22.02.2015 Aufrufe

Ausgabe 12 - VZP

Ausgabe 12 - VZP

Ausgabe 12 - VZP

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zoopädagogik aktuell Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001<br />

VERBAND DEUTSCHSPRACHIGER ZOOPÄDAGOGEN


Impressum<br />

Begegnung Zoo<br />

Zoopädagogik aktuell<br />

Nr. <strong>12</strong>, Oktober 2001<br />

Herausgeber:<br />

Verband deutschsprachiger<br />

Zoopädagogen e.V.<br />

Redaktion:<br />

Ruth Dieckmann,<br />

Lothar Philips, Köln<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Ruth Dieckmann<br />

c/o Zoologischer Garten Köln<br />

50735 Köln<br />

Erscheinungsweise:<br />

2 mal pro Jahr, Sonderheft<br />

Gestaltung / Satz<br />

Ruth Dieckmann, Köln<br />

Lothar Philips, Köln<br />

© bei den Herausgebern.<br />

Die Artikel geben nicht<br />

notwendigerweise<br />

die Meinung der Herausgeber<br />

und der Redaktion wieder.<br />

ISSN 0948 8362<br />

Begegnung Zoo,<br />

Zoopädagogik aktuell Nr. 13<br />

erscheint im April 2002<br />

Redaktionsschluss<br />

ist der 15.2. 2002<br />

Artikel und Zuschriften bitte, so weit<br />

möglich, auf Diskette mit einem Ausdruck<br />

einsenden.<br />

Wir freuen uns über Leserbriefe und<br />

Manuskripte, behalten uns allerdings<br />

Abdruck, Kürzungen und Änderungen<br />

vor.


Liebe Leserinnen und Leser,<br />

zunächst einmal bitten wir um Verständnis, dass die neue <strong>Ausgabe</strong> “Begegnung Zoo” mit<br />

Verspätung erscheint. Der zoopädagogische Kalender war im September sehr dicht (EZE-<br />

Tagung Marwell, EAZA-Tagung Prag, Deutsche Zootage), einerseits wollten wir diese<br />

aktuellen Ereignisse noch mit einbringen, andererseits – müssen wir ehrlicherweise zugeben<br />

– hatten wir im September auch gar keine Luft für redaktionelle Arbeit.<br />

Angesichts der immer wiederkehrenden Kollision mit Ferien und „zoopädagogischer Hochsaison“<br />

werden wir in Zukunft „Begegnung Zoo“ im April und November herausgeben.<br />

Erfreulicherweise konnten wir für diese <strong>Ausgabe</strong> auf eine Fülle eingegangener Beiträge<br />

zurückgreifen. Unser Vorhaben, die <strong>Ausgabe</strong>n thematisch zu strukturieren, gestaltet sich<br />

jedoch schwierig - jeder Zoo und jede Zooschule verfolgen eben eigene Schwerpunkte<br />

und ebenso vielgestaltig sind die Artikel.<br />

Wir bitten daher um Verständnis, wenn nicht alle Artikel in dieser <strong>Ausgabe</strong> berücksichtigt<br />

werden konnten, die nächste <strong>Ausgabe</strong> kommt bestimmt.<br />

Ein erster thematischer Block beschäftigt sich – wie in der letzten <strong>Ausgabe</strong> angekündigt –<br />

mit pädagogischen Möglichkeiten in “offenen” bzw. begehbaren Anlagen. Mit Spannung<br />

erwarten wir den Besuch des Etosha-Hauses in Basel während der <strong>VZP</strong>-Tagung im<br />

März 2002.<br />

Eine Schülerarbeit aus dem Zoo Dresden reißt den Bereich der Facharbeiten an, den wir<br />

in der nächsten <strong>Ausgabe</strong> gerne vertiefen möchten. Beispiele aus dem Zoo Nürnberg liegen<br />

vor, über weitere Beiträge würden wir uns freuen.<br />

Die EZE-Tagung behandelte in diesem Jahr das Thema “Sustainability” („Nachhaltigkeit/<br />

Agenda 21), so dass wir die nächste <strong>Ausgabe</strong> thematisch unter diesen Schwerpunkt<br />

setzen möchten.<br />

Wie wird das Thema “Nachhaltigkeit” in Zoos aufgegriffen? Wie steht es mit der Nachhaltigkeit<br />

der Institution Zoo? etc...<br />

Aber natürlich sind uns auch die anderen Beiträge herzlich willkommen, die immer wieder<br />

herzerfrischend die Vielfältigkeit der zoopädagogischen Arbeit widerspiegeln, wie<br />

zum Beispiel in dieser <strong>Ausgabe</strong> der Artikel über Fremdsprachenunterricht im Zoo Landau.<br />

Und natürlich sind wir auch dankbar für Kritik und Verbesserungsvorschläge.<br />

Mit den besten Wünschen für die zoopädagogische “Nachsaison”<br />

Ruth Dieckmann + Lothar Philips


Inhalt<br />

Vorwort 5<br />

Eine Reise in die Mata Atlantica<br />

Das neue Regenwaldhaus in Hannover 6<br />

Wachsen - Fressen - Zerfallen<br />

Die Geschichte des Nahrungskreislaufes im Etoscha-Haus im Basler Zoo 10<br />

Forschungsreise durch den REGENWALD 14<br />

Mitten drin<br />

Informationsvermittlung in begehbaren Tiergehegen 18<br />

Gehege-Interpretation als wichtige Methode der zoopädagogischen Arbeit 22<br />

6. Regionaltagung-Ost im Zoo Eberswalde 27<br />

Beobachtungen an Mandrills (Papio sphinx) im Zoo Dresden 28<br />

Tier - Tierpfleger - Zoopädagoge 31<br />

Zoopädagogik in Österreich 32<br />

„Regardez le dromadaire!“ - Fremdsprachenbegegnung im Landauer Zoo 36<br />

Rückblick EZE-Tagung Marwell 38<br />

Neues aus dem Vorstand 39<br />

Termine 40<br />

Stiftung Artenschutz – Das Bündnis für bedrohte Tierarten 42<br />

Neues aus den EAZA-News 44<br />

Mehr als 1,5 Millionen Unterschriften – Erfolg der Bushmeat-Kampagne 45<br />

Neue EAZA Kampagne 46<br />

Internet 47<br />

DEUTSCHER - WILDGEHEGE - VERBAND E.V. 48<br />

„Unterricht Biologie“ – Heft Juni 2001 „Zootiere“ 49<br />

Lexikon der Veterinärmedizin 50<br />

Autoren 51<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 5 Begegnung Zoo


Eine Reise in die Mata Atlantica<br />

Das neue Regenwaldhaus in Hannover<br />

Die königlichen Gärten zu Hannover-Herrenhausen<br />

sind seit<br />

langem ein beliebtes und weit<br />

über die Stadtgrenzen Hannovers<br />

hinaus bekanntes Reiseund<br />

Ausflugsziel. Vom Barockgarten<br />

bis hin zu Schauhäusern<br />

des Berggartens gibt es<br />

alles, was der Ausflügler von<br />

einer Park- und Gartenanlage<br />

erwartet. Beete mit Heerscharen<br />

von Cattleya-Hybriden,<br />

Philodendron, Cacao, Ananas<br />

bis hin zu den aus trockeneren<br />

Klimaten stammenden Arten<br />

wie Schwiegermuttersitz<br />

und Agave erfreuen uns mit<br />

ihren Farben und Formen.<br />

Seit Ende März 2000 hat nun<br />

auf dem Gelände ein neues<br />

Gebäude seine Pforten geöffnet.<br />

Schon die Form deutet<br />

darauf hin, dass den Besucher<br />

hier etwas Neuartiges erwartet.<br />

Eine transparente Kuppel,<br />

gehalten von drei Stahlträgern,<br />

bildet das Erscheinungsbild<br />

dieses von den Architekten<br />

Ray Hole und Gordon Wilson<br />

entworfenen Gebäudes.<br />

Das unter den Puristen Hannovers<br />

als Ufo, Scheinwerfer<br />

oder Suppenschüssel diskutierte<br />

neue Regenwaldhaus<br />

fügt sich aber doch sehr harmonisch<br />

in die Umgebung von<br />

Hannovers Berggarten ein.<br />

Das Neue des Hauses beschränkt<br />

sich aber nicht auf die<br />

äußere Form, sondern liegt<br />

hauptsächlich im Inneren, in<br />

der Konzeption, den Besuchern<br />

eine Vorstellung eines<br />

Ökosystems zu vermitteln,<br />

dass die meisten von uns in<br />

natura nicht gesehen haben<br />

und auch vielleicht nie sehen<br />

werden.<br />

Das Projekt Regenwaldhaus,<br />

das ein Teil des EXPO 2000<br />

Projektes „Stadt als Garten“ ist,<br />

entstand auf Initiative der Stadt<br />

Hannover und des Vereins<br />

„Freunde der Herrenhäuser<br />

Gärten“.<br />

Das Regenwaldhaus nimmt seine<br />

Besucher mit auf eine Reise<br />

in den an der Atlantikküste Brasiliens<br />

gelegenen Bergregenwald,<br />

die Mata Atlantica.<br />

Von diesem ehemals ca. 1,6<br />

Millionen Quadratkilometer<br />

großen Waldgebiet existieren<br />

heute nur noch 1 – 4%.<br />

Nachdem wir am Eingang zu<br />

unserer Überraschung ein<br />

Flugticket und keine Eintrittskarte<br />

erstanden haben, betreten<br />

wir das Haus. Hier bekommen<br />

wir einen Kopfhörer und<br />

einen Decoder, über den wir im<br />

Laufe unserer Reise gut fünf<br />

Stunden Informationen über<br />

die verschiedensten Themen<br />

des Ökosystems tropischer<br />

Regenwald erhalten können,<br />

so wir denn wollen. An den im<br />

Haus verteilten 19 Stationen<br />

belauschen wir Pflanzen und<br />

Tiere, sowie einen Wissenschaftler,<br />

der uns via Monitor<br />

und Kopfhörer von den mannigfaltigen<br />

Strategien des Zusammen-<br />

und Überlebens der<br />

vielen Pflanzen und Tiere berichtet.<br />

So durchstreifen wir, begleitet<br />

von tropischen Vögeln und einigen<br />

Morphofaltern die einzelnen<br />

Stockwerke des Waldes,<br />

von der Bodenschicht bis zum<br />

Kronendach. Zunächst nehmen<br />

wir nur ein grünes Durcheinander<br />

wahr, mit der Zeit<br />

aber entdecken wir auch die<br />

vielen kleinen Einzelheiten, die<br />

uns an den Multimedia-Stationen<br />

gezeigt und erklärt wurden.<br />

Nach einem letzten Blick<br />

auf das Dach des Waldes von<br />

einem 18 Meter hohen Turm<br />

aus fliegen wir, von der Stimme<br />

eines Schamanen begleitet,<br />

zurück nach Hannover.<br />

Das Regenwaldhaus will die<br />

Einzigartigkeit der tropischen<br />

Wälder, ihren Aufbau, ihre<br />

Struktur, ihre Bedeutung und<br />

ihren Einfluss auf unser tägliches<br />

Leben, sei es in Form<br />

von Nahrungsmitteln, von Medikamenten,<br />

als Genbank oder<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 6 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Klimaregulator, allen Altersstufen<br />

vermitteln. Wir wollen Faszination<br />

mittels Information erzeugen<br />

und das mit viel Unterhaltung<br />

und Spaß. Sicher, über<br />

die Situation der tropischen<br />

Regenwälder gibt es viel Besorgniserregendes<br />

zu berichten<br />

und dies wird auch an einigen<br />

Stellen getan.<br />

Die Spezies Homo sapiens<br />

hingegen bevorzugt eher<br />

moderatere Temperaturen.<br />

Um einen allzu großen vertikalen<br />

Temperaturgradienten zu<br />

vermeiden werden im Pflanzendom<br />

des Hauses bis zu<br />

90.000 m³ Luft umgewälzt,<br />

was wiederum manchen<br />

Pflanzenarten Probleme in<br />

zu finden. Die Klimaanlagen<br />

müssen andererseits eine bestimmte<br />

Mindestlast fahren um<br />

selbst keinen Schaden zu nehmen.<br />

Auch die freie Haltung der<br />

Tiere ist aus vielen Gründen<br />

begrenzt. So kommen für Südamerika<br />

typische Arten wie<br />

Tukane, Aras oder Kolibris<br />

kaum in Frage. Tukane sind<br />

Nesträuber. Aras sind zum einen<br />

sehr wehrhafte Tiere, zum<br />

anderen richten sie erheblichen<br />

Schaden an den Pflanzen<br />

an. Kolibris sind ob ihres<br />

extremen Territorialverhaltens<br />

problematisch. Generell sind<br />

der Tierhaltung im Regenwaldhaus<br />

auch durch die Architektur,<br />

sprich die fehlenden<br />

Räumlichkeiten für Anzucht,<br />

Quarantäne oder Eingewöhnung<br />

recht enge Grenzen gesetzt.<br />

Doch sollte sich bei unseren<br />

Gästen nicht das Gefühl der<br />

Depression einstellen. Unsere<br />

Gäste kommen freiwillig und in<br />

ihrer Freizeit. Wir können zwar<br />

Hilfestellungen bieten, der<br />

Schritt tiefer in die Materie einzudringen<br />

und sich über Hintergründe<br />

zu informieren,<br />

muss aber vom Besucher<br />

selbst geleistet werden.<br />

Die größte Herausforderung<br />

beim Betreiben eines offenen<br />

Hauses ist die Befriedigung<br />

der verschiedenen Bedürfnisse,<br />

die hier aufeinander treffen<br />

und Zielkonflikte verursachen,<br />

seien es die unserer Gäste, die<br />

der Pflanzen und Tiere oder die<br />

der technischen Anlagen.<br />

So fühlen tropische Falter sich<br />

bei einer Temperatur von 28° C<br />

und mehr und einer Luftfeuchtigkeit<br />

von 90% recht wohl.<br />

Bezug auf Trockenheit und<br />

damit auch Schädlingsbefall<br />

beschert. Ebenso wird es dadurch<br />

den Faltern erschwert<br />

ihre Futterstationen anhand<br />

der Düfte vergorener Früchte<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 7 Begegnung Zoo


Das Regenwaldhaus ist kein<br />

botanisches Schauhaus im<br />

konventionellen Sinne. Schon<br />

das Kunstwort Edutainment<br />

(eine Mischung aus „Education“<br />

und „Entertainment“)<br />

zeigt, dass hier Inhalte auf unterhaltsame<br />

Weise vermittelt<br />

werden sollen. Dies geschieht<br />

mit Hilfe einer geschlossenen<br />

Storyline und einem großen<br />

Maß an Technik, die natürlich<br />

gewartet und gepflegt werden<br />

muss.<br />

Um Warteschlangen zu vermeiden,<br />

erhält jeder Besucher<br />

mit dem „Flugticket“ eine<br />

„Boardingzeit“. Besucher können<br />

Wartezeiten im Berggarten,<br />

den anderen Schauhäusern<br />

oder in der Gastronomie<br />

verbringen.<br />

Obwohl dieses System allen<br />

Gästen am Kassenhaus mitgeteilt<br />

wird, hält die Information<br />

nicht lange vor. Sehen die<br />

Besucher nämlich eine kleine<br />

Besucherschlange am Eingang,<br />

setzt ein Automatismus<br />

ein, der den Gast dazu bringt,<br />

sich in die Schlange einzureihen.<br />

Gedanken und Fragen<br />

wie z.B. „Warum stehen die<br />

da? Verpass ich etwas?“ oder<br />

die Befürchtung „Ich komm<br />

nicht mit“ mögen zu diesem<br />

Verhalten führen. Auch die Erklärung<br />

der Funktionsweise<br />

der Decoder hält nicht lange<br />

vor. Erklärungen, die über das<br />

Gerät vermittelt werden, werden<br />

oft nicht gehört, weil die<br />

Besucher die Start/Pause-Taste<br />

betätigen, bevor sie das<br />

Gerät am Ohr haben. Die dadurch<br />

hervorgerufenen Probleme<br />

- fördern natürlich den Unmut<br />

des Gastes.<br />

Das Regenwaldhaus wird die<br />

Woche über von vielen Schulklassen<br />

besucht. Die Spanne<br />

reicht von Grundschulklassen<br />

bis zu Leistungskursen. Diepädagogische<br />

Herangehensweise<br />

der Lehrkräfte ist genauso<br />

mannigfaltig. Einige versorgen<br />

die Schüler einfach mit einem<br />

Kopfhörer, drücken ihnen<br />

einen Fragebogen in die Hand<br />

und schicken sie auf die Reise.<br />

Andere versuchen, den<br />

Besuch im Regenwaldhaus in<br />

eine Unterrichtseinheit einzubinden,<br />

ihn also entsprechend<br />

vor- und nachzubereiten.<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 8 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Aufgrund der Fülle der Informationen<br />

sollte der Besuch besonders<br />

bei jüngeren Schülern<br />

vom Lehrer gesteuert werden.<br />

Ist das nicht der Fall, stellt die<br />

Fülle der Informationen eine<br />

Überforderung dar. Eine inhaltliche<br />

Zusammenfassung der<br />

Stationen, ein Lageplan sowie<br />

zwei Versionen einer Rallye<br />

können Lehrer vom Regenwaldhaus<br />

beziehen. Die Tour<br />

durch den brasilianischen<br />

Bergregenwald kann so auf die<br />

jeweilige Schulklasse zugeschnitten<br />

werden.<br />

Allerdings kann das Regenwaldhaus<br />

nicht alle Dinge erfüllen,<br />

die beim Besuch einer<br />

Schülergruppe wünschenswert<br />

sind. So fehlen die entsprechenden<br />

Räumlichkeiten<br />

für allgemeine Einführungen<br />

oder Vorträge zum Thema<br />

Regenwald. Auch eine abschließende<br />

Fragestunde mit<br />

einem Mitarbeiter des Regenwaldhauses<br />

gestaltet sich dadurch<br />

schwierig.<br />

Zusätzlich zu diesen Materialien<br />

hat das Regenwaldhaus in<br />

Zusammenarbeit mit der „Stiftung<br />

Lesen“ eine Broschüre<br />

mit Unterrichtsideen zum Thema<br />

Regenwald entwickelt. Insgesamt<br />

wurden 5000 Schulen<br />

im Umkreis von 200 km um<br />

Hannover sowie in Berlin mit<br />

jeweils 5 Exemplaren beliefert.<br />

Diese Broschüre ist auch direkt<br />

über das Regenwaldhaus<br />

zu beziehen.<br />

Christian Kabatnik<br />

Regenwaldhaus Hannover<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 9 Begegnung Zoo


Wachsen - Fressen – Zerfallen<br />

Die Geschichte des Nahrungskreislaufes im Etoscha-Haus im Basler Zoo<br />

Das Etoscha-Haus im Basler<br />

Zoo ist kein neues Raubtierhaus<br />

- es ist mehr, es ist einem<br />

Thema gewidmet. Wir erzählen<br />

darin die Geschichte<br />

vom Fressen und Gefressenwerden.<br />

Raubtiere kommen auch darin<br />

vor, die Hauptrolle, müssen<br />

sie jedoch mit pflanzenfressenden<br />

Beutetieren teilen.<br />

Pflanzen, ob Algen, Gräser,<br />

Blätter, Äste, Knollen oder<br />

Früchte - bilden gemeinsam<br />

die Lebensgrundlage für das<br />

ganze Tierreich.<br />

Der Nahrungskreislauf im neuen<br />

Haus beginnt deshalb in der<br />

Eingangshalle mit den Elementen,<br />

die für das Gedeihen<br />

von Pflanzen von grösster Bedeutung<br />

sind: mit Wasser,<br />

Licht und Nährstoffen. Für den<br />

Besucher wird dies sichtbar,<br />

durch im Licht glitzernde<br />

Wasserperlen, die unablässig<br />

über eine Steinwand tropfen<br />

und eine mächtige Lehmwand,<br />

die für die Nährstoffe steht.<br />

Ein graphisch aufbereiteter<br />

Nahrungskreislauf an der<br />

Wand ist Wegbereiter für den<br />

informellen, roten Faden im<br />

Hause. Im nachfolgenden<br />

Grünhaus tauchen wir in den<br />

Kreislauf ein. Alles Leben ist<br />

von pflanzlicher Nahrung abhängig.<br />

Nur Grünpflanzen vermögen<br />

die beinahe unerschöpfliche<br />

Sonnenenergie<br />

durch die Fotosynthese in eine<br />

für Tiere nutzbare Form umzuwandeln.<br />

Ihr Wachsen und<br />

Gedeihen ist die Grundvoraussetzung,<br />

damit Tier und<br />

Mensch ihren Energiebedarf<br />

decken können. Ohne Pflanzen<br />

keine Nahrung!<br />

Sitzgelegenheiten laden im<br />

Grünhaus zum Verweilen ein,<br />

eine grosse Panoramascheibe<br />

eröffnet den Blick auf die<br />

grosszügig gestaltete Gepardenanlage.<br />

Bei der Wahl des<br />

Grüns blieb man dem trocken<br />

heissen Lebensraum des<br />

Etoschagebietes treu, eine<br />

Auswahl Sukkulenten steht<br />

stellvertretend für Überlebenskünstler<br />

arider Gebiete.<br />

Sie wecken beim Besucher<br />

weit mehr Interesse als erwartet,<br />

eine didaktische Nachrüstung<br />

ist deshalb in Bearbeitung.<br />

Die Wegführung fordert zum<br />

Weiterentdecken auf. Mit<br />

pflanzlicher Energie aufgetankt,<br />

sind wir neugierig, die<br />

ersten Pflanzenverwerter zu<br />

sehen. Ein ganzer Schwarm<br />

von zweitausend Wanderheuschrecken<br />

erwartet uns. Bekannt<br />

für ihre Unersättlichkeit,<br />

können sich Gross und Klein<br />

von ihrer Gefrässigkeit überzeugen.<br />

Und zu unserer Freude<br />

tun sie es auch.<br />

Graumulle, blinde, in der Unterwelt<br />

lebende Nager, machen<br />

sich gerne über die Wurzeln<br />

her.<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 10 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


eine Chance zu überleben. Andere<br />

wissen sich durch gepanzerte<br />

Körperteile oder mit Hilfe<br />

von Abwehrwaffen zu schützen.<br />

Beispiele dafür sind<br />

Pantherschildkröten und Stachelschweine.<br />

Mit Achatschnecken,<br />

Rosenkäfern und<br />

Pilzen schliesst sich der<br />

Nahrungskreislauf. Exemplarisch<br />

führen sie uns vor Augen,<br />

wie mit Abfall haushälterisch<br />

umgegangen wird, die Natur<br />

kennt keinen Sondermüll!<br />

In ihrem nachgebildeten Gangsystem<br />

haben sie, wie in der<br />

Wildbahn beobachtet, Wohnraum,<br />

Vorratskammer und Toilette<br />

eingerichtet. Dass Ernährungsgewohnheiten<br />

und Sozialverhalten<br />

etwas miteinander<br />

zu tun haben, lehren uns Grasmaus<br />

und Kurzohr-Rüsselspringer.<br />

Kernstück und tiergartenbiologische<br />

Kür des<br />

Hauses bildet die Vergesellschaftung<br />

zweier Fleisch- mit<br />

einem Pflanzenfresser. Fuchsmangusten,<br />

Erdmännchen und<br />

Borstenhörnchen sollen sich<br />

ein gemeinsames Höhlensystem<br />

teilen. Der Besucher ist<br />

von den Tieren nur durch eine<br />

90 cm hohe Glasscheibe getrennt.<br />

Die geplante Vergesellschaftung<br />

ist noch nicht wie<br />

vorgesehen realisiert. Die<br />

draufgängerischen Fuchsmangusten<br />

wurden von der<br />

Anlage genommen, um den<br />

scheuen Borstenhörnchen<br />

eine Chance zur Entfaltung zu<br />

geben. Wir rechnen für das<br />

komplexe Miteinander noch mit<br />

einem weiteren Jahr des Experimentierens<br />

und Eingewöhnens.<br />

Gefangen und getötet wird auf<br />

ganz unterschiedliche Art und<br />

Weise. Die Radnetzspinne mit<br />

ihrem grossen Netz oder die<br />

hoch giftige Puffotter sind<br />

eindrückliche, spezialisierte<br />

Beispiele dafür. Das Zusammenleben<br />

der Giftschlange mit<br />

einer Kolonie Zwergmäuse<br />

überrascht die Besucher, ist<br />

aber durch die unterschiedlichen<br />

Ansprüche an den Lebensraum<br />

erklärbar. Die Nische<br />

des dichten Buschwerks<br />

bietet den Mäusen Schutz genug.<br />

Beutetiere werden demnach<br />

nicht nur geboren, um<br />

verspiesen zu werden.<br />

Durch Verstecken haben sie<br />

Kurz vor dem Ausgang des<br />

Hauses demonstrieren Bienenfresser<br />

und Bienen nochmals<br />

live - Fressen und Gefressenwerden,<br />

eine spannende,<br />

endlose Kreislauf-Geschichte.<br />

Andreas Heldstab<br />

Zoo Basel<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 11 Begegnung Zoo


Mercado Forestal – Weltmark im Regenwald<br />

Eine Erlebnisausstellung wird zur Entdeckungsreise<br />

Bananen und Kaffe zählen zu<br />

den Dingen, die fast selbstverständlich<br />

zu unserem Alltag<br />

gehören. Doch wo kommen<br />

diese Produkte her? Wo werden<br />

sie produziert und unter<br />

welchen Bedingungen?<br />

Die Erlebnisausstellung „Mercado<br />

Forestal“, die im Rathaus<br />

Bielefeld zu sehen war, gewährt<br />

Schülern und Schülerinnen<br />

Einblicke in das Leben des<br />

mittelamerikanischen Landes<br />

Costa Rica.<br />

Plötzlich wird es ganz still im<br />

Foyer des Neuen Rathauses<br />

in Bielefeld. Zwar strömen immer<br />

noch Besucher in die verschiedenen<br />

Büros der Stadtverwaltung,<br />

aber die Klasse<br />

7a der Theodor-Heuss-Realschule<br />

erfüllt so gar nicht das<br />

gewohnte Bild einer lärmenden<br />

Schülermenge.<br />

Nur einer hat gerade das Wort.<br />

Das Tuscheln hat ein Ende, als<br />

Daniel sagt: „Eine Tonne Gold<br />

kostet ein Menschenleben und<br />

zwölf Schwerverletzte.“<br />

Daniels Rechnung passt nicht<br />

ins Klischee. Rechnen Schüler<br />

nicht eher aus, wie viel Geld<br />

sie noch für die nächsten Pokémon-Karten<br />

zusammenkratzen<br />

müssen? So kann<br />

man sich irren. Denn Daniels<br />

Rechnung stimmt, auch wenn<br />

sie ihn „ganz schön schockiert<br />

hat“, wie er sagt. Dass beim<br />

Goldabbau ganz schlechte Bedingungen<br />

für die Arbeiter in<br />

Costa Rica herrschen, hat er in<br />

einem der vier Erlebnisräume<br />

der Ausstellung „Mer-cado<br />

Forestal“ erfahren, die er an<br />

diesem Morgen mit seiner Klasse<br />

besucht.<br />

Die Entdeckungsreise nach<br />

Costa Rica beginnt im Regenwald.<br />

Schon von weitem sind die<br />

exotischen Vogelstimmen und<br />

Urwaldgeräusche zu hören. Ein<br />

zehn Meter hoher Regenwaldbaum<br />

und viele tropische Pflanzen<br />

geben dem Foyer des Rathauses<br />

den Charakter eines<br />

Stückchen Costa Rica. Weiter<br />

geht es dann zu einer<br />

Kleinbauernhütte auf einer Kaffeeplantage,<br />

auf der sogar<br />

„echte“ Kaffeebäume wachsen.<br />

Danach besuchen die<br />

Schüler eine Bananenplantage,<br />

bevor es zum Schluss<br />

zur Goldgrube geht.<br />

Getreu dem Motto: „selbst anfassen,<br />

aktiv werden, Rollen<br />

spielen, nachempfinden und<br />

konkret tun, handlungsorientiert<br />

global lernen“, wird den<br />

Schülern die Lebenssituation<br />

in Costa Rica auf 250 m 2 Ausstellungsfläche<br />

nahe gebracht.<br />

Am Beispiel von Kaffee, Bananen<br />

und Gold wird verdeutlicht,<br />

welche Auswirkungen unsere<br />

Konsumgewohnheiten auf das<br />

Leben und die Umwelt in den<br />

Ländern des Südens haben.<br />

So darf Kerstin, die per Los in<br />

die Goldgruppe gerutscht ist,<br />

mit ihren Mitschülern in einem<br />

Sandhaufen Gold schürfen.<br />

Und sie erfährt dabei, dass das<br />

giftige Zyanid, das die Goldschürfer<br />

bei ihrer Arbeit einatmen,<br />

tödlich sein kann.<br />

Auf der Bananenplantage erlebt<br />

der zwölfjährige André die<br />

einzelnen Arbeitsabläufe. So<br />

erfährt er, was die Banane im<br />

Supermarkt schon alles hinter<br />

sich hat: Im Akkord musste<br />

André mit den anderen Schülern<br />

der Bananengruppe die<br />

krummen Früchte auf die<br />

Transportseilbahn hängen,<br />

waschen, sortieren und verpacken.<br />

„Ich finde es nicht gut,<br />

dass die Arbeiter in Costa Rica<br />

so schlecht behandelt werden!“,<br />

erklärt André.<br />

Das hat er zwar nicht hautnah<br />

erlebt, aber kapiert.<br />

Ein ganz anderes Fazit zieht<br />

Hakan im „Bielefelder Regenwald“.<br />

„Das geht hier nicht so ab wie<br />

in der Schule: Hinsetzen und<br />

still sein.“ In der Regenwaldgruppe<br />

lernte er, wie viele Produkte<br />

aus der kleinen Kokosnuss<br />

hergestellt werden und<br />

dass eine Paranuss so ähnlich<br />

aussieht.<br />

Britta hat etwas anderes beeindruckt:<br />

„Ich finde es nicht gut,<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo <strong>12</strong> Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


dass die Kleinbauern von den<br />

großen Kaffeehändlern über<br />

den Tisch gezogen werden, der<br />

Handel müsste fairer sein.“<br />

Offenbar haben die Schüler eines<br />

verstanden: Die schlechte<br />

Situation in den südlichen Ländern<br />

hängt mit unseren Konsumgewohnheiten<br />

zusammen.<br />

Dass sie nach dem Besuch der<br />

Ausstellung solche Sätze sagen,<br />

freut das Veranstalterteam<br />

vom Welthaus Bielefeld und<br />

auch die Lehrerinnen. Denn im<br />

Unterricht hätte die Thematik<br />

kaum so hautnah vermittelt<br />

werden können.<br />

Zweimal wurde der Zeitraum<br />

der Ausstellung in Bielefeld verlängert,<br />

mehr als 70 Gruppen<br />

besuchten sie. „Mercado<br />

Forestal“ ist bisher auf seiner<br />

Rundreise durch Deutschland<br />

auch in anderen Städten sehr<br />

gut angenommen worden, aber<br />

dass die Anfrage so groß sein<br />

würde, hatten die vier Betreuerinnen<br />

des Welthaus Bielefeld<br />

denn doch nicht erwartet.<br />

Nicht nur Daniel wird so schnell<br />

nicht vergessen, was eine Tonne<br />

Gold kostet: ein Menschenleben<br />

und zwölf Schwerverletzte.<br />

Vera Dittgen<br />

WH Bielefeld<br />

Infos:<br />

Die Ausstellung „Mercado<br />

Forestal“ wurde in Bielefeld vom<br />

Welthaus Bielefeld betreut.<br />

Für Informationen und Tipps zu<br />

weiteren Ausstellungen:<br />

Welthaus Bielefeld<br />

August-Bebel-Str. 62<br />

33602 Bielefeld<br />

Tel.: 0521-98648-13<br />

welthausbildung@aol.com<br />

www.welthaus.de<br />

Konzipiert ist die Wanderausstellung<br />

vom Aachener Weltladen.<br />

Infos zur Ausleihe und Anfragen:<br />

Aachener Weltladen<br />

Jacobstr. 61-36<br />

52064 Aachen<br />

Tel.: 0241-21694<br />

Fax: 0241-21694<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 13 Begegnung Zoo


Forschungsreise durch den REGENWALD<br />

Der REGENWALD, das neue<br />

Tropenhaus des Kölner Zoos,<br />

hat nunmehr seit über einem<br />

Jahr seine Pforten für die Besucher<br />

geöffnet. Im Rahmen<br />

eines Umweltbildungsprojektes,<br />

das von der Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU) gefördert<br />

und vom Zoo zusammen<br />

mit der Umweltbildungsorganisation<br />

ARA (Arbeitsgemeinschaft<br />

Regenwald und<br />

Artenschutz) umgesetzt wurde,<br />

wurde hier ein völlig neuer<br />

edukativer Ansatz realisiert.<br />

Das Haus ist nicht nur der<br />

Komplexität des Ökosystems<br />

Regenwald gewidmet, sondern<br />

will ein übergreifendes<br />

Agenda-Thema transportieren,<br />

das der nachhaltigen Nutzung.<br />

Ein besonders glücklicher<br />

Umstand war, dass die pädagogische<br />

Konzeption von<br />

Anfang an in die Bauplanung<br />

einbezogen wurde. So wurde<br />

im umlaufenden Gehegegang<br />

zum Beispiel ein etwa 100 m²<br />

großer Raum der pädagogischen<br />

Nutzung vorbehalten.<br />

Erste Pläne, diesen als “Schulungsraum”<br />

zu nutzen, wurden<br />

zu Gunsten einer musealen<br />

und interaktiven Präsentation<br />

des Themas Regenwald für<br />

alle Besucher aufgegeben.<br />

Zur Idee des Hauses<br />

Der Besucher betritt zunächst<br />

einen höhlenartigen dunklen<br />

Raum, wo ihm eine kurze 3D-<br />

Filmsequenz in die Besonderheiten<br />

tropischer Regenwälder<br />

einführt. Dazu gehört zum Beispiel<br />

die für viele erstaunliche<br />

Tatsache, dass Insekten sowohl<br />

die Artenzahl als auch die<br />

Biomasse betreffend, die weitaus<br />

größere Rolle im Regenwald<br />

spielen als größere Wirbeltiere.<br />

Die Technik ermöglicht,<br />

„einen Elefanten auf<br />

Mausgröße schrumpfen zu<br />

lassen, während ein Schmetterling<br />

auf Elefantengröße aufgeblasen<br />

wird“, ein eindrückliches<br />

Bild, das keiner weiteren<br />

Erklärung bedarf.<br />

Eingestimmt, seine eigenen<br />

Entdeckungen über die unendlichen<br />

Ressourcen des Regenwaldes<br />

und die Möglichkeiten<br />

seines Schutzes zu machen,<br />

betritt der Besucher nun<br />

die ca. 1000 m² große offene<br />

Erlebnishalle. Hier wandelt er<br />

zwischen süd-ostasiatischen<br />

Pflanzen und Vögeln, ab und zu<br />

kreuzt ein Reptil oder Amphibium<br />

den Weg. Seitlich schließen<br />

sich, durch Pianodraht kaum<br />

sichtbar von der eigentlichen<br />

Erlebnishalle getrennt, ein<br />

Krallenottergehege und ein<br />

Pärchen Doppelhornvögel an.<br />

Der Besucher ist in der Erlebnishalle<br />

aufgefordert, seine eigenen<br />

Entdeckungen zu machen,<br />

seine Sinne für die vielfältigen<br />

Eindrücke des Regenwaldes<br />

– Geräusche, Gerüche,<br />

Farben – zu öffnen. Informationen<br />

gibt es in der Halle kaum,<br />

sie beschränken sich auf drei<br />

Ringbuchstandorte mit Arten-<br />

Bestimmungsblättern.<br />

Durch eine Höhle, die asiatischen<br />

Fledermäusen vorbehalten<br />

ist (auf die wir noch<br />

warten...), betritt der Besucher<br />

dann einen umlaufenden Gehegegang<br />

mit Höhlencharakter.<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 14 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Hier begegnen ihm Gibbons,<br />

Paradiesvögel, Baumkängurus,<br />

Pythons, ein Waran und<br />

Palmkakadus. Aber es begegnen<br />

ihm auch Hinweise auf<br />

eine Nutzung des Regenwaldes<br />

durch Menschen, zum<br />

Beispiel ein gezielter Rückblick<br />

auf einen Teil der Erlebnishalle,<br />

der als Waldgarten genutzt<br />

wird. Hier stehen bunt durcheinander<br />

Papaya, Maniok, Zukkerrohr,<br />

Taro. Der Besucher<br />

wird dies kaum als einen Garten<br />

wahrnehmen. Erst durch<br />

die gezielte Fokussierung<br />

durch das “Höhlenfenster” und<br />

die dazugehörige Identifikationstafel<br />

erschließt sich die<br />

kleine Fläche als Waldgarten.<br />

Eine im Gehegegang integrierte<br />

Schauvitrine veranschaulicht<br />

Vorteile und Grenzen des<br />

Wanderfeldbaus als Beispiel<br />

einer nachhaltigen Nutzungsform.<br />

Eine andere Vitrine stellt<br />

die vielfältigen Nutzungsformen<br />

von Rattan dar, traditionelle<br />

wie auch moderne Verarbeitung<br />

zum Beispiel in der<br />

Möbelindustrie.<br />

Aus dem Gehegegang betritt<br />

der Besucher dann den oben<br />

schon erwähnten “Edukationsraum”.<br />

Hier wird die Vielfalt<br />

des Regenwaldes noch<br />

einmal geballt präsentiert, aber<br />

auch die Bedrohungsursachen<br />

aufgegriffen und Lösungsmöglichkeiten<br />

durch nachhaltige<br />

Nutzung thematisiert. Eine<br />

sogenannte “Vielfaltswand”<br />

zeigt in Vitrinen eine Vielzahl<br />

von Ressourcen, die wir aus<br />

dem Alltag bei uns kennen:<br />

Kautschuk, Kokos, Medizinalpflanzen<br />

und –stoffe, Tabak,<br />

Neem-Produkte, Schellack,<br />

Gewürze, Duftöle für Parfums.<br />

Einiges versteckt sich in<br />

Schubladen, in denen auch<br />

Gerüche, Geräusche und Stimmen<br />

präsentiert werden, ein<br />

Erlebnis für alle Sinne.<br />

Themen wie eine nachhaltige<br />

Holz- oder Plantagenwirtschaft<br />

oder aber nachhaltiger Konsum<br />

mit fair gehandelten Produkten<br />

werden mit großen Schauexponaten<br />

veranschaulicht. So<br />

steht in einer Raumnische ein<br />

“mobiles Sägewerk” an einem<br />

Originalstück Tropenstamm<br />

und zeigt uns, wie Holz auch<br />

schon vor Ort aufgeschnitten<br />

und transportiert werden kann,<br />

ohne die berüchtigten Schneisen<br />

in den Wald zu schlagen.<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 15 Begegnung Zoo


Ein zentraler “Telefontisch” informiert<br />

die Besucher über<br />

aktuelle Ereignisse in südostasiatischen<br />

Regenwäldern,<br />

neue Brandherde, aber auch<br />

Erfolgsmeldungen aus Schutzprojekten.<br />

Der Raum wird über eine<br />

Brücke, die durch den Kronenbereich<br />

des Regenwaldes<br />

führt, wieder verlassen. Hier<br />

kann der Besucher noch einmal<br />

in die Erlebnishalle zurückblicken<br />

– jetzt mit einem<br />

vertieften Wissen über die darin<br />

verborgenen Schätze.<br />

Bevor er den Regenwald verlässt,<br />

führt der Weg noch zu<br />

einer auf einer Plattform gelegenen<br />

Forschungsstation. Hier<br />

erfährt der Besucher mehr<br />

über das Engagement von<br />

Zoos im in-situ-Schutz. Der Zoo<br />

Köln hat zeitgleich mit dem Bau<br />

des Hauses ein eigenes<br />

Naturschutzprojekt in Vietnam<br />

begonnen. Darüber und wie<br />

hier Forschungs- und Schutzmaßnahmen<br />

ineinander greifen,<br />

kann sich der Besucher ein<br />

genaueres Bild machen und<br />

sich selbst durch einen<br />

Spendenbeitrag an den<br />

Naturschutzaktivitäten des<br />

Zoos für diesen einzigartigen<br />

Lebensraum beteiligen.<br />

Zum pädagogischen Nutzen<br />

Nachdem der REGENWALD<br />

jetzt seit über einem Jahr den<br />

Besuchern offen steht, lassen<br />

sich die ersten Erfahrungen<br />

über den pädagogischen Nutzen<br />

mitteilen.<br />

Fest steht, dass die persönliche<br />

Betreuung von Besuchern<br />

die beste Möglichkeit bietet,<br />

ihnen den Regenwald zu vermitteln.<br />

So wurden im Haus<br />

zwei öffentliche Fütterungen<br />

eingerichtet, die von den Pflegern<br />

kommentiert werden: bei<br />

den Krallenottern und an der<br />

Hauptfutterstelle für Vögel. An<br />

Veranstaltungstagen werden<br />

Standortbetreuungen eingerichtet,<br />

Zoobegleiter, die den<br />

Besuchern Rede und Antwort<br />

stehen, auf aktuelles Brutgeschehen<br />

aufmerksam machen<br />

oder die Schlafplätze der<br />

Flughunde zeigen.<br />

Sehr gut angenommen werden<br />

die in den Sommermonaten<br />

angebotenen Abendführungen,<br />

deren Höhepunkt ein<br />

nächtlicher Rundgang durch<br />

das Haus ist. Hier werden Tiere<br />

in Aktion erlebt – zum Beispiel<br />

die Flughunde – die tagsüber<br />

eher übersehen werden.<br />

“Forschungsreise in den RE-<br />

GENWALD” ist der Titel eines<br />

beliebten Kindergeburtstagsprogramms,<br />

bei dem Zoobegleiter<br />

die Kinder zu gezieltem<br />

Beobachten anleiten und<br />

ihnen Details aus dem großen<br />

Komplex anschaulich und erlebbar<br />

machen.<br />

Auch die Mitarbeiter der Zooschule<br />

haben eigene Konzepte<br />

entwickelt, das Haus zu erleben.<br />

Ein Beobachtungsblatt<br />

verhindert, dass die Kinder zu<br />

schnell durch die Halle rennen,<br />

ohne nach rechts und links zu<br />

schauen. Sie werden vielmehr<br />

gezwungen, an bestimmten<br />

Stellen zu verharren und genauer<br />

hinzuschauen.<br />

Klassen, die in den Genuss<br />

einer persönlichen Betreuung<br />

kommen, werden zunächst<br />

mit Details aus dem Regenwald<br />

vertraut gemacht. So<br />

werden ihnen hinter den Kulissen<br />

Insekten oder eine Schlange<br />

gezeigt und sie bekommen<br />

einen Einblick in die Futterküche.<br />

Ihr Blick wird somit geschärft<br />

für die Tatsache, dass<br />

sich die meisten Tiere im<br />

Regenwald verstecken oder<br />

so gut getarnt sind, dass wir<br />

sie kaum wahrnehmen. Außerdem<br />

lernen sie, andere Sinne<br />

als das Auge zu schärfen, um<br />

für den anschließenden Besuch<br />

der an Eindrücken überladenen<br />

Halle gewappnet zu<br />

sein.<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 16 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Doch wie ergeht es all den<br />

Besuchern, die nicht in den<br />

Genuss einer persönlichen<br />

Betreuung kommen?<br />

In der offenen Erlebnishalle<br />

reagieren viele zunächst verunsichert<br />

darauf, dass sie<br />

kaum Informationen erhalten<br />

und ohne Anleitung und die<br />

vielfach fehlende Geduld nicht<br />

viel sehen. Hier muss allerdings<br />

erwähnt werden, dass in<br />

der Konzeption des Hauses<br />

ein Faltblatt für jeden Besucher<br />

vorgesehen ist, das die Idee<br />

des Hauses erklärt und dem<br />

Besucher an jedem Standort<br />

eine individuelle Identifikation<br />

der Arten ermöglicht. Die<br />

“Ringbuchständer” stellen also<br />

nur ein Provisorium bis zur<br />

Realisierung des Faltblatts dar.<br />

Sehr gut angenommen wird<br />

der zentrale “Edukationsraum”.<br />

Die Mischung aus informativen<br />

Textteilen und interaktiven<br />

Erlebniselementen<br />

spricht eine breite Schicht von<br />

Besuchern an. Hauptanlaufpunkt<br />

für Kinder ist natürlich<br />

der zentrale Telefontisch, um<br />

den sich bald auch die Eltern<br />

scharen. Auch bei den “Erlebnisschubladen”<br />

sind es meist<br />

die Kinder, die die Erwachsenen<br />

nachlocken. Diese wiederum<br />

sind durch die Texttafeln in<br />

der Lage, ihren Kindern die<br />

Schauexponate wie das “mobile<br />

Sägewerk” oder die<br />

Schmuggelbehälter für Vögel<br />

zu erklären.<br />

Für viele ist es oft nur das anstrengende<br />

Klima, das sie davon<br />

abhält, Stunden in dem<br />

Raum zu verbringen.<br />

Und was insgesamt sehr positiv<br />

zu vermerken ist: die Exponate<br />

wie auch die Schubladen<br />

oder der Telefontisch werden<br />

von den Besuchern – und<br />

es handelt sich immerhin um<br />

Großstadtklientel – sehr pfleg-<br />

lich und mit Respekt behandelt.<br />

Eine Erfahrung, die Mut<br />

macht, auch in Zukunft interaktive<br />

Elemente und Schauexponate<br />

in pädagogische<br />

Konzeptionen zu integrieren.<br />

Ruth Dieckmann<br />

Zoo Köln<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 17 Begegnung Zoo


Mitten drin<br />

Informationsvermittlung in begehbaren Tiergehegen<br />

Die Darstellung komplexer Lebensräume<br />

und insbesondere<br />

die Einrichtung begehbarer<br />

Tiergehege gewinnen in der<br />

Tiergärtnerei eine immer größere<br />

Bedeutung. Ursache hierfür<br />

sind sowohl die veränderten<br />

Ansprüche der Zoobesucher<br />

an die modernen Tiergärten<br />

als auch die Anforderungen<br />

der Tiergärtner an<br />

Haltungsbedingungen, Darstellung<br />

und Vermittlung der<br />

Tiere.<br />

Folgerichtig ergeben sich hier<br />

auch Fragen an die Zoopädagogik.<br />

Wie wird sie der<br />

veränderten Sichtweise des<br />

Menschen auf das Tier im Zoo<br />

gerecht? Wie müssen Informationskonzepte<br />

für solche<br />

Gehege gestaltet werden?<br />

Sind herkömmliche Informationsweisen<br />

noch anwendbar?<br />

Inwieweit kann die Zoopädagogik<br />

die Entwicklung<br />

moderner Gehegekonzepte<br />

beeinflussen?<br />

Zunächst sollen hier einige Informationssysteme<br />

vorgestellt<br />

werden, bei denen zu überlegen<br />

ist, inwieweit sie sich für<br />

offene, begehbare Gehege eignen.<br />

Als erstes muss sicher<br />

der „Königsweg“ der Informationsvermittlung<br />

genannt werden,<br />

nämlich die direkte, persönliche<br />

Ansprache des Besuchers<br />

durch Zooführer,<br />

Volunteers oder Tierpfleger.<br />

Vielfach praktiziert und auch oft<br />

beschrieben, bietet sie sich für<br />

offene Gehege besonders an,<br />

können hier doch die Besucher<br />

mit den vielfältigen Intentionen<br />

solcher Gehege vertraut gemacht<br />

werden. Die Gehegegestaltung,<br />

die Zusammensetzung<br />

der Tierarten im Gehege,<br />

die Art der Bepflanzung, verschiedene<br />

Gestaltungsstrukturen<br />

(Hölzer, Felsen,<br />

Kletterhilfen), Klima, Wegführung<br />

und vieles mehr, was für<br />

ein solches Gehege wichtig ist,<br />

kann vom Besucher in seiner<br />

Bedeutung häufig nicht erkannt<br />

werden. Viel mehr noch als bei<br />

einem konventionellen Gehege<br />

erlebt der Besucher erst mit<br />

Hilfe des Zooführers einen vielfältigen,<br />

kompliziert aufgebauten<br />

Lebensraum. Dieses ideale<br />

zoopädagogische Konzept<br />

wird leider eingeschränkt<br />

durch enge personelle und finanzielle<br />

Grenzen. Daher wird<br />

man in vielen Fällen auf andere<br />

Methoden ausweichen<br />

müssen.<br />

Ein in Teilbereichen recht probater<br />

Ersatz können transportable<br />

Informationstafeln sein.<br />

Zwei auf sehr unterschiedliche<br />

Gehegetypen ausgerichtete<br />

Beispiele möchte ich hier vorstellen.<br />

Das erste befindet sich im<br />

Affenwald des Naturzoo<br />

Rheine. Dieses etwa ein Hektar<br />

große Areal mit einem alten<br />

Eichenbestand wird von ca.<br />

dreißig Berberaffen oder<br />

Magots bewohnt. Die Besucher<br />

können das Gehege<br />

durch eine Doppelschleuse<br />

betreten und werden auf einer<br />

großen Wegschleife durch das<br />

Gelände geführt.<br />

Berberaffen sind sehr aktive<br />

Tiere, die alle im Gehege befindlichen<br />

Strukturen zum Klettern<br />

und Spielen benutzen.<br />

Daher steht auch nur eine sehr<br />

robuste Tafel mit Hinweisen<br />

zum Besucherverhalten im<br />

Gehege. Informationen zur<br />

Biologie der Berberaffen erhalten<br />

die Besucher schon vor<br />

dem Eingangsbereich in einem<br />

für die Tiere nicht zugänglichen<br />

Areal. Diese Trennung<br />

zwischen Information und zu<br />

beobachtendem Tier erscheint<br />

uns für diesen Gehegetyp als<br />

die bestmögliche Lösung, sind<br />

die Tafeln so doch sicher vor<br />

ständiger Verschmutzung und<br />

Zerstörung.<br />

Die räumliche Trennung ist<br />

aber dann völlig unbefriedigend,<br />

wenn es um das Erkennen<br />

von Einzeltieren geht. Hier<br />

bieten wir den Besuchern eine<br />

andere Lösung an. Vor dem<br />

Eingang können sie aus einem<br />

Behälter eine laminierte Liste<br />

entnehmen und mit in das Gehege<br />

tragen. Auf ihr sind Name,<br />

Alter, Geschlecht und Ab-<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 18 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


stammung (soweit bekannt) aller<br />

Tiere verzeichnet. Außerdem<br />

enthält sie ein Tätowierungsportrait<br />

jedes Tieres.<br />

(Alle Berberaffen haben im<br />

Gesicht an verschiedenen<br />

Stellen Tätowierungen). Mit Hilfe<br />

dieser unterschiedlichen<br />

Portraits auf der Liste können<br />

die Besucher nun vor Ort<br />

Einzeltiere erkennen, bestimmen<br />

und ihnen persönliche<br />

Merkmale zuordnen. Zum<br />

Ende des Rundgangs sollen<br />

die Listen in die Behälter zurückgelegt<br />

werden.<br />

Da diese Blätter jährlich aktualisiert<br />

werden müssen, gelegentlich<br />

auch von den Affen<br />

entwendet und zerbissen oder<br />

von Besuchern eingesteckt<br />

werden, war die Entscheidung<br />

richtig, sie möglichst preiswert<br />

und einfach in der Herstellung<br />

zu halten, so dass ein Ersatz<br />

problemlos möglich ist. Wöchentlich<br />

müssen etwa ein bis<br />

zwei dieser laminierten<br />

Schwarz-weiß-Kopien nachgelegt<br />

werden.<br />

Anders gestaltet sich die Situation<br />

in der Ibis-Voliere. Dieses<br />

Gehege mit einer großen<br />

Wasserlandschaft und einem<br />

dichten Buschbestand im Hintergrund<br />

ist mit Rosa Löfflern,<br />

Scharlachibissen, Kuhreihern<br />

und Seidenreihern besetzt.<br />

Besucher können das Gehege<br />

durch eine Doppelschleuse<br />

betreten, werden seitlich hindurchgeführt<br />

und verlassen es<br />

auf der dem Eingang gegenüberliegenden<br />

Seite. In einer<br />

Schutzhütte am Weg befinden<br />

sich neben Sitzmöglichkeiten<br />

auch verschiedene z.T. interaktive<br />

Informationsmedien.<br />

Außerdem steht am Wegrand<br />

eine kleine Station mit Beobachtungstafeln.<br />

Sie enthalten<br />

die Namen sowie farbige<br />

Zeichnungen der Vögel im<br />

Brutkleid, Schlichtkleid und<br />

Jugendkleid sowie kurze<br />

Beobachtungshinweise. Die<br />

Besucher können eine Tafel<br />

entnehmen, Tier und Zeichnung<br />

direkt vergleichen und so<br />

feststellen, welches<br />

Stadium<br />

gerade sichtbar<br />

ist. Die Beschränkung<br />

auf<br />

vier Tiere, die<br />

deutliche optische<br />

Untergliederung<br />

sowie<br />

die sehr knappen<br />

Texte erleichtern<br />

das<br />

Zurechtfinden<br />

auf der Tafel.<br />

Da diese Tafeln<br />

farbig gestaltet<br />

und somit aufwändiger<br />

herzustellen<br />

sind,<br />

wäre ein Verlust<br />

ärgerlich.<br />

Wir haben sie<br />

auf 34x24 cm<br />

große 9mm<br />

starke Sperrholzplatten montiert.<br />

So sind sie einerseits vom<br />

Besucher sehr gut zu handhaben,<br />

andererseits aber so<br />

sperrig, dass sie weder versehentlich<br />

noch vorsätzlich eingesteckt<br />

oder verlegt werden.<br />

(Während der nun vierjährigen<br />

Nutzung gab es keinen einzigen<br />

Verlust!)<br />

An diesen Beispielen zeigt sich<br />

deutlich, dass Informationsmedien<br />

für begehbare Gehege<br />

viel stärker als solche für<br />

konventionelle Gehege auf die<br />

jeweiligen Bedingungen abgestimmt<br />

sein müssen. Selbstverständlich<br />

haben auch andere<br />

interaktive Bildungsmedien<br />

hier ihren Platz. Äußere Gestaltung<br />

und Ortswahl spielen<br />

aber bei ihnen eine besondere<br />

Rolle. Beide müssen sich in<br />

die Gestaltungselemente des<br />

Geheges einfügen, keinesfalls<br />

dürfen sie das Blickfeld dominieren<br />

oder die Wahrnehmung<br />

des Lebensraumes behindern.<br />

Diese Medien sollten nur das<br />

erläutern, was ständig oder<br />

möglichst oft zu beobachten<br />

ist. Ein Schild mit der ausführlichen<br />

Biologie eines Tieres,<br />

das sich meistens im Dickicht<br />

des Geheges versteckt hält,<br />

wirkt eher frustrierend. Eine<br />

kleine Tafel in der Nähe des<br />

Futterplatzes, an dem sich die<br />

Tiere oft aufhalten, ist sicher<br />

überzeugender.<br />

Hier hat man dann auch die<br />

Möglichkeit, Details wie beispielsweise<br />

Vogelschnäbel zu<br />

beobachten. Diese erstaunlichen<br />

Gebilde haben ja sehr<br />

unterschiedliche Aufgaben. Mit<br />

Hilfe bekannter Haushaltsgeräte<br />

(Pinzette, Sieb, Nussknacker<br />

usw.) kann die Funktion<br />

deutlich gemacht werden. Das<br />

ist am erfolgreichsten, wenn<br />

die Schnabelformen direkt nebenan<br />

bei den Tieren erkannt<br />

und sogar in Funktion beob-<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 19 Begegnung Zoo


achtet werden können.<br />

Hier wird deutlich, wie die<br />

Zoopädagogik einen Vorteil<br />

von großen Lebensraum-<br />

Gehegen nutzen kann, nämlich<br />

den verhältnismäßig hohen<br />

Aktivitätsgrad der Tiere .<br />

Geschickte Informationsvermittlung<br />

wird den Besucher<br />

anleiten, diese Aktivitäten wirklich<br />

zu beobachten und in ihrer<br />

Bedeutung richtig zu erkennen.<br />

Wenn beispielsweise die<br />

Besucher des Webervogel-<br />

Geheges die kompliziert gebauten<br />

Nester sehen, wird ihnen<br />

sicher die großartige Leistung<br />

dieser Baumeister nicht<br />

auf Anhieb deutlich. Diese Fähigkeit<br />

erscheint aber plötzlich<br />

in einem ganz neuen Licht,<br />

wenn sie auf einer Tafel nebenan<br />

die komplizierten Knotentechniken<br />

sehen, in einem<br />

Schaukasten den Nestbau in<br />

verschiedenen Original-Stadien<br />

erkennen, und wenn sie<br />

dann noch aufgefordert werden,<br />

an einem aufgehängten<br />

Bastfaden-Büschel ähnliche<br />

Knoten zu machen, und das<br />

nur mit zwei Fingern, (schließlich<br />

benutzen die Webervögel<br />

auch nur den Oberschnabel<br />

und den Unterschnabel).<br />

Da den ganzen Sommer über<br />

irgendwo in der Voliere direkt<br />

vor den Augen der Besucher<br />

geknotet und gebaut wird, ist<br />

dieses Verhalten stets gut zu<br />

beobachten.<br />

Zum Schluss möchte ich noch<br />

einen kurzen Blick auf eine<br />

weitere Besonderheit richten:<br />

Dargestellte Lebensräume ermöglichen<br />

in besonderem<br />

Maße einen emotionalen Zugang.<br />

Besucher empfinden<br />

solche Gehege meistens als<br />

schön, harmonisch, vielfältig<br />

oder auch als geheimnisvoll.<br />

Beim Zustandekommen solcher<br />

Empfindungen spielt nicht<br />

nur unser „Haupt-Sinn“, nämlich<br />

das Auge, eine Rolle. In<br />

starkem Maße sind auch das<br />

Gehör, der Geruchssinn und<br />

die Hautwahrnehmung (Temperatur,<br />

Berührung) beteiligt.<br />

Ganz gleich ob man den Besucher<br />

in einem warmen,<br />

dunklen Raum mit Bildern und<br />

Tönen auf ein Tropenhaus einstimmt<br />

oder ob junge Besucher<br />

des Storchenreservates<br />

in einem Storchennest zusammenrücken<br />

und<br />

die Nestwärme spüren,<br />

immer vertiefen<br />

diese (Nach-)Empfindungen<br />

die Eindrücke<br />

und Wahrnehmungen<br />

im dargestellten<br />

Lebensraum.<br />

Diese wenigen vorgestellten<br />

Beispiele<br />

zeigen, wie mit verhältnismäßig<br />

geringem<br />

Aufwand speziell<br />

für begehbare Gehege<br />

geeignete Informationssysteme<br />

konzipiert werden<br />

können. Unsere Erfahrung<br />

zeigt, dass<br />

sie vom Besucher<br />

intensiv genutzt werden.<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 20 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Bild 3:<br />

Durch den Vergleich mit Haushaltsgeräten<br />

lernt man die<br />

Schnabelfunktion zu verstehen.<br />

Bild 4 :<br />

Knoten machen nur mit zwei<br />

Fingern, das ist nicht einfach.<br />

Gleich nebenan zeigen die<br />

Webervögel, wie’s geht.<br />

Bild 5:<br />

Brutkleid-Schlichtkleid-<br />

Jugendkleid<br />

Mit Hilfe der Tafel kann man die<br />

verschiedene Stadien unterscheiden.<br />

Bild 6 :<br />

Im Storchennest kann man<br />

sich wohl fühlen.<br />

Hans Röttger<br />

NaturZoo Rheine<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 21 Begegnung Zoo


Gehege-Interpretation als wichtige Methode der zoopädagogischen Arbeit<br />

Vorbemerkung<br />

Über die Notwendigkeit conservation<br />

education zu<br />

praktizieren, ist man sich einig.<br />

Als ich das erste Mal 1984 in<br />

Edinburgh (IZE, Newsletter 13,<br />

Proceedings, 1984) davon hörte,<br />

war ich allerdings verwundert,<br />

dass es im Wesentlichen<br />

nur um Appelle ging.<br />

Seit mehr als 25 Jahren wird<br />

also eine konsequente Hinwendung<br />

zum Artenschutz<br />

gefordert (World Conservation<br />

Strategy [WCS] 1975); die<br />

Welt-Zoo-Naturschutzstrategie<br />

von 1993 betont:<br />

„Tiere aus der Natur müssen<br />

einen Beitrag zum Erhalt ihrer<br />

frei lebenden Artgenossen leisten,<br />

entweder durch ihren optimalen<br />

Einsatz in Erziehungsprogrammen<br />

und/oder durch<br />

ihren Beitrag zum Erhalt bedrohter<br />

Arten innerhalb von<br />

Zucht- und Forschungsprogrammen.“<br />

(WZNS, S.42,<br />

5.8,3)<br />

Die beiden anderen wichtigen<br />

Aufgaben Zoologischer Gärten<br />

(Erholung, Forschung) haben<br />

sich dem unterzuordnen. Auch<br />

wenn diese Aussage der<br />

WZNS verschiedentlich nicht<br />

so gesehen wird, und die<br />

Gleichwertigkeit der vier Hauptaufgaben<br />

betont wird, bleibt<br />

unabhängig von der Betonung<br />

oder Gewichtung der Ziele<br />

Zoologischer Gärten bestehen,<br />

dass es heute um die Umsetzung<br />

des Artenschutzes gehen<br />

muss: in-situ und ex-situ !<br />

(in den Zoos = ex-situ und „vor<br />

Ort“ = in-situ).<br />

Erstaunlicherweise finden sich<br />

in den zahlreichen Veröffentlichungen<br />

zur Thematik kaum<br />

Hinweise, wie man conservation<br />

education betreibt.<br />

Wenn solche Anregungen fehlen,<br />

kann dies zwei Gründe<br />

haben. Entweder ist die Umsetzung<br />

derart einfach, dass<br />

man keine Erklärungen benötigt<br />

oder sie ist so diffizil, dass<br />

man sich lieber mit allgemein<br />

gehaltenen Aussagen begnügt.<br />

Ich tendiere zur zweiten<br />

Annahme. Denn jeder Zoopädagoge<br />

wird schon selbst<br />

erfahren haben, dass beim<br />

Zoo-Publikum für den Artenschutz<br />

zwar eine gewisse Aufgeschlossenheit<br />

vorhanden ist<br />

(WOLTERS, 1996), sie aufzugreifen<br />

und Sachinformationen<br />

besuchergerecht zu vermitteln<br />

aber oft schwierig ist. Die bloße<br />

Nennung von Fakten ermüdet<br />

eher, als dass sie das Interesse<br />

fördert.<br />

Im Folgenden möchte ich zeigen,<br />

dass es praktikable Methoden<br />

gibt, mit denen sich die<br />

Thematik veranschaulichen<br />

lässt - nicht nur für Schüler,<br />

sondern auch für den „Durchschnittsbesucher“,<br />

in jedem<br />

Zoo und an fast allen Gehegen.<br />

1 Zielstellung<br />

Gehege-Interpretation ist keine<br />

„angewandte Zookritik“. Gehege-Interpretation<br />

bedeutet<br />

nicht die Diskussion bestehender<br />

Vorzüge oder Nachteile<br />

spezifischer Gehege.<br />

Worum geht es aber dann ?<br />

Gehegeinterpretation ist die<br />

Deutung der Lebensbedingungen<br />

von Zootieren in ihren jeweiligen<br />

Gehegen, ihren<br />

„Sekundärbiotopen“ oder „Ersatzhabitaten“.<br />

Somit löst die Gehege-Interpretation<br />

eine Forderung<br />

derWelt-Zoo-Naturschutzstrategie,<br />

die Unterstützung des<br />

Artenschutzes durch die Zoopädagogik,<br />

ein! Jeder Zoopädagoge<br />

muss für alle Besucherschichten<br />

ein adäquates<br />

Angebot aufbereiten, das für<br />

Schüler und Lehrer anders<br />

aussehen muss als für<br />

Stammbesucher oder Mitglieder<br />

eines Familienausflugs.<br />

Wenn jeder Besucher nach<br />

seinem Zoobesuch mit dem<br />

Gefühl nach Hause ginge, „in<br />

diesem Zoo würde ich gern ein<br />

Tier sein“, wäre viel erreicht.<br />

Was ist zu tun?<br />

Selbstredend sind die Gegebenheiten<br />

in jedem Zoo oder<br />

Tierpark anders. Dennoch gibt<br />

es in jeder Einrichtung tiergerecht<br />

gestaltete „Durchschnittsgehege“.<br />

Damit ein<br />

Klammeraffe (Ateles ssp.) seine<br />

natürlichen Bewegungsabläufe<br />

ausüben kann, braucht er<br />

keine echten Lianen, Seile tun<br />

es auch. Sie sind nicht nur haltbarer,<br />

sondern oft auch aus hygienischen<br />

Gründen sinnvoller.<br />

Mähnenspringer (Ammotragus<br />

lervia) brauchen keine<br />

Sandsteinfelsanlagen wie im<br />

Zoo Berlin, um klettern und die<br />

Hufe abnutzen zu können. Mit<br />

Betonanlagen haben wir auch<br />

keine tiergartenbiologischen<br />

Interpretationsprobleme, wohl<br />

aber ästhetische.<br />

Was ist nötig?<br />

In zwei Schritten möchte ich<br />

das aufzeigen. Zunächst werde<br />

ich ein paar theoretische<br />

Anmerkungen machen und<br />

diese anschließend an einem<br />

Gehege veranschaulichen.<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 22 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Sandsteinfelsen, naturnah für Mähnenspringer<br />

2 Was macht Gehege-<br />

Interpretation aus?<br />

Interpretation bedeutet zunächst<br />

Erklärung dessen, was<br />

vorhanden ist. Je abstrakter<br />

die Infrastruktur eines Gehe-<br />

ges ist, desto mehr muss erklärt<br />

werden. Je naturnäher ein<br />

Gehege ist, desto leichter verstehen<br />

Besucher, wie die Tiere<br />

den Raum nutzen.<br />

Betonanlage für Mähnenspringer<br />

Der erste Schritt...<br />

Zunächst muss man sich bei<br />

jedem Gehege fragen:<br />

„Können die Tiere hier ihre natürlichen<br />

Bedürfnisse befriedigen?“<br />

Zur Beantwortung dieser Frage<br />

sind die „DITTRICH-Kriterien“<br />

hilfreich.<br />

Der zweite Schritt...<br />

erkundet die Frage, welche<br />

Ansprüche die jeweilige Zielgruppe<br />

hat. Was sollen (müssen,<br />

wenn man in Lehrplänen<br />

zu denken gezwungen ist)<br />

Schüler über Tierhaltung ler-<br />

nen? Was sollen Zoobesucher<br />

über Tierhaltung erfahren, und<br />

welche besonderen Informationen<br />

brauchen Stammbesucher?<br />

Der dritte Schritt...<br />

ist schließlich die Methodenwahl.<br />

Für Schüler ist es am<br />

günstigsten, wenn sie möglichst<br />

selbstständig und selbsttätig<br />

etwas herausfinden.<br />

Dem „normalen“ Besucher<br />

muss der Zugang zur Thema-<br />

tik erlauben, Kompromisse in<br />

der Tierhaltung zu erkennen<br />

und zu verstehen.<br />

Der Stammbesucher schließlich<br />

braucht in begrenztem<br />

Umfang Zusatzinformationen,<br />

denn Stammbesucher sind<br />

Multiplikatoren ganz besonderer<br />

Art. Stammbesucher sprechen<br />

von sich aus häufig andere<br />

Besucher an, und sollten<br />

einen Informationsvorsprung<br />

haben, um tatsächlich Information<br />

weitergeben zu können.<br />

Diesen kann und sollte<br />

man ihnen in Spezialführungen<br />

geben.<br />

Der vierte Schritt - die Um-<br />

setzung...<br />

Will man dem Besucher das<br />

Verhalten von Zootieren erklären,<br />

muss man Anthropomorphismen<br />

abbauen. Der Besucher<br />

muss verstehen, dass er<br />

nicht seine subjektiven Maßstäbe<br />

anlegen darf, sondern<br />

von den „unverzichtbaren“ Ansprüchen<br />

der Tiere ausgehen<br />

muss. Diejenigen Verhaltensmorphologien<br />

sind besonders<br />

geeignet, die zuverlässig, quasi<br />

abrufbar, beobachtet werden<br />

können und deren Bedeutung<br />

für das Tier leicht nachzuvollziehen<br />

sind.<br />

Das Anlegen der „DITT-<br />

RICH-Kriterien“, die der verdienstvolle<br />

Zoodirektor aus<br />

Hannover aufgestellt hat, beantwortet<br />

die Fragen nach<br />

dem „Adaptationsgrad“ der<br />

Zootiere!<br />

‣ Das erste „Dittrich-<br />

Kriterium“ fragt: Werden die<br />

Tiere vollwertig ernährt?<br />

Die Antwort auf diese Frage ist<br />

ohne Problem zu geben.<br />

‣ Das zweite Kriterium<br />

lautet: Befinden sich die Tiere<br />

in einem guten Allgemeinzustand?<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 23 Begegnung Zoo


leibt es länger haften (didaktisches<br />

Grundprinzip der Selbsttätigkeit).<br />

Am Beispiel der Berliner Limikolen-Anlage<br />

lässt sich die Methode<br />

der Gehege-Interpretation<br />

gut veranschaulichen.<br />

Erleichternd für die Umsetzung<br />

dieser Methode ist eine<br />

möglichst unterschiedliche<br />

Raumnutzung durch die verschiedenen<br />

Arten. Raumbezogenes<br />

Verhalten ist bei<br />

territorialen Arten leicht zu beobachten,<br />

da hier nur vergleichsweise<br />

wenige Raumsetzten<br />

Gruppen leben. Anders<br />

ausgedrückt:<br />

Ethopathien treten häufig dort<br />

auf, wo das Sozialgefüge nicht<br />

stimmt, wenn die „eher selbstverständlichen“<br />

Grundkriterien<br />

nicht berücksichtigt sind oder<br />

werden können.<br />

Auch hier gibt es mit der Antwort<br />

wenig Probleme. Allerdings<br />

sind manchmal Zusatzinformationen<br />

hilfreich, z.B. bei<br />

den Pinguinen: „Die Tiere befinden<br />

sich in der Mauser“,<br />

dann wird wohl kaum ein Zoobesucher<br />

sich über den „gerupften<br />

Zustand“ der Vögel<br />

Gedanken machen - es geht<br />

ihnen also nicht schlecht.<br />

‣ Das dritte Kriterium<br />

formuliert die Frage, ob die<br />

Tiere im Zoo in sozial ausgewogenen<br />

Gruppen gehalten<br />

werden.<br />

Gibbons oder Krallenaffen leben<br />

im Familienverband,<br />

Kattas oder Paviane in Gruppen.<br />

Günstig sind zur Veranschaulichung<br />

der sozialen Organisationsform<br />

solche Tierarten,<br />

die sich aufgrund ihrer<br />

unterschiedlichen natürlichen<br />

Sozialstruktur im betreffenden<br />

Tierpark zeigen und vergleichen<br />

lassen.<br />

‣· Das vierte Kriterium<br />

betrachtet die erfolgreiche<br />

Fortpflanzung im Zoo.<br />

Um diese Frage zu beantworten,<br />

braucht man nicht eben<br />

erst geborene Jungtiere. Hier<br />

hilft schon der Hinweis auf die<br />

Altersmischung.<br />

‣ Das fünfte Kriterium<br />

schließlich beleuchtet den<br />

Aspekt des tiergerechten<br />

Verhaltens.<br />

Hier sollte man sich zunächst<br />

selbst fragen, welche Verhaltensweisen<br />

einfach zu erklären<br />

sind und dann überlegen,<br />

bei welchen die Besucher<br />

Verständnisprobleme haben.<br />

Hat man die vier ersten Punkte<br />

mit „Ja“ beantwortet, kann<br />

es bei Punkt 5 kaum mehr zu<br />

einem „Nein“ kommen. Tiere<br />

können sich nur dann tiergerecht<br />

verhalten, wenn sie in<br />

sozial richtig zusammenge-<br />

Natürlich ist das etwas vereinfacht<br />

und generalisierend ausgedrückt<br />

- aber doch im Kern<br />

zutreffend.<br />

So erscheint das Zuchtgehege<br />

der Berliner Spitzmaulnashörner<br />

(Diceros bicornis) dem<br />

Durchschnittsbesucher auf<br />

den ersten Blick „trostlos“,<br />

doch zeigt sich bei der Auswertung<br />

einer Gehege-Grundriss-Skizze<br />

und dem anschließenden<br />

überprüfenden Vergleich,<br />

dass an den Infrastrukturen<br />

alle Verhaltensmorphologien,<br />

die für das natürliche<br />

Verhalten kennzeichnend<br />

sind, ablaufen.<br />

3 Konkrete Beispiele<br />

3.1 Unterrichtsmöglich-<br />

keiten<br />

Wenn, was gelernt werden<br />

soll, durch eigenes Tun selbst<br />

herausgefunden werden kann,<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 24 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Spitzmaulnashorns, einer<br />

Limikolen-Anlage oder einem<br />

x-beliebigen anderen Gehege<br />

lässt sich zuvor anhand der<br />

Bewertung der spezifischen<br />

Lebensansprüche klären<br />

(Was braucht das Tier<br />

essenziell?)<br />

Das kann man mit Hilfe von<br />

Texten zur Biologie der entsprechenden<br />

Arten herausfinden<br />

und zusammenstellen lassen<br />

und anschließend am Gehege<br />

überprüfen.<br />

Hier gibt es neben der Möglichkeit,<br />

ethologische Fragestellungen,<br />

ethoökologische Bezüge<br />

und abstammungsgeschichtliche<br />

Aspekte (z.B.<br />

über Einnischungsfragen)<br />

aufzugreifen auch gute Aussichten,<br />

die Artenkenntnis zu<br />

erweitern. Biologische Arbeitsweisen<br />

lassen sich einführen<br />

und schulen, z.B. zur<br />

Vorbereitung einer Exkursion<br />

(Klassenfahrt) an die Küste<br />

(deduktives Verfahren).<br />

Oder man nimmt die Gehege-Infrastrukturen<br />

zunächst<br />

in die Skizze auf und kann in<br />

einem zweiten Schritt durch<br />

Beobachtung herausfinden,<br />

welche Bedeutung sie für das<br />

Tier haben (induktives Verfahren).<br />

strukturen (Gehege-Infrastrukturen)<br />

berücksichtigt werden<br />

müssen. Die Verhaltensmorphologien<br />

lassen sich diesen<br />

Strukturen - nach Beobachtung<br />

mit Hilfe der Grundriss-Skizze<br />

- ohne Schwierigkeiten<br />

zuordnen.<br />

Doch gelingt dies auch bei<br />

komplexeren Raumbezügen,<br />

wie am Beispiel der Limikolen<br />

gezeigt werden kann.<br />

Die Methode hat einen weiteren<br />

Vorteil: Man kann sowohl<br />

deduktiv als auch induktiv verfahren.<br />

Die Bedeutung der Infrastrukturen<br />

im Habitat eines<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 25 Begegnung Zoo


3.2 Besucherinformation<br />

Wichtig ist, dass den Besucher<br />

die Informationen interessieren.<br />

Häufig unterhalten sich Besucher<br />

über die Einrichtung von<br />

Gehegen, vor allem an „Brennpunkten“,<br />

wo die abstrakte Infrastruktur<br />

eine Erklärung nicht<br />

von selbst liefert.<br />

Hier reicht oft schon der Hinweis<br />

auf die Beschäftigung der<br />

Tiere (z.B. durch Futter), um<br />

ein Verständnis anzubahnen!<br />

Zwischen den Strohhalmen<br />

auf dem Käfigboden nach Sämereien<br />

zu suchen, kostet die<br />

Primaten viel Zeit. Die Futtersuche<br />

in der Natur auch. Hinweise<br />

auf die Bedeutung dieses<br />

Beschäftigungsfutters findet<br />

man leider noch selten.<br />

Sich wiederholende Beschriftungsformen<br />

ermüden und reizen<br />

nicht zum Lesen! Kurze,<br />

prägnante Hinweise reichen<br />

völlig aus (z.B. ein Hinweis auf<br />

die Mauser der Pinguine). Bisweilen<br />

sollte man sie aber<br />

durch ansprechende Texte ergänzen,<br />

vor allem, wenn sich<br />

ein auffälliges Verhalten nicht<br />

einfach erklären lässt.<br />

Kurzfassung des im Rahmen<br />

der 4. Regionaltagung Ost im<br />

Zoo Eberswalde gehaltenen<br />

Referats, der vollständige Text<br />

kann beim Autor angefordert<br />

werden.<br />

Lit.: Wolters, J.: Die neue Umweltdebatte.<br />

Herausforderung<br />

auch an Zoologische Gärten.<br />

Zookunft 2, 1996, 188-205<br />

Dittrich, L.: Tiergartenbiologische<br />

Kriterien...<br />

In: Militzer, K. (Hrsgb.): Wege<br />

zur Beurteilung tiergerechter<br />

Haltung bei Labor-, Zoo- und<br />

Haustieren. Schriftenreihe:<br />

Versuchstierkunde <strong>12</strong>, Hamburg,<br />

Berlin: Parey<br />

4 Zusammenfassung<br />

Gehege-Interpretation und<br />

Verhaltens-Interpretation sind<br />

gute Möglichkeiten, anthropomorphe<br />

Betrachtungsweisen<br />

bezüglich der Haltungsbedingungen<br />

von Zootieren zu<br />

korrigieren.<br />

Gehege-Interpretationen werden<br />

mit erprobten Methoden<br />

durchgeführt und sind keine<br />

Form der Zoo-Kritik, sondern<br />

begegnen ungerechtfertigter<br />

Kritik im Vorfeld. Gehege-Interpretationen<br />

sollten jedem<br />

Zoopädagogen geläufig<br />

sein.<br />

Robert Pies-Schulz-Hofen<br />

Zoologischer Garten Berlin<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 26 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


6. Regionaltagung-Ost im Zoo Eberswalde<br />

Im kleinen aber feinen Zoo in<br />

Eberswalde, kamen 1/3 Hundert<br />

Zoopädagogen zu ihrer 6.<br />

Regionaltagung vom 3.-5. Mai<br />

2001 zusammen. Neben vielen<br />

bekannten Gesichtern waren<br />

auch einige neue zu entdecken.<br />

Nach der herzlichen Begrüßung<br />

durch den Direktor der<br />

Einrichtung, Dr. Hensch,<br />

machte uns unser bewährter<br />

Kollege Robert Pies-Schulz-<br />

Hofen in seinem Einführungsvortrag<br />

souverän mit dem Generalthema<br />

„Gehegeinterpretation“<br />

bekannt. Für die erfahrenen<br />

Kollegen wurde Bekanntes<br />

wieder in Erinnerung<br />

gebracht und den weniger erfahrenen<br />

wurden Möglichkeiten<br />

zur Gruppenarbeit zum<br />

Thema für unterschiedliche<br />

Klassenstufen aufgezeigt. Die<br />

anschließende praktische Umsetzung<br />

erfolgte nach der alten<br />

Pädagogenweisheit „Du<br />

sollst von Deinen Schülern<br />

nicht mehr verlangen, als Du<br />

selbst in der Lage bist zu tun“<br />

und das war nicht ganz problemlos<br />

zu lösen.<br />

Der erste Abend wurde durch<br />

ein gemeinsames Wildschweinessen,<br />

gesponsert<br />

von der Direktion des Zoos,<br />

beendet. Bei angeregtem<br />

Fachsimpeln und gemütlichem<br />

Beisammensein ging<br />

der erste Tag zu Ende.<br />

Am Samstag war es dann unsere<br />

Kollegin Kathrin Matthieu<br />

aus dem Tierpark Görlitz, die<br />

über die Gestaltung von Tierschildern<br />

bzw. Beschilderung<br />

berichtete.<br />

Für den letzten Tag, den Sonntag,<br />

war eine Exkursion in das<br />

Biosphärenreservat Schorfheide/Chorin<br />

vorgesehen. Da<br />

sich das Wetter zusehends verschlechterte,<br />

nahmen nur wenige<br />

Kollegen daran teil, zumal<br />

die von weiter Angereisten<br />

schon die Heimreise angetreten<br />

hatten.<br />

Ein großes Lob und einen besonderer<br />

Dank gilt unserer<br />

Kollegin Doris Punge, selbst<br />

erst kurze Zeit als Zoopädagogin<br />

tätig, mit ihrem Team,<br />

die nach einer exzellenten Vorbereitung<br />

die problemlose<br />

Durchführung möglich machten.<br />

Gerd Stadie<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 27 Begegnung Zoo


Beobachtungen an Mandrills (Papio sphinx) im Zoo Dresden:<br />

Ergebnisse einer Schülerjahresarbeit<br />

In der Zooschule des Zoo Dresden<br />

hatten wir im Sommer 2000<br />

die Möglichkeit, eine auch für<br />

Zoopädagogen nicht alltägliche<br />

Schülerbetreuung zu übernehmen.<br />

Normalerweise stellt die<br />

Begleitung von Schulklassen<br />

über jeweils wenige Schulstunden<br />

zu ausgewählten Themen<br />

auch bei uns das Gros der Aufgaben<br />

dar. Längerfristige<br />

Beobachtungsaufgaben von<br />

Schülern oder Studenten werden<br />

meistens nicht von uns<br />

Zoopädagogen betreut. Dagegen<br />

war der Wunsch von Hermann<br />

Sonntag, damals 13jähriger<br />

Schüler der 8. Klasse der<br />

Waldorf-Schule, im Rahmen<br />

einer Jahresarbeit im Zoo<br />

Verhaltensbeobachtungen<br />

durchzuführen, eine Herausforderung.<br />

Nach einer Führung<br />

durch den Zoo entschied sich<br />

Hermann sofort dazu, die<br />

Mandrillgruppe als Ziel seiner<br />

Beobachtungen zu nehmen.<br />

Doch wie sollte man - insbesondere<br />

vor dem Hintergrund, den<br />

Schüler möglichst selbständig<br />

arbeiten zu lassen - an die Aufgabe<br />

herangehen?<br />

Die Aufgabenstellung<br />

Zunächst hat Hermann frei<br />

beobachtet. Diese Phase des<br />

„erst mal gucken“ diente Hermann<br />

dazu, die immerhin aus<br />

6 Tieren bestehende Mandrillgruppe<br />

kennen und die Tiere<br />

unterscheiden zu lernen. Jedes<br />

Tier wurde etwa 10 Minuten<br />

beobachtet und alle erkennbaren<br />

Verhaltensweisen<br />

protokolliert.<br />

Bald erschien eine systematische<br />

Beobachtung notwendig,<br />

um eine bessere Auswertung<br />

zu gewährleisten. In dieser<br />

zweiten Beobachtungsphase<br />

wurde die Beobachtung auf<br />

Einzeltiere fokussiert: Über 10<br />

Minuten wurde alle 10 Sekunden<br />

das Verhalten des jeweiligen<br />

Tieres protokolliert.<br />

Der Beobachtungszeitraum<br />

begann am <strong>12</strong>. April und endete<br />

am 15. September. Insgesamt<br />

gingen 2.040 Einzelbeobachtungen<br />

in die Arbeit ein.<br />

Die Mandrills im Zoo Dresden<br />

Der Mandrill (Papio sphinx) ist<br />

nach den Menschenaffen der<br />

größte Affe. Männchen können<br />

ein Gewicht bis über 35 kg erreichen.<br />

Die Tiere leben in<br />

Wäldern des westlichen Zentralafrika.<br />

Charakteristisch ist<br />

ihre auffällige Färbung, die besonders<br />

bei den männlichen<br />

Tieren ausgeprägt ist. Die Tiere<br />

leben in Gruppen, die zumeist<br />

von einem Alpha-Männchen<br />

angeführt werden.<br />

Zur Zeit der Beobachtungen<br />

bestand die Gruppe der Mandrills<br />

im Dresdener Zoo aus<br />

insgesamt 6 Tieren (Abb. 1).<br />

Die Tiere leben im Zoo Dresden<br />

seit Januar 1999 im neuen<br />

Afrikahaus. Den Tieren<br />

steht ein Innengehege mit drei<br />

Ebenen im Afrikahaus, eine<br />

Außenanlage, sowie ein dazwischen<br />

gelegener, von den<br />

Besuchern abgetrennter Bereich<br />

zur Verfügung.<br />

Benny Gitte Heidi Kjeld Gretel Egon<br />

Alpha-Männchen Weibchen Weibchen Männchen Weibchen Männchen<br />

geb. 1986 geb. 1986 geb. 1994 geb. 1996 geb. 1998 geb. 1999<br />

Abb. 1: Die Mandrills im Dresdener Zoo im Sommer 2000. Zeichnung: D. Nawrocki nach Fotos von H. Sonntag.<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 28 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Ergebnisse aus der Jahres-<br />

arbeit<br />

Diese Arbeit erlaubt keine statistisch<br />

fundierten Aussagen<br />

bezüglich der Mandrills. Die<br />

noch unwissenschaftliche Ausdrucksweise<br />

schmälert die Leistung<br />

des Schülers keineswegs.<br />

Bei aller Unvollkommenheit<br />

zeigte sich doch, dass die Vermutungen,<br />

die Hermann bezüglich<br />

des Verhaltens der Mandrills<br />

hatte (siehe unten), im<br />

Wesentlichen zutrafen. Genau<br />

dies soll mittels dreier Auszüge<br />

aus der Jahresarbeit von Hermann<br />

gezeigt werden. Diese<br />

beschäftigen sich mit dem<br />

Spielverhalten, den Sozialkontakten<br />

zwischen den Tieren<br />

und der räumlichen Nutzung<br />

des Innengeheges.<br />

Spielverhalten<br />

Das Spielverhalten ist in Abb.<br />

2 dargestellt. Hermann hat<br />

zwischen Bewegungs-, Objekt-<br />

und Sozialspiel unterschieden.<br />

Egon führt als einziger alle<br />

Spielweisen durch. Er spielt<br />

nur mit Gretel und Gretel auch<br />

nur mit ihm. Ansonsten spielen<br />

keine Tiere miteinander.<br />

Kjeld macht oft Bewegungsspiele.<br />

Er spielt wahrscheinlich<br />

gerne, leider spielt aber<br />

keiner mit ihm und so muss er<br />

mit sich selbst spielen. Egon,<br />

Gretel und Kjeld sind überhaupt<br />

die einzigen Tiere, die<br />

spielen.“<br />

Sozialkontakte<br />

Tabelle 1 zeigt die sozialen Kontakte,<br />

die Hermann beobachtete.<br />

die, die Sozialkontakte empfangen,<br />

also nehmen. Unter<br />

bzw. neben der Tabelle stehen<br />

die Summen - wie viel jeder<br />

gibt bzw. bekommt. Wiederum<br />

darunter bzw. daneben steht<br />

der Rang. Der erste Rang gibt<br />

an, wer am meisten gibt bzw.<br />

bekommt.<br />

Man erkennt:<br />

Gitte und Egon haben sehr viele<br />

Sozialkontakte gehabt. Das<br />

lässt sich sehr einfach erklären.<br />

Egon ist Gittes Sohn. Und Mutter<br />

und Sohn haben eben sehr<br />

viele Sozialkontakte. Auch<br />

Abb. 2 : Spielverhalten der 6 Mandrills im Dresdener Zoo im Sommer 2000.<br />

Hermann schreibt dazu:<br />

„Vergleich der Spielweisen“<br />

In diesem Diagramm sind die<br />

drei Spielweisen verglichen<br />

(Bewegungsspiel, Objektspiel<br />

und Sozialspiel). Auf der y-<br />

Achse ist die Häufigkeit des<br />

Spielverhaltens dargestellt.<br />

Man erkennt:<br />

Hermann schreibt dazu:<br />

„Die Sozialkontakte“<br />

Diese Tabelle stellt die Sozialkontakte<br />

der Tiere untereinander<br />

dar. Die an der Seite stehenden<br />

Tiere sind die, die Sozialkontakte<br />

aufbauen, also geben.<br />

Die Tiere, die auf der Horizontalen<br />

oben stehen, sind<br />

dass Gitte mehr Sozialkontakte<br />

gibt, lässt sich so gut<br />

nachvollziehen. Kjeld bekommt<br />

sehr wenige Sozialkontakte,<br />

er hat da den letzten<br />

Rang, er gibt aber relativ viel.<br />

Das könnte bedeuten, dass<br />

Kjeld nicht gemocht wird[....].<br />

Die Sozialkontakte zwischen<br />

Egon und Gretel entstanden<br />

vor allem durch das viele Spielen,<br />

was sie oft machen, da sie<br />

beide Jungtiere sind.<br />

Die Sozialkontakte von Gitte<br />

und Gretel kamen vor allem<br />

durch „grooming“. Grooming<br />

ist der Fachbegriff für „Lausen“.<br />

Es dient der Fellpflege<br />

und stärkt die sozialen Beziehungen.<br />

Gretel pflegt meistens<br />

Gitte, wahrscheinlich um die<br />

soziale Beziehung zu ihrer<br />

Mutter zu erhalten. Benny hat<br />

sehr wenig Sozialkontakte.<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 29 Begegnung Zoo


Benny ist ja der Boss und deswegen<br />

traut sich wahrscheinlich<br />

keiner an ihn ran.“<br />

Die Gehegeausnutzung durch<br />

die Tiere (in Prozent) ist exemplarisch<br />

für das Innengehege<br />

im Afrikahaus in Abb. 3 dargestellt.<br />

Das Innengehege weist<br />

neben Klettermöglichkeiten<br />

drei Ebenen sowie zwei Durchgänge<br />

zum Innenbereich und<br />

weiter zur Außenanlage auf.<br />

Die Ebenen werden von oben<br />

nach unten als Ebene 1 bis 3<br />

bezeichnet.<br />

Abb. 3:<br />

Nutzung des Mandrill-Innengehege im Afrikahaus. Dargestellt<br />

ist der relative Aufenthalt der Tiere bezogen auf die drei Ebenen.<br />

Hermann schreibt dazu:<br />

“Beschreibung zum Diagramm<br />

1“ [Abb. 2]<br />

Auf diesem Diagramm ist verglichen,<br />

wie die Tiere die Ebenen<br />

im Afrikahaus nutzen. Auf<br />

der y-Achse ist die Häufigkeit<br />

des Aufenthaltes auf den drei<br />

Ebenen in Prozent dargestellt.<br />

Die gesamte Säule (100 %)<br />

beinhaltet alle Beobachtungen,<br />

die im Afrikahaus vom betreffenden<br />

Tier gemacht wurden.<br />

Man erkennt:<br />

Benny nutzt die dritte Ebene<br />

nie. Das kann erstens damit<br />

zusammenhängen, dass<br />

Benny zu faul ist, soweit hinunter<br />

zu gehen und zweitens<br />

um die Familie überblicken zu<br />

können. Seiner Rangposition<br />

gemäß will er auf die anderen<br />

hinunter sehen.<br />

Im Gegensatz zu Benny ist<br />

Kjeld am häufigsten auf der<br />

untersten Ebene gewesen. Da<br />

zeigt sich, dass Kjeld das<br />

rangniedrigste Tier ist. Er<br />

weicht den Anderen damit<br />

aus.“<br />

Resumee<br />

Grundsätzlich stellen Langzeitbeobachtungen<br />

im Zoo<br />

eine Möglichkeit dar, die<br />

Haltungsbedingungen zu bewerten.<br />

Dies setzt eine Auseinandersetzung<br />

mit den beobachteten<br />

Tieren voraus. Die<br />

Arbeit von Hermann Sonntag<br />

stellt innerhalb des täglichen<br />

Schulbetriebs etwas Außergewöhnliches<br />

dar. Solche mehrmonatigen<br />

wissenschaftspropädeutischen<br />

Arbeiten finden,<br />

wenn überhaupt, erst in<br />

der gymnasialen Oberstufe<br />

statt. Die angefertigte Jahresarbeit<br />

zeigt, dass bereits viel<br />

jüngere Schüler in der Lage<br />

sind, selbstständig so viele Daten<br />

zu erbringen und zu verarbeiten.<br />

Dabei beschränkte sich<br />

die Betreuung des Schülers auf<br />

viele Gespräche mit wenigen<br />

Einweisungen wie z. B. der Erläuterung<br />

von Objektspiel und<br />

Sozialspiel. Der Schüler erarbeitete<br />

sich die Methodik des<br />

Beobachtens und Auswertens<br />

weitestgehend selbst. Die<br />

handgeschriebene Arbeit war<br />

immerhin 55 Seiten stark. Die<br />

Arbeit des Dreizehnjährigen<br />

zeigt, dass der Schüler sehr gut<br />

in der Lage war, die Situation<br />

der einzelnen Tiere in der<br />

Mandrillgruppe zu bewerten.<br />

Deutlich wird dies bei Kjeld,<br />

dem zur Beobachtungszeit<br />

etwa vierjährigen männlichen<br />

Jungtier. Hermann zeigt auf,<br />

dass Kjeld den anderen Tieren<br />

ausweicht. Allerdings wird er<br />

von Hermann als rangniedrigstes<br />

Tier bezeichnet.<br />

Diese Einschätzung trifft nicht<br />

ganz zu. Rangniedrigstes Tier<br />

ist Heidi. Kjeld ordnet sich, im<br />

Gegensatz zu Heidi, gegenüber<br />

den ranghöheren Tieren<br />

nicht unter. Dies führt zu Konflikten<br />

zwischen ihm und den<br />

ranghöheren Tieren. Natürlich<br />

besitzt die Arbeit keinen Anspruch<br />

auf Vollständigkeit. So<br />

ist Benny im Rahmen der protokollierten<br />

Beobachtungen nie<br />

auf der dritten Ebene gesehen<br />

worden. Dies bedeutet aber<br />

nicht, dass er sich nie dort aufhält<br />

(er ist z. B. bei Fütterungen<br />

dort zu sehen).<br />

Diese Schülerstudie war nur<br />

möglich, weil sich Hermann intensiv<br />

mit den Tieren befasste.<br />

Seine Ergebnisse zeigen, dass<br />

bei entsprechender Begeisterung<br />

und Leistungsbereitschaft<br />

Schüler in der Zooschule frühzeitig<br />

an wissenschaftliches<br />

Arbeiten herangeführt werden<br />

können.<br />

Danksagung<br />

Den Tierpflegern Frau Collmar<br />

und Frau Schmidt möchten wir<br />

für ihre Hilfsbereitschaft herzlich<br />

danken.<br />

Herrmann Sonntag, Dagmar<br />

Nawrocki,<br />

Markus Diekmann, Dresden<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 30 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Tier - Tierpfleger - Zoopädagoge<br />

ein Dreigespann<br />

Pädagogen sind Mittler zwischen<br />

der Einrichtung, in der<br />

sie tätig sind und den Besuchern.<br />

Ihre „Arbeitsmittel“ sind vorrangig<br />

Tiere und mitunter botanische<br />

Objekte.<br />

Das Tier, mit all seinen Erscheinungs-<br />

und Verhaltensformen<br />

nutzt der Zoopädagoge<br />

bei der Interpretation/Information<br />

im Unterricht für alle Altersstufen.<br />

Auch im Freizeitbereich<br />

steht das gehaltene Tier im<br />

Mittelpunkt. Es hieße „Eulen<br />

nach Athen tragen“, hier die<br />

Vielzahl der Möglichkeiten aufzulisten.<br />

Das Wissen um die Schutzwürdigkeit<br />

sowie die Maßnahmen<br />

zur Erhaltung gefährdeter<br />

Tierarten gehören zum Alltag<br />

jedes Zoopädagogen. Dieses<br />

jedoch anschaulich und<br />

praktisch darzustellen, fordert<br />

alle Möglichkeiten, die eine<br />

zoologische Einrichtung bietet.<br />

Es wird auf EEPs hingewiesen,<br />

Zuchtbücher werden erläutert<br />

und gezeigt. Die anschauliche<br />

Darstellung der<br />

Einbürgerung und Wiederansiedlung<br />

ausgerotteter Tierarten<br />

in ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet<br />

sowie die Gestaltung<br />

dieser Lebensräume<br />

wird durch visuelle Medien unterstützt<br />

bzw. ergänzt.<br />

Dass Zoopädagogen überhaupt<br />

mit Tieren arbeiten können,<br />

ist den Tierpflegern zu<br />

verdanken. Um es auf einen<br />

einfachen Nenner zu bringen,<br />

ohne eine enge Zusammenarbeit<br />

zwischen Tierpfleger und<br />

Zoopädagogen ist eine Umsetzung<br />

der Bildungsaufgaben<br />

nicht möglich. An einigen praktischen<br />

Beispielen aus einer<br />

30jährigen Zoopädagogentätigkeit<br />

soll dieses dargestellt<br />

werden.<br />

Der Verfasser war in der glücklichen<br />

Lage, neben seiner zoopädagogischen<br />

Tätigkeit auch<br />

noch mehr als zwei Jahrzehnte<br />

jungen begeisterten Menschen<br />

das theoretische Wissen<br />

für ihren Beruf zu vermitteln.<br />

Sie sind heute Spezialisten<br />

ihres Faches.<br />

Absprachen sind notwendig,<br />

um verhaltensbiologische Beobachtungen<br />

oder um Unterricht<br />

mit speziellen Schülergruppen<br />

wie Behinderten<br />

durchzuführen. So kann nur<br />

der Tierpfleger den Umgang<br />

mit Elefanten demonstrieren.<br />

Er ist es auch, der genau weiß,<br />

welche Tiere zum „begreifenden<br />

Lernen“ für blinde Schüler<br />

geeignet sind. Jahrelang betreuten<br />

wir Schüler einer Blindenschule,<br />

die regelmäßig zum<br />

Unterricht in den Tierpark kamen.<br />

Um die unterschiedliche<br />

Körperbedeckung bei Wirbeltieren<br />

zu zeigen, war es notwendig<br />

Kriechtiere, Vögel sowie<br />

Säugetiere zu „begreifen“.<br />

Die Tierpfleger hier<br />

unmittelbar mit einzubeziehen<br />

war<br />

unerlässlich, viele<br />

Tierpfleger übernahmen<br />

diese<br />

Aufgaben mit Begeisterung.<br />

Auch<br />

bei „normalen“<br />

Schülergruppen<br />

zogen wir sie als<br />

Mittler zwischen<br />

Tier und Mensch<br />

mit heran. Eine<br />

Wechselbeziehung<br />

zwischen<br />

Tierpflegern und<br />

Zoopädagogen<br />

entwickelte sich so<br />

zu gegenseitigem<br />

Nutzen. Wie sich<br />

diese enge Zusammenarbeit<br />

zwischen<br />

Tierpfleger<br />

und Zoopädagogen<br />

auch im nicht-schulischen<br />

Bereich fruchtbringend auswirken<br />

kann, zeigt der Jugendklub<br />

des Tierparks Berlin.<br />

Vieles was bei Reinigungsarbeiten<br />

anfällt, kann als Anschauungsmaterial<br />

verwendet<br />

werden. So lassen sich Federn<br />

und Haare für eine Federbzw.<br />

Haarsammlung verwenden.<br />

„Natternhemden“ oder<br />

Teile davon können von den<br />

Schülern zwischen Dia-Gläsern<br />

eingeschlossen, Gewölle<br />

für Analysen Verwendung<br />

finden usw..<br />

Der wichtigste Informant des<br />

Zoopädagogen ist der Tierpfleger.<br />

Über ihn kann er Aktuelles<br />

aus dem Tierbestand erfahren.<br />

Erfolgreiches Arbeiten ist nur<br />

möglich bei einer engen Verknüpfung<br />

von Tier, Tierpfleger<br />

und Zoopädagogen.<br />

Gerd Stadie,<br />

Berlin Friedrichsfelde<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 31 Begegnung Zoo


Zoopädagogik in Österreich<br />

Zoos ziehen viel mehr Besucher<br />

an als andere vergleichbare,<br />

naturorientierte Institutionen.<br />

Lebende Tiere besitzen<br />

eindeutig eine überaus starke<br />

Attraktivität und bilden die<br />

Grundlage der Zoopädagogik.<br />

Das Zoopublikum ist jedoch<br />

nicht nur groß, sondern auch<br />

in seiner Zusammensetzung<br />

breit gefächert, und es repräsentiert<br />

alle Ebenen und Bereiche<br />

der Gesellschaft. Die Zoopädagogik<br />

muss daher auf<br />

sehr verschiedenartige Gruppen<br />

ausgerichtet sein, keineswegs<br />

nur auf Kinder. Heute gilt<br />

es als selbstverständlich, dass<br />

jeder Zoo eine pädagogische<br />

Einrichtung hat. Zoopädagogen<br />

übernehmen eine Mittlerrolle<br />

zwischen Zoo und Schule.<br />

Seit ihren Anfängen in den 60er<br />

Jahren hat die Zoopädagogik<br />

einen weiten Weg zurückgelegt.<br />

In Österreich ist es heute<br />

nahezu in jedem Zoo eine<br />

Selbstverständlichkeit, eine<br />

zoopädagogische Einrichtung,<br />

wenn möglich eine pädagogische<br />

Abteilung zu besitzen und<br />

mindestens eine(n) Zoopädagogen(in)<br />

zu beschäftigen.<br />

Nach wie vor steht der Unterricht<br />

mit Schülern, die Zusammenarbeit<br />

mit Lehrern und<br />

Schulen im Vordergrund. Doch<br />

die Aufgabenbereiche für Zoopädagoginnen<br />

und Zoopädagogen<br />

haben sich enorm<br />

vergrößert. Mit der Betonung<br />

der Bedeutung der Zoopädagogik<br />

in der “Welt-Zoo-Naturschutz-Strategie“<br />

ist eine<br />

tragfähige Plattform geschaffen.<br />

Sie erlaubt und gewährleistet<br />

eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

zwischen Zoopädagogen<br />

und Zoomanagement<br />

sowie die notwendige<br />

Weiterentwicklung pädagogischer<br />

Einrichtungen in den<br />

Zoos.<br />

In Österreich entstand im Tiergarten<br />

Schönbrunn in Wien<br />

eine erste zoopädagogische<br />

Einrichtung 1977, im Alpenzoo<br />

Innsbruck 1984. Im Tierpark<br />

Hellbrunn in Salzburg arbeiten<br />

Lehrkräfte seit 1993 und im<br />

Tier- und Naturpark Schloß<br />

Herberstein gibt es seit 2000<br />

eine Zooschule.<br />

Tiergarten Schönbrunn<br />

Der Tiergarten Schönbrunn,<br />

der ältestes Zoo der Welt, ist<br />

mit seinen prächtigen barocken<br />

Bauten eine einzigartige Erlebniswelt.<br />

Im Herzen des<br />

Schlossareals von Schönbrunn<br />

wird ein faszinierendes<br />

Familienerlebnis mit modernster<br />

Tierhaltung geboten. Dazu gibt<br />

es eine reichhaltige Palette von<br />

zoopädagogischen Angeboten.<br />

Schon seit der Gründung der<br />

zoopädagogischen Abteilung in<br />

Schönbrunn im Jahre 1977<br />

sind die Zoopädagogen hauptberufliche,<br />

vollbeschäftigte Mitarbeiter.<br />

Derzeit arbeiten in der<br />

zoopädagogischen Abteilung<br />

der Schönbrunner Tiergarten<br />

GmbH drei vollbeschäftigte<br />

Zoopädagogen, fünfzehn teilzeitbeschäftigte,<br />

freie Mitarbeiter<br />

und insgesamt 60 ehrenamtlich<br />

tätige Volontäre. Als eigene<br />

Abteilung ist sie vollständig<br />

in den Masterplan des Schönbrunner<br />

Tiergartens integriert.<br />

Geboten wird ein umfangreiches<br />

und vielfältiges Programm,<br />

um Interessenten aller<br />

Altersgruppen Einblicke in<br />

die Aufgaben eines modernen<br />

Zoos zu ermöglichen. Im Jahr<br />

2000 konnten mit einem attraktiven<br />

zoopädagogischen<br />

Programmangebot 60.000 Besucher<br />

betreut werden.<br />

Wie in Wien zur Bewusstseinsbildung<br />

der Tiergartenbesucher<br />

unter Berücksichtigung<br />

des erwarteten Erholungswertes<br />

eines Zoobesuches gearbeitet<br />

wird, zeigt der Überblick<br />

einiger zoopädagogischer<br />

Strategien:<br />

Ausgangspunkt: Das Tier im<br />

Gehege; Gehegestruktur und<br />

Tiergemeinschaften; interaktive<br />

Wissensvermittlung; Streichelzoo,<br />

direkter Mensch-Tier-<br />

Kontakt; Zooführungen; Treffpunkt<br />

Tierpfleger; Spezialprogramme<br />

für Behinderte;<br />

spezifische, zeitlich begrenzte<br />

Ausstellungen; Einsatz von ehrenamtlich<br />

tätigen Mitarbeitern;<br />

Zusammenarbeit mit anderen<br />

Institutionen; Einsatz audio-visueller<br />

Medien. Weiters<br />

umfasst der Aufgabenbereich:<br />

Archiv- Aufarbeitung des Dia,<br />

Foto- und historischen<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 32 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Archivs; Bibliothek; wissenschaftliche<br />

Lehrmittelsammlung;<br />

Inhalt und Gestaltung des<br />

Tiergartenwegweisers; Redaktion,<br />

Layout und fertiger Satz<br />

des Schönbrunner Tiergarten<br />

Journals; Beschriftungs- und<br />

Leitsystem; Organisation und<br />

Durchführung zahlreicher Zoo-<br />

Aktiv-Spiele; Rätselrallyes;<br />

Kulissenblick Zoo; Tierpflegeworkshops;<br />

Modellieren von<br />

Zootieren; Nachtführungen;<br />

Geburtstagspartys; Tiergarteninformationskiosk<br />

und Tiergarten-Informationswagerl;<br />

Tiergartenwerkstatt;<br />

Ferienlager<br />

„Die heimliche Nacht“, u.v.a.m..<br />

Alpenzoo Innsbruck<br />

Der Alpenzoo Innsbruck bietet<br />

als „Themen-Zoo“ dem Besu-<br />

cher einen Gesamtüberblick<br />

über die einstige und heutige<br />

Tierwelt der Alpen. Mit jährlich<br />

ca. 300.000 Besuchern ist er<br />

nicht nur eine der bedeutendsten<br />

kulturellen Einrichtungen Tirols,<br />

er genießt auch weit über<br />

die Landesgrenzen hinaus international<br />

hohes Ansehen.<br />

Durch die spezielle Themenausstellung<br />

kann der Zoobesucher<br />

nicht nur die<br />

höhereTierwelt, die den heutigen<br />

Alpenraum bewohnt, bewundern,<br />

sondern auch das<br />

große Spektrum, das einst im<br />

ökologischen Gleichgewicht<br />

die Alpen besiedelte. Dies ist<br />

eine wichtige Voraussetzung<br />

für die ökologische Einsicht<br />

„vor der eigenen Haustür“.<br />

Die Vermittlung dieser ökologischen<br />

Einsicht ist die Hauptaufgabe<br />

von zwei Zoopädagoginnen.<br />

Neben der Betreuung<br />

von Schulklassen und<br />

Gruppen im Rahmen der Erwachsenenbildung<br />

gehören<br />

die Beschilderung sowie die<br />

Öffentlichkeitsarbeit, die Betreuung<br />

der Lehrmittelsammlung,<br />

der Bibliothek und des<br />

Archivs (Fotos und Dias) zu ihren<br />

Aufgaben, weiterhin die<br />

Lehrerausbildung, die ökologische<br />

Ausbildung von Jagdauf-<br />

sehern sowie die Betreuung<br />

von themenspezifischen, außerschulischen<br />

Projekten in<br />

Zusammenarbeit mit naturschutzorientierten<br />

Organisationen.<br />

Auch in die Erarbeitung<br />

und Gestaltung von Ausstellungen<br />

ist die Zooschule des<br />

Alpenzoos eingebunden. Seit<br />

dem Bestehen der Zooschule<br />

wurden 70.000 Schüler betreut.<br />

Salzburg Zoo Hellbrunn<br />

Der Salzburger Tiergarten<br />

Hellbrunn ist ein Zoo, in dem<br />

man etwa 100 Tierarten aus<br />

der ganzen Welt sehen kann.<br />

Organisiert als Geozoo, werden<br />

die Tiere nach Kontinenten<br />

gruppiert, wobei es für jeden<br />

Kontinent eine Leitart gibt.<br />

Seit 1993 arbeiten Lehrkräfte<br />

im Salzburger Zoo Hellbrunn.<br />

Nun arbeitet seit August 1999<br />

ein vollbeschäftigter Zoopädagoge<br />

im Hellbrunn. Der<br />

folgende Stichwortkatalog bietet<br />

einen Überblick über den<br />

Education-Masterplan, und<br />

zeigt auf, was angeboten und<br />

durchgeführt wird:<br />

Gestaltung einer einheitlichen<br />

neuen Gehegebeschilderung,<br />

Einrichtung von Infopunkten,<br />

themenbezogenen Tagen bzw.<br />

Aktionen, Koordination der<br />

ARGE ZOOlogie - einer Arbeitsgemeinschaft<br />

zwischen<br />

Institut für Zoologie und dem<br />

Salzburger Tiergarten, Mitarbeit<br />

bei Forschungsprojekten<br />

im Zoo bzw. Durchführung eigener<br />

Projekte z.B. Raumnutzung<br />

und Phänologie des<br />

Graureihers in der Kolonie<br />

Hellbrunn.<br />

Zooschule Tier- und Natur-<br />

park Schloss Herberstein<br />

Die seit Mai 2000 bestehende<br />

Zooschule des Tier- und Naturparks<br />

Schloss Herberstein beschäftigt<br />

zur Zeit 7 Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen. Kommentierte<br />

Tierfütterungen,<br />

Streichelzoo und Tierparkführungen<br />

sowie Spezialprogramme<br />

für alle Altersklassen<br />

werden das ganze Jahr<br />

über angeboten. Ziel ist eine<br />

unterhaltsame und sinnvolle<br />

Wissensvermittlung sowie<br />

Bewusstseinsbildung für Erwachsene,<br />

Kinder und Schulen<br />

in den Bereichen Natur, Tier<br />

und Umwelt zu erreichen.<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 33 Begegnung Zoo


Auszüge aus dem derzeitigen<br />

Angebot:<br />

Kommentierte Tierfütterungen,<br />

Streichelzoo Erleben, Schatzsuche<br />

im Tier- und Naturpark,<br />

Tikibag - die Tierparkrätseltasche,<br />

Tierparkführung, Spuren<br />

im Park, Rästelralley,<br />

Ethologieseminar, Mondscheinführung,<br />

Vari-Zebra-<br />

Führung, Schlossführung, Gartenführung,<br />

tierischer Geburtstag<br />

und Terrarienausstellung.<br />

Ziele und Aufgaben moder-<br />

ner Zoopädagogik<br />

Eine moderne zoopädagogische<br />

Tätigkeit geht weit über<br />

eine simple Ausstellung von<br />

Tieren, über die ein Schild mit<br />

Namensangabe und Verbreitungsgebiet<br />

informiert - und<br />

durch Führungen von Schulklassen<br />

ergänzt wird, hinaus.<br />

Viele Zoos haben in den letzten<br />

Jahrzehnten viele zoopädagogische<br />

Erfahrungen gesammelt<br />

und sehr effektive<br />

Unterrichtsmethoden entwickelt.<br />

Diese Erfahrungswerte werden<br />

in den österreichischen Zoos<br />

auch gerne bei Treffen ausgetauscht<br />

und weiterentwickelt.<br />

Gehege-Beschilderungen stellen<br />

immer noch ein wichtiges<br />

Element dar. Eine Ausweitung<br />

dieser schriftlichen Information<br />

mit ergänzenden Abbildungen<br />

in attraktiver Form erhöhen den<br />

didaktischen Wert beträchtlich<br />

und bieten die Möglichkeit, Informationen<br />

zu verschiedenen<br />

biologischen Themen zu vermitteln.<br />

Eine zusätzliche Präsentation<br />

verschiedener Objekte<br />

(z.B. Exponate, Modelle,<br />

etc.) auf unterschiedliche Art<br />

(z.B. Vitrine, permanente Mini-<br />

Ausstellung, etc.) können das<br />

Erreichen pädagogischer Ziele<br />

stark unterstützen. Spezielle,<br />

zeitlich begrenzte Ausstellungen<br />

sind dabei eine wichtige<br />

Ergänzung der permanenten<br />

zoopädagogischen Aktivitäten.<br />

Interaktive Elemente (z.B.<br />

Fühlboxen, Suchspiele, Frageund<br />

Antwortsysteme, Bewegungsspiele,<br />

etc.) können sehr<br />

effektiv sein.<br />

Pflegergespräche, Zooführungen<br />

und andere Formen<br />

mündlicher Informationsvermittlung<br />

(z.B. mobile Info-Stände,<br />

kommentierte Fütterungen,<br />

Besichtigungen „hinter den<br />

Kulissen“, etc.) sind zwar sehr<br />

arbeitsintensiv, aber auch entsprechend<br />

effektiv. Der Einsatz<br />

freiwilliger Mitarbeiter vervielfacht<br />

dabei die Möglichkeiten<br />

dieser Programmangebote.<br />

Vorführungen mit Tieren<br />

können ebenfalls im Sinne der<br />

Zoopädagogik sehr wertvoll<br />

sein, wenn sie natürliche Eigenschaften<br />

der Tiere sichtbar<br />

machen, ohne diese in ihrer<br />

Würde zu verletzen.<br />

Kinderzoos und Unterrichtsmaterialien<br />

im Klassenraum<br />

bieten darüber hinaus gute<br />

Einstiegsmöglichkeiten<br />

für den kindgerechten Unterricht.<br />

Spezialprogramme für<br />

geistig und körperlich Behinderte<br />

müssen dabei ebenso im<br />

Programmangebot stehen.<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 34 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Zooführer, Kartenmaterial, Broschüren<br />

und andere Printmaterialien,<br />

aber auch Pressearbeit,<br />

Rundfunkinterviews und<br />

Fernsehbeiträge stellen wertvolle<br />

Ergänzungen des Bildungsangebotes<br />

dar. Buchläden<br />

und das Angebot ausgewählter<br />

Souvenirs können die<br />

zoopädagogische Arbeit ebenfalls<br />

unterstützen.<br />

Audio-visuelle Medien (z.B.<br />

Dia-Shows, Filme, Videos, akustische<br />

Führer, etc.) können zusätzliche<br />

Informationen bieten,<br />

die der Besucher durch<br />

alleinige Tierbeobachtungen<br />

nicht erreichen kann. Computersimulationen<br />

und interaktive,<br />

audiovisuelle Computerspiele<br />

(z.B. Videodiscs, interaktive<br />

Kompaktdiscs, etc.)<br />

stellen ein immer stärker werdendes<br />

Medienpotential dar,<br />

das der Zoopädagogik große<br />

Möglichkeiten bietet.<br />

Die Zoopädagogik hat sich zu<br />

einer eigenständigen Disziplin<br />

entwickelt. Sie hat eine Fülle<br />

von Strategien angesammelt,<br />

wie man das Publikum anspricht<br />

und wie man mit geeigneten<br />

Methoden unter bestimmten<br />

Bedingungen effektiv<br />

Wissen vermittelt. Zoos sollten<br />

diese Erfahrungen vermehrt<br />

untereinander austauschen.<br />

Der Zoo der Zukunft will nach<br />

besten Kräften dazu beitragen,<br />

dass sich die Menschen in den<br />

entwickelten Ländern nicht<br />

noch mehr von ihrer belebten<br />

Umwelt, bewusst oder<br />

unbewusst, abzukoppeln versuchen.<br />

Partnerschaftsprojekte<br />

- d.h. eine enge Zusammenarbeit<br />

zwischen Zoos und Naturschutzparks<br />

in aller Welt - zählen<br />

zu bewährten Projekten der<br />

Bildungsaktivitäten von Zoos.<br />

Die große Menge an Zoobesuchern<br />

bietet hervorragende<br />

Möglichkeiten, das öffentliche<br />

Bewusstsein für die<br />

unersätzlichen Werte der Natur<br />

zu schärfen. Bildung und Erziehung<br />

sind daher wesentliche<br />

Naturschutzaufgaben der<br />

Zoos und ihrer zoopädagogischen<br />

Tätigkeit. Durch<br />

eine derartige Bewusstseinsbildung<br />

wollen die österreichischen<br />

zoopädagogischen Einrichtungen<br />

in der Öffentlichkeit<br />

Druck erzeugen, damit natürliche<br />

Lebensräume geschützt<br />

und erhalten werden.<br />

Gaby V. Schwammer<br />

Schönbrunner Tiergarten<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 35 Begegnung Zoo


„Regardez le dromadaire!“ - Fremdsprachenbegegnung im Landauer Zoo<br />

„Fremdsprachenbegegnung<br />

im Zoo“ ist ein neues Angebot<br />

der Zooschule Landau, einer<br />

Kooperation der Universität<br />

Koblenz-Landau, Abt. Landau,<br />

und dem Zoologischen Garten<br />

Landau. Es ermöglicht insbesondere<br />

Grundschülern das<br />

Kennenlernen und Erleben von<br />

Tieren mit der Begegnung einer<br />

Fremdsprache - wahlweise<br />

Englisch oder Französisch<br />

- zu verbinden. Mit dem Modellprojekt<br />

möchte die Zooschule<br />

Landau eine interkulturelle Erziehung<br />

mit Blick auf ein immer<br />

mehr zusammenwachsendes<br />

Europa im Grundschulalter<br />

unterstützen. Da die<br />

Erziehung zum europäischen<br />

Bürger nicht allein der Schule<br />

vorbehalten sein darf, möchte<br />

auch die Zooschule als öffentliche<br />

Bildungsinstitution einen<br />

Beitrag dazu leisten, mit dem<br />

Ziel, dass sich Kinder für fremde<br />

Menschen und Kulturen öffnen,<br />

Vorurteile abbauen und<br />

sich vor allem auch für die<br />

Erhaltung von Lebensräumen<br />

einschließlich Arten- und Tierschutz<br />

in der europäischen<br />

Gemeinschaft engagieren. Zu<br />

diesem Zweck werden die Kinder<br />

auch mit länderübergreifenden<br />

Naturschutz- und Auswilderungsprojekten<br />

vertraut<br />

gemacht.<br />

Grundlage: Das Konzept<br />

„Integrierte Fremd-<br />

sprachenarbeit“<br />

Ausgangspunkt für die Fremdsprachenarbeit<br />

in der Landauer<br />

Zooschule bildete das als<br />

Schulversuch des Bundes und<br />

des Landes Rheinland-Pfalz<br />

(unter Beteiligung des Saarlandes)<br />

entwickelte und erprobte<br />

Konzept der Integrierten<br />

Fremdsprachenarbeit in der<br />

Grundschule, in dessen Rahmen<br />

positive Erfahrungen hinsichtlich<br />

des fächerintegrierenden<br />

Unterrichts gesammelt<br />

wurden. Im Rahmen der „Integrierten<br />

Fremdsprachenarbeit“<br />

erfolgt die Fremdsprachenbegegnung<br />

nicht im Rahmen<br />

eines zusätzlichen Faches,<br />

sondern sie ist eingebunden<br />

in die traditionellen<br />

Lernbereiche und in das<br />

Schulleben. Dabei sind auch<br />

lehrgangsartige Sequenzen<br />

vorgesehen, um eine elementare<br />

sprachliche Kompetenz zu<br />

vermitteln. Das Lernen folgt jedoch<br />

keinesfalls einem festgelegten,<br />

starren Curriculum; es<br />

ist auch nicht vorgesehen, das<br />

Lernen nach linguistischen<br />

Gesichtspunkten auszurichten.<br />

Vielmehr geht es darum, die<br />

Kommunikationsmöglichkeiten<br />

der Kinder durch die Vermittlung<br />

von wichtigen Redemitteln<br />

zu erweitern. Dies geschieht in<br />

lockerer Folge und in spielerischer<br />

Form. Basierend auf dem<br />

Konzept „Integrierte Fremdsprachenarbeit“<br />

entwickelte die<br />

Leiterin der Zooschule in enger<br />

Kooperation mit einer Grundschullehrerin<br />

spezielle Unterrichtseinheiten<br />

für das Lernen<br />

im Zoo, die neben dem Kennenlernen<br />

von Zootieren eine<br />

Erweiterung der fremdsprachlichen<br />

Kompetenzen in vorwiegend<br />

spielerischer Form ermöglichen.<br />

Ihr Aufbau nach<br />

dem „Bausteinprinzip“ erlaubt<br />

eine individuelle Zusammenstellung<br />

der Unterrichtssequenzen<br />

nach dem jeweiligen<br />

Lernstand der Schulklassen.<br />

Zur Unterrichtspraxis<br />

Der fremdsprachliche Unterricht<br />

in der Zooschule Landau<br />

ist so angelegt, dass die Kin-<br />

Kinder schlüpfen in die Rolle der<br />

Tiere: «Je suis un chimpanzé. Je<br />

m’appelle Fips. Je mange des<br />

fruits.»<br />

der an einem Vormittag ca.<br />

fünf neue französische/englische<br />

Wörter, z.B. Bezeichnungen<br />

für Zootiere, Körperteile<br />

und Nahrungsmittel, kennenlernen.<br />

Daneben haben die<br />

Kinder Gelegenheit, die bereits<br />

bekannten Redewendungen in<br />

vielfältigen Situationen spielerisch<br />

einfließen zu lassen.<br />

Selbstverständlich lernen die<br />

Kinder auch eine oder zwei<br />

Tierarten unter bestimmten<br />

Fragestellungen - beispielsweise,<br />

wie Tiere an ihren Lebensraum<br />

angepasst sind -<br />

genauer kennen. Hierbei werden<br />

die notwendigen biologischen<br />

Kenntnisse den Kindern<br />

im Wesentlichen in der deutschen<br />

Sprache vermittelt, jedoch<br />

ergänzt und bereichert<br />

um die fremdsprachliche<br />

Komponente.<br />

Für die Fremdsprachenarbeit<br />

im Zoogelände werden Handpuppen<br />

als zentrale Medien<br />

eingesetzt. Diese werden den<br />

Kindern als die Tierspezialisten<br />

Pierre und Monique (Lucy und<br />

Tom) vorgestellt, die aus<br />

Frankreich (England) in den<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 36 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Landauer Zoo gekommen seien<br />

und deshalb nur französisch<br />

(englisch) sprechen würden.<br />

ze, sprechen langsam, betten<br />

ihre Äußerungen in Handlungszusammenhänge<br />

ein und sorgen<br />

dafür, dass die Kinder die<br />

neuen Redemittel wiederholt in<br />

unterschiedlichen Zusammenhängen<br />

hören können.<br />

Wichtiger als das aktive Sprechen<br />

der Kinder ist das Hörverstehen.<br />

«Regardez, ce sont des oeufs de<br />

pingouin» - Handpuppe Pierre<br />

präsentiert Eier des Humboldtpinguins.<br />

Die Erfahrungen zeigen, dass<br />

die Kinder sehr gespannt zuhören,<br />

wenn beispielsweise<br />

Pierre und Monique sie zunächst<br />

in der Fremdsprache<br />

begrüßen und sich vorstellen.<br />

Anschließend dürfen sich auch<br />

die Kinder einbringen: „Je<br />

m’appelle Michaela.“ „Je<br />

m’appelle Sven.“ ... Vieles, was<br />

die beiden Handpuppen über<br />

Tiere berichten und erklären,<br />

können die Kinder bereits verstehen<br />

oder sich aus dem situativen<br />

Kontext erschließen.<br />

Bei schwierigeren Sätzen helfen<br />

reale Gegenstände.<br />

Und schließlich leisten die Zoopädagogen<br />

bei Verständnisschwierigkeiten<br />

Hilfestellung.<br />

Die Zoopädagogen achten darauf,<br />

dass die fremdsprachigen<br />

Erklärungen der eingesetzten<br />

Handpuppen dem Lernniveau<br />

und den Lerninteressen der<br />

Kinder angepasst sind.<br />

Sie gebrauchen einfache Sät-<br />

In kleinen Rollenspielen können<br />

die Kinder ihre fremdspachlichen<br />

Kenntnisse einbringen :<br />

«Comment tu t’appelles?» «Je<br />

m’appelle Marco» - Handpuppe<br />

Pierre unterhält sich mit einem<br />

Pinguin.<br />

Daher haben die Kinder die<br />

Möglichkeit, auf die fremdsprachigen<br />

Äußerungen durch Gesten,<br />

Handlungen oder auch in<br />

der deutschen Sprache zu reagieren;<br />

ggf. kann später, wenn<br />

die Kinder ein Wort oder eine<br />

Struktur mehrmals gehört und<br />

verarbeitet haben, die eigene<br />

produktive Umsetzung in der<br />

Fremdsprache folgen.<br />

Für das Projekt „Fremdsprachenbegegnung<br />

im Zoo“ werden<br />

einige der 40 Zoopädagogen<br />

der Zooschule Landau<br />

speziell geschult. Neben<br />

ihrer biologischen Ausbildung<br />

erwerben sie spezielle Kenntnisse<br />

zur Integrierten Fremdsprachenarbeit<br />

und verfeinern<br />

zudem in Arbeitsgemeinschaf-<br />

Die Handpuppe Monique - sie<br />

spricht nur französisch - und eine<br />

Pädagogin der Zooschule Landau<br />

erklären, warum Dromedare in<br />

den Randgebieten der Sandwüste<br />

gut leben können.<br />

ten unter Beteiligung von<br />

Muttersprachlern ihre Kenntnisse<br />

in der Fremdsprache.<br />

Von dem vermutlich europaweit<br />

einmaligen Projekt profitieren<br />

auch die Landauer Zoopädagogen<br />

- ausschließlich<br />

Studierende der Fächer<br />

Grundschul- und Sonderpädagogik,<br />

da sie nun ihre unterrichtlichen<br />

Erfahrungen mit Kindern<br />

in der Zooschule auch auf<br />

den fremdsprachlichen Lernbereich<br />

ausweiten können.<br />

Dies ist für sie insofern von großer<br />

Bedeutung, als Grundschulkinder<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

seit der Einführung der Vollen<br />

Halbtagsschule spätestens ab<br />

der dritten Klasse eine Fremdsprache<br />

erlernen und dafür<br />

entsprechend ausgebildete<br />

Lehrer benötigen.<br />

Gudrun Hollstein<br />

Zooschule Landau<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 37 Begegnung Zoo


Rückblick EZE-Tagung Marwell<br />

Marwell Hall<br />

Thema der Tagung war:<br />

„Teaching and Practice of<br />

Sustainability“ – „Lehre und<br />

praktische Umsetzung von<br />

Nachhaltigkeit“.<br />

73 Zoopädagogen aus 18 europäischen<br />

Ländern trafen<br />

sich in Marwell, England, zur<br />

EZE-Konferenz 2001.<br />

Dr. Norman Meyers hielt den<br />

Einführungsvortrag „Sustainability“.<br />

In einer Reihe äußerst<br />

interessanter Vorträge wurde<br />

das Problem Nachhaltigkeit<br />

von der Energiesparlampe,<br />

Recycling, umweltfreundlichem<br />

Bauen, Umweltmanagement im<br />

Zoo bis zu Umsetzungsmöglichkeiten<br />

von Agenda 21-Themen<br />

im Zoo von verschiedenen<br />

Seiten beleuchtet.<br />

Zahlreiche Workshops boten<br />

Gelegenheit, mit Kollegen aus<br />

verschiedenen Ländern Ansätze<br />

zu entwickeln und zu planen.<br />

Atzung wurde im stilvollen<br />

Rahmen von Marwell Hall<br />

geboten.<br />

Eine Exkursion in den Bristol<br />

Zoo gab Gelegenheit, erste<br />

Versuche einer praktischen<br />

Umsetzung vor Ort zu betrachten.<br />

Einhellige Meinung aller Beteiligten:<br />

Eine gelungene Veranstaltung,<br />

die fortgesetzt werden<br />

muss und: Die Botschaft<br />

eines nachhaltigen Lebensstils<br />

wird von den Besuchen nur<br />

dann aufgenommen werden,<br />

wenn die Zoos selbst sich<br />

nachhaltig verhalten.<br />

Fangen wir also in unseren eigenen<br />

Institutionen an. Auch<br />

wenn’s nicht gerne gehört<br />

wird, zu einer erfolgreichen<br />

Pädagogik gehören nun einmal<br />

Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit<br />

– auch wenn das Geld<br />

kostet! Und, Pädagogik muss<br />

lästig sein, da sie immer wieder<br />

Verhaltensänderungen einfordern<br />

muss.<br />

Nachhaltigkeit ist nun einmal<br />

kein Konzept für Eintagsfliegen,<br />

erst auf lange Sicht zahlen<br />

sich Investitionen in dieses<br />

Konzept aus (die Anschaffung<br />

einer Energiesparlampe ist<br />

nun ´mal teurer, als die einer<br />

herkömmlichen - der Spareffekt<br />

tritt erst mit der Zeit auf).<br />

Die Post-Conferencetour führte<br />

über das Zentrum für alternative<br />

Energien in Wales<br />

(www.cat.org.uk) über Chester<br />

Zoo zum Earth Center,<br />

(www.earthcentre.org.uk),<br />

Doncaster.<br />

Die Teilnehmer erhielten zahlreiche<br />

Anregungen, wie man<br />

die abstrakte, trockene Thematik<br />

in der eigenen Zoopraxis<br />

umsetzen könnte. Das Walter<br />

Rothschild Museum, ein Museum<br />

wie Museen früher einmal<br />

waren, faszinierte auch die<br />

Jüngeren, leider war die<br />

Sammlung der Darwinfinken<br />

gerade beim Restaurator. In<br />

London stand dann noch der<br />

Besuch des Wetland Centres<br />

(www.wwt.org.uk) auf dem Programm,<br />

bevor sich die Kollegen<br />

erschöpft und zufrieden im London<br />

Zoo voneinander verabschiedeten.<br />

Schade nur, dass aus dem großen<br />

europäischen Land, das<br />

über die meisten Zoos verfügt,<br />

nur 5 Zoos vertreten waren.<br />

Lothar Philips<br />

Zoo Köln<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 38 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Neues aus dem Vorstand<br />

Die letzte Vorstandssitzung<br />

fand in den Sommerferien<br />

(4.8.01) in angenehmer Atmosphäre<br />

auf der Haghütte in<br />

Österreich statt.<br />

Lothar Philips informierte über<br />

seine Teilname am (chaotisch<br />

organisierten) Fortbildungsseminar<br />

für Tierpfleger „Die Arbeit<br />

mit Tieren“. Sein spontaner<br />

Beitrag ist im Tagungsband<br />

(Wiesental) erschienen und<br />

entspricht inhaltlich dem „Berufsbild“<br />

des <strong>VZP</strong>.<br />

Andreas Tiedt, Weißwasser,<br />

teilt mit: „Die Zooschule ist als<br />

„- Lernwerkstatt Natur- ( Zoound<br />

Waldschule im Tierpark )“<br />

neu gegründet und gleichzeitig<br />

der Förderverein in „ Förderverein<br />

Lernwerkstatt Natur“<br />

e.V. umbenannt.<br />

Die Infos über die Aufgaben der<br />

Stiftung Artenschutz sind in dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong> zu finden.<br />

Die Tagung in Basel findet vom<br />

7.3. bis 11.3.02 statt, sorry,<br />

keiner hat den Dreckfuhler bemerkt.<br />

Der EAZA-Fragebogen zur<br />

Zoopädagogik (EAZA Accrediation<br />

Questionnaire § 7,<br />

Education) ist zumeist von<br />

Zoodirektoren bearbeitet und<br />

beantwortet worden - entsprechend<br />

sind die Ergebnisse . Um<br />

einen Überblick über die tatsächliche<br />

aktuelle Situation zu<br />

erhalten, soll ein überarbeiteter<br />

Fragebogen in Basel an die<br />

Zoopädagogen zur Beantwortung<br />

weitergeleitet werden.<br />

Die Infos zur neuen EAZA<br />

Campagne „Costal Rain<br />

Forest“ finden sich in diesem<br />

Heft.<br />

Wie hoffentlich alle gemerkt<br />

haben, ist „Zoos zwischen den<br />

Fronten“ endlich fertig, wir hoffen,<br />

dass diese Schrift weite<br />

Verbreitung findet und zu einer<br />

Versachlichung der Diskussion<br />

mit Zoogegnern beiträgt.<br />

Projekt: Zooschulen stellen<br />

sich vor<br />

Wir fänden es sinnvoll, wenn<br />

ein Lehrer/Besucher, der eine<br />

Zooschule nutzen will, im Vorab<br />

Informationen über das<br />

spezielle Profil dieser Zooschule<br />

erhalten könnte. Also<br />

dachten wir zunächst an einen<br />

Sonderband von „Begegnung<br />

Zoo“, in dem sich alle Zooschulen<br />

vorstellen sollten. Mittlerweile<br />

halten wir es für günstiger,<br />

diese Information auf der<br />

Homepage des <strong>VZP</strong> zu bieten.<br />

Ruth Dieckmann und Martina<br />

Schürer werden eine Maske<br />

erarbeiten, die in Basel diskutiert<br />

werden kann.<br />

Nach getaner Arbeit<br />

Zeitung<br />

Die Umsetzung von Themenheften<br />

erweist sich als schwierig,<br />

wir wollen versuchen, das<br />

Hauptthema durch mehrere<br />

Beiträge aufzufächern und andere<br />

eingereichte Artikel aktuell<br />

abzudrucken. Das Basisthema<br />

für Heft Nr.13 soll „Nachhaltigkeit“<br />

sein, das für Nr.14<br />

„Kommerz“.<br />

Die nächste Vorstandssitzung<br />

findet am 7./8. <strong>12</strong>. 01 in Köln<br />

statt, Dr. Andreas Heldstab als<br />

Ausrichter der nächsten Tagung<br />

ist eingeladen; wer als<br />

Gast teilnehmen möchte, melde<br />

sich bitte bis spätestens<br />

15.11.01 beim Vorsitzenden.<br />

Lothar Philips,<br />

Zoo Köln<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 39 Begegnung Zoo


Termine:<br />

2./3.11.01 Köln, <strong>VZP</strong>; Verband deutschsprachiger Zoopädagogen,<br />

Kultusministerium NRW, Bezirksregierung Köln,<br />

Fachtagung der Zoopädagogen in NRW:<br />

Der Zoo als Lernort für Agenda 21 Prozesse<br />

(Modellprojekt)<br />

Fachtagung „Lernen in Erlebniswelten“ am 4./5.<br />

Dezember 2001 in Hannover<br />

Im Mittelpunkt stehen die Themen Bildung, emotionales<br />

Lernen and Edutainment in Freizeit und Erlebniswelten,<br />

und sie befasst sich mit Zukunftsentwürfen<br />

und globalen Trends für Science Center,<br />

Zoos, Museen, Freizeitparks, Urban Entertainment<br />

Center und Brandlands.<br />

Internet: www.ifka.de; e-mail: ifka@uni-bielefeld.de<br />

Vorstandssitzung <strong>VZP</strong>; Verband deutschsprachiger<br />

Zoopädagogen,<br />

7./8.<strong>12</strong>.01 in Köln<br />

16. Tagung deutschsprachiger Zoopädagogen, Zoo<br />

Basel, 7.3.02 - 11.3.02<br />

Zoopädagogik – Gratisbildung oder darf es etwas<br />

kosten?<br />

Programm<br />

Donnerstag 7.3.02:<br />

Anreisetag 14.00 Tagungsbüro offen 15.00 Eröffnung der Tagung 16.00 Pressekonferenz<br />

16.15 Führung durch die Altstadt 18.00 Abendessen in der Stadt<br />

Freitag 8.3.02<br />

09.00-<strong>12</strong>.30 Ausbildungsblock mit Gastreferent: Menschenaffen - Affenmenschen<br />

- Mensch <strong>12</strong>.30-14.00 Essen, Selbstbedienung Zolli oder Stadt 14.00 Zooführung<br />

und freie Besichtigung 18.00 Einladung im Zoorestaurant<br />

Samstag 9.3.02<br />

09.00-<strong>12</strong>.30 Vorträge zum Thema: Zoopädagogik - Gratisbildung, oder darf es etwas<br />

kosten?<br />

Zur Kommerzialisierung der Zoopädagogik. Anschliessend freie Vorträge<br />

<strong>12</strong>.30-14.00 Essen, Selbstbedienung Zolli oder Stadt.<br />

14.00-17.00 Mitgliederversammlung. Offener Abend<br />

Sonntag 10.3.02<br />

10.00-<strong>12</strong>.30 Thematische Arbeitskreise<br />

<strong>12</strong>.30-14.00 Essen, Selbstbedienung Zolli oder Stadt.<br />

14.00 Zusammenfassung der Arbeitskreise 16.00 Ende der Tagung<br />

Montag 11.3.02<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Exkursionen Zoo Zürich, Natur- and Tierpark Goldau, Tierpark Dählhölzli Bern<br />

Begegnung Zoo 40 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Regionaltagung des <strong>VZP</strong><br />

aus Anlass des 35jährigen Bestehens der Zooschule in Rostock<br />

14. – 16.06.2002<br />

„Zooschule im 21. Jahrhundert – Spagat zwischen multimedialem Edutainmentcenter und traditioneller<br />

Zoopädagogik?“<br />

Programm:<br />

Freitag (14.06.02)<br />

10.00 Uhr Treff mit Begrüßungskaffee, -tee, -keks...<br />

Offizielle Eröffnung durch den Zoodirektor<br />

Präsentationen von Projekten, Aktivitäten, mit den verschiedensten<br />

Medien<br />

Rückblick auf die Zooschularbeit der letzten 35 Jahre<br />

Zünftiges Fisch – Grillen<br />

Samstag (15.06.02) Projektarbeit und Exkursion ins Hütelmoor, natürlich<br />

mit Arbeitsblättern als auch Digitalvideokamera und<br />

anschließend computergestützter Auswertung<br />

Sonntag (16.06.02) „Wahlprogramm“ (Traditioneller Stadtrundgang in Warnemünde,<br />

Botanischer Garten oder Zoologische Sammlung der Universität<br />

Rostock)<br />

Anmeldung bis spätestens 31.1.02 an Brunhilde Heideck, Zoo Rostock<br />

Tel.:0381/2082118<br />

Schönbrunn feiert seinen 250ten Geburtstag!<br />

CBSG - WAZA - IZE -Konferenz<br />

10.-22.8.2002<br />

IZW, Oktober 2002, Symposium Verhalten<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 41 Begegnung Zoo


Stiftung Artenschutz – Das Bündnis für bedrohte Tierarten<br />

In wenigen Wochen werden in<br />

zahlreichen Zoos große Tafeln<br />

mit Abbildungen und Kurzbeschreibungen<br />

stark gefährdeter<br />

Tierarten aufgestellt. Sicher<br />

wird es viele Fragen dazu<br />

auch von Seiten der Zoobesucher<br />

geben. Und andererseits<br />

bieten diese Tafeln eine<br />

Chance, an ihnen Fragen des<br />

Artenschutzes zu erläutern.<br />

Was es mit diesen Tafeln auf<br />

sich hat und was sie für die<br />

Zoopädagogen bedeuten, soll<br />

dieser Artikel erklären.<br />

Das weltweite Artensterben zu<br />

bekämpfen – dieses Ziel hat<br />

sich die im März 2001 gegründete<br />

„Stiftung Artenschutz“ gesetzt.<br />

Sie schafft ein weltweit<br />

einmaliges Bündnis zwischen<br />

Zoos, Naturschutzorganisationen<br />

und Wirtschaftsunternehmen,<br />

um existenziell gefährdete<br />

Tierarten und ihre Lebensräume<br />

zu erhalten. Dabei<br />

konzentriert sich die neue Stiftung<br />

auf kritisch bedrohte Tierarten,<br />

für deren Schutz es bislang<br />

keine ausreichende Lobby<br />

gibt.<br />

Die gemeinnützige und als besonders<br />

förderungswürdig anerkannte<br />

Stiftung hat eine Liste<br />

von bislang 48 hoch bedrohten<br />

Arten erstellt, basierend auf<br />

den globalen Artenschutzprioritäten<br />

der Weltnaturschutzunion<br />

IUCN. Die Artenschutzprojekte<br />

in Eurasien,<br />

Afrika und Amerika werden<br />

in Zusammenarbeit mit bestehenden<br />

Projekten und Partnern<br />

vor Ort initiiert und koordiniert.<br />

Projekte sind u. a. vorgesehen<br />

für extrem bedrohte<br />

Primaten (u. a. Goldkopflangur,<br />

Tonkin-Goldaffe, Pandalangur),<br />

den Äthiopischen<br />

Wolf, den Prinz-Alfred-Hirsch,<br />

den Amur-Leoparden, verschiedene<br />

asiatische Schildkröten,<br />

den China-Alligator sowie<br />

verschiedenste Vogelarten<br />

– von Dolchstichtauben über<br />

den Balistar und die Hainan-<br />

Buschwachtel bis zu Philippinischen<br />

Hornvögeln.<br />

Die verschiedenen Schutzprojekte<br />

werden durch sogenannte<br />

Überlebenspartner aus<br />

der Wirtschaft finanziert, die<br />

jeweils eine Tierart exklusiv fördern.<br />

Mit den Fördermitteln in<br />

Höhe von 30.000 EUR im ersten<br />

Jahr und je 15.000 EUR<br />

in den vier Folgejahren können<br />

die Arterhaltungsprojekte vor<br />

Ort betrieben werden. Die Gelder<br />

sind für Unternehmen als<br />

Betriebsausgaben unbegrenzt<br />

steuerlich wirksam. Die überregionale<br />

Berichterstattung zur<br />

Stiftungsgründung auch im<br />

Fernsehen beweist das große<br />

Interesse von Medien und Öffentlichkeit<br />

am Thema und verdeutlicht<br />

das werbewirksame<br />

Öffentlichkeitspotenzial für die<br />

ÜberLebenspartner. Alle Über-<br />

Lebenspartner werden auch<br />

auf einer sogenannten „Stiftungstafel“<br />

genannt, die in den<br />

teilnehmenden Zoos an exponierter<br />

Stelle aufgestellt wird<br />

und über die laufenden Projekte<br />

der Stiftung informiert.<br />

Durch die Bereitschaft der<br />

Partnerzoos, diese Stiftungstafel<br />

aufzustellen, wird die Stiftung<br />

Artenschutz über ein im<br />

Naturschutz bisher einmaliges<br />

Medium der Öffentlichkeitsarbeit<br />

verfügen. Schon vor der<br />

Gründung hatten über 20 Zoos<br />

und Tierparks ihre Partnerschaft<br />

zugesagt, mittlerweile ist<br />

deren Zahl auf fast 40 angewachsen.<br />

Besonders erfreulich<br />

ist, dass auch eine ganze Reihe<br />

kleinerer Parks mitmachen<br />

und somit zeigen, dass wirksames<br />

Artenschutz-Engagement<br />

nicht auf große Zoos und<br />

Etats beschränkt sein muss.<br />

Auf diese Weise können nun<br />

rund 20 Millionen Besucher<br />

über das Engagement der Förderer<br />

informiert werden.<br />

Die Partnerzoos erklärten sich<br />

bereit, in ihren Publikationen (z.<br />

B. Jahresberichte, Zooführer,<br />

Zeitschriften) Hinweise auf die<br />

Stiftung abzudrucken. Jeder<br />

Partnerzoo hat zusätzlich die<br />

Möglichkeit, durch die Darstellung<br />

eines eigenen Artenschutzprojektes,<br />

dem sein besonderes<br />

Interesse gilt, das<br />

Öffentlichkeitspotenzial der<br />

Stiftung zum Anwerben von<br />

Förderern und für Fundraising<br />

zu nutzen. Zudem hat der<br />

Partnerzoo die Möglichkeit, die<br />

Aufnahme einer Tierart in das<br />

Projektprogramm der Stiftung<br />

vorzuschlagen. Falls einer der<br />

Partnerzoos darüber hinaus die<br />

Betreuung eines der Artenschutzprojekte<br />

übernehmen<br />

möchte, bietet die Stiftung im<br />

Rahmen der vorhandenen<br />

Kapazitäten fachliche und administrative<br />

Hilfe bei dessen<br />

Betreuung an.<br />

Die vorrangige Aufgabe der<br />

Stiftung und ihrer Partner ist in<br />

der nächsten Zeit die Suche<br />

nach weiteren ÜberLebenspartnern.<br />

Hinweise auf mögliche<br />

Förderer und die Nutzung<br />

bestehender Kontakte in den<br />

Zoos und von Privatpersonen<br />

zu Vertretern von möglicherweise<br />

interessierten Unternehmen<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 42 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


sind jederzeit herzlich willkommen.<br />

Die Kontaktaufnahme mit<br />

einem potenziellen Förderer<br />

sollte zuvor mit der Geschäftsstelle<br />

der Stiftung abgestimmt<br />

werden. Über die Geschäftsstelle<br />

kann auch Informationsund<br />

Anschauungsmaterial für<br />

die ÜberLebenspartner-Suche<br />

angefordert werden.<br />

Informationen zur Stiftung<br />

Artenschutz finden sich auch im<br />

Internet. Hier findet man alle<br />

Hintergrundartikel, die Satzung,<br />

die Stiftungsbroschüre,<br />

den Stiftungstafel-Entwurf, die<br />

Pressemitteilungen und Berichte,<br />

die Artenliste sowie in Kürze<br />

sämtliche „Artenblätter“, die<br />

die Tierarten und die laufenden<br />

und geplanten Projekte vorstellen.<br />

Die zoopädagogischen Abteilungen<br />

der Zoos sind herzlich<br />

eingeladen, sich ausführlich<br />

über die Stiftung Artenschutz,<br />

die Projekte und die Tierarten<br />

zu informieren. Die großen<br />

Stiftungstafeln werden bei Führungen<br />

ein guter Anlass sein,<br />

über die Artenschutzaktivitäten<br />

der Zoos allgemein und des<br />

eigenen im Besonderen zu berichten.<br />

Darüber hinaus wäre<br />

es natürlich höchst willkommen,<br />

wenn vor geeignetem<br />

Publikum für Überlebens-Partnerschaften<br />

geworben würde.<br />

Das Öffentlichkeitspotenzial<br />

der Zoos wird nicht zuletzt<br />

durch die Zoopädagogen erzielt,<br />

die Besucher und Gruppen<br />

viel direkter und persönlicher<br />

ansprechen können, als<br />

dies eine statische Tafel könnte.<br />

Damit werden die Pädagogen<br />

einen wichtigen Beitrag in der<br />

Vermittlung des Anliegens der<br />

Stiftung Artenschutz an die<br />

Zoobesucher leisten und auch<br />

als Anlaufstelle für Fragen und<br />

Informationen dienen. Die Stiftung<br />

Artenschutz bedankt sich<br />

schon jetzt dafür und wird auf<br />

jede erdenkliche Weise für<br />

weiterführende Zusammenarbeit,<br />

Informationen und Nachfragen<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Dirk Petzold<br />

Zoo-AG Bielefeld<br />

Geschäftsstelle<br />

Sentruper Str. 315<br />

48161 Münster<br />

Tel. 0251/890440<br />

Fax 0251/8904963<br />

www.stiftung-artenschutz.de<br />

info@stiftung-artenschutz.de<br />

Spendenkonto 10 400 30<br />

Sparda-Bank Münster<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 43 Begegnung Zoo


Neues aus den EAZA-News 35, July, August, September 2001<br />

‣ Peter Dollinger ist zum ersten hauptamtlichen Direktor der WAZA ernannt worden. Er<br />

tritt sein Amt zum 1.10.01 an. Ein ständig besetztes Sekretariat der WAZA wird in Bern<br />

eingerichtet.<br />

‣ Die Website von ISIS ist erneuert und bietet neue Möglichkeiten und Serviceleistungen.<br />

www.isis.org<br />

‣ In Aarlborg fand das Erste Internationale Symposium für Umwelt-Management statt.<br />

Sich um die Tiere im Zoo zu kümmern, macht es gleichzeitig erforderlich, sich auch<br />

um die Umwelt zu kümmern, in der die Tiere leben. Dieser Zusammenhang war<br />

Grundlage des ersten Symposiums für Umwelt-Management, das vom Zoo Aarlborg in<br />

Zusammenarbeit mit dem Verband der Zoos von Großbritannien und Irland im März<br />

2001 abgehalten wurde.<br />

‣ Interview mit Fred J. Daman, der in den wohlverdienten Ruhestand tritt.<br />

Daman gibt einen Rückblick über 14 Jahre EAZA Geschichte. Die Hauptaufgabe für die<br />

Zukunft sieht er in einer starken Zusammenarbeit der Zoos und Aquarien im in-situ- und<br />

ex-situ-Naturschutz. Auf internationaler Ebene müsse die WAZA die Entwicklung der<br />

Zoos in den dicht besiedelten städtischen Gebieten der Entwicklungsländer fördern. Er<br />

schließt: „Zoos und Aquarien haben einen Auftrag und eine wichtige Aufgabe für die Zukunft.<br />

Ich wünsche der EAZA eine strahlende Zukunft, weil ich den Naturschutz fördere.“<br />

Inhalt:<br />

An update on the various activities<br />

Managing our animal collections with the aid of ISIS software<br />

Collection planning with the use of REGASP<br />

The white-crowned mangabey - a new EEP species<br />

A royal gift to the EEP • Chestnut-bellied sandgrouse project<br />

First International Symposium on Environmental Management held in<br />

Aalborg<br />

Shape of Enrichment Video Library - Europe<br />

African elephants<br />

Interview with Fred J. Daman<br />

Mini-antelope symposium in the Matopos<br />

A new conservation project for West African primates<br />

Pongoland - the new ape research centre in Leipzig<br />

New primate enclosures in Monster<br />

Personalia • Telephone/Fax Numbers • New Members • Terminated Membership<br />

Arabia’s Wildlife Centre - Attica Zoological Park<br />

Neues aus den EAZA-News 36, Oktober, November, December 2001<br />

EAZA-News 36 ist ein Themenheft zur Ernährung von Zootieren. Wegen des Ausbruchs der<br />

Maul- und Klauenseuche musste die für das Frühjahr 2001 geplante 2. Europäische Nutrition<br />

Konferenz abgesagt werden.<br />

Inhalt:<br />

Advancing zoo nutrition through global synergy<br />

The status of nutrition within European Breeding Programme Husbandry Guidelines - can we help?<br />

Browse silage in zoo animal nutrition -feeding enrichment of browsers during winter<br />

A survey and database of browse use for mammals in UK and Irish zoos<br />

Evolution of a browse database - a global application<br />

ZOOTRITIONT in the Netherlands: a joint approach<br />

3rd European Nutrition Meeting<br />

Conference Programme<br />

Practical problems with data collection for nutritional analysis: a study of animal diets at Bristol Zoo Gardens<br />

Pros and cons of cafeteria-style feeding<br />

Visitor’s views on browse use in captive gorilla and giraffe diets<br />

Future of European Zoo Nutrition<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 44 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Mehr als 1,5 Millionen Unterschriften – Erfolg der Bushmeat-Kampagne<br />

Wie geht´s weiter?<br />

haben, über die anstehenden<br />

Aktionen zu informieren.<br />

Zur weiteren Information steht<br />

ein Videofilm (Musik: It´s all<br />

about money) bei der EAZA zur<br />

Verfügung (www.eaza.net)<br />

und die Ausstellung „Gorillas im<br />

Kochtopf“ steht ebenfalls im<br />

Internet (www.bushmeatkampagne.de).<br />

Lothar Philips,<br />

Zoo Köln<br />

Die Bushmeat-Kampagne war<br />

ein voller Erfolg, mehr als 1,5<br />

Millionen Unterschriften wurden<br />

gesammelt. Erfreulicher<br />

Nebeneffekt: Die EAZA und die<br />

Naturschutzaktivitäten der<br />

Zoos sind ins Bewusstsein einer<br />

breiteren Öffentlichkeit gekommen.<br />

Obwohl die Kampagne offiziell<br />

auf der EAZA/EEP-Konferenz<br />

in Prag abgeschlossen wurde,<br />

können Unterschriften weiter<br />

bis 21.Oktober 2001 gesammelt<br />

werden. Frau Dr. Marianne<br />

Holtkötter wird genau informieren,<br />

wie mit den Listen verfahren<br />

werden soll.<br />

Soviel aber schon an dieser<br />

Stelle:<br />

Am 6.11. findet in Brüssel ein<br />

Public Hearing statt, Richard<br />

Leaky, Jane Goodell und Karl<br />

Amman haben ihre Unterstützung<br />

zugesagt.<br />

Am 8.11. werden die Original-<br />

Listen dem EU-Parlament<br />

übergeben. Deshalb empfiehlt<br />

es sich, die Listen zu kopieren.<br />

Die Kopien können dann für<br />

Aktionen in Afrika selbst Verwendung<br />

finden.<br />

Es ist zu wünschen, dass die<br />

Zoos durch Pressearbeit auf<br />

diese Aktionen aufmerksam<br />

machen. Zur Zeit werden noch<br />

prominente Farbige gesucht,<br />

die dem Anliegen in Afrika ein<br />

größeres Gehör verschaffen<br />

können.<br />

Auf politischer Ebene sollen<br />

die WTO (Welthandelsorganisation),<br />

Commitee on Trade<br />

and Environment, und die EU-<br />

Entwicklungsminister eingebunden<br />

werden.<br />

Die Arbeitsgruppe „Bushmeat“<br />

bittet alle Zoos, ihre Besucher,<br />

die durch ihre Unterschriften<br />

zu diesem Erfolg beigetragen<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 45 Begegnung Zoo


Neue EAZA Kampagne:<br />

Ziel der Kampagne ist, ein besseres<br />

Verständnis der bestehenden<br />

EEPs für die vier Löwen-Äffchen<br />

Arten zu erreichen<br />

und Geld für den Löwen-<br />

Äffchen-Schutz zu sammeln.<br />

Außerdem wollen wir die Kampagne<br />

nutzen, um die öffentliche<br />

Aufmerksamkeit für andere<br />

EEP-Arten im atlantischen<br />

Regenwald zu verstärken. Wir<br />

hoffen, dass die Kampagne im<br />

Allgemeinen verdeutlicht, dass<br />

Zoos sich verstärkt im in-situ-<br />

Schutz engagieren müssen,<br />

und im Besonderen auf den<br />

Schutz der Löwen-Äffchen<br />

aufmerksam macht.<br />

Der Küsten-Regenwald von<br />

Brasilien wurde als eines der<br />

vorrangigen Gebiete für WAZA-<br />

Schutz-Bemühungen gewählt,<br />

also unterstützt die Löwen-<br />

Äffchen Kampagne die gewählten<br />

Prioritäten. Darüberhinaus<br />

können die EEPs für<br />

diese Arten als Muster-Programme<br />

für EEPs bezüglich<br />

Entwicklung und Organisation<br />

betrachtet werden. Außerdem<br />

benutzen die meisten Zoos,<br />

die eine oder mehrere der vier<br />

Löwen-Äffchen- Arten halten,<br />

diese als Flaggschiff-Arten um<br />

ihre Naturschutzaktivitäten zu<br />

verdeutlichen. Die Kampagne<br />

unterstützt also bestehende<br />

Naturschutzaktivitäten.<br />

Die Kampagne wird von der für<br />

Löwen-Äffchen Workshop verantwortlichen<br />

Gruppe geplant<br />

und koordiniert (Kristin<br />

Leus, David Field, Jeremy<br />

Mallinson und Bengt Holst),<br />

unterstützt durch IBAMA und<br />

das International Conservation<br />

and Management Commitee<br />

(ICMC) für diese vier Arten.<br />

Die Planungsgruppe hielt ihre<br />

erste Versammlung im Dezember<br />

in Kopenhagen ab, um<br />

die vorgeschlagene Kampagne<br />

zu strukturieren.<br />

Die Kampagne wurde während<br />

der EAZA/EEP Versammlung<br />

in Prag gestartet<br />

und soll bis nächstes Jahr<br />

September laufen. Die Kampagne<br />

zielt auf EAZA Zoos und<br />

ihre Besucher und wird natürlich<br />

von Presse-Erklärungen<br />

etc. begleitet.<br />

Die Koordinatoren anderer<br />

EEPs im atlantischen Küsten-<br />

Regenwald sind um Informationen<br />

über ihre Programme<br />

gebeten worden. Ein besonderes<br />

Informations-Paket mit notwendigen<br />

Informationen über<br />

die Arten, die Programme und<br />

wie die Erhaltungsbemühungen<br />

unterstützt werden<br />

können, ist in Prag verteilt<br />

worden und liegt den EAZA-<br />

Zoos vor.<br />

Dieses Paket sollte von den<br />

beteiligten Zoos entsprechend<br />

ihren Bedürfnissen genutzt<br />

werden, um eine größere Aufmerksamkeit<br />

für die EEPs und<br />

die Bedeutung der Zoos für<br />

diese Programme zu erreichen,<br />

sowie eine Finanzierung des<br />

Löwen-Äffchen Programms sicher<br />

zu stellen.<br />

Wir hoffen, dass die Kampagne<br />

dauerhaft ein besseres Verständnis<br />

für EEPs schafft und<br />

eine stärkere Beteiligung der<br />

europäischen Zoo-Welt an ihnen<br />

auslöst.<br />

Die Kampagne soll die von den<br />

Zoos übernommene Verpflichtung<br />

einlösen helfen, „zur Erhaltung<br />

von Tierarten beizutragen“.<br />

David Field, Dublin Zoo<br />

Bengt Holst, Kopenhagen Zoo<br />

Kristin Leus, Antwerpen Zoo<br />

Jeremy Mallinson, Jersey Zoo<br />

Das Infopack<br />

besteht aus den<br />

gedruckten Texten<br />

und einer<br />

CD-ROM, die 93<br />

Bilder und die<br />

Texte enthält.<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 46 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Internet<br />

www.zoolex.org<br />

Das Lexikon für Zooplanung im Internet von Dipl.-Ing. Monika Fiby, MLA, Wien<br />

ZooLex ist die erste Internet-Publikation, in der Zoo-Interessierte weltweit Informationen über<br />

Tiergehege suchen und finden. Die ZooLex-Website bietet wissenschaftliche Informationen zu<br />

Planung und Bau von Tiergehegen und erleichtert den Erfahrungsaustausch auf internationaler<br />

Ebene.<br />

European Zoo Information and Training - (E.Z.I.T.T.)<br />

Hubert Lücker, Andreas Weck-Heimann, Bernd Geidel<br />

Ausgangspunkt war die Überlegung, die Ausbildung für Tierpfleger in Europa auch anderen<br />

Ländern zugänglich zu machen, die derzeit noch keine Ausbildung besitzen.<br />

www.zoo-dresden.de bzw. http://ezitt.caiia-star.net/<br />

Mitglieder des <strong>VZP</strong> erfragen das Passwort bei lphilips@t-online.de<br />

www.zoos.de<br />

www.zoo-infos.de Infos über: Zoos in Deutschland, Europa, weltweit, Service, Kontakte<br />

www.bpb.de<br />

Forschen mit GRAFSTAT-WIN<br />

Die Software für empirische Umfragen und grafische Ergebnispräsentation<br />

Wolfgang Sander (Hrsg.), Uwe Diener (Software)<br />

Handlungsorientierter, computerunterstützter Unterricht wird vielfach gefordert. Die Software<br />

bietet hierzu ein komfortables Instrument zur Planung, Durchführung, Auswertung and Präsentation<br />

empirischer Umfragen. Das schriftliche Begleitmaterial exemplifiziert an den fünf<br />

Themen Wahlprognose, Wahlberichterstattung in Tageszeitungen, Freizeit-, Medienverhalten<br />

von Jugendlichen, Fremdenfeindlichkeil und Schul-/Institutionen-Image den Einsatz dieses<br />

Instrumentes. Das Programm für die Durchführung empirischer Untersuchungen ist einfach und<br />

intuitiv, so dass Jugendliche selbst damit umgehen können.<br />

CD-ROM Bestell-Nr. 1.580<br />

http://www.ethicalconsumer.org<br />

One thing that would be useful is some unbiased information on the relative merits of these<br />

multinational corporations whose services and products we all (whether we like it or not) depend<br />

upon.<br />

It’s the online version of a magazine published in the UK and it publishes “League Tables” of<br />

various classes of organisations, such as oil companies.<br />

Whether it’s unbiased or not, I can’t say. You’ll have to judge for yourself. But more information<br />

can’t be a bad thing.<br />

Dominic Briffa, Colchester<br />

www.stiftung-artenschutz.de<br />

Die Stiftung Artenschutz ist eine Gemeinschaftsinitiative von Naturschutzorganisationen und<br />

mehr als 20 angesehenen Zoologischen Gärten und Tierparks. Das Arbeitsspektrum reicht von<br />

unmittelbaren Arterhaltungsmaßnahmen über den Naturressourcenschutz bis zur Umsetzung<br />

von Modellen nachhaltiger Entwicklung für Mensch und Natur.<br />

Mit ihren Partnern aus der Wirtschaft will die Stiftung Artenschutz wirksame Beiträge leisten<br />

zum Erhalt existenziell gefährdeter Tierarten und ihrer angestammten Lebensräume. Dabei<br />

konzentriert sie sich auf solche Tierarten, für deren Schutz es bislang keine ausreichende Lobby<br />

gibt.<br />

www.bushmeat-kampagne.de<br />

Die Ausstellung: „Gorillas im Kochtopf“ im Internet.<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 47 Begegnung Zoo


DEUTSCHER - WILDGEHEGE - VERBAND E.V.<br />

Wer sind wir?<br />

Ein freiwilliger Zusammenschluss<br />

von Wildgehegen und<br />

ähnlichen Anlagen, die sich zu<br />

den Grundsätzen einer tierschutzgerechten<br />

Wildtierhaltung<br />

bekennen.<br />

Wir sind eine Fachorganisation<br />

von etwa <strong>12</strong>0 Mitgliedern,<br />

die nahezu alle großen und<br />

wichtigen privaten, kommunalen<br />

und staatlichen Wildgehege<br />

der verschiedensten Art in<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

repräsentieren.<br />

Der DWV wird ständig von einem<br />

wissenschaftlichen Beirat<br />

beraten, in dem 20 Fachwissenschaftler<br />

sowie auch<br />

andere Experten vertreten<br />

sind.<br />

Was wollen wir?<br />

Allen Mitgliedern jede mögliche<br />

fachliche Beratung und Unterstützung<br />

bieten. Dies gilt vor<br />

allem in Hinblick auf die gesellschaftspolitischen<br />

Aufgaben<br />

der Wildparks, um das Verhältnis<br />

der Menschen zur Natur<br />

und ihrer Tierwelt zu beleben,<br />

das Verständnis für ökologische<br />

Zusammenhänge zu<br />

wecken und so zu einem breiteren<br />

Umweltbewusstsein beizutragen.<br />

Darüberhinaus fördern wir alle<br />

Maßnahmen des praktischen<br />

Tier- und Artenschutzes, initiieren<br />

und unterstützen die<br />

Durchführung relevanter wissenschaftlicher<br />

Forschungsaufgaben.<br />

Wir machen allen Mitgliedern<br />

die einschlägigen Rechtsvorschriften<br />

zugänglich und vertreten<br />

ihre berechtigten Interessen.<br />

Wir vermitteln allen Behörden<br />

und auch sonstigen Institutionen,<br />

soweit sie mit Fragen and<br />

Problemen der Wildtierhaltung<br />

befasst sind, fachlichen Rat<br />

als Entscheidungshilfe.<br />

Was taten wir?<br />

Wir befassen uns seit mehr<br />

als 20 Jahren intensiv mit der<br />

Haltung von Wild in Gehegen,<br />

wir haben eine Vielzahl von<br />

Fachtagungen, Exkursionen<br />

und Narkoselehrgängen<br />

durchgeführt. Darüberhinaus<br />

haben wir maßgeblich an der<br />

Erstellung der „Leitlinien für<br />

eine tierschutzgerechte Haltung<br />

von Wild in Gehegen“ sowie<br />

dem Fachgutachten über<br />

„tierschutzgerechte Haltung<br />

von Damwild in Gehegen zum<br />

Zwecke der Fleischproduktion<br />

einschl. der Gewinnung von<br />

Nebenprodukten“ mitgewirkt.<br />

Was tun wir?<br />

Wir bemühen uns um Erfassung<br />

und Austausch aller fachlichen<br />

Erfahrungen und Informationen,<br />

erstellen aktuelle<br />

Rundbriefe, eine Fachzeitschrift<br />

und die Homepage des<br />

DWV e.V. im Internet.<br />

Die Veranstaltung von Fachtagungen,<br />

Seminaren, Vorträgen<br />

und Besichtigungen vermittelt<br />

den Teilnehmern jeweils die<br />

neuesten Erkenntnisse.<br />

Wir bleiben mit allen maßgebenden<br />

Behörden in einem<br />

steten Gedankenaustausch<br />

und arbeiten ständig mit allen<br />

fachverwandten Organisationen<br />

des In- und Auslandes engstens<br />

zusammen.<br />

Zusammen mit dem BNA arbeiten<br />

wir an der Durchsetzung<br />

eines Sachkundenachweises<br />

für Wildparks.<br />

Wir führen eine freiwillige<br />

Selbstkontrolle unserer Mitgliedsgehege<br />

durch und verleihen<br />

auf Antrag denen, die die<br />

in den geltenden Fachgutachten<br />

des BML geforderten Normen<br />

erfüllen, eine Plakette<br />

„Fachlich geprüftes deutsches<br />

Wildgehege“.<br />

Wer kann uns unterstützen?<br />

Jeder, der bei unseren Aufgaben<br />

und Zielen mitarbeiten<br />

möchte, indem er als Gehegeinhaber;<br />

-leiter, -betreuer oder<br />

als fördernder Freund Mitglied<br />

unserer Vereinigung wird, oder<br />

uns auch ohne Mitgliedschaft<br />

durch seine Spende bei unserer<br />

Arbeit hilft.<br />

Wer sich von den Aufgaben<br />

und Zielen des Verbandes angesprochen<br />

fühlt, sollte sich<br />

uns anschließen.<br />

Geschäftsstelle des Deutschen<br />

- Wildgehege - Verbandes<br />

e. V.<br />

Wildpark Schwarze Berge<br />

Am Wildpark 1<br />

Tel.: 040 / 796 88 265<br />

Fax.: 040 / 796 88 267<br />

2<strong>12</strong>24 Rosengarten<br />

www.wildgehege-verband.de<br />

EMail:<br />

info@wildpark-schwarze-berge.de<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 48 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


„Unterricht Biologie“ – Heft Juni 2001 „Zootiere“<br />

Zusammenfassend kann ich<br />

sagen, daß das Heft „Zootiere“<br />

nicht nur für „Insider“ interessant<br />

ist, sondern auch für jede<br />

interessierte Kollegin bzw. jeden<br />

interessierten Kollegen<br />

eine empfehlenswerte „Pflicht“-<br />

Lektüre darstellt.<br />

Die Zeitschrift „Unterricht Biologie“<br />

erscheint 10x jährlich<br />

und kostet im Jahresabonnement<br />

DM 158,60 einschließlich<br />

Sonderhefte. Die Einzelhefte<br />

kosten DM 18,80. Zu bestellen<br />

beim Friedrich-Verlag, 30917<br />

Seelze, Tel./Fax: 0511/<br />

40004188, internet:<br />

www.friedrich-verlag.de,<br />

e-mail:<br />

leserservice@friedrichverlag.de<br />

Die Zeitschrift „Unterricht Biologie“<br />

mit dem Titel „Zootiere“<br />

(Heft Juni 2001, Best.Nr.<br />

03265) richtet sich an alle<br />

Schulstufen. Die Autorin des<br />

Basisartikels, Frau Martina<br />

Weiser, Zoopädagogin aus<br />

Frankfurt, und die übrigen Autorinnen<br />

halten sich an das bewährte<br />

und erfolgreiche Grundkonzept<br />

der Zeitschrift: dem<br />

Basisartikel folgen Unterrichtsbeispiele<br />

von der Primarstufe<br />

bis zur Sekundarstufe II.<br />

Der Basisartikel informiert den<br />

Leser in dichter und übersichtlicher<br />

Form über die Einrichtung<br />

„Zoo“ einst und heute sowie<br />

über seine verschiedenen<br />

Aufgabenbereiche und stellt<br />

sogar für „Insider“ eine gelungene<br />

Zusammenfassung dar.<br />

Die Unterrichtsbeispiele haben<br />

– über den jeweiligen Tierbestand<br />

des Zoos hinaus – ein<br />

gemeinsames Grundprinzip:<br />

die Einbindung des außerschulischen<br />

Lernortes „Zoo“, oft<br />

gekoppelt mit musealen Elementen,<br />

in die Unterrichtseinheiten<br />

der unterschiedlichen<br />

Schulstufen. Auf diese Art und<br />

Weise ist eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

zwischen Schule<br />

und außerschulischem Lernort<br />

„Zoo“ gewährleistet, da die<br />

unterschiedlichen Unterrichtsaufgaben<br />

und methodischen<br />

Möglichkeiten aufeinander abgestimmt<br />

sind.<br />

Wolf Haferkamp<br />

Zoo Köln<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 49 Begegnung Zoo


Lexikon der Veterinärmedizin<br />

von E. Wiesner und R. Ribbeck,<br />

4., neubearbeitete Auflage, Enke im Hippokrates-Verlag, Stuttgart 2000<br />

Ladenpreis 158,00 DM/80,78 EUR<br />

Mit 1630 Seiten und rund<br />

60000 Stichworten — von „Aalhaut“<br />

(pathol. Veränderung der<br />

Dünndarmschleimhaut bei<br />

Rindern nach Vergiftung durch<br />

Brandpilze) bis „ZZZ-<br />

Symdrom“ (Missbildungen aufgrund<br />

einer numerischen<br />

Chromosomenanomalie bei<br />

Hähnen) — ist das „Lexikon<br />

der Veterinärmedizin“ sicherlich<br />

keine leichte Bettlektüre.<br />

Dieses Lexikon, das in Zusammenarbeit<br />

mit 80 Fachwissenschaftlern<br />

entstand,<br />

deckt alle Gebiete der klassischen<br />

Veterinärmedizin ab,<br />

dazu aber auch Randgebiete,<br />

wie zum Beispiel Jagdwesen<br />

und Bienenkunde.<br />

Beim Durchblättern gerät man<br />

rasch vom „Hölzchen auf<br />

Stöckchen“, weil jeder Artikel<br />

mit zahlreichen Querverweisen<br />

versehen ist und man sich<br />

leicht festliest. Wer kann schon<br />

aus dem Stegreif den Unterschied<br />

zwischen „Anthropozoonosen“<br />

und „Zooanthroponosen“<br />

definieren? Besonders<br />

instruktiv fand ich im Rahmen<br />

der aktuellen Diskussion<br />

die Artikel über die Maul- und<br />

Klauenseuche, nach deren<br />

Lektüre mir eine ganze Reihe<br />

von Problemen in diesem Zusammenhang<br />

(z.B. Impfung)<br />

zum ersten Mal verständlich<br />

wurden. Die Bovine spongiforme<br />

Encephalitis (BSE), besser<br />

bekannt als „Rinderwahnsinn“,<br />

darf in einem solchen Buch<br />

natürlich auch nicht fehlen; was<br />

die Aktualität angeht, so ist der<br />

„Prionics-Schnelltest“, der momentan<br />

in der Schweiz zur<br />

Früherkennung von BSE-Erregern<br />

im Gehirn erkrankter Tiere<br />

entwickelt wird, bereits erwähnt.<br />

Fazit: Das „Lexikon der Veterinärmedizin“<br />

bietet in einem<br />

Band eine hervorragende<br />

Stoffsammlung, die auch<br />

„Randgruppen“ wie Zoopädagogen<br />

und Biologielehrenden<br />

bei Fragen aus dem<br />

Umfeld der Tiermedizin eine<br />

rasche umfassende, gründliche<br />

und fundierte Information<br />

erlaubt.<br />

Monika Niehaus-Osterloh<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Begegnung Zoo 50 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001


Autoren<br />

Ruth Dieckmann Zoopädagogin, Zoologischer Garten Köln<br />

Vera Dittgen Bildungsreferentin Welthaus Bielefeld<br />

Wolf Haferkamp Zoopädagoge Zoologischer Garten Köln<br />

Dr. Andreas Heldstab Zoopädagoge und Tierarzt Zoologischer Garten Basel<br />

Dr. Gudrun A. Hollstein Dozentin und Zoopädagogin Universität Koblenz-<br />

Landau, Institut für<br />

Grundschulpädagogik<br />

Christian Kabatnik Betriebsleitungsassistent Regenwaldhaus Hannover<br />

Dr. Monika Niehaus-<br />

Osterloh Autorin und Übersetzerin Düsseldorf<br />

Dirk Petzold Zoo-AG Bielefeld Bielefeld<br />

Lothar Philips Zoopädagoge Zoologischer Garten Köln<br />

Robert Pies-Schulz-Hofen Zoopädagoge Zoologischer Garten Berlin<br />

Hans Röttger Zoopädagoge NaturZoo Rheine<br />

Gaby V. Schwammer Zoopädagogin Tierpark Schönbrunn, Wien<br />

Hermann Sonntag, Schüler Dresden<br />

Dagmar Nawrocki, Zoopädagogen<br />

und Markus Diekmann<br />

Gerd Stadie Zoopädagoge Berlin, Tierpark Friedrichsfelde<br />

______________________________________________________________________________________<br />

Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 51 Begegnung Zoo

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!