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2.3.1 Kindheiten von Lehrern<br />
Kindheiten von Lehrern werden von der Lehrer(biographie)forschung erfasst und<br />
ausgewertet. Man geht hier wie in anderen sozialwissenschaftlichen Disziplinen von einer<br />
Einbettung des Berufs in den Lebenslauf aus. 67 Somit stellt sich die Frage nach den Methoden<br />
zur Erfassung des Lebenslaufes. Die biographische Forschung dazu teilt sich in zwei<br />
Bereiche, zum einen die Lebenslaufforschung anhand objektiver Daten und zum anderen die<br />
biographische Forschung im engeren Sinne, die Interviews, (Auto-) Biographien und andere<br />
subjektive Quellen nutzt. Den Zweck seiner biographischer Suche beschreibt COMBE als<br />
Frage nach den „Formen der Lebensgestaltung“ und dem Zustandekommen der<br />
Lebensmuster. 68 Betrachten wir zunächst die Lebensgestaltung von Lehrern in ihrer Kindheit<br />
und genauer, welche Themen und Aspekte da<strong>bei</strong> hervortreten.<br />
Aus COMBE 69 (C) (Combe), SCHONIG 70 (S) (Schonig) und BRÜCK 71 (B) habe ich dazu<br />
Aussagen von Lehrern zusammengefasst und die Seitenzahl in Klammern angegeben:<br />
Hanno: Erziehung ambivalent – Mutter fordernd, liebevoll; Vater ironisierend, überlegen, fern (C, 82)<br />
Albert: zur Erziehung kaum Angaben, nüchtern, geprägt durch NS-Zeit und deren Beeinträchtigungen (C, 95)<br />
Wolfram: Erziehung: ambivalente Gefühle durch Konflikte der Eltern, Kampf und Streit prägend (C, 62)<br />
Friedrich: harte, autoritäre, unerbittliche Erziehung mit Strenge, Religiosität und in Armut (C, 70)<br />
Hr. v. Adrichem: von Vater geprägt, Mutter starb als er vier Jahre alt war (S, 104)<br />
Fr. Haas: Vater Likörfabrikant, Mutter beeinflusst Familie durch religiöse Wahnvorstellungen (S, 134) (104)<br />
Hr. Bieling: 15tes Kind einer Berliner Handwerkerfamilie, „Hätschelkind“, das Glück hatte (S, 14)<br />
Fr. Krause: zweite Tochter von dreien, Vater Architekt – stirbt als sie 10 Jahre alt ist; Stiefvater prägte (S, 44)<br />
Hr. Liebe: Aufwachsen in Berliner <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>ergegend, positiver Einfluss von Theologiestudenten (S, 80)<br />
Hr. v. Elsen: drittes von 10 Geschwister, Vater Steuerbeamter, Hobby Malen schon von früh an (S, 165)<br />
Brigitta: Vater dominant, charmant, Überflieger; Mutter untergeord<strong>net</strong>, angepasst, bewundernd (C, 46)<br />
Dora: Erziehung starr, viele Normen, Vater abfällig über Frauen, Mutter tatenlos leidend (C, 52)<br />
Hans: Erziehung hart, Eltern selbständig, wenig Emotionen und Persönliches (C, 33)<br />
Irma: Abhängigkeit von den Eltern, Verstrickung in diese; Schule als Erlösung (B, 421)<br />
Irma: Doppelbödigkeit und Ambivalenz in der Schule: glänzende Schulkarriere vs. tiefe Verletzung (B, 395)<br />
In diesen Fragmenten der Lebensläufe von Lehrern und angehenden Lehrern, die sich in<br />
Alter, Geschlecht, Schulform und Nationalität unterscheiden, werden prägende Lebensthemen<br />
deutlich. Der Familie als System, bestehend aus Eltern und Geschwistern, kommt eine<br />
herausragende Bedeutung zu. Daneben rangieren Herkunft und Schulzeit als weiterhin<br />
prägende Erfahrungen und schließlich auch Faktoren wie geschichtlich-politischer<br />
Hintergrund und Hobbys.<br />
67 vgl. ebd., S. 228ff<br />
68 COMBE, 1983, S. 15<br />
69 ebd.<br />
70 SCHONIG/ DU BOIS REYMOND, 1982<br />
71 BRÜCK, a.a.O.<br />
http://www.foepaed.<strong>net</strong> 16