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Jörg Karweick | RÖNUM

Leseprobe aus dem Roman »Rönum« von Jörg Karweick, erschienen 2015 bei O'Connell Oress

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<strong>Jörg</strong> <strong>Karweick</strong><br />

Rönskoog,<br />

27. August, 00.57 Uhr<br />

Rodacher hörte einen Schrei, riss die Augen auf – und<br />

starrte in die Dunkelheit. Sie war mit einem dicken Pinsel<br />

gezogen, ohne Abstufungen oder Grautöne, einfach tiefschwarz<br />

und schwer. Obwohl die rote Digitalanzeige des Radioweckers<br />

durchs Schlafzimmer schimmern müsste und obwohl er die<br />

Vorhänge extra offen gelassen hatte, damit das Signal des<br />

Leuchtturms hereinschiene, alle fünfzehn Sekunden, war es<br />

einfach nur dunkel. Undurchdringlich.<br />

Rodacher zählte, einundzwanzig, zweiundzwanzig,<br />

dreiundzwanzig. Sein Herz klopfte und sein Atem raste.<br />

Er spürte ein Pochen in seinem Kopf. Siebenundzwanzig,<br />

achtundzwanzig, neunundzwanzig. Im Schlaf hatte er diesen<br />

dumpfen Schrei gehört und nun war er hellwach, starrte in<br />

absolutes Dunkel, hatte seinen Atem nicht unter Kontrolle und<br />

der trieb seinen Herzschlag vor sich her. Schweiß rann ihm von<br />

der Stirn. Zweiunddreißig, dreiunddreißig. Wieder pochte es<br />

zwischen den Schläfen, das war das Grausen.<br />

Jetzt war kein Schrei mehr zu hören, überhaupt nichts hörte<br />

er, genauso wenig wie er etwas sah. Noch zwei Sekunden bis zum<br />

Leuchtsignal. Vierunddreißig, fünfunddreißig – nichts.<br />

Finsternis.<br />

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