> Deutschland Hun<strong>der</strong>ttausende von<br />

Arbeitslosigkeit betroffen.


Wir, die Mitglie<strong>der</strong> des Sozialethischen Arbeitskreises Kirche - Gewerkschaften <strong>in</strong><br />

Hamburg, sprechen uns für e<strong>in</strong>e umfassende ethische Debatte aus, <strong>der</strong>en Ziel se<strong>in</strong><br />

muss:<br />

• schuldhaftes Handeln und Verantwortlichkeiten für Fehlentwicklungen klar zu<br />

benennen,<br />

• die Wirtschaft neu <strong>in</strong> den <strong>Dienst</strong> zu nehmen für die Verbesserung <strong>der</strong><br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Menschen,<br />

• die Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Unterschiede <strong>in</strong> den Lebenslagen wie<strong>der</strong> zur Grundlage<br />

<strong>der</strong> Debatte um soziale Gerechtigkeit zu machen,<br />

• die Bemessung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommen an den Erfor<strong>der</strong>nissen e<strong>in</strong>es<br />

menschenwürdigen Lebens und echter kultureller Teilhabe auszurichten,<br />

• den demokratischen Staat zu stärken und ihm die Regulierung sozialer<br />

Risiken und die Durchsetzung des öffentlichen Interesses neu zu übertragen.<br />

Die Deregulierung <strong>der</strong> vergangenen Jahrzehnte hat den f<strong>in</strong>anzwirtschaftlichen<br />

Zusammenbruch mit herbeigeführt und damit die Wirtschaftskrise massiv verstärkt.<br />

Sie hat gleichzeitig zur Erosion ethischer Maßstäbe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft entscheidend<br />

beigetragen.<br />

Wir brauchen e<strong>in</strong>e sozialethische Neubes<strong>in</strong>nung. Wir treten<br />

dafür e<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> soziale Rechtsstaat durch regulierende<br />

Maßnahmen e<strong>in</strong>e Wirtschaft im <strong>Dienst</strong> am Menschen schafft.<br />

__________________<br />

Für den Sozialethischen Arbeitskreis Kirche - Gewerkschaften Hamburg:<br />

Prof. em. Dr. Hans-Jürgen Benedict, Ev. Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie, Hamburg<br />

Propst Matthias Bohl, Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-Ost<br />

Propst Jürgen Bollmann, Ev.-Luth. Kirchenkreis Harburg<br />

Dr. Susanne Brunk, Regionalausschuss Hamburg KDA<br />

Wolf-Rüdiger Felsch, ehem. Bereichsleiter Grundsatzpolitik, betr. Mitbest., ver.di Hamburg<br />

Angelika Kähler, <strong>Kirchlicher</strong> <strong>Dienst</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>der</strong> NEK<br />

Elisabeth L<strong>in</strong>gner, Nordelbische Ev.-Luth. Kirche, Mitglied <strong>der</strong> Kirchenleitung<br />

Dr. Klaus Mehrens, ehem. Bezirksleiter <strong>der</strong> IG Metall<br />

Erik Merks, Betriebsratsvorsitzen<strong>der</strong> SAM Electronics<br />

Erhard Pumm, Vorsitzen<strong>der</strong> DGB Hamburg<br />

Wolfgang Rose, ver.di - Landesbezirksleiter, Hamburg<br />

Alfred Schmidt, Hamburg<br />

Pastor Oliver Stabenow, <strong>Kirchlicher</strong> <strong>Dienst</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> <strong>der</strong> NEK<br />

Frank Teichmüller, ehem. Bezirksleiter <strong>der</strong> IG Metall<br />

V.i.S.d.P.: K. Mehrens, Hamburg<br />

Kontakt: A. Kähler AKaehler@kda-nordelbien.de

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