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Konsensus-Statement - acutil

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<strong>Konsensus</strong>-<strong>Statement</strong><br />

Nutrition und Kognition<br />

Wissenschaftliche Leitung:<br />

Prim. Dr. Andreas Winkler, MSc<br />

Scientific Board:<br />

Dr. Stefanie Auer, Dr. Doris Bach, Mag. Antonia Croy,<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Peter Fasching, Mag. Gerda Grigorijevits,<br />

Mag. Dr. Susanne Pippich, aHPh, PD Dr. Matthias Pirlich,<br />

Dr. Eduard Rappold, Univ.-Prof. Dr. Regina Roller-Wirnsberger,<br />

Univ.-Doz. Dr. Udo Zifko


Hintergrund<br />

Acutil ® ist ein neues Kombinationspräparat zur Nahrungsergänzung<br />

bei älteren Menschen und Personen unter erhöhter<br />

geistiger Beanspruchung (z.B. Stress) bzw. Zeichen eines<br />

physiologischen kognitiven Alterungsprozess (z.B. Abnahme<br />

von kognitiven Speed Funktionen). Insgesamt neun Inhaltsstoffe<br />

bzw. Vitamine sind in der Verbindung enthalten. Acutil ®<br />

wird als Kapsel 1–2 mal täglich dargereicht und soll eine<br />

ungenügende Zufuhr wichtiger Nahrungsergänzungsmittel in<br />

der Ernährung ausgleichen und fördern. Acutil ® eröffnet eine<br />

neue Möglichkeit, das durch gezielte Nahrungsergänzung<br />

erzielbare Potential kognitiver Leistungssteigerung bei älteren<br />

Menschen optimal auszunutzen. Acutil ® ist nicht zur Therapie<br />

der Alzheimer Demenz oder des Milden Kognitiven Defizits<br />

vorgesehen, sondern hat seinen Stellenwert in der Substitution<br />

und Prävention.<br />

Die innovative Kombination von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

in Form von Acutil ® steht unmittelbar vor der Markteinführung<br />

in Österreich und ist in einzelnen Ländern der EU bereits<br />

erfolgreich eingeführt worden. Die Auswahl der neun enthaltenen<br />

Komponenten ist breit (siehe Tabelle 1) und hat den<br />

Anspruch, Defizite in der Ernährung älterer Menschen gezielt<br />

auszugleichen bzw. kognitive Leistungen zu fördern. Die<br />

Inhaltsstoffe von Acutil ® sind in Tab. 1 abgebildet.<br />

Tab. 1<br />

Acutil ® Inhaltsstoffe<br />

1 Kapsel Empfohlene<br />

enthält Tagesdosis<br />

Fischöl 500 mg<br />

davon Omega-3-Fettsäuren 350 mg<br />

DHA 250 mg<br />

EPA 40 mg<br />

Gingko biloba 60 mg*<br />

Phosphatidylserin 15 mg<br />

Vitamin E 5 mg 42%<br />

Folsäure 250 µg 125%<br />

Vitamin B12 5 µg 200%<br />

* 24% Gingkoflavonoide (14,5 mg), 6% Gingkolide und Bilobalide (3,6 mg).<br />

Zu den einzelnen Komponenten von Acutil ® liegen unterschiedliche<br />

wissenschaftliche Daten vor. Für das nachfolgende<br />

Expertenstatement wurden die bis zum September<br />

2009 veröffentlichten Studien erhoben und hinsichtlich jeder<br />

einzelnen Substanz auf relevante Ergebnisse mit dem Verweis<br />

auf die Studienqualität aufgelistet und nach Evidenzgraden<br />

beurteilt (siehe Kasten 1).<br />

Es wurden dabei nur jene Studien in der Auswertung berücksichtigt,<br />

welche kognitive Parameter bei gesunden, älteren<br />

Menschen zum Ziel hatten. Studien, welche die Wirksamkeit<br />

der einzelnen Nahrungsergänzungsmittel bei kognitiv beein-<br />

trächtigten Menschen untersucht hatten (z.B. Mild Cognitive<br />

Impairment oder Demenzerkrankungen), wurden ausgeschlossen.<br />

Es bleibt im Vorfeld festzuhalten, dass die sehr<br />

umfangreiche Kombination von Nahrungsergänzungsmitteln,<br />

Nootropika und Vitaminen, wie sie in Acutil ® enthalten ist,<br />

bislang in keiner wissenschaftlichen Studie untersucht ist. Die<br />

Schlussfolgerungen zur Wirkung der enthaltenen Substanzen<br />

beruhen überwiegend auf der Analyse von Studien zu den<br />

jeweiligen Monopräparaten, allenfalls der Kombination von<br />

zwei der in Acutil ® enthaltenen Stoffe. Vor diesem Hintergrund<br />

wurde eine evidenzbasierte Bewertung der vorliegenden<br />

Studiendaten durchgeführt, die als Grundlage für<br />

die Bewertung des Stellenwertes des neuen Präparates dient<br />

und eine Einschätzung des realisierbaren klinischen Effekts<br />

ermöglicht.<br />

Kasten 1<br />

Evidenzbasierte Medizin<br />

und Evidenzgrad<br />

Die richtige Interpretation von Studienergebnissen ist<br />

heute essentiell für alle Schlussfolgerungen zur Diagnose<br />

und Therapie von Patienten. Wissenschaftliche Daten<br />

müssen nach der Qualität ihrer Erhebung bewertet<br />

werden, um ihre Bedeutung bemessen und anderen<br />

Ergebnissen gegenüberstellen zu können. Für das vorliegende<br />

<strong>Konsensus</strong>-<strong>Statement</strong> wird auf das im deutschsprachigen<br />

Raum gebräuchliche System der Canadian<br />

Task Force on Preventive Health Care verwiesen. Dieses<br />

benennt derzeit fünf Evidenzgrade:<br />

Grad I: Es gibt ausreichende Nachweise für die Wirksamkeit<br />

aus systematischen Überblicksarbeiten über<br />

mehrere randomisiert kontrollierte Studien.<br />

Grad II: Es gibt Nachweise für die Wirksamkeit aus<br />

zumindest einer randomisiert kontrollierten Studie.<br />

Grad III: Es gibt Nachweise für die Wirksamkeit aus<br />

methodisch gut konzipierten Studien, ohne randomisierte<br />

Gruppenzuweisung.<br />

Grad IVa: Es gibt Nachweis für die Wirksamkeit aus<br />

klinischen Berichten.<br />

Grad IVb: Stellt die Meinung respektierter Experten<br />

dar, basierend auf klinischen Erfahrungswerten bzw.<br />

Berichten von Experten-Komitees.<br />

Omega-3-Fettsäuren<br />

Omega-3-Fettsäuren gehören zu den essentiellen Fettsäuren und<br />

sind vor allem in Pflanzenölen und Fischfetten enthalten. Eine größere<br />

Zahl von Kohortenstudien belegt eine Korrelation zwischen<br />

der Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren und dem Erhalt der<br />

kognitiven Leistungsfähigkeit im Alter. Darüber hinaus ist ein protektiver<br />

Einfluss gegen Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems<br />

beschrieben.<br />

- ALA alpha-linolenic acid 18:3n-3<br />

- EPA eicosapentaenoic acid 20:5n-3<br />

- DHA docosahexaenoic acid 22:6n-3<br />

Während ALA vorwiegend in Pflanzenölen und Nüssen vorkommt,<br />

finden sich EPA und DHA hauptsächlich in Fischölen<br />

und Fischfetten wie dem Lachs. EPA und DHA können in der<br />

Leber aus ALA synthetisiert werden. Mehrfach ungesättigte<br />

Fettsäuren stellen eine ausgezeichnete Energiequelle für den<br />

Metabolismus des Gehirns dar. ALA ist ein wichtiger Ausgangspunkt<br />

für die Bildung von Ketonen, kommt aber auch<br />

für den Abbau zum universellen Energieträger Acetyl-Coenzym-A<br />

im Rahmen der beta-Oxidation in Frage. DHA wird im<br />

Gehirn angereichert und in die Membranphospholipide der<br />

Nervenzellen eingebaut. Schätzungen zufolge macht DHA<br />

8% der Trockenmasse des menschlichen Gehirns aus.<br />

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren<br />

und Kognition<br />

Studien, welche den Effekt von Omega-3-Fettsäuren auf die<br />

kognitiven Leistungen bei gesunden, nicht dementen älteren<br />

Menschen untersuchten:<br />

Dangour et al.<br />

doppelblind randomisierte Studie 2006; n = 867<br />

Die laufende OPAL Studie prüft den Effekt von 500 mg DHA<br />

und 200 mg EPA täglich gegenüber Placebo (Olivenöl) über<br />

24 Monate. Die 2009 veröffentlichten Basisdaten unterstützen<br />

die Hypothese, dass ein höherer Fischkonsum den Abfall<br />

kognitiver Leistungen verzögert. Die Autoren können jedoch<br />

einen Bias durch sozio-ökonomische Faktoren (Bildungsniveau,<br />

Einkommen) nicht ausschließen und betonen die Erfordernis<br />

künftiger Placebostudien.<br />

Yurko-Mauro et al.<br />

doppelblind randomisierte Studie 2009; n = 485<br />

Die Ergebnisse der MIDAS Studie (Memory Improvement<br />

with DHA Study) wurden anlässlich des Wiener ICAD Kongresses<br />

2009 erstmals präsentiert und sind derzeit noch nicht<br />

als Originalarbeit publiziert. Insgesamt 485 gesunde ältere<br />

Menschen (Altersschnitt 70 Jahre) wurden randomisiert placebokontrolliert<br />

untersucht: die Verumgruppe erhielt täglich<br />

900 mg DHA über 6 Monate und zeigte signifikante Verbes-<br />

serungen des Gedächtnisses (Paired Associate Learning Test),<br />

der Aufmerksamkeit und der Kognition. Es konnte eine direkte<br />

Korrelation zwischen dem Plasmaspiegel von DHA und dem<br />

Grad der Verbesserung abgeleitet werden. Darüber hinaus<br />

wurde ein signifikanter Abfall der Herzfrequenz bei gleich<br />

bleibendem Blutdruck beobachtet.<br />

Boudrault et al.<br />

Review 2009<br />

Diese aktuelle Überblicksarbeit nennt 13 epidemiologische<br />

Studien zu mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren bei<br />

älteren Menschen und dem Risiko einer Alzheimer Demenz.<br />

Zehn dieser Studien sehen eine inverse Korrelation der<br />

Omega-3 Aufnahme und dem Auftreten von Demenzerkrankungen.<br />

So konnte eine prospektive Kohorte der Rotterdam<br />

Studie (Kalmijn et al. 1997) ein reduziertes Demenzrisiko<br />

bei regelmäßigem Verzehr von Fisch aufzeigen. Ähnliche<br />

Ergebnisse zeigten zwei weitere prospektive Kohortenstudien,<br />

Morris et al. zeigte 2003 im Rahmen des Chicago Health<br />

and Aging Projects eine 60%ige Risikoreduktion bei über<br />

65-Jährigen. Die Zutphen Elderly Study (ebenfalls Kalmijn et<br />

al. 1997) konnte für Linolsäure (Omega-6) und Fischkonsum,<br />

nicht aber für DHA und EPA, eine Verbesserung der Kognition<br />

bei sehr alten Männern (69 bis 89 Jahre, n=1990) zeigen.<br />

Diesen Ergebnissen stehen eine länger observierte Kohorte<br />

der Rotterdam Studie (Engelhart et al. 2002), sowie die Daten<br />

der Canadian Study of Health and Aging (Laurin et al. 2005)<br />

entgegen, welche keinen Einfluss der Aufnahme von Omega-<br />

3-Fettsäuren auf das Alzheimerrisiko beobachteten.<br />

Fontani et al.<br />

doppelblind randomisierte Studie 2005; n = 49<br />

Das Experiment wurde an 49 gesunden Erwachsenen durchgeführt.<br />

Über einen Zeitraum von 35 Tagen erhielten die<br />

Teilnehmer einmal täglich Omega-3-Fettsäuren. Eine Vergleichsgruppe<br />

erhielt über den selben Zeitraum Olivenöl als<br />

Placebo. Das Ziel der Untersuchung war, den Effekt von Omega-3-Fettsäuren<br />

auf kognitive Funktionen und physiologische<br />

Parameter zu testen. Nach 35 Tagen wurden abschließende<br />

Tests durchgeführt und es konnte eine Verbesserung der<br />

Aufmerksamkeit (Go/No-Go decisions) und physiologischer<br />

Funktionen beobachtet werden.<br />

Conclusio<br />

Zum Einfluss von Omega-3-Fettsäuren liegen für gesunde<br />

ältere Menschen valide wissenschaftliche Daten aus placebokontrollierten<br />

Studien vor, die teilweise einen positiven<br />

Effekt auf die Gedächtnisleistungsfähigkeit belegen. Epidemiologische<br />

Kohortenstudien konnten diesen Effekt teilweise<br />

belegen. Bereits manifeste Formen der Alzheimer Demenz<br />

können hingegen aufgrund der derzeit vorliegenden Datenlage<br />

nicht beeinflusst werden. (Evidenzgrad II)


Ginkgo biloba<br />

Ginkgoextrakte werden seit Jahrhunderten in der Chinesischen<br />

Medizin eingesetzt. Dem Wirkstoff werden rheologische, antioxidative<br />

und neuroprotektive Effekte zugewiesen. Ein Einfluss<br />

auf die kognitive Leistungsfähigkeit älterer Menschen ist in mehreren<br />

doppelblind placebokontrollierten Studien dokumentiert.<br />

Rezente Daten haben eine neuerliche Bewertung der erforderlichen<br />

Dosierungen von Ginkgo biloba angeregt.<br />

Der aus Asien stammende Ginkgo biloba ist ein lebendes Fossil<br />

unter den Bäumen. Äußerlich einem Laubbaum ähnlich gehört<br />

er zur Gruppe der Nacktsamer, zu denen auch die Nadelbäume<br />

zählen. Es existieren männliche und weibliche Pflanzen. Der<br />

Einsatz von Ginkgopräparaten ist in China erstmals im Mittelalter<br />

erwähnt. In der Chinesischen Medizin findet Ginkgo<br />

in verschiedenen Indikationen Anwendung. In der westlichen<br />

Welt haben sich Ginkgopräparate als Rheologika etabliert,<br />

mittlerweile existieren große Ginkgoplantagen zur Gewinnung<br />

der Extrakte, welche nicht synthetisch hergestellt werden können.<br />

Ginkgoextrakt ist eine Mischung aus Naturstoffen, unter<br />

anderem Flavonoide und Ginkgolide. Daten aus der Grundlagenforschung<br />

konnten beispielsweise eine Modulation verschiedener<br />

Neurotransmittersysteme (Huguet et al. 1994, Kristoikova<br />

et al. 1997), eine Verbesserung des Blutflusses (Jung<br />

et al. 1990, Topp et al. 2001), sowie neuroprotektive Einflüsse<br />

(Lee et al. 2002) nachweisen. Darüber hinaus ist eine antioxidative<br />

Wirkung (Siddique et al. 2002) beschrieben.<br />

Ginkgo biloba und Kognition<br />

Studien, welche den Einfluss von Ginkgo biloba auf die<br />

kognitiven Leistungen bei gesunden, nicht dementen älteren<br />

Menschen untersuchten:<br />

Carlson et al.<br />

doppelblind randomisierte Studie 2007; n = 90<br />

Diese viermonatige doppelblind placebokontrollierte Studie<br />

untersuchte den Einfluss von 160 mg Ginkgo biloba plus 180<br />

mg DHA und 68 mg Gotukola, einem pflanzlichen Extrakt<br />

aus Centella asiatica auf die kognitive Leistung, sowie die<br />

Lebensqualität bei 90 Testpersonen zwischen 65 und 84<br />

Jahren ohne Demenz oder Depression. Die Ergebnisse unterstützten<br />

den Einsatz der geprüften Kombination nicht – es<br />

konnte keine Verbesserung von Kognition oder Lebensqualität<br />

gezeigt werden. Auch ein Einfluss auf die Thrombozytenfunktion<br />

wurde ausgeschlossen, das Sicherheitsprofil war gut.<br />

Kennedy et al.<br />

doppelblind placebokontrollierte Studie 2000/2007; n = 20<br />

Kennedy et al. präsentierten 2000 respektive 2007 eine doppelblind<br />

placebokontrollierte Studie mit 20 gesunden jungen<br />

Freiwilligen: Die Gabe einer Einmaldosis zwischen 120 und<br />

360 mg Ginkgo biloba Extrakt konnte die Reaktionszeit und<br />

weitere kognitive Parameter der Testpersonen signifikant verbessern.<br />

Der Effekt zeigte sogar eine Dosisabhängigkeit und<br />

wurde in mehreren weiteren Tests sowie in Kombinationen,<br />

etwa 2007 mit Phosphatidylserin, bestätigt.<br />

Dodge et al.<br />

doppelblind randomisierte Studie 2008; n = 118<br />

In dieser Studie wurden insgesamt 118 über 84-Jährige ohne<br />

kognitive Einschränkungen über 42 Monate mit 240 mg Ginkgo<br />

biloba oder Placebo behandelt. Sowohl die Verum- als<br />

auch die Placebogruppe erhielten eine Vitamin E Substitution.<br />

Die vorliegenden Daten zeigen, dass die geprüfte Intervention<br />

weder das Demenzrisiko senken, noch das Nachlassen<br />

der Gedächtnisfunktionen verzögern konnte.<br />

De Kosky et al.<br />

doppelblind randomisierte Studie 2008; n = 3069<br />

Eine große Placebostudie mit einem medianen Follow up über<br />

6,1 Jahre. Die Teilnehmer waren bei Randomisierung über 75<br />

Jahre alt und kognitiv nicht beeinträchtigt. Die Studienmedikation<br />

von tgl. 120 mg Ginkgo biloba konnte das Risiko für<br />

eine Alzheimer Demenz, aber auch für die Entwicklung eines<br />

Milden Kognitiven Defizits, gegenüber Placebo nicht senken.<br />

Diese Studie liefert die derzeit stärkste Evidenz gegen die<br />

Wirksamkeit von Ginkgo biloba.<br />

Dartigues et al.<br />

Prospektive Kohortenstudie 2007; n = 3524<br />

Die französische Arbeitsgruppe beobachtete 3524 Personen<br />

ab 65 Jahren über 13 Jahre und erhob im Schnitt alle 2 Jahre<br />

die kognitive Leistung mit differenzierten Testmethoden. Die<br />

Einnahme von Ginkgopräparaten war in dieser Arbeit mit<br />

keinem Einfluss auf das Demenzrisiko assoziiert. Hingegen<br />

konnten die Autoren ein um 24% verbessertes Überleben bei<br />

Anwendern von Ginkgo erheben. Die Wahrscheinlichkeit<br />

länger ohne Demenz zu überleben war unter Ginkgo höher,<br />

erreichte aber keine statistische Signifikanz.<br />

Conclusio<br />

Die evidenzbasierte Datenlage zur Wirksamkeit von Ginkgo<br />

biloba bei gesunden alten Menschen ist vor allem aufgrund der<br />

unterschiedlichen Studiendesigns und der teilweise geringen<br />

Anzahl der Studienteilnehmer limitiert und widersprüchlich. Die<br />

Populationen der vorliegenden Studien unterscheiden sich zum<br />

Teil diametral. Einzelne Arbeiten sprechen von signifikanten Erfolgen<br />

bei Demenzpatienten, während eine große Studie (De Kosky<br />

et al.) die Wirksamkeit von Ginkgo biloba bei kognitiv gesunden<br />

Älteren nicht bestätigt. Rezent wird der Einfluss unterschiedlicher<br />

Dosierungen und Extraktqualitäten als mögliche Erklärung der<br />

widersprüchlichen Ergebnisse diskutiert. (Evidenzgrad IVb)<br />

Phosphatidylserin<br />

Das Phospholipid Phosphatidylserin ist ein wesentlicher Bestandteil<br />

von Zellmembranen. Die Substanz kommt im Gehirn in<br />

erheblicher Konzentration vor und unterstützt viele grundlegende<br />

Membranfunktionen. Die überwiegende Mehrzahl<br />

der Daten zu Phosphatidylserin stammt aus Tierexperimenten,<br />

jedoch kann auf einzelne klinische Studien zurückgegriffen werden.<br />

Eine relevante Hypothese geht davon aus, dass Phosphatidylserin<br />

aufgrund seines amphoteren Charakters die Löslichkeit<br />

und Bioverfügbarkeit lipophiler Substanzen wie Omega-3-<br />

Fettsäuren, Flavonoiden oder Ginkgoliden verbessern kann.<br />

Phosphatidylserin gehört neben Phosphatidylcholin (Lecithin),<br />

einem Vorläufer des Neurotransmitters Acetylcholin,<br />

zur Gruppe der Phosphoglyzeride, welche ihrerseits zu<br />

den Phospholipiden gezählt werden. Phospholipide sind<br />

amphotere Membranbestandteile, sie setzen sich aus einer<br />

wasser- und einer fettlöslichen Komponente zusammen.<br />

Phosphatidylserin kommt in geringer Menge ubiquitär in<br />

tierischen Produkten, höher konzentriert etwa im Eigelb vor.<br />

Das menschliche Gehirn enthält 3 bis 6% Phosphatidylserin.<br />

Als Membranbestandteil trägt die Substanz viele essentielle<br />

Membranprozesse mit. Grundlagenforscher konnten schon in<br />

den 1970er und -80er Jahren einen modulierenden Effekt an<br />

Neurotransmittersystemen, vor allem an Acetylcholin, beobachten.<br />

Ergebnisse aus Tierexperimenten legen eine Verbesserung<br />

des Gedächtnisses bei Nagern und Hunden nahe.<br />

Auch kardioprotektive Wirkungen wurden in Tierversuchen<br />

nachgewiesen. Die Studienlage beim Menschen ist wenig<br />

umfangreich und fokussiert kognitive Tests mit überwiegend<br />

geringer Praxisrelevanz (Word Recall Test, oder ähnl.).<br />

Conclusio<br />

Es konnten keine relevanten Studien identifiziert werden, welche<br />

über ein kontrolliertes, prospektives und randomisiertes<br />

Studiendesign zum Einsatz von Phophytidylserin hinsichtlich<br />

der Gedächtnisleistung bei gesunden älteren Personen verfügen.<br />

Die Frage nach der Wirksamkeit kann daher derzeit<br />

nicht abschließend beurteilt werden. (Evidenzgrad IVb)


Vitamin E, Vitamin B12, Folsäure<br />

Vitamin B12 und Folsäure konnten in grundlagenwissenschaftlichen<br />

Experimenten den Plasmaspiegel von Homocystein<br />

senken. Homocystein gilt als sicherer Risikofaktor für kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen und ist möglicherweise auch ein Promotor<br />

der Alzheimer Demenz. Neuere Daten belegen auch einen<br />

Zusammenhang zwischen dem Folsäurestatus und dem Plasmaspiegel<br />

der Omega-3-Fettsäure DHA. Zu Vitamin E liegen<br />

mehrere kontrollierte Studien mit zum Teil widersprüchlichen<br />

Ergebnissen in Hinblick auf die Kognition vor.<br />

Durga et al.<br />

doppelblind randomisierte Studie 2007; n = 818<br />

Die derzeit stärkste Evidenz für die Wirksamkeit von Folsäure:<br />

Im dreijährigen Beobachtungsintervall erhielten insgesamt<br />

818 gesunde 50- bis 70-Jährige entweder 800 µg Folsäure<br />

oder Placebo täglich. Am Ende der Studie zeigte die Verumgruppe<br />

nicht nur ein um 26% niedrigeres Serumhomocystein,<br />

sondern auch bessere Ergebnisse in den kognitiven Tests:<br />

Gedächtnis, Informationsverarbeitung und die sensomotorische<br />

Geschwindigkeit waren jenen der Placebogruppe<br />

statistisch signifikant überlegen.<br />

Bryan et al.<br />

doppelblind randomisierte Studie 2002; n = 211<br />

Diese Arbeit konzentriert sich auf die kurzfristige Wirkung<br />

einer Nahrungsergänzung mit Folsäure, Vitamin B12 und B6.<br />

Dazu erhielten insgesamt 211 Frauen zwischen 20 und 92<br />

Jahren über 35 Tage 750 µg Folsäure, 15 µg Vitamin B12<br />

und 75 mg Vitamin B6 täglich oder Placebo. Die Studie analysierte<br />

zahlreiche Komponenten der kognitiven Leistung (Verarbeitungsgeschwindigkeit,<br />

Gedächtnis, Verbaler Ausdruck),<br />

sowie die Stimmung. Während bei der Kognition signifikante<br />

Vorteile für die kurzfristige Nahrungsergänzung gezeigt werden<br />

konnten, blieb die Stimmungslage unverändert. Neben<br />

den placebokontrollierten Interventionsdaten korrelierten die<br />

<strong>Konsensus</strong>-<strong>Statement</strong>:<br />

Es liegen Studiendaten zu den Einzelsubstanzen des Präparats<br />

bei älteren Menschen ohne kognitive Beeinträchtigung<br />

vor. Diese weisen aufgrund der sehr divergierenden Designs,<br />

Dosierungen und Anzahl der Studienteilnehmer unterschiedliche<br />

Evidenzstärken auch für den Einsatz bei gesunden älteren<br />

Personen auf (Grad II-IVb). Die stärkste Evidenz findet sich<br />

hinsichtlich kognitiver Leistungsverbesserung für die Omega-3-<br />

Fettsäure DHA (Evidenzgrad II) sowie für Folsäure und Vitamin<br />

B12 bzw. Vitamin E (Evidenzgrad II). Für Ginkgo biloba und<br />

Phosphatidylserin ist die derzeitige Datenlage widersprüchlich,<br />

sodass derzeit keine abschließende Beurteilung für diese Substanzen<br />

abgegeben werden kann.<br />

Autoren die Ergebnisse mit anamnestischen Angaben zum<br />

Nahrungsverhalten. Eine an den untersuchten Vitaminen<br />

reiche Diät war mit besseren Ergebnissen in einzelnen kognitiven<br />

Disziplinen verbunden.<br />

de Lau et al.<br />

Epidemiologische Studie 2007; n = 1033<br />

Bei 1033 Teilnehmern der Rotterdam Study zwischen 60 und<br />

90 Jahren wurden ausführliche kognitive Tests, sowie eine<br />

Bestimmung der Folsäurespiegel im Plasma durchgeführt.<br />

Dabei konnte gezeigt werden, dass höhere Folsäurespiegel<br />

mit besseren Ergebnissen in den kognitiven Tests, sowie<br />

einer höheren psychomotorischen Geschwindigkeit korreliert<br />

waren. Die Resultate waren vom ebenfalls erhobenen Homocysteinspiegel<br />

unabhängig.<br />

Zandi et al.<br />

Prospektive Studie 2004; n = 4740<br />

Zandi et al. screenten insgesamt 4740 Menschen über 65 Jahren<br />

zu Studienbeginn und nach drei Jahren. Dabei wurde ein<br />

kognitiver Status erhoben und der Konsum von Vitaminpräparaten<br />

erfasst. Im Follow up konnten die Autoren eine Korrelation<br />

mit dem Erhalt der kognitiven Leistung bzw. dem Demenzrisiko<br />

darstellen: die Einnahme von Vitamin C plus E Substitution war<br />

mit einem geringeren Demenzrisiko verbunden. Die Einnahme<br />

dieser Vitaminpräparate alleine, aber auch von Multivitaminpräparaten,<br />

zeigte keine Wirkung auf das Demenzrisiko.<br />

Conclusio<br />

Es liegen kontrollierte Studien vor, welche den Einsatz von<br />

Vitamin E, Vitamin B12 und Folsäure bei gesunden älteren<br />

Personen untersuchten. Für Folsäure findet sich hierbei die<br />

stärkste Evidenz, gefolgt von Vitamin B12 und Vitamin E.<br />

(Evidenzgrad II)<br />

Es bleibt zu erwähnen, dass es bislang keine Studie gibt, welche<br />

die in Acutil ® kombinierten Nahrungsergänzungsmittel in der<br />

darin enthaltenen Dosierung und auch in der angeführten Kombination<br />

der Monosubstanzen an gesunden älteren Personen<br />

untersucht hat, sodass über eventuell positive, synergistische<br />

Effekte der Kombination aufgrund der derzeitigen Datenlage<br />

keine valide Aussage gemacht werden kann. Hinsichtlich der<br />

Sicherheit und Verträglichkeit sowie möglicher Nebenwirkungen<br />

ist aufgrund der vorliegenden Dosierungen der Einzelsubstanzen<br />

in Acutil ® mit keinen Nebenwirkungen zu rechnen.<br />

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Zandi et al.<br />

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11/09<br />

CSC Pharmaceuticals Handels GmbH<br />

A-2102 Bisamberg, Gewerbestraße 18–20<br />

Tel.: 43-2262-606-0, office@csc-pharma.com<br />

Das vorliegende <strong>Konsensus</strong>-<strong>Statement</strong> wurde von der Firma CSC Pharmaceuticals Handels GmbH<br />

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