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Jörg Karweick | RÖNUM

Leseprobe aus dem Roman »Rönum« von Jörg Karweick, erschienen 2015 bei O'Connell Oress

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<strong>Jörg</strong> <strong>Karweick</strong><br />

»Habe ich dich geweckt«, fragte eine aufgeregte Frauenstimme,<br />

die eindeutig ihrer Schwester gehörte.<br />

»Sandra«<br />

Überflüssig, dachte Maria Feinworth – und ließ den Blick durch<br />

das Glas in der Tür hinausgleiten. Doch sie konnte nicht einmal<br />

die Eibenhecke erkennen, so dicht war der Nebel. Und ihr war so<br />

kühl. Ging es denn schon wieder auf Ende August<br />

Sandra schwieg störrisch, bis Maria Feinworth ihre Frage<br />

endlich beantwortete:<br />

»Ja, du hast mich geweckt.«<br />

»Ich konnte nicht schlafen.«<br />

Sandras Stimme zitterte und sie sprach leise, als wolle sie eben<br />

dieses Zittern verbergen: »Ich hab ihn gesehen.«<br />

»Papa«<br />

»Ja.«<br />

»Wo«<br />

»Regnet es denn bei euch nicht«<br />

Diesmal war es Maria Feinworth, die störrisch schwieg. Denn<br />

natürlich regnete es nicht, nirgends, weder hier an der Küste noch<br />

in der Stadt. Seit Wochen nicht. Die Frauen schwiegen und Maria<br />

Feinworth hörte ein unruhiges Atmen aus der Leitung, während sie<br />

dem fahlen Licht hinterhersah, das durch die Haustür hereinfiel,<br />

ihre roten Pantoffeln streifte und sich am Ende des engen Flurs, wo<br />

die Türen zum Bad und zu ihrem kleinen Schlafzimmer abgehen<br />

mussten, im Dunkel verlor.<br />

Ein Bungalow aus den Siebzigern, quadratisch, den die Eltern<br />

damals gebaut hatten, um ihn an Fremde zu vermieten, und in dem<br />

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