Praxisausstieg wird langwieriger - Sachverständigenbüro Schmid ...
Praxisausstieg wird langwieriger - Sachverständigenbüro Schmid ...
Praxisausstieg wird langwieriger - Sachverständigenbüro Schmid ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
10 Die Pastille Aus der Praxis<br />
April 2013<br />
<strong>Praxisausstieg</strong> <strong>wird</strong> <strong>langwieriger</strong><br />
Seit Beginn dieses Jahres gelten bei der Praxisabgabe neue Regelungen<br />
– so schreibt es das GKV-Versorgungsstrukturgesetz vor.<br />
Dazu gehört auch die neue Bedarfsplanung in den einzelnen<br />
KV-Planungsbezirken. Problematisch bleibt, dass der abgebende<br />
Arzt kein Mitspracherecht bei der Vergabe des Kassenarztsitzes hat.<br />
Horst <strong>Schmid</strong>-Domin, Geschäftsführer des VmA-Kooperationspartners<br />
medass, beschreibt die wichtigsten Änderungen.<br />
Foto: © tiratore_fotolia.com<br />
Zwar ist das GKV-Versorgungsstrukturgesetz<br />
bereits seit mehr<br />
als einem Jahr in Kraft. Die Änderungen<br />
zur Praxisabgabe greifen<br />
jedoch erst seit dem 1. Januar 2013.<br />
War das sogenannte Nachbesetzungsverfahren<br />
(Abb. 1) bisher<br />
verhältnismäßig einfach, muss<br />
dafür künftig mehr Zeit eingeplant<br />
werden: Für die Abwicklung<br />
der Übergabe sollten Ärzte jetzt<br />
mindestens ein halbes Jahr einplanen<br />
(vorher ca. 3 Monate)<br />
Bis zum 31.12.2012 hatten alle zugelassenen<br />
Vertragsärzte in<br />
einem für Neuzulassungen gesperrten<br />
Planungsbereich die<br />
Möglichkeit, ihre Praxis zur Übernahme<br />
auszuschreiben. Dazu<br />
musste nur ein entsprechender<br />
Antrag auf Ausschreibung bei der<br />
KV gestellt werden. Diese veröffentlichte<br />
dann im Standesorgan<br />
die Praxisabgabe. Interessierte<br />
konnten sich darauf hin bewerben.<br />
Nach Ablauf einer Bewerbungsfrist<br />
konnte der Zulassungsausschuss<br />
für Ärzte über<br />
die Nachfolge entscheiden.<br />
Seit dem 1. Januar 2013 hat sich der<br />
Antragsweg geändert (s. Abb. 2).<br />
Soll die Praxis im Wege der Nachbesetzung<br />
ausgeschrieben werden,<br />
muss zunächst beim zuständigen<br />
Zulassungsausschuss ein<br />
Antrag auf Ausschreibung gestellt<br />
werden. Dieser kann darüber<br />
entscheiden, ob die Praxis<br />
überhaupt ausgeschrieben werden<br />
soll. Wird dies bejaht, erfolgt<br />
die Ausschreibung wie bisher.<br />
Lehnt der Ausschuss die Aus-<br />
Bisheriges Nachbesetzungsverfahren<br />
Abb: 1<br />
KV<br />
Nachbesetzungsverfahren (Ausschreibung im Standesorgan)<br />
Antrag auf Ausschreibung<br />
Praxisinhaber<br />
an die Person gebunden<br />
Kassenarztsitz<br />
Kaufvertrag<br />
(Zivilrecht – BGB)<br />
Vergabe Kassenarztsitz<br />
(Sozialrecht – SGB V)<br />
bei Einzelpraxen -<br />
kein Mitspracherecht<br />
Nachfolger<br />
Zulassungsausschuss
April 2013 Aus der Praxis Die Pastille 11<br />
schreibung jedoch ab (z.B. wegen<br />
einer hohen Überversorgung),<br />
muss nach dem GKV-Versorgungsgesetz<br />
die KV die „Praxis“<br />
ankaufen.<br />
Unklar ist, was die KV<br />
ankaufen muss<br />
Es ist davon auszugehen, dass der<br />
Goodwill-Anteil (immaterielle<br />
Praxiswert), der sich auf die Privat-<br />
und IGeL-Patienten bezieht,<br />
dabei nicht berücksichtigt <strong>wird</strong>.<br />
Problematischer ist jedoch die Frage,<br />
ob die Substanzwerte (Sachwerte)<br />
von der KV angekauft werden<br />
müssen. Auch hier kann man<br />
davon ausgehen, dass dies nicht<br />
der Fall sein <strong>wird</strong>.<br />
Die Frage des Personalüberganges<br />
an den Käufer (§ 613 a BGB) ist<br />
ebenfalls nicht geklärt. Geht man<br />
davon aus, dass die KV lediglich<br />
den Goodwill der GKV-Patienten<br />
erwerben muss, so handelt es sich<br />
nicht um die wesentliche Übernahme<br />
der Praxis, womit der § 613<br />
a BGB damit nicht zur Anwendung<br />
gelangt.<br />
Die KV <strong>wird</strong> sicherlich auch die<br />
vorhandenen Dauerschuldverhältnisse<br />
wie z. B. Mietvertrag,<br />
Wartungsverträge etc. nicht übernehmen.<br />
Unklar ist, wie der Goodwill der<br />
GKV-Patienten berechnet <strong>wird</strong>.<br />
Logischerweise müsste die von<br />
der Ärztekammer und von den<br />
KVen favorisierte sog. Ärztekammermethode<br />
angewandt werden.<br />
Bedeutet: Ein sehr hoher Kaufpreis,<br />
der nicht marktgerecht sein<br />
<strong>wird</strong>. (Abb. 2)<br />
Der Neuzuschnitt der Planungsbezirke<br />
soll eine bedarfsgerechte<br />
räumliche Verteilung ambulanter<br />
Versorgungsressourcen gewährleisten.<br />
Für die Hausarztgruppe<br />
kann dies in Großstädten bedeuten,<br />
dass der Planungsbezirk auf<br />
Stadtteile reduziert <strong>wird</strong>. Eine<br />
Kassenarztsitzverlegung von z.B.<br />
einem Stadtteil im Norden der<br />
Stadt in die Stadtmitte oder in den<br />
Süden ist dann nicht mehr möglich.<br />
Andererseits können in ländlichen<br />
Gebieten bisherige Pla-<br />
Horst G. <strong>Schmid</strong>-Domin<br />
Sachverständiger zur Bewertung von<br />
Arztpraxen und MVZ<br />
Handelsrichter am Landgericht Essen<br />
medass® Wirtschaftsberatung & Treuhand<br />
Hufelandstr. 56, 45147 Essen<br />
Telefon: 0201 / 874 20-0<br />
Telefax: 0201 / 874 20-27<br />
E-Mail: info@medass.de<br />
www.medass.de<br />
www.die-praxisboerse.de<br />
www.bewertung-arztpraxen.de<br />
nungsbezirke zusammengelegt<br />
oder erweitert werden.<br />
Fazit: Wer seine Praxis verkaufen<br />
will, sollte möglichst früh (3 Jahre)<br />
mit der Planung der Praxisabgabe<br />
beginnen. Da die oben geschilderten<br />
neuen Einschrän kungen<br />
sich nur auf Einzelpraxen beziehen,<br />
ist es sinnvoll, sich auch<br />
mit den Gedanken einer überörtlichen<br />
Berufsausübungsgemeinschaft<br />
oder mit der Teilung des<br />
Kassenarztsitzes und damit einhergehend<br />
mit einer Gründung<br />
einer Berufsausübungsgemeinschaft<br />
in der bisherigen Praxis<br />
oder mit dem „Verzicht“ seines<br />
Kassenarztsitzes zugunsten eines<br />
anderen Kassenarztes oder eines<br />
MVZ zu beschäftigen. I<br />
Neues Nachbesetzungsverfahren<br />
Abb: 2<br />
KV<br />
Nachbesetzungsverfahren (Ausschreibung im Standesorgan)<br />
- wie bisher -<br />
KV muss Praxis () kaufen<br />
Praxisinhaber<br />
an die Person gebunden<br />
Kassenarztsitz<br />
Kaufvertrag<br />
(Zivilrecht – BGB)<br />
Vergabe Kassenarztsitz<br />
(Sozialrecht – SGB V)<br />
bei Einzelpraxen -<br />
kein Mitspracherecht<br />
Nachfolger<br />
<br />
Zulassungsausschuss<br />
Antrag auf Ausschreibung<br />
nein<br />
ja