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In der Schule aber lernen die Schüler, dass nur eine Welt die richtige, die zu Lernende ist, und<br />
diese Welt ist nicht die ihre. „Wie oft konfrontieren wir unsere sozio-kulturell benachteiligten<br />
Schüler [...] mit einer für sie fremden, uns jedoch vertrauten kulturellen Welt, versuchen sie<br />
pädagogisch in diese zu integrieren.“ 131 meint RÄUBER und betont die Notwendigkeit zur<br />
Offenheit gegenüber und Annahme des Andersseins. Diese Offenheit wird aber begrenzt<br />
durch den internen Wahrnehmungsfilter, den man sich im Lauf seines Lebens erworben<br />
hat. 132 Dieser läßt nur bestimmte Dinge durch und diese auch nur in einem bestimmten Licht.<br />
So kann es einem sehr ernsten Lehrer, der auch schon ein ernstes Kind war, als Provokation<br />
erscheinen, wenn ein Schüler eine freche Bemerkung macht. Er wird dieses Kind vielleicht<br />
dafür bestrafen und persönlich verletzt reagieren. Ein anderer Lehrer, der in seiner Schulzeit<br />
auch frech war, wird dieselbe Situation unter Umständen ganz anders sehen und beurteilen,<br />
vielleicht milder sein mit dem Kind oder sogar über dessen Bemerkung lachen.<br />
Lehrer wie Schüler sind also vorgeprägt. Für den Lehrer und auch schon für Studenten ist es<br />
oftmals ein richtiger „Kulturschock“ 133 , wenn sie zum ersten mal länger Kontakt haben mit<br />
Schülern mit LB und deren für sie befremdlichen Vergangenheit und Gegenwart. Für den<br />
Schüler mit LB ist es wahrscheinlich ein ebenso großer „Kulturschock“, wenn er mit der<br />
Schulwelt in Kontakt kommt. Er soll aber in diese, ihm fremde Welt gebracht werden. Dass<br />
aus dieser Diskrepanz zwischen eigener und fremder Welt Störungen resultieren können, liegt<br />
nahe. 134<br />
Was aber macht der Lehrer mit dieser Unterschiedlichkeit? Er kann versuchen, sich aus der<br />
fremden Welt herauszuhalten, indem er sich auf den zu vermittelnden Stoff konzentriert und<br />
so eine anscheinend objektive Haltung einzunehmen. 135 Er kann auch die Erfahrung der<br />
fremden Realität 136 akzeptieren und diese für gut befinden aber darüber hinaus weitere<br />
Anstrengungen gegenüber dem Schüler mit LB vermeiden und sich auf andere<br />
Unterrichtsbereiche beschränken.<br />
Oder aber er kann sich aktiv mit den Verschiedenheiten und Gemeinsamkeiten, die ihn von<br />
seinen Schülern trennen und die ihn mit seinem Schülern verbinden, auseinandersetzen. Er<br />
kann versuchen, sich das Fremde im Schüler und in sich vertraut zu machen.<br />
131 RÄUBER, 1998, S. 52<br />
132 diesen Begriff verwendet HURRELMANN; HURRELMANN in BLEIDICK, 1985, S. 302<br />
133 GARLICHS, 2000, S. 50<br />
134 die Konsequenzen für Schüler aus der sozio-kulturellen Unterschicht beschreibt HURRELMANN;<br />
HURRELMANN in BLEIDICK, 1985, S. 303f<br />
135 durch die Objektivierung der „Behinderten“ können Sonderpädagogen ausklammern, „was sie selbst<br />
existentiell persönlich erleben oder erlebt haben.“; BEGEMANN in BEGEMANN/ KRAWITZ, 1994, S. 205<br />
136 dieser Begriff taucht im Bericht einer Studentin auf; GARLICHS, 2000, S. 31<br />
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