Brief Nr. 35 aus Wiesbaden - Mai 2012 - Heike Habermann
Brief Nr. 35 aus Wiesbaden - Mai 2012 - Heike Habermann
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<strong>Nr</strong>. <strong>35</strong> – <strong>Mai</strong> <strong>2012</strong><br />
Liebe Genossinnen und Genossen,<br />
das Panikorchester in <strong>Wiesbaden</strong> versucht es mit einer neuen Zusammensetzung der Band –<br />
weitere Misstöne nicht <strong>aus</strong>geschlossen. Aus dem großen Stühlerücken der Hessischen FDP,<br />
das dem Überlebenswillen einiger ehrgeiziger FDP-Funktionäre zu<br />
verdanken ist, kann Volker Bouffier keinen Gewinn ziehen. Gerne<br />
würde er auch den Rhein(fall) der OB-Wahl in Frankfurt vom<br />
Innenministerium entlasten, aber der mögliche Bundestagswahlkreis<br />
wird in Frankfurt von der Vertriebenenfunktionärin Erika Steinbach mit Zähnen und Klauen<br />
verteidigt. So bleibt es bei den beiden Karrieristen der FDP. Dieses Kabinett wird wohl<br />
weiterhin Misstöne produzieren<br />
meint<br />
<strong>Heike</strong> <strong>Habermann</strong><br />
…und immer weiter Fluglärm<br />
Das Urteil von Leipzig hat bestätigt, dass 17 Flüge zwischen 23 und 5 Uhr zu viel<br />
sind. Wegen der Bedeutung der Nachtruhe bedürfen Nachtflüge einer besonderen<br />
Begründung, sagt Leipzig. Mit dem schriftlichen Urteil, das im Juli vorliegen wird,<br />
kann über ein ergänzendes Planfeststellungsverfahren rechtlich festgezurrt werden,<br />
dass es dauerhaft bei null Flugbewegungen bleibt. Auch weitere Beschränkungen in<br />
den Randzeiten zwischen 22.00 Uhr und 23.00 Uhr und ab 5.00 Uhr morgens können<br />
überprüft werden. Die Landesregierung will darauf jedoch verzichten und schlägt<br />
statt dessen eine ‚Klarstellung‘ des Landesentwicklungsplans fest. Die Juristen<br />
streiten noch darüber, ob es das überhaupt gibt. Über die Folgen streiten müssen sie<br />
jedoch nicht: Der Verzicht auf ein ergänzendes Planfeststellungsverfahren lässt den<br />
Fluggesellschaften einen nächsten Klageweg offen, um einzelne Nachtflüge<br />
durchzusetzen. Und an den maximal 133 Flugbewegungen in den Randzeiten wird<br />
nicht gerüttelt. Wieder einmal zeigt Schwarz-Gelb in <strong>Wiesbaden</strong>, dass ihnen die
Interessen von Fraport und Lufthansa über die der Menschen in der Region gehen –<br />
dem Wortbruch folgt Tatenlosigkeit.<br />
Rechte Tasche – linke Tasche<br />
Offenbach hat kaum eine Wahl. Nachdem uns die Hessische Landesregierung über<br />
die Kürzung des Kommunalen Finanz<strong>aus</strong>gleichs das Geld jährlich <strong>aus</strong> der einen<br />
Tasche her<strong>aus</strong>zieht, muss der Antrag für das Programm Kommunaler Schutzschirm<br />
ernsthaft abgewogen werden – auch wenn der Schirm noch so viele Löcher hat.<br />
Räuberei bleibt es allemal – denn den Kommunen werden jährlich 344 Millionen<br />
Euro im Kommunalen Finanz<strong>aus</strong>gleich entzogen – umgerechnet auf die 30 Jahre<br />
Laufzeit des schwarz-gelben<br />
Propagandaschirms sind dies mehr als<br />
10 Milliarden, die die Landesregierung der Kommunalen<br />
Ebene <strong>aus</strong> der Tasche zieht.<br />
Dafür fließen dann 2,8 Milliarden<br />
zurück zusammen mit der<br />
Auflage, bis 2020 einen <strong>aus</strong>geglichenen<br />
H<strong>aus</strong>halt vorzulegen. Die Sparvorschläge sind für Offenbach<br />
nicht zu erfüllen, unser Schwimmbad ist bereits geschlossen und die letzten Mittel<br />
zur Förderung von Sport, Kindern und Bildung dürfen nicht zur Disposition stehen.<br />
Aber sicherlich wird es hier noch Bewegung der Landesregierung geben – schließlich<br />
will Bouffier vor der Landtagswahl nicht verkünden müssen, dass das großzügige<br />
Geschenk des Finanzministers von den Kommunen nicht angenommen wurde…<br />
Rechtslastige Belastung<br />
Der schulpolitische Sprecher der CDU-Fraktion Hans-Jürgen Irmer hat einmal mehr<br />
seine Nähe zur rechts angehauchten Szene dokumentiert. Unter dem Titel<br />
‚Aufenthaltsrecht verwirkt‘ schrieb er einmal mehr einen recht tendenziellen Beitrag<br />
für die Junge Freiheit. Er gipfelt in der Behauptung, Islam bedeute nichts anderes als<br />
Unterwerfung. Die Junge Freiheit (JF) ist nach ihrer eigenen Definition eine<br />
überregionale deutsche Wochenzeitung. Politikwissenschaftler ordnen sie<br />
mehrheitlich als zentrales Sprachrohr der Neuen Rechten ein – die Zeitung ist ein<br />
Brückenglied zwischen konservativ und rechtsextrem. Das ist genau dort, wo Herr<br />
Irmer schon oft sein Heil gesucht hat. Solange er die Bildungspolitik der Hessischen<br />
CDU definiert, bleibt die Forderung nach Chancengleichheit und Toleranz auf der<br />
Strecke.<br />
Eure