14.11.2012 Aufrufe

Problem - Hamburger Sportbund e.V.

Problem - Hamburger Sportbund e.V.

Problem - Hamburger Sportbund e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Doping und kein Ende!?<br />

Über die Gefahren des Missbrauchs verbotener<br />

Substanzen im Leistungs- und Breitensport und<br />

was man dagegen tun kann<br />

„Saubere Leistung – kein Doping!“<br />

Dopingprävention im Nachwuchsleistungssport<br />

Hamburg, 4. Dezember 2010<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

1


Literaturhinweise<br />

� Werner Franke/Udo Ludwig: Der verratene Sport. Die<br />

Machenschaften der Doping-Mafia, 2007<br />

� Ralf Meutgens: Doping im Radsport, 2007<br />

� Jens Weinreich: Korruption im Sport. Mafiose<br />

Dribblings. Organisiertes Schweigen, 2006<br />

� Bette, Karl-Heinrich/Schimank, Uwe: Die Dopingfalle,<br />

2006<br />

� Alessandro Donati: World Traffic in Doping Substances,<br />

2007<br />

� Ines Geipel: No Limit. Wie viel Doping verträgt die<br />

Gesellschaft?, 2008<br />

� Matthias Braasch: Kriminologische Aspekte des<br />

Dopings, Kriminalistik 2008, S. 479-485<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

2


Eine ganz einfache Erklärung…<br />

„Die magische Arznei für Weltrekorde basiert auf<br />

einem Reisgericht mit einer Mischung aus<br />

Brustbeerensaft, Hunderagout, Hühnerbrühe und<br />

Pilzextrakten.“<br />

Ma Junren, Chinesischer Lauftrainer 1993<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

3


Definition des Dopings (gemäß IOC)<br />

� Der Gebrauch von Mitteln (Substanzen oder<br />

Methoden), welche sich auf die Gesundheit<br />

potentiell schädlich auswirken und/oder deren<br />

Leistung zu verbessern vermögen, oder<br />

� Das Vorhandensein einer verbotenen Substanz im<br />

Körper oder der Beweis für deren Gebrauch oder<br />

der Beweis für die Anwendung einer verbotenen<br />

Methode.<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

4


Definition des Dopings<br />

� Allgemeingültige Definition: Die<br />

Verabreichung oder Anwendung von<br />

Dopingmitteln oder -methoden zum Zweck<br />

der künstlichen Leistungssteigerung<br />

� Konkretisierung der verbotenen Substanzen<br />

und Methoden für die einzelnen Sportarten<br />

durch konkrete Listen von verbotenen<br />

Wirkstoffen und Methoden<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

5


Verbotene Substanzen und Methoden<br />

� Umfasst werden i.d.R. (IOC Medical Code):<br />

1. Stimulanzien (Amphetamine, Ephedrin etc.)<br />

2. Narkotika (Morphine)<br />

3. Anabolika (Stanozolol, Dianabol, Nandrolon)<br />

4. Peptidhormone und analog wirkende<br />

Substanzen (Epo)<br />

5. Diuretika<br />

6. Verbotene Methoden des Blutdoping durch<br />

Transfusion<br />

<strong>Problem</strong>: Unklarheiten bei der Abgrenzung zwischen<br />

Heileingriff und unzulässiger Leistungssteigerung sowie<br />

durch Neuentwicklungen<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

6


Blutdoping<br />

� Erlebt z.Z. eine Renaissance; bereits in 1970er Jahren<br />

von Ausdauerathleten angewandt<br />

� Wegen großer gesundheitlicher Gefahren zunächst<br />

durch das synthetische Hormon Epo zurückgedrängt;<br />

aufgrund verbesserter Nachweismethoden bei Epo-<br />

Missbrauch wieder in Mode, oftmals in Kombination<br />

mit Epo<br />

� Methodik: Abnahme von Blut, nach Anreicherung mit<br />

roten Blutkörperchen vor Wettkämpfen wieder<br />

injiziert, Verbesserung des Sauerstofftransports<br />

� Blutkonserven können richtig gekühlt (2-8 ° C) über<br />

Jahre gelagert werden<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

7


Blutdoping<br />

� Früher häufig Absolvierung von Höhentrainingslagern,<br />

jetzt oft „Bluttuning“ mit Hilfe von Epo<br />

� Durch Feindosierung von Epo und bei dessen<br />

Verstoffwechslung ist dieses nach abermaliger<br />

Zuführung im Blut nicht mehr nachweisbar<br />

� Besonderheit: Fremdblutdoping<br />

� Effekt: Leistungssteigerung im Ausdauerbereich<br />

bis zu 5 %; d.h., bei Tour de France (3.500 km)<br />

beträgt Vorsprung gegenüber nicht gedoptem<br />

Fahrer 175 km<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

8


� Bekannte Fälle:<br />

Blutdoping<br />

� Festina-Skandal, Tour de France 1998<br />

� Ausschluss des Teams Kelme, Tour de France<br />

2004<br />

� U.a. Jan Ullrich (starker Verdacht), Ivan Basso,<br />

Jörg Jaksche Tour de France 2006<br />

� Finn. Ski-Langläufer, Nordische Ski-WM 2001<br />

� Johann Mühlegg Winterolympiade 2002<br />

� Österreichische Skilangläufer, Olympiade 2006<br />

� Marion Jones (starker Blutdopingverdacht)<br />

� Der „Fall Claudia Pechstein“, usw., usw., usw.<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

9


� Risiken:<br />

� Nierenschäden<br />

� allergische Reaktionen<br />

Blutdoping<br />

� Fieber, Gelbsucht, Aids oder Hepatitis (bei<br />

Fremdblut)<br />

� Schock-Reaktionen<br />

� Verdickung des Blutes, erhöhte Neigung zu<br />

tödlichen Thrombosen<br />

� Lebensgefahr bei zu warmer Lagerung des Blutes<br />

(Fall Jesus Manzano)<br />

� Allein im Radsport 14 dokumentierte, offiziell ungeklärte<br />

Todesfälle im Zeitraum 2003-2007,<br />

überwiegend Herzversagen im Schlaf<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

10


Blutdoping<br />

� Was bringt die Zukunft?<br />

�Epo-Nachfolger (u.a. Cera)<br />

�Gendoping?<br />

�Bisher noch keine (offizielle)<br />

Nachweisbarkeit möglich, aber Hoffnung<br />

durch Neuentwicklungen<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

11


Peptidhormone<br />

� Neben Epo insbesondere Wachstumshormone (HGH)<br />

� Modedroge im (Leistungs-)Sport, oft in Kombination mit<br />

Insulinpräparaten (z.B. Humulin)<br />

� Urspr. entwickelt zur Behandlung kleinwüchsiger Kinder<br />

und Erwachsener; als biosynthetisch hergestelltes Heilmittel<br />

entwickelt worden vom Pharma-Konzern Eli Lilly<br />

� Wirkung: HGH zielt darauf ab, Energie freizusetzen;<br />

Zielorgane sind die Leber und das Fettgewebe; HGH<br />

regelt den Fluss von Energieträgern dorthin, wo sie gebraucht<br />

werden; mit Hilfe des Insulins fluten sie in die<br />

Zellen<br />

� HGH = „Heizer in der Körperlokomotive“<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

12


Peptidhormone<br />

� Weltweiter Umsatz mit HGH 2004: ca. 1,5 Milliarden US-<br />

Dollar; zweitgrößter Produzent Eli Lilly mit einem<br />

Umsatzanteil von 400 Millionen US-Dollar<br />

� Nach einer belgischen Studie werden 84 % der weltweit<br />

hergestellten Menge im Sport konsumiert !<br />

� Kosten pro Monat, um bei einem trainierten Menschen<br />

spürbare Effekte zu erzielen: ca. 2.000 US-Dollar<br />

� Belieferung des Schwarzmarktes wohl auf dem Wege von<br />

Re-Importen; ungeklärte Rolle der Pharmaindustrie<br />

� Fälschungen weit verbreitet; in Russland und China wieder<br />

vermehrt Gewinnung durch „klassische“ Methode, d.h. aus<br />

den Hypophysen von Leichen<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

13


� Risiken:<br />

Peptidhormone<br />

� hohe Dosen führen zur Bildung von Ödemen<br />

� schmerzhaftes, starkes Anschwellen der Gelenke<br />

� Ausfallerscheinungen an Händen und Beinen<br />

� Extremes Wachstum von Kinn, Nase, Ohren, Händen<br />

und Füßen<br />

� Ausbildung einer dicken, schwartigen Haut<br />

� Extremes Wachstum des Herzens und des<br />

Weichteilgewebes, dadurch kardiovaskuläre<br />

<strong>Problem</strong>e<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

14


Anabole Steroide<br />

� Anabol-androgene Steroide: z.B. Gestrinon, Nandrolon,<br />

Stanozolol, Testosteron, Trenbolone etc.<br />

� Andere anabole Wirkstoffe: z.B. Clenbuterol, Zeranol,<br />

Zilpaterol etc.<br />

� Außerdem: Analoga und andere Wirkstoffe mit ähnlicher<br />

chemischer Struktur oder ähnlichen pharmakologischen<br />

Wirkungen, z.B. das Designer-Steroid THG<br />

(Tetrahydrogestrinon)<br />

� Weltweit beliebtestes Muskelaufbaupräparat, besonders im<br />

Bereich der Fitnessstudios<br />

� Verbreitung auch im Leistungssport, prominenter Täter<br />

z.B. Floyd Landis, Tour de France 2006<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

15


Anabole Steroide<br />

� Modellsubstanz: Testosteron, das männliche Keimdrüsenhormon<br />

mit der stärksten androgenen und anabolen<br />

Wirkung<br />

� Anabole (aufbauende) Wirkung führt u.a. zur Zunahme<br />

der Muskelmasse und zur Verringerung des Fettanteils am<br />

Gesamtkörpergewicht<br />

� Während der Einnahme muss intensiv trainiert werden;<br />

Einnahme erfolgt in sog. „Kuren“<br />

� In Deutschland sind Anabolika rezeptpflichtig, dürfen nur<br />

bei ganz wenigen Erkrankungen verschrieben werden<br />

� Sehr großer Schwarzmarkt (Internet, Fitnessstudios,<br />

Türsteherszene, Apotheken, Arztpraxen)<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

16


� Risiken:<br />

� Spritzenabszess<br />

Anabole Steroide<br />

� Steigerung der Aggressivität, unkontrollierte Zornausbrüche<br />

� Schlafstörungen<br />

� Vergrößerung des Penis, Beeinträchtigung der Libido<br />

� Hodenschrumpfung, Prostatavergrößerung, Brustentwicklung<br />

� Bei Frauen sog. Virilisierung: Vertiefung der Stimme<br />

durch Kehlkopfverknöcherung, männliche Behaarung,<br />

Veränderung der Fettverteilung, Störung des Menstruationszyklus<br />

etc.<br />

� Extreme Wassereinlagerungen<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

17


� Risiken (Fortsetzung):<br />

Anabole Steroide<br />

� Akne, Nasenbluten, Haarausfall<br />

� Virusinfektionen<br />

� Bluthochdruck<br />

� Hohes Arterioskleroserisiko, Herzinfarkt<br />

� Herzrhythmusstörungen, plötzlicher Herztod<br />

� Leberschäden (Tumorbildung)<br />

� Fettstoffwechselstörungen<br />

� Psychische Abhängigkeit<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

18


Todesfälle bei Anabolikamissbrauch<br />

� Med. Doktorarbeit von Luitpold Kistler aus dem Institut<br />

für Rechtsmedizin der Universität München<br />

� Auswertung der Obduktionen von zehn Männern, die alle<br />

Anabolika eingenommen hatten und im Alter von 28 bis<br />

45 Jahren gestorben waren<br />

� Alle hatten erhebliche Veränderungen am Herzen, mit<br />

einer Ausnahme war überall die Leber krankhaft verändert,<br />

die Hälfte der Gestorbenen hatte stark verkleinerte<br />

Hoden<br />

� Ergebnis: Anabolikamissbrauch führt zu weit reichenden<br />

Organschädigungen<br />

� Außerdem: Personen, die anabole Steroide verwenden,<br />

neigen dazu, auch weitere Substanzen zu konsumieren<br />

(Opiate, Benzo-diazepine etc.) bzw. auf andere Substanzen<br />

„umzusteigen“<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

19


Doping – nur ein Phänomen des<br />

Leistungssports?<br />

� Irreführende Beschränkung der Diskussion auf<br />

Spitzensport und einzelne Sportarten<br />

� Jan Ullrich, Erik Zabel, Marco Pantani, Marion<br />

Jones, Grit Breuer, Ben Johnson etc. – alle nur<br />

„schwarze Schafe“?<br />

� Doping ist ein gesamtgesellschaftliches und weit<br />

verbreitetes Phänomen<br />

� Zentrale Frage: Woher kommen die Dopingmittel?<br />

� Strukturen des Handels bisher kaum zur Kenntnis<br />

genommen<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

20


Zur Lage in Deutschland<br />

� Insgesamt halbherziges Vorgehen durch Verbände und<br />

Gesetzgeber. Gewünschte Protektion der bestehenden<br />

Strukturen?<br />

� 05.07.2007: Verabschiedung des „Gesetzes zur Verbesserung<br />

der Bekämpfung des Dopings im Sport“ durch<br />

Deutschen Bundestag<br />

� Strafrechtlich relevante Regelungen weiterhin nur im<br />

Arzneimittelgesetz (AMG); §§ 6a, 95 AMG<br />

� Neu eingeführt: Strafbarkeit des Besitzes nicht geringer<br />

Mengen zu Dopingzwecken im Sport sowie Erfassung des<br />

gewerbsmäßigen oder bandenmäßigen Handelns als<br />

besonders schwerer Fall (Freiheitsstrafe von einem Jahr bis<br />

zu zehn Jahren)<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

21


Zur Lage in Deutschland<br />

� Neu: Verpflichtung zur Aufnahme von Warnhinweisen<br />

auf Beipackzetteln, wenn das Arzneimittel bei<br />

Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen<br />

kann<br />

� Konzentration der Ermittlungsverfahren bei<br />

internationalem illegalen Handel mit Arzneimitteln<br />

beim BKA (§ 4 Abs. 1 BKA-Gesetz)<br />

� <strong>Problem</strong>: Einnahme und Besitz von Dopingmitteln<br />

weiterhin nicht strafbar; kein Tatbestand „Sportbetrug“<br />

im StGB; Sanktionierung gedopter Sportler bleibt in<br />

der Hand der Sportverbände<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

22


Dopingmittel: Wer sind die Abnehmer?<br />

� Unterscheidung fünf unterschiedlicher Kategorien (nach<br />

Donati):<br />

1. Athleten, nicht nur Leistungssportler (35-37 %)<br />

2. Besucher von Fitnessstudios, insbesondere<br />

Bodybuilder, Türsteher etc. (38-40 %)<br />

3. Militär- und Polizeiangehörige (4-6 %)<br />

4. Unterhaltungsbranche (1-2 %)<br />

5. Opfer der Pharmaindustrie, Falschbehandlung<br />

mit Arzneimitteln (15-20 %)<br />

� Nutzer von Dopingmitteln weltweit: ca. 15,5<br />

Millionen, ca. 1,9 % der jeweiligen Bevölkerung<br />

(geschätzt auf der Grundlage ausgewerteter Fälle in 20<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

23<br />

Ländern)<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen


Hochgezüchtete Sportler und aufgeblasene<br />

Filmstars<br />

Beispiel Fitnessstudios (Bodybuilding)<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

24


Missbrauch von Dopingmitteln im<br />

Militär<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

25


Verbreitung von Dopingmitteln in<br />

Fitnessstudios<br />

� Entwicklung des Schwarzmarktes wesentlich von der<br />

Nachfrage und der Kaufkraft der Besucher von<br />

Fitnessstudios beeinflusst<br />

� Studie von Heiko Striegel (Sportmedizinisches Institut der<br />

Uni Tübingen), anonymisierte Befragung von Besuchern<br />

in 115 Studios<br />

� 10-15 % aller Besucher nehmen regelmäßig Anabolika,<br />

Testosteronderivate sowie andere leistungssteigernde<br />

illegale Substanzen ein<br />

� Bei 4,5 Millionen offiziellen Besuchern von Fitnessstudios<br />

ist von ca. 450.000 Freizeitsportlern auszugehen, die<br />

regelmäßig illegale Dopingmittel benötigen<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

26


Verbreitung von Dopingmitteln in<br />

Fitnessstudios<br />

� Auszugehen ist nur im Bereich der Anabolika von<br />

einem Dopingbedarf von ca. 500 € pro Jahr und<br />

Sportler. Hieraus ergibt sich ein ungefährer<br />

Schwarzmarktwert von 200 Millionen € jährlich<br />

� Zusätzlich: unkalkulierbare Behandlungskosten,<br />

die der Allgemeinheit durch die Folgen des<br />

Missbrauchs entstehen<br />

� Bestätigung dieser Tendenz durch „Lübecker<br />

Studie“ von Carsten Boos (Missbrauchsquote von<br />

19 % bei Männern und 7 % bei Frauen)<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

27


Bezugsquellen für verbotene Substanzen<br />

� Bezugsquellen sind jeweils zur Hälfte das Gesundheitswesen<br />

(Apotheken und Arztpraxen als Umschlagplätze,<br />

mit und ohne Rezept) sowie das Internet, dessen Bedeutung<br />

stetig steigt<br />

� Boos-Studie: vom Arzt (14 %), aus der Apotheke<br />

(16 %), von Mitsportlern (53 %), von Freunden (56 %)<br />

� Striegel-Studie: vom Arzt verschrieben (60 %), aus der<br />

Apotheke ohne Rezept (43,6 %), jeweils Mehrfachnennungen<br />

möglich<br />

� Im professionellen Radsport: oftmals direkte Verstrickung<br />

der Personalinfrastruktur des Teams mit kriminellem<br />

Umfeld<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

28


Balco – das kriminelle Kartell des Victor Conte<br />

� Balco („Bay Area Laboratory Co-Operative“), Chef<br />

Victor Conte: erschreckendes Beispiel für ein international<br />

agierendes, mafiaähnliches Kartell aus Medizinern,<br />

Trainern und Athleten (ähnlich dem Fuentes-Netzwerk)<br />

� Herbst 2003 aufgedeckt, nicht in Folge positiver Dopingtests,<br />

sondern aufgrund hartnäckiger Ermittlungen der<br />

amerikanischen Finanzpolizei IRS<br />

� Ziel: neben klassischem Handel mit Dopingmitteln Gewährleistung<br />

der Umgehung der Dopingkontrollen, Verschleierung<br />

des Konsums<br />

� Umsetzung der Erfahrungen aus dem flächendeckenden<br />

Betrugssystem der DDR in der kapitalistischen<br />

„Neuzeit“<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

29


Balco – das kriminelle Kartell des Victor Conte<br />

� Besondere Präparate: das modifizierte Steroid<br />

Tetrahydrogestrinon (THG), bei Tests lange Zeit nicht<br />

nachweisbar; „The Cream“: Hautcreme aus Testosteron und<br />

Epitestosteron; durch besondere Kombination von außen<br />

zugeführtes Testosteron nicht mehr nachweisbar<br />

� Bekannteste „Kunden“: u.a. Marion Jones, Tim Montgomery,<br />

Kelli White, Dwain Chambers<br />

� Test von Urin und Blut der Athleten vor den eigentlichen<br />

Wettkämpfen auf Nachweisbarkeit verbotener Substanzen<br />

(nach DDR-Vorbild)<br />

� Durchführung der Tests durch die Firma Quest Diagnostics<br />

(Jahresumsatz 2002: 2,8 Milliarden US-$), unter Leitung des<br />

früheren Chefs des Dopingkontrolllabors der Olympischen<br />

Spiele von Atlanta 1996<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

30


Entwicklung des Dopingschwarzmarktes<br />

� Es gibt keine umfassenden Kenntnisse. Strukturen lassen<br />

sich aber aus vielen bekannt gewordenen Einzelfällen<br />

herauslesen (Donati-Bericht 2007)<br />

� Entwicklung des Schwarzmarktes wesentlich von zwei<br />

externen Faktoren bestimmt:<br />

1. Die kriminelle Energie von Dealern und anderen<br />

Kriminellen mit dem Ziel der Gewinnmaximierung<br />

2. Die ökonomischen Interessen der Pharmaindustrie<br />

(pharmazeutische Überproduktion)<br />

� Klassische Strafverfolgung hilft kaum weiter, da das Milieu<br />

sehr unzugänglich ist. Verfolgung leidet darunter, dass die<br />

potentiellen Opfer wegen eigener Interessen keine Anzeige<br />

erstatten (§ 95 AMG typisches Kontrolldelikt)<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

31


Mafiaähnliche Strukturen<br />

� Handel mit Dopingmitteln fest im Griff des<br />

organisierten Verbrechens. Schwarzmarkt zeichnet<br />

sich durch mafiös organisierte Vertriebskanäle aus,<br />

gekoppelt mit dem „klassischen“ Drogenhandel<br />

� In Deutschland bisher kaum nennenswerte<br />

Ermittlungserfolge. Zahl der Ermittlungsverfahren<br />

wegen der verbotenen Einfuhr von Dopingmitteln<br />

insgesamt seit 1999 von 131 auf 464 im Jahr 2004<br />

gestiegen (Zollkriminalamt Köln)<br />

� Februar 2006: In einem der bundesweit größten<br />

Strafverfahren um illegalen Handel mit<br />

Dopingmitteln wird ein ehemaliger Bodybuilder<br />

wegen des Verstoßes gegen das AMG in 48 Fällen<br />

zu siebeneinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

32


Wer kontrolliert den Handel?<br />

� Verbindung von Mafia-Clans mit Doping seit den frühen<br />

1970er Jahren. Finanzierung von Porno- und Bodybuildingfilmen<br />

in den USA (u.a. „Pumping Iron“ mit Arnold Schwarzenegger)<br />

� Seit den frühen 1990er Jahren beherrscht die russische Mafia<br />

(ROC) den weltweiten Handel. Unterhaltung von „Giftküchen“,<br />

aber auch Kontrolle zahlreicher Pharmaunternehmen in<br />

Russland<br />

� Ca. ein Viertel aller Dopingmittel kommt über die wichtigste<br />

Handelsroute aus Russland nach Westeuropa und Nordamerika<br />

(darunter auch bisher unbekannte Psychostimulanzien,<br />

Verbindung zum russischen Geheimdienst FSB)<br />

� Prosperierende Dopingproduktionsregionen auch in Polen,<br />

Tschechien, dem Balkan und dem Baltikum<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

33


Händler und Abnehmer<br />

� Starke Konkurrenz aus Asien, insbes. aus Thailand,<br />

Indien und China. Produktionskosten sind noch<br />

niedriger.<br />

� Immer größere Mengen beschlagnahmter Mittel<br />

stammen aus China, insbes. Wachstumshormone<br />

(biosynthetisch hergestellt, aber auch aus Leichen<br />

extrahiert, neuerdings in Form von Sprays).<br />

� Westeuropa und USA eher Abnehmerländer, aber<br />

auch hier Produktion von Dopingpräparaten (aus<br />

Deutschland vor allem Export von Anabolika).<br />

� Weltweites Volumen: ca. 15 Milliarden Euro<br />

� Beispiel Epo: Ein Päckchen Eprex der Firma Johnson<br />

& Johnson mit sechs Ampullen à 0,5 Milliliter kostet<br />

389,99 $<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

34


Von welchen Mengen ist auszugehen?<br />

� Donati-Bericht geht von These der DEA aus, dass nur 0,7%<br />

aller weltweit gehandelten illegalen Dopingmittel von der<br />

Polizei und dem Zoll beschlagnahmt werden<br />

� Hieraus ergibt sich, umgerechnet auf die 20 Länder, in<br />

denen fast alle der berichteten Beschlagnahnahmen<br />

stattfanden:<br />

1. Anabole Steroide: 700 Tonnen (für ca. 15 Millionen<br />

Nutzer jährlich)<br />

2. Testosteron: 70 Tonnen (1,5 Millionen Nutzer)<br />

3. Epo und Wachstumshormone: 34 Millionen Ampullen<br />

(entspricht der Nachfrage von 2 Millionen Menschen)<br />

� Es mangelt in den meisten Ländern an systematischen<br />

Erhebungen, daher nur Hochrechnungen möglich<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

35


„Money makes muscle“ – Spektakuläre<br />

Einzelfälle<br />

� Januar 1999, Mailand: Polizisten finden auf der Straße (!)<br />

zwei Taschen mit 35 kg Testosteron. Die Menge reicht aus,<br />

um 700.000 Athleten einen Tag lang zu dopen.<br />

� Juli 1999, Nikosia (Zypern): Diebstahl von 4, 65 Millionen<br />

Ampullen Epo<br />

� Sommer 2000, Sydney: Kurz vor den Olympischen Spielen<br />

Diebstahl großer Mengen von Epo und Spritzen im Wert<br />

von mehreren Millionen US-Dollar aus einer<br />

Krankenhausapotheke<br />

� Februar 2001, Steiermark: Sicherstellung von 160 kg<br />

Anabolika-Präparaten durch Polizei und Zoll. Bestimmung:<br />

Bodybuilder-Szene<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

36


Spektakuläre Einzelfälle (Fortsetzung)<br />

� Juli 2002, Belgien: Beschlagnahme von 550 kg<br />

anabolen Steroiden aus GB nahe der<br />

niederländischen Grenze im Wert von 137<br />

Millionen Euro. Die bisher größte jemals in Europa<br />

erfolgte Beschlagnahme von Dopingmitteln.<br />

� Juni 2005, Katalonien: Die spanische Polizei<br />

verhaftet in 13 Provinzen 70 Personen, hebt sechs<br />

Produktionslabors aus, beschlagnahmt Geld und<br />

Luxuskarossen. Das Riesennetzwerk war in der<br />

Lage, stündlich ca. 7.000 Einheiten anaboler<br />

Steroide und anderer Hormone zu produzieren und<br />

zu vertreiben.<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

37


Spektakuläre Einzelfälle (Fortsetzung)<br />

� Frühjahr 2006: „Operación Puerto“ („Operation<br />

Bergpass“), Aufdeckung des Dopingnetzwerkes des<br />

Eufemiano Fuentes in Madrid durch eine Sondereinheit<br />

der Guardia Civil; Sicherstellung u.a. von 220<br />

Blut- und Plasmabeuteln, Wachstumshormon, Epo,<br />

Anabolika; zahlreiche Spitzenathleten verstrickt<br />

� 21. Juni 2007, Deutschland: Bundesweite<br />

Durchsuchungsaktion im Auftrag der StA Kiel unter<br />

Leitung des Zollfahndungsamtes Hamburg<br />

� Seit 2008: Ermittlungen im Fall der Wiener Blutbank<br />

„Humanplasma“ – ein neues Netzwerk?<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

38


Auffällige Überproduktionen<br />

� Unkontrollierte Überproduktion von Arzneimitteln nur<br />

erklärbar durch die Einbindung des organisierten<br />

Verbrechens<br />

� Die Menge an produziertem Epo liegt über dem<br />

sechsfachen des tatsächlichen Bedarfs „echter Kranker“<br />

(Beispiel Italien 1998: 3.000 Patienten benötigen Epo,<br />

offiziell verkauft wurde an 40.000 Personen). Mehr als<br />

80 % der weltweit produzierten Menge an hGH für den<br />

Sport bestimmt<br />

� Anfragen an Pharmakonzerne wg. Überproduktion (z.B<br />

an Amgen, Eli Lilly) bleiben unbeantwortet<br />

� Verstrickung von Kliniken (Freiburg) und Sportmedizinern<br />

(z.B. Francesco Conconi), die Forschungsgelder<br />

u.a. verwendet haben, um mit Epo an Sportlern zu<br />

experimentieren<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

39


Welche Rolle spielt die<br />

Pharmaindustrie?<br />

� Pharmagiganten wie Organon, Winthrop oder Ciba-Geigy<br />

verkauften in 1970er und 1980er Jahren in Indien sowie<br />

weiteren 28 Entwicklungsländern Anabolika als „Heilmittel“<br />

für unterernährte Kinder<br />

� Nach offiziellem „Rückzug“ wg. zahlreicher Presse-Veröffentlichungen<br />

Übernahme durch einheimische Firmen,<br />

wohinter sich noch immer die gleichen Pharmamultis<br />

verbergen sollen.<br />

� Zu Dopingzwecken eingesetzte Mittel ursprünglich oftmals<br />

legal hergestellt. Beispiel Epogen durch die Firma Amgen<br />

zur Behandlung von Blutarmut bei Krebs- und Nierenpatienten<br />

(Umsatz 2006: 6,6 Milliarden Dollar, legal verordnet<br />

Ampullen im Wert von 1,5 Millionen Dollar)<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

40


Die Rolle der Pharmaindustrie<br />

(Fortsetzung)<br />

� Demnächst Epo-Generika zahlreicher Anbieter auf dem<br />

Markt: Sandoz, Hexal, Medice Arzneimittel Pütter, Stada<br />

(bis vor kurzem offizieller Sponsor des BDR)<br />

� Der Schweizer Pharma-Hersteller Serono einigte sich im<br />

Oktober 2006 bei einem Verfahren in den USA auf die<br />

Zahlung von 704 Millionen US-Dollar wegen unlauterer<br />

Werbung für das Wachstumshormon-Präparat Serostim<br />

(ursprünglich für die AIDS-Therapie bestimmt, ein „Renner“<br />

in der Bodybuilding-Szene)<br />

� Was kommt als nächstes? Gendoping, Transfusionen von<br />

Hundeblut, Blutplasmaexpander auf Rinderblutbasis etc.<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

41


Was ist zu tun? Wichtige Forderungen zur<br />

Bekämpfung des internationalen Handels mit<br />

Dopingmitteln<br />

� Warnung der DEA bereits 1993 an über 100 Delegierte<br />

aus 19 Ländern (u.a. Deutschland und Österreich) auf<br />

int. Konferenz vor ernster Bedrohung durch int. Handel<br />

mit Dopingmittel<br />

� Die int. Institutionen müssen endlich aktiv werden.<br />

� Interpol und Europol müssen eine spezielle Abteilung<br />

zur Bekämpfung des Handels mit Dopingmitteln<br />

erhalten und eine weltweite Datenbank aufbauen.<br />

� Die pharmazeutische Überproduktion muss unterbunden<br />

werden.<br />

� Die EU muss die Mitgliedsländer zum Erlass von Anti-<br />

Doping-Gesetzen anhalten (die diesen Namen auch<br />

verdienen).<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

42


Was ist zu tun? (Fortsetzung)<br />

� Die WADA muss eine absolut unabhängige<br />

Institution werden und eine besondere Abteilung<br />

gegen den Schwarzmarkthandel gründen.<br />

� Der nationale und der internationale Sport müssen<br />

eingestehen, dass die inzwischen entwickelte int.<br />

Kriminalität ihre Kompetenzen weit überschreitet<br />

und das Eingreifen des Staates erforderlich macht.<br />

� Verbesserung von Prävention und Aufklärung<br />

� Sperren mit Abschreckungswirkung<br />

� Absetzen von Trainern, Funktionären, Ärzten mit<br />

einer Dopingvergangenheit<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

43


Was ist zu tun? (Fortsetzung)<br />

� Verpflichtung von Spitzensportlern und Dopingtätern,<br />

an Präventionsprogrammen in Schulen und Vereinen<br />

teilzunehmen<br />

� Abkopplung der Sportförderung von Medaillengewinnen<br />

oder Endlaufplatzierungen<br />

� Rückzug von Fernsehsendern bei Sportarten mit hoher<br />

Dopingbelastung<br />

� Einrichtung unabhängiger, erheblich aufgerüsteter<br />

Kontrolllabors<br />

� Scharfe Trennung des Kontrollsystems von Verbandsstrukturen<br />

� Einführung einer Strafbarkeit wegen Sportbetruges;<br />

Abschöpfung von Gewinnen, die durch Doping<br />

ermöglicht worden sind<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

44


Unverzichtbar: Aufklärung und<br />

Prävention!!!<br />

� Was sind die tieferen Ursachen des Dopings? Welche Rolle<br />

spielen Ethik und Moral?<br />

� <strong>Problem</strong> „Heldenkultur“: The winner takes it all – nicht nur im<br />

Leistungssport<br />

� Weitreichende Maßnahmen und Investitionen bei Aufklärung<br />

und Prävention dringend notwendig<br />

� Ziel: Aufgeklärte Athleten, die nicht allein auf den Sport fixiert<br />

sind. Wissen über Dopingmittel und Selbstbewusstsein gegenüber<br />

Trainern, Funktionären und auch Eltern unverzichtbar<br />

� <strong>Problem</strong>: Widerspruch zum bisherigen Idealbild des Sportlers<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

45


Unverzichtbar: Aufklärung und<br />

Prävention!!!<br />

� Kinder und Heranwachsende müssen stark gemacht<br />

werden gegen übermäßige Versprechungen des Sports und<br />

die Verlockungen des Dopings<br />

� Sport kann auf die Konzepte der allgemeinen<br />

Suchtprävention zurückgreifen (siehe Gerhard Treutlein)<br />

� Emotionale Wirkung des Sports und seiner „Stars“ bisher<br />

nur unzureichend zur Dopingprävention genutzt<br />

� Vorschlag der Dopingprävention in drei Phasen (nach<br />

Werner Franke)<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

46


Dopingprävention bei Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

� Phase eins: Kindergarten- und Grundschulzeit<br />

� Lernen, Regeln zu akzeptieren: Sport bringt nur dann<br />

„echte“ Freude, wenn sich ALLE an die Regeln des<br />

Fairplay halten<br />

� Sport macht auch dann Spaß, wenn man nicht gewinnt!<br />

� Wirken gegen die in vielen Familien verbreitete Medikamentenhörigkeit:<br />

man braucht zum Sporttreiben keine<br />

Energy-Drinks oder Vitaminpillen<br />

� Verbesserungen in der Ausbildung von Sportpädagogen<br />

� Einsatz von berühmten Sportlern<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

47


Dopingprävention bei Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

� Phase zwei: vom 10. bis 14. Lebensjahr<br />

� Entwicklung einer Anti-Doping-Mentalität<br />

� Vermittlung von Doping als Bedrohung für die Existenz<br />

des Sports<br />

� Einsatz von „Vorbildern“ in dieser Phase immens wichtig<br />

� Aufnahme von Anti-Doping-Inhalten in die Lehrpläne des<br />

Sportunterrichts oder Gesellschaftskunde<br />

� Außerdem Einsatz von TV- und Kinospots, Lehrfilmen,<br />

Broschüren, Internetauftritten etc. (Parallele Drogen- und<br />

Alkoholprävention)<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

48


Dopingprävention bei Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

� Phase drei: ab dem 14. Lebensjahr<br />

� Ziel: Vergrößerung des Wissens über Doping (Folgen für<br />

den Sport, für die Karriere des Sportlers und vor allem für<br />

die Gesundheit)<br />

� WICHTIG: Vermittlung von Doping nicht nur als Betrug<br />

am Konkurrenten und am Zuschauer, sondern als Teil<br />

eines kriminellen Aktes, der Leib und Leben bedroht<br />

� Altersgemäße Vermittlung durch Websites, Hotlines und<br />

Broschüren<br />

� Verpflichtung ertappter Dopingsünder zu Vorträgen<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

49


Der verratene Sport: Ist er noch zu retten?<br />

Werner Franke:<br />

„Es muss jetzt in die Jugend investiert werden,<br />

um in zehn Jahren weniger Dopingprobleme zu<br />

haben – im Spitzen-, aber auch im Breiten- und<br />

Jugendsport.“<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

50


Die Warnung eines Praktikers<br />

� Deutschland, ein Paradies für Doper?<br />

„Wenn nicht bald der Gesetzgeber die rechtlichen<br />

Weichen zur Bekämpfung der internationalen<br />

Verbreitung von Dopingmitteln neu stellt und neue<br />

Vorschriften gegen die Internetkriminalität formuliert,<br />

habe ich keinen Zweifel, dass wir dann den<br />

Wildwuchs von verbotenen Substanzen im Sport nicht<br />

mehr eindämmen, sondern nur noch statistisch<br />

erfassen können.“<br />

(Oberstaatsanwalt Harald Körner, Frankfurt a.M.)<br />

Dr. jur. Matthias Braasch<br />

Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

51

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!