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von Familienproblemen...“ 235 Doch sind nicht alle Kinder der unteren Schichten auf der<br />
Schule für Schüler mit LB, sondern es ist die Gruppe überproportional vertreten, die in<br />
sozialen Brennpunkten aufgewachsen ist. Schüler mit LB sind vielfältigen Belastungen<br />
ausgesetzt 236 , für welche die Schule keine Zeit und keinen Raum bietet. Mit dieser Lage<br />
konfrontiert entwickeln und lernen die Schüler andere Normen und Werte, als sie in der<br />
Schule akzeptiert werden. Es kommt zum Zusammenstoß dieser Kulturen, den MAUD so<br />
beschreibt: „Diese Schüler haben nicht keine Normen, sondern andere Normen.[...]<br />
Lernbehinderung entsteht aus Kommunikationsproblemen zwischen zwei Kulturen.“ 237<br />
Dieses Kommunikationsproblem wird durch die Biographie des Lehrers verschärft. Denn er<br />
kennt Wohnungsnot, Existenzangst, Armut, <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>slosigkeit des Vaters und finazielle<br />
Engpässe nicht aus eigener Erfahrung. Er war in seiner Kindheit wahrscheinlich nicht dieser<br />
geballten Anhäufung von belastenden Faktoren ausgesetzt. Daher kann er die Situation seiner<br />
Schüler auch schlecht nachempfinden, oder nur bedingt. 238 Die Diskrepanzen zwischen den<br />
Erfahrungen der Schüler und der Lehrer zeigen sich in vielen Bereichen. Was für Lehrer<br />
selbstverständlich war wie z.B. Garten, Schwimmen, Bücher, Kultur, etc. ist den Schülern<br />
oftmals unbekannt und fremd. „Wer über 20 Jahre lang in einer Umwelt mit Büchern gelebt<br />
hat, im Elternhaus, in der Schule und im Studium, kann sich zunächst kaum in ein Kind<br />
hineinversetzen, das weder selbst ein Bücherregal besitzt noch die Stadtteilbibliothek<br />
kennt.“ 239 Er kommt schnell in die Gefahr von vorurteilsbehafteten Denken, das die eigene<br />
Lebensweise über die der Schüler stellt. Der Gedanke eines Studenten der<br />
Lernbehindertenpädagogik vor einem Hausbesuch <strong>bei</strong> einem Schüler war: „Typisch<br />
Asozialenwohnungen!“ 240 In dieser gedanklichen Bemerkung drückt sich die unbewußte<br />
Ablehnung des Umfeldes aus, in dem sich die Schüler bewegen und aus dem sie kommen. Sie<br />
steht auch symbolisch für die andere Lebenswelt, in der die Lehrer groß geworden sind - eben<br />
nicht in Asozialenwohnungen! Eine interessante These 241 innerhalb einer Untersuchung von<br />
BAIER zur Beteiligung von Unterschichtlehrern an der Gruppe der Sonderschullehrer wurde<br />
durch die Ergebnisse widerlegt, denn diese zeigten, dass kaum „Söhne“ der Unterschicht<br />
Sonderschullehrer wurde. Die überwiegend mittelschichtige Herkunft der Lehrer für Schüler<br />
mit LB ist und bleibt demnach unbestritten.<br />
235 WAGNER, 1997, S. 24f<br />
236 KLEIN beschreibt einige davon; vgl. KLEIN, 1985, S. 56f<br />
237 MAND in EBERWEIN, 1996, S. 133<br />
238 Eine Studentin im Kasseler Schülerhilfeprojekt konnte das Nicht-mitreden-können aufgrund fehlender<br />
finanzieller Mittel nachempfinden, weil sie es selbst „als schmerzlich erlebt“ hatte; vgl. GARLICHS, 2000, S. 26<br />
239 ebd., S. 50<br />
240 KLEIN, 1985, S. 22<br />
241 BAIER, 1972, S. 683ff<br />
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