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Lehrer: „Die Schüler verstehen mich nicht, sie kapieren auch den Stoff überhaupt nicht. Mir<br />
ist das Verhalten des Schülers völlig unverständlich“. Schüler: „Ich versteh den Lehrer<br />
überhaupt nicht, und das ganze Zeug in den Büchern verstehe ich auch nicht. Ich glaub´, mich<br />
versteht sowieso keiner.“<br />
Lehrer und Schüler mit LB sind weit entfernt voneinander, sie können und wollen sich oft<br />
nicht verstehen. „Nur selten und vor allem nicht radikal genug machen wir uns klar, wie weit<br />
wir und unsere Lebenswelt von dem entfernt ist, was als Lebenswirklichkeit unsere Schüler<br />
erwartet, bzw. schon jetzt bestimmt.“ 140 Bei BAIER ist es der „differente Sozialcharakter“<br />
aufgrund der „extrem entfernten Sozialschichten“ 141 , der negative Auswirkungen auf den<br />
Sozialisationsprozeß der Schüler mit LB zeitigen kann. Als die vermutlich größte „soziale<br />
Distanz“ aller Schularten bezeich<strong>net</strong> gar BLEIDICK 142 die Entfernung zwischen dem Lehrer<br />
und den Schülern mit LB.<br />
Die Folge dieser Entfernung ist Entfremdung, Fremdheit. Diese kann sich z.B. ausdrücken in<br />
Unverständnis des jeweils anderen, in Fehlurteilen, Desinteresse, Gleichgültigkeit,<br />
Beziehungsstörungen und infolgedessen Lernstörungen der Schüler mit LB und<br />
Lehrstörungen des Lehrers. Der Entfremdungsprozess wird noch verstärkt durch den<br />
institutionellen Rahmen der Schule 143 und die Erwartungen der Gesellschaft an Lehrer und<br />
Schule.<br />
Ist diese Distanz zwischen Lehrer und Schüler mit LB unüberwindbar, schicksalhaft<br />
unumkehrbar, oder aber auch normal und den Umständen entsprechend akzeptabel? Der<br />
Lehrer zumindest, als ehemaliger Wissenschaftler, weiß wie sein Gegenüber auf der anderen<br />
Seite der Kluft aussieht und wie es dort hinkam. Wenig Anregung, schlechtes Elternhaus,<br />
sozio-kulturelle Benachteiligung, Teilleistungsschwächen und Schulversagen, Selbstwertprobleme<br />
usw. Daher ist der Schüler jetzt wenig belastbar, launisch, schlecht motivierbar,<br />
leidet an Konzentrationsmangel, visuellen Wahrnehmungsstörungen und an der Schule<br />
sowieso. 144 Doch genügt diese einseitige Betrachtung? Wird sie der Beziehung zwischen<br />
Lehrer und Schüler mit LB gerecht? Was weiß der Lehrer schon über den Schüler mit LB?<br />
„Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst“ besagt ein afrikanisches<br />
140 HILLER, 1989, S. 25<br />
141 BAIER, 1972, S. 689<br />
142 BLEIDICK/ ELLGER-RÜTTGARDT, 1978, S. 33<br />
143 durch die Rollenverteilung verschärft sich der Gegensatz zusätzlich; vgl. RÄUBER, 1998, S. 54<br />
144 die zumindest fragwürdige Haltung BAIERs zu dieser Distanz sei hier dargestellt: „Die Wissenschaft gibt<br />
dem Sonderschullehrer die Möglichkeit, sich nicht nur von dem Kleinkram, sondern auch von dem Elend, mit<br />
dem er täglich konfrontiert ist, zu distanzieren.“; BAIER in BAIER/ KLEIN, 1975, S. 236<br />
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