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Widerspruch.“ 316 Die Fortdauer dieses Widerspruchs wird durch die Aufrechterhaltung des<br />
übersteigerten Selbstbildes garantiert. 317<br />
Welche Rolle spielt der Schüler da<strong>bei</strong>? Er wurde in der Literatur bereits befreit von den<br />
Fesseln der „Lernbehinderung“. Demnach ist Lernbehinderung keine Eigenschaft, die einem<br />
Verhalten „originär und inhärent“ zukommt, sondern eine Zuschreibung, ein Urteil der<br />
Gesellschaft, in welcher der „Lernbehinderte“ lebt. 318 Bisher ist die Praxis im Schulsystem<br />
jedoch so, dass sich die Gesellschaft durch subjektive Willkür all der Schüler entledigt, die<br />
den Erwartungen der Gesellschaft, der Schule und des Lehrers nicht entsprechen. 319<br />
Ist der Schüler lernbehindert? Ist der Lehrer lehrbehindert? Ist die Schule<br />
beschulungsbehindert? Ist die Gesellschaft integrationsbehindert?<br />
Diese Fragen sollen und können hier nicht beantwortet werden, vielleicht kann sie jeder nur<br />
für sich selbst versuchen zu beantworten. Da<strong>bei</strong> sollte dieser kleine Exkurs eine Anregung<br />
sein.<br />
3.6 Eine tragfähige Brücke über die Kluft<br />
Um das Bild von der Kluft zwischen Lehrer und Schüler mit LB wieder aufzugreifen, werde<br />
ich eine mögliche Brücke darüber in fünf Schritten beschreiben.<br />
Zum ersten bedarf es der Einsicht in das Vorhandensein einer Kluft, einer Entfernung zum<br />
Schüler und dessen Geschichte. 320 Diese Kluft ist eine, die sich durch die unterschiedlichen<br />
Erlebnisse der Beteiligten bildete und deren Tiefe und Breite von den jeweiligen Biographien<br />
abhängt. Die Kluft zu sehen bedeutet auch zu akzeptieren, dass sie da ist. Der Lehrer kann<br />
sich nicht vormachen, dass er in jeder Hinsicht dem Schüler gleich ist. Damit wird der Lehrer<br />
Abschied nehmen von seinen für selbstverständlich gehaltenen Wahrheiten und Maßstäben.<br />
GARLICHS spricht von einer Relativierung „der eigenen, bisher für selbstverständlich<br />
gehaltenen kulturellen und sozialen Normen, die das praktische Handeln präformieren und<br />
strukturieren.“ 321<br />
Zum zweiten ist es zur Hälfte die Persönlichkeit des Lehrers, durch welche die Brücke<br />
entstehen kann. Sie ist für die Wurftechnik und Beschaffenheit der Beziehungsseile und das<br />
316 BEGEMANN in BEGEMANN/ KRAWITZ, 1994, S. 201<br />
317 nahezu alle Unterstellungen und Attitüden werden akzeptiert; vgl. GRUNWALD, 1975, S. 700<br />
318 EBERWEIN, 1975, S. 72<br />
319 ebd., S. 71<br />
320 Bürgerliche Lehrerund benachteiligte Schüler stehen sich mit „...prinzipiell unerfüllbaren Erwartungen<br />
gegenüber.“; HILLER, 1989, S. 89<br />
321 GARLICHS, 2000, S. 6<br />
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