StellungnahmeWilliEU2012-05-23.pdf - CulumNATURA
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Herrn<br />
José Manuel Barroso<br />
Präsident der Europäischen Kommission<br />
und<br />
Frau<br />
Sabine Lecrenier<br />
Leiterin des Referats „Gesundheitstechnologie und Kosmetik“<br />
200 rue de la Loi<br />
1049 Brüssel<br />
Belgien<br />
Ernstbrunn, am 23. Mai 2012<br />
Betrifft: Antwort auf Ihr Schreiben vom 23. Februar 2012, Kennzahl SANCO/B/2/bl D(2012) 191032<br />
2. offener Brief: Aufforderung, die EU-Kosmetikrichtlinie zu ändern, welche Henna als<br />
schädlich erscheinen lässt<br />
Kurzfassung: Fragwürdige Industriestudien dienen als Grundlage, „schwarzes Henna“ über die<br />
EU-Kosmetikrichtlinie als schädlich erscheinen zu lassen. Dies führt zu einer Irreführung der<br />
Konsumenten auf Verpackungen konventioneller Produkte. Für Probleme sorgen nicht Henna-<br />
Naturprodukte, sondern bedenkliche Chemikalien wie para-Phenylendiamin (PPD), die diesen z.T.<br />
beigemischt werden. Wir fordern die EU-Kommission auf, industrieunabhängige Studien<br />
vorzulegen, die ihre Aussagen untermauern. Gibt es diese nicht, ist die EU-Kosmetikrichtlinie zu<br />
ändern und die m.E. sehr fragwürdige Darstellung von natürlichen, seit Jahrhunderten bewährten<br />
Produkten wie Henna unverzüglich zu stoppen.<br />
Sehr geehrter Herr Barroso,<br />
sehr geehrte Frau Lecrenier!<br />
Danke für Ihre Antwort auf mein Schreiben vom 4. Jänner 2012. Zweifellos setzten die<br />
Verantwortlichen einen Schritt in die richtige Richtung, indem sie die maximal zulässige<br />
Konzentration an para-Phenylendiamin (PPD) in Haarfärbemittel senkten und diesen Stoff nun erneut<br />
bewerten lassen.<br />
Für mich persönlich als seit Jahrzehnten in dieser Branche tätigen Unternehmer stellt sich die Frage<br />
nach der Bewertung von PPD schon lange nicht mehr: Die mir vorliegenden Studien sind m.E. derart<br />
eindeutig, dass dieser Stoff verboten werden sollte.<br />
Somit bin ich auch beim Kern meines neuerlichen Schreibens: Ihre erste Antwort war mir weit zu<br />
wenig konkret bzw. ich habe sie als teilweise irreführend wahrgenommen.<br />
Sie schreiben, dass bei Henna laut Gutachten des EU-eigenen SCCS „die vorgelegten Daten nicht<br />
ausreichten, um die Sicherheit der Verwendung des Stoffes in Haarfärbemitteln zu bewerten“. Beim<br />
Henna-Farbstoff Lawson vertrete der ebenso EU-eigene Wissenschaftliche Ausschuss für kosmetische<br />
Mittel (SCCNFP) „alles in allem die Auffassung, dass Lawson in vitro und in vivo genotoxisches und<br />
erbgutveränderndes Potenzial hat und daher kein unbedenklicher Schwellenwert für Lawson<br />
festgesetzt werden kann“.
Die benannten Industriestudien gehen von der Schädlichkeit des Henna-Farbstoffs aus<br />
Verstehe ich Sie recht, dass es mit anderen Worten nur wenige (negative) Daten gibt, aber die EU-<br />
Verantwortlichen glauben „alles in allem“, dass der Henna-Farbstoff schädlich ist. Was Sie zu<br />
erwähnen vergessen zu haben scheinen, ist dass die negativen Studien bzgl. Lawson von COLIPA<br />
bzw. „Cosmetics Europe“ stammen, dem Dachverband der – konventionellen – europäischen<br />
Kosmetikindustrie. 1 Mitglieder sind z.B. L’Oréal, Procter & Gamble oder Unilever. Er ist laut<br />
Eigendefinition „seit 1962 die Stimme von Europas 58,1 Mrd. Euro schweren Kosmetik-,<br />
Toiletteartikel- und Parfumerieindustrie“. 2 Würden Sie dies als Unabhängigkeit bezeichnen.<br />
Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erklärte hingegen im Jänner 2003, „dass von<br />
Lawson nach heutigem Wissen kein erbgutschädigendes Risiko für den Menschen ausgeht“. 3 Diese<br />
Einschätzung teilt das BfR meines Wissens seit heute, womit die von Ihnen zitierten Industriestudien –<br />
wie es aussieht – widerlegt sind.<br />
Unabhängige Studien sprechen andere Sprache<br />
Sehr geehrter Herr Barroso, sehr geehrte Frau Lecrenier! Mir geht es einzig und alleine um Fakten:<br />
- Nennen Sie mir eine unabhängige wissenschaftliche Studie, die nachweist, dass Henna<br />
schädlich ist und ihre Quellen und Untersuchungen samt Inhalt angibt.<br />
- Nennen Sie mir eine wissenschaftliche Studie, die nachweist, dass para-Phenylendiamin<br />
unschädlich ist.<br />
Kennzeichnung muss geändert werden: para-Phenylendiamin ist das Problem, nicht Henna<br />
Sollte es diese Fakten nicht geben, ersuche ich Sie neuerlich eindringlich, die m.E. in so weit<br />
irreführende Kennzeichnung auf Verpackungen von Haarfärbemitteln zu ändern, die Henna m.E. in<br />
ein schiefes Licht rückt! Schließlich schreiben Sie selbst: „Unter der Bezeichnung „schwarzes Henna“<br />
verkaufte Produkte enthalten häufig gar kein Henna … Pasten von „schwarzem Henna“ enthalten<br />
meistens zwischen 10% und 80% PPD.“ Diese Pasten müssten demnach also „schwarzes PPD“ oder<br />
ähnlich heißen. Wenn diese PPD-Produkte für Tätowierungen eingesetzt werden, können sie zuerst zu<br />
allergischen Hautreaktionen und später beim Haarefärben mit PPD zu „möglicherweise<br />
lebensgefährlichen allergischen Reaktionen“ führen. Ich schließe mich daher gerne Ihrer Diktion an,<br />
die ich nur so verstehen kann, dass auch nach Ihrer Auffassung PPD das Übel ist, nicht Henna. Zu<br />
Recht weisen Sie darauf hin, dass jeder Konsument das Recht hat, verständlich und nicht irreführend<br />
informiert zu werden. Es kann nicht sein, dass - wie Sie schreiben – nur ein im Vorhinein „gut<br />
informierter Verbraucher“ Warnhinweise richtig deuten kann.<br />
Daher noch einmal unser Vorschlag für eine Beschreibung der Warnhinweise:<br />
„Haarfärbemittel können schwere allergische Reaktionen hervorrufen.<br />
Bitte folgende Hinweise lesen und beachten:<br />
Dieses Produkt ist nicht für Personen unter 16 Jahren bestimmt.<br />
Temporäre Tätowierungen mit Paraphenyldiamin (PPD), die oftmals auch mit ‚schwarzem<br />
Henna‘* beworben werden, können das Allergierisiko erhöhen.<br />
Es wird empfohlen, das Haar nicht zu färben,<br />
— wenn Sie einen Ausschlag im Gesicht haben oder wenn Ihre Kopfhaut empfindlich, gereizt oder<br />
verletzt ist;<br />
— wenn Sie schon einmal nach dem Färben Ihrer Haare eine Reaktion festgestellt haben;<br />
— wenn eine temporäre Tätowierung mit Paraphenyldiamin (PPD, bei Ihnen schon einmal eine<br />
Reaktion verursacht hat.“<br />
1 Siehe u.a. Report SCCNFP/0798/04 „Opinion concerning Lawsone“: „ … COLIPA provided a draft report on<br />
the potential of Lawsone C 146 to induce DNA damage.” Abgerufen unter<br />
http://ec.europa.eu/health/ph_risk/committees/sccp/documents/out254_en.pdf<br />
2 Eigendefinition von Cosmetics Europe; abgerufen unter http://www.cosmeticseurope.eu/about-cosmeticseurope.html<br />
engl. Original: „Cosmetics Europe - The Personal Care Association, previously Colipa, has been the<br />
voice of Europe’s EUR 58.1 billion cosmetic, toiletry and perfumery industry since 1962.”<br />
3 Stellungnahme des BfR vom 10. Januar 2003: „Gesundheitliche Bewertung der Substanz „Lawson““;<br />
abgerufen unter http://www.bfr.bund.de/cm/343/gesundheitliche_bewertung_der_substanz_lawson.pdf
*Henna ist ein Naturprodukt, ruft keine allergischen oder sonstigen negativen Reaktionen hervor und ist<br />
auch für Personen unter 16 Jahren und Schwangere geeignet.<br />
Es zeichnet Menschen besonders aus, wenn sie Fehler erkennen und wiedergutmachen. Die<br />
Geschichte lehrt uns, dass auch Sachverständige nicht vor Fehlern gefeit sind – siehe die Verwendung<br />
von PVC. Viele Konsumenten würden sich mit mir über dieses Zeichen der Größe freuen, da bin ich<br />
mir sicher.<br />
Ich erbitte eine baldige Antwort und verbleibe<br />
Mit freundlichen Grüßen,<br />
Willhelm Luger