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3.4.8 Reife Persönlichkeit unterrichtet unfertige Persönlichkeiten<br />

Lehrer für Schüler mit LB sind Menschen, die in der Regel seit ihrer Kindheit eine<br />

Persönlichkeitsentwicklung vollziehen, die bestimmte Persönlichkeitseigenschaften stärker<br />

ausgeprägt und andere eher eingeschränkt hat, was sich auch im Umgang mit Schülern zeigt.<br />

In pädagogischen Rollendefinitionen taucht der Lehrer für Schüler mit LB als ideale Person<br />

auf, die nahezu alle pädagogisch wertvollen Kompetenzen besitzt, um den Unterricht und die<br />

Beziehung zu den Schülern erfolgreich zu gestalten. Das Bild des Lehrers ist auf Hochglanz<br />

poliert, wohingegen das Bild des Schüler mit LB kaum verschmutzter und dreckiger sein<br />

könnte. 294 Demzufolge ist es auch immer der Schüler, der den Unterricht stört, der Konflikte<br />

heraufbeschwört und unangemessene Reaktionen zeigt. 295 Guten Unterricht hält der Lehrer<br />

dann, wenn er planmäßig und ohne Beeinträchtigung abläuft. Lehrer top, Schüler flop?<br />

Die Schulrealität ist jedoch nicht derartig eindimensional. Der Interaktionsprozess zwischen<br />

Lehrer und Schüler mit LB ist immer von <strong>bei</strong>den Seiten abhängig, Schüler- und Lehrertyp<br />

reagieren in einer bestimmten Weise zueinander. 296 Logisch fortgeführt bedeutet dies auch für<br />

Konflikte zwischen <strong>bei</strong>den, dass an ihnen auch der Lehrer mitschuldig ist. Warum könnte der<br />

Lehrer als erwachsene Persönlichkeit für einen Konflikt verantwortlich sein?<br />

Eine Untersuchung zeigt den Sonderschullehrer mit einem „erhöhten Maß an neurotischen<br />

Eigenschaften“. 297 Diese drücken sich aus in ängstlicher Gehemmtheit, Insuffizienzgefühlen<br />

und depressiver Gestimmtheit, die als Folge von fehlverar<strong>bei</strong>teten Konflikten angesehen wird.<br />

Auch Minderwertigkeitskomplexe der Sonderschullehrer will BAIER erkannt haben: „Der<br />

Umgang mit Kindern reizt sie, weil sie hier die Überlegenen sind und den Kindern ihre<br />

Meinung aufzwingen können.“ 298 TAUSCH & TAUSCH sind der Meinung, dass Kälte und<br />

Mißachtung als Eigenschaften von Lehrern während des Aufwachsens erworben wurden.<br />

Auch wenn Lehrer anders handeln wollen, können sie dies nicht aufgrund der Stabilität ihrer<br />

Persönlichkeitseigenschaften. 299 Das Bild der unfehlbaren Lehrerpersönlichkeit bekommt<br />

damit Risse. Sollten die Lehrer Persönlichkeiten sein, die um Stabilität selbst noch ringen, die<br />

selbst noch nicht das geworden sind, wohin sie die Schüler bringen wollen?<br />

Am Beispiel des bekannten Pädagogen Janus KORCZAK wird ein weiterer Aspekt der<br />

Persönlichkeitsentwicklung sichtbar. Durch KORCZAKs Hinwendung zu den Kindern läßt<br />

294 recht drastische Bilder von Schülern mit LB zeigt HÖHN; vgl. HÖHN, 1972, S. 47<br />

295 vgl. SCARBATH, 1999, S. 17<br />

296 vgl. KLEIN, 2001, S. 5f<br />

297 JANTZEN, 1972, S. 208<br />

298 BAIER in BAIER/ KLEIN, 1975, S. 234<br />

299 TAUSCH/ TAUSCH, 1977, S. 140<br />

http://www.foepaed.<strong>net</strong> 59

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