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Schutz für bedrohte Schwule, Lesben, Bi- und ... - Queeramnesty.ch

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MEDIENMITTEILUNG<br />

Sperrfrist bis Dienstag, 2. März 2010, 13.00 Uhr<br />

SCHUTZ FÜR BEDROHTE SCHWULE, LESBEN, BI- UND TRANSSEXUELLE<br />

IHRE VERFOLGUNG MUSS ALS ASYLGRUND ANERKANNT WERDEN<br />

HINWEIS AN DIE REDAKTION<br />

Die Petition «Bessere Chance für die Opfer von ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsspezifis<strong>ch</strong>er Verfolgung» wird am Dienstag, 2.<br />

März 2010, um 13.00 Uhr auf dem B<strong>und</strong>eshausplatz in Bern übergeben. Mit einer Foto-Aktion überrei<strong>ch</strong>en<br />

AktivistInnen von Amnesty International einer Gruppe von ParlamentarierInnen die Unters<strong>ch</strong>riften.<br />

Bern, 2. März 2010. Mit einer Petition fordert Amnesty International das Parlament auf, die ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsspezifis<strong>ch</strong>e<br />

Verfolgung von <strong>Lesben</strong>, <strong>S<strong>ch</strong>wule</strong>n, <strong>Bi</strong>sexuellen <strong>und</strong> Transgender als Asylgr<strong>und</strong> ins Gesetz aufzunehmen.<br />

Der B<strong>und</strong>esrat hat si<strong>ch</strong> gegen eine glei<strong>ch</strong>lautende Motion von Nationalrätin Katharina Prelicz-<br />

Huber ausgespro<strong>ch</strong>en, über die am Mittwo<strong>ch</strong> debattiert wird. Die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsorganisation erinnert<br />

daran, dass weltweit Mens<strong>ch</strong>en allein aufgr<strong>und</strong> ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsidentität<br />

verhaftet, verhört, gefoltert oder sogar mit dem Tod bestraft werden. Ohne eine gesetzli<strong>ch</strong>e Anerkennung<br />

dieser spezifis<strong>ch</strong>en Verfolgung ist zu befür<strong>ch</strong>ten, dass die S<strong>ch</strong>weiz weiterhin Asylsu<strong>ch</strong>ende zurücks<strong>ch</strong>ickt,<br />

au<strong>ch</strong> wenn diesen Personen im Herkunftsland Verfolgung, Folter <strong>und</strong> Tod drohen.<br />

Aktivistinnen <strong>und</strong> Aktivisten von «<strong>Queeramnesty</strong>», der Amnesty-Fa<strong>ch</strong>gruppe für die Re<strong>ch</strong>te von <strong>Lesben</strong>,<br />

<strong>S<strong>ch</strong>wule</strong>n, <strong>Bi</strong>sexuellen <strong>und</strong> Transgender, haben am Dienstag in Bern eine Petition des Parlaments übergeben<br />

( Unters<strong>ch</strong>riftszahl folgt in der Medienmitteilung am Dienstagmittag 2. März). Die B<strong>und</strong>esversammlung<br />

wird darin aufgefordert, die Flü<strong>ch</strong>tlingsdefinition im Asylgesetz anzupassen <strong>und</strong> ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsspezifis<strong>ch</strong>e<br />

Verfolgung als Asylgr<strong>und</strong> ins Gesetz aufzunehmen.<br />

Das glei<strong>ch</strong>e Anliegen verfolgt eine Motion von Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber, die am Mittwo<strong>ch</strong>,<br />

dem 3. März 2010 im Parlament diskutiert wird. Der B<strong>und</strong>esrat hat den Vorstoss zur Ablehnung empfohlen,<br />

obwohl weltweit die Re<strong>ch</strong>te von <strong>Lesben</strong>, <strong>S<strong>ch</strong>wule</strong>n, <strong>Bi</strong>sexuellen <strong>und</strong> Transgender in etli<strong>ch</strong>en Ländern<br />

verletzt werden. Iran, Mauretanien, Nigeria, Katar, Saudiarabien, Sudan <strong>und</strong> Jemen kennen weiterhin die<br />

Todesstrafe für homosexuelle Akte. In anderen Staaten sitzen Mens<strong>ch</strong>en aufgr<strong>und</strong> ihrer tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en oder<br />

vermuteten sexuellen Orientierung im Gefängnis.<br />

Amnesty International stellt fest, dass die S<strong>ch</strong>weiz in der Asylpraxis zu wenig für den nötigen <strong>S<strong>ch</strong>utz</strong> <strong>und</strong><br />

die Bedürfnissen von «Queer Refugees» unternimmt. «Unsere Erfahrungen mit sol<strong>ch</strong>en Asylgesu<strong>ch</strong>en zeigen,<br />

dass bei der Prüfung dieser Gesu<strong>ch</strong>e der legalen Situation <strong>und</strong> der gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Stigmatisierung<br />

ni<strong>ch</strong>t genügend Re<strong>ch</strong>nung getragen wird», erklärt Denise Graf, Flü<strong>ch</strong>tlings-Expertin der S<strong>ch</strong>weizer Sektion<br />

von Amnesty International. «Die Re<strong>ch</strong>te von <strong>Lesben</strong>, <strong>S<strong>ch</strong>wule</strong>n, <strong>Bi</strong>sexuellen <strong>und</strong> Transgender sind nur gewährleistet,<br />

wenn die ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsspezifis<strong>ch</strong>e Verfolgung als Asylgr<strong>und</strong> ins Gesetz aufgenommen wird <strong>und</strong><br />

si<strong>ch</strong> die Behörden stärker mit diesem Thema auseinandersetzen.»<br />

AMNESTY INTERNATIONAL S<strong>ch</strong>weizer Sektion . Regionalbüro . Stauffa<strong>ch</strong>erstrasse 129 . 8004 Züri<strong>ch</strong><br />

T: +41 44 200 33 55 . F: +41 44 200 33 59 . regionalbuero@amnesty.<strong>ch</strong> . www.amnesty.<strong>ch</strong> . PC: 30-3417-8 . IBAN CH52 0900 0000 3000 3417 8


Bereits die Aufnahme frauenspezifis<strong>ch</strong>er Verfolgungsgründe ins Asylgesetz hat zu einer starken Sensibilisierung<br />

aller Verwaltungsinstanzen <strong>und</strong> Institutionen geführt, die ins Asylverfahren involviert sind. Im Berei<strong>ch</strong><br />

der ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsspezifis<strong>ch</strong>en Verfolgung gibt es hingegen trotz entspre<strong>ch</strong>ender Bemühungen des<br />

B<strong>und</strong>esamtes für Migration grosse Defizite: <strong>S<strong>ch</strong>wule</strong>n aus dem Iran wird zum Beispiel geraten, ihre Homosexualität<br />

im Geheimen auszuleben <strong>und</strong> auf diese Weise Problemen aus dem Weg zu gehen. Die zuständigen<br />

Behörden können si<strong>ch</strong> offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vorstellen, was es heisst, ein Leben in einem Land zu führen,<br />

das Homosexualität bekämpft, verbietet <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>wer bestraft.<br />

Für Rückfragen:<br />

- Daniel Graf, Medienspre<strong>ch</strong>er, Tel. 044 200 33 50, Mobil 079 379 80 37<br />

HINTERGRUND-INFORMATION: QUEER REFUGEES IN DER SCHWEIZ<br />

Queer Refugees sind Flü<strong>ch</strong>tlinge, die aufgr<strong>und</strong> der sexuellen Orientierung oder der ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Identität<br />

ihr Land verlassen müssen. Sie fliehen aus der Heimat, weil sie als <strong>Lesben</strong>, <strong>S<strong>ch</strong>wule</strong>, <strong>Bi</strong>sexuelle <strong>und</strong><br />

Transgender verfolgt, bedroht oder bestraft werden. Ni<strong>ch</strong>t nur Staaten verfolgen sexuelle Minderheiten,<br />

sondern oft au<strong>ch</strong> Familien <strong>und</strong> Gemeins<strong>ch</strong>aften. Viele Betroffene sehen si<strong>ch</strong> gezwungen zu flü<strong>ch</strong>ten. Sie<br />

hoffen, in einem anderen Land Si<strong>ch</strong>erheit <strong>und</strong> Akzeptanz zu finden.<br />

Die S<strong>ch</strong>weizer Sektion von Amnesty International unterstützt r<strong>und</strong> zehn Personen pro Jahr. Wie viele Queer<br />

Refugees in der S<strong>ch</strong>weiz <strong>S<strong>ch</strong>utz</strong> su<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> wie viele tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Asyl erhalten, ist s<strong>ch</strong>wer abzus<strong>ch</strong>ätzen.<br />

Das B<strong>und</strong>esamt für Migration gibt dazu keine Statistiken heraus.<br />

Die Dunkelziffer bei Queer Refugees, die keine Angaben über den wahren Gr<strong>und</strong> ihrer Flu<strong>ch</strong>t ma<strong>ch</strong>en, ist<br />

ho<strong>ch</strong>. Viele reden bei der Befragung zu ihrem Asylgesu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t offen über ihre sexuelle Orientierung oder<br />

ihre ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Identität. Sie haben meist über Jahre ihre Sexualität unterdrückt oder sie aus Angst<br />

vor Diskriminierungen <strong>und</strong> Verfolgung geheim gehalten. Sie befür<strong>ch</strong>ten, dass au<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weizer Behörden<br />

Anstoss daran nehmen <strong>und</strong> das Asylgesu<strong>ch</strong> ablehnen. Deshalb ma<strong>ch</strong>en Queer Refugees oft andere Flu<strong>ch</strong>tgründe<br />

geltend <strong>und</strong> erzählen den Behörden eine entspre<strong>ch</strong>end weniger glaubwürdige Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Die Folge<br />

davon ist, dass sie trotz der akuten Gefährdung in den Herkunftsstaaten einen negativen Asylents<strong>ch</strong>eid erhalten.<br />

In der S<strong>ch</strong>weiz angekommen, sind Queer Refugees oft der Diskriminierung <strong>und</strong> der verbalen Gewalt anderer<br />

Asylsu<strong>ch</strong>ender ausgesetzt. Die Homophobie, die in einigen Ländern beziehungsweise Kulturen herrs<strong>ch</strong>t,<br />

äussert si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> im Alltag in den Asylzentren. Das Personal nimmt die Probleme von Queer Refugees oft<br />

ni<strong>ch</strong>t wahr oder ist damit überfordert, au<strong>ch</strong> weil die S<strong>ch</strong>ulung dafür fehlt.

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