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An dem Modell vom inneren Kind wurde deutlich gemacht, wie Kindheit im Erwachsenen<br />
fortleben kann. Der Prozess der Verletzung des inneren Kindes sowie die Ursachen dafür und<br />
ein möglicher Lösungsansatz wurden beschrieben.<br />
Wie machen sich nun diese Zusammenhänge und Erkenntnisse <strong>bei</strong>m Lehrer bemerkbar?<br />
Jeder Lehrer war einmal ein Kind, auch wenn das für die Schüler vielleicht schwer vorstellbar<br />
ist. „Über Kindheit zu reden heißt, das Erwachsene reden. Insofern reden Erwachsene, wenn<br />
sie über Kindheit reden, über sich selbst“. 63 Auf den Lehrer übertragen könnte man sagen,<br />
dass in des Lehrers Beschäftigung mit Kindern immer auch etwas von seiner Kindheit, immer<br />
auch etwas von seinem Kind, das er einmal war, durchscheint. Die bereits in der Einleitung<br />
propagierte Selbst(er)kenntnis formuliert BUSCH so: „Willst du ein guter Leiter sein, dann<br />
schau auch in dich selbst hinein!“. 64 Was macht den Lehrer zu dem, was er ist? Welche<br />
Erfahrungen aus der Kindheit beeinflussen seine Persönlichkeit und wie drücken sie sich aus?<br />
Eine interessante Frage in diesem Zusammenhang ist die nach der Berufsmotivation des<br />
Lehrers? Was kann einen Menschen dazu bringen, sich wieder mit Kindern zu beschäftigen<br />
und such selbst somit in die Vergangenheit zu begeben?<br />
Ziel der Schule soll Erwachsenheit sein. 65 Der Lehrer als Repräsentant dieser Erwachsenheit<br />
steht den Kindern und ihrer Kindlichkeit gegenüber, er hat gleichsam während des Übergangs<br />
als Student die Fronten gewechselt. Die Positionen sind klar – oder nicht?<br />
Der Kreislauf, in dem Lehrer und Schüler gleichermaßen eingesponnen sind, ist der Kreislauf<br />
der Erziehung, die immer wieder Erzogene zu Erziehenden heranbildet. In welcher Form kann<br />
die Kindheit diesen Kreislauf beeinflussen, stören gar oder auch fördern?<br />
Mit diesen Fragen möchte ich mich im folgenden Kapitel auseinandersetzen, doch zuerst<br />
muss ich noch auf Schwierigkeiten in bezug auf die Literatur hinweisen. Die<br />
Lehrerforschung, in deren Bereich diese Fragen auch fallen, bietet nur wenig zur Phase der<br />
Kindheit. 66 Zur Sozialisation und Persönlichkeitsentwicklung von Lehrern finden sich nur<br />
wenige Beiträge, weswegen ein Übertrag von Erkenntnissen anderer pädagogischer Formen<br />
(Erzieher, Sozialpädagoge) auf den Lehrer notwendig wird.<br />
63 LENZEN, 1985, S. 11<br />
64 BUSCH in SCHULZ von THUN, a.a.O., S. 54<br />
65 die Begriffe „Erwachsenheit“ und „Kindlichkeit“ benutzt BRÜCK, a.a.O.<br />
66 Lehrerforschung war bisher im wesentlichen auf die Bereiche der Berufsausbildung und des Berufseinstiegs<br />
beschänkt; vgl. TERHART, 1994, S. 233<br />
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