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gesamte Arbeit (pdf-Format) - bei föpäd.net

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auf den Lehrer. 276 Der Lehrer bringe die Schüler dazu, sich korrumpieren zu lassen, um<br />

erfolgreich zu sein in der Schule. 277 Ist es also gar nicht der Schüler dem geholfen wird,<br />

sondern vielmehr der Lehrer, der sich durch die Schüler hilft und sich am Gedanken labt, er<br />

tue das für die Schüler?<br />

Falsch interpretierte und motivierte Hilfe kann zu Problemen führen. 278 Zum einen ist die<br />

Enttäuschung der Retterphantasien des Lehrers vorprogrammiert, weil sich die Schüler häufig<br />

gar nicht retten lassen wollen. Zum anderen birgt die Identifikation mit dem Schüler die<br />

Gefahr, nicht <strong>bei</strong> sich selbst zu sein. Zudem kann die Idealisierung der eigenen Motive und<br />

deren Entzauberung in der Realität Kränkungen hervorrufen: „Ich habe dem Schüler soviel<br />

gegeben und habe nichts zurück bekommen!“ Der Lehrer fühlt sich dann als Betrogener, der<br />

nur helfen wollte und der die negativen Reaktionen der Schüler gar nicht verdient habe. 279<br />

Wem will der Lehrer helfen? Dieser Frage sollte sich der Lehrer auch im Nachdenken über<br />

seine Berufsmotivation stellen. Unter Umständen wird er erkennen, dass gar nicht nur die<br />

Schüler, sondern auch er hilfsbedürftig ist. Vielleicht wird er Verwundungen und<br />

Ablehnungen in seiner kindlichen Vergangenheit erkennen, die dafür verantwortlich sind,<br />

dass er nun <strong>bei</strong> anderen helfen und andere in die Position der Hilfeempfänger drängen will.<br />

Aber nur wer sich selbst hilft und erkennt, wo er Hilfe bedarf, kann anderen helfen und ihnen<br />

helfen, sich selbst zu helfen. 280<br />

3.4.7 Erzogener unterrichtet Unerzogene<br />

Lehrer für Schüler mit LB sind Menschen, die in der Regel in ihrer Kindheit von Eltern,<br />

Erziehern und Lehrern erzogen wurden und mit diesen und anderen Erfahrungen<br />

Verhaltensweisen entwickelt haben, mit deren Hilfe sie selbst andere erziehen.<br />

Der Kreislauf der Erziehung soll hier noch einmal aufgegriffen werden. 281 „Weil wir [die<br />

Erzieher; S.H.] unsere eigenen Bedürfnisse abzulehnen gelernt haben, lehnen wir auch die<br />

Bedürfnisse der Kinder ab. [...] Mit jedem Kind, das wir bestrafen, bestrafen wir im Grund<br />

genommen uns selbst.“ 282 Dieser Ansicht ist auch MILLER wenn sie sagt, dass es die<br />

Funktion der Erziehung sei das „Aufleben des einst in sich Umgebrachten und Verachteten im<br />

276 vom Lehrerzentrismus spricht auch MANN; vgl. MANN, 1989 (schl)<br />

277 ebd., S. 71<br />

278 einige davon werden von Studentinnen beschrieben; vgl. GARLICHS, 2000, S. 153ff<br />

279 BLOEMERS, 1995, S. 216<br />

280 in Anlehnung an den Ausspruch eines Schülers von Maria MONTESSORI: Hilf mir, es selbst zu tun.<br />

281 vgl. Kapitel 2.4.3<br />

282 MANN, 1989, S. 110 (kraf)<br />

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