Schulversuch G8 Antrag 2004 - Heinrich-von-Gagern-Gymnasium

HEINRICH-VON-GAGERN-GYMNASIUM
Altsprachliches Gymnasium mit neusprachlichem Zweig
60316 Frankfurt am Main Am Tiergarten 6-8
Tel.: 069/212 35150 Fax : 069/212 40537
Email: heinrich-von-gagern-gym@frankfurt.schule.hessen.de
Frankfurt, den 14. Oktober 2004
An das
Hessische Kultusministerium
z. Hd. Herrn Dr. Zelazny
Luisenplatz 10
65185 Wiesbaden
über das
Staatliche Schulamt
für die Stadt Frankfurt am Main
Stuttgarter Straße 18-24
60329 Frankfurt
Antrag auf Genehmigung eines Schulversuchs
am Heinrich-von-Gagern-Gymnasium, Frankfurt
Die Schulkonferenz des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums hat am 12. Oktober 2004
nach zustimmenden Voten der Gesamtkonferenz vom 30. September 2004, des
Schulelternbeirates vom 11. Oktober 2004 und der Schülervertretung vom 11. Oktober
2004 beschlossen, beim Hessischen Kultusministerium die Genehmigung zur
Durchführung des folgend begründeten und beschriebenen Schulversuchs zu
beantragen.
Es wird beantragt, in Verfolgung eines Konzepts europäischer Mehrsprachigkeit
bereits in der Jahrgangsstufe 5 zwei Fremdsprachen zu unterrichten sowie in je
einem Halbjahr der Jahrgangsstufen 9 und 10 den Unterricht in der zweiten Fremdsprache
Englisch und im Fach Politik / Wirtschaft in einem fächerübergreifenden
Ansatz zusammenzuführen. Der geplante Schulversuch bezieht sich als Fortschreibung
des am 19.12.2002 vom Hessischen Kultusministerium genehmigten Schulversuches
und auf der Basis des Erlasses "Zwei Fremdsprachen in der Jahrgangsstufe
5" vom 29.5.2004 (Amtsblatt HKM 7/2004) auf die Rahmenbedingungen einer
achtjährigen Gymnasialzeit.

Ausgangssituation
Das Heinrich-von-Gagern-Gymnasium ist ein altsprachliches Gymnasium mit neusprachlichem
Zweig. Die Position des Lateinischen als verbindlicher erster Fremdsprache
ist in der ganzen Schulgemeinde durch positive Erfahrungen während und
nach der Schulzeit unangefochten. Mit Beginn des Schuljahres 2003 / 2004 wurde
ein Schulversuch aufgenommen, der im Kern die Stärkung der zweiten und dritten
Fremdsprache, die Verbindlichkeit bilingualen Unterrichts und jahrgangsbreiten
Informatikunterricht bedeutet. Die hohe Akzeptanz, die dieses Konzept gefunden hat,
schlägt sich in der Steigerung der Anmeldezahlen für die fünften Klassen von 72 im
Jahre 2002 auf 93 im ersten, auf 124 im zweiten Jahr des Schulversuches nieder.
Obwohl es noch nicht die Möglichkeit gab, die Ergebnisse des Versuches im
gesamten Schulzeitverlauf eines Schülerjahrgangs zu evaluieren, ermutigen die
gestiegenen Schülerzahlen und die sichtbaren ersten Ergebnisse, das vorliegende
Konzept auf die Bedingungen achtjähriger Gymnasialzeit anpassend zu übertragen.
Die im Schulversuchskonzept aus dem Jahre 2002 enthaltene Verlegung des Starts
der zweiten Fremdsprache auf die Jahrgangsstufe 6 und der dritten Fremdsprache
auf die Jahrgangsstufe 8 wird im Zusammenhang der Verkürzung der Gymnasialzeit
auf acht Jahre allgemein verbindlich, ebenso die Absenkung der Wochenstundenzahl
im Fach Griechisch.
Ausgestaltung des Schulversuchs
Bereits in der Jahrgangsstufe 5 werden die in der Grundschule erworbenen Englischkenntnisse
aufgegriffen. Nach einer Phase, in der es die Unterschiedlichkeit der
Eingangsvoraussetzungen zu kompensieren gilt, werden diese Kenntnisse in
systematischer curricularer Abstimmung mit dem Lateinunterricht erweitert. Da
erfahrungsgemäß eine nicht zu vernachlässigende Zahl von Schülern in der Grundschule
nicht Englisch, sondern Französisch oder Italienisch gelernt hat und da der
Englischunterricht in Stufe 5 nur zwei Wochenstunden umfasst, werden in diesem
Jahrgang pro Halbjahr eine Klassenarbeit sowie zwei Vokabeltests geschrieben, und
die erteilte Zeugnisnote erhält das Gewicht der Leistung in einem „Nebenfach“.
Auf dieser Basis wird dann in der Jahrgangsstufe 6 der Englischunterricht vierstündig
fortgesetzt. Nach Abschluss des ersten Halbjahrs der Jahrgangsstufe 9 sind bereits
16 Wochenstunden gymnasialen Englischunterrichts erreicht. Dies ermöglicht es, im
zweiten Halbjahr der Stufe 9 und im ersten Halbjahr der Stufe 10 den Unterricht der
Fächer Englisch und Politik / Wirtschaft in Anlehnung an die Regelungen VOGO §13,
Abs.4 in einem vier- bzw. dreistündigen Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler
fächerübergreifend zusammenzuführen. Ab dem zweiten Halbjahr der Jahrgangsstufe
10 werden Englisch und Politik / Wirtschaft wieder jeweils getrennt ausgewiesen.
Dadurch ist gewährleistet, dass vor der Wahl der Leistungskurse für die
Qualifikationsphase Unterricht in den jeweiligen Fächern besucht werden kann.
Gleichzeitig besteht für die Schüler die Möglichkeit, den Unterricht in Politik / Wirtschaft
im Sinne eines bilingualen Moduls bis zum Abitur in englischer Sprache zu
belegen.
Griechisch wird gemäß ministerieller Stundentafel in den Jahrgangsstufen 8 und 9 je
vierstündig unterrichtet. In Analogie zu dieser Regelung und der Bedeutung des
Französischen entsprechend wird auch Französisch als dritte Fremdsprache in
diesen Jahrgangsstufen mit gleicher Stundenzahl wie Griechisch angeboten.

Mit der Zielsetzung, die Schülerinnen und Schüler im Verlaufe ihrer Schulzeit zu
europäischer Mehrsprachigkeit zu führen, wird im Rahmen des Wahlpflichtunterrichts
neben das Angebot von Griechisch und Französisch ein dreistündiger Italienischkurs
gesetzt, der bei entsprechender Nachfrage ebenfalls bis zum Abitur fortgeführt
werden kann. Auf diese Weise lernen alle Schülerinnen und Schüler des Heinrichvon-Gagern-Gymnasiums
im Laufe ihrer Schulzeit wenigstens drei Fremdsprachen.
Das aus dem Wahlpflichtbereich herausgenommene Angebotsfach Informatik wird in
einem zweistündigen Unterricht während eines Schuljahres für alle Schülerinnen und
Schüler verbindlich. Die dabei erworbenen Kompetenzen haben neben ihrem lebensweltlichen
Bezug eine deutlich unterstützende Funktion für den in allen Fächern
angestrebten Umgang mit elektronischen Informations- und Kommunikationstechniken.
Die zur Ausgestaltung dieses Schulversuchs notwendigen Unterrichtskürzungen
überschreiten ausweislich der in der Anlage beigefügten Stundentafel in keinem
Fach die im Rahmen der Profilbildung vorgesehene Abweichung von zwei Wochenstunden
bezogen auf die gesamte Sekundarstufe I.
Zur Abstimmung der Leistungsanforderungen in der Jahrgangsstufe 5 finden auf Einladung
des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums regelmäßig Treffen mit Lehrerinnen
und Lehrern der Grundschulen statt, von denen erfahrungsgemäß Kinder auf das
Heinrich-von-Gagern-Gymnasium wechseln.
Mit Genehmigung des vorliegenden Antrags wird dieses Schulversuchskonzept
Bestandteil des Schulprogramms und unterliegt auf diese Weise dem Gebot der
Evaluation.
Der vorliegende Antrag auf Genehmigung eines Schulversuchs ist getragen von der
Überzeugung der Schulgemeinde, dass hiermit ein wichtiger Beitrag zur Qualitätssicherung
und -entwicklung am Heinrich-von-Gagern-Gymnasium geleistet wird, der
im Falle der Bewährung Modellcharakter auch für andere hessische Schulen
gewinnen kann. Wir bitten daher um eine wohlwollende Prüfung.
Th. Mausbach
Oberstudiendirektor
Anlage: Stundentafel