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obstbau<br />

SCHNAPSBRENNEN<br />

Schnapsbrennen – der ewig junge Trend!<br />

Die edelste Form der Fallobstverwertung ist das Schnapsbrennen. Jung und Alt beschäftigen sich<br />

gerne mit der Produktion des „edlen Tropfens“. Die Güteklasse des Destillates hängt in erster Linie<br />

mit der Maische zusammen. Obstqualität, Sauberkeit und gleichbleibende Temperatur der Maische<br />

sind diesbezüglich die wichtigsten Faktoren.<br />

Gab es früher noch Brennereien mit Rührwerken<br />

(damit die Maische nicht anbrennt), so gibt<br />

es heute nur noch moderne Systeme mit<br />

Wasserbad. Das Feuer erhitzt das Wasser im Wasserbad<br />

und dieses wiederum die Maische. Ideal ist eine<br />

Maischekerntemperatur von<br />

83° Celsius. Bei dieser Temperatur verdampft der<br />

trinkbare Alkohol (Ethanol).<br />

Um perfekte Schnapsqualitäten zu erreichen, ist es<br />

notwendig, zuerst die Maische zu brennen (Raubrand).<br />

Der dabei gewonnene Luther wird ein zweites Mal<br />

gebrannt. Dies nennt man Feinbrand oder Leitern.<br />

Wichtig ist, dass zwischen dem Raubrand und dem<br />

Feinbrand das Brenngerät ordentlich gereinigt<br />

wird. Bei ordentlicher Handhabung der Brennerei<br />

werden Superqualitäten von Destillaten erzeugt.<br />

Ein Schnapsfiltern, zum Beispiel, muß nicht mehr<br />

notwendig sein.<br />

Die Technik der Schnapsbrenngeräte hat sich in den<br />

letzten Jahrzehnten entscheidend verändert. Es werden<br />

nur noch hochwertige Materialen verwendet. Alle<br />

Bauteile, die mit Wasser oder Feuer in Berührung<br />

kommen, sind aus Nirosta. Komponenten, die mit<br />

Maische oder mit Destillat in Berührung kommen,<br />

sind aus Kupfer. Dies ist sehr wichtig, da nur in<br />

Kupfer gebrannte Destillate haltbar bleiben. Nirosta-<br />

Brennblasen sind daher für die Praxis ungeeignet.<br />

Heute kommen bei den modernen Ablaßbrennereien<br />

Maischepfannen zum Einsatz, die aus drei mm<br />

starkem Kupfer gefertigt sind. Bei Geräten mit<br />

100 Liter Gesamtvolumen liegt der Unterschied zu<br />

den herkömmlichen Brennblasen darin, dass der<br />

Durchmesser etwa doppelt so groß ist, die Befüllhöhe<br />

jedoch nur noch knapp über 20 cm ist. Dies ergibt eine<br />

wesentlich größere Verdampfungsoberfläche, eine<br />

größere Hitzeangriffsfläche und eine intensivere und<br />

schnellere Durchwallung der Maische. Ein Rührwerk<br />

verliert daher in der Praxis seine Bedeutung.<br />

Beheizt werden Brennereien traditionell mit festen<br />

Brennstoffen, also mit Holz. Damit die Energie<br />

effizient ausgenutzt wird, sind hochwertige<br />

Brenngeräte isoliert. Der Ofen ist mit feuerfestem<br />

Beton (Schamott) auszementiert. Weiters ist der<br />

Ofen „doppelwandig“. Der Luftpolster zwischen den<br />

zwei „Wänden“ isoliert nach außen. Glühende Öfen<br />

gehören der Vergangenheit an.<br />

Auch der Wasserbadmantel ist isoliert (zum<br />

Beispiel mit Steinwolle). Während der Brennarbeit<br />

kann ohne Probleme und ohne Handschuhe der<br />

Wasserbadmantel berührt werden. Es gibt also keine<br />

Verbrennungsgefahr mehr! Diese Isolierungen und<br />

die Form der Maischepfanne sorgen dafür, dass im<br />

Vergleich zu herkömmlichen Kipp-Brenngeräten nur<br />

noch ca. ein Drittel Energie aufgewendet werden<br />

muss.<br />

28<br />

WEINbau <strong>Aug</strong>./Sept. 12


obstbau<br />

SCHNAPSBRENNEN<br />

Jede Brennerei die mit Holz beheizt wird,<br />

kann grundsätzlich auch mit Gas beheizt<br />

werden. Ordentliche Propangasbrenner<br />

haben eine Leistung zwischen 20 und<br />

30 Kilowatt. Sehr wohl der Raubrand als<br />

auch der Feinbrand kann mit so einem<br />

Gasbrenner gemacht werden.<br />

Oft ist es in der Praxis auch so, dass<br />

der Raubrand mit Holz und der<br />

Feinbrand, aufgrund der besseren<br />

Regelbarkeit, mit Gas gemacht wird.<br />

Der Gasverbrauch hängt dabei in erster<br />

Linie von der Maische und von der<br />

Brenngeschwindigkeit ab. Grundsätzlich<br />

geht man als Faustregel aber von ca. 1 kg<br />

/ h Propangas aus.<br />

Grundsätzlich gilt, je langsamer<br />

(konstante, niedere Temperatur) umso<br />

besser wird die Qualität des Destillates.<br />

Daher gibt es immer wieder Versuche,<br />

die Brenngeräte elektrisch zu beheizen.<br />

Diese Systeme haben sich aber nie<br />

durchgesetzt, weil eben die Leistung<br />

begrenzt ist (Gasbrenner haben zwischen<br />

20 und 30 KW Leistung. Dies ist<br />

elektrisch undenkbar.)<br />

Moderne Kühler sind heute komplett<br />

aus Edelstahl gefertigt. Es handelt<br />

sich um Tellerkühler bei denen ein<br />

optimaler Kühleffekt erreicht wird, bei<br />

gleichzeitig niederen Wasserverbrauch.<br />

Die Kühler haben nur noch einen<br />

Gesamtdurchmesser von ca. 15 cm.<br />

Früher, als noch mit Schnee und Eis<br />

gekühlt wurde, hatten die Kühlfässer<br />

ein Volumen von ca. 300 Liter. Es ist<br />

selbsterklärend, dass daher heute die<br />

Kühlung weniger Wasser benötigt und<br />

vor allem besser regelbar ist. Außerdem<br />

können moderne Kühlungen heute<br />

werkzeuglos mit wenigen Handgriffen<br />

auf einfache Art und Weise zerlegt und<br />

gereinigt werden.<br />

Die Auswahl der Materialien<br />

garantieren bei qualitativ hochwertigen,<br />

Brennanlagen nahezu unbegrenzte<br />

Lebensdauer. Daher können mehrere<br />

Generationen mit der neuen Brenntechnik<br />

viel Freude haben!<br />

Ing. Jochen Lidauer ■<br />

WEINbau <strong>Aug</strong>./Sept. 12 29

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