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Der gesellschaftliche Zusammenhang von Schule wird sichtbar in der eben beschriebenen<br />
Tradierung der Erziehungsstile, die NICKEL wünschenswert im Sinne der Stabilisierung und<br />
gefährdend im Hinblick auf Erstarrung der Gesellschaft sieht. 86 Der Wichtigkeit der Herkunft<br />
spielt hier eine entscheidende Rolle. Eine provokante These lautet, dass Schule die bereits<br />
vorhandenen Unterschiede stabilisiert und das herrschende System stützt. 87 Da sich Mehrheit<br />
der Lehrer aus der sozialen Mittelschicht rekrutiert oder sich im Aufstieg zu dieser befindet,<br />
vertreten sie auch deren Werte. Diese werden auch in der Schule zur Norm gemacht und die<br />
Schüler an diesem Anspruch gemessen. Die Unterschicht und ihre Angehörigen werden damit<br />
automatisch zu Benachteiligten, denen man in Ausstattung, Wertvermittlung, Sprache,<br />
Interaktion u.ä. Defizite ankreidet. Der Lehrer sitzt somit ob er will oder nicht zwischen den<br />
Stühlen, wenn er es den Kindern und der Gesellschaft Recht machen will. Er wird seine<br />
Herkunft nicht verleugnen können oder wollen, sie beeinflusst ihn zeitlebens und vor allem<br />
im Umgang mit Kindern. 88 Gemäß dem Satz „Du bleibst was du warst“ wird der Lehrer<br />
immer in der Gefahr sein, die Schüler an sich selbst zu messen, an seinen Normvorstellungen.<br />
Fazit: Die Einfluss der Herkunft auf Normen und Werte des Lehrers ist erheblich und zeigt<br />
sich auch in der Schule!<br />
Verschiedenen Tätigkeiten hat sich der Lehrer in seiner Kindheit hingegeben. Dem Spiel und<br />
seinen Hobbys wird er sich auch nicht verschlossen haben. Eine größere Studie hat gezeigt,<br />
dass die Spieltätigkeit und das spätere Verhalten von Lehrern signifikant zusammenhängen.<br />
So zeigten Lehrer, die in der Kindheit „Schule gespielt“ und andere „vorbereitende“ Spiele<br />
und Tätigkeiten durchgeführt haben, ein deutlich positiveres Unterrichtsverhalten als Lehrer,<br />
die keine der genannten Tätigkeiten in ihrer Kindheit gespielt hatten. 89<br />
Fazit: Der Einfluss des Spiels in der Kindheit und der Hobbys auf das Unterrichtsverhalten<br />
des Lehrers ist erheblich und zeigt sich auch in der Schule!<br />
Folgen der Beobachtungen dieser Zusammenhänge sind unter anderem Typologien. Diese<br />
versuchen die Lehrer in ein Schema einzuordnen, das ihr Verhalten verstehbar,<br />
kategorisierbar und nachvollziehbar macht ohne den individuellen Lebenslauf zu kennen. In<br />
den meisten Typologien ist eine Zweiteilung erkennbar, z.B. in logotrope und paidotrope, also<br />
fachlich- bzw. schülerorientierte Lehrer. 90 Eine andere Einteilung ist die in Sensitivisten und<br />
Dogmatiker, d.h. solche, die sich gegen Autorität aussprechen und sich mit dem „schwachen“<br />
86 NICKEL meint, dass die eigenen Erziehungserfahrungen bestimmen zu einem großen Teil die unreflektierten<br />
Erziehungspraktiken; vgl. NICKEL, 1978, S. 60<br />
87 BERNFELD, bezeich<strong>net</strong> die soziale Funktion der Schule als Bewahrung der „biopsychischen“,<br />
„sozialökonomischen“ und der „kulturell-geistigen“ Struktur der Gesellschaft; BERNFELD, a.a.O., S. 110<br />
88 vgl. BRUNNER, a.a.O., S 67<br />
89 BRUNNER führt da<strong>bei</strong> eine Untersuchung von RYANS an 6000 Lehrern an; BRUNNER, a.a.O., S. 57f<br />
90 vgl. CASELMANN, a.a.O.<br />
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