LINGUAMED - Adipositas Spektrum
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Freie Vorträge: Klinische Aspekte, Komorbiditäten, Körperkomposition<br />
Ergebnisse: Die maximale absolute Fettoxidation betrug 0.24 ± 0.13 g/min<br />
bei Frauen und 0.25 ± 0.09 g/min bei Männern. Fatmax wurde bei<br />
44 ± 11 %VO2max bei Frauen und 40 ± 11 %VO2max bei Männern erzielt.<br />
Gemessen an der maximalen Herzfrequenz (Hfmax [220 – LA]) und der<br />
Laktatkonzentration an der individuellen anaeroben Schwelle (IAS) entsprach<br />
das für Frauen 66 ± 8.2 %Hfmax und 67 ± 11.8 %IAS sowie für Männer<br />
61 ± 7.4 %Hfmax und 62 ± 14 %IAS. Zusammenfassung: Im Vergleich<br />
zu untrainierten normalgewichtigen Personen ist die Kapazität zur Oxidation<br />
von Fetten während körperlicher Aktivität bei adipösen Männern und Frauen<br />
reduziert. Dementsprechend können die Empfehlungen zur Belastungsteuerung<br />
mit dem Ziel, Lipidoxidation zu maximieren, nicht uneingeschränkt<br />
von Normalgewichtigen auf Adipöse übertragen werden.<br />
Nichtmedikamentöse verhaltensbezogene <strong>Adipositas</strong>therapie<br />
unter Berücksichtigung der zugelassenen Arzneimittelbehandlung<br />
*Beate Kossmann (1), Tanja Ulle (1), Kai G. Kahl (2), Jürgen Wasem (3),<br />
Pamela Aidelsburger (1)<br />
(1) CAREM GmbH, Sauerlach, Deutschland; (2) Klinik und Poliklinik<br />
für Psychiatrie und Psychotherapie, Dresden, Deutschland; (3) Lehrstuhl<br />
für Medizinmanagement, Duisburg-Essen, Deutschland<br />
Zielsetzung: Ziel der Verhaltenstherapie bei <strong>Adipositas</strong> ist eine langfristige<br />
Veränderung der Ess- und Bewegungsgewohnheiten von adipösen<br />
Menschen. Unterstützend können gewichtsreduzierende Medikamente eingesetzt<br />
werden. Der vorliegende Health Technology Assessment (HTA), der<br />
vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information<br />
(DAHTA@DIMDI) beauftragt wurde, bewertet die medizinische und ökonomische<br />
Effektivität der Verhaltenstherapie unter Berücksichtigung zugelassener<br />
gewichtsreduzierender Arzneimittel. Methodik: In allen relevanten<br />
Datenbanken wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt.<br />
Mittels standardisierten Vorgehens wurden die identifizierten Literaturstellen<br />
systematisch selektiert, qualitativ beurteilt und zusammenfassend dargestellt.<br />
Ergebnisse: In die Bewertung wurden 18 Studien eingeschlossen,<br />
die – getrennt nach ihren unterschiedlichen Therapieansätzen – in vier Kategorien<br />
bewertet wurden. Im Vergleich zu einer Einzel-Verhaltenstherapie<br />
mit einer moderaten Therapiefrequenz zeigte sowohl die intensive Einzel-<br />
Verhaltenstherapie als auch die Gruppen-Verhaltenstherapie mit gegenseitiger<br />
sozialer Unterstützung bei den Patienten eine höhere Gewichtsreduktion.<br />
Ebenso konnten Studien, die Verhaltenstherapie in Kombination<br />
mit gewichtsreduzierenden Arzneimitteln im Vergleich zur reinen Verhaltenstherapie<br />
bewerteten, nachweisen, dass eine höhere Gewichtsreduktion<br />
durch begleitende gewichtsreduzierende Arzneimittel erreicht werden kann.<br />
Für die Studien mit zusätzlicher medikamentöser Unterstützung liegen allerdings<br />
keine Langzeitdaten vor. Im Vergleich zur medienbasierten Verhaltenstherapie<br />
(via Internet oder Telefon) konnte durch eine zusätzliche<br />
persönliche Intervention keine höhere Gewichtsreduktion erreicht werden.<br />
Für die Bewertung von ökonomischen Aspekten konnten keine relevanten<br />
Studien identifiziert werden. Zusammenfassung: Trotz der sehr schlechten<br />
Vergleichbarkeit der Therapieoptionen in den bewerteten Studien kann eine<br />
höhere Effektivität für die intensive Einzel-Verhaltenstherapie, für die Gruppentherapie<br />
mit sozialer Unterstützung und für die Verhaltenstherapie mit<br />
zusätzlicher gewichtsreduzierenden Arzneimitteln nachgewiesen werden.<br />
Zur besseren Beurteilung der Effektivität sind Studien mit einheitlichen und<br />
dadurch besser vergleichbaren Therapieansätzen erforderlich.<br />
Evaluierung neuer Strategien zur Gewichtsreduktion in übergewichtigen<br />
Familien: finanzieller Anreiz, Diätkombination und Telemedizin<br />
*Claus Luley (1), Alexandra Blaik (1), Stefanie Aronica (1), Jutta Dierkes (1),<br />
Sabine Westphal (1)<br />
(1) Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität, Institut für Klinische Chemie,<br />
Magdeburg, Deutschland<br />
Zielsetzung: Wir verglichen neue Maßnahmen zur Gewichtsreduktion<br />
mit der konventionellen Kalorienrestriktion. Material und Methoden:<br />
111 Familien mit mindestens 1 übergewichtigen Kind und mindestens 1 übergewichtigen<br />
Erwachsenen (n=260) hielten eine Kalorienrestriktion ein. Sie<br />
wurden nach einem 3-faktoriellen Design randomisiert zu: (1) „duale Diät“,<br />
die Kalorienrestriktion mit der Bevorzugung von niedrig-glykämischen Kohlenhydraten<br />
kombiniert, (2) „Anreiz“ bestehend aus 5 € pro verlorenem kg<br />
(Erwachsene) bzw. pro SDS-Verbesserung (Kinder), (3) „Telemedizin“ durch<br />
telemetrische Kontrolle von Gewicht und Bewegungsaktivität mit wöchentlichem<br />
Motivationsbrief, (4) „Kalorienrestriktion“ = keine weitere Maßnahme.<br />
Das Studiendesign erlaubt die Evaluierung der Einzelmaßnahmen sowie<br />
der Maßnahmenkombinationen. Nach 2 Instruktionsstunden wurden die Teilnehmer<br />
nach 6 Monaten kontrolliert. Ergebnisse: Bei Kindern verlangsamte<br />
nur „Anreiz“ die Gewichtszunahme. Bei Erwachsenen differierten die Gewichtsreduktionen<br />
signifikant (p < 0,05): -2,9 versus -6,0 kg für ohne versus<br />
mit „Anreiz“, -3,0 gegenüber -5,8 kg für „Kalorienrestriktion“ versus „duale<br />
Diät“, -4,0 versus -6,6 kg für ohne versus mit „Telemedizin“. Am wirksamsten<br />
war die Kombination „Anreiz“+“duale Diät“+“Telemedizin“ mit -14,5 kg. Am<br />
wirkungslosesten war „Kalorienrestriktion“ mit -1,6 kg. Daraufhin wurde ein<br />
Programm entwickelt, das „Duale Diät“ mit „Telemedizin“ kombiniert (www.<br />
abc-diaet.com). Drei Erwachsenengruppen (n=32) erzielten mit diesem ABC-<br />
Programm eine mittlere Gewichtsreduktion von 12 kg in 3 Monaten. Zusammenfassung:<br />
(1) Kalorienreduktion erzielt die kleinste Gewichtsabnahme.<br />
(2) Nur Anreiz verlangsamt bei Kindern die Gewichtszunahme. (3) Am wirksamsten<br />
ist bei Erwachsenen die Kombination von Anreiz mit dualer Diät und<br />
Telemedizin. (4) Eine Kombination der letzteren in einem neuen Programm<br />
erzielte bei Erwachsenen nach 3 Monaten eine Abnahme von 12 kg.<br />
Maßnahmen der Prävention zur Gewichtsreduzierung<br />
bei finnischen Erwachsenen<br />
*Milly-Anna Schröer (1), Markus Lüngen (1), Andreas Gerber (1)<br />
(1) Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie,<br />
Uniklinikum Köln, Köln, Deutschland<br />
Zielsetzung: Finnlands Prävention und Gesundheitsförderung gelten weltweit<br />
als beispielhaft und genießen höchste wissenschaftliche Reputation. Ob<br />
dies auch für den Bereich der <strong>Adipositas</strong>prävention gilt, sollte in dieser Studie<br />
untersucht werden. Ziel der Studie war es, Interventionen zu identifizieren,<br />
die zum Effekt hatten, dass finnische Erwachsene durch Diäten, körperliche<br />
Aktivität oder Lebensumstellungen an Gewicht verloren. Methode: Es<br />
wurde ein systematischer Review durchgeführt. Einschlusskriterien waren<br />
finnische nichtpharmakologische Interventionen zur Gewichtsreduktion ab<br />
1970. Es wurden nur randomisiert kontrollierte Studien (RCTs) einbezogen.<br />
Zielgruppe waren finnische Erwachsene ab 18 Jahren. Ergebnisse: Zehn<br />
RCTs mit 2309 adipösen Teilnehmern erfüllten die Einschlusskriterien. Von<br />
diesen schlossen sechs mit einem signifikant positiven Effekt ab. Drei Studien<br />
zeigten keinen Unterschied in der Gewichtsabnahme zwischen Kontroll-<br />
und Interventionsgruppe. Eine resultierte lediglich in Gewichtsverlusten bei<br />
Männern. Sieben Interventionen liefen längerfristig (12 bis 38 Monate) und<br />
drei kurzfristig (3,2 bis 10 Monate). Die Gewichtsreduktionsprogramme<br />
der Studien bestanden in der Regel aus Kombinationen von niedrig kalorischer<br />
Kost, Bewegungsprogrammen und Diskussionsrunden. Es bestehen<br />
keine auffälligen Unterschiede in der Intervention zwischen den einzelnen<br />
Studien. Zusammenfassung: Die Heterogenität der Studien in Bezug auf<br />
die Studienqualität und bezüglich unterschiedlicher Vorerkrankungen und<br />
Body-Mass-Indizes der Teilnehmer verhinderte es, einen Gesamteffekt mithilfe<br />
einer Meta-Analyse zu berechnen. Dennoch lässt sich für den Bereich<br />
Gewichtsreduktion bei finnischen Frauen und Männern als gemeinsames<br />
Charakteristikum erkennen, dass erfolgreiche Interventionen, die zugleich<br />
die methodische Qualität im Studiendesign erfüllen, durch eine multistrategische<br />
Auslegung, die Beteiligung vieler Multiplikatoren, die Integration des<br />
Kontextes und des Empowerment sowie eine ausreichende Interventionszeit<br />
gekennzeichnet sind.<br />
Freie Vorträge: Klinische Aspekte, Komorbiditäten,<br />
Körperkomposition<br />
Evaluation einer ambulanten multimodalen Gruppentherapie<br />
bei <strong>Adipositas</strong> in Kombination mit einer Binge-Eating-Störung<br />
– erste Ergebnisse –<br />
*Sandra Becker (1), Axel Kowalski (1), Beatrix Eisler (1), Rosi Schabert (1),<br />
Karin von Hacht (2), Stephan Zipfel (1)<br />
(1) Uniklinikum Tübingen, Abt. für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,<br />
Tübingen, Deutschland; (2) Uniklinikum Tübingen, Abt. Sportmedizin,<br />
Tübingen, Deutschland<br />
Fragestellung: Etwa ein Drittel der adipösen Patienten, die eine Behandlung<br />
zur Gewichtsreduktion aufsuchen, leiden zusätzlich unter Symptomen<br />
einer Binge-Eating-Störung wie beispielsweise regelmäßige Essanfälle und<br />
Kontrollverlust beim Essen. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass sich<br />
diese Personengruppe deutlich von anderen Übergewichtigen unterscheidet<br />
und ein spezielles Behandlungsangebot benötigt, das im medizinischen Versorgungssystem<br />
bisher wenig Berücksichtigung findet. Ziel der Studie war<br />
die Überprüfung der Wirksamkeit eines ambulanten multimodalen Gruppentherapieprogrammes<br />
bei adipösen Patienten, die gleichzeitig unter Symptomen<br />
einer Binge-Eating-Störung leiden. Methodik: 28 übergewichtige<br />
Patienten, die eine zusätzliche Binge-Eating-Störung hatten, oder zumindest<br />
subklinisch die Kriterien nach DSM-IV-TR erfüllten, wurden randomisiert<br />
einer Interventions- oder Wartekontroll-Gruppe zugeteilt. Die Teilnehmer der<br />
Interventionsgruppe besuchten über einen Zeitraum von 5 Monaten wöchentlich<br />
eine multimodale kognitiv-verhaltenstherapeutische Gruppentherapie.<br />
Zu drei Messzeitpunkten (Interventionsbeginn, Programmhälfte, Interventionsende)<br />
wurden für beide Gruppen essstörungsspezifische Symptome, die<br />
allgemeine Psychopathologie, die Einschätzung des eigenen Körperbildes<br />
und die Selbstakzeptanz erfasst. Zusätzlich wurden zu jedem Gruppentermin<br />
Gewichtsdaten erhoben. Die Auswertung der Verlaufsdaten erfolgte über eine<br />
<strong>Adipositas</strong><strong>Spektrum</strong> Kongressausgabe Oktober 2008 4. Jahrgang<br />
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