Interview mit Mona Vetsch im «Gesund sitzen», 2005 - jak.ch
Interview mit Mona Vetsch im «Gesund sitzen», 2005 - jak.ch
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02/<strong>2005</strong>/06 · gesundsitzen<br />
Fürs Prominenten-<strong>Interview</strong> hat «gesund<strong>sitzen»</strong><br />
eine junge und do<strong>ch</strong> bereits sehr erfahrene<br />
Medienfrau ausgewählt. Man kennt sie als angenehm<br />
spritzige St<strong>im</strong>me von DRS3, als das jugendli<strong>ch</strong><br />
frauli<strong>ch</strong>e Gesi<strong>ch</strong>t unzähliger Sondersendungen<br />
von SF DRS, und gross ist wohl die Zahl jener<br />
Zus<strong>ch</strong>auer, die in ihre strahlend blauen und klaren<br />
Augen verliebt sein müssen. Unser <strong>Interview</strong>-Gast<br />
ist die Radio- und TV-Moderatorin<br />
<strong>Mona</strong> <strong>Vets<strong>ch</strong></strong><br />
Text: Lahor Jakrlin, Fotos: Lea Moser<br />
Pro<strong>mit</strong>alk<br />
11
Es begann auf einem Bauernhof ...<br />
Man mag es als ein Klis<strong>ch</strong>ee betra<strong>ch</strong>ten,<br />
aber Tatsa<strong>ch</strong>e ist: die welt- und spra<strong>ch</strong>gewandte<br />
<strong>Mona</strong> <strong>Vets<strong>ch</strong></strong> (30) ist ein Bauernkind,<br />
sie ist zusammen <strong>mit</strong> drei Ges<strong>ch</strong>wistern<br />
auf einem Thurgauer Bauernhof aufgewa<strong>ch</strong>sen.<br />
Die Eltern betreiben Mil<strong>ch</strong>wirts<strong>ch</strong>aft,<br />
S<strong>ch</strong>weinezu<strong>ch</strong>t und Ackerbau.<br />
«Sogar Tabakanbau», sagt sie, die Ni<strong>ch</strong>trau<strong>ch</strong>erin<br />
ist.<br />
... und führte in die Medien<br />
S<strong>ch</strong>on während ihrer Gymnasialzeit<br />
s<strong>ch</strong>rieb sie für die Thurgauer Zeitung. Zwis<strong>ch</strong>en<br />
Matur und Studienbeginn ma<strong>ch</strong>te<br />
sie ein Radiopraktikum bei Radio Thurgau.<br />
Diese journalistis<strong>ch</strong>e Tätigkeit prägte sie<br />
derart, dass sie na<strong>ch</strong> zwei Jahren Wirts<strong>ch</strong>aftsstudium<br />
der Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule Sankt<br />
Gallen den Rücken kehrte und wieder bei<br />
Radio Thurgau andockte. Ni<strong>ch</strong>t lange<br />
dana<strong>ch</strong> folgte das Engagement be<strong>im</strong><br />
S<strong>ch</strong>weizer Fernsehen SF DRS: zuerst in der<br />
Jugendsendung «Zebra», dana<strong>ch</strong> bei<br />
Oops!<br />
«Oops!» war zu seiner Zeit eine der SF<br />
DRS-Talents<strong>ch</strong>mieden für den Moderationsna<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s.<br />
Wer si<strong>ch</strong> an die Vorabendsendung<br />
erinnert, sieht vor dem<br />
geistigen Auge das s<strong>ch</strong>rille Dekor und ein<br />
keckes Gesi<strong>ch</strong>t unter einer ni<strong>ch</strong>t minder<br />
s<strong>ch</strong>rillen roten oder blauen Haarpra<strong>ch</strong>t.<br />
Und fesselnde blaue Augen – <strong>Mona</strong> <strong>Vets<strong>ch</strong></strong><br />
hat si<strong>ch</strong> eingeprägt. Oops war sowohl<br />
ein Sendegefäss für Jugendli<strong>ch</strong>e – das<br />
erstaunli<strong>ch</strong>erweise au<strong>ch</strong> eine hohe Zus<strong>ch</strong>auerbeteiligung<br />
bei älteren Mens<strong>ch</strong>en<br />
erzielte! – als au<strong>ch</strong> eine «ges<strong>ch</strong>ützte<br />
Werkstatt», wie <strong>Mona</strong> <strong>Vets<strong>ch</strong></strong> es nennt:<br />
«Wir hatten die Freiheiten des learning by<br />
doing, wir konnten uns und unsere Ideen<br />
testen. Eine tolle Zeit.»<br />
155 cm starke Präsenz<br />
<strong>Mona</strong> <strong>Vets<strong>ch</strong></strong> ist klein, «aber grösser als<br />
Madonna», wirft sie ein. Do<strong>ch</strong> obwohl<br />
ni<strong>ch</strong>t ho<strong>ch</strong> gewa<strong>ch</strong>sen, hat <strong>Mona</strong> <strong>Vets<strong>ch</strong></strong><br />
eine aussergewöhnli<strong>ch</strong>e Präsenz und<br />
gewinnende Ausstrahlung. Sie selbst<br />
empfindet si<strong>ch</strong> aber ni<strong>ch</strong>t als starke<br />
Persönli<strong>ch</strong>keit, «weil i<strong>ch</strong> Stärke <strong>mit</strong> Festigkeit<br />
definiere. Und eine gefestigte Persönli<strong>ch</strong>keit<br />
bin i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t», behauptet sie und<br />
ergänzt: «I<strong>ch</strong> empfinde mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t als<br />
ausgegli<strong>ch</strong>en, i<strong>ch</strong> weiss ni<strong>ch</strong>t, was i<strong>ch</strong> will,<br />
i<strong>ch</strong> weiss hö<strong>ch</strong>stens was i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t will.»<br />
Glauben wir es ihr, au<strong>ch</strong> wenns uns s<strong>ch</strong>wer<br />
fällt.<br />
12<br />
Pro<strong>mit</strong>alk<br />
Wie sie si<strong>ch</strong> sieht<br />
<strong>Interview</strong>s sind Kurzkontakte und erlauben<br />
nur subjektive Eindrücke. Daraus<br />
entstehen oft Widersprü<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>en den<br />
Vorurteilen und Annahmen des Fragestellers<br />
und den Antworten der befragten<br />
Person. So wars au<strong>ch</strong> <strong>im</strong> Gesprä<strong>ch</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>Mona</strong> <strong>Vets<strong>ch</strong></strong>. Der Autor empfindet die<br />
junge Frau als selbstkritis<strong>ch</strong>, sie aber<br />
bezei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> beispielsweise als «zu<br />
narzistis<strong>ch</strong>»: «I<strong>ch</strong> sehe mi<strong>ch</strong> zu sehr <strong>im</strong><br />
Mittelpunkt, i<strong>ch</strong> würde mi<strong>ch</strong> gerne mehr<br />
von mir selbst entfernen können.»<br />
Hat sie Vorbilder? Roger Willemsen komme<br />
dieser Bezei<strong>ch</strong>nung nahe, sagt sie,<br />
aber sie respektiere alle, die si<strong>ch</strong> <strong>im</strong><br />
S<strong>ch</strong>einwerferli<strong>ch</strong>t der Öffentli<strong>ch</strong>keit ihre<br />
Eigenständigkeit und Natürli<strong>ch</strong>keit wahren.<br />
Roman Kil<strong>ch</strong>sperger sei ein Beispiel<br />
dafür.<br />
Wohin führt sie die Zukunft?<br />
<strong>Mona</strong> <strong>Vets<strong>ch</strong></strong> arbeitet zu 60 Prozent bei<br />
DRS3 und bestreitet weiterhin sporadis<strong>ch</strong><br />
Einsätze be<strong>im</strong> Fernsehen. Daneben
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Pro<strong>mit</strong>alk<br />
13<br />
studiert sie wieder, diesmal Politologie<br />
und Soziologie: «I<strong>ch</strong> will gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Ereignisse wie Wahlen, Abst<strong>im</strong>mungen<br />
und politis<strong>ch</strong>e Trends in ihren<br />
Gesamtzusammenhängen besser verstehen<br />
und beurteilen können.» Deutet<br />
das indirekt darauf hin, dass <strong>Mona</strong> <strong>Vets<strong>ch</strong></strong><br />
innerhalb der Medien später die Seiten<br />
we<strong>ch</strong>seln mö<strong>ch</strong>te, von der Unterhaltung<br />
zu Information und Politik? Die deuts<strong>ch</strong>e<br />
Sandra Mais<strong>ch</strong>berger wäre so ein Beispiel,<br />
sie startete <strong>mit</strong> Radio Bayern, dann<br />
folgten in den A<strong>ch</strong>tzigern «S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>thof»<br />
(dur<strong>ch</strong>aus <strong>mit</strong> Oops verglei<strong>ch</strong>bar), und<br />
dana<strong>ch</strong> Polittalks, Spiegel-TV bis hin zum<br />
eigenen Format «Mens<strong>ch</strong>en bei Mais<strong>ch</strong>berger».<br />
Wo sieht si<strong>ch</strong> also <strong>Mona</strong> <strong>Vets<strong>ch</strong></strong><br />
in zwanzig Jahren? «In Japan? Oder <strong>im</strong><br />
Thurgau <strong>mit</strong> eigenem Haus und Garten?<br />
Das kommt do<strong>ch</strong> überhaupt ni<strong>ch</strong>t drauf<br />
an, das spielt do<strong>ch</strong> keine Rolle!», sagt sie<br />
und la<strong>ch</strong>t. Und rennt wie ein Teenager die<br />
steile Treppe zum Studio hinauf. <strong>Mona</strong><br />
<strong>Vets<strong>ch</strong></strong> ist s<strong>ch</strong>wer zu fassen.<br />
Hat <strong>Mona</strong> <strong>Vets<strong>ch</strong></strong><br />
einen Bezug zu Design?<br />
«Eher wenig. I<strong>ch</strong> habe ein ästhetis<strong>ch</strong>es<br />
Weltbild, aber das s<strong>ch</strong>lägt si<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t in Form nieder. I<strong>ch</strong> trenne Dinge<br />
ni<strong>ch</strong>t in s<strong>ch</strong>ön und ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>ön,<br />
sondern in gut und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t.»