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Musik im Raum - ZKM

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Straßen von Amsterdam statt. Obwohl die Aktion hier nicht choreografiert war, ergab sich dadurch,<br />

dass das Publikum der Lautsprecherträgerin folgte, eine spezifische Formation, eine Art natürlich<br />

fließende Prozession in diesem städtischen Setting. (Vgl. Abb. 1)<br />

2006 wurde am Institut für Neue <strong>Musik</strong> der UdK/HfM Berlin ein Workshop zum Thema „Landschaftskomposition<br />

und Landschaftsklangkunst“ veranstaltet, der von Wolfgang Heiniger, Josh<br />

Martin, Daniel Ott und mir geleitet wurde. Der Workshop fand zwe<strong>im</strong>al in der ländlichen Umgebung<br />

Berlins statt, der erste Teil in klirrender Kälte <strong>im</strong> Januar (vgl. Abb. 2) und der zweite bei<br />

sommerlichen Temperaturen <strong>im</strong> Juni. Ziel war es, elektronische und auch instrumentale Werke<br />

mit ‚Landschaft’ zu konfrontieren. Ein Schwerpunkt des Workshops <strong>im</strong> Januar waren Versuchsanordnungen<br />

zu Lautstärke, Richtung und Ortsbezogenheit von elektronischen Klängen <strong>im</strong> Freien,<br />

die mit einem selbst konstruierten mobilen Lautsprechersystem, bestehend aus einer 12V-Batterie,<br />

Autoverstärker und Autolautsprechern, realisiert wurden. Die Hörerfahrungen bei den Versuchen<br />

waren stark geprägt von den extremen Wetterbedingungen: Es war das kälteste Wochenende dieses<br />

sowieso schon kalten Winters, mit Tagestemperaturen nicht über minus 12 Grad. Durch den vereisten<br />

Boden wurde eine riesige Weite hörbar, und bei den Rauschklängen, die für die Exper<strong>im</strong>ente<br />

vor allem gewählt wurden, traten bei diesen akustischen Rahmenbedingungen Phaseneffekte, Reflexionen<br />

und Echos besonders deutlich hervor. Die Kälte bedingte auch ein besonders körperliches<br />

Hören: Der ganze Körper zog sich zusammen, was nach meiner Erfahrung gleichzeitig eine Konzentration<br />

auf die Wahrnehmung bewirkte – es schien, als könnte man eine Stecknadel fallen hören in<br />

der weiten, schneebedeckten Landschaft. An diesem Wochenende wurde erfahrbar, wie sich ‚natürliche’<br />

Klänge und natürliche akustische Phänomene in solch extremen Bedingungen elektronischen<br />

Klängen annähern können. Bei einer kurzfristig entwickelten Performance mit verschiedenen nichtelektronischen<br />

Klangerzeugern auf einem zugefrorenen See ertönten zu den von Menschen gemachten<br />

Klängen entfernte Bässe, die vom untergründigen Planschen des Wassers an die Löcher in der Eisdecke<br />

erzeugt wurden. Das Kreisen von an Schnüren befestigten Metallobjekten auf der Eisfläche ergab<br />

Klänge, die elektronisch erzeugten Effekten ähnelten.<br />

Bei der Fortsetzung des Seminars <strong>im</strong> Sommer wurden komponierte Stücke draußen aufgeführt,<br />

u.a. <strong>im</strong> Wald: In vier H<strong>im</strong>melsrichtungen verteilten sich die Träger der mobilen Lautsprecher zwi-<br />

Kirsten Reese „Bewegte Lautsprecher <strong>im</strong> <strong>Raum</strong>“<br />

Abb. 2: Exper<strong>im</strong>ent mit Cathy van Ecks Hornlautsprechern während des Workshops „Landschaftskomposition und<br />

Landschaftsklangkunst“, Institut für Neue <strong>Musik</strong> der UdK/HfM Berlin, Landgut Sauen, Brandenburg, Januar 2006,<br />

Foto: Stefan Roszak<br />

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