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Musik im Raum - ZKM

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auf dem Wasser schw<strong>im</strong>men würden. Schon als eine Schüssel mit Minilautsprechern in der Badewanne<br />

schaukelte und quäkte, erschien sie mir plötzlich wie lebendig und beinahe anrührend.<br />

Die Bewegung von Lautsprechern kann auf unterschiedliche Weise ausgelöst und gesteuert<br />

werden: Bei Tsangaris aktivieren die Besucher die Lautsprecher, bei Bosshard und van der Heide<br />

reguliert ein Motor die Bewegung, wobei bei letzterem durch die Interaktivität das System eine<br />

zusätzliche Autonomie gewinnt. Bei Der tönende See schließlich wurden die Lautsprecher durch<br />

natürliche Phänomene, hier durch den Wind und die Wasserströmung, in Bewegung versetzt. Während<br />

bei den meisten Installationen klingende Objekte fest angebracht sind und sich daher nur in<br />

einem best<strong>im</strong>mten Radius bewegen können, legten bei dieser Arbeit die Lautsprecher dadurch, dass<br />

die Schüsseln allmählich auf das Ufer zutrieben, eine Strecke zurück. Selbst diese nicht-technisch<br />

gesteuerte Bewegung ließ sich – mehr oder weniger präzise – regulieren: Im Vorfeld der Aufführung<br />

lotete ich aus, wie schnell und wohin die Schüsseln in Abhängigkeit zur Windstärke treiben würden,<br />

um dann über ihre Positionierung und Verteilung be<strong>im</strong> Aussetzen am Tag der Aufführung die klangliche<br />

Dichte der Komposition zu beeinflussen. Trotz des installativen Settings kann Der tönende See<br />

aufgrund des zeitlichen Verlaufs als eine Aufführung/Performance bezeichnet werden, auch wenn<br />

keine Performer beteiligt waren.<br />

Gordon Monahans Speaker Swinging (1987) ist ein Beispiel für eine Arbeit, bei der Performer<br />

beteiligt sind und mit Lautsprechern agieren: Bis zu vier Performer stehen erhöht auf einer Bühne<br />

und lassen über ihren Köpfen Lautsprecher kreisen. Inspiriert wurde Monahan durch Autos, aus<br />

denen Heavy Metal <strong>Musik</strong> drang: “As the cars cruised by, there was that fleeting moment of wet,<br />

fluid music, when one tonality melts into another.” 2 Die Lautsprecher erscheinen nun weniger selbst<br />

als ‚lebendige Wesen’, vielmehr bilden Lautsprecher und Performer eine Einheit, die die Konfrontation<br />

Mensch – Maschine auf vielfältige Weise thematisiert. Wie bei anderen Aufführungen, in denen<br />

Menschen Lautsprecher bewegen, bekommt ‚Lautsprechermusik’ eine performative Qualität, deren<br />

Fehlen ja in Bezug auf Aufführungen elektronischer <strong>Musik</strong> <strong>im</strong>mer wieder beklagt wurde.<br />

Cathy van Eck geht mit ihrem Projekt Hearing Sirens in den Außenraum. Sie verwendet riesige<br />

selbstgebauten Hornlautsprecher, die von Performern getragen werden. Der Titel des Projekts<br />

bezieht sich auf Sirenen als mythologische Figuren und als warnende klangliche Signalgeber, zu<br />

denen konzeptuell, akustisch und visuell ein Bezug hergestellt wird: Die Hörner haben die gleiche<br />

Form und akustische Charakteristik wie Warnsirenen und sind wie diese knallgelb, das musikalische<br />

Material basiert auf dem „physical modeling“ des Klangs einer Warnsirene. Die Aufführung von<br />

Oefening in stilzwijgend zingen [Übung <strong>im</strong><br />

stillschweigenden Singen], einer der Realisierungen<br />

des Projekts be<strong>im</strong> Festival Rümlingen<br />

2005, hatte eine von Teresa Rotemberg<br />

entwickelte durchgängige Choreografie, der<br />

die drei Performer folgten. Die gelben Lautsprecher<br />

waren dabei integraler Bestandteil<br />

der Performance, die als Instrumente, Requisiten,<br />

Kostüme oder als bewegte Skulpturen<br />

betrachtet werden konnten. Be<strong>im</strong> Mobile<br />

Music Workshop 2007 fand eine Performance<br />

mit den Hornlautsprechern in den<br />

Kirsten Reese „Bewegte Lautsprecher <strong>im</strong> <strong>Raum</strong>“<br />

Abb. 1: Cathy van Eck, Hearing Sirens, Performance<br />

be<strong>im</strong> Mobile Music Workshop, Amsterdam 2007,<br />

http://www.flickr.com/photos/mobilemusicworkshop/<br />

page11/.<br />

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