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Grundlagen BWL Teil I

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Skript zur Vorlesung<br />

Einführung in die Betriebswirtschaftslehre<br />

Prof. Dr. M. Rumpf<br />

E-Mail: maria.rumpf@suk.fh-friedberg.de<br />

Einführung in die <strong>BWL</strong> Prof. Dr. Maria Rumpf/FH Gießen-Friedberg


<strong>Grundlagen</strong> der Betriebswirtschaft<br />

Basisliteratur:<br />

Einführung<br />

Markt und Kunde: Für wen, was und wie anbieten?<br />

Finanzierung: Kapitalbedarf, -herkunft und -verwendung?<br />

Unternehmensführung: Wer macht was und wie führt man Mitarbeiter?<br />

Thommen, J.-P./Achleitner, A.-K. (2006), Allgemeine Betriebswirtschaftslehre: umfassende Einführung aus<br />

managementorientierter Sicht, 5., überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden<br />

Einführung in die <strong>BWL</strong> Prof. Dr. Maria Rumpf/FH Gießen-Friedberg


Einführung<br />

Warum stehen – nach der Einführung – die genannten drei Bereiche im Mittelpunkt?<br />

Annahme: Aufgabe sei, Investoren für eine neue Geschäftsidee zu begeistern.<br />

Markt und Kunde: Ein Gründungsvorhaben auf der Basis einer neuen Geschäftsidee macht nur dann Sinn, wenn die<br />

neue „Leistung“ bisherigen Angeboten überlegen ist. Deshalb muss sehr markt-orientiert gedacht werden, d.h. es gilt<br />

unter anderem zu erläuterten, welche Zielgruppe angesprochen werden soll, welche Kundenbedürfnisse diese<br />

Zielgruppe hat, welche Funktionen das Produkt/ die Dienstleistung in diesem Zusammenhang erfüllt und welchen<br />

Nutzen der Kunde daraus zieht. Neben dieser stärker qualitativen Beschreibung der Nachfrage sollte die Nachfrage<br />

auch möglichst quantifiziert werden und das Angebot immer auch mit dem Angebot der Konkurrenz verglichen<br />

werden (Markt- und Wettbewerbsanalyse). Vor diesem Hintergrund können anschließend der Markteintritt und die<br />

Maßnahmen zur Absatzförderung geplant werden (Einsatz der Marketing-Instrumente).<br />

Finanzierung: Einen Investor interessiert natürlich auch, welche Investitionen für das geplante Geschäftsvorhaben<br />

notwendig sind (Investitionsplanung) und wie tragfähig die Idee aus finanzieller Sicht ist. Dafür sind die geplanten<br />

Ein- und Auszahlungen zu erfassen (Liquiditätsplanung). Aus dieser Planung geht dann hervor, wie viel Kapital zu<br />

welchem Zeitpunkt benötigt wird (Kapitalbedarfsplanung), um dann die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten<br />

(Finanzierungsplan) gegeneinander abzuwägen.<br />

Unternehmensführung: Besonderes Augenmerk wird von Investoren bei der Beurteilung der Machbarkeit von<br />

Unternehmensideen zudem auf das Management gelegt. Ihre Fähigkeit, das Geschäftskonzept umzusetzen, ist mit<br />

ausschlaggebend für das Gelingen des Geschäftsvorhabens. Hierbei ist bei der Gewinnung und Führung des Personals<br />

insbesondere auf eine Mischung der persönlichen Fähigkeiten und Kenntnisse der Beteiligten zu achten sowie auf<br />

einer eindeutigen Aufgaben- und Verantwortungsverteilung (Organisation).<br />

Einführung in die <strong>BWL</strong> Prof. Dr. Maria Rumpf/FH Gießen-Friedberg


<strong>Grundlagen</strong> der Betriebswirtschaft<br />

Einführung: Charakteristische Merkmale von Unternehmen<br />

Markt und Kunde: Für wen, was und wie anbieten?<br />

Finanzen: Kapitalbedarf, -herkunft und -verwendung?<br />

Unternehmensführung: Wer macht was und wie führt man Mitarbeiter?<br />

Einführung in die <strong>BWL</strong> Prof. Dr. Maria Rumpf/FH Gießen-Friedberg


Charakteristische Merkmale von Unternehmen<br />

4 produktiv<br />

Der Leistungserstellungsprozess in Unternehmen basiert auf dem Zusammenspiel<br />

verschiedener Faktoren, den so genannten Produktionsfaktoren (vgl. nächste Folie).<br />

4zielorientiert<br />

4offen<br />

Einführung<br />

4 marktorientiert<br />

Einführung in die <strong>BWL</strong> Prof. Dr. Maria Rumpf/FH Gießen-Friedberg


Einführung<br />

Der güter- und finanzwirtschaftliche Umsatzprozess<br />

Beschaffungsmarkt<br />

Beschaffung<br />

„Black Box“<br />

des<br />

Unternehmens<br />

Absatz<br />

Absatzmarkt<br />

Quelle: angelehnt an Thommen/Achleitner: Allgemeine <strong>BWL</strong>, 1999: 40<br />

Ausgaben<br />

Einnahmen<br />

KreditundKapitalmarkt<br />

Einführung in die <strong>BWL</strong> Prof. Dr. Maria Rumpf/FH Gießen-Friedberg


Einführung<br />

Der güter- und finanzwirtschaftliche Umsatzprozess<br />

Aufwand/<br />

Kosten<br />

Ertrag/<br />

Leistung<br />

Quelle: Thommen/Achleitner: Allgemeine <strong>BWL</strong>, 2006: 44<br />

Beschaffungsmarkt<br />

Beschaffung<br />

Arbeitsleistung<br />

Potenzialfaktoren<br />

Repetierfaktoren<br />

Information<br />

Transformationsprozess<br />

Halb- und<br />

Fertigfabrikate<br />

Absatz<br />

Absatzmarkt<br />

Ausgaben<br />

Finanzielle<br />

Mittel<br />

Einnahmen<br />

KreditundKapitalmarkt<br />

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Einführung<br />

Beschreibung des Leistungserstellungsprozesses in Unternehmen über das Konzept der<br />

Produktionsfaktoren von Gutenberg<br />

Grundlage des Leistungserstellungsprozesses ist nach dem Betriebswirt Gutenberg das reibungslose<br />

Zusammenwirken folgender Faktoren<br />

kombiniert<br />

Elementarfaktoren Dispositiver Faktor Betriebliche Leistung<br />

• (ausführende) Arbeitsleistungen<br />

• Betriebsmittel (Potenzialfaktoren)<br />

z.B. Maschinen, Fuhrpark<br />

• Werkstoffe (Repetierfaktoren)<br />

• Rohstoffe (z.B. Holz, Metall)<br />

• Hilfsstoffe (z.B. Leim, Nägel)<br />

• Betriebsstoffe (z.B. Elektrizität)<br />

Ergebnis<br />

Leitende Tätigkeiten in den<br />

Bereichen:<br />

• Planung<br />

• Organisation<br />

(Entscheidung und<br />

Delegation)<br />

• Kontrolle<br />

• Güter<br />

• Dienstleistungen<br />

• Rechte/Informationen<br />

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Einführung<br />

Beschreibung des Leistungserstellungsprozesses in Unternehmen über das<br />

Konzept der Wertschöpfungskette von Porter (nach Porter, leicht modifiziert)<br />

sekundäre<br />

Aktivitäten<br />

primäre<br />

Aktivitäten<br />

Infrastruktur: Finanzierung, Rechnungswesen, Organisation, General Management,<br />

Controlling, Steuern, Öffentlichkeitsarbeit, Recht<br />

Human Resource Management<br />

Rekrutieren, Einstellen, Halten, Freisetzen<br />

Technologieentwicklung: Aktivitäten zur Verbesserung von Produkt und Prozess<br />

Materialwirtschaft Produktion Marketing Service<br />

(Vertrieb & Verkauf)<br />

Einkauf,<br />

Lagern,<br />

Verteilen<br />

von Inputs<br />

Transformation von<br />

Inputfaktoren in<br />

Outputgüter<br />

Kunden zum Kauf<br />

veranlassen und<br />

Verteilen der<br />

Produkte an Kunden<br />

Den Wert eines<br />

Produktes<br />

erhalten oder<br />

steigern<br />

Einführung in die <strong>BWL</strong> Prof. Dr. Maria Rumpf/FH Gießen-Friedberg<br />

M<br />

A<br />

R<br />

G<br />

E


Exkurs:<br />

Einführung<br />

Die Wertschöpfungskette stellt die im Unternehmen ablaufenden Geschäftsprozesse dar.<br />

Die Wertschöpfungskette setzt sich aus primären und sekundären Aktivitäten, die zur Herstellung eines<br />

Produktes oder einer Dienstleistung beitragen, und einer Gewinnspanne (Marge) zusammen.<br />

Primäre Aktivitäten sind alle Aktivitäten, die direkt mit dem Produktionsprozess verbunden sind (, wobei<br />

als „Produktion“ auch die Herstellung von Dienstleistungen oder immateriellen Gütern verstanden wird).<br />

Sekundäre Aktivitäten dienen der Schaffung und dem Erhalt der Produktionsfähigkeit des Unternehmens.<br />

Sie unterstützen den optimalen Ablauf der primären Prozesse.<br />

Die Grundidee der Wertschöpfungskette ist es, die Prozesse im eigenen Unternehmen mit denen in<br />

konkurrierenden Unternehmen zu vergleichen. Auf diese Weise können Wettbewerbsvorteile identifiziert<br />

werden. Jedes Glied der Wertschöpfungskette kann Ausgangspunkt für einen Wettbewerbsvorteil für ein<br />

Unternehmen sein, indem dort zum Beispiel gegenüber der Konkurrenz ein Kostenvorsprung erzielt<br />

werden kann (z.B. Umsatzsteigerung durch Online-Buchungen im Flugverkehr bei gleicher<br />

Mitarbeiterzahl) oder sich das Unternehmen im Leistungsspektrum von der Konkurrenz differenziert (z.B.<br />

virtuelles persönliches Modell bei Versandhäusern). Der Wettbewerbsvorteil bemisst sich letztendlich<br />

über die Gewinnspanne (Marge).<br />

Langfristig muss jedes Unternehmen eine eigene, auf seine spezielle Markt- und Kundensituation zu<br />

geschnittene Wertschöpfungskette schaffen, die sich vom Wettbewerb unterscheidet.<br />

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Charakteristische Merkmale von Unternehmen<br />

4 produktiv<br />

4zielorientiert<br />

Die unternehmerischen Entscheidungen hängen von den Zielen ab, die das<br />

Unternehmen verfolgt.<br />

4offen<br />

Einführung<br />

4 marktorientiert<br />

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Einführung<br />

Unternehmensziele<br />

1. Begriff und Funktion<br />

• Ziele beschreiben den zukünftigen Zustand, den ein Unternehmen anstrebt.<br />

• Ziele sind für das Unternehmen Orientierungsgröße und Richtwert für ihr Handeln.<br />

2. Zielarten<br />

• Monetäre Ziele (Gewinnstreben, Sicherung der Zahlungsbereitschaft, Kapitalerhaltung etc.)<br />

• Nicht-monetäre Ziele (Streben nach bestimmtem Image, Sicherung von Arbeitsplätzen,<br />

Unabhängigkeit, Verminderung von Umweltbelastungen, Gleichberechtigung zwischen Männern<br />

und Frauen etc.)<br />

3. Zielhierarchie<br />

• Haupt- und Nebenziele: z.B. Langfristige Gewinnmaximierung unter Beachtung von monetären<br />

und nicht-monetären Nebenbedingungen<br />

• Mittel-Zweckbeziehung: Ein Ziel ist Mittel zum Zweck, d.h. dient zur Erfüllung eines Oberziels<br />

(z.B. Lärmschutz zur Gesundheitssicherung)<br />

4. Geltungsdauer der Ziele (kurz-, mittel-, langfristig)<br />

5. Organisatorischer Bezug: Auf welche Organisationseinheiten beziehen sich die Ziele?<br />

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Einführung<br />

6. Zielinhalte (1/2)<br />

Sachziele (beziehen sich auf die Steuerung des Leistungserstellungsprozesses)<br />

• Leistungsziele (z.B. welches Marktsegment soll bearbeitet werden, welche Marktstellung<br />

wird angestrebt, welches mengenmäßiges oder pekuniäres Umsatzziel soll erreicht werden,<br />

welches Qualitätsniveau wird angestrebt – vgl. hierzu <strong>Teil</strong> 2 der Vorlesung)<br />

• Finanzziele (z.B. Aufrechterhaltung der Liquidität, eine bestimmte Kapital- und<br />

Vermögensstruktur – vgl. hierzu <strong>Teil</strong> 3 der Vorlesung)<br />

• Führungs- und Organisationsziele (z.B. Frage des Führungsstils oder wie zentral oder<br />

dezentral soll das Unternehmen aufgebaut sein – vgl. hierzu <strong>Teil</strong> 4 der Vorlesung)<br />

• Soziale und Ökologische Ziele (z.B. Regelungen zur Mitbestimmung und Fragen des<br />

Arbeitsschutzes oder der Emissions- und Abfallbegrenzung)<br />

Formalziele (Erfolgsziele)<br />

Ausgangspunkt ist die Frage nach dem optimalen Einsatz der Ressourcen zur Erreichung der<br />

Unternehmensziele. Die Knappheit der Ressourcen zwingt dabei zu Entscheidungen über ihre<br />

zweckmäßigste Verwendung (= das ökonomische Prinzip, d.h. die knappen Ressourcen<br />

sind sparsam bzw. ergiebig einzusetzen). Bei der Verfolgung des ökonomischen Prinzips sind<br />

die Zielgrößen Produktivität, Wirtschaftlichkeit und Rentabilität von großer Bedeutung<br />

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Einführung<br />

6. Zielinhalte (2/2)<br />

Formalziele (Erfolgsziele)<br />

• Produktivität = mengenmäßiges Verhältnis zwischen In- und Outputfaktoren (drückt die<br />

mengenmäßige Ergiebigkeit der Einsatzfaktoren aus; z.B. die Anzahl der montierten<br />

Autoradios pro Stunde oder Umsatz pro Verkaufsfläche)<br />

• Wirtschaftlichkeit = gibt ein Wertverhältnis wider (z.B. zwischen Ertrag und Aufwand)<br />

und ist damit eine dimensionslose Zahl; beträgt die Wirtschaftlichkeit genau 1, dann wird<br />

weder ein Verlust noch ein Gewinn erwirtschaftet<br />

• Rentabilität = Unter der Rentabilität versteht man den Quotienten in dessen Zähler stets<br />

der Gewinn steht und in dessen Nenner jene Größe steht, die der betreffenden Rentabilität<br />

den Namen gibt (z.B. Umsatzrentabilität = Gewinn/Umsatzerlöse; Kapitalrentabilität =<br />

Gewinn/Kapital, das zur Erwirtschaftung dieses Gewinns eingesetzt wurde)<br />

Messung der Zielerreichung<br />

• Satisfizierungsziele wie z.B. Erzielung eines Gewinns in Höhe von 10% des Umsatzes<br />

oder Maximierungsziele wie z.B. Erzielung des höchstmöglichen Gewinn<br />

• Messung der Zielerreichung über welche Mess-Skalen (wie z.B. Kardinalskala,<br />

Ordinalskala oder Nominalskala)<br />

Einführung in die <strong>BWL</strong> Prof. Dr. Maria Rumpf/FH Gießen-Friedberg


Einführung<br />

7. Zielbeziehungen<br />

• bezogen auf den Inhalt<br />

• Komplementäre Zielbeziehung: die Verfolgung einer Zielsetzung beeinflusst positiv den<br />

Zielerreichungsgrad eines anderen Ziels (z.B. steigender Umsatz hat häufig auch einen<br />

höheren Bekanntheitsgrad zur Folge).<br />

• Konkurrierende Zielbeziehung: die Realisation einer Zielsetzung beeinflusst negativ die<br />

Zielerreichung eines anderen Ziels; im Extremfall schließt die Realisation von einem Ziel,<br />

die eines anderen aus (z.B. verstärkte Umweltschutzmaßnahmen verhalten sich zum<br />

Gewinnziel häufig – vor allem kurzfristig betrachtet – konkurrierend)<br />

• Neutrale Zielbeziehung: die Erfüllung einer Zielsetzung hat keinen Einfluss auf die<br />

Erfüllung einer anderen Zielsetzung (z.B. ein steigender Umsatz verbessert in der Regel<br />

nicht die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmen, da die Ausgaben für Löhne, Material etc.<br />

entsprechend mit ansteigen).<br />

• weitere mögliche Quellen für Zielkonflikte<br />

• verschiedene Abteilungen /Bereiche im Unternehmen verfolgen unterschiedliche Ziele (z.B.<br />

der Bereich Produktion will Kostenreduktion durch Massenproduktion erreichen, der<br />

Bereich Marketing will einen höheren Bekanntheitsgrad durch ein breiteres Sortiment)<br />

• zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern treten Konflikte auf, wenn Ziele nicht hinrechend<br />

konkretisiert sind (z.B. „Qualitätsverbesserung“ kann unterschiedlich erreicht werden)<br />

• es können Spannungen zwischen den Unternehmenszielen und den privaten Zielen jedes<br />

Mitarbeiters auftreten (z.B. Flexibilisierung der Arbeitszeit und Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf)<br />

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Charakteristische Merkmale von Unternehmen<br />

4 produktiv<br />

Einführung<br />

4zielorientiert<br />

4 offen<br />

Das Unternehmen wird in seinem Handeln durch sein Umfeld ständig beeinflusst<br />

und umgekehrt prägt das Unternehmen auch durch sein Handeln seine Umgebung.<br />

Das Umfeld eines Unternehmens kann beschrieben werden z.B. über vier<br />

verschiedene Umfelddimensionen und eine Vielzahl von Anspruchsgruppen.<br />

4marktorientiert<br />

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Einführung<br />

Das Umfeld des Unternehmens<br />

Ein Unternehmen ist in seinen unternehmerischen<br />

Entscheidungen nicht völlig autonom, sondern muss<br />

bestimmte Randbedingungen und Einflussfaktoren<br />

des Umfeldes mitberücksichtigen.<br />

Das Umfeld des Unternehmens ist zum einen<br />

dadurch gekennzeichnet, dass es sich aus<br />

verschiedenen Gruppen zusammensetzt, mit deren<br />

Ansprüchen und Erwartungen sich das Unternehmen<br />

auseinandersetzen muss. Diese werden deshalb oft<br />

als Interessengruppen/Anspruchsgruppen<br />

(Stakeholder) bezeichnet.<br />

Aber nicht nur im Umfeld des Unternehmens gibt es<br />

Stakeholder (externe) zu beachten, sondern auch<br />

innerhalb des Unternehmens (interne Stakeholder).<br />

(vgl. nebenstehende Abbildung mit Beispielen für solche<br />

Interessengruppen und ihre teilweise sehr unterschiedlichen<br />

Erwartungen und Vorstellungen an das Unternehmen)<br />

Interessengruppen Erwartungen und Interessen an das<br />

Unternehmen<br />

Intern<br />

Eigentümer („Shareholder“) � Erhaltung bzw. Steigerung ihres<br />

investierten Kapitals<br />

� Kontrolle des Managements<br />

� Mitgestaltung der Unternehmenspolitik<br />

Management � Einkommen (Arbeitsplatz)<br />

� Macht, Einfluß, Prestige<br />

� Entfaltung eigener Ideen und<br />

Fähigkeiten<br />

Mitarbeiter � Einkommen (Arbeitsplatz)<br />

� Soziale Sicherheit und Kontakte<br />

� Gesellschaftliche Anerkennung<br />

Extern<br />

Fremdkapitalgeber � Sichere Kapitalanlage<br />

� Angemessene Verzinsung und<br />

Wertzuwachs<br />

Kunden � Versorgung mit qualitativ hochwertigen<br />

Produkten oder Dienstleistungen<br />

� Service und Komfort<br />

� Angemessenes Preis- Leistungs-<br />

Verhältnis<br />

Staat und Gesellschaft � Wirtschaftliche Beiträge (Steuern,<br />

Arbeitsplätze)<br />

� Einhalten von Rechtsvorschriften<br />

und Normen<br />

� <strong>Teil</strong>nahme an der politischen Willensbildung<br />

� Beiträge zum gesellschaftlichen,<br />

kulturellen und wissenschaftlichen<br />

Leben<br />

Einführung in die <strong>BWL</strong> Prof. Dr. Maria Rumpf/FH Gießen-Friedberg


Einführung<br />

Das Umfeld des Unternehmens<br />

Das Umfeld von Unternehmen lässt sich auch über die folgenden vier Dimensionen beschreiben:<br />

Technologische Sphäre<br />

z.B. Beschleunigung des technologischen<br />

Wandels, erhöhter Einsatz<br />

von finanziellen Mitteln für F&E<br />

Soziale Sphäre<br />

z.B. zunehmende Bedeutung von<br />

NPO; politische Entwicklungen in<br />

Europa<br />

Unternehmung<br />

Ökonomische Sphäre<br />

z.B. Internationalisierungstendenzen<br />

der Beschaffungs- und Absatzmärkte;<br />

geänderte Konsumgewohnheiten<br />

Ökologische Sphäre<br />

z.B. zunehmende Benutzung und<br />

Veränderung von natürlichen<br />

Ressourcen; rechtliche<br />

Reglementierung<br />

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S-strengths<br />

Einführung<br />

SWOT-Analyse<br />

Zwischenfazit: Jedes Unternehmen steht in einem komplexen und dynamischen Interaktionsprozess mit<br />

seinem Umfeld (das Umfeld beeinflusst in sehr vielfältiger und sich zudem verändernder Weise das<br />

Unternehmen und umgekehrt).<br />

Bei der Zielfindung und -umsetzung ist daher die SWOT-Analyse ein hilfreiches „Instrument“. Es gilt, den<br />

Handlungsspielraum und den Handlungsbedarf des eigenen Unternehmens festzustellen. Die Stärken zeigen<br />

die Fähigkeit des Unternehmens, Marktchancen zu nutzen (opportunities) und Marktrisiken (threats) zu<br />

bewältigen. Die Schwächen veranschaulichen die Schwierigkeiten des Unternehmens in der<br />

Auseinandersetzung mit dem Markt/dem Wettbewerb. Gleichzeitig sollen die aufgezeigten Nachteile aber<br />

auch anregen, die interne Situation des Unternehmens zu verbessern, seine Potenziale, Ressourcen und<br />

Kompetenzen besser einzusetzen und zu nutzen.<br />

W-weaknesses<br />

O-opportunities<br />

4Wo liegen die Stärken des Unternehmens?<br />

(z.B. Internationalisierungserfahrung, qualifizierte Marketingabteilung)<br />

4Was sind die Schwächen? (z.B. wenig liquide Mittel, veraltete Maschinen)<br />

4Welche günstigen Rahmenbedingungen für das<br />

Vorhaben sind im Umfeld erkennbar? (z.B. wachsender Markt, gute<br />

Standortbedingungen; wenig Konkurrenzunternehmen)<br />

T-threats<br />

4Wo liegen die Risiken im Umfeld? (z.B. Regierungseinfluss,<br />

Einführung in die <strong>BWL</strong> Akzeptanzschwierigkeiten bei Kunden, hohe Wettbewerbsintensität)<br />

Prof. Dr. Maria Rumpf/FH Gießen-Friedberg


Charakteristische Merkmale von Unternehmen<br />

4 produktiv<br />

4Zielorientiert<br />

4 offen<br />

Einführung<br />

4marktorientiert<br />

Unternehmen müssen – um langfristig erfolgreich zu sein – ihr Angebot von Gütern<br />

und Dienstleistungen an den Problemen und Wünschen ihrer Kunden auf einem<br />

bestimmten Markt ausrichten. Unternehmen brauchen deshalb Informationen über<br />

die unterschiedlichen Bedürfnisse/Verhaltensweisen ihrer potenziellen Nachfrager<br />

und die Merkmale des Marktes/der Branche (vgl. Abschnitt 2 „Markt und Kunde“)<br />

(Eine ähnlich konsequente Ausrichtung auf den Markt ist nicht nur für den Absatzmarkt, sondern auch für den<br />

Beschaffungs- und Kapitalmarkt notwendig)<br />

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Einführung<br />

Der „berühmte“ Ausspruch in der <strong>BWL</strong>: „es kommt darauf an ...“<br />

Unternehmen haben einige charakteristische, gemeinsame Eigenschaften (u.a. produktiv,<br />

zielorientiert, offen, marktorientiert).<br />

Bei der Beschäftigung mit Unternehmen muss aber darüber hinaus genauer spezifiziert werden, ob ...<br />

1. ... gezielt einzelne Geschäftsprozesse/einzelne Funktionen in einem Unternehmen betrachtet<br />

werden (vgl. Folien zur Wertschöpfungskette).<br />

2. ... das Unternehmen sich in einer bestimmten „Lebensphase“ befindet (vgl. Folie zum<br />

Lebensphasen-Konzept)<br />

• Gründungsphase („Early Stage“ unterteilt in „seed“ und „start-up“- Phase)<br />

• Wachstumsphase („Expansion Stage“)<br />

• Umwandlungs-, Liquidationsphase („Late Stage“)<br />

3. ... vornehmlich ein bestimmter Typ von Unternehmen betrachtet wird. Mögliche<br />

Klassifizierungskriterien sind zum Beispiel<br />

• Größe (z.B. Mittelstand gegenüber Großindustrie)<br />

• Branche (z.B. Handel, Versicherungen, Baugewerbe etc.)<br />

• Rechtsform (z.B. Personen- versus Kapitalgesellschaften)<br />

• Standort (z.B. nationale oder international agierende Unternehmen)<br />

• Gewinnorientierung (z.B. Opern oder Greenpeace gegenüber IBM oder Handwerksbetrieb)<br />

Einführung in die <strong>BWL</strong> Prof. Dr. Maria Rumpf/FH Gießen-Friedberg


Exkurs: Skizze für bestimmte „Lebensphasen“ 1 und ihre Eigenarten<br />

Finanzierungsphase<br />

Unternehmensphase<br />

Gewinn-,/Verlusterwartung<br />

des Portfoliounternehmens<br />

Typische<br />

Finanzierungsquellen<br />

Typische<br />

Managementprobleme<br />

Early Stage Expansion Stage Late Stage<br />

Seed Start-up Expansion Bridge MBO / MBI 2)<br />

• Produktkonzept<br />

• Marktanalyse<br />

• <strong>Grundlagen</strong>entwicklung<br />

+<br />

-<br />

• Einschätzung<br />

von Produktidee<br />

und Markt<br />

• Professionalität<br />

• Unternehmensgründung<br />

• Entwicklung<br />

bis zur Produktionsreife<br />

• Marketingkonzept<br />

Eigene Mittel<br />

Öffentliche Fördermittel<br />

• Mißtrauen der<br />

Kapitalgeber<br />

• Suche nach<br />

Führungskräften<br />

und Personal<br />

• Produktionsbeginn<br />

• Markteinführung<br />

oder<br />

• Wachstumsfinanzierung<br />

• Suche nach<br />

Fremdkapitalgebern<br />

• Aufbau von<br />

Marktposition<br />

und Image<br />

Venture Capital<br />

Vorbereitung<br />

eines:<br />

- Börsengangs<br />

oder<br />

-Verkaufs an<br />

industriellen<br />

Investor<br />

• Verstärkung<br />

des Wettbewerbs<br />

• Organisationsprobleme<br />

• Übernahme durch<br />

vorhandenes<br />

(MBO) oder<br />

externes (MBI)<br />

Management<br />

Fremdfinanzierung<br />

Börse<br />

• Finanzkraft des<br />

Managements<br />

• Dynamik des<br />

Managementsteams<br />

1) Turn-Around ist nicht dargestellt, da diese Phase nicht zwingend in den zeitlichen Ablauf eingeordnet werden kann. 2) MBO / MBI kommt als Alternative zur Bridge-Finanzierung oder mit langer zeitlicher<br />

Verzögerung in Betracht. Quelle: Schefczyk, M. (1998), Erfolgsstrategien deutscher Venture Capital-Gesellschaften, Stuttgart 1998, S. 37; In Anlehnung an Laub 1985, S. 30; Schmidtke 1985, S. 50;<br />

Klemm 1988, S. 41<br />

entnommen aus: Knyhausen-Aufseß, D. zu, Vorlesungsskript A<strong>BWL</strong> der Universität Bamberg, Sommersemester 1999<br />

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