Das Programmheft des Spiels - HC Leipzig
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Interview<br />
Heine Jensen: „Wir haben alle ein gemeinsames Ziel!“<br />
Nach der enttäuschenden<br />
WeltmeisterschaftinBrasilien<br />
ist die Analyse längst<br />
in vollem Gange. ANWURF<br />
sprach mit Bun<strong>des</strong>trainer<br />
HeineJensenüberProbleme,<br />
mögliche Konsequenzen<br />
und die nächsten Aufgaben.<br />
Vom 15. bis 17. Januar fand<br />
in Grünberg der erste Auswahl-Lehrgang<br />
<strong>des</strong> Jahres<br />
statt. Welche Erkenntnisse<br />
konnten Sie gewinnen<br />
Heine Jensen: „Ich habe ja<br />
viele junge Spielerinnen, die<br />
bislang noch nicht so oft oder<br />
noch gar nicht dabei waren,<br />
eingeladen. Mir war es sehr<br />
wichtig, diese Spielerinnen<br />
auch mal live im Trainingsalltag<br />
zu sehen. Die meisten<br />
von ihnen hab ich ja bislang als<br />
<strong>HC</strong>L-Trainer nur in den Bun<strong>des</strong>ligaspielen<br />
gesehen. Meine<br />
wichtigste Erkenntnis aus dem<br />
Kurz-Trainingslager ist, dass es<br />
noch viele gute Handballerinnen<br />
in Deutschland gibt. Jetzt<br />
gilt es, die eine oder andere<br />
von ihnen auch schrittweise an<br />
das Team heranzuführen.“<br />
Wie schwer wiegt noch die<br />
Enttäuschung über die verpatzte<br />
WM in Brasilien<br />
„Wenn ich sagen würde, es interessiert<br />
mich überhaupt nicht<br />
mehr, würde ich sicher lügen.<br />
Schließlich ist die WM noch<br />
nicht so lange her und die Enttäuschung<br />
ist immer noch riesengroß.<br />
Aber das Leben geht<br />
weiter, wir müssen jetzt nach<br />
vorn schauen und die nächsten<br />
Aufgaben angehen! Wichtig<br />
ist, dass wir aus den Fehlern<br />
lernen. Was wir in Brasilien<br />
gezeigt haben ist nicht mein<br />
Anspruch und auch nicht der<br />
Anspruch der Spielerinnen.“<br />
Muss jetzt nach der verpassten<br />
Olympia-Qualifikation<br />
Bun<strong>des</strong>trainerHeineJensenlegtseinenFokusaufdielangfristigeEntwicklung<strong>des</strong>deutschenFrauen-Handballs.<br />
ein radikaler Umbruch her<br />
„Der Umbruch muss sicher<br />
irgendwann kommen, aber sicher<br />
nicht sofort. Schließlich<br />
brauchen die jungen Spielerinnen<br />
noch etwas Zeit, sich<br />
an das internationale Niveau<br />
heranzuarbeiten. Ich werde<br />
versuchen, schrittweise junge<br />
Talente in die Mannschaft einzubauen.<br />
Dafür sind solche<br />
Trainingslager wie zuletzt in<br />
Grünberg enorm wichtig.“<br />
Wo lag aus Ihrer Sicht das<br />
größte Problem<br />
„Wir haben es bei der WM<br />
einfach nicht geschafft, Stabilität<br />
in unsere Leistungen zu<br />
bekommen. In den verschiedenen<br />
Drucksituationen waren<br />
wir <strong>des</strong>wegen oft überfordert.<br />
Daran gilt es, in den nächsten<br />
Jahren hart zu arbeiten.“<br />
Wie wollen Sie dieses Problem<br />
lösen<br />
„<strong>Das</strong> ist aus meiner Sicht ein<br />
grundsätzliches Problem, das<br />
ich sicher nicht allein lösen<br />
kann. Wir benötigen Leute,<br />
für die der Handball wirklich<br />
absolute Priorität hat. Dafür<br />
müssen aber auch die Rahmenbedingungen<br />
stimmen. In<br />
Deutschland gibt es kaum Profi-Handballerinnen.<br />
Aber auch<br />
die Spielerinnen können eben<br />
nicht nur von Luft und Liebe<br />
leben. Wir müssen es schaffen,<br />
aus unseren Möglichkeiten das<br />
Bestmögliche rauszuholen. Ich<br />
werde versuchen, in Zukunft<br />
auch im Alltag noch enger mit<br />
den verschiedenen Bun<strong>des</strong>liga-<br />
Trainern zusammenzuarbeiten.<br />
Wir haben schließlich alle ein<br />
gemeinsames Ziel: die Entwicklung<br />
<strong>des</strong> deutschen Frauen-<br />
Handballs.“<br />
Haben Sie selbst vor oder<br />
während der WM Fehler gemacht<br />
„Jeder Mensch macht Fehler,<br />
natürlich auch ich. Allerdings<br />
werden diese meist nur bei<br />
Misserfolgen analysiert. Auch<br />
bei der WM habe ich Fehler<br />
gemacht, aber die gehören<br />
nicht in die Öffentlichkeit. Die<br />
haben wir intern sehr intensiv<br />
ausgewertet. Auch in den drei<br />
Jahren als <strong>HC</strong>L-Trainer habe<br />
ich übrigens einige Fehler gemacht,<br />
die aufgrund der vielen<br />
Erfolge aber in der Öffentlichkeit<br />
nicht so thematisiert wurden.“<br />
Bereits im März stehen mit<br />
den EM-Qualifikationsspielen<br />
gegen Ungarn die nächsten<br />
schweren Aufgaben an. Wie<br />
sehen Sie die Chancen für Ihr<br />
Team<br />
„Die Lage ist sicher ähnlich wie<br />
vor der WM-Qualifikation im<br />
vergangenen Jahr. Die Chancen<br />
gegen Ungarn stehen 50:50.<br />
Beide Mannschaften sind aus<br />
meiner Sicht auf Augenhöhe,<br />
es werden mit Sicherheit zwei<br />
sehr schwere Spiele. Die Ungarinnen<br />
wollen schließlich<br />
zeigen, dass sie in den letzten<br />
Monaten stärker geworden<br />
sind. Wir wollen beweisen,<br />
dass unser Erfolg in der WM-<br />
Qualifikation kein Zufall war.“<br />
(an)<br />
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