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verdrängen. 93 Das unverar<strong>bei</strong>tete narzisstische Bedürfnis kann dann die Gefühle des<br />

Helfenden dominieren. Auf den Lehrer bezogen heißt das, er drängt die Schüler förmlich in<br />

die Rolle der Hilfsbedürftigen, die ihm seine Sicherheit gibt und seine eigene Schwachheit<br />

überspielt. Die daraus entstehenden Konflikte sind vielfältig und das eigentlich<br />

zugrundliegende Problem bedarf der Bear<strong>bei</strong>tung. Da<strong>bei</strong> sei noch einmal erwähnt, dass diese<br />

Motivation keineswegs pauschal <strong>bei</strong> Lehrern anzutreffen ist. Sie ist vielmehr eine mögliche<br />

Folge negativ beeinflussender Kindheitserfahrungen. 94<br />

2.4.2 Verbliebene Kindlichkeit im Lehrer<br />

Dieser Begriff stammt von BRÜCK, der ihn in „Die Angst des Lehrers vor seinem Schüler“ 95<br />

näher untersuchte. Zentraler Ausgangspunkt seiner Argumentation ist die Frage, ob denn<br />

Unterricht eigentlich planbar sei. Ähnliches fragt sich auch ein Lehrer <strong>bei</strong> COMBE, denn er<br />

sieht tagtäglich, dass der Unterricht überwiegend von der Gruppendynamik und den<br />

persönlichen Anteilen des Lehrers und der Schüler bestimmt wird. 96 Die Ausblendung<br />

derselben und eine mögliche Folge wurde im vorangehenden Kapitel entfaltet. Unbestritten<br />

nicht nur <strong>bei</strong> psychoanalytisch denkenden Pädagogen ist die Tatsache, dass erhebliche<br />

unbewusste Anteile im Unterricht vorhanden sind, die diesen auch beeinflussen. 97 Die größte<br />

unbewusste Konstante ist verblüffend und doch offensichtlich: der Lehrer hat es, wenn er sich<br />

mit einem Kind beschäftigt, immer mit zweien zu tun. Dem fremden Kind vor ihm und dem<br />

eigenen Kind in ihm, das er einmal war. 98 Diese Erkenntnis ist nicht neu in dieser <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>,<br />

doch hat sie ungeheure Folgen für den Unterricht. Der Lehrer hat ständig mit Kindern zu tun<br />

wird somit ständig mit sich und seiner Vergangenheit konfrontiert. Dieser Zustand wird noch<br />

erheblich erschwert durch die Tatsache, dass der Lehrer gar nicht mehr Kind sein darf. Denn<br />

er repräsentiert in der Schule die Erwachsenheit, zu der die Kinder im Lauf ihrer Schulzeit<br />

herangeführt werden sollen. 99 BRÜCK zeigt, dass der erwachsene Lehrer nur bedingt<br />

erwachsen ist in dem Maße, wie er auf einer Stufe seiner Kindlichkeit verblieben ist. 100 Das<br />

93 BERNFELD sagt, die eigenen Liebestriebe des Erziehers werden in seiner Kindheit weder „gesättigt noch<br />

kultiviert“; BERNFELD, a.a.O., S. 138<br />

94 für SCHRAML ist auch die Frage entscheidend, ob diese „Triebwünsche“ sublimiert/ integriert sind, oder ob<br />

es sich um Rationalisierungen nicht verar<strong>bei</strong>teter Triebwünsche handelt; SCHRAML, a.a.O., S. 202f<br />

95 BRÜCK, a.a.O.<br />

96 COMBE, a.a.O., S. 69<br />

97 ein Beispiel hierzu ist die Übertragung des Kindes. Da<strong>bei</strong> lebt das Kind Erfahrungen mit früheren<br />

Bezugspersonen (Eltern) weiter am Lehrer aus, was unter Umständen zu Störungen führen kann; vgl.<br />

SCHRAML, a.a.O., S. 147<br />

98 vgl. BRÜCK, a.a.O., S. 37<br />

99 TIMPNER bezweifelt diese Erwachsenheit qua Rolle; vgl. TIMPNER, 1999, S. 24<br />

100 vgl. BRÜCK, a.a.O., S. 41<br />

http://www.foepaed.<strong>net</strong> 21

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