gesamte Arbeit (pdf-Format) - bei föpäd.net
gesamte Arbeit (pdf-Format) - bei föpäd.net
gesamte Arbeit (pdf-Format) - bei föpäd.net
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
qualitativen Sozialforschung anzusiedeln ist. 342 Welche Wege kann der Lehrer in diesem Feld<br />
beschreiten, wo und wann ist dies möglich? Welche Impulse ergeben sich für die<br />
Lehrerausbildung? Diesen Fragen möchte ich im Folgenden auf die Spur gehen.<br />
4.1 Die Notwendige Professionalisierung der Beschäftigung mit der eigenen Kindheit im<br />
sonderpädagogischen Handeln innerhalb der pädagogischen Beziehung zwischen Lehrer<br />
und Schüler mit LB<br />
Pädagogisches Handeln findet immer in bestimmten Situationen statt, die von bestimmten<br />
Institutionen ermöglicht werden. 343 GIESECKE definiert es als soziales Handeln im<br />
Gegensatz zum technischen Handeln. 344 Der Kern des pädagogischen Handelns ist für ihn die<br />
pädagogische Beziehung in sogenannten „Face-to-Face“-Situationen. 345 Diese Beziehung<br />
sollte geprägt sein von einer partnerschaftlichen Gleichrangigkeit, die getragen wird von<br />
gegenseitigem Respekt, Achtung und Vertrauen. 346 Diese drei Säulen der Beziehung können<br />
meiner Meinung nach aber nur entstehen, wenn sich Lehrer und Schüler kennen und kennen<br />
lernen wollen.<br />
Als Voraussetzung dieses Kennenlern-Prozesses setzt NIEMEYER die Selbstbeobachtung,<br />
die jeder Fremdbeobachtung vorausgehen sollte. 347 Er unterteilt die Selbstbeobachtung in<br />
einer allgemeine, stete Beobachtung <strong>bei</strong> allen Gelegenheiten und in eine spezielle Betrachtung<br />
der eigenen Kindheit. 348 Diesen Rückgang in die kindliche Vergangenheit beschreibt er so:<br />
„...insonderheit gehe der künftige Erzieher oft mit seiner Beobachtung in der Geschichte<br />
seiner eignen Kindheit und Jugend zurück, und suche sich seine damalige Art zu urtheilen,<br />
und sich zu bestimmten Handlungen bestimmen zu lassen, so genau als möglich zu<br />
vergegenwärtigen, von der in reiferen Jahren durch veränderte Lage, fast keine Spur mehr<br />
ausser im Gedächtnis, zurückgeblieben seyn kann.“ 349 Mit dieser Kenntnis der eigenen<br />
Kindlichkeit und der kindlichen Art zu fühlen, zu denken und zu handeln, wird er in<br />
Kinderseelen ebenso Bescheid wissen und ihre Handlungen verstehen und akzeptieren<br />
342 Vgl. SCHULZE in BAACKE, Dieter/ SCHULZE, 1993, S. 52<br />
343 Vgl. GIESECKE, 1992, S. 57f<br />
344 Vgl. ebd., S. 59<br />
345 Ebd., S. 149<br />
346 Vgl. ebd., S. 121<br />
347 „Jenem Studium fremder Beobachtungen und Erfahrungen gehe aber die Selbstbeobachtung beständig zur<br />
Seite.“; NIEMEYER, 1970, S. 37<br />
348 Vgl. ebd., S. 37<br />
349 Ebd., S. 37<br />
http://www.foepaed.<strong>net</strong> 67