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4.2 Pädagogische Biographieforschung als Rahmen biographischer Beschäftigung mit<br />
der eigenen Kindheit<br />
Erziehung ist reflexiv und selbstreferentiell. Der Pädagoge bezieht sich, wenn er erzieht, auch<br />
immer auf sich selbst. 358 Seine Erfahrungen und Vorstellungen über Kindheit sind<br />
biographisch erworbene und prägen sein Handeln, sind somit darin nachweisbar. Die schon<br />
von BERNFELD erkannte Dopplung des Themas Kindheit beschreibt PRANGE in der<br />
Konsequenz, „...daß sich in dem Umgang mit dem Kind immer das Eigene mit dem Fremden<br />
verschränkt.“ 359 Daher wohnt der Beschäftigung mit Kindern ein Rückzug in die eigene<br />
Kindheit schon inne, er rufe ihn quasi hervor. 360<br />
Der Selbstentwurf, das Selbstbild und somit auch das Bild von der eigenen Kindheit muss<br />
notwendigerweise der Umwelt mitgeteilt werden. 361 Die biographische Forschung hat sich<br />
dieses Gegenstandes angenommen und ihn methodisch aufgear<strong>bei</strong>tet und verfeinert.<br />
Maßgeblich beeinflusst wurde sie in ihrer Entwicklung auch von der Psychoanalyse, von der<br />
sie sich aber in mehreren Punkten unterscheidet und damit abgrenzt. 362 Die<br />
erziehungswissenschaftliche Biographieforschung begann im Jahr 1978 erst richtig 363 und<br />
wurde vorangetrieben durch BAACKE, LOCH und HENNINGSEN. Ein wichtiger<br />
Wegbereiter in diesem Zusammenhang war auch DILTHEY. SCHULZE bilanziert den<br />
Forschungsstand, gibt Ausblicke und skizziert da<strong>bei</strong> ein reichhaltiges Feld an biographisch<br />
orientierter Forschung in der Pädagogik. 364 Verschiedene Ansätze einer biographische<br />
orientierten Pädagogik nennt SCHULZE und betont damit den Zusammenhang, der zwischen<br />
Biographie, Gesellschaft und Erziehung in der Pädagogik liegt. 365<br />
Ein wichtiger Gegenstand der biographischen Forschung sind die Autobiographien.<br />
HENNINGSEN definiert sie als „...Geschichten von Lernprozessen, gesehen durch<br />
Interpretationsmuster.“ 366 Dies deutet gleichzeitig die Schwierigkeiten autobiographischer<br />
358 vgl. PRANGE, 1989, S. 205ff<br />
359 Ebd., S. 207<br />
360 Vgl. HERRMANN in BERG, 1994 2 , S. 61; außerdem in Kapitel 3 BRÜCK und seine These der Provokation<br />
der verbliebenden Kindlichkeit des Lehrers<br />
361 Vgl. FUCHS, 1984, S. 81<br />
362 Vgl. ebd., S. 96f<br />
363 Seit 1978 sei eine „Landschaft erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung“ aufgeblüht; SCHULZE in<br />
BAACKE/ SCHULZE, 1993, S. 13<br />
364 Vgl. ausführlich dazu die Bilanz der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung in: ebd., S. 10-31<br />
365 Vgl. ebd., S. 13<br />
366 HENNINGSEN, 1981, S. 7<br />
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