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Der ultimative Dunkelhainführer

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Bogumil Bouvier<br />

<strong>Der</strong> <strong>ultimative</strong> <strong>Dunkelhainführer</strong><br />

Teil 6 Finstermoor ‐ das ehemalige Industriegebiet


Ich bin Bogumil Bouvier, Reiseschriftsteller, Fan des Übernatürlichen und nun schon recht<br />

lange Stadtschreiber von Dunkelhain. Die Stadtschreiberwohnung teile ich mir mit meiner<br />

Lebensgefährtin Lätitia Leibovitz, die für die Bilder zuständig ist und mich natürlich auch<br />

sonst in allen Fragen berät. Wir haben uns in Dunkelhain schon ganz prächtig eingelebt.<br />

Und nun lernen wir allmählich auch die Randgebiete des Städtchens kennen.<br />

Gegenstand unserer Recherchen für die vorliegende<br />

Ausgabe des "Ultimativen <strong>Dunkelhainführer</strong>s" war<br />

Finstermoor ­ ein eher abgeschiedenes und unbekanntes<br />

Gebiet am südöstlichen Rand des Binnensees.<br />

Früher war hier allerlei Industrie angesiedelt. Vieles<br />

wurde abgerissen, einiges ist stehengeblieben, manches<br />

scheint einfach vergessen worden zu sein. So finden sich<br />

hier noch Reste der alten Bahnanlage.<br />

Aber es ist auch neues Leben eingekehrt. Die eine oder<br />

andere neue Fabrik wurde saniert und einem neuen<br />

Zweck zugeführt. Auf einem Teil des Bahngeländes<br />

entstand der Filmpark "ShotaMovie". Eine Diskothek, ein<br />

Fitnesscenter und ­ ganz neu! ­ ein Zentrum für Kunst<br />

und Kultur wurden in alten Fabriken angesiedelt. Wir<br />

haben alles gründlich angeschaut und geben Ihnen Tipps<br />

zur Freizeitgestaltung.<br />

Gerade rechtzeitig lernten wir den Architekten und Denkmalpfleger Theobald Ziller kennen,<br />

der sich mit der Erhaltung alter Industriegebäude beschäftigt. Die meist robusten und<br />

dauerhaften Industriebauten bieten seiner Ansicht nach eine Fülle von neuen Nutzungsmöglichkeiten.<br />

Ihm danken wir für seine kenntnisreichen Erläuterungen.<br />

Wir danken ­ wie immer ­ auch den Mitarbeitern des Hokuspokus­Verlags, die uns bei allen<br />

Schwierigkeiten eine große Hilfe waren.<br />

So können wir Ihnen nun endlich auch den sechsten Teil des Führers vorstellen.<br />

Bogumil Bouvier<br />

2


Inhalt<br />

Stadtrundgang 6 (Karte) 4<br />

­ Filmpark "ShotaMovie" 5<br />

­ Besuch im Fitnesscenter "Muskelproduktion Inc." 7<br />

­ Besuch in der Diskothek "Milchbar" 10<br />

­ "Zentrum für Kunst und Kultur" in der alten Fabrik 12<br />

­ Ein Tag auf dem Angelplatz "Chitang" 16<br />

Wissenswertes über Industriedenkmalspflege 19<br />

Die Geschichte Dunkelhains am Teufelsmoor 20<br />

Bilder aus Finstermoor 22<br />

Alte Sagen vom Finstermoor 24<br />

So leben Prominente in Dunkelhain: David Copperman 26<br />

3


Stadtrundgang 6<br />

Unser Stadtrundgang führt uns von der Dunkelhainer Teufelsbucht kommend über die Brücke<br />

auf die Jebidah­Allee ins Industriegebiet Finstermoor. Wir biegen dann nach links ab zum<br />

Filmpark. Von dort gehen wir den Flussweg entlang zum Fitnesscenter "Muskelproduktion<br />

Inc." und zur Diskothek "Milchbar". Wir biegen dann links ab in den Heringsfarmweg. Vorbei<br />

an der "Metallverwertung Rostig" gelangen wir zum "Zentrum für Kunst und Kultur" in der<br />

Alten Fabrik. Alternativ führt uns der Weg den Flussweg entlang in die andere Richtung zum<br />

"Angelplatz "Chitang".<br />

Je nach Zeit und persönlichem Interesse wird der Besuch von Filmpark, Fitnesscenter,<br />

Angelplatz, Diskothek oder Kulturzentrum im Vordergrund stehen. <strong>Der</strong> Besuch dieser<br />

Lokalitäten nimmt jeweils mehrere Stunden Zeit in Anspruch. Sie werden also je nach Laune<br />

oder Tageszeit wählen müssen. Die Diskothek ist erst ab 18 Uhr geöffnet, das Kulturzentrum<br />

schon ab 10 Uhr, der Angelplatz rund um die Uhr.<br />

Empfohlene Kombinationen: Tagsüber Filmpark und anschließend Diskothek oder Angelplatz am<br />

Tage, Besuch des Kulturzentrums am späten Nachmittag oder Abend.<br />

1 Filmpark "ShotaMovie"<br />

2 Fitnesscenter "Muskelproduktion Inc."<br />

3 "Altes Stellwerk" (Copperman)<br />

4 Diskothek "Milchbar"<br />

5 "Metallverwertung Rostig"<br />

6 "Zentrum für Kunst und Kultur"<br />

7 Bauernhof Nibelung<br />

8 Angelplatz "Chitang"<br />

4


Von der Brücke kommend sehen wir das große Gelände des Filmsets "ShotaMovie" schon<br />

vor uns liegen. Um an der Besichtigungstour teilzunehmen, gehen Sie zur ersten Tür beim<br />

Parkplatz neben dem Schnellimbiss bzw. den Toiletten.<br />

1<br />

Mit etwas Glück dürfen Sie im Studio bei einer echten Filmszene zuschauen. "Drei, zwei,<br />

eins – Bombe!", ruft der Regisseur. Und in der Hotellobby beginnt alles ganz furchterregend<br />

zu wackeln. Natürlich ist alles nur eine Kulisse, eins zu eins nachgebaut, zu 360 Grad<br />

bespielbar. Und natürlich wackelt hier nichts wirklich: Die Kameraleute ruckeln nur<br />

geschickt an ihren Kameras. Es muss Bewegung ins Spiel, schließlich sollen an diesem<br />

Drehtag Soldaten das Hotel stürmen. ­ So oder anders, Sie sind live dabei!<br />

Im Anschluss können Sie noch durch die Filmkulissen im Freien streifen und sich dabei in<br />

südlicher Landschaft oder wie in einem Western fühlen.<br />

5


Besuch im Fitnesscenter "Muskelproduktion Inc."<br />

2<br />

Vom Filmpark ist der Weg nicht weit zum Fitnesscenter "Muskelproduktion Inc.".<br />

Freuen Sie sich auf ein großzügig bemessenes Sportstudio, in dem Sie nahezu alles finden<br />

werden, was Ihnen gefallen könnte. Die ehemalige Fabrik bietet genügend Raum dafür.<br />

7


8<br />

Im Erdgeschoss des Fitnesscenters befindet<br />

sich die große Schwimmhalle mit Galerie im<br />

1. Obergeschoss, von wo aus man dem<br />

Treiben im Becken bequem zuschauen kann.<br />

Außerdem gibt es zwei große Sporthallen:<br />

eine Gymnastikhalle und eine Gerätehalle für<br />

Kraft­ und Ausdauertraining.<br />

Im 1. Obergeschoss befindet sich neben<br />

Duschen und Toiletten noch eine Bar mit<br />

Imbiss. Im 2. Obergeschoss ist die Abteilung<br />

für asiatischen Kampfsport untergebracht,<br />

eine Tischtennishalle und ein Raum mit<br />

Whirlpools ergänzen das Angebot.


Besuch in der Diskothek "Milchbar"<br />

4<br />

Gleich neben dem Fitnesscenter finden Sie die Diskothek "Milchbar". Den doch eher<br />

ungewöhnlichen Namen verdankt sie weniger den angebotenen Getränken als vielmehr der<br />

chicen weißen Einrichtung. Ab 17 Uhr bis 4.00 Uhr früh ist täglich geöffnet. Hier trifft sich<br />

ganz Dunkelhain zum Abtanzen.<br />

10


"Zentrum für Kunst und Kultur" in der alten Fabrik<br />

6<br />

<strong>Der</strong> Weg führt den Flussweg vorbei am Fitnesscenter "Muskelproduktion Inc." und der<br />

Diskothek "Milchbar" bis zur "Metallverwertung Rostig". Hier biegen wir nach links in den<br />

Heringsfarmweg ein. Vorbei am Schrottplatz gelangen wir zum "Zentrum für Kunst und<br />

Kultur", das seinen Platz in einer abgewirtschafteten Fabrik gefunden hat und diese nun<br />

mit neuem Leben füllt. Das Gebäude aber sollte möglichst unverändert erhalten bleiben.<br />

12


Treppenhaus und Blick auf die Glasbläserei<br />

Kunstwerkstatt<br />

Kunstwerkstatt<br />

Musikstudio<br />

Musikstudio<br />

13


Ausstellungsraum<br />

Tanzstudio<br />

14


Imbiss<br />

Kinosaal<br />

Foyer<br />

Kleiner Vortragssaal<br />

Kellerbühne<br />

15


Ein Tag auf dem Angelplatz "Chitang"<br />

8<br />

Wer sich entschlossen hat den Angelplatz zu besuchen, geht den Flussweg entlang<br />

stadtauswärts. <strong>Der</strong> Angelplatz "Chitang" ­ der Name deutet es schon an ­ wurde im<br />

chinesischen Stil gestaltet und ist als ruhiger Freizeitpark zum Erholen sehr beliebt. Hier<br />

gibt es vielerlei ausgewiesene Angelstellen, verschiedene Aussichtspunkte, die besonders<br />

die Landschaftsfotografen anlocken, einen chinesischen Pavillon, eine kleine Imbissbude,<br />

einen idyllischen Grillplatz, Toiletten und eine Lama­Haltestelle am Ausgang.<br />

16


Wissenswertes über Industriedenkmalspflege<br />

Die Idee der Industriedenkmalspflege ist ausgerichtet auf die Erhaltung und neue Nutzung<br />

von Industriedenkmalen im Sinne einer ressourcenschonenden, nachhaltigen Entwicklung<br />

sowie auf die Dokumentation, Erforschung und Vermittlung der Industriegeschichte.<br />

Industriedenkmale sind Ausdruck gesellschaftlicher Leistung sowie Zeugnis baulicher<br />

Entwicklung. Für die kulturelle Identität sind sie von gleicher Bedeutung wie Schlösser und<br />

Burgen, Natur und Landschaft, Sprache und Musik. Erhaltung und Pflege der Baudenkmale<br />

sind Zeichen von Bildung und Verantwortung.<br />

Für die bisherigen Industriekultur­Bewegungen ist typisch, dass sie aus gesellschaftlichen<br />

Notsituationen heraus entstanden sind. Mit dem Strukturwandel ­ ausgelöst durch die<br />

Krisen bestimmter Industriezweige ­ brach in den letzten Jahrzehnten in manchen Regionen<br />

ein ganzes gesellschaftliches System zusammen.<br />

<strong>Der</strong> zunehmende Verfall und der drohende Abriss der letzten Zeugnisse einer meist weit<br />

zurückliegenden wirtschaftlichen Blütezeit wurden von der regionalen Bevölkerung als<br />

existentieller Angriff auf die eigene Identität begriffen. <strong>Der</strong> Kampf für den Erhalt war damit<br />

immer auch ein politisches Projekt und ein Projekt gesellschaftlicher Anerkennung.<br />

Inzwischen hat sich deutlich gezeigt, dass alte Fabrikgebäude äußerst vielseitig und flexibel<br />

umgenutzt werden können. Von gewerblichen über kulturelle und gastronomische<br />

Nutzungen bis hin zur Wohnnutzung ist ein breites Spektrum an Möglichkeiten gegeben.<br />

Die größten Schwierigkeiten beim Substanzerhalt treten in Form von funktionalen<br />

Ansprüchen der neuen Nutzer auf. Hier zeigt sich ein klarer Konflikt zwischen dem Erhalt<br />

von identitätsstiftenden Werten und funktional­wirtschaftlichen Interessen. In dieser Frage<br />

kann auch die Denkmaltheorie nur Anhaltspunkte bieten. Die konkreten architektonischen<br />

Lösungen müssen jeweils am einzelnen Objekt geklärt werden.<br />

Es hat sich gezeigt, dass bestimmte Bauelemente, wie Fenster und technische Ausstattung,<br />

bei alten Fabriken aus funktionalen Anpassungsgründen gefährdeter sind als andere. Einige<br />

historische Zeugnisse, wie Gebrauchs­ und Altersspuren oder alte Pflasterung, scheinen in<br />

ihrer Wirkung auf den architektonischen und ästhetischen Gesamteindruck noch sehr<br />

unterbewertet zu sein: Sie wurden in vielen Fällen leichtfertig beseitigt. Die leitenden<br />

Kriterien bei der Umgestaltung sollten immer sowohl stilistische als auch bauphysikalische<br />

Dauerhaftigkeit zum Ziel haben. (Theobald Ziller)<br />

19


Die Geschichte Dunkelhains am Teufelsmoor<br />

Dunkelhain am Teufelsmoor besteht aus mehreren früher eigenständigen Ortsteilen, die<br />

schließlich zu einem Städtchen zusammenwuchsen.<br />

Nebelhausen ­ die Innenstadt, liegt am Nordufer des Binnensees. Noch weiter nördlich<br />

schließt sich Finsterfelde, der locker besiedelte ländliche Teil mit vereinzelten Gehöften an.<br />

Über die Inseln Silberfels, die zauberhafte Feeninsel im Westen, und Düsterstrom, weiter<br />

im Osten des Binnensees gelegen, erreicht man Dunkelwasser und Finstermoor, die<br />

zusammen das Teufelsmoor bilden.<br />

Die Anfänge Dunkelhains verbergen sich wortwörtlich im dichten Nebel Nebelhausens.<br />

Einzig die „Sage um Nebelhausen“ gibt einige Hinweise: „Dunkelhain war am Anfang nur eine<br />

winzige Siedlung im großen Sumpfgebiet rund um das Teufelsmoor. Die kleinen Hütten<br />

standen weit auseinander, halt immer da, wo sich ein kleines trockenes Plätzchen fand.“<br />

Wir können davon ausgehen, dass die Siedler im Teufelsmoor sich in den Anfängen recht<br />

kärglich durch Sammeln, Fischen und Jagen ernährten.<br />

<strong>Der</strong> erste Aufschwung kam wohl, als die Insel Silberfels mitten im Binnensee besiedelt<br />

wurde. Diesen neuen Siedlern gelang es, aus Silberfels ein kleines buntes Paradies zu<br />

erschaffen. Kein Wunder, dass man vermutet, sie hätten das nur durch ihre magische<br />

Energie vermocht. Vielleicht war es aber doch die geografisch günstige Lage, die ihnen half.<br />

20


Das Teufelsmoor ­ vor allem der heutige Ortsteil Dunkelwasser ­ blieb weiterhin dünn<br />

besiedelt von düsteren Gestalten, die ihren eigenen dunklen Geschäften nachgingen und sich<br />

wenig um die Geschicke der anderen scherten. Noch heute trifft man hier meist mürrische<br />

Einzelgänger, die die neugierigen Touristen misstrauisch beäugen oder ihnen geschickt das<br />

Geld aus der Tasche ziehen.<br />

Ganz anders dagegen verlief die Entwicklung im Ortsteil Finstermoor. Hier wurde Torf<br />

gewonnen und das Moor nach und nach trocken gelegt. Es entstanden zunächst einige<br />

Torfwerke. Später dann siedelte sich auch andere Industrie dort an. Das machte eine bessere<br />

Verkehrsanbindung nötig, so dass Schienen für die Eisenbahn verlegt und ein Güterbahnhof<br />

gebaut wurde.<br />

So brachte der industrielle Aufschwung allmählich ganz Dunkelhain Gewinn und<br />

bescheidenen Reichtum.<br />

Mit dem Entstehen einer wachsenden Mittelschicht und deren Bedürfnis nach geeignetem<br />

Wohnraum dehnten sich die Außenbereiche von Nebelhausen nach Westen und Osten aus.<br />

Zur Förderung der Jugend wurde in der Innenstadt eine Schule gebaut ­ die<br />

"Schreckensakademie" ­ und die "Düsterbibliothek" eingerichtet. Später kam noch das<br />

"Schmerz von Dunkelberg­Hospital" dazu. Damit wurde Dunkelhain zu einem<br />

Bildungszentrum für das gesamte umliegende Gebiet.<br />

<strong>Der</strong> Wohnraum wurde nun knapp, und so mancher, der es sich leisten konnte, wollte der<br />

Enge Nebelhausens entfliehen. Im etwas abgelegenen Ortsteil Düsterstrom, wo sich viel<br />

Platz zum Bau großer Villen bot, erbauten die Reichen ­ oder sagen wir die Vampire und<br />

Finanzhaie ­ ihre protzigen Domizile.<br />

Neugierige Touristen kommen deshalb gerne hierher, um vielleicht einen Blick auf den einen<br />

oder anderen Prominenten zu erhaschen.<br />

<strong>Der</strong> Tourismus zog in Dunkelhain ein, als man die Schwefelquelle entdeckte. <strong>Der</strong> Stadtrat<br />

bewies Weitsicht und ließ die "Dunkelhainer Schwefeltherme" errichten. Diese zog nun<br />

Heilungssuchende von überall her an, denn der Therme wurden wahre Wunderkräfte<br />

nachgesagt. So erlangte Dunkelhain bald Berühmtheit als Kurort.<br />

Damit kamen auch immer mehr Touristen, die diesen reizvollen und rätselhaften Ort<br />

erkunden wollten. Neue Geschäfte, Cafés und Restaurants wurden eröffnet, die "Galerie in<br />

den Dunkelhainer Höfen" eingerichtet. Dunkelhain prosperierte, und die alte Industrie wurde<br />

immer nebensächlicher für die Stadt.<br />

In den letzten Jahrzehnten begann der Verfall der Dunkelhainer Industrie. Werke wurden<br />

unrentabel, blieben leer stehen und verfielen, die Schienen nicht mehr gebraucht und von<br />

Vandalen zerstört. Finstermoor rottete mehr oder weniger vor sich hin. Die<br />

Herausforderungen der neuen Zeit bestehen nun darin, nicht mehr benötigte<br />

Industrieanlagen „umzunutzen“, d. h. sie möglichst als historische Denkmäler zu erhalten,<br />

aber einer anderen Nutzung zuzuführen. Ein schönes Beispiel dafür ist das neu erstandene<br />

"Zentrum für Kunst und Kultur".<br />

Für diesen Beitrag danken wir Luzibald Lewandowski, Archivar der "Düsterbibliothek", der<br />

sich als exzellenter Kenner der Geschichte Dunkelhains am Teufelsmoor weit über die<br />

Grenzen des Städtchens hinaus einen Namen gemacht hat.<br />

21


Bilder aus Finstermoor<br />

22


Alte Sagen vom Finstermoor<br />

Von Irrlichtern und Nachtwischen<br />

So rankten sich um die Irrlichter, die man auch Nachtwische nannte, allerhand Geschichten<br />

und Überlieferungen:<br />

Nachtwische tauchten als kleine blaue Flämmchen auf, die oft vor jemand herliefen, der<br />

müde von der Arbeit im Moor heimging, jäh verschwanden, um plötzlich wieder zu<br />

erscheinen. Ein hiesiger Tagelöhner rief einmal einem Flämmchen zu: "Naachtwisch,<br />

Naachtwisch, Hawwerschtroh, dei Seel werd nimmie froh!", worauf das Flämmchen dem<br />

Mann nachlief bis ans Haus und, weil er flugs die Tür hinter sich zuschlug, ein Loch in diese<br />

brannte. Auch das Ärgern und Uzen vertragen die Irrlichter nicht. Ein Knecht, der ihnen vom<br />

Fenster aus zusah, rief im Übermut: "Errwisch, Errwisch, Hawwerschtroh, dei aarmie Seel<br />

werd nimmie froh!" Da erbosten die Irrwische und stürzten sich auf ihn. Man konnte meinen,<br />

die ganze Stube sei voll Feuer und einige Male knallte es derart, dass es sich anhörte, wie<br />

eine gewaltige Explosion. Es war aber nichts anderes, als das Geräusch der Schläge, die der<br />

Knecht hinter die Ohren und auf noch ganz andere Körperteile bezogen hatte.<br />

Einmal ging ein armer Tropf aus Finsterfelde Birkenreiser schneiden. Er wollte damit<br />

Stallbesen herstellen, um mit dem Erlös seinen acht Kindern besser die Mäuler stopfen zu<br />

können. Bei der Arbeit wurde er von der Dunkelheit überrascht und als er aus dem Wald trat,<br />

sah er in Richtung Düsterstrom ein Licht. In der Annahme, es sei das Licht von einem Haus,<br />

ging er darauf zu. Das Irrlicht aber wanderte ihm die ganze Nacht voraus und als der Morgen<br />

graute, war der Mann noch eine Wegstunde vom Haus entfernt. Das Bündel mit den<br />

Besenreisern hat dabei auf seinem Rücken nicht mehr gedrückt als eine Hühnerfeder, auch<br />

war er auf seiner langen Wanderung weder müde noch hungrig geworden.<br />

Auf einem Stoppelacker in der Moddergrube hat ein Finsterfelder Bauer beim Mistfahren<br />

seine Frau am Fuhrwerk verloren. Weil er sie nicht selbst findet, ruft er den Irrwisch und<br />

verspricht ihm fünf Gulden, wenn er ihm bei der Suche hilft. Um die Frau wird es plötzlich<br />

hell, und so kann sie der Bauer leicht sehen. Dann fahren sie heim; der Irrwisch sitzt hinten<br />

auf dem Fuhrwerk. Zu Hause angekommen holt der Bauer fünf Gulden und legt sie aufs<br />

Sitzbrett. <strong>Der</strong> Irrwisch nimmt sie und verschwindet. Im Sitzbrett aber sind seither fünf<br />

eingebrannte Stellen zu sehen.<br />

24<br />

Einst lag im Finstermoor noch<br />

ein Woog (stehendes Gewässer)<br />

neben dem anderen und solche<br />

Moorlöcher, in denen Irrlichter<br />

hausten, gab es zuhauf.<br />

Die Irrlichter waren tatsächlich<br />

Sumpfgase, die mit kleinen<br />

blauen Flämmchen brannten.<br />

Man sah sie am besten, wenn<br />

es abends nach einem heißen<br />

Sommertag duster wurde und<br />

die Moorfrösche ihr Konzert<br />

begannen.<br />

Allerdings wusste man nichts<br />

von der Herkunft der Flammen,<br />

und hielt sie für unerlöste<br />

Seelen, die keine Ruhe fanden.


Viele Jahrhunderte wurde das Moor als düsterer, abweisender und unheimlicher Ort erlebt,<br />

vor allem in der Dämmerung, wenn dichte Nebel aufzogen.<br />

<strong>Der</strong> Knabe im Moor von Annette von Droste Hülshoff<br />

O schaurig ist's übers Moor zu gehn,<br />

Wenn es wimmelt vom Heiderauche,<br />

Sich wie Phantome die Dünste drehn<br />

Und die Ranke häkelt am Strauche,<br />

Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,<br />

Wenn aus der Spalte es zischt und singt,<br />

O schaurig ist's übers Moor zu gehn,<br />

Wenn das Röhricht knistert im Hauche!<br />

Fest hält die Fibel das zitternde Kind<br />

Und rennt als ob man es jage;<br />

Hohl über der Fläche sauset der Wind ­<br />

Was raschelt da drüben im Hage?<br />

Das ist der gespentische Gräberknecht,<br />

<strong>Der</strong> dem Meister die besten Torfe verzecht;<br />

Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!<br />

Hinducket das Knäblein sich zage.<br />

Vom Ufer starret Gestumpf hervor,<br />

Unheimlich nicket die Föhre,<br />

<strong>Der</strong> Knabe rennt, gespannt das Ohr,<br />

Durch Riesenhalme wie Speere;<br />

Und wie es rieselt und knittert darin!<br />

Das ist die unselige Spinnerin,<br />

Das ist die gebannte Spinnlenor',<br />

Die den Haspel dreht im Geröhre!<br />

Da birst das Moor, ein Seufzer geht<br />

Hervor aus der klaffenden Höhle;<br />

Weh, weh, da ruft die verdammte Margret:<br />

"Ho, ho, meine arme Seele!"<br />

<strong>Der</strong> Knabe springt wie ein wundes Reh,<br />

Wär'n nicht Schutzengel in seiner Näh',<br />

Seine bleichenden Knöchelchen fände spät<br />

Ein Gräber im Moorgeschwehle.<br />

Da mählich gründet der Boden sich,<br />

Und drüben, neben der Weide,<br />

Die Lampe flimmert so heimatlich,<br />

<strong>Der</strong> Knabe steht an der Scheide.<br />

Tief atmet er auf, zum Moor zurück<br />

Noch immer wirft er den scheuen Blick:<br />

Ja, im Geröhre war's fürchterlich,<br />

O schaurig war's in der Heide!<br />

25


So leben Prominente in Dunkelhain: David Copperman<br />

Das chicste Haus von Dunkelhain soll im Industriegebiet zu finden sein. Stimmt das denn?<br />

Wir waren natürlich neugierig und gespannt. Nun ist das keine herkömmliche Villa, sondern<br />

ein entkerntes und umgestaltetes Stellwerk im früheren Bahnhofsbereich. Von außen blieb es<br />

weitgehend unverändert.<br />

Bei dem neuen Besitzer handelt es sich um den<br />

bekannten Zauberkünstler und Illusionisten David<br />

Copperman ­ landesweit bekannt unter dem<br />

Künstlernamen Daniel der Dunkle. Er scheint<br />

sehr begabt zu sein, denn er ist noch recht jung<br />

und hat sensationell schnell Karriere gemacht!<br />

Das Gebäude bewohnt er zusammen mit seiner<br />

Lebensgefährtin Tina Tyler, die auf dem besten<br />

Wege ist, ein berühmter Rockstar zu werden.<br />

Beide stammen aus Dunkelhain und sind in recht<br />

einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Sie sagen<br />

übereinstimmend, dass sie dem "Zentrum für<br />

Kunst und Kultur" hier in Finstermoor, dem<br />

ehemaligen Industriegebiet, viel zu verdanken<br />

haben, weil sie dort immer kostenlos üben<br />

durften. Deshalb ist es ihnen nun auch ein<br />

Anliegen, ihren Beitrag zu Erhaltung und Pflege<br />

der alten Industriebauten zu leisten.<br />

26


Auf diesem Bild kann man gut erkennen, dass das Coppermansche Anwesen mitten im<br />

Industriegebiet liegt. Ein paar alte Gleise sind noch übrig geblieben. Wenn man sich an<br />

solcher Aussicht nicht stört, kann man hier sehr schön abgeschieden und von aufdringlichen<br />

Paparazzis unbehelligt auch als bekannter Star leben. David Copperman und seine<br />

Lebensgefährtin wissen das zu schätzen.<br />

27


Da wir David Copperman schon längere Zeit privat kennen, war es natürlich ein Leichtes zu<br />

Informationen und Bildern zu kommen. So besuchten wir die Coppermans voll Freude auf<br />

einen netten Abend. Und wir waren tief beeindruckt von diesem Loft mit den alten ­<br />

aufgefrischten ­ Mauern und der ansonsten sehr modernen Einrichtung. Es ist wohl dieser<br />

Kontrast, der den speziellen Reiz ausmacht.<br />

28


Zunächst ließen wir es uns schmecken. Tina ist eine ganz hervorragende Köchin, wie wir<br />

feststellen durften.<br />

Nach einem kleinen Digestif, durften wir uns dann gründlich umsehen:<br />

29


Und dann gibt es noch das<br />

tolle Musikstudio im Turm ...<br />

... und das Kellergeschoss mit<br />

Pool und Sauna.<br />

Wir haben den Abend sehr<br />

genossen!<br />

30


Das erwartet Sie im nächsten Heft<br />

Finsterfelde<br />

­ das ländliche Gebiet im Norden<br />

Freuen Sie sich auf:<br />

­ den idyllischen Angelwald<br />

­ eine Landkommune<br />

­ einen Fischerhof<br />

­ und vieles mehr

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