Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zoopädagogik aktuell Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001<br />
VERBAND DEUTSCHSPRACHIGER ZOOPÄDAGOGEN
Impressum<br />
Begegnung Zoo<br />
Zoopädagogik aktuell<br />
Nr. <strong>12</strong>, Oktober 2001<br />
Herausgeber:<br />
Verband deutschsprachiger<br />
Zoopädagogen e.V.<br />
Redaktion:<br />
Ruth Dieckmann,<br />
Lothar Philips, Köln<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Ruth Dieckmann<br />
c/o Zoologischer Garten Köln<br />
50735 Köln<br />
Erscheinungsweise:<br />
2 mal pro Jahr, Sonderheft<br />
Gestaltung / Satz<br />
Ruth Dieckmann, Köln<br />
Lothar Philips, Köln<br />
© bei den Herausgebern.<br />
Die Artikel geben nicht<br />
notwendigerweise<br />
die Meinung der Herausgeber<br />
und der Redaktion wieder.<br />
ISSN 0948 8362<br />
Begegnung Zoo,<br />
Zoopädagogik aktuell Nr. 13<br />
erscheint im April 2002<br />
Redaktionsschluss<br />
ist der 15.2. 2002<br />
Artikel und Zuschriften bitte, so weit<br />
möglich, auf Diskette mit einem Ausdruck<br />
einsenden.<br />
Wir freuen uns über Leserbriefe und<br />
Manuskripte, behalten uns allerdings<br />
Abdruck, Kürzungen und Änderungen<br />
vor.
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
zunächst einmal bitten wir um Verständnis, dass die neue <strong>Ausgabe</strong> “Begegnung Zoo” mit<br />
Verspätung erscheint. Der zoopädagogische Kalender war im September sehr dicht (EZE-<br />
Tagung Marwell, EAZA-Tagung Prag, Deutsche Zootage), einerseits wollten wir diese<br />
aktuellen Ereignisse noch mit einbringen, andererseits – müssen wir ehrlicherweise zugeben<br />
– hatten wir im September auch gar keine Luft für redaktionelle Arbeit.<br />
Angesichts der immer wiederkehrenden Kollision mit Ferien und „zoopädagogischer Hochsaison“<br />
werden wir in Zukunft „Begegnung Zoo“ im April und November herausgeben.<br />
Erfreulicherweise konnten wir für diese <strong>Ausgabe</strong> auf eine Fülle eingegangener Beiträge<br />
zurückgreifen. Unser Vorhaben, die <strong>Ausgabe</strong>n thematisch zu strukturieren, gestaltet sich<br />
jedoch schwierig - jeder Zoo und jede Zooschule verfolgen eben eigene Schwerpunkte<br />
und ebenso vielgestaltig sind die Artikel.<br />
Wir bitten daher um Verständnis, wenn nicht alle Artikel in dieser <strong>Ausgabe</strong> berücksichtigt<br />
werden konnten, die nächste <strong>Ausgabe</strong> kommt bestimmt.<br />
Ein erster thematischer Block beschäftigt sich – wie in der letzten <strong>Ausgabe</strong> angekündigt –<br />
mit pädagogischen Möglichkeiten in “offenen” bzw. begehbaren Anlagen. Mit Spannung<br />
erwarten wir den Besuch des Etosha-Hauses in Basel während der <strong>VZP</strong>-Tagung im<br />
März 2002.<br />
Eine Schülerarbeit aus dem Zoo Dresden reißt den Bereich der Facharbeiten an, den wir<br />
in der nächsten <strong>Ausgabe</strong> gerne vertiefen möchten. Beispiele aus dem Zoo Nürnberg liegen<br />
vor, über weitere Beiträge würden wir uns freuen.<br />
Die EZE-Tagung behandelte in diesem Jahr das Thema “Sustainability” („Nachhaltigkeit/<br />
Agenda 21), so dass wir die nächste <strong>Ausgabe</strong> thematisch unter diesen Schwerpunkt<br />
setzen möchten.<br />
Wie wird das Thema “Nachhaltigkeit” in Zoos aufgegriffen? Wie steht es mit der Nachhaltigkeit<br />
der Institution Zoo? etc...<br />
Aber natürlich sind uns auch die anderen Beiträge herzlich willkommen, die immer wieder<br />
herzerfrischend die Vielfältigkeit der zoopädagogischen Arbeit widerspiegeln, wie<br />
zum Beispiel in dieser <strong>Ausgabe</strong> der Artikel über Fremdsprachenunterricht im Zoo Landau.<br />
Und natürlich sind wir auch dankbar für Kritik und Verbesserungsvorschläge.<br />
Mit den besten Wünschen für die zoopädagogische “Nachsaison”<br />
Ruth Dieckmann + Lothar Philips
Inhalt<br />
Vorwort 5<br />
Eine Reise in die Mata Atlantica<br />
Das neue Regenwaldhaus in Hannover 6<br />
Wachsen - Fressen - Zerfallen<br />
Die Geschichte des Nahrungskreislaufes im Etoscha-Haus im Basler Zoo 10<br />
Forschungsreise durch den REGENWALD 14<br />
Mitten drin<br />
Informationsvermittlung in begehbaren Tiergehegen 18<br />
Gehege-Interpretation als wichtige Methode der zoopädagogischen Arbeit 22<br />
6. Regionaltagung-Ost im Zoo Eberswalde 27<br />
Beobachtungen an Mandrills (Papio sphinx) im Zoo Dresden 28<br />
Tier - Tierpfleger - Zoopädagoge 31<br />
Zoopädagogik in Österreich 32<br />
„Regardez le dromadaire!“ - Fremdsprachenbegegnung im Landauer Zoo 36<br />
Rückblick EZE-Tagung Marwell 38<br />
Neues aus dem Vorstand 39<br />
Termine 40<br />
Stiftung Artenschutz – Das Bündnis für bedrohte Tierarten 42<br />
Neues aus den EAZA-News 44<br />
Mehr als 1,5 Millionen Unterschriften – Erfolg der Bushmeat-Kampagne 45<br />
Neue EAZA Kampagne 46<br />
Internet 47<br />
DEUTSCHER - WILDGEHEGE - VERBAND E.V. 48<br />
„Unterricht Biologie“ – Heft Juni 2001 „Zootiere“ 49<br />
Lexikon der Veterinärmedizin 50<br />
Autoren 51<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 5 Begegnung Zoo
Eine Reise in die Mata Atlantica<br />
Das neue Regenwaldhaus in Hannover<br />
Die königlichen Gärten zu Hannover-Herrenhausen<br />
sind seit<br />
langem ein beliebtes und weit<br />
über die Stadtgrenzen Hannovers<br />
hinaus bekanntes Reiseund<br />
Ausflugsziel. Vom Barockgarten<br />
bis hin zu Schauhäusern<br />
des Berggartens gibt es<br />
alles, was der Ausflügler von<br />
einer Park- und Gartenanlage<br />
erwartet. Beete mit Heerscharen<br />
von Cattleya-Hybriden,<br />
Philodendron, Cacao, Ananas<br />
bis hin zu den aus trockeneren<br />
Klimaten stammenden Arten<br />
wie Schwiegermuttersitz<br />
und Agave erfreuen uns mit<br />
ihren Farben und Formen.<br />
Seit Ende März 2000 hat nun<br />
auf dem Gelände ein neues<br />
Gebäude seine Pforten geöffnet.<br />
Schon die Form deutet<br />
darauf hin, dass den Besucher<br />
hier etwas Neuartiges erwartet.<br />
Eine transparente Kuppel,<br />
gehalten von drei Stahlträgern,<br />
bildet das Erscheinungsbild<br />
dieses von den Architekten<br />
Ray Hole und Gordon Wilson<br />
entworfenen Gebäudes.<br />
Das unter den Puristen Hannovers<br />
als Ufo, Scheinwerfer<br />
oder Suppenschüssel diskutierte<br />
neue Regenwaldhaus<br />
fügt sich aber doch sehr harmonisch<br />
in die Umgebung von<br />
Hannovers Berggarten ein.<br />
Das Neue des Hauses beschränkt<br />
sich aber nicht auf die<br />
äußere Form, sondern liegt<br />
hauptsächlich im Inneren, in<br />
der Konzeption, den Besuchern<br />
eine Vorstellung eines<br />
Ökosystems zu vermitteln,<br />
dass die meisten von uns in<br />
natura nicht gesehen haben<br />
und auch vielleicht nie sehen<br />
werden.<br />
Das Projekt Regenwaldhaus,<br />
das ein Teil des EXPO 2000<br />
Projektes „Stadt als Garten“ ist,<br />
entstand auf Initiative der Stadt<br />
Hannover und des Vereins<br />
„Freunde der Herrenhäuser<br />
Gärten“.<br />
Das Regenwaldhaus nimmt seine<br />
Besucher mit auf eine Reise<br />
in den an der Atlantikküste Brasiliens<br />
gelegenen Bergregenwald,<br />
die Mata Atlantica.<br />
Von diesem ehemals ca. 1,6<br />
Millionen Quadratkilometer<br />
großen Waldgebiet existieren<br />
heute nur noch 1 – 4%.<br />
Nachdem wir am Eingang zu<br />
unserer Überraschung ein<br />
Flugticket und keine Eintrittskarte<br />
erstanden haben, betreten<br />
wir das Haus. Hier bekommen<br />
wir einen Kopfhörer und<br />
einen Decoder, über den wir im<br />
Laufe unserer Reise gut fünf<br />
Stunden Informationen über<br />
die verschiedensten Themen<br />
des Ökosystems tropischer<br />
Regenwald erhalten können,<br />
so wir denn wollen. An den im<br />
Haus verteilten 19 Stationen<br />
belauschen wir Pflanzen und<br />
Tiere, sowie einen Wissenschaftler,<br />
der uns via Monitor<br />
und Kopfhörer von den mannigfaltigen<br />
Strategien des Zusammen-<br />
und Überlebens der<br />
vielen Pflanzen und Tiere berichtet.<br />
So durchstreifen wir, begleitet<br />
von tropischen Vögeln und einigen<br />
Morphofaltern die einzelnen<br />
Stockwerke des Waldes,<br />
von der Bodenschicht bis zum<br />
Kronendach. Zunächst nehmen<br />
wir nur ein grünes Durcheinander<br />
wahr, mit der Zeit<br />
aber entdecken wir auch die<br />
vielen kleinen Einzelheiten, die<br />
uns an den Multimedia-Stationen<br />
gezeigt und erklärt wurden.<br />
Nach einem letzten Blick<br />
auf das Dach des Waldes von<br />
einem 18 Meter hohen Turm<br />
aus fliegen wir, von der Stimme<br />
eines Schamanen begleitet,<br />
zurück nach Hannover.<br />
Das Regenwaldhaus will die<br />
Einzigartigkeit der tropischen<br />
Wälder, ihren Aufbau, ihre<br />
Struktur, ihre Bedeutung und<br />
ihren Einfluss auf unser tägliches<br />
Leben, sei es in Form<br />
von Nahrungsmitteln, von Medikamenten,<br />
als Genbank oder<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 6 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Klimaregulator, allen Altersstufen<br />
vermitteln. Wir wollen Faszination<br />
mittels Information erzeugen<br />
und das mit viel Unterhaltung<br />
und Spaß. Sicher, über<br />
die Situation der tropischen<br />
Regenwälder gibt es viel Besorgniserregendes<br />
zu berichten<br />
und dies wird auch an einigen<br />
Stellen getan.<br />
Die Spezies Homo sapiens<br />
hingegen bevorzugt eher<br />
moderatere Temperaturen.<br />
Um einen allzu großen vertikalen<br />
Temperaturgradienten zu<br />
vermeiden werden im Pflanzendom<br />
des Hauses bis zu<br />
90.000 m³ Luft umgewälzt,<br />
was wiederum manchen<br />
Pflanzenarten Probleme in<br />
zu finden. Die Klimaanlagen<br />
müssen andererseits eine bestimmte<br />
Mindestlast fahren um<br />
selbst keinen Schaden zu nehmen.<br />
Auch die freie Haltung der<br />
Tiere ist aus vielen Gründen<br />
begrenzt. So kommen für Südamerika<br />
typische Arten wie<br />
Tukane, Aras oder Kolibris<br />
kaum in Frage. Tukane sind<br />
Nesträuber. Aras sind zum einen<br />
sehr wehrhafte Tiere, zum<br />
anderen richten sie erheblichen<br />
Schaden an den Pflanzen<br />
an. Kolibris sind ob ihres<br />
extremen Territorialverhaltens<br />
problematisch. Generell sind<br />
der Tierhaltung im Regenwaldhaus<br />
auch durch die Architektur,<br />
sprich die fehlenden<br />
Räumlichkeiten für Anzucht,<br />
Quarantäne oder Eingewöhnung<br />
recht enge Grenzen gesetzt.<br />
Doch sollte sich bei unseren<br />
Gästen nicht das Gefühl der<br />
Depression einstellen. Unsere<br />
Gäste kommen freiwillig und in<br />
ihrer Freizeit. Wir können zwar<br />
Hilfestellungen bieten, der<br />
Schritt tiefer in die Materie einzudringen<br />
und sich über Hintergründe<br />
zu informieren,<br />
muss aber vom Besucher<br />
selbst geleistet werden.<br />
Die größte Herausforderung<br />
beim Betreiben eines offenen<br />
Hauses ist die Befriedigung<br />
der verschiedenen Bedürfnisse,<br />
die hier aufeinander treffen<br />
und Zielkonflikte verursachen,<br />
seien es die unserer Gäste, die<br />
der Pflanzen und Tiere oder die<br />
der technischen Anlagen.<br />
So fühlen tropische Falter sich<br />
bei einer Temperatur von 28° C<br />
und mehr und einer Luftfeuchtigkeit<br />
von 90% recht wohl.<br />
Bezug auf Trockenheit und<br />
damit auch Schädlingsbefall<br />
beschert. Ebenso wird es dadurch<br />
den Faltern erschwert<br />
ihre Futterstationen anhand<br />
der Düfte vergorener Früchte<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 7 Begegnung Zoo
Das Regenwaldhaus ist kein<br />
botanisches Schauhaus im<br />
konventionellen Sinne. Schon<br />
das Kunstwort Edutainment<br />
(eine Mischung aus „Education“<br />
und „Entertainment“)<br />
zeigt, dass hier Inhalte auf unterhaltsame<br />
Weise vermittelt<br />
werden sollen. Dies geschieht<br />
mit Hilfe einer geschlossenen<br />
Storyline und einem großen<br />
Maß an Technik, die natürlich<br />
gewartet und gepflegt werden<br />
muss.<br />
Um Warteschlangen zu vermeiden,<br />
erhält jeder Besucher<br />
mit dem „Flugticket“ eine<br />
„Boardingzeit“. Besucher können<br />
Wartezeiten im Berggarten,<br />
den anderen Schauhäusern<br />
oder in der Gastronomie<br />
verbringen.<br />
Obwohl dieses System allen<br />
Gästen am Kassenhaus mitgeteilt<br />
wird, hält die Information<br />
nicht lange vor. Sehen die<br />
Besucher nämlich eine kleine<br />
Besucherschlange am Eingang,<br />
setzt ein Automatismus<br />
ein, der den Gast dazu bringt,<br />
sich in die Schlange einzureihen.<br />
Gedanken und Fragen<br />
wie z.B. „Warum stehen die<br />
da? Verpass ich etwas?“ oder<br />
die Befürchtung „Ich komm<br />
nicht mit“ mögen zu diesem<br />
Verhalten führen. Auch die Erklärung<br />
der Funktionsweise<br />
der Decoder hält nicht lange<br />
vor. Erklärungen, die über das<br />
Gerät vermittelt werden, werden<br />
oft nicht gehört, weil die<br />
Besucher die Start/Pause-Taste<br />
betätigen, bevor sie das<br />
Gerät am Ohr haben. Die dadurch<br />
hervorgerufenen Probleme<br />
- fördern natürlich den Unmut<br />
des Gastes.<br />
Das Regenwaldhaus wird die<br />
Woche über von vielen Schulklassen<br />
besucht. Die Spanne<br />
reicht von Grundschulklassen<br />
bis zu Leistungskursen. Diepädagogische<br />
Herangehensweise<br />
der Lehrkräfte ist genauso<br />
mannigfaltig. Einige versorgen<br />
die Schüler einfach mit einem<br />
Kopfhörer, drücken ihnen<br />
einen Fragebogen in die Hand<br />
und schicken sie auf die Reise.<br />
Andere versuchen, den<br />
Besuch im Regenwaldhaus in<br />
eine Unterrichtseinheit einzubinden,<br />
ihn also entsprechend<br />
vor- und nachzubereiten.<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 8 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Aufgrund der Fülle der Informationen<br />
sollte der Besuch besonders<br />
bei jüngeren Schülern<br />
vom Lehrer gesteuert werden.<br />
Ist das nicht der Fall, stellt die<br />
Fülle der Informationen eine<br />
Überforderung dar. Eine inhaltliche<br />
Zusammenfassung der<br />
Stationen, ein Lageplan sowie<br />
zwei Versionen einer Rallye<br />
können Lehrer vom Regenwaldhaus<br />
beziehen. Die Tour<br />
durch den brasilianischen<br />
Bergregenwald kann so auf die<br />
jeweilige Schulklasse zugeschnitten<br />
werden.<br />
Allerdings kann das Regenwaldhaus<br />
nicht alle Dinge erfüllen,<br />
die beim Besuch einer<br />
Schülergruppe wünschenswert<br />
sind. So fehlen die entsprechenden<br />
Räumlichkeiten<br />
für allgemeine Einführungen<br />
oder Vorträge zum Thema<br />
Regenwald. Auch eine abschließende<br />
Fragestunde mit<br />
einem Mitarbeiter des Regenwaldhauses<br />
gestaltet sich dadurch<br />
schwierig.<br />
Zusätzlich zu diesen Materialien<br />
hat das Regenwaldhaus in<br />
Zusammenarbeit mit der „Stiftung<br />
Lesen“ eine Broschüre<br />
mit Unterrichtsideen zum Thema<br />
Regenwald entwickelt. Insgesamt<br />
wurden 5000 Schulen<br />
im Umkreis von 200 km um<br />
Hannover sowie in Berlin mit<br />
jeweils 5 Exemplaren beliefert.<br />
Diese Broschüre ist auch direkt<br />
über das Regenwaldhaus<br />
zu beziehen.<br />
Christian Kabatnik<br />
Regenwaldhaus Hannover<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 9 Begegnung Zoo
Wachsen - Fressen – Zerfallen<br />
Die Geschichte des Nahrungskreislaufes im Etoscha-Haus im Basler Zoo<br />
Das Etoscha-Haus im Basler<br />
Zoo ist kein neues Raubtierhaus<br />
- es ist mehr, es ist einem<br />
Thema gewidmet. Wir erzählen<br />
darin die Geschichte<br />
vom Fressen und Gefressenwerden.<br />
Raubtiere kommen auch darin<br />
vor, die Hauptrolle, müssen<br />
sie jedoch mit pflanzenfressenden<br />
Beutetieren teilen.<br />
Pflanzen, ob Algen, Gräser,<br />
Blätter, Äste, Knollen oder<br />
Früchte - bilden gemeinsam<br />
die Lebensgrundlage für das<br />
ganze Tierreich.<br />
Der Nahrungskreislauf im neuen<br />
Haus beginnt deshalb in der<br />
Eingangshalle mit den Elementen,<br />
die für das Gedeihen<br />
von Pflanzen von grösster Bedeutung<br />
sind: mit Wasser,<br />
Licht und Nährstoffen. Für den<br />
Besucher wird dies sichtbar,<br />
durch im Licht glitzernde<br />
Wasserperlen, die unablässig<br />
über eine Steinwand tropfen<br />
und eine mächtige Lehmwand,<br />
die für die Nährstoffe steht.<br />
Ein graphisch aufbereiteter<br />
Nahrungskreislauf an der<br />
Wand ist Wegbereiter für den<br />
informellen, roten Faden im<br />
Hause. Im nachfolgenden<br />
Grünhaus tauchen wir in den<br />
Kreislauf ein. Alles Leben ist<br />
von pflanzlicher Nahrung abhängig.<br />
Nur Grünpflanzen vermögen<br />
die beinahe unerschöpfliche<br />
Sonnenenergie<br />
durch die Fotosynthese in eine<br />
für Tiere nutzbare Form umzuwandeln.<br />
Ihr Wachsen und<br />
Gedeihen ist die Grundvoraussetzung,<br />
damit Tier und<br />
Mensch ihren Energiebedarf<br />
decken können. Ohne Pflanzen<br />
keine Nahrung!<br />
Sitzgelegenheiten laden im<br />
Grünhaus zum Verweilen ein,<br />
eine grosse Panoramascheibe<br />
eröffnet den Blick auf die<br />
grosszügig gestaltete Gepardenanlage.<br />
Bei der Wahl des<br />
Grüns blieb man dem trocken<br />
heissen Lebensraum des<br />
Etoschagebietes treu, eine<br />
Auswahl Sukkulenten steht<br />
stellvertretend für Überlebenskünstler<br />
arider Gebiete.<br />
Sie wecken beim Besucher<br />
weit mehr Interesse als erwartet,<br />
eine didaktische Nachrüstung<br />
ist deshalb in Bearbeitung.<br />
Die Wegführung fordert zum<br />
Weiterentdecken auf. Mit<br />
pflanzlicher Energie aufgetankt,<br />
sind wir neugierig, die<br />
ersten Pflanzenverwerter zu<br />
sehen. Ein ganzer Schwarm<br />
von zweitausend Wanderheuschrecken<br />
erwartet uns. Bekannt<br />
für ihre Unersättlichkeit,<br />
können sich Gross und Klein<br />
von ihrer Gefrässigkeit überzeugen.<br />
Und zu unserer Freude<br />
tun sie es auch.<br />
Graumulle, blinde, in der Unterwelt<br />
lebende Nager, machen<br />
sich gerne über die Wurzeln<br />
her.<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 10 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
eine Chance zu überleben. Andere<br />
wissen sich durch gepanzerte<br />
Körperteile oder mit Hilfe<br />
von Abwehrwaffen zu schützen.<br />
Beispiele dafür sind<br />
Pantherschildkröten und Stachelschweine.<br />
Mit Achatschnecken,<br />
Rosenkäfern und<br />
Pilzen schliesst sich der<br />
Nahrungskreislauf. Exemplarisch<br />
führen sie uns vor Augen,<br />
wie mit Abfall haushälterisch<br />
umgegangen wird, die Natur<br />
kennt keinen Sondermüll!<br />
In ihrem nachgebildeten Gangsystem<br />
haben sie, wie in der<br />
Wildbahn beobachtet, Wohnraum,<br />
Vorratskammer und Toilette<br />
eingerichtet. Dass Ernährungsgewohnheiten<br />
und Sozialverhalten<br />
etwas miteinander<br />
zu tun haben, lehren uns Grasmaus<br />
und Kurzohr-Rüsselspringer.<br />
Kernstück und tiergartenbiologische<br />
Kür des<br />
Hauses bildet die Vergesellschaftung<br />
zweier Fleisch- mit<br />
einem Pflanzenfresser. Fuchsmangusten,<br />
Erdmännchen und<br />
Borstenhörnchen sollen sich<br />
ein gemeinsames Höhlensystem<br />
teilen. Der Besucher ist<br />
von den Tieren nur durch eine<br />
90 cm hohe Glasscheibe getrennt.<br />
Die geplante Vergesellschaftung<br />
ist noch nicht wie<br />
vorgesehen realisiert. Die<br />
draufgängerischen Fuchsmangusten<br />
wurden von der<br />
Anlage genommen, um den<br />
scheuen Borstenhörnchen<br />
eine Chance zur Entfaltung zu<br />
geben. Wir rechnen für das<br />
komplexe Miteinander noch mit<br />
einem weiteren Jahr des Experimentierens<br />
und Eingewöhnens.<br />
Gefangen und getötet wird auf<br />
ganz unterschiedliche Art und<br />
Weise. Die Radnetzspinne mit<br />
ihrem grossen Netz oder die<br />
hoch giftige Puffotter sind<br />
eindrückliche, spezialisierte<br />
Beispiele dafür. Das Zusammenleben<br />
der Giftschlange mit<br />
einer Kolonie Zwergmäuse<br />
überrascht die Besucher, ist<br />
aber durch die unterschiedlichen<br />
Ansprüche an den Lebensraum<br />
erklärbar. Die Nische<br />
des dichten Buschwerks<br />
bietet den Mäusen Schutz genug.<br />
Beutetiere werden demnach<br />
nicht nur geboren, um<br />
verspiesen zu werden.<br />
Durch Verstecken haben sie<br />
Kurz vor dem Ausgang des<br />
Hauses demonstrieren Bienenfresser<br />
und Bienen nochmals<br />
live - Fressen und Gefressenwerden,<br />
eine spannende,<br />
endlose Kreislauf-Geschichte.<br />
Andreas Heldstab<br />
Zoo Basel<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 11 Begegnung Zoo
Mercado Forestal – Weltmark im Regenwald<br />
Eine Erlebnisausstellung wird zur Entdeckungsreise<br />
Bananen und Kaffe zählen zu<br />
den Dingen, die fast selbstverständlich<br />
zu unserem Alltag<br />
gehören. Doch wo kommen<br />
diese Produkte her? Wo werden<br />
sie produziert und unter<br />
welchen Bedingungen?<br />
Die Erlebnisausstellung „Mercado<br />
Forestal“, die im Rathaus<br />
Bielefeld zu sehen war, gewährt<br />
Schülern und Schülerinnen<br />
Einblicke in das Leben des<br />
mittelamerikanischen Landes<br />
Costa Rica.<br />
Plötzlich wird es ganz still im<br />
Foyer des Neuen Rathauses<br />
in Bielefeld. Zwar strömen immer<br />
noch Besucher in die verschiedenen<br />
Büros der Stadtverwaltung,<br />
aber die Klasse<br />
7a der Theodor-Heuss-Realschule<br />
erfüllt so gar nicht das<br />
gewohnte Bild einer lärmenden<br />
Schülermenge.<br />
Nur einer hat gerade das Wort.<br />
Das Tuscheln hat ein Ende, als<br />
Daniel sagt: „Eine Tonne Gold<br />
kostet ein Menschenleben und<br />
zwölf Schwerverletzte.“<br />
Daniels Rechnung passt nicht<br />
ins Klischee. Rechnen Schüler<br />
nicht eher aus, wie viel Geld<br />
sie noch für die nächsten Pokémon-Karten<br />
zusammenkratzen<br />
müssen? So kann<br />
man sich irren. Denn Daniels<br />
Rechnung stimmt, auch wenn<br />
sie ihn „ganz schön schockiert<br />
hat“, wie er sagt. Dass beim<br />
Goldabbau ganz schlechte Bedingungen<br />
für die Arbeiter in<br />
Costa Rica herrschen, hat er in<br />
einem der vier Erlebnisräume<br />
der Ausstellung „Mer-cado<br />
Forestal“ erfahren, die er an<br />
diesem Morgen mit seiner Klasse<br />
besucht.<br />
Die Entdeckungsreise nach<br />
Costa Rica beginnt im Regenwald.<br />
Schon von weitem sind die<br />
exotischen Vogelstimmen und<br />
Urwaldgeräusche zu hören. Ein<br />
zehn Meter hoher Regenwaldbaum<br />
und viele tropische Pflanzen<br />
geben dem Foyer des Rathauses<br />
den Charakter eines<br />
Stückchen Costa Rica. Weiter<br />
geht es dann zu einer<br />
Kleinbauernhütte auf einer Kaffeeplantage,<br />
auf der sogar<br />
„echte“ Kaffeebäume wachsen.<br />
Danach besuchen die<br />
Schüler eine Bananenplantage,<br />
bevor es zum Schluss<br />
zur Goldgrube geht.<br />
Getreu dem Motto: „selbst anfassen,<br />
aktiv werden, Rollen<br />
spielen, nachempfinden und<br />
konkret tun, handlungsorientiert<br />
global lernen“, wird den<br />
Schülern die Lebenssituation<br />
in Costa Rica auf 250 m 2 Ausstellungsfläche<br />
nahe gebracht.<br />
Am Beispiel von Kaffee, Bananen<br />
und Gold wird verdeutlicht,<br />
welche Auswirkungen unsere<br />
Konsumgewohnheiten auf das<br />
Leben und die Umwelt in den<br />
Ländern des Südens haben.<br />
So darf Kerstin, die per Los in<br />
die Goldgruppe gerutscht ist,<br />
mit ihren Mitschülern in einem<br />
Sandhaufen Gold schürfen.<br />
Und sie erfährt dabei, dass das<br />
giftige Zyanid, das die Goldschürfer<br />
bei ihrer Arbeit einatmen,<br />
tödlich sein kann.<br />
Auf der Bananenplantage erlebt<br />
der zwölfjährige André die<br />
einzelnen Arbeitsabläufe. So<br />
erfährt er, was die Banane im<br />
Supermarkt schon alles hinter<br />
sich hat: Im Akkord musste<br />
André mit den anderen Schülern<br />
der Bananengruppe die<br />
krummen Früchte auf die<br />
Transportseilbahn hängen,<br />
waschen, sortieren und verpacken.<br />
„Ich finde es nicht gut,<br />
dass die Arbeiter in Costa Rica<br />
so schlecht behandelt werden!“,<br />
erklärt André.<br />
Das hat er zwar nicht hautnah<br />
erlebt, aber kapiert.<br />
Ein ganz anderes Fazit zieht<br />
Hakan im „Bielefelder Regenwald“.<br />
„Das geht hier nicht so ab wie<br />
in der Schule: Hinsetzen und<br />
still sein.“ In der Regenwaldgruppe<br />
lernte er, wie viele Produkte<br />
aus der kleinen Kokosnuss<br />
hergestellt werden und<br />
dass eine Paranuss so ähnlich<br />
aussieht.<br />
Britta hat etwas anderes beeindruckt:<br />
„Ich finde es nicht gut,<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo <strong>12</strong> Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
dass die Kleinbauern von den<br />
großen Kaffeehändlern über<br />
den Tisch gezogen werden, der<br />
Handel müsste fairer sein.“<br />
Offenbar haben die Schüler eines<br />
verstanden: Die schlechte<br />
Situation in den südlichen Ländern<br />
hängt mit unseren Konsumgewohnheiten<br />
zusammen.<br />
Dass sie nach dem Besuch der<br />
Ausstellung solche Sätze sagen,<br />
freut das Veranstalterteam<br />
vom Welthaus Bielefeld und<br />
auch die Lehrerinnen. Denn im<br />
Unterricht hätte die Thematik<br />
kaum so hautnah vermittelt<br />
werden können.<br />
Zweimal wurde der Zeitraum<br />
der Ausstellung in Bielefeld verlängert,<br />
mehr als 70 Gruppen<br />
besuchten sie. „Mercado<br />
Forestal“ ist bisher auf seiner<br />
Rundreise durch Deutschland<br />
auch in anderen Städten sehr<br />
gut angenommen worden, aber<br />
dass die Anfrage so groß sein<br />
würde, hatten die vier Betreuerinnen<br />
des Welthaus Bielefeld<br />
denn doch nicht erwartet.<br />
Nicht nur Daniel wird so schnell<br />
nicht vergessen, was eine Tonne<br />
Gold kostet: ein Menschenleben<br />
und zwölf Schwerverletzte.<br />
Vera Dittgen<br />
WH Bielefeld<br />
Infos:<br />
Die Ausstellung „Mercado<br />
Forestal“ wurde in Bielefeld vom<br />
Welthaus Bielefeld betreut.<br />
Für Informationen und Tipps zu<br />
weiteren Ausstellungen:<br />
Welthaus Bielefeld<br />
August-Bebel-Str. 62<br />
33602 Bielefeld<br />
Tel.: 0521-98648-13<br />
welthausbildung@aol.com<br />
www.welthaus.de<br />
Konzipiert ist die Wanderausstellung<br />
vom Aachener Weltladen.<br />
Infos zur Ausleihe und Anfragen:<br />
Aachener Weltladen<br />
Jacobstr. 61-36<br />
52064 Aachen<br />
Tel.: 0241-21694<br />
Fax: 0241-21694<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 13 Begegnung Zoo
Forschungsreise durch den REGENWALD<br />
Der REGENWALD, das neue<br />
Tropenhaus des Kölner Zoos,<br />
hat nunmehr seit über einem<br />
Jahr seine Pforten für die Besucher<br />
geöffnet. Im Rahmen<br />
eines Umweltbildungsprojektes,<br />
das von der Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU) gefördert<br />
und vom Zoo zusammen<br />
mit der Umweltbildungsorganisation<br />
ARA (Arbeitsgemeinschaft<br />
Regenwald und<br />
Artenschutz) umgesetzt wurde,<br />
wurde hier ein völlig neuer<br />
edukativer Ansatz realisiert.<br />
Das Haus ist nicht nur der<br />
Komplexität des Ökosystems<br />
Regenwald gewidmet, sondern<br />
will ein übergreifendes<br />
Agenda-Thema transportieren,<br />
das der nachhaltigen Nutzung.<br />
Ein besonders glücklicher<br />
Umstand war, dass die pädagogische<br />
Konzeption von<br />
Anfang an in die Bauplanung<br />
einbezogen wurde. So wurde<br />
im umlaufenden Gehegegang<br />
zum Beispiel ein etwa 100 m²<br />
großer Raum der pädagogischen<br />
Nutzung vorbehalten.<br />
Erste Pläne, diesen als “Schulungsraum”<br />
zu nutzen, wurden<br />
zu Gunsten einer musealen<br />
und interaktiven Präsentation<br />
des Themas Regenwald für<br />
alle Besucher aufgegeben.<br />
Zur Idee des Hauses<br />
Der Besucher betritt zunächst<br />
einen höhlenartigen dunklen<br />
Raum, wo ihm eine kurze 3D-<br />
Filmsequenz in die Besonderheiten<br />
tropischer Regenwälder<br />
einführt. Dazu gehört zum Beispiel<br />
die für viele erstaunliche<br />
Tatsache, dass Insekten sowohl<br />
die Artenzahl als auch die<br />
Biomasse betreffend, die weitaus<br />
größere Rolle im Regenwald<br />
spielen als größere Wirbeltiere.<br />
Die Technik ermöglicht,<br />
„einen Elefanten auf<br />
Mausgröße schrumpfen zu<br />
lassen, während ein Schmetterling<br />
auf Elefantengröße aufgeblasen<br />
wird“, ein eindrückliches<br />
Bild, das keiner weiteren<br />
Erklärung bedarf.<br />
Eingestimmt, seine eigenen<br />
Entdeckungen über die unendlichen<br />
Ressourcen des Regenwaldes<br />
und die Möglichkeiten<br />
seines Schutzes zu machen,<br />
betritt der Besucher nun<br />
die ca. 1000 m² große offene<br />
Erlebnishalle. Hier wandelt er<br />
zwischen süd-ostasiatischen<br />
Pflanzen und Vögeln, ab und zu<br />
kreuzt ein Reptil oder Amphibium<br />
den Weg. Seitlich schließen<br />
sich, durch Pianodraht kaum<br />
sichtbar von der eigentlichen<br />
Erlebnishalle getrennt, ein<br />
Krallenottergehege und ein<br />
Pärchen Doppelhornvögel an.<br />
Der Besucher ist in der Erlebnishalle<br />
aufgefordert, seine eigenen<br />
Entdeckungen zu machen,<br />
seine Sinne für die vielfältigen<br />
Eindrücke des Regenwaldes<br />
– Geräusche, Gerüche,<br />
Farben – zu öffnen. Informationen<br />
gibt es in der Halle kaum,<br />
sie beschränken sich auf drei<br />
Ringbuchstandorte mit Arten-<br />
Bestimmungsblättern.<br />
Durch eine Höhle, die asiatischen<br />
Fledermäusen vorbehalten<br />
ist (auf die wir noch<br />
warten...), betritt der Besucher<br />
dann einen umlaufenden Gehegegang<br />
mit Höhlencharakter.<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 14 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Hier begegnen ihm Gibbons,<br />
Paradiesvögel, Baumkängurus,<br />
Pythons, ein Waran und<br />
Palmkakadus. Aber es begegnen<br />
ihm auch Hinweise auf<br />
eine Nutzung des Regenwaldes<br />
durch Menschen, zum<br />
Beispiel ein gezielter Rückblick<br />
auf einen Teil der Erlebnishalle,<br />
der als Waldgarten genutzt<br />
wird. Hier stehen bunt durcheinander<br />
Papaya, Maniok, Zukkerrohr,<br />
Taro. Der Besucher<br />
wird dies kaum als einen Garten<br />
wahrnehmen. Erst durch<br />
die gezielte Fokussierung<br />
durch das “Höhlenfenster” und<br />
die dazugehörige Identifikationstafel<br />
erschließt sich die<br />
kleine Fläche als Waldgarten.<br />
Eine im Gehegegang integrierte<br />
Schauvitrine veranschaulicht<br />
Vorteile und Grenzen des<br />
Wanderfeldbaus als Beispiel<br />
einer nachhaltigen Nutzungsform.<br />
Eine andere Vitrine stellt<br />
die vielfältigen Nutzungsformen<br />
von Rattan dar, traditionelle<br />
wie auch moderne Verarbeitung<br />
zum Beispiel in der<br />
Möbelindustrie.<br />
Aus dem Gehegegang betritt<br />
der Besucher dann den oben<br />
schon erwähnten “Edukationsraum”.<br />
Hier wird die Vielfalt<br />
des Regenwaldes noch<br />
einmal geballt präsentiert, aber<br />
auch die Bedrohungsursachen<br />
aufgegriffen und Lösungsmöglichkeiten<br />
durch nachhaltige<br />
Nutzung thematisiert. Eine<br />
sogenannte “Vielfaltswand”<br />
zeigt in Vitrinen eine Vielzahl<br />
von Ressourcen, die wir aus<br />
dem Alltag bei uns kennen:<br />
Kautschuk, Kokos, Medizinalpflanzen<br />
und –stoffe, Tabak,<br />
Neem-Produkte, Schellack,<br />
Gewürze, Duftöle für Parfums.<br />
Einiges versteckt sich in<br />
Schubladen, in denen auch<br />
Gerüche, Geräusche und Stimmen<br />
präsentiert werden, ein<br />
Erlebnis für alle Sinne.<br />
Themen wie eine nachhaltige<br />
Holz- oder Plantagenwirtschaft<br />
oder aber nachhaltiger Konsum<br />
mit fair gehandelten Produkten<br />
werden mit großen Schauexponaten<br />
veranschaulicht. So<br />
steht in einer Raumnische ein<br />
“mobiles Sägewerk” an einem<br />
Originalstück Tropenstamm<br />
und zeigt uns, wie Holz auch<br />
schon vor Ort aufgeschnitten<br />
und transportiert werden kann,<br />
ohne die berüchtigten Schneisen<br />
in den Wald zu schlagen.<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 15 Begegnung Zoo
Ein zentraler “Telefontisch” informiert<br />
die Besucher über<br />
aktuelle Ereignisse in südostasiatischen<br />
Regenwäldern,<br />
neue Brandherde, aber auch<br />
Erfolgsmeldungen aus Schutzprojekten.<br />
Der Raum wird über eine<br />
Brücke, die durch den Kronenbereich<br />
des Regenwaldes<br />
führt, wieder verlassen. Hier<br />
kann der Besucher noch einmal<br />
in die Erlebnishalle zurückblicken<br />
– jetzt mit einem<br />
vertieften Wissen über die darin<br />
verborgenen Schätze.<br />
Bevor er den Regenwald verlässt,<br />
führt der Weg noch zu<br />
einer auf einer Plattform gelegenen<br />
Forschungsstation. Hier<br />
erfährt der Besucher mehr<br />
über das Engagement von<br />
Zoos im in-situ-Schutz. Der Zoo<br />
Köln hat zeitgleich mit dem Bau<br />
des Hauses ein eigenes<br />
Naturschutzprojekt in Vietnam<br />
begonnen. Darüber und wie<br />
hier Forschungs- und Schutzmaßnahmen<br />
ineinander greifen,<br />
kann sich der Besucher ein<br />
genaueres Bild machen und<br />
sich selbst durch einen<br />
Spendenbeitrag an den<br />
Naturschutzaktivitäten des<br />
Zoos für diesen einzigartigen<br />
Lebensraum beteiligen.<br />
Zum pädagogischen Nutzen<br />
Nachdem der REGENWALD<br />
jetzt seit über einem Jahr den<br />
Besuchern offen steht, lassen<br />
sich die ersten Erfahrungen<br />
über den pädagogischen Nutzen<br />
mitteilen.<br />
Fest steht, dass die persönliche<br />
Betreuung von Besuchern<br />
die beste Möglichkeit bietet,<br />
ihnen den Regenwald zu vermitteln.<br />
So wurden im Haus<br />
zwei öffentliche Fütterungen<br />
eingerichtet, die von den Pflegern<br />
kommentiert werden: bei<br />
den Krallenottern und an der<br />
Hauptfutterstelle für Vögel. An<br />
Veranstaltungstagen werden<br />
Standortbetreuungen eingerichtet,<br />
Zoobegleiter, die den<br />
Besuchern Rede und Antwort<br />
stehen, auf aktuelles Brutgeschehen<br />
aufmerksam machen<br />
oder die Schlafplätze der<br />
Flughunde zeigen.<br />
Sehr gut angenommen werden<br />
die in den Sommermonaten<br />
angebotenen Abendführungen,<br />
deren Höhepunkt ein<br />
nächtlicher Rundgang durch<br />
das Haus ist. Hier werden Tiere<br />
in Aktion erlebt – zum Beispiel<br />
die Flughunde – die tagsüber<br />
eher übersehen werden.<br />
“Forschungsreise in den RE-<br />
GENWALD” ist der Titel eines<br />
beliebten Kindergeburtstagsprogramms,<br />
bei dem Zoobegleiter<br />
die Kinder zu gezieltem<br />
Beobachten anleiten und<br />
ihnen Details aus dem großen<br />
Komplex anschaulich und erlebbar<br />
machen.<br />
Auch die Mitarbeiter der Zooschule<br />
haben eigene Konzepte<br />
entwickelt, das Haus zu erleben.<br />
Ein Beobachtungsblatt<br />
verhindert, dass die Kinder zu<br />
schnell durch die Halle rennen,<br />
ohne nach rechts und links zu<br />
schauen. Sie werden vielmehr<br />
gezwungen, an bestimmten<br />
Stellen zu verharren und genauer<br />
hinzuschauen.<br />
Klassen, die in den Genuss<br />
einer persönlichen Betreuung<br />
kommen, werden zunächst<br />
mit Details aus dem Regenwald<br />
vertraut gemacht. So<br />
werden ihnen hinter den Kulissen<br />
Insekten oder eine Schlange<br />
gezeigt und sie bekommen<br />
einen Einblick in die Futterküche.<br />
Ihr Blick wird somit geschärft<br />
für die Tatsache, dass<br />
sich die meisten Tiere im<br />
Regenwald verstecken oder<br />
so gut getarnt sind, dass wir<br />
sie kaum wahrnehmen. Außerdem<br />
lernen sie, andere Sinne<br />
als das Auge zu schärfen, um<br />
für den anschließenden Besuch<br />
der an Eindrücken überladenen<br />
Halle gewappnet zu<br />
sein.<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 16 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Doch wie ergeht es all den<br />
Besuchern, die nicht in den<br />
Genuss einer persönlichen<br />
Betreuung kommen?<br />
In der offenen Erlebnishalle<br />
reagieren viele zunächst verunsichert<br />
darauf, dass sie<br />
kaum Informationen erhalten<br />
und ohne Anleitung und die<br />
vielfach fehlende Geduld nicht<br />
viel sehen. Hier muss allerdings<br />
erwähnt werden, dass in<br />
der Konzeption des Hauses<br />
ein Faltblatt für jeden Besucher<br />
vorgesehen ist, das die Idee<br />
des Hauses erklärt und dem<br />
Besucher an jedem Standort<br />
eine individuelle Identifikation<br />
der Arten ermöglicht. Die<br />
“Ringbuchständer” stellen also<br />
nur ein Provisorium bis zur<br />
Realisierung des Faltblatts dar.<br />
Sehr gut angenommen wird<br />
der zentrale “Edukationsraum”.<br />
Die Mischung aus informativen<br />
Textteilen und interaktiven<br />
Erlebniselementen<br />
spricht eine breite Schicht von<br />
Besuchern an. Hauptanlaufpunkt<br />
für Kinder ist natürlich<br />
der zentrale Telefontisch, um<br />
den sich bald auch die Eltern<br />
scharen. Auch bei den “Erlebnisschubladen”<br />
sind es meist<br />
die Kinder, die die Erwachsenen<br />
nachlocken. Diese wiederum<br />
sind durch die Texttafeln in<br />
der Lage, ihren Kindern die<br />
Schauexponate wie das “mobile<br />
Sägewerk” oder die<br />
Schmuggelbehälter für Vögel<br />
zu erklären.<br />
Für viele ist es oft nur das anstrengende<br />
Klima, das sie davon<br />
abhält, Stunden in dem<br />
Raum zu verbringen.<br />
Und was insgesamt sehr positiv<br />
zu vermerken ist: die Exponate<br />
wie auch die Schubladen<br />
oder der Telefontisch werden<br />
von den Besuchern – und<br />
es handelt sich immerhin um<br />
Großstadtklientel – sehr pfleg-<br />
lich und mit Respekt behandelt.<br />
Eine Erfahrung, die Mut<br />
macht, auch in Zukunft interaktive<br />
Elemente und Schauexponate<br />
in pädagogische<br />
Konzeptionen zu integrieren.<br />
Ruth Dieckmann<br />
Zoo Köln<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 17 Begegnung Zoo
Mitten drin<br />
Informationsvermittlung in begehbaren Tiergehegen<br />
Die Darstellung komplexer Lebensräume<br />
und insbesondere<br />
die Einrichtung begehbarer<br />
Tiergehege gewinnen in der<br />
Tiergärtnerei eine immer größere<br />
Bedeutung. Ursache hierfür<br />
sind sowohl die veränderten<br />
Ansprüche der Zoobesucher<br />
an die modernen Tiergärten<br />
als auch die Anforderungen<br />
der Tiergärtner an<br />
Haltungsbedingungen, Darstellung<br />
und Vermittlung der<br />
Tiere.<br />
Folgerichtig ergeben sich hier<br />
auch Fragen an die Zoopädagogik.<br />
Wie wird sie der<br />
veränderten Sichtweise des<br />
Menschen auf das Tier im Zoo<br />
gerecht? Wie müssen Informationskonzepte<br />
für solche<br />
Gehege gestaltet werden?<br />
Sind herkömmliche Informationsweisen<br />
noch anwendbar?<br />
Inwieweit kann die Zoopädagogik<br />
die Entwicklung<br />
moderner Gehegekonzepte<br />
beeinflussen?<br />
Zunächst sollen hier einige Informationssysteme<br />
vorgestellt<br />
werden, bei denen zu überlegen<br />
ist, inwieweit sie sich für<br />
offene, begehbare Gehege eignen.<br />
Als erstes muss sicher<br />
der „Königsweg“ der Informationsvermittlung<br />
genannt werden,<br />
nämlich die direkte, persönliche<br />
Ansprache des Besuchers<br />
durch Zooführer,<br />
Volunteers oder Tierpfleger.<br />
Vielfach praktiziert und auch oft<br />
beschrieben, bietet sie sich für<br />
offene Gehege besonders an,<br />
können hier doch die Besucher<br />
mit den vielfältigen Intentionen<br />
solcher Gehege vertraut gemacht<br />
werden. Die Gehegegestaltung,<br />
die Zusammensetzung<br />
der Tierarten im Gehege,<br />
die Art der Bepflanzung, verschiedene<br />
Gestaltungsstrukturen<br />
(Hölzer, Felsen,<br />
Kletterhilfen), Klima, Wegführung<br />
und vieles mehr, was für<br />
ein solches Gehege wichtig ist,<br />
kann vom Besucher in seiner<br />
Bedeutung häufig nicht erkannt<br />
werden. Viel mehr noch als bei<br />
einem konventionellen Gehege<br />
erlebt der Besucher erst mit<br />
Hilfe des Zooführers einen vielfältigen,<br />
kompliziert aufgebauten<br />
Lebensraum. Dieses ideale<br />
zoopädagogische Konzept<br />
wird leider eingeschränkt<br />
durch enge personelle und finanzielle<br />
Grenzen. Daher wird<br />
man in vielen Fällen auf andere<br />
Methoden ausweichen<br />
müssen.<br />
Ein in Teilbereichen recht probater<br />
Ersatz können transportable<br />
Informationstafeln sein.<br />
Zwei auf sehr unterschiedliche<br />
Gehegetypen ausgerichtete<br />
Beispiele möchte ich hier vorstellen.<br />
Das erste befindet sich im<br />
Affenwald des Naturzoo<br />
Rheine. Dieses etwa ein Hektar<br />
große Areal mit einem alten<br />
Eichenbestand wird von ca.<br />
dreißig Berberaffen oder<br />
Magots bewohnt. Die Besucher<br />
können das Gehege<br />
durch eine Doppelschleuse<br />
betreten und werden auf einer<br />
großen Wegschleife durch das<br />
Gelände geführt.<br />
Berberaffen sind sehr aktive<br />
Tiere, die alle im Gehege befindlichen<br />
Strukturen zum Klettern<br />
und Spielen benutzen.<br />
Daher steht auch nur eine sehr<br />
robuste Tafel mit Hinweisen<br />
zum Besucherverhalten im<br />
Gehege. Informationen zur<br />
Biologie der Berberaffen erhalten<br />
die Besucher schon vor<br />
dem Eingangsbereich in einem<br />
für die Tiere nicht zugänglichen<br />
Areal. Diese Trennung<br />
zwischen Information und zu<br />
beobachtendem Tier erscheint<br />
uns für diesen Gehegetyp als<br />
die bestmögliche Lösung, sind<br />
die Tafeln so doch sicher vor<br />
ständiger Verschmutzung und<br />
Zerstörung.<br />
Die räumliche Trennung ist<br />
aber dann völlig unbefriedigend,<br />
wenn es um das Erkennen<br />
von Einzeltieren geht. Hier<br />
bieten wir den Besuchern eine<br />
andere Lösung an. Vor dem<br />
Eingang können sie aus einem<br />
Behälter eine laminierte Liste<br />
entnehmen und mit in das Gehege<br />
tragen. Auf ihr sind Name,<br />
Alter, Geschlecht und Ab-<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 18 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
stammung (soweit bekannt) aller<br />
Tiere verzeichnet. Außerdem<br />
enthält sie ein Tätowierungsportrait<br />
jedes Tieres.<br />
(Alle Berberaffen haben im<br />
Gesicht an verschiedenen<br />
Stellen Tätowierungen). Mit Hilfe<br />
dieser unterschiedlichen<br />
Portraits auf der Liste können<br />
die Besucher nun vor Ort<br />
Einzeltiere erkennen, bestimmen<br />
und ihnen persönliche<br />
Merkmale zuordnen. Zum<br />
Ende des Rundgangs sollen<br />
die Listen in die Behälter zurückgelegt<br />
werden.<br />
Da diese Blätter jährlich aktualisiert<br />
werden müssen, gelegentlich<br />
auch von den Affen<br />
entwendet und zerbissen oder<br />
von Besuchern eingesteckt<br />
werden, war die Entscheidung<br />
richtig, sie möglichst preiswert<br />
und einfach in der Herstellung<br />
zu halten, so dass ein Ersatz<br />
problemlos möglich ist. Wöchentlich<br />
müssen etwa ein bis<br />
zwei dieser laminierten<br />
Schwarz-weiß-Kopien nachgelegt<br />
werden.<br />
Anders gestaltet sich die Situation<br />
in der Ibis-Voliere. Dieses<br />
Gehege mit einer großen<br />
Wasserlandschaft und einem<br />
dichten Buschbestand im Hintergrund<br />
ist mit Rosa Löfflern,<br />
Scharlachibissen, Kuhreihern<br />
und Seidenreihern besetzt.<br />
Besucher können das Gehege<br />
durch eine Doppelschleuse<br />
betreten, werden seitlich hindurchgeführt<br />
und verlassen es<br />
auf der dem Eingang gegenüberliegenden<br />
Seite. In einer<br />
Schutzhütte am Weg befinden<br />
sich neben Sitzmöglichkeiten<br />
auch verschiedene z.T. interaktive<br />
Informationsmedien.<br />
Außerdem steht am Wegrand<br />
eine kleine Station mit Beobachtungstafeln.<br />
Sie enthalten<br />
die Namen sowie farbige<br />
Zeichnungen der Vögel im<br />
Brutkleid, Schlichtkleid und<br />
Jugendkleid sowie kurze<br />
Beobachtungshinweise. Die<br />
Besucher können eine Tafel<br />
entnehmen, Tier und Zeichnung<br />
direkt vergleichen und so<br />
feststellen, welches<br />
Stadium<br />
gerade sichtbar<br />
ist. Die Beschränkung<br />
auf<br />
vier Tiere, die<br />
deutliche optische<br />
Untergliederung<br />
sowie<br />
die sehr knappen<br />
Texte erleichtern<br />
das<br />
Zurechtfinden<br />
auf der Tafel.<br />
Da diese Tafeln<br />
farbig gestaltet<br />
und somit aufwändiger<br />
herzustellen<br />
sind,<br />
wäre ein Verlust<br />
ärgerlich.<br />
Wir haben sie<br />
auf 34x24 cm<br />
große 9mm<br />
starke Sperrholzplatten montiert.<br />
So sind sie einerseits vom<br />
Besucher sehr gut zu handhaben,<br />
andererseits aber so<br />
sperrig, dass sie weder versehentlich<br />
noch vorsätzlich eingesteckt<br />
oder verlegt werden.<br />
(Während der nun vierjährigen<br />
Nutzung gab es keinen einzigen<br />
Verlust!)<br />
An diesen Beispielen zeigt sich<br />
deutlich, dass Informationsmedien<br />
für begehbare Gehege<br />
viel stärker als solche für<br />
konventionelle Gehege auf die<br />
jeweiligen Bedingungen abgestimmt<br />
sein müssen. Selbstverständlich<br />
haben auch andere<br />
interaktive Bildungsmedien<br />
hier ihren Platz. Äußere Gestaltung<br />
und Ortswahl spielen<br />
aber bei ihnen eine besondere<br />
Rolle. Beide müssen sich in<br />
die Gestaltungselemente des<br />
Geheges einfügen, keinesfalls<br />
dürfen sie das Blickfeld dominieren<br />
oder die Wahrnehmung<br />
des Lebensraumes behindern.<br />
Diese Medien sollten nur das<br />
erläutern, was ständig oder<br />
möglichst oft zu beobachten<br />
ist. Ein Schild mit der ausführlichen<br />
Biologie eines Tieres,<br />
das sich meistens im Dickicht<br />
des Geheges versteckt hält,<br />
wirkt eher frustrierend. Eine<br />
kleine Tafel in der Nähe des<br />
Futterplatzes, an dem sich die<br />
Tiere oft aufhalten, ist sicher<br />
überzeugender.<br />
Hier hat man dann auch die<br />
Möglichkeit, Details wie beispielsweise<br />
Vogelschnäbel zu<br />
beobachten. Diese erstaunlichen<br />
Gebilde haben ja sehr<br />
unterschiedliche Aufgaben. Mit<br />
Hilfe bekannter Haushaltsgeräte<br />
(Pinzette, Sieb, Nussknacker<br />
usw.) kann die Funktion<br />
deutlich gemacht werden. Das<br />
ist am erfolgreichsten, wenn<br />
die Schnabelformen direkt nebenan<br />
bei den Tieren erkannt<br />
und sogar in Funktion beob-<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 19 Begegnung Zoo
achtet werden können.<br />
Hier wird deutlich, wie die<br />
Zoopädagogik einen Vorteil<br />
von großen Lebensraum-<br />
Gehegen nutzen kann, nämlich<br />
den verhältnismäßig hohen<br />
Aktivitätsgrad der Tiere .<br />
Geschickte Informationsvermittlung<br />
wird den Besucher<br />
anleiten, diese Aktivitäten wirklich<br />
zu beobachten und in ihrer<br />
Bedeutung richtig zu erkennen.<br />
Wenn beispielsweise die<br />
Besucher des Webervogel-<br />
Geheges die kompliziert gebauten<br />
Nester sehen, wird ihnen<br />
sicher die großartige Leistung<br />
dieser Baumeister nicht<br />
auf Anhieb deutlich. Diese Fähigkeit<br />
erscheint aber plötzlich<br />
in einem ganz neuen Licht,<br />
wenn sie auf einer Tafel nebenan<br />
die komplizierten Knotentechniken<br />
sehen, in einem<br />
Schaukasten den Nestbau in<br />
verschiedenen Original-Stadien<br />
erkennen, und wenn sie<br />
dann noch aufgefordert werden,<br />
an einem aufgehängten<br />
Bastfaden-Büschel ähnliche<br />
Knoten zu machen, und das<br />
nur mit zwei Fingern, (schließlich<br />
benutzen die Webervögel<br />
auch nur den Oberschnabel<br />
und den Unterschnabel).<br />
Da den ganzen Sommer über<br />
irgendwo in der Voliere direkt<br />
vor den Augen der Besucher<br />
geknotet und gebaut wird, ist<br />
dieses Verhalten stets gut zu<br />
beobachten.<br />
Zum Schluss möchte ich noch<br />
einen kurzen Blick auf eine<br />
weitere Besonderheit richten:<br />
Dargestellte Lebensräume ermöglichen<br />
in besonderem<br />
Maße einen emotionalen Zugang.<br />
Besucher empfinden<br />
solche Gehege meistens als<br />
schön, harmonisch, vielfältig<br />
oder auch als geheimnisvoll.<br />
Beim Zustandekommen solcher<br />
Empfindungen spielt nicht<br />
nur unser „Haupt-Sinn“, nämlich<br />
das Auge, eine Rolle. In<br />
starkem Maße sind auch das<br />
Gehör, der Geruchssinn und<br />
die Hautwahrnehmung (Temperatur,<br />
Berührung) beteiligt.<br />
Ganz gleich ob man den Besucher<br />
in einem warmen,<br />
dunklen Raum mit Bildern und<br />
Tönen auf ein Tropenhaus einstimmt<br />
oder ob junge Besucher<br />
des Storchenreservates<br />
in einem Storchennest zusammenrücken<br />
und<br />
die Nestwärme spüren,<br />
immer vertiefen<br />
diese (Nach-)Empfindungen<br />
die Eindrücke<br />
und Wahrnehmungen<br />
im dargestellten<br />
Lebensraum.<br />
Diese wenigen vorgestellten<br />
Beispiele<br />
zeigen, wie mit verhältnismäßig<br />
geringem<br />
Aufwand speziell<br />
für begehbare Gehege<br />
geeignete Informationssysteme<br />
konzipiert werden<br />
können. Unsere Erfahrung<br />
zeigt, dass<br />
sie vom Besucher<br />
intensiv genutzt werden.<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 20 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Bild 3:<br />
Durch den Vergleich mit Haushaltsgeräten<br />
lernt man die<br />
Schnabelfunktion zu verstehen.<br />
Bild 4 :<br />
Knoten machen nur mit zwei<br />
Fingern, das ist nicht einfach.<br />
Gleich nebenan zeigen die<br />
Webervögel, wie’s geht.<br />
Bild 5:<br />
Brutkleid-Schlichtkleid-<br />
Jugendkleid<br />
Mit Hilfe der Tafel kann man die<br />
verschiedene Stadien unterscheiden.<br />
Bild 6 :<br />
Im Storchennest kann man<br />
sich wohl fühlen.<br />
Hans Röttger<br />
NaturZoo Rheine<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 21 Begegnung Zoo
Gehege-Interpretation als wichtige Methode der zoopädagogischen Arbeit<br />
Vorbemerkung<br />
Über die Notwendigkeit conservation<br />
education zu<br />
praktizieren, ist man sich einig.<br />
Als ich das erste Mal 1984 in<br />
Edinburgh (IZE, Newsletter 13,<br />
Proceedings, 1984) davon hörte,<br />
war ich allerdings verwundert,<br />
dass es im Wesentlichen<br />
nur um Appelle ging.<br />
Seit mehr als 25 Jahren wird<br />
also eine konsequente Hinwendung<br />
zum Artenschutz<br />
gefordert (World Conservation<br />
Strategy [WCS] 1975); die<br />
Welt-Zoo-Naturschutzstrategie<br />
von 1993 betont:<br />
„Tiere aus der Natur müssen<br />
einen Beitrag zum Erhalt ihrer<br />
frei lebenden Artgenossen leisten,<br />
entweder durch ihren optimalen<br />
Einsatz in Erziehungsprogrammen<br />
und/oder durch<br />
ihren Beitrag zum Erhalt bedrohter<br />
Arten innerhalb von<br />
Zucht- und Forschungsprogrammen.“<br />
(WZNS, S.42,<br />
5.8,3)<br />
Die beiden anderen wichtigen<br />
Aufgaben Zoologischer Gärten<br />
(Erholung, Forschung) haben<br />
sich dem unterzuordnen. Auch<br />
wenn diese Aussage der<br />
WZNS verschiedentlich nicht<br />
so gesehen wird, und die<br />
Gleichwertigkeit der vier Hauptaufgaben<br />
betont wird, bleibt<br />
unabhängig von der Betonung<br />
oder Gewichtung der Ziele<br />
Zoologischer Gärten bestehen,<br />
dass es heute um die Umsetzung<br />
des Artenschutzes gehen<br />
muss: in-situ und ex-situ !<br />
(in den Zoos = ex-situ und „vor<br />
Ort“ = in-situ).<br />
Erstaunlicherweise finden sich<br />
in den zahlreichen Veröffentlichungen<br />
zur Thematik kaum<br />
Hinweise, wie man conservation<br />
education betreibt.<br />
Wenn solche Anregungen fehlen,<br />
kann dies zwei Gründe<br />
haben. Entweder ist die Umsetzung<br />
derart einfach, dass<br />
man keine Erklärungen benötigt<br />
oder sie ist so diffizil, dass<br />
man sich lieber mit allgemein<br />
gehaltenen Aussagen begnügt.<br />
Ich tendiere zur zweiten<br />
Annahme. Denn jeder Zoopädagoge<br />
wird schon selbst<br />
erfahren haben, dass beim<br />
Zoo-Publikum für den Artenschutz<br />
zwar eine gewisse Aufgeschlossenheit<br />
vorhanden ist<br />
(WOLTERS, 1996), sie aufzugreifen<br />
und Sachinformationen<br />
besuchergerecht zu vermitteln<br />
aber oft schwierig ist. Die bloße<br />
Nennung von Fakten ermüdet<br />
eher, als dass sie das Interesse<br />
fördert.<br />
Im Folgenden möchte ich zeigen,<br />
dass es praktikable Methoden<br />
gibt, mit denen sich die<br />
Thematik veranschaulichen<br />
lässt - nicht nur für Schüler,<br />
sondern auch für den „Durchschnittsbesucher“,<br />
in jedem<br />
Zoo und an fast allen Gehegen.<br />
1 Zielstellung<br />
Gehege-Interpretation ist keine<br />
„angewandte Zookritik“. Gehege-Interpretation<br />
bedeutet<br />
nicht die Diskussion bestehender<br />
Vorzüge oder Nachteile<br />
spezifischer Gehege.<br />
Worum geht es aber dann ?<br />
Gehegeinterpretation ist die<br />
Deutung der Lebensbedingungen<br />
von Zootieren in ihren jeweiligen<br />
Gehegen, ihren<br />
„Sekundärbiotopen“ oder „Ersatzhabitaten“.<br />
Somit löst die Gehege-Interpretation<br />
eine Forderung<br />
derWelt-Zoo-Naturschutzstrategie,<br />
die Unterstützung des<br />
Artenschutzes durch die Zoopädagogik,<br />
ein! Jeder Zoopädagoge<br />
muss für alle Besucherschichten<br />
ein adäquates<br />
Angebot aufbereiten, das für<br />
Schüler und Lehrer anders<br />
aussehen muss als für<br />
Stammbesucher oder Mitglieder<br />
eines Familienausflugs.<br />
Wenn jeder Besucher nach<br />
seinem Zoobesuch mit dem<br />
Gefühl nach Hause ginge, „in<br />
diesem Zoo würde ich gern ein<br />
Tier sein“, wäre viel erreicht.<br />
Was ist zu tun?<br />
Selbstredend sind die Gegebenheiten<br />
in jedem Zoo oder<br />
Tierpark anders. Dennoch gibt<br />
es in jeder Einrichtung tiergerecht<br />
gestaltete „Durchschnittsgehege“.<br />
Damit ein<br />
Klammeraffe (Ateles ssp.) seine<br />
natürlichen Bewegungsabläufe<br />
ausüben kann, braucht er<br />
keine echten Lianen, Seile tun<br />
es auch. Sie sind nicht nur haltbarer,<br />
sondern oft auch aus hygienischen<br />
Gründen sinnvoller.<br />
Mähnenspringer (Ammotragus<br />
lervia) brauchen keine<br />
Sandsteinfelsanlagen wie im<br />
Zoo Berlin, um klettern und die<br />
Hufe abnutzen zu können. Mit<br />
Betonanlagen haben wir auch<br />
keine tiergartenbiologischen<br />
Interpretationsprobleme, wohl<br />
aber ästhetische.<br />
Was ist nötig?<br />
In zwei Schritten möchte ich<br />
das aufzeigen. Zunächst werde<br />
ich ein paar theoretische<br />
Anmerkungen machen und<br />
diese anschließend an einem<br />
Gehege veranschaulichen.<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 22 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Sandsteinfelsen, naturnah für Mähnenspringer<br />
2 Was macht Gehege-<br />
Interpretation aus?<br />
Interpretation bedeutet zunächst<br />
Erklärung dessen, was<br />
vorhanden ist. Je abstrakter<br />
die Infrastruktur eines Gehe-<br />
ges ist, desto mehr muss erklärt<br />
werden. Je naturnäher ein<br />
Gehege ist, desto leichter verstehen<br />
Besucher, wie die Tiere<br />
den Raum nutzen.<br />
Betonanlage für Mähnenspringer<br />
Der erste Schritt...<br />
Zunächst muss man sich bei<br />
jedem Gehege fragen:<br />
„Können die Tiere hier ihre natürlichen<br />
Bedürfnisse befriedigen?“<br />
Zur Beantwortung dieser Frage<br />
sind die „DITTRICH-Kriterien“<br />
hilfreich.<br />
Der zweite Schritt...<br />
erkundet die Frage, welche<br />
Ansprüche die jeweilige Zielgruppe<br />
hat. Was sollen (müssen,<br />
wenn man in Lehrplänen<br />
zu denken gezwungen ist)<br />
Schüler über Tierhaltung ler-<br />
nen? Was sollen Zoobesucher<br />
über Tierhaltung erfahren, und<br />
welche besonderen Informationen<br />
brauchen Stammbesucher?<br />
Der dritte Schritt...<br />
ist schließlich die Methodenwahl.<br />
Für Schüler ist es am<br />
günstigsten, wenn sie möglichst<br />
selbstständig und selbsttätig<br />
etwas herausfinden.<br />
Dem „normalen“ Besucher<br />
muss der Zugang zur Thema-<br />
tik erlauben, Kompromisse in<br />
der Tierhaltung zu erkennen<br />
und zu verstehen.<br />
Der Stammbesucher schließlich<br />
braucht in begrenztem<br />
Umfang Zusatzinformationen,<br />
denn Stammbesucher sind<br />
Multiplikatoren ganz besonderer<br />
Art. Stammbesucher sprechen<br />
von sich aus häufig andere<br />
Besucher an, und sollten<br />
einen Informationsvorsprung<br />
haben, um tatsächlich Information<br />
weitergeben zu können.<br />
Diesen kann und sollte<br />
man ihnen in Spezialführungen<br />
geben.<br />
Der vierte Schritt - die Um-<br />
setzung...<br />
Will man dem Besucher das<br />
Verhalten von Zootieren erklären,<br />
muss man Anthropomorphismen<br />
abbauen. Der Besucher<br />
muss verstehen, dass er<br />
nicht seine subjektiven Maßstäbe<br />
anlegen darf, sondern<br />
von den „unverzichtbaren“ Ansprüchen<br />
der Tiere ausgehen<br />
muss. Diejenigen Verhaltensmorphologien<br />
sind besonders<br />
geeignet, die zuverlässig, quasi<br />
abrufbar, beobachtet werden<br />
können und deren Bedeutung<br />
für das Tier leicht nachzuvollziehen<br />
sind.<br />
Das Anlegen der „DITT-<br />
RICH-Kriterien“, die der verdienstvolle<br />
Zoodirektor aus<br />
Hannover aufgestellt hat, beantwortet<br />
die Fragen nach<br />
dem „Adaptationsgrad“ der<br />
Zootiere!<br />
‣ Das erste „Dittrich-<br />
Kriterium“ fragt: Werden die<br />
Tiere vollwertig ernährt?<br />
Die Antwort auf diese Frage ist<br />
ohne Problem zu geben.<br />
‣ Das zweite Kriterium<br />
lautet: Befinden sich die Tiere<br />
in einem guten Allgemeinzustand?<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 23 Begegnung Zoo
leibt es länger haften (didaktisches<br />
Grundprinzip der Selbsttätigkeit).<br />
Am Beispiel der Berliner Limikolen-Anlage<br />
lässt sich die Methode<br />
der Gehege-Interpretation<br />
gut veranschaulichen.<br />
Erleichternd für die Umsetzung<br />
dieser Methode ist eine<br />
möglichst unterschiedliche<br />
Raumnutzung durch die verschiedenen<br />
Arten. Raumbezogenes<br />
Verhalten ist bei<br />
territorialen Arten leicht zu beobachten,<br />
da hier nur vergleichsweise<br />
wenige Raumsetzten<br />
Gruppen leben. Anders<br />
ausgedrückt:<br />
Ethopathien treten häufig dort<br />
auf, wo das Sozialgefüge nicht<br />
stimmt, wenn die „eher selbstverständlichen“<br />
Grundkriterien<br />
nicht berücksichtigt sind oder<br />
werden können.<br />
Auch hier gibt es mit der Antwort<br />
wenig Probleme. Allerdings<br />
sind manchmal Zusatzinformationen<br />
hilfreich, z.B. bei<br />
den Pinguinen: „Die Tiere befinden<br />
sich in der Mauser“,<br />
dann wird wohl kaum ein Zoobesucher<br />
sich über den „gerupften<br />
Zustand“ der Vögel<br />
Gedanken machen - es geht<br />
ihnen also nicht schlecht.<br />
‣ Das dritte Kriterium<br />
formuliert die Frage, ob die<br />
Tiere im Zoo in sozial ausgewogenen<br />
Gruppen gehalten<br />
werden.<br />
Gibbons oder Krallenaffen leben<br />
im Familienverband,<br />
Kattas oder Paviane in Gruppen.<br />
Günstig sind zur Veranschaulichung<br />
der sozialen Organisationsform<br />
solche Tierarten,<br />
die sich aufgrund ihrer<br />
unterschiedlichen natürlichen<br />
Sozialstruktur im betreffenden<br />
Tierpark zeigen und vergleichen<br />
lassen.<br />
‣· Das vierte Kriterium<br />
betrachtet die erfolgreiche<br />
Fortpflanzung im Zoo.<br />
Um diese Frage zu beantworten,<br />
braucht man nicht eben<br />
erst geborene Jungtiere. Hier<br />
hilft schon der Hinweis auf die<br />
Altersmischung.<br />
‣ Das fünfte Kriterium<br />
schließlich beleuchtet den<br />
Aspekt des tiergerechten<br />
Verhaltens.<br />
Hier sollte man sich zunächst<br />
selbst fragen, welche Verhaltensweisen<br />
einfach zu erklären<br />
sind und dann überlegen,<br />
bei welchen die Besucher<br />
Verständnisprobleme haben.<br />
Hat man die vier ersten Punkte<br />
mit „Ja“ beantwortet, kann<br />
es bei Punkt 5 kaum mehr zu<br />
einem „Nein“ kommen. Tiere<br />
können sich nur dann tiergerecht<br />
verhalten, wenn sie in<br />
sozial richtig zusammenge-<br />
Natürlich ist das etwas vereinfacht<br />
und generalisierend ausgedrückt<br />
- aber doch im Kern<br />
zutreffend.<br />
So erscheint das Zuchtgehege<br />
der Berliner Spitzmaulnashörner<br />
(Diceros bicornis) dem<br />
Durchschnittsbesucher auf<br />
den ersten Blick „trostlos“,<br />
doch zeigt sich bei der Auswertung<br />
einer Gehege-Grundriss-Skizze<br />
und dem anschließenden<br />
überprüfenden Vergleich,<br />
dass an den Infrastrukturen<br />
alle Verhaltensmorphologien,<br />
die für das natürliche<br />
Verhalten kennzeichnend<br />
sind, ablaufen.<br />
3 Konkrete Beispiele<br />
3.1 Unterrichtsmöglich-<br />
keiten<br />
Wenn, was gelernt werden<br />
soll, durch eigenes Tun selbst<br />
herausgefunden werden kann,<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 24 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Spitzmaulnashorns, einer<br />
Limikolen-Anlage oder einem<br />
x-beliebigen anderen Gehege<br />
lässt sich zuvor anhand der<br />
Bewertung der spezifischen<br />
Lebensansprüche klären<br />
(Was braucht das Tier<br />
essenziell?)<br />
Das kann man mit Hilfe von<br />
Texten zur Biologie der entsprechenden<br />
Arten herausfinden<br />
und zusammenstellen lassen<br />
und anschließend am Gehege<br />
überprüfen.<br />
Hier gibt es neben der Möglichkeit,<br />
ethologische Fragestellungen,<br />
ethoökologische Bezüge<br />
und abstammungsgeschichtliche<br />
Aspekte (z.B.<br />
über Einnischungsfragen)<br />
aufzugreifen auch gute Aussichten,<br />
die Artenkenntnis zu<br />
erweitern. Biologische Arbeitsweisen<br />
lassen sich einführen<br />
und schulen, z.B. zur<br />
Vorbereitung einer Exkursion<br />
(Klassenfahrt) an die Küste<br />
(deduktives Verfahren).<br />
Oder man nimmt die Gehege-Infrastrukturen<br />
zunächst<br />
in die Skizze auf und kann in<br />
einem zweiten Schritt durch<br />
Beobachtung herausfinden,<br />
welche Bedeutung sie für das<br />
Tier haben (induktives Verfahren).<br />
strukturen (Gehege-Infrastrukturen)<br />
berücksichtigt werden<br />
müssen. Die Verhaltensmorphologien<br />
lassen sich diesen<br />
Strukturen - nach Beobachtung<br />
mit Hilfe der Grundriss-Skizze<br />
- ohne Schwierigkeiten<br />
zuordnen.<br />
Doch gelingt dies auch bei<br />
komplexeren Raumbezügen,<br />
wie am Beispiel der Limikolen<br />
gezeigt werden kann.<br />
Die Methode hat einen weiteren<br />
Vorteil: Man kann sowohl<br />
deduktiv als auch induktiv verfahren.<br />
Die Bedeutung der Infrastrukturen<br />
im Habitat eines<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 25 Begegnung Zoo
3.2 Besucherinformation<br />
Wichtig ist, dass den Besucher<br />
die Informationen interessieren.<br />
Häufig unterhalten sich Besucher<br />
über die Einrichtung von<br />
Gehegen, vor allem an „Brennpunkten“,<br />
wo die abstrakte Infrastruktur<br />
eine Erklärung nicht<br />
von selbst liefert.<br />
Hier reicht oft schon der Hinweis<br />
auf die Beschäftigung der<br />
Tiere (z.B. durch Futter), um<br />
ein Verständnis anzubahnen!<br />
Zwischen den Strohhalmen<br />
auf dem Käfigboden nach Sämereien<br />
zu suchen, kostet die<br />
Primaten viel Zeit. Die Futtersuche<br />
in der Natur auch. Hinweise<br />
auf die Bedeutung dieses<br />
Beschäftigungsfutters findet<br />
man leider noch selten.<br />
Sich wiederholende Beschriftungsformen<br />
ermüden und reizen<br />
nicht zum Lesen! Kurze,<br />
prägnante Hinweise reichen<br />
völlig aus (z.B. ein Hinweis auf<br />
die Mauser der Pinguine). Bisweilen<br />
sollte man sie aber<br />
durch ansprechende Texte ergänzen,<br />
vor allem, wenn sich<br />
ein auffälliges Verhalten nicht<br />
einfach erklären lässt.<br />
Kurzfassung des im Rahmen<br />
der 4. Regionaltagung Ost im<br />
Zoo Eberswalde gehaltenen<br />
Referats, der vollständige Text<br />
kann beim Autor angefordert<br />
werden.<br />
Lit.: Wolters, J.: Die neue Umweltdebatte.<br />
Herausforderung<br />
auch an Zoologische Gärten.<br />
Zookunft 2, 1996, 188-205<br />
Dittrich, L.: Tiergartenbiologische<br />
Kriterien...<br />
In: Militzer, K. (Hrsgb.): Wege<br />
zur Beurteilung tiergerechter<br />
Haltung bei Labor-, Zoo- und<br />
Haustieren. Schriftenreihe:<br />
Versuchstierkunde <strong>12</strong>, Hamburg,<br />
Berlin: Parey<br />
4 Zusammenfassung<br />
Gehege-Interpretation und<br />
Verhaltens-Interpretation sind<br />
gute Möglichkeiten, anthropomorphe<br />
Betrachtungsweisen<br />
bezüglich der Haltungsbedingungen<br />
von Zootieren zu<br />
korrigieren.<br />
Gehege-Interpretationen werden<br />
mit erprobten Methoden<br />
durchgeführt und sind keine<br />
Form der Zoo-Kritik, sondern<br />
begegnen ungerechtfertigter<br />
Kritik im Vorfeld. Gehege-Interpretationen<br />
sollten jedem<br />
Zoopädagogen geläufig<br />
sein.<br />
Robert Pies-Schulz-Hofen<br />
Zoologischer Garten Berlin<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 26 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
6. Regionaltagung-Ost im Zoo Eberswalde<br />
Im kleinen aber feinen Zoo in<br />
Eberswalde, kamen 1/3 Hundert<br />
Zoopädagogen zu ihrer 6.<br />
Regionaltagung vom 3.-5. Mai<br />
2001 zusammen. Neben vielen<br />
bekannten Gesichtern waren<br />
auch einige neue zu entdecken.<br />
Nach der herzlichen Begrüßung<br />
durch den Direktor der<br />
Einrichtung, Dr. Hensch,<br />
machte uns unser bewährter<br />
Kollege Robert Pies-Schulz-<br />
Hofen in seinem Einführungsvortrag<br />
souverän mit dem Generalthema<br />
„Gehegeinterpretation“<br />
bekannt. Für die erfahrenen<br />
Kollegen wurde Bekanntes<br />
wieder in Erinnerung<br />
gebracht und den weniger erfahrenen<br />
wurden Möglichkeiten<br />
zur Gruppenarbeit zum<br />
Thema für unterschiedliche<br />
Klassenstufen aufgezeigt. Die<br />
anschließende praktische Umsetzung<br />
erfolgte nach der alten<br />
Pädagogenweisheit „Du<br />
sollst von Deinen Schülern<br />
nicht mehr verlangen, als Du<br />
selbst in der Lage bist zu tun“<br />
und das war nicht ganz problemlos<br />
zu lösen.<br />
Der erste Abend wurde durch<br />
ein gemeinsames Wildschweinessen,<br />
gesponsert<br />
von der Direktion des Zoos,<br />
beendet. Bei angeregtem<br />
Fachsimpeln und gemütlichem<br />
Beisammensein ging<br />
der erste Tag zu Ende.<br />
Am Samstag war es dann unsere<br />
Kollegin Kathrin Matthieu<br />
aus dem Tierpark Görlitz, die<br />
über die Gestaltung von Tierschildern<br />
bzw. Beschilderung<br />
berichtete.<br />
Für den letzten Tag, den Sonntag,<br />
war eine Exkursion in das<br />
Biosphärenreservat Schorfheide/Chorin<br />
vorgesehen. Da<br />
sich das Wetter zusehends verschlechterte,<br />
nahmen nur wenige<br />
Kollegen daran teil, zumal<br />
die von weiter Angereisten<br />
schon die Heimreise angetreten<br />
hatten.<br />
Ein großes Lob und einen besonderer<br />
Dank gilt unserer<br />
Kollegin Doris Punge, selbst<br />
erst kurze Zeit als Zoopädagogin<br />
tätig, mit ihrem Team,<br />
die nach einer exzellenten Vorbereitung<br />
die problemlose<br />
Durchführung möglich machten.<br />
Gerd Stadie<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 27 Begegnung Zoo
Beobachtungen an Mandrills (Papio sphinx) im Zoo Dresden:<br />
Ergebnisse einer Schülerjahresarbeit<br />
In der Zooschule des Zoo Dresden<br />
hatten wir im Sommer 2000<br />
die Möglichkeit, eine auch für<br />
Zoopädagogen nicht alltägliche<br />
Schülerbetreuung zu übernehmen.<br />
Normalerweise stellt die<br />
Begleitung von Schulklassen<br />
über jeweils wenige Schulstunden<br />
zu ausgewählten Themen<br />
auch bei uns das Gros der Aufgaben<br />
dar. Längerfristige<br />
Beobachtungsaufgaben von<br />
Schülern oder Studenten werden<br />
meistens nicht von uns<br />
Zoopädagogen betreut. Dagegen<br />
war der Wunsch von Hermann<br />
Sonntag, damals 13jähriger<br />
Schüler der 8. Klasse der<br />
Waldorf-Schule, im Rahmen<br />
einer Jahresarbeit im Zoo<br />
Verhaltensbeobachtungen<br />
durchzuführen, eine Herausforderung.<br />
Nach einer Führung<br />
durch den Zoo entschied sich<br />
Hermann sofort dazu, die<br />
Mandrillgruppe als Ziel seiner<br />
Beobachtungen zu nehmen.<br />
Doch wie sollte man - insbesondere<br />
vor dem Hintergrund, den<br />
Schüler möglichst selbständig<br />
arbeiten zu lassen - an die Aufgabe<br />
herangehen?<br />
Die Aufgabenstellung<br />
Zunächst hat Hermann frei<br />
beobachtet. Diese Phase des<br />
„erst mal gucken“ diente Hermann<br />
dazu, die immerhin aus<br />
6 Tieren bestehende Mandrillgruppe<br />
kennen und die Tiere<br />
unterscheiden zu lernen. Jedes<br />
Tier wurde etwa 10 Minuten<br />
beobachtet und alle erkennbaren<br />
Verhaltensweisen<br />
protokolliert.<br />
Bald erschien eine systematische<br />
Beobachtung notwendig,<br />
um eine bessere Auswertung<br />
zu gewährleisten. In dieser<br />
zweiten Beobachtungsphase<br />
wurde die Beobachtung auf<br />
Einzeltiere fokussiert: Über 10<br />
Minuten wurde alle 10 Sekunden<br />
das Verhalten des jeweiligen<br />
Tieres protokolliert.<br />
Der Beobachtungszeitraum<br />
begann am <strong>12</strong>. April und endete<br />
am 15. September. Insgesamt<br />
gingen 2.040 Einzelbeobachtungen<br />
in die Arbeit ein.<br />
Die Mandrills im Zoo Dresden<br />
Der Mandrill (Papio sphinx) ist<br />
nach den Menschenaffen der<br />
größte Affe. Männchen können<br />
ein Gewicht bis über 35 kg erreichen.<br />
Die Tiere leben in<br />
Wäldern des westlichen Zentralafrika.<br />
Charakteristisch ist<br />
ihre auffällige Färbung, die besonders<br />
bei den männlichen<br />
Tieren ausgeprägt ist. Die Tiere<br />
leben in Gruppen, die zumeist<br />
von einem Alpha-Männchen<br />
angeführt werden.<br />
Zur Zeit der Beobachtungen<br />
bestand die Gruppe der Mandrills<br />
im Dresdener Zoo aus<br />
insgesamt 6 Tieren (Abb. 1).<br />
Die Tiere leben im Zoo Dresden<br />
seit Januar 1999 im neuen<br />
Afrikahaus. Den Tieren<br />
steht ein Innengehege mit drei<br />
Ebenen im Afrikahaus, eine<br />
Außenanlage, sowie ein dazwischen<br />
gelegener, von den<br />
Besuchern abgetrennter Bereich<br />
zur Verfügung.<br />
Benny Gitte Heidi Kjeld Gretel Egon<br />
Alpha-Männchen Weibchen Weibchen Männchen Weibchen Männchen<br />
geb. 1986 geb. 1986 geb. 1994 geb. 1996 geb. 1998 geb. 1999<br />
Abb. 1: Die Mandrills im Dresdener Zoo im Sommer 2000. Zeichnung: D. Nawrocki nach Fotos von H. Sonntag.<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 28 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Ergebnisse aus der Jahres-<br />
arbeit<br />
Diese Arbeit erlaubt keine statistisch<br />
fundierten Aussagen<br />
bezüglich der Mandrills. Die<br />
noch unwissenschaftliche Ausdrucksweise<br />
schmälert die Leistung<br />
des Schülers keineswegs.<br />
Bei aller Unvollkommenheit<br />
zeigte sich doch, dass die Vermutungen,<br />
die Hermann bezüglich<br />
des Verhaltens der Mandrills<br />
hatte (siehe unten), im<br />
Wesentlichen zutrafen. Genau<br />
dies soll mittels dreier Auszüge<br />
aus der Jahresarbeit von Hermann<br />
gezeigt werden. Diese<br />
beschäftigen sich mit dem<br />
Spielverhalten, den Sozialkontakten<br />
zwischen den Tieren<br />
und der räumlichen Nutzung<br />
des Innengeheges.<br />
Spielverhalten<br />
Das Spielverhalten ist in Abb.<br />
2 dargestellt. Hermann hat<br />
zwischen Bewegungs-, Objekt-<br />
und Sozialspiel unterschieden.<br />
Egon führt als einziger alle<br />
Spielweisen durch. Er spielt<br />
nur mit Gretel und Gretel auch<br />
nur mit ihm. Ansonsten spielen<br />
keine Tiere miteinander.<br />
Kjeld macht oft Bewegungsspiele.<br />
Er spielt wahrscheinlich<br />
gerne, leider spielt aber<br />
keiner mit ihm und so muss er<br />
mit sich selbst spielen. Egon,<br />
Gretel und Kjeld sind überhaupt<br />
die einzigen Tiere, die<br />
spielen.“<br />
Sozialkontakte<br />
Tabelle 1 zeigt die sozialen Kontakte,<br />
die Hermann beobachtete.<br />
die, die Sozialkontakte empfangen,<br />
also nehmen. Unter<br />
bzw. neben der Tabelle stehen<br />
die Summen - wie viel jeder<br />
gibt bzw. bekommt. Wiederum<br />
darunter bzw. daneben steht<br />
der Rang. Der erste Rang gibt<br />
an, wer am meisten gibt bzw.<br />
bekommt.<br />
Man erkennt:<br />
Gitte und Egon haben sehr viele<br />
Sozialkontakte gehabt. Das<br />
lässt sich sehr einfach erklären.<br />
Egon ist Gittes Sohn. Und Mutter<br />
und Sohn haben eben sehr<br />
viele Sozialkontakte. Auch<br />
Abb. 2 : Spielverhalten der 6 Mandrills im Dresdener Zoo im Sommer 2000.<br />
Hermann schreibt dazu:<br />
„Vergleich der Spielweisen“<br />
In diesem Diagramm sind die<br />
drei Spielweisen verglichen<br />
(Bewegungsspiel, Objektspiel<br />
und Sozialspiel). Auf der y-<br />
Achse ist die Häufigkeit des<br />
Spielverhaltens dargestellt.<br />
Man erkennt:<br />
Hermann schreibt dazu:<br />
„Die Sozialkontakte“<br />
Diese Tabelle stellt die Sozialkontakte<br />
der Tiere untereinander<br />
dar. Die an der Seite stehenden<br />
Tiere sind die, die Sozialkontakte<br />
aufbauen, also geben.<br />
Die Tiere, die auf der Horizontalen<br />
oben stehen, sind<br />
dass Gitte mehr Sozialkontakte<br />
gibt, lässt sich so gut<br />
nachvollziehen. Kjeld bekommt<br />
sehr wenige Sozialkontakte,<br />
er hat da den letzten<br />
Rang, er gibt aber relativ viel.<br />
Das könnte bedeuten, dass<br />
Kjeld nicht gemocht wird[....].<br />
Die Sozialkontakte zwischen<br />
Egon und Gretel entstanden<br />
vor allem durch das viele Spielen,<br />
was sie oft machen, da sie<br />
beide Jungtiere sind.<br />
Die Sozialkontakte von Gitte<br />
und Gretel kamen vor allem<br />
durch „grooming“. Grooming<br />
ist der Fachbegriff für „Lausen“.<br />
Es dient der Fellpflege<br />
und stärkt die sozialen Beziehungen.<br />
Gretel pflegt meistens<br />
Gitte, wahrscheinlich um die<br />
soziale Beziehung zu ihrer<br />
Mutter zu erhalten. Benny hat<br />
sehr wenig Sozialkontakte.<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 29 Begegnung Zoo
Benny ist ja der Boss und deswegen<br />
traut sich wahrscheinlich<br />
keiner an ihn ran.“<br />
Die Gehegeausnutzung durch<br />
die Tiere (in Prozent) ist exemplarisch<br />
für das Innengehege<br />
im Afrikahaus in Abb. 3 dargestellt.<br />
Das Innengehege weist<br />
neben Klettermöglichkeiten<br />
drei Ebenen sowie zwei Durchgänge<br />
zum Innenbereich und<br />
weiter zur Außenanlage auf.<br />
Die Ebenen werden von oben<br />
nach unten als Ebene 1 bis 3<br />
bezeichnet.<br />
Abb. 3:<br />
Nutzung des Mandrill-Innengehege im Afrikahaus. Dargestellt<br />
ist der relative Aufenthalt der Tiere bezogen auf die drei Ebenen.<br />
Hermann schreibt dazu:<br />
“Beschreibung zum Diagramm<br />
1“ [Abb. 2]<br />
Auf diesem Diagramm ist verglichen,<br />
wie die Tiere die Ebenen<br />
im Afrikahaus nutzen. Auf<br />
der y-Achse ist die Häufigkeit<br />
des Aufenthaltes auf den drei<br />
Ebenen in Prozent dargestellt.<br />
Die gesamte Säule (100 %)<br />
beinhaltet alle Beobachtungen,<br />
die im Afrikahaus vom betreffenden<br />
Tier gemacht wurden.<br />
Man erkennt:<br />
Benny nutzt die dritte Ebene<br />
nie. Das kann erstens damit<br />
zusammenhängen, dass<br />
Benny zu faul ist, soweit hinunter<br />
zu gehen und zweitens<br />
um die Familie überblicken zu<br />
können. Seiner Rangposition<br />
gemäß will er auf die anderen<br />
hinunter sehen.<br />
Im Gegensatz zu Benny ist<br />
Kjeld am häufigsten auf der<br />
untersten Ebene gewesen. Da<br />
zeigt sich, dass Kjeld das<br />
rangniedrigste Tier ist. Er<br />
weicht den Anderen damit<br />
aus.“<br />
Resumee<br />
Grundsätzlich stellen Langzeitbeobachtungen<br />
im Zoo<br />
eine Möglichkeit dar, die<br />
Haltungsbedingungen zu bewerten.<br />
Dies setzt eine Auseinandersetzung<br />
mit den beobachteten<br />
Tieren voraus. Die<br />
Arbeit von Hermann Sonntag<br />
stellt innerhalb des täglichen<br />
Schulbetriebs etwas Außergewöhnliches<br />
dar. Solche mehrmonatigen<br />
wissenschaftspropädeutischen<br />
Arbeiten finden,<br />
wenn überhaupt, erst in<br />
der gymnasialen Oberstufe<br />
statt. Die angefertigte Jahresarbeit<br />
zeigt, dass bereits viel<br />
jüngere Schüler in der Lage<br />
sind, selbstständig so viele Daten<br />
zu erbringen und zu verarbeiten.<br />
Dabei beschränkte sich<br />
die Betreuung des Schülers auf<br />
viele Gespräche mit wenigen<br />
Einweisungen wie z. B. der Erläuterung<br />
von Objektspiel und<br />
Sozialspiel. Der Schüler erarbeitete<br />
sich die Methodik des<br />
Beobachtens und Auswertens<br />
weitestgehend selbst. Die<br />
handgeschriebene Arbeit war<br />
immerhin 55 Seiten stark. Die<br />
Arbeit des Dreizehnjährigen<br />
zeigt, dass der Schüler sehr gut<br />
in der Lage war, die Situation<br />
der einzelnen Tiere in der<br />
Mandrillgruppe zu bewerten.<br />
Deutlich wird dies bei Kjeld,<br />
dem zur Beobachtungszeit<br />
etwa vierjährigen männlichen<br />
Jungtier. Hermann zeigt auf,<br />
dass Kjeld den anderen Tieren<br />
ausweicht. Allerdings wird er<br />
von Hermann als rangniedrigstes<br />
Tier bezeichnet.<br />
Diese Einschätzung trifft nicht<br />
ganz zu. Rangniedrigstes Tier<br />
ist Heidi. Kjeld ordnet sich, im<br />
Gegensatz zu Heidi, gegenüber<br />
den ranghöheren Tieren<br />
nicht unter. Dies führt zu Konflikten<br />
zwischen ihm und den<br />
ranghöheren Tieren. Natürlich<br />
besitzt die Arbeit keinen Anspruch<br />
auf Vollständigkeit. So<br />
ist Benny im Rahmen der protokollierten<br />
Beobachtungen nie<br />
auf der dritten Ebene gesehen<br />
worden. Dies bedeutet aber<br />
nicht, dass er sich nie dort aufhält<br />
(er ist z. B. bei Fütterungen<br />
dort zu sehen).<br />
Diese Schülerstudie war nur<br />
möglich, weil sich Hermann intensiv<br />
mit den Tieren befasste.<br />
Seine Ergebnisse zeigen, dass<br />
bei entsprechender Begeisterung<br />
und Leistungsbereitschaft<br />
Schüler in der Zooschule frühzeitig<br />
an wissenschaftliches<br />
Arbeiten herangeführt werden<br />
können.<br />
Danksagung<br />
Den Tierpflegern Frau Collmar<br />
und Frau Schmidt möchten wir<br />
für ihre Hilfsbereitschaft herzlich<br />
danken.<br />
Herrmann Sonntag, Dagmar<br />
Nawrocki,<br />
Markus Diekmann, Dresden<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 30 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Tier - Tierpfleger - Zoopädagoge<br />
ein Dreigespann<br />
Pädagogen sind Mittler zwischen<br />
der Einrichtung, in der<br />
sie tätig sind und den Besuchern.<br />
Ihre „Arbeitsmittel“ sind vorrangig<br />
Tiere und mitunter botanische<br />
Objekte.<br />
Das Tier, mit all seinen Erscheinungs-<br />
und Verhaltensformen<br />
nutzt der Zoopädagoge<br />
bei der Interpretation/Information<br />
im Unterricht für alle Altersstufen.<br />
Auch im Freizeitbereich<br />
steht das gehaltene Tier im<br />
Mittelpunkt. Es hieße „Eulen<br />
nach Athen tragen“, hier die<br />
Vielzahl der Möglichkeiten aufzulisten.<br />
Das Wissen um die Schutzwürdigkeit<br />
sowie die Maßnahmen<br />
zur Erhaltung gefährdeter<br />
Tierarten gehören zum Alltag<br />
jedes Zoopädagogen. Dieses<br />
jedoch anschaulich und<br />
praktisch darzustellen, fordert<br />
alle Möglichkeiten, die eine<br />
zoologische Einrichtung bietet.<br />
Es wird auf EEPs hingewiesen,<br />
Zuchtbücher werden erläutert<br />
und gezeigt. Die anschauliche<br />
Darstellung der<br />
Einbürgerung und Wiederansiedlung<br />
ausgerotteter Tierarten<br />
in ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet<br />
sowie die Gestaltung<br />
dieser Lebensräume<br />
wird durch visuelle Medien unterstützt<br />
bzw. ergänzt.<br />
Dass Zoopädagogen überhaupt<br />
mit Tieren arbeiten können,<br />
ist den Tierpflegern zu<br />
verdanken. Um es auf einen<br />
einfachen Nenner zu bringen,<br />
ohne eine enge Zusammenarbeit<br />
zwischen Tierpfleger und<br />
Zoopädagogen ist eine Umsetzung<br />
der Bildungsaufgaben<br />
nicht möglich. An einigen praktischen<br />
Beispielen aus einer<br />
30jährigen Zoopädagogentätigkeit<br />
soll dieses dargestellt<br />
werden.<br />
Der Verfasser war in der glücklichen<br />
Lage, neben seiner zoopädagogischen<br />
Tätigkeit auch<br />
noch mehr als zwei Jahrzehnte<br />
jungen begeisterten Menschen<br />
das theoretische Wissen<br />
für ihren Beruf zu vermitteln.<br />
Sie sind heute Spezialisten<br />
ihres Faches.<br />
Absprachen sind notwendig,<br />
um verhaltensbiologische Beobachtungen<br />
oder um Unterricht<br />
mit speziellen Schülergruppen<br />
wie Behinderten<br />
durchzuführen. So kann nur<br />
der Tierpfleger den Umgang<br />
mit Elefanten demonstrieren.<br />
Er ist es auch, der genau weiß,<br />
welche Tiere zum „begreifenden<br />
Lernen“ für blinde Schüler<br />
geeignet sind. Jahrelang betreuten<br />
wir Schüler einer Blindenschule,<br />
die regelmäßig zum<br />
Unterricht in den Tierpark kamen.<br />
Um die unterschiedliche<br />
Körperbedeckung bei Wirbeltieren<br />
zu zeigen, war es notwendig<br />
Kriechtiere, Vögel sowie<br />
Säugetiere zu „begreifen“.<br />
Die Tierpfleger hier<br />
unmittelbar mit einzubeziehen<br />
war<br />
unerlässlich, viele<br />
Tierpfleger übernahmen<br />
diese<br />
Aufgaben mit Begeisterung.<br />
Auch<br />
bei „normalen“<br />
Schülergruppen<br />
zogen wir sie als<br />
Mittler zwischen<br />
Tier und Mensch<br />
mit heran. Eine<br />
Wechselbeziehung<br />
zwischen<br />
Tierpflegern und<br />
Zoopädagogen<br />
entwickelte sich so<br />
zu gegenseitigem<br />
Nutzen. Wie sich<br />
diese enge Zusammenarbeit<br />
zwischen<br />
Tierpfleger<br />
und Zoopädagogen<br />
auch im nicht-schulischen<br />
Bereich fruchtbringend auswirken<br />
kann, zeigt der Jugendklub<br />
des Tierparks Berlin.<br />
Vieles was bei Reinigungsarbeiten<br />
anfällt, kann als Anschauungsmaterial<br />
verwendet<br />
werden. So lassen sich Federn<br />
und Haare für eine Federbzw.<br />
Haarsammlung verwenden.<br />
„Natternhemden“ oder<br />
Teile davon können von den<br />
Schülern zwischen Dia-Gläsern<br />
eingeschlossen, Gewölle<br />
für Analysen Verwendung<br />
finden usw..<br />
Der wichtigste Informant des<br />
Zoopädagogen ist der Tierpfleger.<br />
Über ihn kann er Aktuelles<br />
aus dem Tierbestand erfahren.<br />
Erfolgreiches Arbeiten ist nur<br />
möglich bei einer engen Verknüpfung<br />
von Tier, Tierpfleger<br />
und Zoopädagogen.<br />
Gerd Stadie,<br />
Berlin Friedrichsfelde<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 31 Begegnung Zoo
Zoopädagogik in Österreich<br />
Zoos ziehen viel mehr Besucher<br />
an als andere vergleichbare,<br />
naturorientierte Institutionen.<br />
Lebende Tiere besitzen<br />
eindeutig eine überaus starke<br />
Attraktivität und bilden die<br />
Grundlage der Zoopädagogik.<br />
Das Zoopublikum ist jedoch<br />
nicht nur groß, sondern auch<br />
in seiner Zusammensetzung<br />
breit gefächert, und es repräsentiert<br />
alle Ebenen und Bereiche<br />
der Gesellschaft. Die Zoopädagogik<br />
muss daher auf<br />
sehr verschiedenartige Gruppen<br />
ausgerichtet sein, keineswegs<br />
nur auf Kinder. Heute gilt<br />
es als selbstverständlich, dass<br />
jeder Zoo eine pädagogische<br />
Einrichtung hat. Zoopädagogen<br />
übernehmen eine Mittlerrolle<br />
zwischen Zoo und Schule.<br />
Seit ihren Anfängen in den 60er<br />
Jahren hat die Zoopädagogik<br />
einen weiten Weg zurückgelegt.<br />
In Österreich ist es heute<br />
nahezu in jedem Zoo eine<br />
Selbstverständlichkeit, eine<br />
zoopädagogische Einrichtung,<br />
wenn möglich eine pädagogische<br />
Abteilung zu besitzen und<br />
mindestens eine(n) Zoopädagogen(in)<br />
zu beschäftigen.<br />
Nach wie vor steht der Unterricht<br />
mit Schülern, die Zusammenarbeit<br />
mit Lehrern und<br />
Schulen im Vordergrund. Doch<br />
die Aufgabenbereiche für Zoopädagoginnen<br />
und Zoopädagogen<br />
haben sich enorm<br />
vergrößert. Mit der Betonung<br />
der Bedeutung der Zoopädagogik<br />
in der “Welt-Zoo-Naturschutz-Strategie“<br />
ist eine<br />
tragfähige Plattform geschaffen.<br />
Sie erlaubt und gewährleistet<br />
eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
zwischen Zoopädagogen<br />
und Zoomanagement<br />
sowie die notwendige<br />
Weiterentwicklung pädagogischer<br />
Einrichtungen in den<br />
Zoos.<br />
In Österreich entstand im Tiergarten<br />
Schönbrunn in Wien<br />
eine erste zoopädagogische<br />
Einrichtung 1977, im Alpenzoo<br />
Innsbruck 1984. Im Tierpark<br />
Hellbrunn in Salzburg arbeiten<br />
Lehrkräfte seit 1993 und im<br />
Tier- und Naturpark Schloß<br />
Herberstein gibt es seit 2000<br />
eine Zooschule.<br />
Tiergarten Schönbrunn<br />
Der Tiergarten Schönbrunn,<br />
der ältestes Zoo der Welt, ist<br />
mit seinen prächtigen barocken<br />
Bauten eine einzigartige Erlebniswelt.<br />
Im Herzen des<br />
Schlossareals von Schönbrunn<br />
wird ein faszinierendes<br />
Familienerlebnis mit modernster<br />
Tierhaltung geboten. Dazu gibt<br />
es eine reichhaltige Palette von<br />
zoopädagogischen Angeboten.<br />
Schon seit der Gründung der<br />
zoopädagogischen Abteilung in<br />
Schönbrunn im Jahre 1977<br />
sind die Zoopädagogen hauptberufliche,<br />
vollbeschäftigte Mitarbeiter.<br />
Derzeit arbeiten in der<br />
zoopädagogischen Abteilung<br />
der Schönbrunner Tiergarten<br />
GmbH drei vollbeschäftigte<br />
Zoopädagogen, fünfzehn teilzeitbeschäftigte,<br />
freie Mitarbeiter<br />
und insgesamt 60 ehrenamtlich<br />
tätige Volontäre. Als eigene<br />
Abteilung ist sie vollständig<br />
in den Masterplan des Schönbrunner<br />
Tiergartens integriert.<br />
Geboten wird ein umfangreiches<br />
und vielfältiges Programm,<br />
um Interessenten aller<br />
Altersgruppen Einblicke in<br />
die Aufgaben eines modernen<br />
Zoos zu ermöglichen. Im Jahr<br />
2000 konnten mit einem attraktiven<br />
zoopädagogischen<br />
Programmangebot 60.000 Besucher<br />
betreut werden.<br />
Wie in Wien zur Bewusstseinsbildung<br />
der Tiergartenbesucher<br />
unter Berücksichtigung<br />
des erwarteten Erholungswertes<br />
eines Zoobesuches gearbeitet<br />
wird, zeigt der Überblick<br />
einiger zoopädagogischer<br />
Strategien:<br />
Ausgangspunkt: Das Tier im<br />
Gehege; Gehegestruktur und<br />
Tiergemeinschaften; interaktive<br />
Wissensvermittlung; Streichelzoo,<br />
direkter Mensch-Tier-<br />
Kontakt; Zooführungen; Treffpunkt<br />
Tierpfleger; Spezialprogramme<br />
für Behinderte;<br />
spezifische, zeitlich begrenzte<br />
Ausstellungen; Einsatz von ehrenamtlich<br />
tätigen Mitarbeitern;<br />
Zusammenarbeit mit anderen<br />
Institutionen; Einsatz audio-visueller<br />
Medien. Weiters<br />
umfasst der Aufgabenbereich:<br />
Archiv- Aufarbeitung des Dia,<br />
Foto- und historischen<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 32 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Archivs; Bibliothek; wissenschaftliche<br />
Lehrmittelsammlung;<br />
Inhalt und Gestaltung des<br />
Tiergartenwegweisers; Redaktion,<br />
Layout und fertiger Satz<br />
des Schönbrunner Tiergarten<br />
Journals; Beschriftungs- und<br />
Leitsystem; Organisation und<br />
Durchführung zahlreicher Zoo-<br />
Aktiv-Spiele; Rätselrallyes;<br />
Kulissenblick Zoo; Tierpflegeworkshops;<br />
Modellieren von<br />
Zootieren; Nachtführungen;<br />
Geburtstagspartys; Tiergarteninformationskiosk<br />
und Tiergarten-Informationswagerl;<br />
Tiergartenwerkstatt;<br />
Ferienlager<br />
„Die heimliche Nacht“, u.v.a.m..<br />
Alpenzoo Innsbruck<br />
Der Alpenzoo Innsbruck bietet<br />
als „Themen-Zoo“ dem Besu-<br />
cher einen Gesamtüberblick<br />
über die einstige und heutige<br />
Tierwelt der Alpen. Mit jährlich<br />
ca. 300.000 Besuchern ist er<br />
nicht nur eine der bedeutendsten<br />
kulturellen Einrichtungen Tirols,<br />
er genießt auch weit über<br />
die Landesgrenzen hinaus international<br />
hohes Ansehen.<br />
Durch die spezielle Themenausstellung<br />
kann der Zoobesucher<br />
nicht nur die<br />
höhereTierwelt, die den heutigen<br />
Alpenraum bewohnt, bewundern,<br />
sondern auch das<br />
große Spektrum, das einst im<br />
ökologischen Gleichgewicht<br />
die Alpen besiedelte. Dies ist<br />
eine wichtige Voraussetzung<br />
für die ökologische Einsicht<br />
„vor der eigenen Haustür“.<br />
Die Vermittlung dieser ökologischen<br />
Einsicht ist die Hauptaufgabe<br />
von zwei Zoopädagoginnen.<br />
Neben der Betreuung<br />
von Schulklassen und<br />
Gruppen im Rahmen der Erwachsenenbildung<br />
gehören<br />
die Beschilderung sowie die<br />
Öffentlichkeitsarbeit, die Betreuung<br />
der Lehrmittelsammlung,<br />
der Bibliothek und des<br />
Archivs (Fotos und Dias) zu ihren<br />
Aufgaben, weiterhin die<br />
Lehrerausbildung, die ökologische<br />
Ausbildung von Jagdauf-<br />
sehern sowie die Betreuung<br />
von themenspezifischen, außerschulischen<br />
Projekten in<br />
Zusammenarbeit mit naturschutzorientierten<br />
Organisationen.<br />
Auch in die Erarbeitung<br />
und Gestaltung von Ausstellungen<br />
ist die Zooschule des<br />
Alpenzoos eingebunden. Seit<br />
dem Bestehen der Zooschule<br />
wurden 70.000 Schüler betreut.<br />
Salzburg Zoo Hellbrunn<br />
Der Salzburger Tiergarten<br />
Hellbrunn ist ein Zoo, in dem<br />
man etwa 100 Tierarten aus<br />
der ganzen Welt sehen kann.<br />
Organisiert als Geozoo, werden<br />
die Tiere nach Kontinenten<br />
gruppiert, wobei es für jeden<br />
Kontinent eine Leitart gibt.<br />
Seit 1993 arbeiten Lehrkräfte<br />
im Salzburger Zoo Hellbrunn.<br />
Nun arbeitet seit August 1999<br />
ein vollbeschäftigter Zoopädagoge<br />
im Hellbrunn. Der<br />
folgende Stichwortkatalog bietet<br />
einen Überblick über den<br />
Education-Masterplan, und<br />
zeigt auf, was angeboten und<br />
durchgeführt wird:<br />
Gestaltung einer einheitlichen<br />
neuen Gehegebeschilderung,<br />
Einrichtung von Infopunkten,<br />
themenbezogenen Tagen bzw.<br />
Aktionen, Koordination der<br />
ARGE ZOOlogie - einer Arbeitsgemeinschaft<br />
zwischen<br />
Institut für Zoologie und dem<br />
Salzburger Tiergarten, Mitarbeit<br />
bei Forschungsprojekten<br />
im Zoo bzw. Durchführung eigener<br />
Projekte z.B. Raumnutzung<br />
und Phänologie des<br />
Graureihers in der Kolonie<br />
Hellbrunn.<br />
Zooschule Tier- und Natur-<br />
park Schloss Herberstein<br />
Die seit Mai 2000 bestehende<br />
Zooschule des Tier- und Naturparks<br />
Schloss Herberstein beschäftigt<br />
zur Zeit 7 Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen. Kommentierte<br />
Tierfütterungen,<br />
Streichelzoo und Tierparkführungen<br />
sowie Spezialprogramme<br />
für alle Altersklassen<br />
werden das ganze Jahr<br />
über angeboten. Ziel ist eine<br />
unterhaltsame und sinnvolle<br />
Wissensvermittlung sowie<br />
Bewusstseinsbildung für Erwachsene,<br />
Kinder und Schulen<br />
in den Bereichen Natur, Tier<br />
und Umwelt zu erreichen.<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 33 Begegnung Zoo
Auszüge aus dem derzeitigen<br />
Angebot:<br />
Kommentierte Tierfütterungen,<br />
Streichelzoo Erleben, Schatzsuche<br />
im Tier- und Naturpark,<br />
Tikibag - die Tierparkrätseltasche,<br />
Tierparkführung, Spuren<br />
im Park, Rästelralley,<br />
Ethologieseminar, Mondscheinführung,<br />
Vari-Zebra-<br />
Führung, Schlossführung, Gartenführung,<br />
tierischer Geburtstag<br />
und Terrarienausstellung.<br />
Ziele und Aufgaben moder-<br />
ner Zoopädagogik<br />
Eine moderne zoopädagogische<br />
Tätigkeit geht weit über<br />
eine simple Ausstellung von<br />
Tieren, über die ein Schild mit<br />
Namensangabe und Verbreitungsgebiet<br />
informiert - und<br />
durch Führungen von Schulklassen<br />
ergänzt wird, hinaus.<br />
Viele Zoos haben in den letzten<br />
Jahrzehnten viele zoopädagogische<br />
Erfahrungen gesammelt<br />
und sehr effektive<br />
Unterrichtsmethoden entwickelt.<br />
Diese Erfahrungswerte werden<br />
in den österreichischen Zoos<br />
auch gerne bei Treffen ausgetauscht<br />
und weiterentwickelt.<br />
Gehege-Beschilderungen stellen<br />
immer noch ein wichtiges<br />
Element dar. Eine Ausweitung<br />
dieser schriftlichen Information<br />
mit ergänzenden Abbildungen<br />
in attraktiver Form erhöhen den<br />
didaktischen Wert beträchtlich<br />
und bieten die Möglichkeit, Informationen<br />
zu verschiedenen<br />
biologischen Themen zu vermitteln.<br />
Eine zusätzliche Präsentation<br />
verschiedener Objekte<br />
(z.B. Exponate, Modelle,<br />
etc.) auf unterschiedliche Art<br />
(z.B. Vitrine, permanente Mini-<br />
Ausstellung, etc.) können das<br />
Erreichen pädagogischer Ziele<br />
stark unterstützen. Spezielle,<br />
zeitlich begrenzte Ausstellungen<br />
sind dabei eine wichtige<br />
Ergänzung der permanenten<br />
zoopädagogischen Aktivitäten.<br />
Interaktive Elemente (z.B.<br />
Fühlboxen, Suchspiele, Frageund<br />
Antwortsysteme, Bewegungsspiele,<br />
etc.) können sehr<br />
effektiv sein.<br />
Pflegergespräche, Zooführungen<br />
und andere Formen<br />
mündlicher Informationsvermittlung<br />
(z.B. mobile Info-Stände,<br />
kommentierte Fütterungen,<br />
Besichtigungen „hinter den<br />
Kulissen“, etc.) sind zwar sehr<br />
arbeitsintensiv, aber auch entsprechend<br />
effektiv. Der Einsatz<br />
freiwilliger Mitarbeiter vervielfacht<br />
dabei die Möglichkeiten<br />
dieser Programmangebote.<br />
Vorführungen mit Tieren<br />
können ebenfalls im Sinne der<br />
Zoopädagogik sehr wertvoll<br />
sein, wenn sie natürliche Eigenschaften<br />
der Tiere sichtbar<br />
machen, ohne diese in ihrer<br />
Würde zu verletzen.<br />
Kinderzoos und Unterrichtsmaterialien<br />
im Klassenraum<br />
bieten darüber hinaus gute<br />
Einstiegsmöglichkeiten<br />
für den kindgerechten Unterricht.<br />
Spezialprogramme für<br />
geistig und körperlich Behinderte<br />
müssen dabei ebenso im<br />
Programmangebot stehen.<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 34 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Zooführer, Kartenmaterial, Broschüren<br />
und andere Printmaterialien,<br />
aber auch Pressearbeit,<br />
Rundfunkinterviews und<br />
Fernsehbeiträge stellen wertvolle<br />
Ergänzungen des Bildungsangebotes<br />
dar. Buchläden<br />
und das Angebot ausgewählter<br />
Souvenirs können die<br />
zoopädagogische Arbeit ebenfalls<br />
unterstützen.<br />
Audio-visuelle Medien (z.B.<br />
Dia-Shows, Filme, Videos, akustische<br />
Führer, etc.) können zusätzliche<br />
Informationen bieten,<br />
die der Besucher durch<br />
alleinige Tierbeobachtungen<br />
nicht erreichen kann. Computersimulationen<br />
und interaktive,<br />
audiovisuelle Computerspiele<br />
(z.B. Videodiscs, interaktive<br />
Kompaktdiscs, etc.)<br />
stellen ein immer stärker werdendes<br />
Medienpotential dar,<br />
das der Zoopädagogik große<br />
Möglichkeiten bietet.<br />
Die Zoopädagogik hat sich zu<br />
einer eigenständigen Disziplin<br />
entwickelt. Sie hat eine Fülle<br />
von Strategien angesammelt,<br />
wie man das Publikum anspricht<br />
und wie man mit geeigneten<br />
Methoden unter bestimmten<br />
Bedingungen effektiv<br />
Wissen vermittelt. Zoos sollten<br />
diese Erfahrungen vermehrt<br />
untereinander austauschen.<br />
Der Zoo der Zukunft will nach<br />
besten Kräften dazu beitragen,<br />
dass sich die Menschen in den<br />
entwickelten Ländern nicht<br />
noch mehr von ihrer belebten<br />
Umwelt, bewusst oder<br />
unbewusst, abzukoppeln versuchen.<br />
Partnerschaftsprojekte<br />
- d.h. eine enge Zusammenarbeit<br />
zwischen Zoos und Naturschutzparks<br />
in aller Welt - zählen<br />
zu bewährten Projekten der<br />
Bildungsaktivitäten von Zoos.<br />
Die große Menge an Zoobesuchern<br />
bietet hervorragende<br />
Möglichkeiten, das öffentliche<br />
Bewusstsein für die<br />
unersätzlichen Werte der Natur<br />
zu schärfen. Bildung und Erziehung<br />
sind daher wesentliche<br />
Naturschutzaufgaben der<br />
Zoos und ihrer zoopädagogischen<br />
Tätigkeit. Durch<br />
eine derartige Bewusstseinsbildung<br />
wollen die österreichischen<br />
zoopädagogischen Einrichtungen<br />
in der Öffentlichkeit<br />
Druck erzeugen, damit natürliche<br />
Lebensräume geschützt<br />
und erhalten werden.<br />
Gaby V. Schwammer<br />
Schönbrunner Tiergarten<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 35 Begegnung Zoo
„Regardez le dromadaire!“ - Fremdsprachenbegegnung im Landauer Zoo<br />
„Fremdsprachenbegegnung<br />
im Zoo“ ist ein neues Angebot<br />
der Zooschule Landau, einer<br />
Kooperation der Universität<br />
Koblenz-Landau, Abt. Landau,<br />
und dem Zoologischen Garten<br />
Landau. Es ermöglicht insbesondere<br />
Grundschülern das<br />
Kennenlernen und Erleben von<br />
Tieren mit der Begegnung einer<br />
Fremdsprache - wahlweise<br />
Englisch oder Französisch<br />
- zu verbinden. Mit dem Modellprojekt<br />
möchte die Zooschule<br />
Landau eine interkulturelle Erziehung<br />
mit Blick auf ein immer<br />
mehr zusammenwachsendes<br />
Europa im Grundschulalter<br />
unterstützen. Da die<br />
Erziehung zum europäischen<br />
Bürger nicht allein der Schule<br />
vorbehalten sein darf, möchte<br />
auch die Zooschule als öffentliche<br />
Bildungsinstitution einen<br />
Beitrag dazu leisten, mit dem<br />
Ziel, dass sich Kinder für fremde<br />
Menschen und Kulturen öffnen,<br />
Vorurteile abbauen und<br />
sich vor allem auch für die<br />
Erhaltung von Lebensräumen<br />
einschließlich Arten- und Tierschutz<br />
in der europäischen<br />
Gemeinschaft engagieren. Zu<br />
diesem Zweck werden die Kinder<br />
auch mit länderübergreifenden<br />
Naturschutz- und Auswilderungsprojekten<br />
vertraut<br />
gemacht.<br />
Grundlage: Das Konzept<br />
„Integrierte Fremd-<br />
sprachenarbeit“<br />
Ausgangspunkt für die Fremdsprachenarbeit<br />
in der Landauer<br />
Zooschule bildete das als<br />
Schulversuch des Bundes und<br />
des Landes Rheinland-Pfalz<br />
(unter Beteiligung des Saarlandes)<br />
entwickelte und erprobte<br />
Konzept der Integrierten<br />
Fremdsprachenarbeit in der<br />
Grundschule, in dessen Rahmen<br />
positive Erfahrungen hinsichtlich<br />
des fächerintegrierenden<br />
Unterrichts gesammelt<br />
wurden. Im Rahmen der „Integrierten<br />
Fremdsprachenarbeit“<br />
erfolgt die Fremdsprachenbegegnung<br />
nicht im Rahmen<br />
eines zusätzlichen Faches,<br />
sondern sie ist eingebunden<br />
in die traditionellen<br />
Lernbereiche und in das<br />
Schulleben. Dabei sind auch<br />
lehrgangsartige Sequenzen<br />
vorgesehen, um eine elementare<br />
sprachliche Kompetenz zu<br />
vermitteln. Das Lernen folgt jedoch<br />
keinesfalls einem festgelegten,<br />
starren Curriculum; es<br />
ist auch nicht vorgesehen, das<br />
Lernen nach linguistischen<br />
Gesichtspunkten auszurichten.<br />
Vielmehr geht es darum, die<br />
Kommunikationsmöglichkeiten<br />
der Kinder durch die Vermittlung<br />
von wichtigen Redemitteln<br />
zu erweitern. Dies geschieht in<br />
lockerer Folge und in spielerischer<br />
Form. Basierend auf dem<br />
Konzept „Integrierte Fremdsprachenarbeit“<br />
entwickelte die<br />
Leiterin der Zooschule in enger<br />
Kooperation mit einer Grundschullehrerin<br />
spezielle Unterrichtseinheiten<br />
für das Lernen<br />
im Zoo, die neben dem Kennenlernen<br />
von Zootieren eine<br />
Erweiterung der fremdsprachlichen<br />
Kompetenzen in vorwiegend<br />
spielerischer Form ermöglichen.<br />
Ihr Aufbau nach<br />
dem „Bausteinprinzip“ erlaubt<br />
eine individuelle Zusammenstellung<br />
der Unterrichtssequenzen<br />
nach dem jeweiligen<br />
Lernstand der Schulklassen.<br />
Zur Unterrichtspraxis<br />
Der fremdsprachliche Unterricht<br />
in der Zooschule Landau<br />
ist so angelegt, dass die Kin-<br />
Kinder schlüpfen in die Rolle der<br />
Tiere: «Je suis un chimpanzé. Je<br />
m’appelle Fips. Je mange des<br />
fruits.»<br />
der an einem Vormittag ca.<br />
fünf neue französische/englische<br />
Wörter, z.B. Bezeichnungen<br />
für Zootiere, Körperteile<br />
und Nahrungsmittel, kennenlernen.<br />
Daneben haben die<br />
Kinder Gelegenheit, die bereits<br />
bekannten Redewendungen in<br />
vielfältigen Situationen spielerisch<br />
einfließen zu lassen.<br />
Selbstverständlich lernen die<br />
Kinder auch eine oder zwei<br />
Tierarten unter bestimmten<br />
Fragestellungen - beispielsweise,<br />
wie Tiere an ihren Lebensraum<br />
angepasst sind -<br />
genauer kennen. Hierbei werden<br />
die notwendigen biologischen<br />
Kenntnisse den Kindern<br />
im Wesentlichen in der deutschen<br />
Sprache vermittelt, jedoch<br />
ergänzt und bereichert<br />
um die fremdsprachliche<br />
Komponente.<br />
Für die Fremdsprachenarbeit<br />
im Zoogelände werden Handpuppen<br />
als zentrale Medien<br />
eingesetzt. Diese werden den<br />
Kindern als die Tierspezialisten<br />
Pierre und Monique (Lucy und<br />
Tom) vorgestellt, die aus<br />
Frankreich (England) in den<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 36 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Landauer Zoo gekommen seien<br />
und deshalb nur französisch<br />
(englisch) sprechen würden.<br />
ze, sprechen langsam, betten<br />
ihre Äußerungen in Handlungszusammenhänge<br />
ein und sorgen<br />
dafür, dass die Kinder die<br />
neuen Redemittel wiederholt in<br />
unterschiedlichen Zusammenhängen<br />
hören können.<br />
Wichtiger als das aktive Sprechen<br />
der Kinder ist das Hörverstehen.<br />
«Regardez, ce sont des oeufs de<br />
pingouin» - Handpuppe Pierre<br />
präsentiert Eier des Humboldtpinguins.<br />
Die Erfahrungen zeigen, dass<br />
die Kinder sehr gespannt zuhören,<br />
wenn beispielsweise<br />
Pierre und Monique sie zunächst<br />
in der Fremdsprache<br />
begrüßen und sich vorstellen.<br />
Anschließend dürfen sich auch<br />
die Kinder einbringen: „Je<br />
m’appelle Michaela.“ „Je<br />
m’appelle Sven.“ ... Vieles, was<br />
die beiden Handpuppen über<br />
Tiere berichten und erklären,<br />
können die Kinder bereits verstehen<br />
oder sich aus dem situativen<br />
Kontext erschließen.<br />
Bei schwierigeren Sätzen helfen<br />
reale Gegenstände.<br />
Und schließlich leisten die Zoopädagogen<br />
bei Verständnisschwierigkeiten<br />
Hilfestellung.<br />
Die Zoopädagogen achten darauf,<br />
dass die fremdsprachigen<br />
Erklärungen der eingesetzten<br />
Handpuppen dem Lernniveau<br />
und den Lerninteressen der<br />
Kinder angepasst sind.<br />
Sie gebrauchen einfache Sät-<br />
In kleinen Rollenspielen können<br />
die Kinder ihre fremdspachlichen<br />
Kenntnisse einbringen :<br />
«Comment tu t’appelles?» «Je<br />
m’appelle Marco» - Handpuppe<br />
Pierre unterhält sich mit einem<br />
Pinguin.<br />
Daher haben die Kinder die<br />
Möglichkeit, auf die fremdsprachigen<br />
Äußerungen durch Gesten,<br />
Handlungen oder auch in<br />
der deutschen Sprache zu reagieren;<br />
ggf. kann später, wenn<br />
die Kinder ein Wort oder eine<br />
Struktur mehrmals gehört und<br />
verarbeitet haben, die eigene<br />
produktive Umsetzung in der<br />
Fremdsprache folgen.<br />
Für das Projekt „Fremdsprachenbegegnung<br />
im Zoo“ werden<br />
einige der 40 Zoopädagogen<br />
der Zooschule Landau<br />
speziell geschult. Neben<br />
ihrer biologischen Ausbildung<br />
erwerben sie spezielle Kenntnisse<br />
zur Integrierten Fremdsprachenarbeit<br />
und verfeinern<br />
zudem in Arbeitsgemeinschaf-<br />
Die Handpuppe Monique - sie<br />
spricht nur französisch - und eine<br />
Pädagogin der Zooschule Landau<br />
erklären, warum Dromedare in<br />
den Randgebieten der Sandwüste<br />
gut leben können.<br />
ten unter Beteiligung von<br />
Muttersprachlern ihre Kenntnisse<br />
in der Fremdsprache.<br />
Von dem vermutlich europaweit<br />
einmaligen Projekt profitieren<br />
auch die Landauer Zoopädagogen<br />
- ausschließlich<br />
Studierende der Fächer<br />
Grundschul- und Sonderpädagogik,<br />
da sie nun ihre unterrichtlichen<br />
Erfahrungen mit Kindern<br />
in der Zooschule auch auf<br />
den fremdsprachlichen Lernbereich<br />
ausweiten können.<br />
Dies ist für sie insofern von großer<br />
Bedeutung, als Grundschulkinder<br />
in Rheinland-Pfalz<br />
seit der Einführung der Vollen<br />
Halbtagsschule spätestens ab<br />
der dritten Klasse eine Fremdsprache<br />
erlernen und dafür<br />
entsprechend ausgebildete<br />
Lehrer benötigen.<br />
Gudrun Hollstein<br />
Zooschule Landau<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 37 Begegnung Zoo
Rückblick EZE-Tagung Marwell<br />
Marwell Hall<br />
Thema der Tagung war:<br />
„Teaching and Practice of<br />
Sustainability“ – „Lehre und<br />
praktische Umsetzung von<br />
Nachhaltigkeit“.<br />
73 Zoopädagogen aus 18 europäischen<br />
Ländern trafen<br />
sich in Marwell, England, zur<br />
EZE-Konferenz 2001.<br />
Dr. Norman Meyers hielt den<br />
Einführungsvortrag „Sustainability“.<br />
In einer Reihe äußerst<br />
interessanter Vorträge wurde<br />
das Problem Nachhaltigkeit<br />
von der Energiesparlampe,<br />
Recycling, umweltfreundlichem<br />
Bauen, Umweltmanagement im<br />
Zoo bis zu Umsetzungsmöglichkeiten<br />
von Agenda 21-Themen<br />
im Zoo von verschiedenen<br />
Seiten beleuchtet.<br />
Zahlreiche Workshops boten<br />
Gelegenheit, mit Kollegen aus<br />
verschiedenen Ländern Ansätze<br />
zu entwickeln und zu planen.<br />
Atzung wurde im stilvollen<br />
Rahmen von Marwell Hall<br />
geboten.<br />
Eine Exkursion in den Bristol<br />
Zoo gab Gelegenheit, erste<br />
Versuche einer praktischen<br />
Umsetzung vor Ort zu betrachten.<br />
Einhellige Meinung aller Beteiligten:<br />
Eine gelungene Veranstaltung,<br />
die fortgesetzt werden<br />
muss und: Die Botschaft<br />
eines nachhaltigen Lebensstils<br />
wird von den Besuchen nur<br />
dann aufgenommen werden,<br />
wenn die Zoos selbst sich<br />
nachhaltig verhalten.<br />
Fangen wir also in unseren eigenen<br />
Institutionen an. Auch<br />
wenn’s nicht gerne gehört<br />
wird, zu einer erfolgreichen<br />
Pädagogik gehören nun einmal<br />
Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit<br />
– auch wenn das Geld<br />
kostet! Und, Pädagogik muss<br />
lästig sein, da sie immer wieder<br />
Verhaltensänderungen einfordern<br />
muss.<br />
Nachhaltigkeit ist nun einmal<br />
kein Konzept für Eintagsfliegen,<br />
erst auf lange Sicht zahlen<br />
sich Investitionen in dieses<br />
Konzept aus (die Anschaffung<br />
einer Energiesparlampe ist<br />
nun ´mal teurer, als die einer<br />
herkömmlichen - der Spareffekt<br />
tritt erst mit der Zeit auf).<br />
Die Post-Conferencetour führte<br />
über das Zentrum für alternative<br />
Energien in Wales<br />
(www.cat.org.uk) über Chester<br />
Zoo zum Earth Center,<br />
(www.earthcentre.org.uk),<br />
Doncaster.<br />
Die Teilnehmer erhielten zahlreiche<br />
Anregungen, wie man<br />
die abstrakte, trockene Thematik<br />
in der eigenen Zoopraxis<br />
umsetzen könnte. Das Walter<br />
Rothschild Museum, ein Museum<br />
wie Museen früher einmal<br />
waren, faszinierte auch die<br />
Jüngeren, leider war die<br />
Sammlung der Darwinfinken<br />
gerade beim Restaurator. In<br />
London stand dann noch der<br />
Besuch des Wetland Centres<br />
(www.wwt.org.uk) auf dem Programm,<br />
bevor sich die Kollegen<br />
erschöpft und zufrieden im London<br />
Zoo voneinander verabschiedeten.<br />
Schade nur, dass aus dem großen<br />
europäischen Land, das<br />
über die meisten Zoos verfügt,<br />
nur 5 Zoos vertreten waren.<br />
Lothar Philips<br />
Zoo Köln<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 38 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Neues aus dem Vorstand<br />
Die letzte Vorstandssitzung<br />
fand in den Sommerferien<br />
(4.8.01) in angenehmer Atmosphäre<br />
auf der Haghütte in<br />
Österreich statt.<br />
Lothar Philips informierte über<br />
seine Teilname am (chaotisch<br />
organisierten) Fortbildungsseminar<br />
für Tierpfleger „Die Arbeit<br />
mit Tieren“. Sein spontaner<br />
Beitrag ist im Tagungsband<br />
(Wiesental) erschienen und<br />
entspricht inhaltlich dem „Berufsbild“<br />
des <strong>VZP</strong>.<br />
Andreas Tiedt, Weißwasser,<br />
teilt mit: „Die Zooschule ist als<br />
„- Lernwerkstatt Natur- ( Zoound<br />
Waldschule im Tierpark )“<br />
neu gegründet und gleichzeitig<br />
der Förderverein in „ Förderverein<br />
Lernwerkstatt Natur“<br />
e.V. umbenannt.<br />
Die Infos über die Aufgaben der<br />
Stiftung Artenschutz sind in dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> zu finden.<br />
Die Tagung in Basel findet vom<br />
7.3. bis 11.3.02 statt, sorry,<br />
keiner hat den Dreckfuhler bemerkt.<br />
Der EAZA-Fragebogen zur<br />
Zoopädagogik (EAZA Accrediation<br />
Questionnaire § 7,<br />
Education) ist zumeist von<br />
Zoodirektoren bearbeitet und<br />
beantwortet worden - entsprechend<br />
sind die Ergebnisse . Um<br />
einen Überblick über die tatsächliche<br />
aktuelle Situation zu<br />
erhalten, soll ein überarbeiteter<br />
Fragebogen in Basel an die<br />
Zoopädagogen zur Beantwortung<br />
weitergeleitet werden.<br />
Die Infos zur neuen EAZA<br />
Campagne „Costal Rain<br />
Forest“ finden sich in diesem<br />
Heft.<br />
Wie hoffentlich alle gemerkt<br />
haben, ist „Zoos zwischen den<br />
Fronten“ endlich fertig, wir hoffen,<br />
dass diese Schrift weite<br />
Verbreitung findet und zu einer<br />
Versachlichung der Diskussion<br />
mit Zoogegnern beiträgt.<br />
Projekt: Zooschulen stellen<br />
sich vor<br />
Wir fänden es sinnvoll, wenn<br />
ein Lehrer/Besucher, der eine<br />
Zooschule nutzen will, im Vorab<br />
Informationen über das<br />
spezielle Profil dieser Zooschule<br />
erhalten könnte. Also<br />
dachten wir zunächst an einen<br />
Sonderband von „Begegnung<br />
Zoo“, in dem sich alle Zooschulen<br />
vorstellen sollten. Mittlerweile<br />
halten wir es für günstiger,<br />
diese Information auf der<br />
Homepage des <strong>VZP</strong> zu bieten.<br />
Ruth Dieckmann und Martina<br />
Schürer werden eine Maske<br />
erarbeiten, die in Basel diskutiert<br />
werden kann.<br />
Nach getaner Arbeit<br />
Zeitung<br />
Die Umsetzung von Themenheften<br />
erweist sich als schwierig,<br />
wir wollen versuchen, das<br />
Hauptthema durch mehrere<br />
Beiträge aufzufächern und andere<br />
eingereichte Artikel aktuell<br />
abzudrucken. Das Basisthema<br />
für Heft Nr.13 soll „Nachhaltigkeit“<br />
sein, das für Nr.14<br />
„Kommerz“.<br />
Die nächste Vorstandssitzung<br />
findet am 7./8. <strong>12</strong>. 01 in Köln<br />
statt, Dr. Andreas Heldstab als<br />
Ausrichter der nächsten Tagung<br />
ist eingeladen; wer als<br />
Gast teilnehmen möchte, melde<br />
sich bitte bis spätestens<br />
15.11.01 beim Vorsitzenden.<br />
Lothar Philips,<br />
Zoo Köln<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 39 Begegnung Zoo
Termine:<br />
2./3.11.01 Köln, <strong>VZP</strong>; Verband deutschsprachiger Zoopädagogen,<br />
Kultusministerium NRW, Bezirksregierung Köln,<br />
Fachtagung der Zoopädagogen in NRW:<br />
Der Zoo als Lernort für Agenda 21 Prozesse<br />
(Modellprojekt)<br />
Fachtagung „Lernen in Erlebniswelten“ am 4./5.<br />
Dezember 2001 in Hannover<br />
Im Mittelpunkt stehen die Themen Bildung, emotionales<br />
Lernen and Edutainment in Freizeit und Erlebniswelten,<br />
und sie befasst sich mit Zukunftsentwürfen<br />
und globalen Trends für Science Center,<br />
Zoos, Museen, Freizeitparks, Urban Entertainment<br />
Center und Brandlands.<br />
Internet: www.ifka.de; e-mail: ifka@uni-bielefeld.de<br />
Vorstandssitzung <strong>VZP</strong>; Verband deutschsprachiger<br />
Zoopädagogen,<br />
7./8.<strong>12</strong>.01 in Köln<br />
16. Tagung deutschsprachiger Zoopädagogen, Zoo<br />
Basel, 7.3.02 - 11.3.02<br />
Zoopädagogik – Gratisbildung oder darf es etwas<br />
kosten?<br />
Programm<br />
Donnerstag 7.3.02:<br />
Anreisetag 14.00 Tagungsbüro offen 15.00 Eröffnung der Tagung 16.00 Pressekonferenz<br />
16.15 Führung durch die Altstadt 18.00 Abendessen in der Stadt<br />
Freitag 8.3.02<br />
09.00-<strong>12</strong>.30 Ausbildungsblock mit Gastreferent: Menschenaffen - Affenmenschen<br />
- Mensch <strong>12</strong>.30-14.00 Essen, Selbstbedienung Zolli oder Stadt 14.00 Zooführung<br />
und freie Besichtigung 18.00 Einladung im Zoorestaurant<br />
Samstag 9.3.02<br />
09.00-<strong>12</strong>.30 Vorträge zum Thema: Zoopädagogik - Gratisbildung, oder darf es etwas<br />
kosten?<br />
Zur Kommerzialisierung der Zoopädagogik. Anschliessend freie Vorträge<br />
<strong>12</strong>.30-14.00 Essen, Selbstbedienung Zolli oder Stadt.<br />
14.00-17.00 Mitgliederversammlung. Offener Abend<br />
Sonntag 10.3.02<br />
10.00-<strong>12</strong>.30 Thematische Arbeitskreise<br />
<strong>12</strong>.30-14.00 Essen, Selbstbedienung Zolli oder Stadt.<br />
14.00 Zusammenfassung der Arbeitskreise 16.00 Ende der Tagung<br />
Montag 11.3.02<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Exkursionen Zoo Zürich, Natur- and Tierpark Goldau, Tierpark Dählhölzli Bern<br />
Begegnung Zoo 40 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Regionaltagung des <strong>VZP</strong><br />
aus Anlass des 35jährigen Bestehens der Zooschule in Rostock<br />
14. – 16.06.2002<br />
„Zooschule im 21. Jahrhundert – Spagat zwischen multimedialem Edutainmentcenter und traditioneller<br />
Zoopädagogik?“<br />
Programm:<br />
Freitag (14.06.02)<br />
10.00 Uhr Treff mit Begrüßungskaffee, -tee, -keks...<br />
Offizielle Eröffnung durch den Zoodirektor<br />
Präsentationen von Projekten, Aktivitäten, mit den verschiedensten<br />
Medien<br />
Rückblick auf die Zooschularbeit der letzten 35 Jahre<br />
Zünftiges Fisch – Grillen<br />
Samstag (15.06.02) Projektarbeit und Exkursion ins Hütelmoor, natürlich<br />
mit Arbeitsblättern als auch Digitalvideokamera und<br />
anschließend computergestützter Auswertung<br />
Sonntag (16.06.02) „Wahlprogramm“ (Traditioneller Stadtrundgang in Warnemünde,<br />
Botanischer Garten oder Zoologische Sammlung der Universität<br />
Rostock)<br />
Anmeldung bis spätestens 31.1.02 an Brunhilde Heideck, Zoo Rostock<br />
Tel.:0381/2082118<br />
Schönbrunn feiert seinen 250ten Geburtstag!<br />
CBSG - WAZA - IZE -Konferenz<br />
10.-22.8.2002<br />
IZW, Oktober 2002, Symposium Verhalten<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 41 Begegnung Zoo
Stiftung Artenschutz – Das Bündnis für bedrohte Tierarten<br />
In wenigen Wochen werden in<br />
zahlreichen Zoos große Tafeln<br />
mit Abbildungen und Kurzbeschreibungen<br />
stark gefährdeter<br />
Tierarten aufgestellt. Sicher<br />
wird es viele Fragen dazu<br />
auch von Seiten der Zoobesucher<br />
geben. Und andererseits<br />
bieten diese Tafeln eine<br />
Chance, an ihnen Fragen des<br />
Artenschutzes zu erläutern.<br />
Was es mit diesen Tafeln auf<br />
sich hat und was sie für die<br />
Zoopädagogen bedeuten, soll<br />
dieser Artikel erklären.<br />
Das weltweite Artensterben zu<br />
bekämpfen – dieses Ziel hat<br />
sich die im März 2001 gegründete<br />
„Stiftung Artenschutz“ gesetzt.<br />
Sie schafft ein weltweit<br />
einmaliges Bündnis zwischen<br />
Zoos, Naturschutzorganisationen<br />
und Wirtschaftsunternehmen,<br />
um existenziell gefährdete<br />
Tierarten und ihre Lebensräume<br />
zu erhalten. Dabei<br />
konzentriert sich die neue Stiftung<br />
auf kritisch bedrohte Tierarten,<br />
für deren Schutz es bislang<br />
keine ausreichende Lobby<br />
gibt.<br />
Die gemeinnützige und als besonders<br />
förderungswürdig anerkannte<br />
Stiftung hat eine Liste<br />
von bislang 48 hoch bedrohten<br />
Arten erstellt, basierend auf<br />
den globalen Artenschutzprioritäten<br />
der Weltnaturschutzunion<br />
IUCN. Die Artenschutzprojekte<br />
in Eurasien,<br />
Afrika und Amerika werden<br />
in Zusammenarbeit mit bestehenden<br />
Projekten und Partnern<br />
vor Ort initiiert und koordiniert.<br />
Projekte sind u. a. vorgesehen<br />
für extrem bedrohte<br />
Primaten (u. a. Goldkopflangur,<br />
Tonkin-Goldaffe, Pandalangur),<br />
den Äthiopischen<br />
Wolf, den Prinz-Alfred-Hirsch,<br />
den Amur-Leoparden, verschiedene<br />
asiatische Schildkröten,<br />
den China-Alligator sowie<br />
verschiedenste Vogelarten<br />
– von Dolchstichtauben über<br />
den Balistar und die Hainan-<br />
Buschwachtel bis zu Philippinischen<br />
Hornvögeln.<br />
Die verschiedenen Schutzprojekte<br />
werden durch sogenannte<br />
Überlebenspartner aus<br />
der Wirtschaft finanziert, die<br />
jeweils eine Tierart exklusiv fördern.<br />
Mit den Fördermitteln in<br />
Höhe von 30.000 EUR im ersten<br />
Jahr und je 15.000 EUR<br />
in den vier Folgejahren können<br />
die Arterhaltungsprojekte vor<br />
Ort betrieben werden. Die Gelder<br />
sind für Unternehmen als<br />
Betriebsausgaben unbegrenzt<br />
steuerlich wirksam. Die überregionale<br />
Berichterstattung zur<br />
Stiftungsgründung auch im<br />
Fernsehen beweist das große<br />
Interesse von Medien und Öffentlichkeit<br />
am Thema und verdeutlicht<br />
das werbewirksame<br />
Öffentlichkeitspotenzial für die<br />
ÜberLebenspartner. Alle Über-<br />
Lebenspartner werden auch<br />
auf einer sogenannten „Stiftungstafel“<br />
genannt, die in den<br />
teilnehmenden Zoos an exponierter<br />
Stelle aufgestellt wird<br />
und über die laufenden Projekte<br />
der Stiftung informiert.<br />
Durch die Bereitschaft der<br />
Partnerzoos, diese Stiftungstafel<br />
aufzustellen, wird die Stiftung<br />
Artenschutz über ein im<br />
Naturschutz bisher einmaliges<br />
Medium der Öffentlichkeitsarbeit<br />
verfügen. Schon vor der<br />
Gründung hatten über 20 Zoos<br />
und Tierparks ihre Partnerschaft<br />
zugesagt, mittlerweile ist<br />
deren Zahl auf fast 40 angewachsen.<br />
Besonders erfreulich<br />
ist, dass auch eine ganze Reihe<br />
kleinerer Parks mitmachen<br />
und somit zeigen, dass wirksames<br />
Artenschutz-Engagement<br />
nicht auf große Zoos und<br />
Etats beschränkt sein muss.<br />
Auf diese Weise können nun<br />
rund 20 Millionen Besucher<br />
über das Engagement der Förderer<br />
informiert werden.<br />
Die Partnerzoos erklärten sich<br />
bereit, in ihren Publikationen (z.<br />
B. Jahresberichte, Zooführer,<br />
Zeitschriften) Hinweise auf die<br />
Stiftung abzudrucken. Jeder<br />
Partnerzoo hat zusätzlich die<br />
Möglichkeit, durch die Darstellung<br />
eines eigenen Artenschutzprojektes,<br />
dem sein besonderes<br />
Interesse gilt, das<br />
Öffentlichkeitspotenzial der<br />
Stiftung zum Anwerben von<br />
Förderern und für Fundraising<br />
zu nutzen. Zudem hat der<br />
Partnerzoo die Möglichkeit, die<br />
Aufnahme einer Tierart in das<br />
Projektprogramm der Stiftung<br />
vorzuschlagen. Falls einer der<br />
Partnerzoos darüber hinaus die<br />
Betreuung eines der Artenschutzprojekte<br />
übernehmen<br />
möchte, bietet die Stiftung im<br />
Rahmen der vorhandenen<br />
Kapazitäten fachliche und administrative<br />
Hilfe bei dessen<br />
Betreuung an.<br />
Die vorrangige Aufgabe der<br />
Stiftung und ihrer Partner ist in<br />
der nächsten Zeit die Suche<br />
nach weiteren ÜberLebenspartnern.<br />
Hinweise auf mögliche<br />
Förderer und die Nutzung<br />
bestehender Kontakte in den<br />
Zoos und von Privatpersonen<br />
zu Vertretern von möglicherweise<br />
interessierten Unternehmen<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 42 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
sind jederzeit herzlich willkommen.<br />
Die Kontaktaufnahme mit<br />
einem potenziellen Förderer<br />
sollte zuvor mit der Geschäftsstelle<br />
der Stiftung abgestimmt<br />
werden. Über die Geschäftsstelle<br />
kann auch Informationsund<br />
Anschauungsmaterial für<br />
die ÜberLebenspartner-Suche<br />
angefordert werden.<br />
Informationen zur Stiftung<br />
Artenschutz finden sich auch im<br />
Internet. Hier findet man alle<br />
Hintergrundartikel, die Satzung,<br />
die Stiftungsbroschüre,<br />
den Stiftungstafel-Entwurf, die<br />
Pressemitteilungen und Berichte,<br />
die Artenliste sowie in Kürze<br />
sämtliche „Artenblätter“, die<br />
die Tierarten und die laufenden<br />
und geplanten Projekte vorstellen.<br />
Die zoopädagogischen Abteilungen<br />
der Zoos sind herzlich<br />
eingeladen, sich ausführlich<br />
über die Stiftung Artenschutz,<br />
die Projekte und die Tierarten<br />
zu informieren. Die großen<br />
Stiftungstafeln werden bei Führungen<br />
ein guter Anlass sein,<br />
über die Artenschutzaktivitäten<br />
der Zoos allgemein und des<br />
eigenen im Besonderen zu berichten.<br />
Darüber hinaus wäre<br />
es natürlich höchst willkommen,<br />
wenn vor geeignetem<br />
Publikum für Überlebens-Partnerschaften<br />
geworben würde.<br />
Das Öffentlichkeitspotenzial<br />
der Zoos wird nicht zuletzt<br />
durch die Zoopädagogen erzielt,<br />
die Besucher und Gruppen<br />
viel direkter und persönlicher<br />
ansprechen können, als<br />
dies eine statische Tafel könnte.<br />
Damit werden die Pädagogen<br />
einen wichtigen Beitrag in der<br />
Vermittlung des Anliegens der<br />
Stiftung Artenschutz an die<br />
Zoobesucher leisten und auch<br />
als Anlaufstelle für Fragen und<br />
Informationen dienen. Die Stiftung<br />
Artenschutz bedankt sich<br />
schon jetzt dafür und wird auf<br />
jede erdenkliche Weise für<br />
weiterführende Zusammenarbeit,<br />
Informationen und Nachfragen<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Dirk Petzold<br />
Zoo-AG Bielefeld<br />
Geschäftsstelle<br />
Sentruper Str. 315<br />
48161 Münster<br />
Tel. 0251/890440<br />
Fax 0251/8904963<br />
www.stiftung-artenschutz.de<br />
info@stiftung-artenschutz.de<br />
Spendenkonto 10 400 30<br />
Sparda-Bank Münster<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 43 Begegnung Zoo
Neues aus den EAZA-News 35, July, August, September 2001<br />
‣ Peter Dollinger ist zum ersten hauptamtlichen Direktor der WAZA ernannt worden. Er<br />
tritt sein Amt zum 1.10.01 an. Ein ständig besetztes Sekretariat der WAZA wird in Bern<br />
eingerichtet.<br />
‣ Die Website von ISIS ist erneuert und bietet neue Möglichkeiten und Serviceleistungen.<br />
www.isis.org<br />
‣ In Aarlborg fand das Erste Internationale Symposium für Umwelt-Management statt.<br />
Sich um die Tiere im Zoo zu kümmern, macht es gleichzeitig erforderlich, sich auch<br />
um die Umwelt zu kümmern, in der die Tiere leben. Dieser Zusammenhang war<br />
Grundlage des ersten Symposiums für Umwelt-Management, das vom Zoo Aarlborg in<br />
Zusammenarbeit mit dem Verband der Zoos von Großbritannien und Irland im März<br />
2001 abgehalten wurde.<br />
‣ Interview mit Fred J. Daman, der in den wohlverdienten Ruhestand tritt.<br />
Daman gibt einen Rückblick über 14 Jahre EAZA Geschichte. Die Hauptaufgabe für die<br />
Zukunft sieht er in einer starken Zusammenarbeit der Zoos und Aquarien im in-situ- und<br />
ex-situ-Naturschutz. Auf internationaler Ebene müsse die WAZA die Entwicklung der<br />
Zoos in den dicht besiedelten städtischen Gebieten der Entwicklungsländer fördern. Er<br />
schließt: „Zoos und Aquarien haben einen Auftrag und eine wichtige Aufgabe für die Zukunft.<br />
Ich wünsche der EAZA eine strahlende Zukunft, weil ich den Naturschutz fördere.“<br />
Inhalt:<br />
An update on the various activities<br />
Managing our animal collections with the aid of ISIS software<br />
Collection planning with the use of REGASP<br />
The white-crowned mangabey - a new EEP species<br />
A royal gift to the EEP • Chestnut-bellied sandgrouse project<br />
First International Symposium on Environmental Management held in<br />
Aalborg<br />
Shape of Enrichment Video Library - Europe<br />
African elephants<br />
Interview with Fred J. Daman<br />
Mini-antelope symposium in the Matopos<br />
A new conservation project for West African primates<br />
Pongoland - the new ape research centre in Leipzig<br />
New primate enclosures in Monster<br />
Personalia • Telephone/Fax Numbers • New Members • Terminated Membership<br />
Arabia’s Wildlife Centre - Attica Zoological Park<br />
Neues aus den EAZA-News 36, Oktober, November, December 2001<br />
EAZA-News 36 ist ein Themenheft zur Ernährung von Zootieren. Wegen des Ausbruchs der<br />
Maul- und Klauenseuche musste die für das Frühjahr 2001 geplante 2. Europäische Nutrition<br />
Konferenz abgesagt werden.<br />
Inhalt:<br />
Advancing zoo nutrition through global synergy<br />
The status of nutrition within European Breeding Programme Husbandry Guidelines - can we help?<br />
Browse silage in zoo animal nutrition -feeding enrichment of browsers during winter<br />
A survey and database of browse use for mammals in UK and Irish zoos<br />
Evolution of a browse database - a global application<br />
ZOOTRITIONT in the Netherlands: a joint approach<br />
3rd European Nutrition Meeting<br />
Conference Programme<br />
Practical problems with data collection for nutritional analysis: a study of animal diets at Bristol Zoo Gardens<br />
Pros and cons of cafeteria-style feeding<br />
Visitor’s views on browse use in captive gorilla and giraffe diets<br />
Future of European Zoo Nutrition<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 44 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Mehr als 1,5 Millionen Unterschriften – Erfolg der Bushmeat-Kampagne<br />
Wie geht´s weiter?<br />
haben, über die anstehenden<br />
Aktionen zu informieren.<br />
Zur weiteren Information steht<br />
ein Videofilm (Musik: It´s all<br />
about money) bei der EAZA zur<br />
Verfügung (www.eaza.net)<br />
und die Ausstellung „Gorillas im<br />
Kochtopf“ steht ebenfalls im<br />
Internet (www.bushmeatkampagne.de).<br />
Lothar Philips,<br />
Zoo Köln<br />
Die Bushmeat-Kampagne war<br />
ein voller Erfolg, mehr als 1,5<br />
Millionen Unterschriften wurden<br />
gesammelt. Erfreulicher<br />
Nebeneffekt: Die EAZA und die<br />
Naturschutzaktivitäten der<br />
Zoos sind ins Bewusstsein einer<br />
breiteren Öffentlichkeit gekommen.<br />
Obwohl die Kampagne offiziell<br />
auf der EAZA/EEP-Konferenz<br />
in Prag abgeschlossen wurde,<br />
können Unterschriften weiter<br />
bis 21.Oktober 2001 gesammelt<br />
werden. Frau Dr. Marianne<br />
Holtkötter wird genau informieren,<br />
wie mit den Listen verfahren<br />
werden soll.<br />
Soviel aber schon an dieser<br />
Stelle:<br />
Am 6.11. findet in Brüssel ein<br />
Public Hearing statt, Richard<br />
Leaky, Jane Goodell und Karl<br />
Amman haben ihre Unterstützung<br />
zugesagt.<br />
Am 8.11. werden die Original-<br />
Listen dem EU-Parlament<br />
übergeben. Deshalb empfiehlt<br />
es sich, die Listen zu kopieren.<br />
Die Kopien können dann für<br />
Aktionen in Afrika selbst Verwendung<br />
finden.<br />
Es ist zu wünschen, dass die<br />
Zoos durch Pressearbeit auf<br />
diese Aktionen aufmerksam<br />
machen. Zur Zeit werden noch<br />
prominente Farbige gesucht,<br />
die dem Anliegen in Afrika ein<br />
größeres Gehör verschaffen<br />
können.<br />
Auf politischer Ebene sollen<br />
die WTO (Welthandelsorganisation),<br />
Commitee on Trade<br />
and Environment, und die EU-<br />
Entwicklungsminister eingebunden<br />
werden.<br />
Die Arbeitsgruppe „Bushmeat“<br />
bittet alle Zoos, ihre Besucher,<br />
die durch ihre Unterschriften<br />
zu diesem Erfolg beigetragen<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 45 Begegnung Zoo
Neue EAZA Kampagne:<br />
Ziel der Kampagne ist, ein besseres<br />
Verständnis der bestehenden<br />
EEPs für die vier Löwen-Äffchen<br />
Arten zu erreichen<br />
und Geld für den Löwen-<br />
Äffchen-Schutz zu sammeln.<br />
Außerdem wollen wir die Kampagne<br />
nutzen, um die öffentliche<br />
Aufmerksamkeit für andere<br />
EEP-Arten im atlantischen<br />
Regenwald zu verstärken. Wir<br />
hoffen, dass die Kampagne im<br />
Allgemeinen verdeutlicht, dass<br />
Zoos sich verstärkt im in-situ-<br />
Schutz engagieren müssen,<br />
und im Besonderen auf den<br />
Schutz der Löwen-Äffchen<br />
aufmerksam macht.<br />
Der Küsten-Regenwald von<br />
Brasilien wurde als eines der<br />
vorrangigen Gebiete für WAZA-<br />
Schutz-Bemühungen gewählt,<br />
also unterstützt die Löwen-<br />
Äffchen Kampagne die gewählten<br />
Prioritäten. Darüberhinaus<br />
können die EEPs für<br />
diese Arten als Muster-Programme<br />
für EEPs bezüglich<br />
Entwicklung und Organisation<br />
betrachtet werden. Außerdem<br />
benutzen die meisten Zoos,<br />
die eine oder mehrere der vier<br />
Löwen-Äffchen- Arten halten,<br />
diese als Flaggschiff-Arten um<br />
ihre Naturschutzaktivitäten zu<br />
verdeutlichen. Die Kampagne<br />
unterstützt also bestehende<br />
Naturschutzaktivitäten.<br />
Die Kampagne wird von der für<br />
Löwen-Äffchen Workshop verantwortlichen<br />
Gruppe geplant<br />
und koordiniert (Kristin<br />
Leus, David Field, Jeremy<br />
Mallinson und Bengt Holst),<br />
unterstützt durch IBAMA und<br />
das International Conservation<br />
and Management Commitee<br />
(ICMC) für diese vier Arten.<br />
Die Planungsgruppe hielt ihre<br />
erste Versammlung im Dezember<br />
in Kopenhagen ab, um<br />
die vorgeschlagene Kampagne<br />
zu strukturieren.<br />
Die Kampagne wurde während<br />
der EAZA/EEP Versammlung<br />
in Prag gestartet<br />
und soll bis nächstes Jahr<br />
September laufen. Die Kampagne<br />
zielt auf EAZA Zoos und<br />
ihre Besucher und wird natürlich<br />
von Presse-Erklärungen<br />
etc. begleitet.<br />
Die Koordinatoren anderer<br />
EEPs im atlantischen Küsten-<br />
Regenwald sind um Informationen<br />
über ihre Programme<br />
gebeten worden. Ein besonderes<br />
Informations-Paket mit notwendigen<br />
Informationen über<br />
die Arten, die Programme und<br />
wie die Erhaltungsbemühungen<br />
unterstützt werden<br />
können, ist in Prag verteilt<br />
worden und liegt den EAZA-<br />
Zoos vor.<br />
Dieses Paket sollte von den<br />
beteiligten Zoos entsprechend<br />
ihren Bedürfnissen genutzt<br />
werden, um eine größere Aufmerksamkeit<br />
für die EEPs und<br />
die Bedeutung der Zoos für<br />
diese Programme zu erreichen,<br />
sowie eine Finanzierung des<br />
Löwen-Äffchen Programms sicher<br />
zu stellen.<br />
Wir hoffen, dass die Kampagne<br />
dauerhaft ein besseres Verständnis<br />
für EEPs schafft und<br />
eine stärkere Beteiligung der<br />
europäischen Zoo-Welt an ihnen<br />
auslöst.<br />
Die Kampagne soll die von den<br />
Zoos übernommene Verpflichtung<br />
einlösen helfen, „zur Erhaltung<br />
von Tierarten beizutragen“.<br />
David Field, Dublin Zoo<br />
Bengt Holst, Kopenhagen Zoo<br />
Kristin Leus, Antwerpen Zoo<br />
Jeremy Mallinson, Jersey Zoo<br />
Das Infopack<br />
besteht aus den<br />
gedruckten Texten<br />
und einer<br />
CD-ROM, die 93<br />
Bilder und die<br />
Texte enthält.<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 46 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Internet<br />
www.zoolex.org<br />
Das Lexikon für Zooplanung im Internet von Dipl.-Ing. Monika Fiby, MLA, Wien<br />
ZooLex ist die erste Internet-Publikation, in der Zoo-Interessierte weltweit Informationen über<br />
Tiergehege suchen und finden. Die ZooLex-Website bietet wissenschaftliche Informationen zu<br />
Planung und Bau von Tiergehegen und erleichtert den Erfahrungsaustausch auf internationaler<br />
Ebene.<br />
European Zoo Information and Training - (E.Z.I.T.T.)<br />
Hubert Lücker, Andreas Weck-Heimann, Bernd Geidel<br />
Ausgangspunkt war die Überlegung, die Ausbildung für Tierpfleger in Europa auch anderen<br />
Ländern zugänglich zu machen, die derzeit noch keine Ausbildung besitzen.<br />
www.zoo-dresden.de bzw. http://ezitt.caiia-star.net/<br />
Mitglieder des <strong>VZP</strong> erfragen das Passwort bei lphilips@t-online.de<br />
www.zoos.de<br />
www.zoo-infos.de Infos über: Zoos in Deutschland, Europa, weltweit, Service, Kontakte<br />
www.bpb.de<br />
Forschen mit GRAFSTAT-WIN<br />
Die Software für empirische Umfragen und grafische Ergebnispräsentation<br />
Wolfgang Sander (Hrsg.), Uwe Diener (Software)<br />
Handlungsorientierter, computerunterstützter Unterricht wird vielfach gefordert. Die Software<br />
bietet hierzu ein komfortables Instrument zur Planung, Durchführung, Auswertung and Präsentation<br />
empirischer Umfragen. Das schriftliche Begleitmaterial exemplifiziert an den fünf<br />
Themen Wahlprognose, Wahlberichterstattung in Tageszeitungen, Freizeit-, Medienverhalten<br />
von Jugendlichen, Fremdenfeindlichkeil und Schul-/Institutionen-Image den Einsatz dieses<br />
Instrumentes. Das Programm für die Durchführung empirischer Untersuchungen ist einfach und<br />
intuitiv, so dass Jugendliche selbst damit umgehen können.<br />
CD-ROM Bestell-Nr. 1.580<br />
http://www.ethicalconsumer.org<br />
One thing that would be useful is some unbiased information on the relative merits of these<br />
multinational corporations whose services and products we all (whether we like it or not) depend<br />
upon.<br />
It’s the online version of a magazine published in the UK and it publishes “League Tables” of<br />
various classes of organisations, such as oil companies.<br />
Whether it’s unbiased or not, I can’t say. You’ll have to judge for yourself. But more information<br />
can’t be a bad thing.<br />
Dominic Briffa, Colchester<br />
www.stiftung-artenschutz.de<br />
Die Stiftung Artenschutz ist eine Gemeinschaftsinitiative von Naturschutzorganisationen und<br />
mehr als 20 angesehenen Zoologischen Gärten und Tierparks. Das Arbeitsspektrum reicht von<br />
unmittelbaren Arterhaltungsmaßnahmen über den Naturressourcenschutz bis zur Umsetzung<br />
von Modellen nachhaltiger Entwicklung für Mensch und Natur.<br />
Mit ihren Partnern aus der Wirtschaft will die Stiftung Artenschutz wirksame Beiträge leisten<br />
zum Erhalt existenziell gefährdeter Tierarten und ihrer angestammten Lebensräume. Dabei<br />
konzentriert sie sich auf solche Tierarten, für deren Schutz es bislang keine ausreichende Lobby<br />
gibt.<br />
www.bushmeat-kampagne.de<br />
Die Ausstellung: „Gorillas im Kochtopf“ im Internet.<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 47 Begegnung Zoo
DEUTSCHER - WILDGEHEGE - VERBAND E.V.<br />
Wer sind wir?<br />
Ein freiwilliger Zusammenschluss<br />
von Wildgehegen und<br />
ähnlichen Anlagen, die sich zu<br />
den Grundsätzen einer tierschutzgerechten<br />
Wildtierhaltung<br />
bekennen.<br />
Wir sind eine Fachorganisation<br />
von etwa <strong>12</strong>0 Mitgliedern,<br />
die nahezu alle großen und<br />
wichtigen privaten, kommunalen<br />
und staatlichen Wildgehege<br />
der verschiedensten Art in<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
repräsentieren.<br />
Der DWV wird ständig von einem<br />
wissenschaftlichen Beirat<br />
beraten, in dem 20 Fachwissenschaftler<br />
sowie auch<br />
andere Experten vertreten<br />
sind.<br />
Was wollen wir?<br />
Allen Mitgliedern jede mögliche<br />
fachliche Beratung und Unterstützung<br />
bieten. Dies gilt vor<br />
allem in Hinblick auf die gesellschaftspolitischen<br />
Aufgaben<br />
der Wildparks, um das Verhältnis<br />
der Menschen zur Natur<br />
und ihrer Tierwelt zu beleben,<br />
das Verständnis für ökologische<br />
Zusammenhänge zu<br />
wecken und so zu einem breiteren<br />
Umweltbewusstsein beizutragen.<br />
Darüberhinaus fördern wir alle<br />
Maßnahmen des praktischen<br />
Tier- und Artenschutzes, initiieren<br />
und unterstützen die<br />
Durchführung relevanter wissenschaftlicher<br />
Forschungsaufgaben.<br />
Wir machen allen Mitgliedern<br />
die einschlägigen Rechtsvorschriften<br />
zugänglich und vertreten<br />
ihre berechtigten Interessen.<br />
Wir vermitteln allen Behörden<br />
und auch sonstigen Institutionen,<br />
soweit sie mit Fragen and<br />
Problemen der Wildtierhaltung<br />
befasst sind, fachlichen Rat<br />
als Entscheidungshilfe.<br />
Was taten wir?<br />
Wir befassen uns seit mehr<br />
als 20 Jahren intensiv mit der<br />
Haltung von Wild in Gehegen,<br />
wir haben eine Vielzahl von<br />
Fachtagungen, Exkursionen<br />
und Narkoselehrgängen<br />
durchgeführt. Darüberhinaus<br />
haben wir maßgeblich an der<br />
Erstellung der „Leitlinien für<br />
eine tierschutzgerechte Haltung<br />
von Wild in Gehegen“ sowie<br />
dem Fachgutachten über<br />
„tierschutzgerechte Haltung<br />
von Damwild in Gehegen zum<br />
Zwecke der Fleischproduktion<br />
einschl. der Gewinnung von<br />
Nebenprodukten“ mitgewirkt.<br />
Was tun wir?<br />
Wir bemühen uns um Erfassung<br />
und Austausch aller fachlichen<br />
Erfahrungen und Informationen,<br />
erstellen aktuelle<br />
Rundbriefe, eine Fachzeitschrift<br />
und die Homepage des<br />
DWV e.V. im Internet.<br />
Die Veranstaltung von Fachtagungen,<br />
Seminaren, Vorträgen<br />
und Besichtigungen vermittelt<br />
den Teilnehmern jeweils die<br />
neuesten Erkenntnisse.<br />
Wir bleiben mit allen maßgebenden<br />
Behörden in einem<br />
steten Gedankenaustausch<br />
und arbeiten ständig mit allen<br />
fachverwandten Organisationen<br />
des In- und Auslandes engstens<br />
zusammen.<br />
Zusammen mit dem BNA arbeiten<br />
wir an der Durchsetzung<br />
eines Sachkundenachweises<br />
für Wildparks.<br />
Wir führen eine freiwillige<br />
Selbstkontrolle unserer Mitgliedsgehege<br />
durch und verleihen<br />
auf Antrag denen, die die<br />
in den geltenden Fachgutachten<br />
des BML geforderten Normen<br />
erfüllen, eine Plakette<br />
„Fachlich geprüftes deutsches<br />
Wildgehege“.<br />
Wer kann uns unterstützen?<br />
Jeder, der bei unseren Aufgaben<br />
und Zielen mitarbeiten<br />
möchte, indem er als Gehegeinhaber;<br />
-leiter, -betreuer oder<br />
als fördernder Freund Mitglied<br />
unserer Vereinigung wird, oder<br />
uns auch ohne Mitgliedschaft<br />
durch seine Spende bei unserer<br />
Arbeit hilft.<br />
Wer sich von den Aufgaben<br />
und Zielen des Verbandes angesprochen<br />
fühlt, sollte sich<br />
uns anschließen.<br />
Geschäftsstelle des Deutschen<br />
- Wildgehege - Verbandes<br />
e. V.<br />
Wildpark Schwarze Berge<br />
Am Wildpark 1<br />
Tel.: 040 / 796 88 265<br />
Fax.: 040 / 796 88 267<br />
2<strong>12</strong>24 Rosengarten<br />
www.wildgehege-verband.de<br />
EMail:<br />
info@wildpark-schwarze-berge.de<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 48 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
„Unterricht Biologie“ – Heft Juni 2001 „Zootiere“<br />
Zusammenfassend kann ich<br />
sagen, daß das Heft „Zootiere“<br />
nicht nur für „Insider“ interessant<br />
ist, sondern auch für jede<br />
interessierte Kollegin bzw. jeden<br />
interessierten Kollegen<br />
eine empfehlenswerte „Pflicht“-<br />
Lektüre darstellt.<br />
Die Zeitschrift „Unterricht Biologie“<br />
erscheint 10x jährlich<br />
und kostet im Jahresabonnement<br />
DM 158,60 einschließlich<br />
Sonderhefte. Die Einzelhefte<br />
kosten DM 18,80. Zu bestellen<br />
beim Friedrich-Verlag, 30917<br />
Seelze, Tel./Fax: 0511/<br />
40004188, internet:<br />
www.friedrich-verlag.de,<br />
e-mail:<br />
leserservice@friedrichverlag.de<br />
Die Zeitschrift „Unterricht Biologie“<br />
mit dem Titel „Zootiere“<br />
(Heft Juni 2001, Best.Nr.<br />
03265) richtet sich an alle<br />
Schulstufen. Die Autorin des<br />
Basisartikels, Frau Martina<br />
Weiser, Zoopädagogin aus<br />
Frankfurt, und die übrigen Autorinnen<br />
halten sich an das bewährte<br />
und erfolgreiche Grundkonzept<br />
der Zeitschrift: dem<br />
Basisartikel folgen Unterrichtsbeispiele<br />
von der Primarstufe<br />
bis zur Sekundarstufe II.<br />
Der Basisartikel informiert den<br />
Leser in dichter und übersichtlicher<br />
Form über die Einrichtung<br />
„Zoo“ einst und heute sowie<br />
über seine verschiedenen<br />
Aufgabenbereiche und stellt<br />
sogar für „Insider“ eine gelungene<br />
Zusammenfassung dar.<br />
Die Unterrichtsbeispiele haben<br />
– über den jeweiligen Tierbestand<br />
des Zoos hinaus – ein<br />
gemeinsames Grundprinzip:<br />
die Einbindung des außerschulischen<br />
Lernortes „Zoo“, oft<br />
gekoppelt mit musealen Elementen,<br />
in die Unterrichtseinheiten<br />
der unterschiedlichen<br />
Schulstufen. Auf diese Art und<br />
Weise ist eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
zwischen Schule<br />
und außerschulischem Lernort<br />
„Zoo“ gewährleistet, da die<br />
unterschiedlichen Unterrichtsaufgaben<br />
und methodischen<br />
Möglichkeiten aufeinander abgestimmt<br />
sind.<br />
Wolf Haferkamp<br />
Zoo Köln<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 49 Begegnung Zoo
Lexikon der Veterinärmedizin<br />
von E. Wiesner und R. Ribbeck,<br />
4., neubearbeitete Auflage, Enke im Hippokrates-Verlag, Stuttgart 2000<br />
Ladenpreis 158,00 DM/80,78 EUR<br />
Mit 1630 Seiten und rund<br />
60000 Stichworten — von „Aalhaut“<br />
(pathol. Veränderung der<br />
Dünndarmschleimhaut bei<br />
Rindern nach Vergiftung durch<br />
Brandpilze) bis „ZZZ-<br />
Symdrom“ (Missbildungen aufgrund<br />
einer numerischen<br />
Chromosomenanomalie bei<br />
Hähnen) — ist das „Lexikon<br />
der Veterinärmedizin“ sicherlich<br />
keine leichte Bettlektüre.<br />
Dieses Lexikon, das in Zusammenarbeit<br />
mit 80 Fachwissenschaftlern<br />
entstand,<br />
deckt alle Gebiete der klassischen<br />
Veterinärmedizin ab,<br />
dazu aber auch Randgebiete,<br />
wie zum Beispiel Jagdwesen<br />
und Bienenkunde.<br />
Beim Durchblättern gerät man<br />
rasch vom „Hölzchen auf<br />
Stöckchen“, weil jeder Artikel<br />
mit zahlreichen Querverweisen<br />
versehen ist und man sich<br />
leicht festliest. Wer kann schon<br />
aus dem Stegreif den Unterschied<br />
zwischen „Anthropozoonosen“<br />
und „Zooanthroponosen“<br />
definieren? Besonders<br />
instruktiv fand ich im Rahmen<br />
der aktuellen Diskussion<br />
die Artikel über die Maul- und<br />
Klauenseuche, nach deren<br />
Lektüre mir eine ganze Reihe<br />
von Problemen in diesem Zusammenhang<br />
(z.B. Impfung)<br />
zum ersten Mal verständlich<br />
wurden. Die Bovine spongiforme<br />
Encephalitis (BSE), besser<br />
bekannt als „Rinderwahnsinn“,<br />
darf in einem solchen Buch<br />
natürlich auch nicht fehlen; was<br />
die Aktualität angeht, so ist der<br />
„Prionics-Schnelltest“, der momentan<br />
in der Schweiz zur<br />
Früherkennung von BSE-Erregern<br />
im Gehirn erkrankter Tiere<br />
entwickelt wird, bereits erwähnt.<br />
Fazit: Das „Lexikon der Veterinärmedizin“<br />
bietet in einem<br />
Band eine hervorragende<br />
Stoffsammlung, die auch<br />
„Randgruppen“ wie Zoopädagogen<br />
und Biologielehrenden<br />
bei Fragen aus dem<br />
Umfeld der Tiermedizin eine<br />
rasche umfassende, gründliche<br />
und fundierte Information<br />
erlaubt.<br />
Monika Niehaus-Osterloh<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
Begegnung Zoo 50 Nr.<strong>12</strong> Oktober 2001
Autoren<br />
Ruth Dieckmann Zoopädagogin, Zoologischer Garten Köln<br />
Vera Dittgen Bildungsreferentin Welthaus Bielefeld<br />
Wolf Haferkamp Zoopädagoge Zoologischer Garten Köln<br />
Dr. Andreas Heldstab Zoopädagoge und Tierarzt Zoologischer Garten Basel<br />
Dr. Gudrun A. Hollstein Dozentin und Zoopädagogin Universität Koblenz-<br />
Landau, Institut für<br />
Grundschulpädagogik<br />
Christian Kabatnik Betriebsleitungsassistent Regenwaldhaus Hannover<br />
Dr. Monika Niehaus-<br />
Osterloh Autorin und Übersetzerin Düsseldorf<br />
Dirk Petzold Zoo-AG Bielefeld Bielefeld<br />
Lothar Philips Zoopädagoge Zoologischer Garten Köln<br />
Robert Pies-Schulz-Hofen Zoopädagoge Zoologischer Garten Berlin<br />
Hans Röttger Zoopädagoge NaturZoo Rheine<br />
Gaby V. Schwammer Zoopädagogin Tierpark Schönbrunn, Wien<br />
Hermann Sonntag, Schüler Dresden<br />
Dagmar Nawrocki, Zoopädagogen<br />
und Markus Diekmann<br />
Gerd Stadie Zoopädagoge Berlin, Tierpark Friedrichsfelde<br />
______________________________________________________________________________________<br />
Nr. <strong>12</strong> Oktober 2001 51 Begegnung Zoo