Mündliche Abiturprüfungen im Fach Geographie, Fortbildungsmaterial

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14.11.2012 Aufrufe

Mündliche Abiturprüfungen im Fach Geographie Landesinstitut für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichts- forschung von Sachsen-Anhalt (LISA) Fortbildungsmaterial: Beispielaufgaben mit Erwartungshorizont Autorenteam: Dr. Eckhard Appenrodt, Bitterfeld; Sonja Bernhard, Querfurt; Dr. Margit Colditz, Halle (Leitung); Gabriela Gaube, Halle; Sylvia Gemeiner, Osterwieck; Cornelia Linde, Magdeburg; Prof. Dr. Notburga Protze, Halle (fachliche und fachdidaktische Beratung); Olaf Sedelky, Köthen Redaktion: Dr. Margit Colditz

<strong>Mündliche</strong><br />

<strong>Abiturprüfungen</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Fach</strong> <strong>Geographie</strong><br />

Landesinstitut für Lehrerfortbildung,<br />

Lehrerweiterbildung und Unterrichts-<br />

forschung von Sachsen-Anhalt (LISA)<br />

<strong>Fortbildungsmaterial</strong>:<br />

Beispielaufgaben mit<br />

Erwartungshorizont<br />

Autorenteam: Dr. Eckhard Appenrodt, Bitterfeld; Sonja Bernhard, Querfurt; Dr. Margit Colditz, Halle<br />

(Leitung); Gabriela Gaube, Halle; Sylvia Gemeiner, Osterwieck; Cornelia Linde, Magdeburg;<br />

Prof. Dr. Notburga Protze, Halle (fachliche und fachdidaktische Beratung);<br />

Olaf Sedelky, Köthen<br />

Redaktion: Dr. Margit Colditz


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

1 Zur Abiturprüfung <strong>im</strong> <strong>Fach</strong> <strong>Geographie</strong> in<br />

Sachsen-Anhalt (aktualisiert am 13.07.2007)<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

<strong>im</strong> Mai-Abitur 2005 kam <strong>im</strong> Bundesland Sachsen-Anhalt erstmals die neue Oberstufenverordnung<br />

von 2003 1 zum Tragen. Im Zuge der Änderungen (vor allem der Einteilung in<br />

Kern-, Pflicht- und Wahlpflichtfächer) können nur noch in den Kernfächern Deutsch,<br />

Mathematik, Englisch, Geschichte, einer wählbaren Naturwissenschaft und einer weiteren<br />

wählbaren Fremdsprache schriftliche <strong>Abiturprüfungen</strong> abgelegt werden.<br />

Damit ist <strong>im</strong> gesellschaftswissenschaftlichen Lernbereich Geschichte alleiniges Kernfach.<br />

Die <strong>Geographie</strong> wird laut Stundentafel nur noch zweistündig auf Grundkursniveau (<strong>im</strong> Wahlpflichtbereicht<br />

mit Sozialkunde) angeboten und kann nicht mehr als schriftliches<br />

Prüfungsfach gewählt werden.<br />

Deshalb stellte <strong>im</strong> Juli 2005 nach fünf Jahren engagierter Arbeit die Kommission zur<br />

Erarbeitung von zentralen Prüfungsaufgaben (einschl. Hinweisen zur Bewertung) ihre Tätigkeit<br />

ein. Die Resonanz aus der Praxis zeigte uns über die Jahre, dass wir mit unseren Aufgaben<br />

den Ansprüchen der Bundes- und Vorläufigen Landes-EPA 2 sowie der Rahmenrichtlinien<br />

<strong>Geographie</strong> 3 gerecht wurden und sich Lehrkräfte wie Schülerinnen und Schülern diesen<br />

Forderungen stellten. In einer Übersicht auf der folgenden Seite sind alle Abituraufgaben, die<br />

in Sachsen-Anhalt für die schriftliche Prüfung erarbeitet wurden, zusammengestellt.<br />

Auch in der bundesweiten Kommission zur Überarbeitung der Einheitlichen Prüfungsanforderung<br />

in der Abiturprüfung <strong>Geographie</strong> 4 , in der 2003/2004 die verantwortliche Dezernentin<br />

des LISA, Frau Dr. Colditz, als Vertreterin von Sachsen-Anhalt mitarbeiten konnte, fanden<br />

diese Abituraufgaben äußerst positive Resonanz, was nicht zuletzt darin zum Ausdruck<br />

kommt, dass drei der vier Beispielaufgaben für das schriftliche Abitur aus dem Fundus<br />

unseres Bundeslandes stammen …<br />

Unsere Abitur-Grundsätze genügen in hohem Maße den bundesweiten Vorgaben der KMK-<br />

EPA 4 , finden in ihnen Bestätigung bzw. sind in ihnen dokumentiert. Die neu gefassten EPA<br />

sollten <strong>im</strong> <strong>Fach</strong> <strong>Geographie</strong> spätestens zur Abiturprüfung <strong>im</strong> Jahre 2008 umgesetzt werden.<br />

1<br />

Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt Verordnung über die gymnasiale Oberstufe<br />

(Oberstufenverordnung) vom 24. März 2003 (www.mk-intern.bildung-lsa.de/Bildung/vegymoberstufe.pdf<br />

2<br />

Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Vorläufige Einheitliche Prüfungsanforderungen<br />

in der Abiturprüfung <strong>Geographie</strong>, Magdeburg 1995<br />

3<br />

Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Rahmenrichtlinien <strong>Geographie</strong><br />

Gymnasium Sachsen-Anhalt. Magdeburg 2000 und 2003 (www.rahmenrichtlinen-bildung.lsa.de)<br />

4<br />

Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung <strong>Geographie</strong>. Beschluss der Kultusministerkonferenz<br />

vom 01.12.1989 i. d. F. vom 10.02.2005 (zu beziehen über: www.kmk.org. oder<br />

Luchterhand-Verlag, Best.-Nr. 52934-2 für 3,50 €)<br />

1


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

2000 (Beispielaufgaben)<br />

Namibia- Tourismus als Entwicklungsfaktor?<br />

Verstädterung – eine globale Herausforderung<br />

Themen <strong>im</strong> schriftlichen Abitur <strong>Geographie</strong><br />

Sachsen-Anhalt (2000 – 2005)<br />

2002 – 13k<br />

Indonesien – ein Schwellenland<br />

Aquatische Ökosysteme – Lebens- und Nutzungsräume (Ostsee)<br />

Thema Kursart Typ<br />

2002 – 13<br />

Stadt-Umland-Region Magdeburg – ein Raum verändert sein Gesicht<br />

Wasser – eine Existenzfrage der Menschheit (Südostanatolienprojekt)<br />

Die Region Bitterfeld-Wolfen – ein Industrieraum mit Zukunft?<br />

Wasserbauliche Großprojekte – Auswirkungen auf den Raum (Jangtsekiang)<br />

2003 – 13k<br />

Gebiet Tjumen – Leben und Wirtschaften in einem sensiblen Raum<br />

Landwirtschaft <strong>im</strong> Umbruch (Deutschland)<br />

Frankreich – ein Zentrum und 21 Regionen?<br />

Landwirtschaft <strong>im</strong> Umbruch (Deutschland)<br />

2003 – 13<br />

Tokyo – Zukunft auf engem Raum?<br />

Tokyo – Wachstum ohne Grenzen?<br />

Plattentektonische Prozesse – Gunst oder Ungunst? (Island)<br />

Geodynamische Prozesse – Erde <strong>im</strong> Wandel? (Oberrheinische Tiefebene)<br />

2004 – 13k<br />

Schweizer Alpen – Verkehr und Mobilität als Herausforderung <strong>im</strong> 21. Jahrh.<br />

Gefährdung von Böden – ein „man-made-disaster“ (Sahel)<br />

Bodendegradation – ein Kernproblem des globalen Wandels<br />

2004 – 13<br />

Las Vegas – Paradies oder Irrsinn?<br />

Las Vegas - eine Stadt <strong>im</strong> Dienstleistungszeitalter<br />

Räumliche Ordnungen in der Weltwirtschaft – Notwendigkeit von Entwicklungszusammenarbeit?<br />

(Nepal)<br />

Räumliche Ordnungen in der Weltwirtschaft – Disparitäten und Entwicklungsstrategien<br />

(Nepal)<br />

2005 – 13k<br />

Das Toshka-Projekt – Raumerschließung in der Anökumene<br />

Das Toshka-Projekt – Entwicklung durch Raumerschließ. in der Anökumene?<br />

Nachhaltige Nutzung des Ökosystems Mittelgebirge<br />

Ökosystem Mittelgebirge und nachhaltige Nutzung<br />

2005 – 13 (Nachzügler)<br />

Brasilianisch-Amazonien – Erschließung mit Folgen<br />

Globalisierung der Wirtschaft – das Beispiel BMW<br />

Global agierende Unternehmen – „Leuchttürme für die Entwicklung“?<br />

2<br />

GK + LK<br />

GK + LK<br />

GK<br />

GK<br />

GK<br />

GK<br />

LK<br />

LK<br />

GK<br />

GK<br />

LK<br />

LK<br />

GK<br />

LK<br />

GK<br />

LK<br />

GK + LK<br />

GK<br />

LK<br />

GK<br />

LK<br />

GK<br />

LK<br />

GK<br />

LK<br />

GK<br />

LK<br />

GK + LK<br />

GK<br />

LK<br />

abrufbar unter: www.bildung-lsa.de (> Service > Zentrale Leistungserhebung > Abiturprüfung)<br />

raumbezogen<br />

themenbezogen<br />

raumbezogen<br />

themenbezogen<br />

raumbezogen<br />

themenbezogen<br />

raumbezogen<br />

themenbezogen<br />

raumbezogen<br />

themenbezogen<br />

raumbezogen<br />

themenbezogen<br />

raumbezogen<br />

raumbezogen<br />

themenbezogen<br />

themenbezogen<br />

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themenbezogen<br />

themenbezogen<br />

raumbezogen<br />

raumbezogen<br />

themenbezogen<br />

themenbezogen<br />

raumbezogen<br />

raumbezogen<br />

themenbezogen<br />

themenbezogen<br />

raumbezogen<br />

themenbezogen<br />

themenbezogen


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Wie geht es weiter mit dem Abitur <strong>Geographie</strong>?<br />

Das Kultusministerium setzte zum Schuljahr 2007/2008 die Vorläufigen Landes-EPA von<br />

1995 außer und die KMK-EPA in Kraft. Eine Überarbeitung oder Neufassung von Landes-<br />

EPA ist nicht vorgesehen.<br />

Diese richtungsweisende, für unser <strong>Fach</strong> sehr positive Entwicklung können wir in den<br />

schriftlichen <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt in naher Zukunft aus eingangs genannten<br />

Gründen nicht begleiten. Umso mehr kommt einer Diskussion zur Qualitätssicherung und<br />

-steigerung in den mündlich <strong>Geographie</strong>prüfungen zunehmende Bedeutung zu.<br />

Zum Kapitel „<strong>Mündliche</strong> Prüfungen“ enthalten die KMK-EPA aber nur wenige spezifische<br />

Hinweise. Natürlich wurden in der Bundesland übergreifenden Kommission Verfahren und<br />

Anforderungen diskutiert – aber aufgrund der großen Heterogenität konnten sich die Ländervertreter<br />

lediglich auf grundsätzliche Aussagen einigen. Auch enthalten die EPA nur eine<br />

mündliche Beispielaufgabe, die noch dazu lediglich den ersten Prüfungsteil spiegelt.<br />

Deshalb hatte sich die Abitur-Kommission des Landes Sachsen-Anhalt zum Ziel gesetzt, in<br />

ihren letzten Arbeitsberatungen<br />

- stichpunktartig grundlegende, gesetzeskonforme Aussagen zur mündlichen Abiturprüfung<br />

zusammenzutragen (Prüfungsinhalte, Aufgabenstellungen und Erwartungshorizonte<br />

für beide Prüfungsteile, Bewertung) und<br />

- diese durch Beispielaufgaben zu untersetzen.<br />

Die Arbeitsergebnisse sollen mit diesem <strong>Fortbildungsmaterial</strong> landesweite Verbreitung<br />

finden, in der Hoffnung damit eine Qualitätsdiskussion zum mündlichen Abitur anzuregen:<br />

Grundsätze für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong><br />

Zu Prüfungsinhalten/Gegenstand der Prüfung:<br />

− in der KMK-EPA geforderte Kompetenzen und fachliche Inhalte<br />

− Einheit von Natur- und Anthropogeographie<br />

− Kursthemen/Inhalte der Rahmenrichtlinien <strong>Geographie</strong> Gymnasium des Landes Sachsen-<br />

Anhalt (unter Berücksichtigung der bis Beendigung der Einführungsphase erworbenen<br />

Kompetenzen); dabei Inhalte aus mindestens zwei Kurshalbjahresthemen<br />

− Fallbeispiele/Räume dürfen nicht <strong>im</strong> selben Zusammenhang Gegenstand des Unterrichts<br />

gewesen sein<br />

Zur Prüfungsgestaltung:<br />

− zwei gleichwertige Teile: Vortrag und themengebundenes Prüfungsgespräch mit annähernd<br />

gleichen Zeitanteilen und allen drei Anforderungsbereichen<br />

− Aufgabenart: materialgebundene Problemerörterung mit Raumbezug; Berücksichtigung<br />

der beiden Zugriffsweisen auf <strong>Geographie</strong> (Regionale und Allgemeine <strong>Geographie</strong>) durch<br />

themen- bzw. regionalbezogene Aufgabenstellungen<br />

Zu Arbeitsmitteln:<br />

− der Atlas ist stets zugelassenes Hilfsmittel<br />

− Wandkarten und weitere Medien sind zu nutzen<br />

3


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Zum 1. Prüfungsteil: Vortrag<br />

Aufgabenformulierung:<br />

− eine mündliche Prüfungsaufgabe ist schriftlich zu verfassen<br />

− das Thema der Prüfungsaufgabe sollte einer Problemerörterung entsprechen<br />

− der Themenformulierung sollten einige Kerngedanken nachgestellt werden (<strong>im</strong> Sinne<br />

eines Problemaufrisses)<br />

− die Aufgabenstellung ist in Form von Arbeitsaufträgen (nicht Fragen) unter Verwendung<br />

der Operatoren/Signalwörter zu formulieren<br />

− die Aufgabenstellung ist i. d. R. mehrgliedrig (Anzahl der Teilaufgaben: ca. 2 – 3), dabei<br />

bilden die Teilaufgaben eine thematische Einheit; es sind auch eingliedrige Aufgaben<br />

zugelassen (sie dienen stärker der PISA-Forderung nach der Entwicklung einer Problemlösekompetenz,<br />

vgl. Beispielaufgabe „Australien – Zentrum oder Peripherie?“)<br />

Material:<br />

− Materialmenge, -art, -anspruch, -vielfalt müssen der Aufgabenstellung und der zur Verfügung<br />

stehenden Vorbereitungs- und Prüfungszeit entsprechen<br />

− das Material muss eine exakte Quellenangabe enthalten und wird nummeriert, aber nicht<br />

in den Formulierungen der Teilaufgaben verankert<br />

Zum 2. Prüfungsteil: Themengebundenes Prüfungsgespräch<br />

Inhalte:<br />

− ausgehend vom ersten Prüfungsteil Überleitung zu einem oder mehreren anderen<br />

Problemkreis/en (Erweiterungen, Vertiefungen, Transfer auf andere Räume bzw.<br />

allgemeingeographische Fragestellungen)<br />

Gesprächsführung:<br />

− die prüfende Lehrkraft hat zwei bis drei schriftlich verfasste Impulse/Aufgabenstellungen<br />

vorbereitet, die in einem größeren fachlichen Zusammenhang stehen und die Grundlage<br />

für das Gespräch bilden (kein kurzschrittiger Frage-Antwort-Wechsel zu verschiedenen<br />

Inhalten)<br />

Bewertung der mündlichen Prüfung (beide Teile)<br />

Der Erwartungshorizont wird von der unterrichtenden Lehrkraft vor dem Hintergrund des<br />

erteilten Unterrichts erstellt. Es sind in allen drei Anforderungsbereichen Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten nachzuweisen; dabei ist das Gewichtungsverhältnis zu beachten (der<br />

Schwerpunkt liegt auf AFB II).<br />

Spezifische Anforderungen an die mündliche Prüfung sind:<br />

− Vortrag/Prüfungsteil I: Gliederung/Strukturierung, Einhaltung des Zeitbudgets, Vortragsweise,<br />

Einbeziehung von Medien, Verwendung der <strong>Fach</strong>sprache, Komplexität der Darstellung,<br />

eigene Stellungnahme<br />

− Gespräch/Prüfungsteil II: situationsbezogene Argumentations- und Urteilsfähigkeit, Eingehen<br />

auf Gesprächs<strong>im</strong>pulse, gegebenenfalls Einbringen eigener sach- und problemgerechter<br />

Beiträge<br />

Diese Grundsätze können auch als Kontrollkriterien für erstellte Prüfungsaufgaben bzw.<br />

durchgeführte mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> dienen. Nachfolgende Checkliste bietet dazu eine<br />

übersichtliche Evaluationsform:<br />

4


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Aufgabencheck<br />

Thema: _____________________________________________________________<br />

Bewertungsaspekte ja z. Teil nein Bemerkungen<br />

1. Prüfungsteil<br />

geographisch bedeutsamer Inhalt<br />

<strong>Geographie</strong>-RRL-Bezug<br />

Auswahl eines abgegrenzten Themas<br />

Einheit von Physischer und Wirtschafts-<br />

/Sozialgeographie<br />

Raumbezug mit Maßstabwechsel<br />

fachliche Exaktheit<br />

Anlage als Problemerörterung<br />

Lebensweltbezug<br />

anregende Überschrift zum Thema<br />

Überschrift passend zu den Aufgaben<br />

Rückbezug auf die Überschrift (bes.<br />

wenn mit „?“ versehen)<br />

st<strong>im</strong>miger einführender Text<br />

2 bis 4 Teilaufgaben -<br />

Signalwörter für (höchstens 4) Arbeitsaufträge<br />

eineindeutige Aufgabenformulierung<br />

Teilaufgaben verfolgen einen „roten<br />

Faden“ zur Problemerörterung<br />

Überprüfen von Methodenkompetenz<br />

eine Methode steht <strong>im</strong> Zentrum<br />

Methode ist „Mittel zum Zweck“<br />

Materialmenge bearbeitbar (i. d. R. 2)<br />

unterschiedliche Materialarten<br />

Materialinhalt klar auf Bearbeitung der<br />

Teilaufgaben ausgerichtet<br />

Material mit Titel und Quelle<br />

2. Prüfungsteil<br />

Inhaltsbezug zum 1. Teil<br />

kein Wiederholen/Vertiefen des 1. Teils<br />

neuer konkreter Problemaspekt<br />

EWH/Bewertung<br />

Erwartete Leistungen st<strong>im</strong>men mit dem<br />

Auftrag/Signalwort überein<br />

Signalworte passen zum AFB<br />

AFB ausgewogen (30% : 50% : 20%)<br />

in beiden Teilen alle drei AFB<br />

nachvollziehbare Gewichtung zwischen<br />

den beiden Prüfungsteilen<br />

keine zu starke Punktestückelung<br />

(durch Einzelfakten-Auflistung)<br />

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Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

2 Beispielaufgaben (in der Fassung vom 15.11.2005)<br />

Die zusammengefassten Grundsätze werden nachfolgend durch Beispielaufgaben veranschaulicht.<br />

Mit ihnen sollen Anregungen zur Erstellung von Aufgaben für die mündliche<br />

Prüfung einschließlich der zu verfassenden Erwartungshorizonte gegeben werden.<br />

Beispiel 1<br />

a) Prüfungsaufgabe<br />

Prüfungsteil I<br />

Thema<br />

Vom Fluss zur Wasserstraße und was kommt danach?<br />

Ein Fluss ist mehr als nur eine Wasserrinne. Seit jeher nutzt der Mensch Flüsse und ihre<br />

Uferbereiche in vielfältiger Weise und verändert dadurch die Flusslandschaft.<br />

(nach: Auftaktseite „Flüsse und Auen“ der Homepage des World Wide Fund For Nature, www.wwf.de)<br />

Aufgabenstellung<br />

1. Stellen Sie Nutzungsansprüche an einen Fluss und seiner Uferbereiche mit Hilfe einer<br />

Mind Map dar.<br />

2. Erläutern Sie Ausstattungsmerkmale des Ökosystems Elbe, die für seine Nutzung als<br />

Wasserstraße von Bedeutung sind.<br />

3. Erörtern Sie Zukunftsaussichten der Elbe.<br />

Material<br />

M 1: Daten zur Elbe<br />

- Höhendifferenz Quelle – Mündung: 1.384 m<br />

- 1904 – 1976 auf tschechischem Gebiet durchgeführte Regulierungen, 170 km<br />

kanalisierte Strecke<br />

- mittlerer Abfluss bei Dresden 327 m³/s; bei Cuxhaven 870 m³/s<br />

- Fließzeiten: jeweils 4 Tage von der deutsch-tschechischen Grenze bis nach Magdeburg<br />

und von Magdeburg bis Geesthacht<br />

- ab 2 m bis 5 m Wasserstand für den Gütertransport nutzbar<br />

- Wasserstände der Elbe 2000: 2,00 m 110 Tage<br />

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Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

M 2: Die Elbe <strong>im</strong> Spiegel der Presse<br />

Die Elbe – ein bedeutender Strom für die Zukunft Europas<br />

Wieder Lachse in der Elbe<br />

Elbausbau – bessere Bedingungen für die Binnenschifffahrt oder gigantische Naturzerstörung<br />

Internationales Konzept zum Elbe-Hochwasser<br />

Einstellung der Elbeschifffahrt wegen Niedrigwasser<br />

Wasserstraßenkreuz feierlich eingeweiht<br />

Schiffe dem Fluss anpassen und nicht umgekehrt<br />

Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“<br />

Wirtschaftsentwicklung durch Ausbau der Infrastruktur – Landesregierung fordert<br />

Ausbau von Elbe und Saale<br />

Die Jahrhundertflut der Elbe 2002<br />

Tschechien stoppt weiteren Ausbau der Elbe<br />

Quelle: Schlagzeilen aus der Zeitung „Volksst<strong>im</strong>me“ (Zeitraum: Juni 2002 – Mai 2004)<br />

M 3: Beförderungsleistung (Güter) der Verkehrsträger in Mio. t/km (2002)<br />

Legende:<br />

Eisenbahnverkehr<br />

Straßenverkehr<br />

Binnenschifffahrt<br />

Rohrleitungen<br />

Quelle: www.wsa-magdeburg.de, Zugriff: 13.06.2004<br />

Prüfungsteil II<br />

Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch<br />

- Wasserstraßenkreuz, Entwicklungsachsen – Raumplanung in Sachsen-Anhalt:<br />

Instrumente und Leitbilder<br />

- Flüsse als Lebensadern – weltweite Betrachtung<br />

- Erschließung peripherer Räume, Beseitigung von Disparitäten, Euroregionen<br />

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Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

b) Erwartungshorizont<br />

Unterrichtliche Voraussetzungen<br />

Der Unterricht erfolgte gemäß den Rahmenrichtlinien/Gymnasium Sachsen-Anhalt.<br />

Der 1. Teil der Prüfungsaufgabe bezieht sich auf die Kursthemen 1 und 4, insbesondere auf<br />

aquatische Ökosysteme, deren Ausstattung und Nutzungsprobleme sowie auf die europäische<br />

Verkehrsinfrastruktur.<br />

Der Prüfling hat am Fallbeispiel des Rheins Nutzungsansprüche und Nutzungskonkurrenzen<br />

sowie ökologische Folgen anthropogener Eingriffe (Rheinbegradigung) an einem Fluss erarbeitet.<br />

Er ist befähigt, eine geoökologische Systemanalyse zu führen und Folgen anthropogener<br />

Einwirkungen auf ein Geoökosystem zu beschreiben und Eingriffe des Menschen<br />

unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu diskutieren. Er ist in der Lage, eigene Zukunftsszenarien<br />

zu entwickeln und zu erörtern. Diese Prüfungsaufgabe dient insbesondere der<br />

Überprüfung von Elementen dieser Methoden sowie der Sachkompetenz zu Flüssen als<br />

aquatische Ökosysteme und Teil der Verkehrsinfrastruktur.<br />

Der 2. Teil der Prüfungsaufgabe beinhaltet Schwerpunkte des Kursthemas 3. Der Prüfling<br />

besitzt Sachkenntnisse zur Raumordnung und Raumplanung. Er kennt Leitbilder und<br />

Instrumente der Raumordnung in Deutschland. Am Beispiel der Nordverlängerung der A14<br />

hat der Prüfling eine Verkehrswegeplanung nachvollzogen und die Bedeutung von<br />

Verkehrstrassen zur Verbindung und Erschließung von Räumen herausgearbeitet.<br />

Im Kurs 4 hat der Prüfling Kenntnisse zur Raumstruktur und Raumentwicklungstendenzen<br />

Europas erworben. Er ist in der Lage, regionale Disparitäten innerhalb Europas, insbesondere<br />

Deutschlands aufzuzeigen und hat Beispiele von Raumordnungsmaßnahmen zur<br />

Erschließung von peripheren Räumen kennen gelernt.<br />

In diesem Aufgabenteil werden somit Fähigkeiten zur Übertragung und Anwendung von<br />

Sachkenntnissen auf andere Raumbeispiele überprüft.<br />

Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung<br />

Prüfungsteil I<br />

Teilaufgabe 1:<br />

(Anforderungsbereich I)<br />

Es wird erwartet, dass der Prüfling verschiedene Nutzungsmöglichkeiten aufgreift und<br />

daraus resultierend Ansprüche ableitet. Entsprechend der Mind-Map-Methode sind diese in<br />

Haupt- und Nebenaspekte gegliedert graphisch darzustellen (z. B. Hauptaspekt<br />

„Wasserstraße“, Untergliederung in: Binnenschifffahrt/Gütertransport, Hobbyschifffahrt,<br />

Tourismus/Ausflugsverkehr und Wasserwanderweg, Fährverkehr; Hauptaspekt „Auennutzung“,<br />

Untergliederung in Überflutungsbereich, Tourismus, Naturschutzgebiet, Reservat).<br />

Die graphische Darstellung kann an der Tafel erarbeitet und kommentiert werden oder es<br />

wird die in der Vorbereitungszeit angefertigte Mind Map (z. B. auf Folie) erläutert.<br />

Teilaufgabe 2:<br />

(Anforderungsbereich II)<br />

Der Prüfling weist Methodenkompetenz zu Teilen der Geoökosystemanalyse nach. Unter<br />

Zuhilfenahme entsprechender Atlaskarten und Materialien erarbeitet er den Einfluss v. a. der<br />

Geofaktoren Relief, Bau und Kl<strong>im</strong>a auf den Verlauf und die Wasserführung der Elbe:<br />

- Quelle und Oberlauf: Riesengebirge/Mittelgebirgsraum – Wasserüberschussgebiet<br />

(Jahresniederschlag ca.1.000 – 1.500 mm); starkes Gefälle – Tiefen- und Seitenerosion/Durchbruchstal,<br />

schiffbar ab Kolín, Durchfließen des Böhmischen Beckens –<br />

Mäander; Begradigung des Verlaufes durch 170 km Kanalisierung<br />

- Mittel- und Unterlauf: Elbtalerweiterung, geringeres Gefälle – Mäanderbildung, Ablagerungen<br />

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Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

- Mündungsbereich: Trichtermündung für Hochseeschiffe geeignet, Gunstfaktor für Überseehafen<br />

und Hafenwirtschaft, starke Sed<strong>im</strong>entation erfordert allerdings ein<br />

regelmäßiges Ausbaggern der Fahrrinne<br />

Er zeigt potenzielle Nutzer für die Wasserstraße Elbe auf (z. B. Güterverkehrsanbindung<br />

Tschechiens, der Ballungsräume Dresden/Riesa, Dessau, Magdeburg an den Überseehafen<br />

Hamburg, über den Mittellandkanal an den Rhein und den Europort; Hobbyschifffahrt,<br />

Flusskreuzfahrt/Tourismus).<br />

Teilaufgabe 3:<br />

(Anforderungsbereich III)<br />

Der Prüfling wägt unter Einbeziehung der Eingangsfrage und seiner bisherigen Ausführungen<br />

begründend ab, welche Möglichkeiten (u. a. kostengünstiger, umweltfreundlicher Transportweg<br />

für Güter, zunehmende Freizeitschifffahrt und Flusskreuzfahrten) und welche<br />

Risiken (u. a. Konkurrenz durch Straße und Schiene; Lobby, Transportbedarf) für die Elbe<br />

als Wasserstraße zukünftig bestehen.<br />

Gewichtung der Teilaufgaben<br />

1 : 2 : 3 ^ 30 : 50 : 20<br />

Prüfungsteil II<br />

Der Prüfling beschreibt Konzepte, Leitbilder und Instrumente der Raumordnung in Deutschland<br />

und Sachsen-Anhalt. Er ordnet den Bau des Wasserstraßenkreuzes in die landes- und<br />

europaweite Entwicklung ein, dabei geht er auch auf die Bedeutung von Verkehrstrassen<br />

(Rückbezug auf Wasserstraßen) als Entwicklungsachsen ein.<br />

Er diskutiert Möglichkeiten und Grenzen von Raumordnung als Mittel zur Überwindung von<br />

Disparitäten und führt dazu selbst gewählte (weltweite) Raumbeispiele an.<br />

mögliche Beispiele: - Hauptstadtverlagerung (Brasilien, Nigeria)<br />

- Satellitenstädte (Paris – 5 villes nouvelles)<br />

- Toshka-Projekt (Ägypten)<br />

- Transmigrasi-Projekt (Indonesien)<br />

Er vergleicht die Bedeutung von Flüssen in verschiedenen Regionen bzw. Kulturerdteilen<br />

und problematisiert die Nutzung in Grenzregionen (z. B. Wasserentnahme, Stauanlagen).<br />

Rückbezogen auf die Elbe erörtert der Prüfling Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der<br />

Euroregion Elbe/Labe bei der Elbnutzung.<br />

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Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Beispiel 2<br />

a) Prüfungsaufgabe<br />

Prüfungsteil I<br />

Thema<br />

Die Stadt – ein Lebensraum <strong>im</strong> Wandel der Zeit<br />

„Wir müssen die Stadt als Lebensraum wiederentdecken, die gute Stadt. Und ich glaube fest<br />

daran, dass uns das gelingen kann.“<br />

(Richard Rogers, britischer Architekt, 2001)<br />

Aufgabenstellung<br />

1. Beschreiben Sie Leitbilder der Stadtentwicklung in Deutschland nach 1945.<br />

2. Erläutern Sie die Notwendigkeit des Stadtumbaus Ost am Beispiel Magdeburgs.<br />

3. Überprüfen Sie, ob die Handlungsprämissen des Magdeburger Stadtumbaus dem<br />

Prinzip der Nachhaltigkeit entsprechen.<br />

Material<br />

M 1: Stadt Magdeburg: Bevölkerung und Siedlung<br />

Bevölkerung<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

Bevölkerung Magdeburgs (Zuzüge, Wegzüge)<br />

1994 1997 2000 2003<br />

Jahr<br />

10<br />

Zuzüge gesamt<br />

Zuzüge aus umliegenden<br />

Landkreisen<br />

Wegzüge gesamt<br />

Wegzüge in umliegende<br />

Landkreisen<br />

Quelle: nach: Bevölkerungsstand, Bevölkerungsveränderungen in Magdeburg <strong>im</strong> Jahr 2003,<br />

Landeshauptstadt Magdeburg – Amt für Statistik 2004


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

M 2: Strukturdaten zu Magdeburg<br />

Einwohnerzahl<br />

1990 279.000<br />

2001 230.000<br />

2010 211.000<br />

Altersdurchschnitt (in Jahren)<br />

1990 38,2<br />

2000 43,7<br />

Zahl der Haushalte<br />

1994 125.500<br />

2000 121.500<br />

2010 117.200<br />

Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg, Stadtumbaukonzept 2002<br />

M 3: Handlungsprämissen des Stadtumbaus Magdeburg<br />

Zahl der Erwerbstätigen<br />

1991 166.100<br />

1999 135.900<br />

Arbeitslosenquote (in %)<br />

1990 6,0<br />

2001 18,9<br />

Zahl der Wohnungen<br />

1995 138.811<br />

2000 147.242<br />

2010 148.000<br />

Wohnungsleerstand<br />

2000 29.000 – 30.000<br />

2010 40.000<br />

1. Die Reduzierung des Wohnungsleerstandes wird von innen nach außen vollzogen,<br />

d. h. in den Randbereichen der Stadt wird mehr Wohnraum reduziert als <strong>im</strong> Stadtkern.<br />

2. Die Aufwertung der Wohnungsbestände und der städtebaulichen Struktur wird von<br />

innen nach außen vollzogen, d. h. Modernisierungsobjekte <strong>im</strong> Stadtkern werden denen<br />

am Stadtrand vorgezogen.<br />

Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg, Stadtumbaukonzept 2002<br />

Prüfungsteil II<br />

Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch<br />

- Magdeburger Börde: Boden/Kl<strong>im</strong>a/Relief, landwirtschaftliche Nutzung – Dust-Bowl-<br />

Syndrom<br />

- weiteres Syndrom des Globalen Wandels, das den Boden betrifft – Vergleich mit Dust-<br />

Bowl-Syndrom<br />

- Deutschland – ein wirtschaftlicher Gunstraum in Europa?<br />

11


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

b) Erwartungshorizont<br />

Unterrichtliche Voraussetzungen<br />

Die Prüflinge kennen Merkmale ländlicher und städtischer Siedlungen. Stadtentstehungstheorien<br />

(nach Carter) und die Stadtentwicklung in Deutschland sind behandelt worden.<br />

Verschiedene Leitbilder der Stadtentwicklung einschließlich ihrer Vor- und Nachteile sind<br />

ihnen bekannt. Stadtsanierung als raumordnerische Maßnahme wurde am Beispiel<br />

Halberstadt bearbeitet. Die Stadtentwicklung Magdeburgs und spezielle Probleme der<br />

Landeshauptstadt (Stadt-Umland-Beziehungen) waren Gegenstand des Unterrichts.<br />

Die Arbeit mit theoretischen Modellen (Stadtmodelle, Modell der Landschaft), die Auswertung<br />

von Statistiken und Diagrammen sowie die Problemdiskussion sind aus dem Unterricht<br />

vertraute Methoden.<br />

Als Agrarökosystem wurden die Great Plains <strong>im</strong> Unterricht analysiert (Geoökosystemanalyse).<br />

Verschiedene Syndrome des Globalen Wandels, darunter auch mehrere den Boden<br />

betreffende (Dust-Bowl-, Sahel-, Grüne-Revolution-Syndrom) wurden <strong>im</strong> Unterricht erläutert.<br />

Im Kurshalbjahr 4 wurde das Naturraumpotenzial Europas analysiert.<br />

Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung<br />

Prüfungsteil I<br />

Teilaufgabe 1:<br />

(Anforderungsbereich I)<br />

Der Prüfling beschreibt mindestens zwei Leitbilder der Stadtentwicklung, möglich wären z. B.<br />

‚funktionale Stadt’ (konsequente Gliederung der Stadt in nach Funktionen gegliederte Viertel),<br />

autogerechte Stadt’ (Flächenexpansion – breite, mehrspurige Straßen – Parkflächen),<br />

‚Stadt der kurzen Wege’ (Durchmischung der Funktionen Arbeit – Wohnen – Versorgen –<br />

Freizeit, Förderung des Nahverkehrs, Radwegausbau, Polyzentralität).<br />

Teilaufgabe 2:<br />

(Anforderungsbereich II)<br />

Der Prüfling erkennt Schrumpfung der Bevölkerungszahl (in 20 Jahren um ca. ¼), Änderung<br />

der Sozialstruktur (Arbeitslosigkeit, Abwanderung ins Umland oder die alten Bundesländer)<br />

und Überalterung als auslösende Faktoren für einen Stadtumbau. Er weist die Fähigkeit, Diagramme<br />

und statistische Materialien auszuwerten, nach. Er kann die gewonnenen Fakten<br />

mit konkreten örtlichen Beispielen (Entstehung neuer Wohnsiedlungen in den Dörfern des<br />

Speckgürtels – z. B. Irxleben, Niederndodeleben) belegen.<br />

Teilaufgabe 3:<br />

(Anforderungsbereich III)<br />

Der Prüfling begründet, dass die Handlungsprämissen des Stadtumbaus (M 3) die Innenstadt<br />

stärken. So führen eine Bebauung von Lücken (Hundertwasserhaus) und die<br />

Sanierung ganzer Innenstadtbereiche (Nordabschnitt des Breiten Weges) zur Erhöhung der<br />

Attraktivität des Stadtzentrums. Ausgehend vom Dreieck der Nachhaltigkeit zeigt der Prüfling<br />

auf, dass die Stärkung der Innenstädte ökonomisch (z. B. kürzere Wege, geringere Kosten),<br />

ökologisch (z. B. weniger Bodenversiegelung) und sozial (Mehrfamilienhäuser/bessere Kontakte,<br />

soziale Durchmischung) ist.<br />

Fazit: Der Prüfling erkennt, dass die Entwicklung von Städten einem zeitlichen und gesellschaftlichen<br />

Wandel unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten unterworfen ist.<br />

Gewichtung der Teilaufgaben<br />

1 : 2 : 3 ≙ 30 : 50 : 20<br />

12


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Prüfungsteil II<br />

Der Prüfling beschreibt das für die Landwirtschaft bedeutsame Naturpotenzial der Magdeburger<br />

Börde. Er erläutert die Landwirtschaft in diesem Bereich und setzt sich mit Problemen,<br />

die hier auftreten und aus anderen Regionen der Erde bekannt sind, auseinander. Er<br />

stellt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu einem weiteren den Boden betreffenden Syndrom<br />

dar (Verbreitung, Ursache, Wirkungsweise, Folgen).<br />

Es wird die Erläuterung von Natur- und Humanfaktoren, die die Bezeichnung Gunstraum<br />

begründen, erwartet. Der Prüfling nennt und zeigt Gunsträume für unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten<br />

(z. B. Landwirtschaft <strong>im</strong> norddeutschen Tiefland, besonders den Börden;<br />

Tourismus an den Küsten; Industrie in München, Rhein-Main-Gebiet) in Deutschland. Die<br />

Nutzung verschiedener Karten wird erwartet.<br />

13


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Beispiel 3<br />

a) Prüfungsaufgabe<br />

Prüfungsteil I<br />

Thema<br />

Globale Muster der Ungleichheit<br />

Wenn wir zwischen geographischen Räumen unterscheiden und sehen wollen, wie sich die<br />

Ungleichgewichte entwickeln und möglichst abbauen lassen, dann benötigen wir einen<br />

zuverlässigen Maßstab, mit dem wir die feineren, aber wohl auch nur quantitativen Unterschiede<br />

messen können.<br />

(nach: Peter Haggett, Geograph)<br />

Aufgabenstellung<br />

1. Beschreiben Sie die Vielfalt globaler Ordnungsmuster auf der Erde.<br />

2. Kennzeichnen Sie den Entwicklungsstand Äthiopiens unter Beachtung entsprechender<br />

Indikatoren.<br />

3. Erörtern Sie die Beziehungen zwischen Entwicklungsländern und Industrieländern unter<br />

Einbeziehung der Karikatur.<br />

Material<br />

M 1: Ausgewählte Strukturdaten von Äthiopien<br />

Indikatoren Datenangabe 2001<br />

BSP/Ew.<br />

Sektorialstruktur der Wirtschaft (gemessen am BSP)<br />

Landwirtschaft<br />

Industrie<br />

Dienstleistung<br />

Alphabetisierungsquote Erwachsener<br />

Bevölkerungswachstum<br />

HDI<br />

Lebenserwartung<br />

Import<br />

Export<br />

Auslandsverschuldung<br />

Quelle: Fischer Weltalmanach 2004, Frankfurt/Main 2003<br />

14<br />

100 US-$<br />

52 %<br />

11 %<br />

37 %<br />

m: 48 %; w: 32 %<br />

2,7 %<br />

unter 0,5<br />

42 Jahre<br />

1,64 Mrd. US-$<br />

0,43 Mrd. US-$<br />

5,70 Mrd. US-$


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

M 2: Karikatur<br />

Quelle: Haitzinger, Horst: Informationen zur politischen Bildung, Heft 221: Entwicklungsländer,<br />

Bonn 1991<br />

Prüfungsteil II<br />

Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch<br />

- Regelhaftigkeiten für Städte des lateinamerikanischen Kulturerdteils, die sich aus dem<br />

Modell lateinamerikanischer Großstädte ableiten lassen (Beschreibung)<br />

- Modell der Raumstrukturen Europas (grafische Darstellung, Erläuterung)<br />

- Naturraumpotenzial von Sachsen-Anhalt für eine wirtschaftliche Nutzung (Bewertung)<br />

b) Erwartungshorizont<br />

Unterrichtliche Voraussetzungen<br />

Kursthema: Aktionsraum Erde – Disparitäten und Verflechtungen<br />

- Die Prüflinge verfügen über Kenntnisse zu globalen Ordnungsmustern <strong>im</strong> Überblick unter<br />

natur-, wirtschafts-, sozialgeographischen und kulturellen Gesichtspunkten.<br />

- Die Prüflinge können Disparitäten in unterschiedlich entwickelten Ländern aufzeigen und<br />

mithilfe von Indikatoren den Entwicklungsstand von Ländern begründend einordnen<br />

(regionale Beispiele <strong>im</strong> Unterricht: Japan, Indonesien, Nigeria, Mali).<br />

- Die Prüflinge kennen Dependenz- und Modernisierungstheorien und Entwicklungsstrategien<br />

(z. B. Abkopplungsstrategie, Wachstumspole) zum Abbau der Disparitäten<br />

zwischen Ländern der Erde.<br />

- Die Prüflinge haben erfahren, dass eine zukünftige Entwicklung auf der Erde nur unter<br />

Zugrundelegen des Leitbilds einer nachhaltigen Entwicklung möglich ist.<br />

- Die Methode der Auswertung einer Karikatur wurde <strong>im</strong> Unterricht der gymnasialen<br />

Oberstufe gefestigt (Beispiele: Karikaturen zur globalen Süßwasserkrise und zur EU-<br />

Osterweiterung).<br />

Kursthema: Siedlungsentwicklung und Raumordnung<br />

- Die Prüflinge kennen den Aufbau einer lateinamerikanischen Stadt und können<br />

Regelhaftigkeiten dieses Stadttyps ableiten (Beispiel <strong>im</strong> Unterricht: Mexiko-Stadt).<br />

- Die Prüflinge können in die Beschreibung von Stadtstrukturen und -prozessen geographische<br />

Begriffe der Verstädterung und Urbanisierung integrieren.<br />

15


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

- Die Prüflinge kennen den Planungsraum Sachsen-Anhalt mit seinen Siedlungshierarchien<br />

und dem Landesentwicklungsplan.<br />

Kursthema: Europa <strong>im</strong> Wandel<br />

- Die Prüflinge können unter Nutzung der Methode der Raumanalyse eine Naturraumbeschreibung<br />

für geographische Räume unterschiedlichen Maßstabs durchführen<br />

(regionale Beispiele <strong>im</strong> Unterricht: Mittelmeerraum, Landkreis Köthen).<br />

- Die Prüflinge kennen das Modell der Landschaft mit den entsprechenden Subsphären.<br />

- Die Prüflinge können die Gunst und Ungunst von Regionen für das Leben und Wirtschaften<br />

bewerten (regionale Beispiele <strong>im</strong> Unterricht: Landkreis Köthen, Wirtschaftsraum<br />

Halle/Leipzig).<br />

Die Prüfungsaufgabe (Prüfungsteil I) dient insbesondere der Überprüfung der Kenntnisse<br />

über globale Ordnungsmuster, der Auseinandersetzung mit Entwicklungstheorien und Entwicklungsstrategien<br />

und dem Nachweis des Aufzeigens von Disparitäten und Verflechtungen<br />

zwischen unterschiedlich entwickelten Räumen.<br />

Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung<br />

Prüfungsteil I<br />

Teilaufgabe 1: Vielfalt globaler Ordnungsmuster<br />

(Anforderungsbereich I)<br />

Der Prüfling muss unter natur-, wirtschafts-, sozialgeographischen und kulturellen Gesichtspunkten<br />

globale Ordnungsmuster unter Zuhilfenahme von Indikatoren beschreiben können.<br />

Dabei muss er feststellen, dass man mithilfe globaler Ordnungsmuster vielfältige Disparitäten<br />

in der Raumausstattung von Regionen erkennen kann.<br />

Teilaufgabe 2: Entwicklungsstand Äthiopiens unter Beachtung entsprechender Indikatoren<br />

(Anforderungsbereich II)<br />

Der Prüfling muss unter Nutzung des Materials Äthiopien als ein Entwicklungsland kennzeichnen,<br />

das aufgrund der Datenangabe als LIC und MSAC eingeordnet wird.<br />

Unter Berücksichtigung sozialgeographischer Indikatoren muss der Prüfling zudem Äthiopien<br />

als Land mit geringer menschlicher Entwicklung (HDI) und <strong>im</strong> Modell des demographischen<br />

Übergangs als Land mit sehr hoher Wachstumsrate kennzeichnen.<br />

Ableitend vom Modell von Fourastie muss der Prüfling erkennen, dass Äthiopien ein Land<br />

mit hohem Pr<strong>im</strong>ärsektoranteil am BIP (Agrarland) ist und eine negative Handelsbilanz mit<br />

hoher Auslandsverschuldung aufweist.<br />

Teilaufgabe 3: Beziehungen zwischen Entwicklungsländern und Industrieländern unter<br />

Einbeziehung der Karikatur<br />

(Anforderungsbereich III)<br />

Der Prüfling muss die Beziehungen zwischen Entwicklungs- und Industrieländern als asymmetrische<br />

Beziehungen erkennen. Zudem legt der Prüfling die gegenseitige Abhängigkeit<br />

aller Länder der Erde voneinander dar.<br />

Aus der Karikatur muss der Prüfling die Botschaft herausfiltern, dass von EL und IL eine gemeinsame<br />

Verantwortung ausgehen muss, in der zukünftige Entwicklungen nur über die<br />

Beachtung der Grundsätze der Nachhaltigkeit aller Beteiligten möglich sind.<br />

Gewichtung der Teilaufgaben<br />

1 : 2 : 3 ≙ 30 : 50 : 20<br />

16


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Prüfungsteil II<br />

Der Prüfling weist nach, dass er Regelhaftigkeiten für Städte des lateinamerikanischen<br />

Kulturerdteils aus dem Modell lateinamerikanischer Großstädte ableiten kann.<br />

Dabei ist zu achten auf<br />

CBD: <strong>im</strong> Inneren der Stadt mit Kolonialresidenzen der Spanier und Portugiesen, der<br />

Piazza mit Kathedrale, Rathaus und Regierungssitz<br />

Hauptverkehrsachsen: verlaufen ins Zentrum und werden flankiert von Slums, Industrie;<br />

sie verbinden die City mit dem Umland<br />

Favelas: Elendssiedlungen in lateinamerikanischen Großstädten, die heute nicht nur<br />

noch am Rand, sondern schon <strong>im</strong> Inneren dieser Städte zu finden sind<br />

an Reliefgegebenheiten angepasste Siedlungsstruktur<br />

Der Prüfling weist nach, dass er modellhaft Raumstrukturen Europas sauber skizzieren und<br />

strukturiert erläutern kann. Dabei ist zu achten auf:<br />

Wirtschaftskernraum der „Blauen Banane“, induzierte Entwicklungsräume und Achsen,<br />

periphere Räume, Gürtel der High-Tech-Regionen, Metropolen<br />

Kernaussagen zum Modell (Zeit, Verfasser, Ziel, Kritik)<br />

Der Prüfling weist nach, dass er das Naturraumpotenzial Sachsen-Anhalts als Gesamtheit<br />

aller für die wirtschaftliche Nutzung zur Verfügung stehenden Mittel, also auch möglicher<br />

Gefahren, bewerten kann.<br />

Dabei ist zu achten auf:<br />

Relief: große Teile unter 200m → ebenes Gelände für Industrieansiedlungen Mittelgebirgslandschaften<br />

<strong>im</strong> Westen (Harz) → Tourismuspotenzial<br />

Kl<strong>im</strong>a: gemäßigte Kl<strong>im</strong>abedingungen mit semihumiden Niederschlags-Verhältnissen (500<br />

- 600 mm) und Temperaturen über der Frostgrenze (Durchschnitt Magdeburg: 9,2 °C) →<br />

Möglichkeiten des landwirtschaftlichen Anbaus, geringes Kl<strong>im</strong>agefahrenpotenzial<br />

Boden: weite Teile Sachsen-Anhalts geprägt durch fruchtbare Schwarzerdeböden der<br />

Magdeburger Börde und Goldenen Aue mit hohen Ackerwertzahlen → Anbaugebiete der<br />

intensiven Landwirtschaft<br />

Geologie: Lage inmitten der Eurasischen Platte mit relativer tektonischer Ruhe → kaum<br />

Gefahrenpotenzial<br />

Wasser: ausgedehntes Flusssystem (Elbe mit ihrem Einzugsgebiet von Saale und<br />

Unstrut) → Infrastrukturvorteil<br />

17


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Beispiel 4<br />

a) Prüfungsaufgabe<br />

Prüfungsteil I<br />

Thema<br />

Bevölkerungsentwicklung – ein raumprägender Prozess?<br />

Während in weiten Teilen der Welt <strong>im</strong>mer noch Überbevölkerung die Ressourcen aufzehrt,<br />

damit wirtschaftlichen Wohlstand gar nicht erst entstehen lässt, schrumpft in den wohlhabenden<br />

Staaten Europas die Bevölkerung.<br />

Die Ursachen und Folgen von Bevölkerungsentwicklung sind komplex und raumprägend.<br />

(nach: Christine Hesse, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Wiesbaden, 2004)<br />

Aufgabenstellung<br />

1. Beschreiben Sie räumlich differenziert das natürliche Bevölkerungswachstum auf der<br />

Erde.<br />

2. Vergleichen Sie den Prozess des demographischen Übergangs in Deutschland mit<br />

einem ausgewählten Entwicklungsland.<br />

3. Interpretieren Sie den Eingangstext unter besonderer Einbeziehung Ihres He<strong>im</strong>atraumes.<br />

Material<br />

M 1: Ausgewählte demographische Indikatoren (2002)<br />

Niger<br />

Jemen<br />

Mali<br />

Land Natürliche Wachstumsrate Kinderzahl pro Frau<br />

Deutschland<br />

Schweden<br />

Frankreich<br />

3,6 %<br />

3,5 %<br />

3,3 %<br />

0,2%<br />

0,3%<br />

0,4%<br />

18<br />

8,00<br />

7,02<br />

7,00<br />

1,36<br />

1,49<br />

1,71<br />

Hinweis: Für die natürliche Reproduktion der Bevölkerung ohne Berücksichtigung<br />

der räumlichen Bevölkerungsbewegung ist bei einem „Null-Wachstum“<br />

eine Lebendgeborenenzahl pro Frau von 2,1 notwendig.<br />

Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2004. Frankfurt/Main 2003


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

M 2: Bevölkerungspyramide Sachsen-Anhalt<br />

Quelle: Statistisches Jahrbuch 2004 des Landes Sachsen-Anhalt. Halle/Saale 2004<br />

Prüfungsteil II<br />

Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch<br />

- exponentielles Bevölkerungswachstum als wesentlicher Inputfaktor <strong>im</strong> Geoökosystem<br />

(z. B. Sahel)<br />

- Siedlungsentwicklung in Entwicklungsländern (Push- und Pullfaktoren, Favela-Syndrom)<br />

- Zusammenhang zwischen wechselfeuchten Tropen und Passatzirkulation<br />

b) Erwartungshorizont<br />

Unterrichtliche Voraussetzungen<br />

Beide Prüfungsteile beziehen sich auf Inhalte der gymnasialen Oberstufe (Qualifikationsphase).<br />

Die dem Prüfungsteil I zugrunde liegende geographische Theorie ist das in der<br />

Einführungsphase zunächst grundlegend vermittelte Modell der demographischen Transition,<br />

das dann in den Kursthemen „Aktionsraum Erde“ und „Europa <strong>im</strong> Wandel“ an konkreten<br />

geographischen Räumen angewendet wurde. Konsequenzen der natürlichen<br />

Bevölkerungsentwicklung wurden sowohl <strong>im</strong> Kursthema „Siedlungsentwicklung und<br />

Raumordnung“ als auch <strong>im</strong> Kursthema „Geoökosysteme“ unter dem Aspekt der<br />

Inputwirkungen der Bevölkerung auf das Fließgleichgewicht von sensiblen Ökosystemen<br />

aufgegriffen.<br />

Die materialgebundene Prüfungsaufgabe orientiert auf den Nachweis einer entsprechenden<br />

geographisch ausgerichteten Medien- und Methodenkompetenz. Darüber hinaus hat der<br />

Prüfling nachzuweisen, dass er mit entsprechenden theoretischen Modellen arbeiten und<br />

diese <strong>im</strong> Transfer in Problemlösungssituationen anwenden kann.<br />

19


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung<br />

Prüfungsteil I<br />

Teilaufgabe 1:<br />

(Anforderungsbereich I)<br />

- Der Prüfling hat mithilfe ausgewählter Atlaskarten Räume mit unterschiedlichem natürlichen<br />

Bevölkerungswachstum detailliert darzustellen und an der Wandkarte (Weltkarte)<br />

zu zeigen.<br />

- Dabei hat er zu unterscheiden zwischen Entwicklungsländern (unter besonderer Berücksichtigung<br />

Afrikas), Schwellenländern und entwickelten Industriestaaten. Aufzuzeigen ist<br />

die Differenzierung innerhalb der Staatengruppen (Ordnung: demographische Entwicklung).<br />

Teilaufgabe 2:<br />

(Anforderungsbereich II)<br />

- Unter Anwendung/Analyse der bereit gestellten Materialien M 1 und M 2 sowie entsprechender<br />

thematischer Atlaskarten hat der Prüfling nach selbst festgelegten Kriterien die<br />

natürliche Bevölkerungsentwicklung in Deutschland mit dem Prozess in den Entwicklungsländern<br />

zu vergleichen.<br />

- Anzuwenden ist dabei das Modell des demographischen Übergangs mit seinen Phasen.<br />

- Der Prüfling hat in diesem Zusammenhang die Ursachen und Wirkungen des<br />

unterschiedlich verlaufenden Prozesses der demographischen Transition auf den<br />

geographischen Raum und den in ihm verlaufenden sozialen und wirtschaftlichen<br />

Entwicklungen aufzuzeigen und zu erörtern.<br />

Teilaufgabe 3:<br />

(Anforderungsbereich III)<br />

- Am Beispiel des He<strong>im</strong>atraumes (ggf. Sachsen-Anhalt) hat der Prüfling die Grundaussage<br />

der These zu interpretieren und einen Nachweis (an konkreten Beispielen) für die<br />

Richtigkeit der These aufzubauen.<br />

- Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit (nachhaltige Entwicklung ist dabei zu erörtern) hat<br />

der Prüfling Konsequenzen für die Naturraum-, Sozialraum- und Wirtschaftsraumentwicklung<br />

aufzuzeigen und diese in Raumplanungs- und Raumordnungsprozesse einzubinden.<br />

Mögliche Ansätze könnten dabei sein: Bevölkerungsrückgang und Gebietsreform,<br />

Auswirkungen auf das System der zentralen Orte, Veränderungen in der sozialen<br />

und technischen Infrastruktur wie Bildung, Gesundheit, Betreuung, Verkehrsnetze u. a.<br />

Gewichtung der Teilaufgaben<br />

1 : 2 : 3 ≙ 30 : 50 : 20<br />

Prüfungsteil II<br />

Der Prüfungsteil II umfasst alle Anforderungsbereiche. Sowohl anthropogeographische als<br />

auch physiogeographische Inhalte werden berücksichtigt. Die Aufgaben <strong>im</strong> Prüfungsgespräch<br />

ermöglichen, an konkreten Raumbeispielen die Raumorientierung (topographische<br />

Sachkompetenz) zu prüfen.<br />

Eine inhaltliche Beziehung und Überleitung zum Prüfungsteil I ist gegeben, das Prüfungsgespräch<br />

leitet dann aber auf komplexe Fragestellungen der Siedlungsraumentwicklung mit<br />

entsprechenden Syndromen (Syndromkonzept) sowie unter dem Aspekt der Natursphäre auf<br />

Geoökosysteme hin. Die einzelnen Aufgaben des Prüfungsgesprächs ermöglichen dem<br />

Prüfling, eine zusammenhängende und komplexe Erörterung durchzuführen.<br />

20


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Beispiel 5<br />

a) Prüfungsaufgabe<br />

Prüfungsteil I<br />

Thema<br />

Mallorca – Reiseklassiker mit klassischen Problemen<br />

„Nur zwei Flugstunden bis zum Sommer! Und der hat es auf Mallorca wirklich in sich: das<br />

sonnige Mallorca mit viel Strand und Meer genießen oder Mallorca ‚on the rocks’ in einer der<br />

zahllosen Buchten. Eine sommerlange Strandfete an einer der längsten Theken der Welt, am<br />

Ballermann 6. … Oder erleben Sie das einzigartige Ambiente der Insel bei Tänzen, Festen<br />

und Bräuchen. Und verlieben Sie sich in die schöne Landschaft. Mallorca bietet jedem sein<br />

eigenes kleines Paradies.“<br />

(TUI-Ferienkatalog Mallorca, Sommer 2003)<br />

Aufgabenstellung<br />

1. Beschreiben Sie das Massentourismus-Syndrom und geben Sie hierfür Beispielräume<br />

an.<br />

2. Entwickeln Sie ein Konzept, mit dem Sie überprüfen können, ob Mallorca die Symptome<br />

des Massentourismus-Syndroms aufweist.<br />

3. Diskutieren Sie Maßnahmen für eine zukünftige touristische Entwicklung der Baleareninsel.<br />

Material:<br />

M 1: Staatlich geförderter Qualitätstourismus<br />

Die Balearenregierung setzt auf ein neues Tourismuskonzept: “Qualitätstourismus“ heißt das<br />

Zauberwort. Angebote, die auf weniger, dafür aber gut betuchte Touristen zugeschnitten sind<br />

schrecken den Pauschalurlauber und den Ballermann-Gast ab.<br />

Von wachsender Bedeutung ist dabei der Golftourismus: Fünfmal mehr als ein „Normalurlauber“<br />

gibt ein Golftourist durchschnittlich am Tag aus. Seine „Spielwiese“ benötigt pro<br />

Bewässerungstag die Trinkwassermenge, die etwa dem Verbrauch eines Ortes mit 10.000<br />

Einwohnern entspricht.<br />

Trotz steigenden Bedarfs <strong>im</strong> Bereich des angesagten nautischen Tourismus werden inzwischen<br />

der Bau von neuen Liegeplätzen und Sporthäfen nicht mehr genehmigt.<br />

Die Förderung des Agrotourismus betrifft das Inselinnere. Um Zersiedelung und weitere<br />

Bodenverknappung zu vermeiden, sind die max<strong>im</strong>ale Bettenanzahl und die Grundstücksgröße<br />

vorgeschrieben. Landhäuser werden <strong>im</strong> traditionellen Stil renoviert, Arbeitsplätze und<br />

die traditionelle Nutzung <strong>im</strong> ländlichen Raum bleiben erhalten. Der Residentaltourismus<br />

(Fincas wurden von Ausländern gekauft und als Zweitwohnsitze genutzt) wurde gefördert,<br />

um einerseits die Saisonabhängigkeit zu schwächen und andererseits die Auftragslage in der<br />

Baubranche zu verbessern. Da in manchen Gemeinden die Anzahl solcher Fincas bzw.<br />

21


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Wohnungen die Zahl der Einhe<strong>im</strong>ischen übersteigt, wird diese Entwicklung inzwischen<br />

kritisch betrachtet. Wander- und Radtourismus sollen weiter ausgebaut werden.<br />

Gesetze zur Raumordnung weisen ökologisch wertvolle Gebiete aus, die baulichen Beschränkungen<br />

unterworfen werden. Bei ca. 35% der Inselfläche sind Mindestgrundstücksgrößen<br />

vorgeschrieben. Es erfolgt eine gemeindeübergreifende Planung mit dem Ziel des<br />

gezielten Ausbaus der Infrastruktur (neben Verkehrswegen umfasst dies auch Ver- und<br />

Entsorgungsanlagen zur Müllverbrennung). Teil eines „Wasserplanes“, der den Verbrauch<br />

regeln soll, sind Entsalzungs- sowie Kläranlagen. Alle Wohngebäude sowie touristische<br />

Anlagen, die nach 2006 gebaut werden, müssen einen Teil ihres Strom- und Warmwasserbedarfs<br />

aus Solarenergie decken. Zur Qualitätsverbesserung des bereits bestehenden<br />

touristischen Angebots sollen Renovierung und Modernisierung der vor 1984 gebauten<br />

Touristenunterkünfte dienen. Den Betreibern wird bei Ausbleiben der Maßnahme mit<br />

Schließung gedroht. Nach dem Abriss von Anlagen der unteren Kategorie (bis 3-Sterne)<br />

erfolgt eine Umwandlung in Grün- und Aussichtsflächen. Parallel erfolgt der Ausbau der<br />

gehobenen Kategorien (4- und 5-Sterne). An Stelle der gescheiterten Ökosteuer wird die<br />

„Tarjeta Verde“ (Grüne Karte) eingeführt. Sie wird in Höhe von zehn Euro erhoben. Dem<br />

Nutzer verschafft sie Rabatte und der Regionalregierung Einnahmen für den Umweltschutz.<br />

Mittels neuer Marketingstrategien werden das Erreichen neuer Zielgruppen und die Verbesserung<br />

des Images der Insel angestrebt.<br />

Quelle: nach: Wirtschaftsgeographie, Schroedel, Braunschweig 2004, S. 157<br />

Prüfungsteil II<br />

Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch<br />

- Merkmale städtischer Siedlungen<br />

- Besonderheiten eines urbanen Ökosystems unter besonderer Bezugnahme auf den<br />

Wasserhaushalt und das Stadtkl<strong>im</strong>a<br />

- Möglichkeiten der Beeinflussung städtischer Ökosysteme unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit/Handlungsempfehlungen<br />

für die He<strong>im</strong>atstadt<br />

b) Erwartungshorizont<br />

Unterrichtliche Voraussetzungen<br />

Kursthema 4: Europa <strong>im</strong> Wandel<br />

- Die Prüflinge können mithilfe von Atlaskarten unter Nutzung der Methode der Raumanalyse<br />

eine Naturraumbeschreibung für geographische Räume unterschiedlichen Maßstabes<br />

durchführen sowie das Naturpotenzial eines Raumes beschreiben und<br />

anschließend bewerten.<br />

- Die Prüflinge kennen europäische Fremdenverkehrsgebiete <strong>im</strong> Überblick und haben den<br />

Tourismus als Teil des tertiären Sektors mit seinen Problemen kennen gelernt<br />

Kursthema 1: Geoökosysteme - Ausstattung und Nutzungsprobleme<br />

- In Unterricht wurde das Ökosystem Gebirge am Beispiel der Alpen behandelt. Am<br />

Beispiel des Tourismus in Kärnten haben die Prüflinge die Erschließung und Schädigung<br />

des Naturraumes durch den Tourismus (Massentourismus-Syndrom) analysiert. In<br />

Ursache-Wirkungsgefügen wurden Beziehungen dargestellt.<br />

- Die Prüflinge haben erfahren, dass den auftretenden Problemen nur durch neue Konzepte,<br />

die dem Leitbild des sanften und damit nachhaltigen Tourismus folgen, zu begegnen<br />

ist.<br />

22


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Kursthema 3: Siedlungsentwicklung und Raumordnung<br />

- Die Prüflinge kennen Tendenzen der Verstädterung und Urbanisierung und die damit<br />

verbundenen Probleme in verschiedenen Räumen der Erde.<br />

- Die Prüflinge können urbane Ökosysteme in ihrer Ausstattung beschreiben sowie Energiekreisläufe<br />

und Stoffflüsse deutlich machen.<br />

- Die Prüflinge sind in der Lage, Schädigungen <strong>im</strong> städtischen Ökosystem zu kennzeichnen<br />

und über Lösungsansätze zu diskutieren.<br />

Der 1. Teil der Prüfungsaufgabe dient insbesondere dazu, die Kenntnisse über den Wirtschafszweig<br />

Tourismus, seine Entwicklung und die mit dem Massentourismus verbundenen<br />

Probleme am Beispiel Mallorcas deutlich zu machen und Maßnahmen einer zukünftigen<br />

(nachhaltigen) Tourismusentwicklung abzuleiten. Der Prüfling weist seine Methodenkompetenz<br />

besonders dadurch nach, dass er eine Schrittfolge bzw. ein Konzept zum Nachweis des<br />

Massentourismus-Syndroms entwickelt, an welchem das Raumbeispiel überprüft werden<br />

könnte.<br />

Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung<br />

Prüfungsteil I<br />

Teilaufgabe 1:<br />

(Anforderungsbereich I)<br />

Der Prüfling beschreibt das Massentourismus-Syndrom als ein Krankheitsbild in der Mensch-<br />

Umwelt-Interaktion, definiert es als „Erschließung und Schädigung von Naturräumen für<br />

Erholungszwecke“ und ordnet es der Syndromgruppe „Nutzung“ zu. Der Prüfling stellt fest,<br />

dass sich der Massentourismus <strong>im</strong> Gegensatz zum Individualtourismus meist in organisierter<br />

Form abspielt und als Ziel stark frequentierte Fremdenverkehrsgebiete hat. Als Ursachen<br />

dieses Syndroms benennt er ein gesteigertes Bedürfnis nach Erholung, das z. B. durch<br />

erhöhte Lärm- und Umweltbelastung in den Industrieländern, die Statussymbolkraft von<br />

Fernreisen sowie das vermehrte Interesse an fremden Kulturen entstanden ist . Der Prüfling<br />

stellt dar, dass eine Verstärkung des weltweit wachsenden Tourismus durch steigende<br />

Einkommen in den Industrieländern und sinkende Transportkosten, begleitet von kürzeren<br />

Arbeitszeiten und verändertem Freizeitverhalten zustande kommt.<br />

Der Prüfling benennt die Symptome, aus denen sich dieses Syndrom zusammensetzt.<br />

Neben naturwissenschaftlichen Feldern wie Biosphäre, Atmosphäre, Pedosphäre und Hydrosphäre<br />

werden auch Bereiche wie Bevölkerung, Wirtschaft, soziale Bedingungen sowie Gesellschaft<br />

und Technik berücksichtigt. Zwischen den einzelnen Komponenten kommt es zu<br />

komplexen Wechselbeziehungen, die der Prüfling an konkreten Beispielen beschreiben<br />

kann. Der Prüfling betrachtet dabei Küstengebiete und Bergregionen als Brennpunkte. Er beschreibt<br />

an selbst gewählten Raumbespielen negative Folgen touristischer Nutzung (z. B.<br />

Verlust der biologischen Vielfalt, Versiegelung bzw. Zersiedelung von Naturräumen. Luftverschmutzung,<br />

erhöhter Energieverbrauch; erhöhter Bedarf an Süßwasser führt in gefährdeten<br />

Räumen zur Grundwasserabsenkung und Bodenaustrocknung; Abwasser- und Abfallentsorgung).<br />

Teilaufgabe 2:<br />

(Anforderungsbereich II)<br />

Nach einer Lageeinordnung Mallorcas mithilfe des Atlasses erkennt der Prüfling, dass die<br />

Insel der Gruppe der Mittelmeerstaaten mit einem hohen touristischen Potenzial zuzuordnen<br />

ist. Ableitend aus der allgemeinen Beschreibung des Massentourismus-Syndroms unter Teilaufgabe<br />

1 entwickelt der Prüfling ein Konzept, mit dem er überprüfen kann, ob Mallorca die<br />

Symptome des Syndroms aufweist. Der Prüfling stellt dar, was er überprüfen würde und welche<br />

Materialien (Karten, Statistiken u. a.) er für seine Beweisführung benötigen würde, und<br />

begründet seine Wahl. Er stellt fest, dass die untersuchten Fakten dann in ihren Wechselwirkungen<br />

untersucht werden müssen, um Maßnahmen zur positiven Veränderung<br />

abzuleiten.<br />

23


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Mögliche Vorgehensweise und Aspekte:<br />

Veränderungen/<br />

Auswirkungen<br />

Nachweis der touristischen Entwicklung benötigte Materialien<br />

Tourismus als Vergleich des BIP <strong>im</strong> spanischen Durch- entsprechende<br />

Wirtschaftsfaktor schnitt<br />

Entwicklung von Beschäftigung in den einzelnen<br />

Sektoren (weg von der traditionellen<br />

Landwirtschaft zur ökonomischen Abhängigkeit<br />

vom Tourismus), Einnahmen aus dem<br />

Tourismus, Zunahme des Pro-Kopf-Einkommens<br />

Entwicklung der Touristenzahlen, Auslastung<br />

der Hotels u. a. Unterkünfte<br />

Entwicklung der Einwohnerzahlen<br />

Statistiken<br />

Hydrosphäre/ Wasserbilanz <strong>im</strong> Sommer (Süßwasser- Kl<strong>im</strong>adiagramm,<br />

Wasserhaushalt verknappung), Veränderung der lokalen Statistiken zum Was-<br />

Wasserbilanz (Veränderung der<br />

serverbrauch,<br />

Wasserqualität)<br />

Wassergütekarte<br />

Veränderung des Grundwasserspiegels (Schadstoffeinträge,<br />

Nährstoffe, Toxine)<br />

Pedosphäre Zunahme der Versiegelung, Verdichtung Kartenbild der Insel<br />

(Veränderung des Abflusses)<br />

vor etwa 50 Jahren<br />

erhöhtes Abfallaufkommen<br />

und heute,<br />

Bodenaustrocknung und Erosion<br />

Statistiken<br />

Bevölkerung Altersstruktur, Geburtenrate, Migration, Statistiken<br />

(Ausländer/Zweitwohnsitze)<br />

(z. B. Altersaufbau der<br />

Ausbreitung westlicher Konsum- und Lebens- Bevölkerung), Wandestile,<br />

Rückgang traditioneller gesellschaftrungsmotive,licher Strukturen<br />

Beschreibung des<br />

Lebens der Einhe<strong>im</strong>ischen<br />

Bios Gen- und Artenverluste, Zunahme anthropogener<br />

Artenverschleppung<br />

Statistiken<br />

Atmosphäre Zunahme der regionalen Verschmutzung Karten zur Luftbelastung,<br />

Statistiken zur<br />

Entwicklung des<br />

Schadstoffausstoßes<br />

Infrastruktur Hotelbauten/Kategorien<br />

Kartenbilder aus<br />

Ver- und Entsorgungseinrichtungen<br />

unterschiedlichen<br />

Straßenbau<br />

Jahren<br />

Teilaufgabe 3:<br />

(Anforderungsbereich III)<br />

Der Prüfling hat die Probleme einer Tourismusregion, die unter dem Massentourismus-<br />

Syndrom leidet, nachvollzogen und erkennt sie als typischen „Tourismus-Lebenszyklus“.<br />

Diese Abstraktion ermöglicht die Übertragung von Lösungsansätzen, zur Überwindung der<br />

Probleme, die an den Massentourismus gekoppelt sind.<br />

Unter Nutzung des Materials diskutiert der Prüfling einen möglichen tourismuspolitischen<br />

Kurs, den die Baleareninsel seiner Meinung nach in Zukunft verfolgen könnte/sollte. Er prüft<br />

die Nachhaltigkeit der neuen touristischen Konzepte. Dabei wägt er möglichst viele Aspekte<br />

ab: Ökologie, Ökonomie, Soziales.<br />

Gewichtung der Teilaufgaben<br />

1 : 2 : 3 ^ 30 : 50 : 20<br />

24


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Prüfungsteil II<br />

Ausgehend vom modernen Stadtbegriff stellt der Prüfling typische Merkmale städtischer<br />

Siedlungen dar.<br />

Der Prüfling erläutert, dass sich <strong>im</strong> Zentrum von Großstädten ein städtisches Ökosystem<br />

herausgebildet hat. Er argumentiert anhand ausgewählter Besonderheiten des Stadtkl<strong>im</strong>as<br />

(Dunstglocke, Wärmeinsel mit geringerer Luftfeuchtigkeit - höhere Temperaturen, geringere<br />

Windgeschwindigkeiten - aber häufiger Düseneffekte, Nebelhäufigkeit, erhöhte Niederschläge<br />

da mehr Kondensationskerne in der Luft, Veränderung des Wasserhaushaltes durch<br />

starke Oberflächenversiegelung - kaum Beitrag zur Grundwasserneubildung, erhöhter Oberflächenabfluss<br />

- stark beschleunigt über Kanalisation, Zunahme der Abflussspitzen, der Sed<strong>im</strong>entbelastung,<br />

Abnahme der Wasserqualität).<br />

Als Ursachen dieser Veränderungen werden die erhöhte Schadstoffbelastung und die Versiegelung<br />

dargelegt.<br />

Die Vorschläge für Veränderungsmaßnahmen leitet der Prüfling aus den unterschiedlichen<br />

Problemkreisen ab und prüft sie auf ihre Realisierbarkeit mit dem Ziel der Schließung offener<br />

Kreisläufe bzw. der Ermöglichung der Selbstregulation des Systems.<br />

Der Prüfling gibt Handlungsempfehlungen für die Umsetzung geäußerter Vorschläge für<br />

seine He<strong>im</strong>atstadt.<br />

25


Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Beispiel 6<br />

a) Prüfungsaufgabe<br />

Prüfungsteil I<br />

Thema<br />

Australien – Zentrum oder Peripherie?<br />

„Seine Naturausstattung und seine Lage fernab von den großen Märkten auf der Nordhalbkugel<br />

machten den Kontinent zu einem Rohstoff-Ergänzungsraum. Veränderte Transport-<br />

und Telekommunikationstechniken, verbunden mit kapitalintensiven Produktionsmethoden<br />

sowie wirtschaftsräumliche Gewichtsverlagerungen in den pazifischen Raum,<br />

rückten den Kontinent näher an die Brennpunkte wirtschaftlichen Geschehens heran.<br />

Ebenso wird das Land <strong>im</strong>mer stärker in globale Kapitalverflechtungen und Finanzströme<br />

eingebunden.“<br />

(nach: Reinhold Grotz, Geograph, 1993)<br />

Aufgabenstellung:<br />

Erörtern Sie das Thema unter Beachtung unterschiedlicher D<strong>im</strong>ensionsstufen.<br />

Material:<br />

M 1: Wirtschaftsdaten zu Australien 2002<br />

Anteil am BIP<br />

Anteil an der<br />

Erwerbstätigkeit<br />

(1999)<br />

(2001)<br />

Landwirtschaft 3 % 4,7 %<br />

Industrie 26 % 21,5 %<br />

Dienstleistung<br />

BSP/Ew.: 19.530 US-$<br />

71 % 73,7 %<br />

Exporte 2002<br />

83,02 Mrd. US-$<br />

davon: Länder:<br />

20,6% mineralische Brennstoffe 18,9% Japan<br />

18,6% Rohstoffe 9,0% USA<br />

18,3% Nahrungs- u. Genussmittel 7,9% Rep. Korea<br />

11,7% Maschinen- u. Transport- 7,6% China<br />

ausrüstungen<br />

10,9% Halbfabrikate 7,0% Neuseeland<br />

6,3% Großbritannien<br />

4,0% Singapur<br />

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Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Importe<br />

95,75 Mrd. US-$<br />

davon: Länder:<br />

45,5% Maschinen- und Transport- 16.9% USA<br />

mittel<br />

14,1% Fertigerzeugnisse 12,3% Japan<br />

12,1% Halbfabrikate 10,4% VR China<br />

8,0% Brennstoffe und Schmiermittel 6,0% Deutschland<br />

4,6% Nahrungsmittel 4,3% Großbritannien<br />

3,8% Neuseeland<br />

3,6% Rep. Korea<br />

3,5% Indonesien<br />

Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2005, Frankfurt/Main 2004<br />

Prüfungsteil II<br />

Inhaltliche Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch<br />

- Zentrum-Peripherie-Modell<br />

- Landschaftszonen und -verteilung, Nutzung und Umweltdegradation in der Zone der<br />

Grasländer<br />

b) Erwartungshorizont<br />

Unterrichtliche Voraussetzungen<br />

Der erste Teil der Aufgabe bezieht sich vorwiegend auf das 2. und in geringem Maße auf das<br />

1. Kurshalbjahr.<br />

Die Schüler kennen die räumlichen D<strong>im</strong>ensionsstufen. Räume unterschiedlichen Entwicklungsstandes<br />

(Nigeria, China, Japan) wurden behandelt. Mithilfe von Indikatoren (z. B. BIP,<br />

HDI, Bevölkerungswachstum) können die Schülerinnen und Schüler den Entwicklungsstand<br />

von Ländern kennzeichnen.<br />

Strukturen und raumprägende Prozesse in diesen Ländern wurden unter verschiedenen<br />

Aspekten betrachtet.<br />

Im Unterricht der Kursstufe wurde die Auswertung vielfältiger Materialien weiter geübt und<br />

angewendet. Die Prüfungsaufgabe dient u. a. der Überprüfung der Methode einer Raumanalyse,<br />

da sie in Teilen hier angewendet werden muss.<br />

Neben der Sachkompetenz des Prüflings wird auch seine Medienkompetenz überprüft. Denn<br />

diese muss er aufzeigen, indem er selbstständig eine Gliederung zur Bearbeitung dieser<br />

Aufgabe erstellt, Schwerpunkte setzt, planvoll die Materialien nutzt sowie seine Kenntnisse<br />

auf Australien anwendet.<br />

Australien war kein Unterrichtsgegenstand.<br />

Der zweite Teil der Aufgabe bezieht sich hauptsächlich auf das erste und teilweise auf das<br />

vierte Kurshalbjahresthema. Als Agrarökosystem wurden die Great Plains untersucht und an<br />

diesem Beispiel das Dust-Bowl-Syndrom charakterisiert.<br />

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Beispielaufgaben für mündliche <strong>Abiturprüfungen</strong> in Sachsen-Anhalt LISA Halle<br />

Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung<br />

Prüfungsteil I<br />

Beispiel für die Strukturierung der Problemerörterung<br />

Formulieren des Problems:<br />

Gehört Australien zu den wirtschaftlichen Zentren der Erde oder zu ihrer Peripherie? Gibt es<br />

innerhalb Australiens Zentren und Peripherien?<br />

Problembearbeitung:<br />

(Anforderungsbereiche I und II, überwiegend II)<br />

Der Prüfling benennt unterschiedliche D<strong>im</strong>ensionen, die hier anwendbar sind (regionale und<br />

globale D<strong>im</strong>ension).<br />

Er legt dar, dass auf regionaler Ebene die Zentren an der Küste zu finden sind, da diese<br />

naturräumlich (und historisch) begünstigt sind. Sie bilden von der Bevölkerungsverteilung<br />

und der Wirtschaft her gesehen den Kernraum Australiens. Die Peripherie dagegen liegt <strong>im</strong><br />

Inneren Australiens. Hier <strong>im</strong> „outback“ überwiegen landwirtschaftliche Nutzung und Bergbau.<br />

Darüber hinaus zeigt der Prüfling auf, dass auf globaler Ebene Australien Peripherie für die<br />

Industrieländer zu sein scheint, was zum einen historisch bedingt ist, zum anderen wird dies<br />

an der Handelsstruktur deutlich.<br />

Der Widerspruch von Handelsstruktur und Wirtschaftsdaten ist nachzuweisen. Unter Beachtung<br />

dieser Indikatoren, müsste Australien als Peripherie (Export von Rohstoffen und Nahrungsmitteln,<br />

Import von hochwertigen Gütern) und gleichzeitig auch als Zentrum (BIP, Anteil<br />

der Wirtschaftssektoren am BIP) gekennzeichnet werden. Als Zentrum ist hier gemeint die<br />

Industrieländer/Dienstleistungsgesellschaft, eine Peripherie ist mit Merkmalen eines<br />

Entwicklungslandes behaftet.<br />

Werten und Stellung nehmen<br />

(Anforderungsbereich III)<br />

Der Prüfling n<strong>im</strong>mt Bezug auf den Eingangstext und macht deutlich, dass es auch für ein<br />

hoch entwickeltes Land nicht zwingend notwendig ist, hochwertige Produkte zu exportieren.<br />

Erstens ist der eigene Absatzmarkt zu klein, zweitens ist Australien von Billiglohnländern<br />

umgeben, drittens sind die USA und China boomende Wirtschaftsregionen und liegt das<br />

rohstoffarme Japan in geographischer Nähe. Als Antwort auf die Eingangsfrage sollte der<br />

Prüfling Australien als Semiperipherie kennzeichnen.<br />

Fazit: Der Prüfling weist nach, dass er ein Thema selbstständig strukturieren und es unter<br />

Beachtung unterschiedlicher D<strong>im</strong>ensionsstufen untersuchen kann.<br />

Gewichtung der Anforderungsbereiche<br />

I : II : III ≙ 25 : 55 : 20<br />

Prüfungsteil II<br />

Wenn der Prüfling das Zentrum-Peripherie-Modell nicht in seine Ausführungen einbezogen<br />

hat, bietet es sich als Einstieg in das Prüfungsgespräch an.<br />

Anschließend beschreibt er die Verbreitung der Grasländer (z. B. Steppen in der Ukraine und<br />

Kasachstan, Great Plains, Pampa in Südamerika) auf der Erde. Er macht deutlich, dass<br />

diese sich auf fast allen Kontinenten in kontinentaler Lage befinden und er erklärt das Entstehen<br />

mithilfe der atmosphärischen Zirkulation.<br />

Er weist die intensive Nutzung der Grasländer vor allem in Europa und Nordamerika nach<br />

(zusätzlich vorbereitete Materialien der Lehrkraft, z. B. Hektarerträge <strong>im</strong> Vergleich, Anteil an<br />

der Welternte o. Ä.) und leitet Folgen für den Boden ab (Bodendegradation). Abschließend<br />

erläutert er Maßnahmen zur nachhaltigen Bewirtschaftung. Das Problem der Bodendegradation<br />

in der Landwirtschaft ist auf Deutschland/Sachsen-Anhalt übertragbar.<br />

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