Buch jugendarbeit:freiwillig, engagiert, professionell
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Bernhard Heinzlmaier<br />
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le der traditionellen Leistungskultur ist die Erfolgskultur getreten. In<br />
der sich ausbreitenden, mediengetriebenen Selbstdarstellungskultur<br />
kommt mit einem Mal der Leistungsverkauf vor der Leistungserbringung.<br />
Eine Selbstdarstellungs- oder performative Ökonomie ist entstanden,<br />
in der nur das Erfolg verspricht, was sichtbar gemacht werden<br />
kann und darstellbar ist. Die auf Sachverwirklichung basierende<br />
Leistung wird durch den auf Selbstdarstellung und soziale Durchsetzung<br />
gegründeten Erfolg ersetzt. Prämiert wird der performative<br />
Markterfolg, nicht die arbeitsbezogene Leistung (vgl. Neckel 2008).<br />
Ein typisches Phänomen der Erfolgsökonomie sind die bei Jugendlichen<br />
besonders beliebten Casting-Shows. Der Erfolg im Casting<br />
kommt plötzlich und spontan. Er ist nicht Ergebnis einer langfristig<br />
geplanten Bildungs-/Ausbildungsbiographie. Gesellschaftlicher<br />
Aufstieg und Anerkennung wird nicht durch den langwierigen<br />
Erwerb von Bildungstiteln erreicht, sondern durch den spontanen<br />
Erfolg am kulturindustriell vermittelten Unterhaltungsmarkt.<br />
Es ist nicht verwunderlich, dass insbesondere junge Menschen aus<br />
den bildungsfernen Milieus massenhaft den sozialen Aufstieg über<br />
den Unterhaltungsmarkt anstreben, werden sie doch aufgrund ihrer<br />
Habitusdefizite und der Abwehrstrategien der Mittelschichten,<br />
die ungestört von der „Konkurrenz von unten“ ihre Bildungsprivilegien<br />
erhalten wollen, von den Bildungsinstitutionen fern gehalten<br />
(vgl. Bude 2011). Für Jugendliche aus bildungsfernen Schichten ist<br />
es erfolgversprechender, den sozialen Aufstieg über die Märkte der<br />
performativen Ökonomie zu versuchen als durch den Erwerb von<br />
Bildungs- und Ausbildungstiteln an Schulen und Universitäten.