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Buch jugendarbeit:freiwillig, engagiert, professionell

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Bernhard Heinzlmaier<br />

30<br />

Rücken der Jugendlichen entstehen Standardisierungen, die vom<br />

einzelnen aber nicht notwendigerweise wahrgenommen werden.<br />

„Die entstehenden Existenzformen sind der vereinzelte, sich seiner<br />

selbst nicht bewusste Massenmarkt und Massenkonsum für pauschal<br />

entworfene Wohnungen, Wohnungseinrichtungen, tägliche Gebrauchsartikel,<br />

über Massenmedien lancierte adoptierte Meinungen,<br />

Gewohnheiten, Einstellungen, Lebensstile“ (Beck 1986:212). Individualität<br />

zu zeigen, etwas Besonderes und Einzigartiges zu sein, ist<br />

unter den Bedingungen einer Gesellschaft, in der das Individuum<br />

zum zentralen Bezugspunkt aller Diskurse geworden ist, zwar eine<br />

täglich zu erfüllende Pflicht, die Individualität ist dabei aber nur eine<br />

scheinbare, die sich den Standards und Vorlagen der Kulturindustrie<br />

unterwerfen muss, will sie Anerkennung finden.<br />

Viel zu früh hat sich der soziologische Diskurs von der Kulturindustriethese<br />

der Frankfurter Schule verabschiedet. Die von den „Cultural<br />

Studies“ geforderte Würdigung der Kreativität der Jugendlichen<br />

bei der Aneignung von massenkulturell produzierten Stilelementen<br />

und Artefakten hatte die systematische Unterschätzung der manipulativen,<br />

standardisierenden Einflüsse der Kulturindustrie zur<br />

Folge. Deutlich wird dies vor allem anhand der sich im Fernsehen<br />

ausbreitenden Casting-Shows, in denen nicht das selbsttätig-kreative<br />

Individuum im Mittelpunkt steht, sondern das Reproduzieren von<br />

bereits kommerziell erfolgreichen Star-Vorlagen verlangt und gefördert<br />

wird. Dies führt dazu, dass dem jugendlichen Massenpublikum<br />

popkulturelle Innovationen vorenthalten werden und anstatt dessen<br />

der Masse tagtäglich das immergleiche, leicht zum kommerziellen<br />

Erfolg zu bringende Einerlei vorgesetzt wird. Das eigentlich perfide<br />

am Format der Casting-Show aber ist, dass das Publikum sich selbst<br />

unterhält, indem es sich massenhaft den erniedrigenden Casting-<br />

Modalitäten unterwirft. Das Publikum drängt auf die Bühne und<br />

betrachtet sich voll Häme selbst dabei, wie es von den Jurorinnen<br />

und Juroren erniedrigt und in die gesichtslose Masse zurückgestoßen

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