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Schüler identifizieren, bzw. solche, die sich mit der Autorität identifizieren und diese<br />
gegenüber den Schülern vertreten. 91<br />
Doch ist die Realität bunter als diese schwarz-weiß Schemata, die helfen sollen, den Lehrer<br />
besser zu verstehen. Drei „Zwischentöne“ des Zusammenhangs zwischen Kindheit und<br />
Handeln des Lehrer sollen im folgenden näher beschrieben werden.<br />
2.4 Mögliche „Stolpersteine“ der eigenen Kindheit für den Lehrer<br />
2.4.1 Helfen als Antrieb <strong>bei</strong>m Lehrer<br />
Der Lehrer ist wie Personen anderer sozialer Berufe einem enorm hohen Erwartungsdruck<br />
und einer überhöhten Anspruchshaltung der Außenwelt ausgesetzt. Das Idealbild vom „guten“<br />
Lehrer war und ist nicht zuletzt in der pädagogischen Literatur gängig. Die persönlichen<br />
Eigenschaften, die ein Lehrer mitbringen sollte schließen nahezu alle positiven<br />
Zuschreibungen ein und somit ist schon der zukünftige Lehrer gefangen im Netz des<br />
Lehrerideals, das er sich zum Teil auch selbst spinnt. Tatsächlich ist die Persönlichkeit in<br />
sozialen Berufen das wichtigste Instrument und damit sind auch die Grenzen der<br />
Persönlichkeit die Grenzen des Handelns. 92 Doch nicht nur in der Ausbildung werden die<br />
Persönlichkeit und deren Bedürfnisse notorisch ausgeblendet. Ebenso unausgesprochen<br />
bleiben die inneren Wünsche, die auch für die Berufswahl verantwortlich sein können.<br />
SCHMIDBAUER beschreibt in diesem Zusammenhang das „Helfer-Syndrom“. Die Ursachen<br />
dieses Syndroms liegen in der Kindheit und genauer in der bewussten oder unbewussten<br />
Ablehnung des Kindes durch die Eltern. Die Folge davon ist eine Nichtbefriedigung des<br />
narzisstischen Bedürfnisses, das somit auf dieser Stufe stagniert. Der Überlebensmechanismus<br />
besteht für das Kind in der Identifizierung mit dem elterlichen Über-Ich und dem nach-<br />
Außen-kehren der eigenen narzisstischen Bedürftigkeit. Dies zeigt sich <strong>bei</strong>m späteren<br />
Erwachsenen als Helfer-Syndrom.<br />
Nun tritt die Frage nach dem „Helfen als Bewältigung der eigenen Kindheit?“ in den<br />
Vordergrund. Denn durch Identifikation mit dem Hilfsbedürftigen verschiebt sich der<br />
Kindheitskonflikt auf die Beziehung zu diesem. Er wird nun aufgrund seiner<br />
Hilfsbedürftigkeit in einen Kreislauf der Abhängigkeiten verstrickt, der dem Helfenden die<br />
Möglichkeit gibt, sein eigenes, schwaches, verletztes Ich zu kaschieren und damit zu<br />
91 vgl. COMBE, a.a.O.<br />
92 SCHMIDBAUER, 1975, S. 7<br />
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