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ohne Beziehungsebene nicht möglich.“ 122 Für JEGGE ist jede Entwicklung des Schülers nur<br />
auf der Grundlage befriedigender Beziehungen möglich. 123<br />
Nun sind die Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler mit LB aber oft geprägt von dem<br />
institutionell vorgefassten, vom Lehrer internalisierten Machtverhältnis, das sich in vielen<br />
Gestalten präsentiert. Die einseitige Schuldzuweisung ist ein Hauptmerkmal davon: Ursachen<br />
für Unterrichtsstörungen werden häufig nur den Schülern und ihren Normverletzungen zur<br />
Last gelegt. Bei Störungen der pädagogischen Beziehung ist es stets der Schüler, der dafür<br />
verantwortlich ist, denn der Lehrer in seiner aufopferungsvollen Liebe reagiert immer<br />
gleich. 124 Das ungleiche Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler drückt sich auch in den<br />
Begrifflichkeiten aus: „Erwachsener - Kind“, „Mündiger - Unmündiger“, „Lehrer - Schüler“,<br />
„Erzieher - Zögling“ usw. 125 Wie sich diese einseitige Sicht noch ausdrücken kann werde ich<br />
in den nachfolgenden Kapiteln versuchen zu erläutern.<br />
Festzuhalten bleibt: sonderpädagogisches Handeln des Lehrers für Schüler mit LB ist nur<br />
möglich innerhalb der sonderpädagogischen Beziehung. Um das Lernen des Schülers zu<br />
fördern muss der Blick zuerst auf die Beziehung zwischen Lernendem und Lehrendem<br />
gerichtet werden. Diese Beziehung wird maßgeblich von den Vorgeschichten, den<br />
Lernvergangenheiten, den Kindheiten der <strong>bei</strong>den mitbestimmt. Daher wird eine Betrachtung<br />
der eigenen Kindheit für den Lehrer notwendig und sinnvoll.<br />
3.2 Vertraute und fremde Kindheit für den Lehrer für Schüler mit LB<br />
Jeder, der schon einmal im Urlaub in ein fremdes Land gefahren ist, kennt das: das Essen<br />
schmeckt anders, die Leute sprechen eine andere Sprache, die Bräuche sind einem fremd,<br />
Grüßen und Verabschieden wird anders gehandhabt usw. Man sagt dann „Andere Länder,<br />
andere Sitten“ um mit diesem Spruch alle Arten von Befremdung griffig zu formulieren. Oft<br />
ist man dann froh, wieder daheim zu sein, dort, wo man sich auskennt, wo man die Sprache<br />
spricht und weiß, dass man dazu gehört. Erleben von Fremdheit kann befremdliche Gefühle<br />
auslösen. Fremdheit ist ein relativer Begriff. Das Erleben von Fremdheit ist abhängig von<br />
dem, was einem vertraut ist. Einem Weltenbummler wird vielleicht die Welt nicht mehr so<br />
fremd vorkommen wie einem, der noch nie sein Land verließ.<br />
122 RÄUBER, 1998, S. 54<br />
123 vgl. JEGGE, 1983, S. 151ff<br />
124 vlg. BEGEMANN in BEGEMANN/ KRAWITZ, 1994, S. 202f<br />
125 BEGEMANN in BEGEMANN/ KRAWITZ, 1994, S. 202<br />
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