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Musik im Raum - ZKM

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Damit werden pr<strong>im</strong>är über Zeitfunktionen vermittelte <strong>Raum</strong>vorstellungen eines akustischen Cyberspace<br />

konstituierend für neue kompositorisch/konstruierende Formvorstellungen wie für die Generierung<br />

und Manipulation von Klängen. Der historische Kreis öffnet sich, wenn die frühen formund<br />

damit strukturabbildenden <strong>Raum</strong>funktionen durch eine, wie es bei Margaret Werthe<strong>im</strong> heißt,<br />

akustische „H<strong>im</strong>melstür des Cyberspace“ eine neue musikalische Klangformensprache finden, jenseits<br />

bloßer S<strong>im</strong>ulation vergangener Räume einer bürgerlichen <strong>Musik</strong>kultur. <strong>Raum</strong> als eigenständige<br />

Qualität ist kompositorisch wie medial somit noch weitgehend unbegriffen.<br />

In einer als Netzstruktur verstandenen Räumlichkeit ist die Lokalisierung von Klängen ein<br />

möglicherweise sogar untergeordneter Aspekt, in jedem Fall einer von vielen. Wenn die Vermutung<br />

der eingeschränkten Bedeutung zutrifft, geht sie einher mit dem Bedeutungsverlust der euklidischen<br />

<strong>Raum</strong>vorstellung, wie wir ihn <strong>im</strong> Alltag täglich und ganz praktisch erfahren. Just jene Technologie,<br />

die uns diese Erfahrbarkeit beschert, ist auch die Voraussetzung dafür, den euklidischen <strong>Raum</strong> in<br />

der Projektion von Klängen wieder aufleben zu lassen. Mag sein, dass der Hype der Vielkanalstücke<br />

eine Episode in der Entwicklung des <strong>Raum</strong>begriffs medial vermittelter Kunst ist, die uns eines Tages<br />

so verschroben und liebenswert aber letztlich unbedeutend erscheint, wie heute der Viewmaster<br />

oder die 3D-Brille.<br />

1<br />

Michel Foucault, „Andere Räume“, in: Stadt-Räume, hrsg. von Martin Wenz, Campus Verlag, Frankfurt am Main und<br />

New York, 1991, S. 65–72.<br />

* * *<br />

Michael Harenberg (*1961) studierte systematische <strong>Musik</strong>wissenschaft in Gießen und Komposition<br />

bei Toni Völker in Darmstadt. Er beschäftigt sich kompositorisch wie theoretisch mit computergenerierter<br />

<strong>Musik</strong> <strong>im</strong> Rahmen instrumentaler, installativer sowie <strong>im</strong>provisierter <strong>Musik</strong>. Harenberg ist<br />

Professor für musikalische Gestaltung und Medientheorie sowie Leiter des Studiengangs <strong>Musik</strong> und<br />

Medienkunst an der Hochschule der Künste in Bern (www.medien-kunst.ch). Er lebt als Komponist<br />

und <strong>Musik</strong>wissenschaftler in Karlsruhe. Als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für elektroakustische<br />

<strong>Musik</strong> (DEGEM) ist er verantwortlich für die Leitung des Projektes DEGEM WebRadio<br />

@ <strong>ZKM</strong> (www.degem.de/webradio).<br />

Michael Harenberg, Daniel Weissberg „Ach woher!“<br />

* * *<br />

Daniel Weissberg (*1954 in Basel) Klavierstudium bei Klaus Linder und Kompositionsstudium bei<br />

Jacques Wildberger am Konservatorium Basel. Anschließend Studium bei Mauricio Kagel. Assistent<br />

von Kagel an der <strong>Musik</strong>hochschule Köln. Sein Schaffen umfasst Solo- und Kammermusik sowie<br />

Orchesterwerke, Hörspiele, elektronische <strong>Musik</strong>, Mult<strong>im</strong>ediaprojekte und Werke <strong>im</strong> Bereich des<br />

Neuen <strong>Musik</strong>theaters. Er spielt als Interpret live-elektronischer <strong>Musik</strong> vor allem eigene Werke und<br />

in Improvisationsensembles. Weissberg unterrichtet an der Hochschule der Künste Bern und leitet<br />

dort den Studiengang <strong>Musik</strong> und Medienkunst (zusammen mit Prof. Michael Harenberg).

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