19.02.2015 Aufrufe

Demenz_Pflege & Betreuung ambulant_Inhaltsseite

Die kompetente Unterstützung für ambulante Pflegekräfte

Die kompetente Unterstützung für ambulante Pflegekräfte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ausgabe 2/16 (KW 3)<br />

Februar 2016<br />

AMBULANT<br />

Expertenstandards 2<br />

<strong>Betreuung</strong>sangebote 4<br />

<strong>Pflege</strong>grad 6<br />

Suprapubische Katheter 8<br />

Bedeutung Ihrer Arbeit bei Menschen<br />

mit <strong>Demenz</strong> – so setzen<br />

Sie Ihr Fachwissen richtig in der<br />

<strong>Pflege</strong> ein.<br />

Mit diesen Ideen können Sie individuelle<br />

Angebote entwickeln<br />

und Menschen mit <strong>Demenz</strong> erfolgreich<br />

aktivieren.<br />

2017 erhöht sich das Sachleistungsbudget<br />

aufgrund einer<br />

eingeschränkten Alltagskompetenz.<br />

Eine Austrittstelle muss nicht<br />

entzündlich sein, um einen Verbandswechsel<br />

von der Kasse genehmigen<br />

zu lassen.<br />

TOP-THEMA<br />

<strong>Demenz</strong>-Studie: Einnahmefehler bei fast<br />

allen Patienten<br />

„Auch Männer möchten<br />

beschäftigt werden“<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

die <strong>Pflege</strong> und <strong>Betreuung</strong> von Menschen<br />

mit <strong>Demenz</strong> hat sich in den letzten Jahren<br />

kontinuierlich weiterentwickelt. So wurden<br />

und werden immer mehr Angebote der Beschäftigung,<br />

<strong>Betreuung</strong> und Aktivierung für<br />

<strong>Demenz</strong>erkrankte entwickelt und auch in<br />

der Praxis eingesetzt. Ganz selten aber werden<br />

geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

bei den Aktivierungsangeboten berücksichtigt:<br />

Die meisten aktivierenden Angebote<br />

wie Hauswirtschaft oder Handarbeit sind<br />

auf Frauen ausgerichtet. Daher sollten Sie<br />

sich einmal ganz ehrlich die Frage stellen,<br />

ob in Ihrer Tagespflege, Wohngemeinschaft<br />

oder <strong>Betreuung</strong>sgruppe bei den aktivierenden<br />

Angeboten den Bedürfnissen von<br />

Männern genügend Rechnung getragen<br />

wird. Die Frage kann wohl fast jeder von<br />

Ihnen mit Nein beantworten. Daher finden<br />

Sie auf den Seiten 4 und 5 Ideen, wie Sie<br />

auch Ihre männlichen <strong>Pflege</strong>kunden mit<br />

<strong>Demenz</strong> aktivieren können.<br />

Ihre<br />

Annett Urban und Swen Staack<br />

Redaktion „<strong>Demenz</strong>: <strong>Pflege</strong> & <strong>Betreuung</strong>“<br />

Annett Urban ist Inhaberin eines Dienstleistungsunternehmens<br />

für Senioren und Chefredakteurin<br />

von „pdl.konkret <strong>ambulant</strong>“.<br />

Swen Staack ist Diplom-Sozialpädagoge,<br />

Geschäftsführer der Alzheimer Gesellschaft<br />

Schleswig-Holstein e. V.<br />

Kontakt: demenz@ppm-verlag.org<br />

Mehr ältere Menschen als bisher<br />

angenommen leiden unter einer<br />

<strong>Demenz</strong>. Außerdem haben Patienten,<br />

die bereits diagnostiziert wurden,<br />

fast durchweg Probleme mit der korrekten<br />

Einnahme ihrer Medikamente. Zu<br />

diesen Ergebnissen kommen Forscher der<br />

Universitäten Rostock und Greifswald<br />

und des DZNE (Deutsches Zentrum für<br />

Neurodegenerative Erkrankungen e. V.).<br />

Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler<br />

630 Frauen und Männer über<br />

70 Jahre aus Mecklenburg-Vorpommern,<br />

die schon bei Hausärzten in Behandlung<br />

waren und unter Gedächtnisproblemen<br />

litten.<br />

Fehler bei der Diagnostik<br />

Bei 40 % der Studienteilnehmern entdeckten<br />

die Wissenschaftler durch einfache<br />

Testverfahren und kleine Gedächtnisaufgaben,<br />

dass diese nicht nur unter Gedächtnisproblemen<br />

litten, sondern an einer <strong>Demenz</strong><br />

erkrankt waren, die bisher nicht<br />

diagnostiziert wurde.<br />

Dabei ist eine frühe und vernünftige Diagnose<br />

wichtig, denn sie bedeutet eine frühzeitigere<br />

und bessere Behandlung und<br />

Versorgung.<br />

Fehler bei der Einnahme<br />

von Medikamenten<br />

Zudem stellten die Forscher fest, dass 94 %<br />

der Studienteilnehmer ihre Medikamente<br />

nicht wie verschrieben einnahmen. Darüber<br />

hinaus schluckten sie Medikamente,<br />

die gar nicht zu ihren Symptomen passten.<br />

So wurden z. B. teilweise Neuroleptika<br />

von den Ärzten verschrieben, die eigentlich<br />

bei psychotischen Symptomen<br />

helfen sollen. Häufig brauchte es diese<br />

Medikamente gar nicht.<br />

Fazit<br />

Die Ergebnisse der Forscher sind erschreckend.<br />

Denn sobald Anzeichen einer einsetzenden<br />

<strong>Demenz</strong> auftreten, ist es wichtig,<br />

dass frühzeitig eine sorgfältige fachärztliche<br />

Untersuchung vorgenommen wird,<br />

damit auf Basis einer korrekten Diagnose<br />

eine optimale Behandlung eingeleitet<br />

werden kann. Denn eine frühe Diagnose<br />

und Therapie kann den Krankheitsprozess<br />

durchaus verzögern.<br />

Daher sollten Sie Ihrem <strong>Pflege</strong>kunden<br />

oder seinen Angehörigen raten, professionellen<br />

Rat einzuholen, sobald Ihnen<br />

Warnzeichen auffallen, die auf eine beginnende<br />

<strong>Demenz</strong>- oder Alzheimer-Erkrankung<br />

hinweisen könnten.<br />

Ebenso müssen alle Medikamente, die der<br />

Betroffene einnimmt, eingehend überprüft<br />

werden, um zu erkennen, ob möglicherweise<br />

Neben- oder Wechselwirkungen<br />

die Symptome ausgelöst oder verstärkt<br />

haben könnten.<br />

Hier ist es stets wichtig, dass bei der Verordnung<br />

die Priscusliste Beachtung findet.<br />

Die Priscusliste potenziell inadäquater<br />

Medikation für ältere Menschen finden<br />

Sie unter www.priscus.net.<br />

Dieser Fachinformationsdienst wird herausgegeben vom PRO <strong>Pflege</strong>Management Verlag. – Alle Beiträge, Checklisten und Muster aus dieser Ausgabe finden Sie auch als Download<br />

im Exklusivbereich für Leser unter: www.ppm-online.org/zuhause


A M B U L A N T<br />

<strong>Pflege</strong> & Medizin<br />

So nutzen Sie das Wissen aus den Expertenstandards auch für<br />

Ihre demenziell veränderten <strong>Pflege</strong>kunden<br />

Machen Sie auch tagtäglich die<br />

Erfahrung, dass <strong>Pflege</strong> wie<br />

aus dem Lehrbuch bei Ihren<br />

demenziell veränderten <strong>Pflege</strong>kunden<br />

kaum umsetzbar ist? Möglicherweise<br />

fragen Sie sich in diesem Zusammenhang<br />

auch häufiger, wie es Ihnen gelingen<br />

soll, die Anforderungen aus den Expertenstandards<br />

zu erfüllen. Lesen Sie<br />

hier, worauf Sie besonders achten sollten.<br />

Expertenstandards setzen die<br />

Maßstäbe für fachgerechtes<br />

Handeln<br />

Für die aktuell gültigen Expertenstandards<br />

haben Fachexperten die aktuelle<br />

Fachliteratur ausgewertet und hieraus<br />

eine Art Leitfaden entwickelt, der Ihnen<br />

als <strong>Pflege</strong>kraft das fachliche Handeln<br />

erleichtern soll. Er wurde vom Deutschen<br />

Netzwerk für Qualitätsentwicklung in<br />

der <strong>Pflege</strong> (DNQP) erarbeitet. Dies ist ein<br />

Zusammenschluss von <strong>Pflege</strong>experten.<br />

Alle Expertenstandards sollten von zugelassenen<br />

<strong>Pflege</strong>einrichtungen berücksichtigt<br />

werden, denn diese gelten als<br />

allgemein anerkannter wissenschaftlicher<br />

Stand nach dem gearbeitet werden soll.<br />

Hinweis: Zukünftig soll es laut dem<br />

<strong>Pflege</strong>versicherungsgesetz aber auch<br />

verbindliche Expertenstandards geben.<br />

Folgende Ziele sollen durch die Nutzung<br />

der Expertenstandards erreicht werden:<br />

• Ihr <strong>Pflege</strong>kunde erhält die Sicherheit,<br />

dass Sie seine <strong>Pflege</strong> nach aktuellen<br />

pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

durchführen.<br />

• Bei Qualitätsprüfungen gilt ein einheitlicher<br />

Beurteilungsmaßstab.<br />

• Bei dem Vorwurf eines <strong>Pflege</strong>fehlers<br />

können Sie nachweisen, dass Sie nach<br />

dem allgemein anerkannten wissenschaftlichen<br />

Stand gearbeitet haben.<br />

Es gibt schon<br />

9 Expertenstandards<br />

Die Übersicht auf Seite 3 zeigt Ihnen,<br />

welche Expertenstandards es bisher gibt<br />

und welche Bedeutung sie für Ihre demenziell<br />

veränderten <strong>Pflege</strong>kunden haben.<br />

Expertenstandards sollen Ihnen<br />

Handlungssicherheit bieten<br />

Die einzelnen Expertenstandards unterscheiden<br />

sich etwas in ihrem Aufbau,<br />

die Grundstruktur ist jedoch im Wesentlichen<br />

immer gleich. Hierbei ist beschrieben,<br />

wie Sie als <strong>Pflege</strong>kraft die Handlungen<br />

aufeinander aufbauen sollen.<br />

Beispiel: Frau Winter ist sturzgefährdet<br />

Das folgende Beispiel zeigt, wie Sie<br />

die Anforderungen aus den Standards<br />

in der Praxis am besten umsetzen. Es<br />

geht um die demenziell veränderte<br />

Frau Winter und zeigt, wie die Fachkraft<br />

die einzelnen Stufen durchläuft.<br />

1. Stufe – Risiken erkennen: Die zuständige<br />

Fachkraft beschreibt, welche grundsätzlichen<br />

Sturzrisikofaktoren auf ihre<br />

demenziell veränderte <strong>Pflege</strong>kundin Frau<br />

Winter zutreffen. Das Ergebnis: Die alte<br />

Dame sieht schlecht und hat Gleichgewichtsstörungen.<br />

2. Stufe – individuelle Risikoeinschätzung:<br />

Die Sehstörung ist durch eine Brille<br />

ausgeglichen, die Frau Winter immer<br />

trägt. Da sie jedoch ihre Fähigkeiten<br />

überschätzt und ihren Rollator meist vergisst,<br />

besteht eine erhöhte Gefahr, dass<br />

die Gleichgewichtsstörungen zu einem<br />

Sturz führen.<br />

3. Stufe – Beratung: Die <strong>Pflege</strong>kraft erläutert<br />

der <strong>Pflege</strong>kundin das bestehende<br />

Sturzrisiko. Diese ist jedoch nicht in<br />

der Lage, die Informationen nachzuvollziehen.<br />

Daher führt die Mitarbeiterin das<br />

Gespräch mit den bevollmächtigten Angehörigen<br />

und erläutert verschiedene<br />

Maßnahmen, wie z. B. Hüftprotektoren<br />

und Balancetraining.<br />

4. Stufe – Maßnahmenplanung: Die <strong>Pflege</strong>kraft<br />

plant Maßnahmen wie etwa die<br />

Teilnahme an einer Gymnastikgruppe<br />

oder Spaziergänge mit den betreuenden<br />

Mitarbeitern. Sie informiert die Beteiligten<br />

über den Sinn der geplanten Maßnahmen<br />

und stimmt sich mit diesen ab.<br />

Außerdem bittet sie darum, dass jeder<br />

sofort mit der <strong>Pflege</strong>kundin nach deren<br />

Rollator sucht, falls diese ihn vergessen<br />

hat.<br />

5. Stufe – Durchführung: Alle Beteiligten<br />

setzen die geplanten Maßnahmen<br />

gemeinsam um.<br />

6. Stufe – Auswertung: Die Fachkraft<br />

prüft, ob ihre <strong>Pflege</strong>kundin die Maßnahmen<br />

akzeptiert und ob gravierende<br />

Sturzfolgen verhindert werden konnten.<br />

Außerdem erfasst sie, ob sich das<br />

Gleichgewicht der alten Dame durch das<br />

Balancetraining und die Spaziergänge<br />

verbessert und sich das Sturzrisiko somit<br />

verringert hat.<br />

Expertenstandards legen die<br />

Anforderungen an eine gute<br />

<strong>Pflege</strong> fest<br />

Bei orientierten <strong>Pflege</strong>kunden ist der<br />

Weg meist eindeutig: Sie erkennen Risiken,<br />

beraten Ihren <strong>Pflege</strong>kunden, und<br />

in der Regel stimmt er Ihren Maßnahmen<br />

zu. Falls nicht, beraten Sie häufiger,<br />

schlagen Alternativen vor und dokumentieren<br />

die Ablehnung der Maßnahmen.<br />

Im Umgang mit Ihren demenziell veränderten<br />

<strong>Pflege</strong>kunden verläuft dieser<br />

Prozess nicht so reibungslos und es<br />

kommt vor allem auf Ihre Flexibilität<br />

bei der Planung an:<br />

• Die Risiken verändern sich häufig mit<br />

der Tagesform. Das heißt, an einem<br />

Tag besteht etwa kein Dekubitusrisiko,<br />

doch schon am nächsten Tag ist Ihr<br />

demenziell veränderter <strong>Pflege</strong>kunde<br />

apathisch und antriebslos, sodass<br />

er sich kaum bewegt. Dies muss aus<br />

Ihrer Risikoerfassung ersichtlich sein.<br />

• Viele demenziell veränderte <strong>Pflege</strong>kunden<br />

haben ein vollkommen abweichendes<br />

Selbstbild und verstehen<br />

hierdurch nicht, dass überhaupt ein<br />

Risiko besteht. So hält sich Ihr Pfle-<br />

2 www.ppm-online.org/zuhause Februar 2016


A M B U L A N T<br />

Übersicht: Die Expertenstandards und ihre Inhalte<br />

Expertenstandards Inhalt / Ziele<br />

Die Autorin: Brigitte Leicher<br />

Altenpflegerin, leitende <strong>Pflege</strong>fachkraft,<br />

<strong>Demenz</strong>beraterin,<br />

Dozentin und Fachautorin.<br />

Dekubitusprophylaxe<br />

in<br />

der <strong>Pflege</strong><br />

Entlassungsmanagement<br />

in der <strong>Pflege</strong><br />

Sturzprophylaxe<br />

in der <strong>Pflege</strong><br />

Förderung der<br />

Harnkontinenz<br />

<strong>Pflege</strong> von Menschen<br />

mit chronischen<br />

Wunden<br />

Schmerzmanagement<br />

in der <strong>Pflege</strong><br />

bei akuten<br />

Schmerzen<br />

Schmerzmanagement<br />

in der <strong>Pflege</strong><br />

bei chronischen<br />

Schmerzen<br />

Orale Ernährung<br />

in der <strong>Pflege</strong><br />

Erhaltung und<br />

Förderung der<br />

Mobilität in<br />

der <strong>Pflege</strong><br />

Das Ziel ist die Vermeidung von Dekubitus, d. h. Hautschäden durch Druck und verringerte Mobilität. Besonders<br />

zu Beginn der <strong>Demenz</strong> sind viele Erkrankte noch sehr mobil, sodass hier scheinbar kein Dekubitusrisiko besteht.<br />

Doch vielfach überdeckt diese Gesamtwahrnehmung ein unterschwelliges Risiko, etwa wenn Ihr <strong>Pflege</strong>kunde für<br />

die Nacht stark beruhigende Medikamente erhält, die den Impuls zur Eigenbewegung verringern. Ebenso können<br />

Fehlhandlungen, wie beispielsweise das Vertauschen des linken und des rechten Schuhs, zu Druckstellen führen.<br />

Dieser Standard bezieht sich auf die Überleitung in das und aus dem Krankenhaus. Die beschriebenen Grundsätze<br />

sollen Versorgungsbrüche verhindern. Für Ihre demenziell veränderten <strong>Pflege</strong>kunden ist es vor allem wichtig,<br />

dass Ihre Informationen im Krankenhaus ankommen und Sie rechtzeitig vor der Entlassung ausreichend über die<br />

aktuelle Situation informiert sind. Beachten Sie, dass dieser Standard nur von den Krankenhäusern anzuwenden<br />

ist.<br />

Hierbei geht es vorwiegend darum, die Risikofaktoren für Stürze zu minimieren und gravierende Sturzfolgen zu<br />

verhindern. Da Ihre demenziell veränderten <strong>Pflege</strong>kunden ihre eigene Sturzgefahr schlichtweg vergessen, ist es<br />

an Ihnen, prophylaktische Maßnahmen zu ergreifen, die Ihren <strong>Pflege</strong>kunden schützen, aber seine Bewegungsfreiheit<br />

nicht einengen.<br />

Bei diesem Standard geht es vor allem darum, die Kontinenz Ihres <strong>Pflege</strong>kunden zu erhalten und zu fördern. Hierfür<br />

sind Sie auf die Mithilfe Ihres <strong>Pflege</strong>kunden angewiesen. Diese Anforderungen können demenziell veränderte<br />

Personen oft gar nicht erfüllen.<br />

Bei Ihren demenziell veränderten <strong>Pflege</strong>kunden steht häufig die funktionale Inkontinenz im Vordergrund, d. h. Ihr<br />

<strong>Pflege</strong>kunde beherrscht den Vorgang des Zur-Toilette-Gehens nicht mehr, z. B. findet er das WC nicht oder kann<br />

sich nicht allein entkleiden. Die Maßnahmen bestehen daher nicht im Training der Blasenkontrolle, sondern darin,<br />

die Toilettengänge zu erleichtern oder zu begleiten.<br />

Die Zielsetzung dieses Standards sind Wundheilung und das individuelle Wohlbefinden Ihres <strong>Pflege</strong>kunden. Auch<br />

hierbei kommt es auf die Akzeptanz und die Mithilfe des Betroffenen an. Ihre Aufgabe ist es, die Behandlung so<br />

zu gestalten, dass die demenziell veränderte Person Verbände nicht entfernt und die Wundversorgung zulässt.<br />

Ziel dieses Standards ist es, akute Schmerzen (d. h. plötzlich durch eine körperliche Schädigung auftretende<br />

Schmerzen) so zu lindern, dass sie nicht chronisch werden. Oft drücken demenziell veränderte <strong>Pflege</strong>kunden<br />

Schmerzen nur indirekt aus, sodass dies von der Umgebung etwa als herausforderndes Verhalten interpretiert<br />

wird. Hier kommen dann spezielle Schmerzerfassungsinstrumente wie z. B. BISAD oder BESD in Betracht.<br />

Bei chronischen Schmerzen besteht das Ziel darin, dass Ihr <strong>Pflege</strong>kunde seinen Schmerzzustand durch die angebotenen<br />

Maßnahmen akzeptabel findet. Ebenso wie bei akuten Schmerzen geht es auch darum, herauszufinden,<br />

ob Ihr <strong>Pflege</strong>kunde Schmerzen hat und wie stark diese sind. Hier kommen dann spezielle Schmerzerfassungsinstrumente<br />

wie z. B. BISAD oder BESD in Betracht.<br />

Das Ziel dieses Standards ist eine bedürfnisorientierte Ernährungs- und Flüssigkeitsversorgung. Ihre demenziell<br />

veränderten <strong>Pflege</strong>kunden haben ein besonders hohes Risiko für Mangelernährung und Flüssigkeitsmangel,<br />

z. B. durch hohen Kalorienbedarf bei starkem Bewegungsdrang, mangelndes Hunger- und Durstgefühl und auch<br />

durch Fähigkeitsverluste beim selbstständigen Essen.<br />

Dieser Expertenstandard tritt erst im Herbst 2016 in Kraft. Er befasst sich damit, wie Sie Ihren <strong>Pflege</strong>kunden beim<br />

Erhalt seiner Mobilität unterstützen können. Mobilität ist hier als die eigenständige (Fort-)Bewegung definiert.<br />

Hierzu zählt z. B. das Drehen im Bett, die Fortbewegung in der Wohnung/auf der Straße oder das Aufstehen aus<br />

einem Stuhl. Hinweis: Dies soll der erste verbindliche Standard werden!<br />

gekunde etwa für gangsicher, obwohl<br />

er in Wirklichkeit kaum stehen kann.<br />

Dies erschwert oder behindert die Beratung.<br />

Daher ist es wichtig, dass Sie<br />

die Bezugspersonen einbinden oder<br />

geeignete und akzeptierte Maßnahmen<br />

planen.<br />

• Möglicherweise wehrt sich die Person<br />

gegen einzelne oder die meisten <strong>Pflege</strong>maßnahmen,<br />

sodass Sie sich immer<br />

neue Maßnahmen überlegen müssen.<br />

Es reicht nicht aus, dass Sie die gesamte<br />

Prophylaxe außer Acht lassen,<br />

weil Ihr <strong>Pflege</strong>kunde eine Maßnahme<br />

ablehnt.<br />

• Wenn Ihr <strong>Pflege</strong>kunde eine wechselnde<br />

Tagesform hat, d. h. an einem<br />

Tag einer Maßnahme zustimmt, am<br />

nächsten Tag aber nicht, ist es wichtig,<br />

dass Sie für beide Fälle entsprechende<br />

Maßnahmen geplant haben.<br />

Fazit: Expertenstandards sind<br />

keine graue Theorie<br />

Nutzen Sie die Expertenstandards als<br />

Hilfsmittel, denn hier finden Sie eine<br />

verlässliche Auswertung und Aufbereitung<br />

der aktuell gültigen fachlichen<br />

Vorgaben. Jede Einrichtung / jeder <strong>Pflege</strong>dienst<br />

hält die entsprechenden Veröffentlichungen<br />

vor, sodass Sie schnell<br />

nachschlagen können, wie Sie am besten<br />

bei der Prophylaxeplanung vorgehen<br />

und welche Maßnahmen geeignet<br />

sind.<br />

Sie müssen hierbei nicht alles 1:1 umsetzen.<br />

Es kommt vor allem darauf an,<br />

dass Sie Ihr Handeln fachlich begründen<br />

können.<br />

Februar 2016 www.ppm-online.org/zuhause 3


A M B U L A N T<br />

<strong>Betreuung</strong> & Aktivierung bei verändertem Verhalten<br />

Stärken Sie die Identität und das Selbstwertgefühl Ihrer<br />

männlichen <strong>Pflege</strong>kunden<br />

Brauchen Ihre männlichen <strong>Pflege</strong>kunden<br />

eine andere <strong>Pflege</strong> und<br />

soziale Begleitung als Ihre weiblichen<br />

<strong>Pflege</strong>kundinnen? Diese Frage haben<br />

Sie sich sicherlich schon oft gestellt.<br />

Vielleicht sind Sie zu einem ähnlichen<br />

Ergebnis gekommen wie viele Ihrer Kolleginnen<br />

und Kollegen: Die Rückmeldungen<br />

aus der <strong>ambulant</strong>en und stationären<br />

<strong>Pflege</strong>praxis zeigen auf, dass an<br />

<strong>Demenz</strong> erkrankte Männer geschlechtsspezifische<br />

Angebote brauchen, damit<br />

sie sich angenommen und gestärkt fühlen.<br />

Selbstverständlich ist jeder Mensch ein<br />

Individuum mit ganz persönlichen Vorlieben<br />

und Gewohnheiten. So kennen<br />

Sie eventuell zu betreuende demenzerkrankte<br />

Männer, die sehr gern haushaltsnahe<br />

Tätigkeiten verrichten und z. B.<br />

auch Spaß an Basteltätigkeiten haben.<br />

Häufig sind jedoch die Männer der Generation,<br />

die nun Ihre Hilfe brauchen,<br />

anders geprägt und können sich für die<br />

oben genannten Tätigkeiten nur schwer<br />

oder auch gar nicht begeistern.<br />

Individuelle biografische<br />

Spurensuche zeigt den Weg<br />

Als <strong>Pflege</strong>- und <strong>Betreuung</strong>skraft wissen<br />

Sie, dass es keine pauschalen Angebote<br />

gibt, die immer funktionieren. Es gilt<br />

immer die ganz persönlichen Vorlieben<br />

und Abneigungen herauszufinden. Diese<br />

Spurensuche lässt sich nicht immer<br />

durch Erfragen bewerkstelligen.<br />

Vielmehr sind es häufig ein Anbieten<br />

unterschiedlicher Möglichkeiten und ein<br />

Impressum<br />

<strong>Demenz</strong>: <strong>Pflege</strong> & <strong>Betreuung</strong> <strong>ambulant</strong><br />

Die kompetente Unterstützung für <strong>Pflege</strong>fachkräfte<br />

PRO <strong>Pflege</strong>Management Verlag<br />

Theodor-Heuss-Str. 2–4, 53177 Bonn<br />

Internet: www.ppm-online.org<br />

Tel.: 02 28 / 95 50 130, Fax: 02 28 / 36 96 480<br />

E-Mail: kundendienst@ppm-verlag.org<br />

ISSN:1863–6128<br />

Herausgeberin: Kathrin Righi, Bonn<br />

Chefredaktion: Annett Urban, Norderstedt, Swen Staack, Norderstedt<br />

Produktmanager: Katharina Kräbber, Bonn<br />

Beratende Fachkräfte: Rechtsanwalt Christian Schuler, Roggelin & Partner<br />

aufmerksames Beobachten, ob Ihre ausgewählte<br />

Aktivität stärkend für den erkrankten<br />

Menschen ist oder nicht. Dabei<br />

sind Sie als pflegende und betreuende<br />

Person genauso wichtig wie der Inhalt<br />

Ihres Angebotes, denn wenn Sie<br />

von etwas begeistert sind, wird sich Ihre<br />

Begeisterung auf den Menschen mit <strong>Demenz</strong><br />

übertragen.<br />

Lassen Sie sich von den folgenden Ideen<br />

anregen, auf die biografische Spurensuche<br />

für Ihre männlichen <strong>Pflege</strong>kunden<br />

zu gehen, und entwickeln Sie daraus<br />

auch weitere eigene Angebote.<br />

Hinweis: Grundsätzlich sollten Sie die<br />

Angebote mit Angehörigen absprechen.<br />

Sie können Ihnen wichtige Tipps geben<br />

und helfen einzuschätzen, ob das von<br />

Ihnen angedachte Thema eher stärkend<br />

ist oder zu sehr mit Verlust und Trauer<br />

einhergeht.<br />

Materialien wecken die Sinne<br />

In der Begleitung von Menschen mit<br />

<strong>Demenz</strong> bietet es sich immer an, etwas<br />

Greifbares dabei zu haben, um Gesprächsinhalte<br />

verständlicher zu machen<br />

und Erinnerungen mit allen Sinnen zu<br />

wecken. Diese Erfahrung machen Sie<br />

wahrscheinlich täglich.<br />

Daher enthält der Themenpool für Sie<br />

auch Materialvorschläge, die Sie in die<br />

Häuslichkeit Ihrer männlichen <strong>Pflege</strong>kunden<br />

mitbringen oder auch im Wohnbereich<br />

einsetzen können.<br />

Bitten Sie auch Angehörige um Materialien,<br />

vielleicht gibt es noch das Bild des<br />

1. VW-Käfers oder einen Wanderstab,<br />

Rechtsanwälte; Anne Brandt, examinierte Krankenschwester, Dipl.-Sozialpädagogin;<br />

Gertrud Maurus, Gerontotherapeutin<br />

Satz: Hold. Verlags- & Werbeservice, Weilerswist<br />

Druck: ADN Offsetdruck, Battenberg (Eder)<br />

© 2016 by PRO <strong>Pflege</strong>Management Verlag, ein Unternehmensbereich der<br />

VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG, Bonn, HRB 8165<br />

Vorstand: Helmut Graf, Guido Ems<br />

„<strong>Demenz</strong>: <strong>Pflege</strong> & <strong>Betreuung</strong> <strong>ambulant</strong>“ ist unabhängig. Alle Informationen<br />

wurden mit Sorgfalt ermittelt und überprüft. Es kann jedoch keine Gewähr<br />

übernommen werden, eine Haftung ist ausgeschlossen. Vervielfältigungen<br />

jeder Art sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages gestattet.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Umwelthinweis: Das Papier dieser Ausgabe ist 100 % chlorfrei gebleicht.<br />

der auf vielen Wanderungen mit dabei<br />

war. Für gemeinsame Ausflüge brauchen<br />

Sie grundsätzlich die Erlaubnis<br />

der Angehörigen bzw. der Bevollmächtigten.<br />

Holen Sie sich auch das Einverständnis<br />

ein, Materialien des Haushaltes<br />

benutzen zu dürfen.<br />

Ideenpool für Angebote, die für<br />

Ihre männlichen <strong>Pflege</strong>kunden<br />

interessant sein können<br />

Mit den auf Seite 5 stehenden Ideen können<br />

Sie geschlechtsspezifische Einzelund<br />

Gruppenaktivierungen anbieten.<br />

Beobachten Sie, ob die Person sich mit<br />

dem angebotenen Thema wohlfühlt,<br />

denn das Wichtigste ist nicht das Ereignis<br />

an sich (z. B. die Person war mal<br />

Gärtner), sondern wie die Person das<br />

Ereignis bewertet (Gärtnern hat Spaß<br />

gemacht oder wurde als leidige Pflicht<br />

angesehen).<br />

Erst durch das Wissen um die Bewertung<br />

von Lebensereignissen wird eine<br />

allgemeine Erinnerungsarbeit zur individuellen<br />

Spurensuche. Haben Sie Mut,<br />

auszuprobieren, und seien Sie aufmerksam<br />

dafür, ob das Angebot als stärkend<br />

wahrgenommen wird oder nicht.<br />

Sprechen Sie Ihr <strong>Betreuung</strong>sangebot<br />

mit den Angehörigen<br />

ab<br />

Für welches Angebot Sie sich auch entscheiden,<br />

sollten Sie dies vorab mit den<br />

Angehörigen besprechen. Denn bei<br />

manchen Themen sollten Sie sensibel<br />

umgehen.<br />

Zum Beispiel wenn Sie sich das Thema<br />

„Auto“ vornehmen, könnte dies Ihren<br />

<strong>Pflege</strong>kunden ziemlich traurig stimmen,<br />

gerade dann, wenn er es noch zu<br />

sehr bedauert, nicht mehr selber Auto<br />

fahren zu können.<br />

Die Autorin: Anne Brandt<br />

ist Dipl.-Sozialpädagogin<br />

und tätig im Kompetenzzentrum<br />

<strong>Demenz</strong> in Schleswig-Holstein.<br />

4 www.ppm-online.org/zuhause Februar 2016


A M B U L A N T<br />

Übersicht: Themen, die Männer häufig ansprechen<br />

Mögliche Gesprächsimpulse Materialien zur Gesprächsanregung Weitergehende Aktivitäten<br />

Auto<br />

• eigene Fotos<br />

• Bild- und Postkarten von Autos, Parkuhren,<br />

Parkhäusern, Werkstätten, Automarken,<br />

Motoren<br />

• Talisman am Autospiegel<br />

• Modellautos<br />

• Wagenheber<br />

• Kartenspiele (Quartetts)<br />

Weitere Möglichkeiten der Fortbewegung, wie z. B. Motorrad, Fahrrad, Bus und Bahn, Schiff, Fähre<br />

• Was ist Ihre Lieblingsautomarke?<br />

• Was war Ihr 1. Auto?<br />

• Haben Sie das Auto beruflich und/oder<br />

privat genutzt?<br />

• Haben Sie Ihr Auto selbst repariert?<br />

• Hatten Sie ein Fahrrad/Motorrad?<br />

• Welche Strecken haben Sie zurückgelegt?<br />

• Sind Sie allein oder lieber in der Gruppe<br />

gefahren?<br />

• Sind Sie viel mit Bus und Bahn gefahren?<br />

• Fahren Sie lieber Bahn oder Bus?<br />

• Sind Sie handwerklich geschickt?<br />

• Was können Sie alles reparieren (je<br />

nach Stand der Erkrankung nicht offen,<br />

sondern eher gezielt nach den bekannten<br />

Tätigkeiten fragen)?<br />

• Welche Materialien interessieren Sie besonders,<br />

Elektronik, Farben, Stein, Holz?<br />

• Hatten Sie ein Hobby oder eine besondere<br />

Vorliebe für eine Freizeitaktivität?<br />

• Haben Sie etwas gesammelt (z. B. Briefmarken,<br />

Postkarten, Münzen, Modellautos<br />

etc.)?<br />

• Haben Sie aufgehört zu sammeln oder<br />

sammeln Sie immer noch?<br />

• Waren Sie in einem Verein? Wenn ja, in<br />

welchem?<br />

• Sind Sie viel gereist?<br />

• Was waren Ihre Lieblingsreise- oder<br />

Ausflugsziele?<br />

• Waren Sie eher im Hotel oder haben Sie<br />

gecampt?<br />

• Haben Sie gern kulturelle Veranstaltungen,<br />

Museen oder Theater besucht?<br />

• Hatten Sie früher einen Garten?<br />

• Hatten Ihre Eltern einen Garten?<br />

• Wurde Gemüse angepflanzt?<br />

• Haben Sie Freude an Gartenarbeit?<br />

• Was sind Ihre Lieblingsblumen?<br />

• Bilder- und Postkarten der Fortbewegungsmittel<br />

• Modelle der Fortbewegungsmittel<br />

• Themenbücher<br />

• Bilder von Orten, die besucht wurden<br />

• Fernsehsendungen, Berichte gemeinsam<br />

anschauen, z. B. Bericht über Segeltörns,<br />

alte Eisenbahnen oder Oldtimer<br />

Reparieren/Handwerken<br />

• Bilder von Werkzeugen<br />

• echtes Werkzeug (Hammer, Schrauben)<br />

• Materialien Holz, Schleifpapier, Metall<br />

• Handwerkerbücher von Tapezieren bis<br />

Renovieren<br />

• Schrauben, Nagelkiste<br />

Hobbys / Sammelleidenschaften / Vereinsmitgliedschaften<br />

• Bilder, Postkarten zum spezifischen<br />

Hobby<br />

• vorhandene Materialien im Haushalt<br />

• Themenbücher (Bildbände) zum spezifischen<br />

Hobby, Sammelverzeichnisse<br />

• Sammelgegenstände, z. B. Briefmarkenalben,<br />

Sammelbilder, Münzsammlung,<br />

Modellautos etc.<br />

• Vereinsabzeichen, Vereinsbücher, Sportgeräte,<br />

Trikot, Fußball, Kegel, Kartenspiele<br />

etc.<br />

Reisen, Ausflugsziele<br />

• Fotos, Bilder, Postkarten, Bildbände<br />

der besuchten Orte und Urlaubsländer,<br />

Wander- und Landkarten, Reiseprospekte<br />

• Ausrüstungsgegenstände zum Campen,<br />

z. B. Geschirr, Kocher, Wanderstock, Wanderabzeichen,<br />

Rucksack, Wanderhut<br />

Garten<br />

• Bilder, Postkarten, Bildbänder zum Thema<br />

„Garten“ (Blumen, Kräuter, Pflanzen,<br />

Gemüse, Bäume etc.)<br />

• jahreszeitliche Materialien, Blumen,<br />

Früchte, Samen, Blätter<br />

• Pflanzen- und Baumbestimmungsbuch<br />

• Gartenutensilien und Geräte<br />

• bei einem Spaziergang oder anhand<br />

von Bildern Automarken raten lassen<br />

• in eine Autowerkstatt gehen (nach Absprache<br />

mit Werkstatt und Angehörigen)<br />

• eine Fahrt mit dem Bus/der Bahn in die<br />

Stadt<br />

• auf einer Landkarte oder einem Straßenatlas<br />

die genannten Reisen mit dem<br />

Finger nachfahren<br />

• Bilder der Orte anschauen und gegebenenfalls<br />

Musik dazu, z. B. Edit Piaf für<br />

Paris (kann auch mit dem Thema „Auto“<br />

durchgeführt werden)<br />

• in den Baumarkt gehen<br />

• Holzstück schleifen lassen<br />

• Schrauben sortieren<br />

• je nach Fertigkeiten um Hilfe bitten, die<br />

Räder eines Fahrrades oder Rollstuhls<br />

mit Luft aufzupumpen oder zusammen<br />

etwas reparieren, wie Schrauben der<br />

Möbel festziehen<br />

• die gegebenenfalls vorhandenen Materialien<br />

anschauen, befühlen, darüber<br />

sprechen, sich Dinge erklären lassen<br />

• z. B. Eisenbahn fahren lassen<br />

• Orte besuchen, die für das Thema Bedeutung<br />

haben, z. B. Segelhafen, Oldtimerausstellung,<br />

Museum mit Schiffsmodellen,<br />

Eisenbahnmuseum, Ausstellungen<br />

zum Sammelobjekt, Vereinshaus,<br />

Kegelbahn<br />

• Reiseberichte gemeinsam anschauen<br />

• mit dem Finger auf der Landkarte verreisen<br />

• sich einen Campingplatz in der Nähe<br />

anschauen, Wohnmobilausstellung, Besuch<br />

eines Ausrüstungsladens, z. B. Globetrotter<br />

etc.<br />

• gemeinsam den Garten betrachten, über<br />

die Bepflanzung sprechen oder Blumen<br />

und Bäume raten lassen<br />

• im Garten aktiv werden, z. B. Blumen<br />

gießen, etwas pflanzen, Unkraut zupfen,<br />

Blätter fegen, einen Bauernhof oder<br />

ein Gartencenter besuchen<br />

Februar 2016 www.ppm-online.org/zuhause 5


A M B U L A N T<br />

Organisation & Angehörigenarbeit<br />

Doppelter Stufensprung aufgrund einer eingeschränkten<br />

Alltagskompetenz<br />

Wie Sie wissen, hat die Bundesregierung<br />

festgelegt, dass zum<br />

01.01.2017 der neue <strong>Pflege</strong>bedürftigkeitsbegriff<br />

und ein neues Begutachtungssystem<br />

in die Praxis umgesetzt<br />

werden. Statt 3 <strong>Pflege</strong>stufen soll es künftig<br />

5 <strong>Pflege</strong>grade geben. Hierdurch können<br />

Ihre Kunden unter Umständen erheblich<br />

mehr Leistungen beziehen. Besonders<br />

lukrativ sind die Sprünge von<br />

eingestuften Patienten mit anerkannter<br />

eingeschränkter Alltagskompetenz. Daher<br />

sollten Sie dafür sorgen, dass Ihre<br />

<strong>Pflege</strong>kunden mit eingeschränkter Alltagskompetenz<br />

einen doppelten Stufensprung<br />

machen. Wie das geht, erfahren<br />

Sie im folgenden Beitrag.<br />

Das bringt der neue <strong>Pflege</strong>bedürftigkeitsbegriff<br />

mit sich<br />

Künftig wird bei der Feststellung der<br />

<strong>Pflege</strong>bedürftigkeit nicht mehr zwischen<br />

körperlichen, geistigen und psychischen<br />

Beeinträchtigungen unterschieden. Vielmehr<br />

wird entscheidend sein, ob Ihr<br />

Kunde eine Einschränkung im Grad seiner<br />

Selbstständigkeit hat.<br />

Die Einstufung erfolgt künftig in 5 <strong>Pflege</strong>grade,<br />

d. h. <strong>Pflege</strong>grad 1 steht für eine<br />

geringe und <strong>Pflege</strong>grad 5 für eine sehr<br />

schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit.<br />

Diese Überleitungsregelungen<br />

gibt es<br />

Damit keiner Ihrer <strong>Pflege</strong>kunden künftig<br />

weniger Leistungen erhält, gibt es<br />

Überleitungsregelungen. Demnach werden<br />

alle Ihre <strong>Pflege</strong>kunden, die bis zum<br />

31.12.2016 in eine <strong>Pflege</strong>stufe eingestuft<br />

sind, ohne erneute Begutachtung dem<br />

entsprechenden neuen <strong>Pflege</strong>grad zugeordnet.<br />

In diesem Zusammenhang müssen Sie<br />

folgende Aspekte kennen:<br />

Ihre Kunden ohne eine anerkannte eingeschränkte<br />

Alltagskompetenz erhalten<br />

einen einfachen Stufensprung, z. B. wird<br />

aus <strong>Pflege</strong>stufe 1 der <strong>Pflege</strong>grad 2.<br />

Übersicht 1: Vergleich <strong>Pflege</strong>stufen und <strong>Pflege</strong>grade<br />

Heutige <strong>Pflege</strong>stufe <strong>Pflege</strong>grad ab 2017<br />

Sogenannte <strong>Pflege</strong>stufe 0 <strong>Pflege</strong>grad 1<br />

<strong>Pflege</strong>stufe 0 mit eingeschränkter Alltagskompetenz<br />

<strong>Pflege</strong>stufe 1<br />

<strong>Pflege</strong>stufe 1 mit eingeschränkter Alltagskompetenz<br />

<strong>Pflege</strong>stufe 2<br />

<strong>Pflege</strong>stufe 2 mit eingeschränkter Alltagskompetenz<br />

<strong>Pflege</strong>stufe 3<br />

<strong>Pflege</strong>stufe <strong>Pflege</strong>grad Sachleistung<br />

alt<br />

Ihre Kunden, die eine anerkannte eingeschränkte<br />

Alltagskompetenz haben, erhalten<br />

den sogenannten doppelten Stufensprung,<br />

z. B. wird aus <strong>Pflege</strong>stufe 0<br />

dann der <strong>Pflege</strong>grad 2 (siehe hierzu auch<br />

Übersicht 1).<br />

Anhand der Übersicht 2 können Sie erkennen,<br />

welche Auswirkungen der<br />

doppelte Stufensprung aufgrund einer<br />

eingeschränkten Alltagskompetenz auf<br />

das Sachleistungsbudget Ihrer Kunden<br />

hat.<br />

Hinweis: Hinzu kommen noch für alle<br />

eingestuften Kunden <strong>Betreuung</strong>s- und<br />

Entlastungsleistungen in Höhe von 125 €<br />

monatlich. Unbenommen hiervon besteht<br />

natürlich auch weiterhin der Anspruch<br />

auf Verhinderungspflege.<br />

Bei allen Ihren Kunden sollten Sie daher<br />

ab sofort noch stärker darauf achten, ob<br />

diese nach Ihrer pflegefachlichen Einschätzung<br />

möglicherweise eine eingeschränkte<br />

Alltagskompetenz und somit<br />

Sachleistung<br />

neu<br />

<strong>Pflege</strong>grad 2<br />

<strong>Pflege</strong>grad 3<br />

<strong>Pflege</strong>grad 4<br />

<strong>Pflege</strong>stufe 3 + Härtefall <strong>Pflege</strong>grad 5<br />

Übersicht 2: Höhere Leistungen durch doppelten Stufensprung<br />

Differenz<br />

PS 0 mit EA <strong>Pflege</strong>grad 2 231 € 689 € 458 €<br />

PS 1 mit EA <strong>Pflege</strong>grad 3 689 € 1.298 € 609 €<br />

PS 2 mit EA <strong>Pflege</strong>grad 4 1.298 € 1.612 € 314 €<br />

PS 3 mit EA <strong>Pflege</strong>grad 5 1.612 € 1.995 € 383 €<br />

einen Anspruch auf Leistungen nach<br />

§ 45b SGB XI haben.<br />

Dies wird Ihnen im Jahr 2017 deutlich<br />

höhere Erlöse bringen.<br />

So können Sie einschätzen, ob<br />

Ihre Kunden einen Anspruch<br />

haben<br />

Das Verfahren zur Feststellung von Personen<br />

mit erheblich eingeschränkter<br />

Alltagskompetenz erfolgt in 2 Schritten:<br />

1. PEA (Personen mit erheblichem allgemeinem<br />

<strong>Betreuung</strong>sbedarf)-Screening<br />

2. PEA (Personen mit erheblichem allgemeinem<br />

<strong>Betreuung</strong>sbedarf)-Assessment<br />

Das PEA-Screening wird im Rahmen<br />

der Begutachtung zur Feststellung einer<br />

<strong>Pflege</strong>bedürftigkeit bei jedem Ihrer Kunden<br />

durchgeführt.<br />

6 www.ppm-online.org/zuhause Februar 2016


A M B U L A N T<br />

Das PEA-Screening gilt als positiv, wenn<br />

mindestens 1 Auffälligkeit in den verschiedenen<br />

Bereichen vorliegt, die ursächlich<br />

auf demenzbedingte Fähigkeitsstörungen,<br />

geistige Behinderung<br />

oder psychische Erkrankungen zurückzuführen<br />

ist, und wenn hieraus ein regelmäßiger<br />

und dauerhafter (voraussichtlich<br />

mindestens 6 Monate) Beaufsichtigungs-<br />

und <strong>Betreuung</strong>sbedarf resultiert.<br />

Wenn das Screening positiv ausfällt, erfolgt<br />

im 2. Schritt das Assessment. Mithilfe<br />

dieses Instrumentes wird überprüft,<br />

ob bei Ihrem Kunden eine erhebliche<br />

oder in erhöhtem Maße eingeschränkte<br />

Alltagskompetenz vorliegt. In beiden<br />

Fällen wird es den doppelten Stufensprung<br />

geben. Dazu müssen Sie anhand<br />

von 13 Kriterien krankheits- oder behinderungsbedingte<br />

kognitive Störungen<br />

sowie Störungen des Affekts und des<br />

Verhaltens erfassen.<br />

Praxistipp: Für die Feststellung wurde<br />

bereits im Jahr 2008 die „Richtlinie zur<br />

Feststellung von Personen mit erheblich<br />

eingeschränkter Alltagskompetenz und<br />

zur Bewertung des Hilfebedarfs“ veröffentlicht.<br />

Diese können Sie sich kostenfrei<br />

auf der Website des GKV-Spitzenverbandes<br />

unter www.gkv-spitzenverband.<br />

de unter der Rubrik „Richtlinien“ herunterladen.<br />

<strong>Pflege</strong>- und <strong>Betreuung</strong>skräfte<br />

sollten den Bedarf erkennen<br />

können<br />

Schulen Sie Ihre <strong>Pflege</strong>fachkräfte in<br />

Sachen Einschätzung einer eingeschränkten<br />

Alltagskompetenz und sensibilisieren<br />

Sie alle Mitarbeiter, frühzeitig<br />

Veränderungen bei Ihren Kunden<br />

wahrzunehmen und die notwendigen<br />

Schritte einzuleiten.<br />

Haben Sie festgestellt, dass eine eingeschränkte<br />

Alltagskompetenz vorliegt,<br />

empfehlen wir Ihnen, vor der MDK-<br />

Begutachtung die <strong>Pflege</strong>planung zu<br />

überarbeiten und insbesondere die demenzbedingten<br />

Defizite nachvollziehbar<br />

darzustellen.<br />

Das muss Ihr Kunde tun,<br />

um die erhöhten Leistungen<br />

beanspruchen zu können<br />

Muster: Antrag auf Feststellung einer eingeschränkten Alltagskompetenz<br />

An die<br />

<strong>Pflege</strong>versicherung<br />

…<br />

…<br />

Antrag auf Feststellung einer eingeschränkten Alltagskompetenz bei …<br />

Versicherungsnummer: …<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Damit ein Kunde mit einer bereits festgestellten<br />

<strong>Pflege</strong>stufe eine eingeschränkte<br />

Alltagskompetenz anerkannt bekommt<br />

und bereits ab sofort von besseren Leistungen<br />

profitiert, muss er (gegebenenfalls<br />

sein Betreuer) die Leistung zunächst bei<br />

seiner <strong>Pflege</strong>kasse beantragen.<br />

Hierfür können Sie Ihrem Kunden oder<br />

seinem Betreuer natürlich unser Musterschreiben<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Hinweis: Wenn der Betreuer Ihres <strong>Pflege</strong>kunden<br />

den Antrag bei der <strong>Pflege</strong>kasse<br />

stellt, muss obiges Muster dementsprechend<br />

angepasst werden.<br />

Das passiert nach<br />

der Antragstellung<br />

Nach Antragseingang wird die <strong>Pflege</strong>kasse<br />

bei Ihrem Kunden eine Begutachtung<br />

durch den MDK veranlassen.<br />

Dieser muss dann feststellen, dass Ihr<br />

Kunde einen erheblichen Bedarf an allgemeiner<br />

Beaufsichtigung und <strong>Betreuung</strong><br />

im Sinne des § 45a SGB XI hat.<br />

Bei Ihren Kunden, die neu einen Antrag<br />

auf Feststellung einer <strong>Pflege</strong>stufe stellen,<br />

wird der Anspruch automatisch<br />

vom MDK geprüft.<br />

Eine gesonderte Antragsstellung ist hier<br />

nicht erforderlich. Sobald der Bescheid<br />

Ort, Datum<br />

vom Arzt wurde eine gerontopsychiatrische Erkrankung ... (bitte näher beschreiben)<br />

diagnostiziert, aufgrund derer ich einen erhöhten <strong>Betreuung</strong>saufwand habe.<br />

Ich bin der Auffassung, dass mir hierdurch verbesserte Leistungen aus der <strong>Pflege</strong>versicherung<br />

zustehen, und bitte daher um Feststellung einer eingeschränkten<br />

Alltagskompetenz sowie um Überprüfung meiner <strong>Pflege</strong>bedürftigkeit.<br />

Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.<br />

Mit besten Grüßen<br />

vorliegt, sollten Sie aber unbedingt prüfen,<br />

ob die eingeschränkte Alltagskompetenz<br />

auch tatsächlich festgestellt wurde.<br />

Haben Sie Fragen<br />

an uns?<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

haben Sie eine<br />

Frage, die Ihnen<br />

unter den Nägeln brennt?<br />

Lehnt die <strong>Pflege</strong>- oder Krankenkasse<br />

Ihres <strong>Pflege</strong>kunden mit <strong>Demenz</strong> bestimmte<br />

Leistungen einfach ab?<br />

Oder haben Sie einen Themenwunsch?<br />

Dann rufen Sie uns einfach an.<br />

Jeden Mittwoch stehen wir Ihnen<br />

während unserer Redaktionssprechstunde<br />

zwischen 12 und 14 Uhr zur<br />

Verfügung. Die Telefonnummer lautet:<br />

0 40 / 52 38 51 32.<br />

Wir freuen uns über Ihren Anruf<br />

Ihre<br />

Annett Urban und Swen Staack<br />

Februar 2016 www.ppm-online.org/zuhause 7


A M B U L A N T<br />

Rechtssicher pflegen & betreuen<br />

Suprapubischer Katheter: Auch ohne Entzündung muss die<br />

Kasse unter Umständen den Verbandwechsel zahlen<br />

Frage: Wir versorgen einen <strong>Pflege</strong>kunden<br />

mit <strong>Demenz</strong>, der einen suprapubischen<br />

Katheter hat. Da unser <strong>Pflege</strong>kunde<br />

stets an dem Katheter zieht und es<br />

somit schon häufiger zu Verletzungen an<br />

der Austrittsstelle gekommen ist, hat der<br />

Arzt angeordnet, dass wir die Austrittsstelle<br />

mit einem Pflaster verbinden sollen. Doch<br />

die Krankenkasse lehnte die Verordnung<br />

häuslicher Krankenpflege stets ab, weil keine<br />

entzündliche Veränderung an der Austrittstelle<br />

vorhanden ist. Was können wir<br />

tun?<br />

Antwort der Redaktion: In der Richtlinie<br />

zur häuslichen Krankenpflege ist<br />

eindeutig klargestellt, dass ein Verbandwechsel<br />

am suprapubischen Katheter<br />

auch ohne Entzündungen mit Läsionen<br />

der Haut je nach Sachlage verordnungsfähig<br />

ist.<br />

Dies ist laut Richtlinie insbesondere<br />

dann der Fall, wenn bei Ihrem Patienten<br />

mit erheblichen Schädigungen mentaler<br />

Funktionen (z. B. Kognition, Gedächtnis,<br />

Wahrnehmung, Aufmerksamkeit,<br />

Orientierung, psychomotorische Unruhe)<br />

durch den Verband gesundheitsgefährdende<br />

Handlungen wie z. B. Ziehen<br />

am Schlauch oder Kratzen an der Katheteraustrittsstelle<br />

wirksam verhindert<br />

werden können.<br />

Hinweis: Die Richtlinie des Gemeinsamen<br />

Bundesauschusses über die Verordnung<br />

von häuslicher Krankenpflege<br />

können Sie sich kostenlos unter: https://<br />

www.g-ba.de/downloads/62-492-924/<br />

HKP-RL_2014-07-17.pdf herunterladen.<br />

Prüfen Sie die Verordnung<br />

vom Arzt<br />

Damit die Krankenkasse keinen Grund<br />

findet, die Verordnung häuslicher Krankenpflege<br />

bei Ihrem <strong>Pflege</strong>kunden abzulehnen,<br />

sollten Sie stets prüfen, ob<br />

der Arzt auf der Verordnung auch tatsächlich<br />

den Grund angegeben hat, warum<br />

ein Verbandwechsel auch ohne<br />

Entzündungen mit Läsionen der Haut<br />

bei Ihrem <strong>Pflege</strong>kunden notwendig ist.<br />

Denn wenn der Grund nicht ersichtlich<br />

Muster: Widerspruchsschreiben für den Betreuer<br />

An die<br />

<strong>Pflege</strong>versicherung<br />

…<br />

…<br />

ist, lehnt die Krankenkasse den Verbandwechsel<br />

am suprapubischen Katheter<br />

selbstverständlich ab.<br />

Hinweis: Sollte aus der Verordnung die<br />

Begründung nicht deutlich hervorgehen,<br />

bitten Sie den Arzt Ihres <strong>Pflege</strong>kunden<br />

eine neue Verordnung auszustellen.<br />

Wenn die Krankenkasse trotz<br />

Begründung ablehnt<br />

Lehnt die Krankenkasse den Verbandwechsel<br />

ab, obwohl auf der Verordnung<br />

als Begründung angegeben ist, dass<br />

Ort, Datum<br />

Vers.-Nummer …, Ablehnung der Verordnung eines suprapubischen Katheters<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

gegen Ihre Ablehnung der Kostenübernahme für Versorgung eines suprapubischen<br />

Katheters im Rahmen der häuslichen Krankenpflege lege ich als Betreuer<br />

des Versicherten … Widerspruch ein.<br />

Nach der Richtlinie zur häuslichen Krankenpflege liegen die Voraussetzungen für<br />

eine Genehmigung der von dem behandelnden Arzt ausgestellten Verordnung zur<br />

Versorgung eines suprapubischen Katheters vor. Danach ist die Leistung auch ohne<br />

Entzündungen mit Läsionen der Haut unter anderem auch dann verordnungsfähig,<br />

wenn bei Patienten mit erheblichen Schädigungen mentaler Funktionen (z. B.<br />

Kognition, Gedächtnis, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Orientierung, psychomotorische<br />

Unruhe) durch den Verband gesundheitsgefährdende Handlungen wie<br />

z. B. Ziehen am Schlauch oder Kratzen an der Katheteraustrittsstelle wirksam verhindert<br />

werden können.<br />

Wie sich eindeutig aus der Verordnung ergibt, ist dies bei der von mir betreuten<br />

Person der Fall.<br />

Ich bitte daher um Abhilfe meines Widerspruchs und entsprechende Genehmigung<br />

der vorgelegten Verordnung.<br />

Mit besten Grüßen<br />

_______________________<br />

(Betreuer des <strong>Pflege</strong>kunden<br />

durch den Verband gesundheitsgefährdende<br />

Handlungen wirksam verhindert<br />

werden können, sollten Sie dem<br />

Betreuer Ihres <strong>Pflege</strong>kunden raten, Widerspruch<br />

gegen die Ablehnung einzulegen.<br />

Hierfür können Sie ihm das Muster<br />

oben übergeben.<br />

IN DEN NÄCHSTEN AUSGABEN LESEN SIE<br />

■ <strong>Pflege</strong> & Medizin: Aktuelle Forschungsergebnisse<br />

zum Thema<br />

<strong>Demenz</strong><br />

■ Organisation & Angehörigenarbeit:<br />

Erkennen Sie, ob Ihr <strong>Pflege</strong>kunde tot<br />

ist oder ob er sich in einer medizinischen<br />

Notlage befindet?<br />

8 www.ppm-online.org/zuhause Februar 2016

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!