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Jörg Karweick | RÖNUM

Leseprobe aus dem Roman »Rönum« von Jörg Karweick, erschienen 2015 bei O'Connell Oress

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<strong>Jörg</strong> <strong>Karweick</strong><br />

hindern gegolten hätte auf Rönum, ich fand das<br />

maßlos übertrieben – aber ich bin wahrscheinlich<br />

die Letzte, die noch zu einer nüchternen Betrachtung fähig<br />

ist – Fotoapparate, die altertümliche Schreibmaschine, sogar<br />

das Papier. Mich hätte nicht gewundert, wenn sie sogar ein<br />

Ersatzfarbband dabei gehabt hätten. Und natürlich den Sack für<br />

die Leiche.<br />

So kamen sie mit den letzten Feriengästen der Saison herüber<br />

und so fuhren sie auch wieder zurück. Nur dass da der Sack voll<br />

war.<br />

Das ist vielleicht eine merkwürdige Formulierung, aber ich stehe wohl<br />

noch unter Schock, womit ich keinesfalls entschuldigen will, dass ich<br />

pietätlos klinge, vielmehr möchte ich betonen, dass es eben das erste<br />

Mal war, dass ich auf einem Strandspaziergang eine Leiche gefunden<br />

habe, obwohl ich schon viele Strandspaziergänge gemacht hatte in<br />

meinem Leben.<br />

Jedenfalls nahmen sie meine Aussage im Frühstückszimmer<br />

der kleinen Pension zu Protokoll. Die alte Wirtin brachte<br />

Kaffee und murmelte dabei: »Ach, meine Güte, meine Güte«, und<br />

»Die arme Kleine«.<br />

Damit meinte sie mich.<br />

Der Polizist nahm einen Schluck und sah mich dann<br />

erwartungsvoll an.<br />

Währenddessen war es im Zimmer still, fünf stumme Tische<br />

standen da, mit beigefarbenen Tischdecken, auf denen geblümte<br />

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