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1. Einleitung<br />
Jeder Mensch hat eine Kindheit, die ihn prägt und beeinflusst.<br />
Alle Menschen waren oder sind Kinder - ohne Ausnahme. 1 Jeder Mensch hat somit innerhalb<br />
seines Lebenslaufes die Kindheit durchlaufen oder tut dies noch. Da<strong>bei</strong> ist Kindheit etwas<br />
zutiefst persönliches, es gibt gewissermaßen gar nicht die Kindheit sondern jeder Mensch hat<br />
seine eigene Kindheit.<br />
Das Bild vom Menschen, das wir in heutiger Zeit haben ist das eines sich in<br />
Auseinandersetzung mit der Umwelt entwickelnden Wesens. Der Mensch wächst in und mit<br />
seiner Umwelt. Die Symbole für diesen Prozess sind mannigfaltig und viele davon stellen die<br />
Parallelität zur Natur heraus. So ist der Mensch vergleichbar einem Baum, ausgehend vom<br />
Samen über die Wurzeln hin zu den Blüten und Früchten in späteren Tagen. Das Altern des<br />
Menschen entspricht den Ringen des Baumes, die sich um sein Zentrum lagern. Ein anderer<br />
Vergleich setzt die menschlichen Entwicklungsstadien dem Aufbau einer Zwiebel gleich. Jede<br />
neue Schale ersetzt nicht die vorhergehende, sondern umschließt diese, wächst förmlich aus<br />
ihr heraus. 2 Auch Bilder und Vergleiche aus dem alltäglichen Leben drängen sich auf. Die<br />
Metapher von den Lebenserfahrungen als Bühnenbild vor dem sich das aktuelle Geschehen<br />
des Menschen abspielt verdeutlicht die Präsenz, welche die Biographie in jedem Moment<br />
hat. 3<br />
Was ist Kindheit? Ein verklärtes Glück? Unbeschwerte Jahre? Traumatische Episode?<br />
Kreislauf der Ohnmacht? Diese Frage muß jeder für sich selbst beantworten und sie soll nicht<br />
in dieser <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> „gelöst“ werden. 4<br />
Es geht zuerst vielmehr um die grundlegende Frage nach dem Zusammenhang zwischen<br />
Kindheit und dem Verhalten als Erwachsener. Wie lebt die Kindheit im Erwachsenen fort,<br />
falls sie das überhaupt tut?<br />
Jeder Lehrer hat eine Kindheit, die ihn prägt und beeinflusst.<br />
Im Kreislauf der Erziehung hat der Lehrer die Fronten gewechselt und erzieht als Erzogener<br />
nun die ihm anvertrauten Kinder. Provokant gesagt: er war Opfer von Erziehung und macht<br />
nun in der Rolle des Täters die Kinder zu Opfern seiner Erziehung. 5 Lassen wir die Kinder<br />
sprechen und ihm entgegenhalten: „Bist du schon vollständig erzogen und ein reifer<br />
Erwachsener, der gelungene Erziehung an uns weitergeben kann? Kehr doch zuerst vor deiner<br />
1 vgl. VOß, 1979, S.7ff<br />
2 vgl. BRÜCK, 1979, S. 167<br />
3 ebd. erwähnt diesen Vergleich in bezug auf den Lehrer (S. 323)<br />
4 ein Comicstrip, der den Rückblick auf Kindheit zum Thema hat, befindet sich im Anhang<br />
5 vgl. MILLER, 1983, S. 287<br />
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