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gesamte Arbeit (pdf-Format) - bei föpäd.net

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transportiert. 310 Dieser gesellschaftliche Zusammenhang kristallisiert in den Kindheiten der<br />

<strong>bei</strong>den Beteiligten und zeigt damit eine Spannung auf, welche die Gesellschaft und da<strong>bei</strong> vor<br />

allem das Schulsystem beherrscht.<br />

Behinderte befremden Menschen, die diese nicht so normal empfinden wie sich selbst. 311<br />

Diese Andersartigkeit wird segregiert und in geeig<strong>net</strong>en Schulen, mit geeig<strong>net</strong>em Personal<br />

und geeig<strong>net</strong>en Methoden behandelt. Die Gesellschaft versucht, den Ausleseprozess 312 damit<br />

zu kompensieren, dass sie Institutionen schafft, die diese Schüler besser fördern kann als die<br />

normale Schule. Welchen Plan verfolgt die Gesellschaft, verfolgen wir damit? Welche Rolle<br />

kommt dem Lehrer, kommt uns da<strong>bei</strong> zu?<br />

Der Lehrer für Schüler mit LB ist zum „Heiler der Nation“ auserkoren. Verschiedene<br />

Rollenvorschläge werden von der Gesellschaft an ihn delegiert und damit wird ihm als<br />

Fachmann die Aufgabe, sich mit den „schwierigen“ Kindern zu beschäftigen anvertraut.<br />

Anscheinend versucht die Gesellschaft damit, die Geister die sie rief wieder zur Vernunft zu<br />

bringen. Für den Brand, den sie selbst gelegt hat ist nun der Feuerwehrmann, Sonderpädagoge<br />

oder einfach Lehrer für Schüler mit LB, zuständig - er ist gleichsam das gute Gewissen vom<br />

Dienst. Zeitlos ist in dieser Hinsicht dieses Zitat: „Der Hilfsschullehrer sei eine<br />

Lehrerpersönlichkeit edelster Art, mit einem pädagogischen Feingefühl und hingebender<br />

Gesinnung ausgerüstet, die sich noch ein Gutteil idealen Strebens behalten hat, die Tugenden<br />

der Entsagung seiner selbst, der Konsequenz und zähen Ausdauer, der frohen Laune wie der<br />

Geduld und Liebe, eine gewisse bäuerliche Lebendigkeit und ein Feuer der Begeisterung<br />

besitzt.“ 313 In aktuelleren pädagogischen Beiträgen wechseln zwar die Begriffe und die<br />

Formulierungen, der Sinn jedoch bleibt.<br />

Tatsächlich sitzt der Lehrer damit in der Zwickmühle. Er befindet sich in vielerlei<br />

Widersprüchen gesellschaftlicher, persönlicher und sachlicher Natur. 314 Aufgrund seiner<br />

Position muss er sich berufsbedingt mit den Normen und Werten der Gesellschaft<br />

identifizieren und diese im Unterricht vertreten, unabhängig davon ob sie seiner persönlichen<br />

Überzeugung entsprechen. 315 Eine weitere Kluft entsteht durch die Ambivalenz zwischen dem<br />

pädagogischen Ideal und der unterrichtlichen Realität: „Sie [die Lehrer; S.H.] praktizieren<br />

Beziehungsfallen, sie verstören Kommunikation und Interaktion [...]. Zwischen gefordertem<br />

Verhalten und tatsächlichem Verhalten von Lehrern und Erziehern besteht ein erhebliche<br />

310 vgl. Kapitel 3.4.1 (Norm), 3.4.3 (Lernen) und 3.4.4 (Herkunft)<br />

311 vgl. BEGEMANN in BEGEMANN/ KRAWITZ, 1994, S. 201<br />

312 den sie mit ihrem Widerspruch im Anspruch des gleichzeitigen „Fördern und Auslesen“ erst bewirkt; vgl.<br />

SCARBATH, 1999, S. 18<br />

313 BEGEMANN zitiert HOFMANN; BEGEMANN in BEGEMANN/ KRAWITZ, 1994, S. 200<br />

314 BAUDE, 1975, S. 22f<br />

315 vgl. SCARBATH, 1999, S. 18<br />

http://www.foepaed.<strong>net</strong> 62

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