zum Beitrag - Servicestellen Nachqualifizierung Altenpflege ...
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„Mehr Fachkräfte für die <strong>Altenpflege</strong> – eine<br />
Chance für Hilfskräfte und Betriebe“<br />
Abschlussfachtagung für Niedersachsen im Rahmen des Projekts<br />
„<strong>Servicestellen</strong> <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>Altenpflege</strong> Niedersachsen und Rheinland-<br />
Pfalz“<br />
am 12. Juni 2013 in Hannover<br />
Gesprächsrunde<br />
„<strong>Nachqualifizierung</strong> in der <strong>Altenpflege</strong> – Erste Erfahrungen aus der Umsetzung“<br />
In dieser Gesprächsrunde stellten Vertreter und Vertreterinnen von <strong>Altenpflege</strong>einrichtungen,<br />
Leitungen von <strong>Altenpflege</strong>schulen und Teilnehmende der <strong>Nachqualifizierung</strong>skurse ihre<br />
Erfahrungen in der Durchführung des Projektes in den beiden Modellregionen Region Hannover<br />
und Osterholz-Scharmbeck dar. Herbert Rüb, INBAS GmbH, moderierte das Gespräch. Birgit<br />
Voigt, Leiterin der Servicestelle <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>Altenpflege</strong> Niedersachsen, beschrieb vorab<br />
die Anfänge des Projektes und zog am Schluss ein Resümee.<br />
Gesprächsteilnehmende aus der Modellregion Region Hannover:<br />
• Jens Schönfeld, Birkenhof Bildungszentrum Hannover, Koordinator der <strong>Altenpflege</strong>schule<br />
• Maren Reisener, AWO Residenz Sehnde, Einrichtungsleiterin<br />
• Andrea Sträßer, Teilnehmerin des NQ-Kurses Hannover<br />
• Karen Claus, Misburger Seniorenzentrum, Pflegedienstleitung<br />
• Andrea Kempf, Teilnehmerin des NQ-Kurses Hannover<br />
• Yvonne Schmelz, Teilnehmerin des NQ-Kurses Hannover<br />
• Elke Kowald, Ambulanter Pflegedienst Silke Lippert in Burgdorf, stellvertretende<br />
Pflegedienstleitung<br />
Gesprächsteilnehmende aus der Modellregion Osterholz-Scharmbeck:<br />
• Maike Voigts, Institut für Berufs-und Sozialpädagogik e.V., Bereichsleitung<br />
<strong>Altenpflege</strong>schulen Bremen Niedersachsen<br />
• Mechthild Schöller-Stindt, Leitung der Berufsfachschule Osterholz-Scharmbeck<br />
• Anja Hermink, Teilnehmerin des NQ-Kurses Osterholz-Scharmbeck<br />
• Marco Wichern, Teilnehmer des NQ-Kurses Osterholz-Scharmbeck<br />
und<br />
Birgit Voigt, INBAS GmbH, Leiterin der Servicestelle <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>Altenpflege</strong><br />
Niedersachsen.<br />
Einleitung: Erfahrungen der Servicestelle <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>Altenpflege</strong> Niedersachsen<br />
Die INBAS GmbH verfügt über langjährige Erfahrungen in der <strong>Nachqualifizierung</strong> und in der<br />
<strong>Altenpflege</strong> und hatte im Rahmen der Förderinitiative 2 des BMBF-Programms „Perspektive<br />
Berufsabschluss“ die Möglichkeit, beide Bereiche zu verbinden.<br />
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Das Projektteam nahm als erstes Kontakt zu den Landesministerien auf, gründete einen<br />
Projektbeirat und diskutierte konzeptionelle Fragen. Von Anfang an war klar, dass das<br />
Gesamtprojekt ein strukturbildendes Projekt sein soll, d. h. dass nachhaltig Strukturen aufgebaut<br />
und <strong>Nachqualifizierung</strong>sangebote als Leuchttürme initiiert werden. Zielesetzung war nicht, sofort<br />
in die Breite zu gehen, sondern <strong>Nachqualifizierung</strong> zunächst modellhaft zu erproben.<br />
Eine erste Frage war, welche Zielgruppe gewählt werden soll. In Absprache mit dem<br />
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) konnten auch Pflege-<br />
Erfahrene, die einen pflegefremden Abschluss haben, nach Absolvierung einer<br />
Kompetenzfeststellung in die Zielgruppe einbezogen werden.<br />
In Niedersachsen wurde eine Anregung aus dem Projektbeirat aufgegriffen, das Protokollierte<br />
Beratungsgespräch gemäß BbS-VO als Verfahren einzusetzen und zu erproben, inwieweit diese<br />
Vorgaben für die <strong>Nachqualifizierung</strong> und die Zielgruppe geeignet sind.<br />
Ein weiterer Schritt war die Suche nach Kooperationspartnern. Die Region Hannover hatte sich<br />
schon im Vorfeld als Kooperationspartnerin angeboten und Interesse an dem Projekt bekundet.<br />
Für die Auswahl der <strong>Altenpflege</strong>schulen wurden drei wichtige Punkte zu Grunde gelegt:<br />
Erfahrungen in der berufsbegleitenden Ausbildung und in der Umsetzung des Protokolierten<br />
Beratungsgesprächs sowie die Zertifizierung nach AZAV, wie es damals noch hieß. Alle drei<br />
Punkte trafen auf den Birkenhof Bildungszentrum Hannover zu.<br />
Erfahrungen der <strong>Altenpflege</strong>schulen<br />
An der Gesprächsrunde nahmen die Leitungen der kooperierenden <strong>Altenpflege</strong>schulen aus der<br />
Region Hannover und der Region Osterholz-Scharmbeck teil.<br />
Birkenhof Bildungszentrum Hannover<br />
Die Schule führt schon seit 2005 berufsbegleitende Ausbildungen durch und aus den<br />
Erfahrungen, die sie in diesen Kursen gemacht hatte, gewann sie den Eindruck, dass das Modell<br />
der <strong>Nachqualifizierung</strong>, für das sie angefragt wurde, funktionieren könnte. Außerdem passte das<br />
Modellvorhaben gut in das Konzept der Schule, das Kollegium war interessiert und die AZAV-<br />
Zertifizierung war vorhanden.<br />
Die größte Herausforderung war der Zeitdruck. Als die Auftaktveranstaltung stattfand, war der<br />
Schule noch nicht klar, ob sie ausgewählt war. Die Schule musste dann in einem sehr engen<br />
Zeitrahmen die Maßnahme zertifizieren lassen, die Maßnahme ausschreiben und das<br />
Bewerbermanagement organisieren, was wesentlich aufwändiger war als das<br />
Bewerbungsverfahren für die normalen Ausbildungsgänge. Es mussten aber keine neuen<br />
Lehrkräfte eingestellt werden.<br />
Für den <strong>Nachqualifizierung</strong>skurs wurden 24 Teilnehmende mit Hilfe des Protokollierten<br />
Beratungsgesprächs, das mit jedem Bewerber bzw. jeder Bewerberin durchgeführt wurde,<br />
ausgewählt. Dieses Auswahlverfahren war aufwändig und band viele Kollegen und Kolleginnen<br />
ein. Das Curriculum wurde so gestaltet, dass alle Inhalte einer dreijährigen Ausbildung - <strong>zum</strong> Teil<br />
in komprimierter Form - enthalten waren. Der hohe Aufwand hat sich gelohnt, weil bis auf zwei<br />
Teilnehmende, die gleich in der ersten Woche abgesprungen waren, noch alle dabei sind. Die<br />
Lehrkräfte sind sehr zufrieden mit dem Leistungsstand der Klasse.<br />
Der Unterricht findet an zwei bis drei Tagen in der Woche statt. Diese Organisationsform hat die<br />
Schule aus ihrer berufsbegleitenden dreijährigen Ausbildung übernommen und insofern passte<br />
das gut zusammen.<br />
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Berufsfachschule Osterholz-Scharmbeck des Instituts für Berufs- und Sozialpädagogik e.V.<br />
Bremen<br />
Die Schule hatte schon Erfahrungen mit dem Protokollierten Beratungsgespräch und mit einer<br />
Eignungsfeststellung. Die Teilnahme an dem Modellvorhaben empfanden die Kollegen und<br />
Kolleginnen als geeignete Herausforderung, sich in diesem Gebiet weiterzuentwickeln, und<br />
beteiligten sich daher an dem Interessenbekundungsverfahren. Die Schule stellte neue<br />
Lehrkräfte ein, was ein Gewinn war. Durch die <strong>Nachqualifizierung</strong> hat die Schule neue Dozenten<br />
und Dozentinnen gewonnen. Außerdem musste sie ihr bisheriges Vorgehen etwas umstellen. In<br />
der Schule wurden wegen des Aufbaus des <strong>Nachqualifizierung</strong>skurses viele Diskussionen und<br />
Konferenzen durchgeführt. Ganz wichtig war es, die Verwaltungskräfte mit einzubeziehen.<br />
Die Lehrkräfte machen sehr gute Erfahrungen mit der Klasse. Bei der Zusammensetzung der<br />
Klasse muss bedacht werden, dass die Teilnehmenden aus einer ländlichen Region kommen, d.<br />
h. dass sie <strong>zum</strong> Teil sehr lange Fahrtzeiten zurücklegen müssen, was im Winter eine<br />
Herausforderung war. Ansonsten sind alle begeistert, auch davon, ältere wissensdurstige<br />
Lernende zu haben. Der Unterricht ist handlungsorientiert aufgebaut. Es erfolgt ein minimaler<br />
Lehrerinput; die Schüler und Schülerinnen lernen selbständig, sich gegenseitig unterstützend<br />
unter Begleitung der Lehrkraft. Jede bzw. jeder hat andere Kompetenzen und kann diese<br />
einfließen lassen. Die Schule bietet Schülern und Schülerinnen, die eine pflegefremde<br />
Ausbildung haben, Ergänzungsunterricht an auf der Grundlage der Wünsche, die sie geäußert<br />
haben.<br />
Die Schule hat sich für die Blockform entschieden, (ein Block umfasst fünf bis sechs Wochen),<br />
weil es besser in die Schulorganisation passte. Durch die Blockform kommen die Lernenden –<br />
die lernentwöhnt sind – besser in einen Lernrhythmus hinein, weil sie nicht gleich nach dem<br />
Unterrichtsende zur Schicht müssen, sondern sich noch gegenseitig beim Lernen unterstützen<br />
können.<br />
Nach Meinung von Frau Voigts bietet der Rhythmus drei Tage Arbeit, zwei Tage Schule aber<br />
auch gute Möglichkeiten, Theorie und Praxis zu verzahnen. Jede Organisationsform hat ihre<br />
Vorteile. Um die stille Reserve der Pflegehelfer und Pflegehelferinnen zu mobilisieren, ist es<br />
hilfreich, in einer Region unterschiedliche Modelle zu fahren.<br />
Die Schule ist gut vernetzt mit den <strong>Altenpflege</strong>einrichtungen und wichtige Punkte wie z. B.<br />
Ferienzeiten werden mit den Einrichtungen abgesprochen. Es ist auch wichtig, zu beachten, dass<br />
es im ländlichen Raum kleine Einrichtungen mit wenigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gibt,<br />
die niemanden in die Ausbildung schicken können.<br />
Erfahrungen der <strong>Altenpflege</strong>einrichtungen in der Region Hannover<br />
Aus der Region Hannover berichteten Leiterinnen aus drei unterschiedlichen Einrichtungen, die<br />
Mitarbeitende für die Teilnahme am <strong>Nachqualifizierung</strong>skurs freistellen, über ihre Motive und<br />
Erfahrungen.<br />
AWO Residenz Sehnde<br />
Die Einrichtung hatte die Gewinnung von Fachkräften auf ihre Fahnen geschrieben, d. h. sie<br />
waren schon im Fort- und Weiterbildungsbereich aktiv, als der Flyer mit dem Modellvorhaben „ins<br />
Haus flatterte“. Mit einer Mitarbeiterin hatten sie auch schon Erfahrungen im Rahmen der<br />
dreijährigen berufsbegleitenden Ausbildung zur <strong>Altenpflege</strong>rin machen können. Die<br />
Einrichtungsleiterin sah mit dem Modellvorhaben die Gelegenheit, weitere Möglichkeiten zu<br />
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schaffen, um Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die schon in der Einrichtung arbeiteten, zu einer<br />
qualifizierten Ausbildung zu verhelfen.<br />
Sie fand die Organisation der Schulzeit an drei festen Tagen pro Woche besser als im Block, weil<br />
sich im Laufe der Zeit alle daran gewöhnt haben und weil in der Praxiszeit das Gelernte gleich<br />
angewendet werden kann.<br />
Misburger Seniorenzentrum<br />
Die Einrichtung wollte mit der Teilnahme an dem Modellvorhaben ebenfalls dem<br />
Fachkräftemangel vorbeugen. In der Einrichtung arbeiteten viele Hilfskräfte, die nach Ansicht des<br />
Arbeitgebers sehr gut sind. Die um ein Jahr verkürzte Ausbildung war „prima“, weil drei Jahre für<br />
die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu lang sind.<br />
Am Anfang war die Organisation in der Einrichtung sehr schwierig, weil gleich zwei<br />
Mitarbeiterinnen in der <strong>Nachqualifizierung</strong> waren, d. h. die Einrichtung musste an drei Tagen pro<br />
Woche auf zwei volle Kräfte verzichten. Da eine Mitarbeiterin der Einrichtung aus dem<br />
WeGebAU-Programm gefördert wurde, war sie nicht 38,5 Stunden die Woche in der Einrichtung,<br />
sondern konnte nur noch 23 Stunden eingesetzt werden.<br />
Ambulanter Pflegedienst Silke Lippert in Burgdorf<br />
Bezogen auf die Motivation, an diesem Modellvorhaben teilzunehmen, schloss sich Frau Kowald<br />
den Ausführungen ihrer Vorrednerinnen an. Ein weiteres Motiv war, den Fachkräftestand in ihrer<br />
Einrichtung zu erhöhen. Die Organisation war auch schwierig, insbesondere auch weil der<br />
ambulante Pflegedienst zusätzlich zur NQ-Teilnehmerin noch drei weitere Auszubildende hat.<br />
Aber alle zusammen haben es gut gemeistert.<br />
Erfahrungen der Teilnehmenden in den <strong>Nachqualifizierung</strong>skursen<br />
In der Gesprächsrunde sprachen drei Teilnehmende aus dem <strong>Nachqualifizierung</strong>skurs in der<br />
Region Hannover und zwei aus dem Kurs in Osterholz-Schambeck über ihre Erfahrungen. Der<br />
Kurs in Hannover stand <strong>zum</strong> Zeitpunkt der Gesprächsrunde kurz vor dem Abschluss.<br />
Für eine Teilnehmende war der erste interessante Punkt die Verkürzung der Ausbildungszeit.<br />
Außerdem wolle sie das Wissen haben, über das examinierte Fachkräfte verfügen. Im<br />
ambulanten Pflegedienst sei man oft auf sich allein gestellt und da sei es gut, über dieses<br />
Fachwissen zu verfügen, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Ihre Arbeitswoche<br />
erhöhte sich durch die Ausbildung auf 45 Stunden. Sie würde nicht jedem empfehlen, an der<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> teilzunehmen. Ein stabiles Umfeld sei eine wichtige Voraussetzung, um die<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> gut absolvieren zu können.<br />
Eine weitere Teilnehmende wurde auch von der zweijährigen Ausbildung „angelockt“. Da sie<br />
schon eine abgeschlossene Berufsausbildung hatte, wollte sie nicht noch weitere drei Jahre zur<br />
Schule gehen. Aber sie wollte auch das Fachwissen haben, um gezielter arbeiten zu können<br />
mehr Verantwortung selber zu tragen. Außerdem wollte sie sich fortbilden können und das könne<br />
sie nur mit dem Examen. Die Ausbildung läuft zusätzlich zu ihrer 38,5 Stundenwoche. Darunter<br />
leiden die Familie und die sozialen Kontakte. Aber es werde bald aufhören und dann habe sie<br />
das, was sie immer haben wollte: das Examen. Auch sie sah in der Unterstützung der<br />
Angehörigen, der Leitung und der Kollegen und Kolleginnen eine wichtige Voraussetzung, um die<br />
Ausbildung gut durchzuführen zu können.<br />
Die dritte Teilnehmerin trug sich schon länger mit dem Gedanken, die Ausbildung zu machen. Da<br />
die drei- und vierjährigen Ausbildungsgänge ihr zu lang waren, kam das Angebot, im Rahmen<br />
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des Modells eine verkürzten Ausbildung absolvieren zu können, genau zur rechten Zeit. Die<br />
Förderung von der Arbeitsagentur im Rahmen des WeGebAU-Programms war eine enorme<br />
Entlastung für sie. Dadurch addierte sich die Ausbildungszeit in der Schule nicht zur Arbeitszeit in<br />
der Einrichtung, sondern war darin integriert. Das Lernen mache ihr Spaß und für sie sei es nicht<br />
schwer, auf Freizeit zu verzichten. Sie sah aber auch die Mühe, die andere Teilnehmerinnen im<br />
Kurs <strong>zum</strong> Teil aufbringen müssen. Sie würde nicht jedem empfehlen, an der <strong>Nachqualifizierung</strong><br />
teilzunehmen. Wenn im sozialen Umfeld zu viel Unruhe sei, würde sie davon abraten.<br />
Die vierte NQ-Teilnehmende in der Gesprächsrunde verfügte über eine abgeschlossene<br />
Berufsausbildung, war aber unzufrieden mit ihrer Tätigkeit. Sie bekam den Tipp, sich als<br />
Pflegekraft zu bewerben. Die Entscheidung, jetzt noch etwas zu lernen, kam durch die<br />
Ausschreibung des Modellvorhabens, die in ihrer Einrichtung an der Pinnwand hing. Im<br />
Aufnahmeverfahren sei für sie das schwierigste gewesen, das Zeugnis zu besorgen. Alles andere<br />
sei nicht schwierig für sie. Sie habe viel Neues gelernt in dem Kurs.<br />
Der fünfte Teilnehmende hat ebenfalls eine abgeschlossene Berufsausbildung und im erlernten<br />
Beruf auch einige Jahre gearbeitet. Die Firma, in der er arbeitete, meldete Insolvenz an, was<br />
dazu führte, dass er sich auf eine Stelle als Pflegekraft bewarb. Mittlerweile ist er seit 12 Jahren<br />
Vollzeitpflegehelfer und absolviert nun die <strong>Nachqualifizierung</strong>, auch um einen besseren<br />
Berufsstand zu haben.<br />
Im Aufnahmeverfahren war für ihn auch das schwierigste, in der Kürze der Zeit die erforderlichen<br />
Dokumente einzureichen. Das Protokollierte Beratungsgespräch sei nicht so umfangreich<br />
gewesen wie er gedacht hatte. Er habe sich fachlich auf Dinge vorbereitet, die aber gar nicht<br />
abgefragt wurden. Im Kurs habe er viel Neues gelernt. Nach seiner Einschätzung hinterfragt er<br />
jetzt in der Praxis auch mehr. Er konnte in der Praxis alles anwenden, was er gelernt hat. Die<br />
Anwendung geschieht unter Anleitung eines Praxisanleiters in der Einrichtung. Die Inhalte des<br />
ersten Ausbildungsjahres lernt er im Praxisblock, weil die Zeit im Lernblock dafür nicht reicht.<br />
Resümee: Hauptergebnisse des Projektes<br />
Birgit Voigt, Leiterin der Servicestelle <strong>Nachqualifizierung</strong> <strong>Altenpflege</strong> Niedersachsen, bilanzierte:<br />
<strong>Nachqualifizierung</strong> ist ein wichtiges Angebot für eine Teilzielgruppe und damit eine der<br />
Strategien, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.<br />
Ergebnisse und Erkenntnisse des Projektes:<br />
• Im Rahmen des Projektes konnte die <strong>Nachqualifizierung</strong> in Niedersachsen und auch im<br />
Bundeskontext bekannt gemacht werden.<br />
• Die <strong>Altenpflege</strong> hat besondere Rahmenbedingungen und auf diese müssen die Instrumente<br />
angepasst werden.<br />
• Im Vorfeld ist Unterstützung nötig: Sowohl Arbeitgeber bzw. Arbeitgeberinnen als auch<br />
Pflegehilfskräfte brauchen im Vorfeld eine intensive Beratung. Im Rahmen des Projektes<br />
wurde eine Beratungshotline eingerichtet und vielfältige Informationsmaterialien für<br />
unterschiedliche Adressaten erstellt.<br />
• Es macht Sinn, die beruflichen Vorerfahrungen, die Hilfskräfte während ihres<br />
Beschäftigungsverhältnisses in der <strong>Altenpflege</strong> erworben haben, aufzugreifen.<br />
• Auf der Grundlage des Protokollierten Beratungsgesprächs wurde das Auswahlverfahren<br />
weiterentwickelt, um zu erfassen, welche Kompetenzen die Bewerber und Bewerberinnen<br />
mitbringen. Die Herausforderung für die Schulen war, das inhaltlich und organisatorisch<br />
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umzusetzen. Vorher lagen nur Erfahrungen in der Anwendung des Protokollierten<br />
Beratungsgesprächs für die Kompetenzerfassung bei der Einmündung in das zweite<br />
Ausbildungsjahr und in Bezug auf Einzelfälle vor.<br />
• Die Schulen haben intensive Arbeit geleistet, das Auswahlverfahren anzupassen und die<br />
Curricular neu zu „schneiden“. Es ist sehr wichtig, dass diese Erfahrungen weiter genutzt<br />
werden.<br />
• Für das Projekt wäre es sinnvoll, die beiden Kurse auch über das Projektende am 31.8.2013<br />
weiter zu begleiten. Da der Kurs in Hannover im November 2013 endet, kann zu diesem<br />
Zeitpunkt noch nicht abschließend gesagt werden, ob sich Konzept und praktische<br />
Umsetzung bewährt haben.<br />
• Es gibt noch reichlich Diskussionsbedarf bei der Definition und Festlegung von<br />
Qualitätsstandards - so muss z. B. nach den Standards guter Kompetenzfeststellung jedes<br />
Kompetenzmerkmal mindestens zwei Mal beobachtet werden und jede „Station“ von zwei<br />
Lehrkräften besetzt sein.<br />
• Darüber hinaus gibt es aus Sicht der Servicestelle auch Unterstützungsbedarf beim Transfer<br />
dieser Erfahrungen auf andere <strong>Altenpflege</strong>schulen.<br />
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