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Neujahrsempfang 2009 - Gunnar Koerdt

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Rede anlässlich des <strong>Neujahrsempfang</strong>es der Stadt Bedburg<br />

am 10. Januar <strong>2009</strong>, um 10:30 Uhr, auf Schloss Bedburg<br />

von <strong>Gunnar</strong> <strong>Koerdt</strong><br />

Bürgermeister der Stadt Bedburg<br />

(es gilt das gesprochene Wort)


Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

- 2 -<br />

wie jedes Jahr freue ich mich, dass Sie meiner Einladung zum traditionellen<br />

<strong>Neujahrsempfang</strong> der Stadt Bedburg gefolgt sind. Nachdem ich Sie bereits alle<br />

persönlich einzeln begrüßen durfte, möchte ich Sie noch einmal offiziell sehr herzlich<br />

hier im Rittersaal auf Schloss Bedburg willkommen heißen.<br />

Führen Sie mit mir eine schöne alte Tradition zum Jahresanfang fort. Wir treffen uns<br />

in diesem großen Kreis, um uns auszutauschen, da Begriffe wie Gemeinschaft und<br />

„Wir-Gefühl“ in unserer Stadt Bedburg keine leeren Worthülsen, sondern gelebte<br />

Praxis sind.<br />

Liebe Gäste,<br />

Ich hoffe, Sie fühlen sich heute morgen so sicher wie noch nie in diesem schön<br />

renovierten Schloss. Seit dem Sommer ist das Schloss mit einem neuen Dach im<br />

Arkadenhof versehen worden. Bei den Bildern, die an der Seite des Arkadenhofes<br />

von der Decke abhängen, handelt es sich um Fotofolien, die auf Akustikplatten<br />

gezogen wurden und zusammen mit anderen Maßnahmen nun für eine wunderbare<br />

Akustik sorgen. Der Schankraum ist völlig neu gestaltet worden und der Rittersaal<br />

erstrahlt in neuem Glanz. Das wertvolle Tropenholzparkett wurde überarbeitet und<br />

die alte, wunderschöne Bleiverglasung zum Vorschein gebracht. Mit Akustikdecke,<br />

professioneller Licht-, Ton- und Lüftungstechnik bietet er jetzt ein zeitgemäßes<br />

Ambiente für alle Veranstaltungen. Auch der Brandschutz musste auf den neuesten<br />

Stand gebracht werden, was in so einem alten Schloss natürlich umfangreich und<br />

teuer ist. Aber dafür entspricht es nun voll und ganz den Brandschutzanforderungen<br />

des Bauordnungsamtes des Rhein-Erft-Kreises.<br />

Ich finde, die Arbeiten – und das dafür investierte Geld – haben sich gelohnt.<br />

Während der Überbrückungsphase hat uns die Feuerwehr mit Brandwachen<br />

tatkräftig unterstützt, damit nicht all zu viele Termine ausfallen mussten. Vielen Dank<br />

an alle, die hier gearbeitet haben!<br />

Der Auftakt des heutigen Vormittages ist einer jungen Dame mit einer<br />

eindrucksvollen Stimme vorbehalten. Diese junge Künstlerin, aufgewachsen in<br />

Bedburg-Rath, musste etwas früher aufstehen als die anderen Bedburger. Sie<br />

kommt heute aus Köln. Dort studiert sie „Klassische Musik“. Ihre Diplomprüfung an<br />

der Hochschule für Musik bestand sie im vergangenen Sommer mit Auszeichnung.


- 3 -<br />

Seit dem setzt sie ihr Studium im Aufbaustudiengang „Master Oper“ fort. Im<br />

September 2008 war sie Preisträgerin des Bergheimer Sängerpreises. Den<br />

<strong>Neujahrsempfang</strong> eröffnet sie mit den beiden Stücken „Vittoria“ von Giacomo<br />

Carissimi, sowie „Caro mio ben“ von Tomaso Giordani. Begrüßen Sie mit mir Julia<br />

Klein, am Klavier begleitet von Yoshiko Hashimoto.<br />

Musikvortrag<br />

Vielen Dank für diese eindrucksvolle Darbietung. Im Anschluss an meine Rede<br />

kommen wir noch einmal in den Genuss eines Vortrages der beiden<br />

Nachwuchskünstler.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

bitte gedenken Sie mit mir für einen kurzen Moment der Menschen, die im<br />

vergangenen Jahr in der Stadt Bedburg von uns gegangen sind, unter anderem der<br />

Ehrenbürger der Stadt Bedburg, Herr Karl-Friedrich Schild.<br />

Vielen Dank.<br />

Verehrte Gäste,<br />

der irische Schriftsteller George Bernhard Shaw hat einmal gesagt hat: „Ein Jahr<br />

zählt soviel Tage, wie man genutzt hat.“<br />

Wir in Bedburg haben im vergangenen Jahr viele Tage genutzt. Eine Vielzahl<br />

wichtiger Maßnahmen wurden auf den Weg gebracht und vollendet. Wir können und<br />

werden optimistisch ins neue Jahr <strong>2009</strong> gehen.<br />

Bedburg steht sehr gut da.<br />

Bedburg ist eine Stadt mit hoher Lebensqualität.<br />

Wer die Geschehnisse und Entwicklungen in unserer Stadt mit offenen Augen<br />

betrachtet, wird merken, dass Bedburg eine Stadt im Umbruch – ja vielmehr im<br />

Aufbruch ist.


- 4 -<br />

Aufbruch ist auch dringend notwendig! Wir müssen den Herausforderungen<br />

gewachsen sein. Jeder spricht von Globalisierung – aber keiner glaubt an praktische,<br />

greifende Konsequenzen.<br />

Die Vorsitzende der Landfrauenvereinigung Rhein-Erft, Frau Marlies Kolping, hat es<br />

im Rahmen des Landwirteempfangs des Landrates Anfang Dezember auf den Punkt<br />

gebracht, als sie sagte:<br />

„Bauern haben in der Vergangenheit unter Rahmenbedingungen gewirtschaftet,<br />

unter denen andere Branchen längst das Handtuch geworfen hätten. Die<br />

Landwirtschaft zählt aber nach wie vor zu den zentralen Säulen von Staat und<br />

Gesellschaft. Die Auseinandersetzung über den Strukturwandel, über betriebliches<br />

Wachsen und über die Existenzsorgen vieler kleiner und großer Betriebe wird nicht<br />

erst seit gestern geführt.<br />

Die Ansichten sind hier sehr verschieden und wenn man sich zurück erinnert an das<br />

Ende der 1960-er Jahre, wo Politiker den Bauern noch versprachen, dass jeder, der<br />

Bauer bleiben will, auch Bauer bleiben kann, gleichzeitig aber zur damaligen Zeit<br />

schon jemand von einer Größenordnung für zukünftige Vollerwerbsbetriebe mit 80<br />

bis 120 ha Ackerbau, 40 bis 60 Kühen oder 450 bis 600 Mastschweinplätzen sprach,<br />

erklärte man ihn für verrückt.<br />

Heute stehen ganz andere Zahlen da. Die Größenordnungen bewegen sich<br />

zwischen 200 bis 400 Kühen, 400 bis 800 Sauen oder 3.000, 5.000 oder 10.000<br />

Mastschweinen. Für viele von uns nicht nachvollziehbar, denn dies sind keine<br />

bäuerlichen Familienbetriebe mehr, sondern Unternehmer. Ausgelöst wird und wurde<br />

solches Wachsen durch den Globalisierungsprozess, dem sich die Landwirtschaft<br />

anpassen musste.“<br />

An diesem ganz praktischen Beispiel aus unseren landwirtschaftlichen Betrieben<br />

lässt sich erkennen, welche Auswirkungen die Globalisierung hier vor Ort, auch im<br />

Rhein-Erft-Kreis und auch in Bedburg zur Folge hat. Die Zeit ruhiger Entwicklungen<br />

der Städte und Gemeinden ohne Blick nach rechts und links ist vorbei. Es geht<br />

inzwischen um harten und internationalen Wettbewerb. Die Kommunen müssen<br />

Rahmenbedingungen schaffen, die sie für erfolgreiche Unternehmen einerseits und<br />

für die Menschen mit ihren Bedürfnissen andererseits interessant und lebenswert<br />

machen.


- 5 -<br />

Für den Stadtrat war es nicht immer leicht, die neuen Lösungsvorschläge<br />

nachzuvollziehen. Kommunale Entscheidungen haben, wie in der Privatwirtschaft,<br />

meist nur ein kleines Zeitfenster. Dies war für alle, auch für mich, eine oftmals<br />

unbequeme und unangenehme Erfahrung. Die Anforderungen, sich nicht mehr nur<br />

als kommunale Verwalter, sondern als kommunale Unternehmer zu verstehen, die<br />

am handfesten Erfolg zu messen sein sollen, waren an alle Beteiligten immens.<br />

Da wir in Bedburg vergleichsweise früh neue Wege beschritten haben, sind wir heute<br />

im Verhältnis zu anderen Kommunen gut positioniert. Die Nachbarkommunen<br />

schauen wachsam auf unser Handeln und – vor allem – auf die gute Entwicklung<br />

unserer Stadt.<br />

Die Herausforderungen an die Gesellschaft, alle Gruppen an der Entwicklung<br />

teilhaben zu lassen, sind gestiegen. Teilhabe ist nicht nur ein abstrakter<br />

gesellschaftlicher Wert, er lässt sich hautnah auf der kommunalen Ebene erfahren.<br />

Das direkte Miteinander der Menschen zeigt die konkreten Handlungsmöglichkeiten<br />

für jeden Einzelnen.<br />

Drei Stichworte sind in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung und<br />

sollten deshalb Beachtung finden:<br />

die zunehmende Internationalisierung<br />

der demographische Wandel<br />

und die intergenerative Gerechtigkeit.<br />

Wir sind diesbezüglich sehr gut aufgestellt, wie ich Ihnen nachfolgend kurz darlegen<br />

werde.<br />

I. Internationalisierung<br />

Durch eine herausragende Unternehmens-Ansiedlung ist es uns gelungen, von den<br />

Auswirkungen der Globalisierung und der Internationalisierung zu profitieren. Die<br />

geplante 100 Mio. Euro-Investition des chinesischen Baumaschinenherstellers Sany<br />

in Bedburg ist die bisher größte Direktinvestition eines chinesischen Unternehmens<br />

nicht nur in NRW und der Bundesrepublik, sondern sogar in ganz Europa.


- 6 -<br />

Von besonderer Wichtigkeit ist diese Ansiedlung auch deshalb, weil sie als<br />

Schlüsselinvestition zum einen in die gesamte Region Rheinland hineinstrahlt und –<br />

davon bin ich überzeugt – auch noch weitere Unternehmensansiedlungen als<br />

sekundäre Wirtschaftseffekte in die Stadt Bedburg, aber auch der gesamten Region<br />

nach sich ziehen wird.<br />

Für die Stadt Bedburg hat der Zuschlag bzw. die Bindung des Unternehmens an<br />

Bedburg einige zusätzliche signifikante Auswirkungen:<br />

Sany erhöht mit der Prioritätensetzung „Bedburg“ die<br />

Strahlkraft des Wohn- und Wirtschaftsstandortes Bedburg<br />

ganz enorm und knüpft an die Industrie-Tradition Bedburgs<br />

an – denken Sie an Zuckerfabrik, Rheinische Linoleumwerke<br />

und Bedburger Wolle.<br />

Der Name „Sany Bedburg“ wird den Bekanntheitsgrad der<br />

Kommune überregional transportieren.<br />

Sany-Bedburg wird in der Region eine große Magnetwirkung<br />

auf andere Investoren ausüben.<br />

Es entstehen in Stufen eine Vielzahl von Arbeits- und<br />

Ausbildungsplätzen.<br />

Die Situation der Steuereinnahmen für Bedburg wird<br />

wesentlich verbessert.<br />

Da wir die Kommune Bergheim zur schnellstmöglichen Realisierung dieses nrwrelevanten<br />

Großprojekts mit ins Boot genommen haben, d.h. die Ansiedlung<br />

gemeinsam als Partner betreiben, werden wir somit in der Folge auch beide<br />

gleichermaßen durch die Ansiedlung partizipieren.<br />

Dabei wird es aber nicht nur einen Industriepark Bedburg-Bergheim auf Bedburger<br />

Stadtgebiet geben, sondern zukünftig bei entsprechender Entwicklung auch ein<br />

Gewerbegebiet Bergheim-Bedburg auf Bergheimer Stadtgebiet – und zwar entweder<br />

im Zuge der Realisierung des Regionalprojektes „terra nova“ oder im neuen<br />

Gewerbe- und Industriegebiet Paffendorf.


- 7 -<br />

II. Demographischer Wandel<br />

Meine Damen und Herren,<br />

wir werden alle älter. Das Durchschnittsalter steigt, und die Bevölkerungszahlen<br />

sinken. Das macht sich dort bemerkbar, wo die Menschen leben: in den Kommunen.<br />

Wir müssen jetzt und sofort damit beginnen, die Lebensqualität der Zukunft in<br />

unserer Stadt aktiv zu gestalten. Im Wettbewerb mit den Nachbarkommunen.<br />

Ein Beitrag der Stadt Bedburg ist hierzu die Umsetzung des Bäderkonzeptes in<br />

Zusammenarbeit mit der Fa. monte mare. Noch im Februar <strong>2009</strong> wird der Baubeginn<br />

erfolgen. Um eine Zusammenarbeit mit der Fa. Monte mare haben sich auch<br />

Bergheim und Grevenbroich bemüht. Ich bin froh, dass wir auch diesen<br />

Standortwettbewerb gewonnen haben. Leider konnte die Entscheidung zur<br />

Umsetzung im Stadtrat aber nicht einstimmig beschlossen werden. Für diejenigen,<br />

die sich mit der Komplexität der Materie nicht so vertraut gemacht haben, gebe ich<br />

gerne einen Hinweis auf einen Leserbrief im KstA vom 03.11.2008 zur ähnlichen<br />

Situation in Erftstadt.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

in Bedburg sahen die zu berücksichtigenden Fakten vergleichbar aus. Ob unser<br />

Lösungsweg wirtschaftlich erfolgreicher sein wird als in Erftstadt, kann nur die<br />

Zukunft zeigen. Er ist aber nicht nur nachhaltiger, sondern auch attraktiver.<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich hier auf einen Passus in meiner Neujahrsrede<br />

aus dem Jahr 2006 verweisen. Vielleicht erinnern Sie sich. Ich sprach damals vom<br />

sprichwörtlichen langen Atem, den man braucht, wenn man sich bei solchen<br />

Projekten nicht vom Weg abbringen lassen will. Ich bin sehr froh, dass wir über die<br />

vergangenen Jahre hinweg dieses Bäderkonzept stets so beharrlich weiterverfolgt<br />

haben. Der Umsetzung steht nun nichts mehr im Wege.<br />

Auch das ist gut für Bedburg und unsere Mitbürger.<br />

Familien- und Kinderfreundlichkeit<br />

Zukunftsorientierte Seniorenentwicklung<br />

Wegweisende Stadtentwicklung<br />

Zukunftsrobuste Haushalts- und Finanzpolitik<br />

sind erforderlich und begleiten unsere Standortpolitik.


- 8 -<br />

Zur Kinder- und Familienfreundlichkeit tragen<br />

der zuvor genannte Badbau „Monte Mare“,<br />

unsere hervorragend ausgestatteten Schulen,<br />

und die verschiedensten Betreuungsangebote im Vorschulund<br />

Schulbereich<br />

bei.<br />

Attraktiv unterstützt und erweitert wird dieses Angebot durch den bevorstehenden<br />

Bau einer Mensa, für die ich mich mit Nachdruck eingesetzt habe.<br />

Die Beitragsfreiheit des dritten Kindergartenjahres,<br />

ist nicht nur bildungspolitisch sinnvoll.<br />

Es entlastet die Familien finanziell !.<br />

Diese und die vielen weiteren Dinge, die wir für die Familien und Kinder tun bzw.<br />

bereits getan haben, müssen wir weit mehr in den Mittelpunkt rücken.<br />

Tue Gutes und sprich darüber.<br />

Denn: Bedburg muss nicht kinder- und familienfreundlich werden – Bedburg ist<br />

es bereits.<br />

Ganz real betrachtet, balancieren Familien mit Kindern zwischen drei Polen:<br />

Zeit,<br />

Geld<br />

und Infrastruktur.<br />

Bildungswege sind Lebenswege – darin investieren wir.<br />

Im städtischen Forum wurde kürzlich sehr angeregt über eine Jugendbeteiligung und<br />

die Gründung eines Seniorenbeirates diskutiert. Die Entwicklung kommunaler<br />

Beteiligungsstrukturen für die Jugend wird immer wichtiger, weil dieser<br />

Bevölkerungsanteil im Gegensatz zu den Senioren bereits heute strukturell<br />

unterrepräsentiert ist. Schon in der Sitzung des Hauptausschusses am 14. Oktober<br />

2008 habe ich ein Gesamtkonzept zur Entwicklung von Leit- und Strategiezielen zum<br />

Umgang mit dem demographischen Wandel eingefordert.


- 9 -<br />

Es wird zu entscheiden sein , welche Generationengruppe zukünftig mehr gefördert<br />

wird. Die Gruppe der wahlrelevanten Senioren oder doch lieber die der Kinder und<br />

Jugendlichen, denen die Zukunft noch bevor steht.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

eine Beteiligung der nachkommenden Generationen sollte schnellstmöglich<br />

umgesetzt werden.<br />

Unter dem Motto<br />

„Eine Stadt für uns alle“<br />

sollen Kinder und Jugendliche in kommunalpolitische Prozesse einbezogen, soll ihre<br />

Bereitschaft zu zivilgesellschaftlichem Engagement gefördert werden. Kinder und<br />

Jugendliche sind eine wichtige Zielgruppe, denn Wertemuster werden in jungen<br />

Jahren erworben. Jungen Menschen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, ist<br />

ein erfolgversprechender Weg. Sie sollen morgen engagierte, demokratiefähige und<br />

dem Gemeinwohl verpflichtete Bürger sein. Statt Wunschbilder zu zeichnen, halte ich<br />

persönlich es in diesem Zusammenhang eher damit, das Heft in die Hand zu<br />

nehmen, zu handeln und zu gestalten.<br />

Und ich denke – es lohnt sich nicht nur für Bedburg, sondern für uns alle.<br />

Das soll keineswegs heißen, dass wir die Senioren vernachlässigen. Sie sind bereits<br />

in vielen gesellschaftspolitischen Institutionen vertreten und ihre Interessen somit<br />

schon weitestgehend gewahrt. In Bedburg gibt es auch heute schon viele<br />

interessante Angebote für die sogenannte Gesellschaft 60+.<br />

Lobenswert und von besonderer Bedeutung ist auch die Einrichtung der Bedburger<br />

Tafel, die Ende Januar für die Bedürftigen in Bedburg öffnen wird. Es ist schön<br />

festzustellen, wenn das Miteinander in der Stadt und die Fürsorge für Andere so<br />

harmonisch funktioniert. Den Initiatoren und den Unterstützern der Tafel gilt mein<br />

herzlicher Dank für ihr Engagement.<br />

Lassen Sie mich nun zum Thema Stadtentwicklung, entscheidend für die<br />

Zukunftsfähigkeit unseres Gemeinwesens, ein paar Worte sagen.<br />

Im letzten Jahr wurde die lokale Agenda in die Ortsteile verlagert. Seit dem werden<br />

dort die dezentralen Stadtteilforen durchgeführt. Somit setzen sich die konkret


- 10 -<br />

betroffenen Mitbürgerinnen und Mitbürger mit den Problemstellungen und<br />

Anregungen ihres Ortsteiles auseinander. Die Treffen in 2008 waren schon sehr<br />

vielversprechend. Vielleicht gelingt es in diesem Jahr, noch mehr Menschen für eine<br />

Mitarbeit in diesen Gremien zu gewinnen. Davon profitiert die Stadt Bedburg<br />

insgesamt, aber insbesondere auch der jeweilige Stadtteil und die Menschen vor Ort.<br />

Ein immens wichtiger Beitrag ist die Entwicklung der beiden Rahmenpläne der zwei<br />

größeren Zentren unserer Stadt, Bedburg und Kaster, zur Stadtentwicklungsplanung.<br />

Sie zeigen uns jedenfalls genügend Handlungsansätze und geben für die nächsten<br />

Jahre genügend Arbeitsaufträge.<br />

Wenn wir dies nun mit den Bebauungsplänen auf dem Kasterer Acker und auf dem<br />

Zuckerfabriksgelände ergänzen, halten wir erstmals einen Masterplan für die<br />

städtebauliche Entwicklung der Stadt Bedburg in den nächsten 20 Jahren in Händen.<br />

Selten war Bedburg strategisch so gut aufgestellt – das ist ein Riesenschritt nach<br />

vorn, der Investitionen anregen und Planungssicherheit auslösen kann.<br />

Zur Stadtentwicklungsplanung gehört natürlich auch die im vergangenen Jahr<br />

vollzogene Sanierung und Renovierung der repräsentativen Räumlichkeiten des<br />

Bedburger Schlosses. Dies ermöglicht uns in der Folge einen weiteren Ausbau der<br />

zwischenzeitlich bereits hervorragenden städtischen Kulturarbeit. Dabei ist im<br />

übrigen festzustellen, dass sich die Kulturarbeit nicht nur auf die Organisation durch<br />

die Stadt beschränkt, sondern sich die vielen Veranstaltungen in den Ortsteilen,<br />

ausgerichtet durch die Vereine, Kneipen und Gaststätten gegenseitig befruchten und<br />

somit wir alle von einem wirklich breit gefächerten Angebot profitieren.<br />

Um diesem hohen Bedarf an Veranstaltungsmöglichkeiten gerecht zu werden, ist für<br />

dieses Jahr der Umbau der Turnhalle an der Grundschule in Kaster vorgesehen.<br />

Diese soll sodann zum einen als Sport- und zum anderen auch als<br />

Veranstaltungsstätte dienen.<br />

Für die Stadtentwicklung förderlich ist sicher auch die sehr schwierige<br />

Wiederbelebung des ehemaligen toom-Marktes. Ich weiß, dass die Bowlinganlage<br />

trotz mehrfacher Ankündigung immer noch nicht eröffnet hat. Nach Aussagen des<br />

Investors sollen wir uns nun aber tatsächlich ab Mitte Februar dort sportlich betätigen<br />

können. Auch hier ist langer Atem gefordert. Unsere Jugend, aber auch die


- 11 -<br />

mittelalten und älteren Generationen werden für diese neugeschaffene<br />

Freizeiteinrichtung dankbar sein.<br />

Zu Rathausfrage eine kurze Anmerkung, und ich wiederhole mich gerne: Hier habe<br />

ich – hat die Politik – bedauerlicherweise Fehler gemacht. Diese – durchaus auch<br />

bittere – Erfahrung lehrt uns und mich, es zukünftig anders und vor allen Dingen<br />

besser zu machen.<br />

In den Diskussionen um den zukünftigen Rathausstandort habe ich gelernt, wie<br />

schwer grundsätzlich die angeratenen Veränderungen im Stadtbild gerade von<br />

denjenigen zu akzeptieren sind, die im Rahmen einer Umsiedlung schon einmal ein<br />

Stück Heimat aufgeben mussten und jetzt befürchten, sich hinsichtlich der vertrauten<br />

städtischen Strukturen eventuell wiederum neu orientieren zu müssen.<br />

Deshalb habe ich mich schon im vergangenen Jahr in dieser Frage eindeutig<br />

positioniert: Diese Frage ist für mich keine Frage einer Ratsentscheidung mehr, hier<br />

muss ein sog. Ratsbürgerentscheid her. Auf diese Position können sie sich<br />

verlassen.<br />

III. Intergenerative Gerechtigkeit<br />

Kommen wir nun zum letzten wesentlichen Punkt, der im Rahmen der<br />

fortschreitenden Globalisierung von Bedeutung ist:<br />

die intergenerative Gerechtigkeit, sprich Finanzen.<br />

Da die strukturellen Rahmenbedingungen hier vor Ort in den letzten Jahren erheblich<br />

verbessert werden konnten, fällt der Einbruch bei den städtischen Einnahmen infolge<br />

der eingesetzten Rezession nicht mehr so dramatisch aus, wie noch vor der<br />

Jahrtausendwende befürchtet.<br />

Ich gebe unserem Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers Recht, wenn er sagt, dass<br />

die gegenwärtige Weltordnungskrise zu einer neuen Weltordnung führen wird und es<br />

die große politische Aufgabe zu Beginn dieses Jahrhunderts sei, diese zu gestalten.<br />

Er sagt: „Wir müssen die Chance nutzen, um gemeinsam für Spielregeln zu kämpfen,<br />

die Raubtierkapitalismus eindämmen und für eine gerechte Welt sorgen.


- 12 -<br />

Wirtschaftliche Vernunft und soziale Gerechtigkeit müssen die zwei Seiten einer<br />

Medaille sein.“<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich auf die bereits angesprochene Einführung des<br />

beitragsfreien letzten Kindergartenjahres und die Senkung der Grundsteuer B,<br />

verweisen, durch den zum einen alle Bedburger Bürgerinnen und Bürger, aber<br />

insbesondere die Familien mit Kindern eine finanzielle Entlastung verzeichnen<br />

können. Wenn auch dieser Entlastung in dem ein oder anderen Fall eine Erhöhung<br />

durch die Abwassergebühr entgegensteht, so sind diese Kosten wenigstens durch<br />

das eigene Verhalten beeinflussbar.<br />

Hinsichtlich der intergenerativen Gerechtigkeit sind auch wieder die beiden PPP-<br />

Projekte Bedburgs zu nennen<br />

das Schulprojekt und<br />

das Bäderkonzept.<br />

Durch die Anmietung über jeweils 25 Jahre und die dadurch bedingte Aufteilung der<br />

Kosten auch auf diesen Zeitraum, verteilen sich die Belastungen fair auf heutige und<br />

kommende Generationen gleichermaßen.<br />

Nachweislich haben sich auch die wirtschaftlichen Rahmendaten der Stadt Bedburg<br />

wie<br />

Kaufkraft,<br />

Einzelhandelsumsatz und<br />

Zentralität<br />

deutlich verbessert.<br />

Im Gegensatz zu fast allen anderen Städten unserer Größenordnung ist es uns<br />

gelungen,<br />

Leerstände in den Geschäftslagen von Bedburg und Kaster<br />

abzubauen und<br />

neuen Einzelhandel / neues Gewerbe zu positionieren.<br />

Mehr als 20 neue Objekte können verzeichnet werden.<br />

Nicht alltäglich sind sicherlich auch die sonstigen größeren Investitionstätigkeiten, die<br />

gerade die ältere Generation in unserer Stadt Bedburg ansprechen, wie etwa<br />

im Pflegebereich die Erweiterung der Klosterresidenz Maria-<br />

Hilf in Kirchherten und


- 13 -<br />

der Bau der Pro8-Spezial-Einrichtung in Bedburg-West.<br />

Weltweit gibt es derzeit einen nachhaltigen Wirtschaftsabschwung. Wie es weiter<br />

gehen wird, kann niemand vorhersagen. Dass aber nach einem Abschwung auch<br />

wieder ein Aufschwung kommt, das weiß jeder. Und gerade für diese Zeit müssen wir<br />

vorbereitet und müssen wir gerüstet sein.<br />

In der Zwischenzeit sollten und werden wir unsere gesamte Infrastruktur weiter<br />

modernisieren und auf die Anforderungen von Morgen, auf die Zeit des nächsten<br />

Aufschwungs vorbereiten. Die finanziellen Mittel dafür müssen im Rahmen des<br />

Gesamthaushaltes aufgebracht werden.<br />

Helfen Sie mir deshalb bitte, die sogenannte „Deutsche Angst“, die deutsche<br />

Bedenkenträgerschaft, die auch in Bedburg vereinzelt immer wieder zu Tage tritt,<br />

endlich beiseite zuschieben. Eines ist uns in diesem Zusammenhang doch wohl allen<br />

klar. Wir brauchen einen gesunden Willen, etwas zu wagen, auch wenn das nicht<br />

immer leicht ist.<br />

Und da in wenigen Monaten Kommunalwahlen stattfinden, lassen Sie mich bitte<br />

ergänzen: Ich freue mich, dass auch ich es wieder wagen darf, mich darum zu<br />

bewerben, die Geschicke dieser schönen Stadt weiter zu lenken. Auch das ist nicht<br />

immer leicht. Aber ich habe den gesunden Willen dazu und bewerbe mich am 7.Juni<br />

darum, meine Arbeit als Bürgermeister fortsetzen zu dürfen. Dabei bin ich dann auf<br />

Ihre Unterstützung angewiesen.<br />

Ich wünsche mir einen fairen und sachlichen Wahlkampf mit Rücksicht auf die auch<br />

betroffenen Familien.<br />

Schlussworte<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

Bedburg ist eine aufstrebende Stadt, die ihre Hausaufgaben gemacht hat. Dennoch<br />

bietet auch das Jahr <strong>2009</strong> wieder viele Herausforderungen und Chancen. Wir<br />

werden uns mit all unserer Schaffenskraft dafür einsetzen. Lassen Sie uns mit<br />

Optimismus und Tatendrang ans Werk gehen. Von jedem Einzelnen von Ihnen weiß<br />

ich, dass Sie alle sich in unterschiedlicher Form hierfür engagieren, einsetzen und<br />

Verantwortung übernehmen, ob als Einzelperson oder in Vereinen, sportlichen,<br />

sozialen, kirchlichen und kulturellen Organisationen, in Parteien und Verbänden.


- 14 -<br />

Oder auch und insbesondere als Mitarbeiterin und Mitarbeiter der Stadtverwaltung,<br />

die sich häufig genug über das normale und bezahlte Maß einer Berufstätigkeit<br />

einsetzen.<br />

Ich danke Ihnen allen von ganzem Herzen und bitte Sie nicht nachzulassen.<br />

Überleitung 2. Musikteil<br />

Verehrte Gäste,<br />

bereits zu Beginn habe ich es versprochen. Wir kommen nunmehr in den Genuss,<br />

ein weiteres Stück von Julia Klein in Begleitung von Yoshiko Hashimoto zu hören.<br />

Da ich die Dame am Flügel bei der einleitenden Vorstellung ein wenig vernachlässigt<br />

habe, möchte ich sie Ihnen nun näher vorstellen: Frau Yoshiko Hashimoto hat in<br />

Tokyo ihr Klavierstudium absolviert. Seit dem Jahre 2002 lebt sie in Köln und studiert<br />

an der dortigen Musikhochschule das Fach ‚Liedbegleitung’. Seit 2006 hat Yoshiko<br />

Hashimoto zudem einen Lehrstuhl als Korrepetitorin.<br />

Wir hören nunmehr von beiden Damen, Julia Klein und Yoshiko Hashimoto, „Singet<br />

nicht in Trauertönen“ von Robert Schumann sowie „Ich bin die Christel von der Post“<br />

von Carl Zeller.<br />

Musikvortrag<br />

Vielen Dank für die tollen Darbietungen. Bei Ihnen Beiden, Frau Klein und Frau<br />

Hashimoto, möchte ich mich sehr herzlich bedanken, Es hat uns sehr gefreut, dass<br />

Sie hier und heute für uns aufgetreten sind. Für Ihre weitere persönliche und<br />

musikalische Zukunft wünsche ich Ihnen alles Gute.<br />

Freigabe Getränke und Buffet<br />

Liebe Gäste,<br />

abschließend bleibt mir nur, endlich das Buffet zu eröffnen und Sie alle zu einem<br />

Gläschen des leckeren kölschen Gerstensaftes einzuladen. Stoßen Sie mit mir an,<br />

auf ein gutes Jahr <strong>2009</strong>, unsere Stadt Bedburg, und unser aller Gesundheit. Dazu<br />

wünsche ich Ihnen wie immer gute Gespräche.<br />

Denn auch die sind wichtig für unsere Stadt Bedburg.

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