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sich Geltung verschafft, ist die bürgerliche Normalität. Verständlich, daß diejenigen<br />
verstummen, deren Lebenserfahrungen und -formen, deren Vernunft, deren Symbole, deren<br />
Interessen und deren Strategien zur Bewältigung ihrer Probleme nicht vorkommen.<br />
Verständlich auch, daß die Repräsentanten der Normalität als Schwätzer erscheinen. Von<br />
Gemeinsamkeit kaum eine Spur; symmetrischer Dialog wird zur Fiktion, ihm fehlt die<br />
Basis.“ 187<br />
Der Lehrer ist Gefangener seiner eigenen Geschichte, seiner erworbenen „Normalität“, die<br />
ihm den Zugang zu seinen Schülern versperrt. Er sitzt wie ein Vogel in seinem eigenen<br />
goldenen Käfig. 188 Seine „schichtspezifisch blockierte Bereitschaft zum Verständnis<br />
subkultureller Erfahrungen und Lebensläufe“ 189 hindert ihn das wahrzunehmen. Doch er hat<br />
den Schlüssel zu diesem Gefängnis längst in der Hand: die Achtung vor dem Schüler! Die<br />
Achtung vor dem Anderen, dem Fremden. 190 Die Achtung vor anderer Herkunft, anderen<br />
Lebensformen, anderer Sprache, anderen Verhaltensformen, anderem Aussehen. Die Achtung<br />
des ihm fremden Schülers hat zur Vorbedingung aber die Kenntnis dessen, was ihn fremd<br />
macht: der Gegensatz zur eigenen Welt, zur eigenen Kindheit, zur eigenen Herkunft, zur<br />
Sprache und zum Verhalten erst macht ihn zum Fremden. Der Lehrer kann den Schüler<br />
erkennen und achten wenn er sich selbst erkennt und achtet. Dies ist der erste Schritt zu einem<br />
Dialog zwischen Schüler und Lehrer, dies kann das erste Seil sein, dass über die Kluft<br />
geworfen wird.<br />
3.4.2 Erwachsener unterrichtet Kinder<br />
Lehrer für Schüler mit LB sind Menschen, die in der Regel den Schülern als erwachsener Part<br />
gegenüberstehen, die aber mit sich und mit den Schülern in psychische Konflikte aus der<br />
Kindheit verstrickt sind, deren Einfluss auf das Unterrichtsgeschehen erheblich ist.<br />
Welche Meinung hatte ich als Kind zu „Lernbehinderten“? Hatte ich überhaupt Erfahrungen<br />
mit solchen Schülern? Diese Fragen könnte sich jeder Lehrer für Schüler mit LB stellen, doch<br />
warum sollte er? Weil es von entscheidender Bedeutung ist, was wir in unserer Kindheit<br />
gelernt, erfahren und erlitten haben, das meint nicht nur die Psychoanalyse. 191 Als Kind habe<br />
187 HILLER, 1989, S. 89<br />
188 sie sind von ihrer „idealen Lebensführung“ gefangen; ebd., S. 15<br />
189 GRAF-DESERNO, 1981, S. 92<br />
190 was passiert, wenn diese nicht vorhanden ist beschreibt GARLICHS in ihrem Schülerhilfeprojekt; vgl.<br />
GARLICHS, 2000, S: 27<br />
191 vgl. Kapitel 2.2<br />
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